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Sabine
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Bewertungen

Insgesamt 409 Bewertungen
Bewertung vom 02.05.2013
Gordon, Noah

Der Medicus von Saragossa


gut

Vorweg eines: man darf dieses Buch nicht mit „Der Medicus“ vergleichen, auch wenn der Titel suggeriert, dass dies die Fortsetzung des Bestsellers ist. Es ist ein eigenständiges Buch und der Originaltitel „The Last Jew“ ist weitaus passender für diesen Roman.
In Spanien herrscht die Inquisition, man schreibt das Jahr 1492. Nach dem Mord an seinem Bruder und Vater steht der 13jährige Jona völlig alleine da, Juden ist es verboten, im Land zu bleiben, so dass er sich auf eine abenteuerliche Reise macht: er will der Inquisition trotzen und scheint, der letzte Jude Spaniens zu sein. Seine Suche nach dem eigenen Ich führt ihn quer durch Spanien und lässt ihn viele Abenteuer erleben.
Der Einstieg in den Roman ist zäh und unübersichtlich, wird doch erst mal erklärt, warum die Familie des kleinen Jona sterben muss. Auch der Sprachstil war mir fremd, er wirkte auf mich ein wenig angestaubt und unmodern, ich brauchte eine Zeit, um mich damit anzufreunden. Dann liest sich die Geschichte um Jona aber recht flüssig.
Er reist in Spanien umher, arbeite als Knecht, Schäfer und Waffenschmied, um sich Kost und Logis zu verdienen. Die Stimmung war mir einfach zu sorglos, die ständige Gefahr der Inquisition gar nicht präsent. Das ganze Thema der verschiedenen Religionen wurde immer nur gestreift, ich hätte mir mehr Einblicke in den jüdischen Glauben gewünscht.
Irgendwann erreicht der mittlerweile jugendliche Jona Saragossa, dort erkennt er seine Berufung zur Heilkunst und wird Medicus. Dieser Teil des Buches hat mir besser gefallen, ich habe wieder etwas lernen können über die Arbeit eines Medicus im 15. Jahrhundert. Das Ende wird dann doch noch spannend und interessant, der Kreis der Geschichte schließt sich und Jona findet endlich Ruhe im Kreis seiner eigenen, kleinen Familie.
Jona hat sicherlich ein schweres Schicksal zu meistern, dennoch war der Protagonist nur oberflächlich gezeichnet, mir hat es an Tiefgang gefehlt. Ich konnte keinen richtigen Bezug zu ihm aufbauen, kam er mir doch immer nur wie ein Abenteurer vor, nicht aber wie ein Verfolgter durch die katholische Kirche. Dennoch liest sich das Buch – nach kurzen Einstiegsschwierigkeiten – flüssig und schnell, kommt aber bei weitem nicht an „Der Medicus“ von Noah Gordon heran. Von mir daher leider nur 3 Sterne.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.05.2013
Cross, Neil

Vergraben


sehr gut

Nathan und Bob lernen auf einer Party die junge Emily kennen. Völlig zugedröhnt und betrunken fahren sie mit ihr in einen kleinen Wald, um ein bisschen Spaß zu haben. Doch dort stirbt das junge Mädchen, Nathan und Bob beschließen, darüber Stillschweigen zu wahren – erst Jahre später scheint die Vergangenheit die beiden einzuholen…
Es geht in diesem Buch gar nicht so sehr darum, einen Mörder zu finden oder Ermittlungen zu führen. Es ist eher ein Psychodrama, eine Charakterstudie: was hat Nathan veranlasst, beim Tod Emilys so zu handeln, wie er es tat und was hat ihr Tod dann mit Nathan gemacht, wie sein Leben beeinflusst und seine Handlungen bestimmt. Dabei schreibt der Autor sehr eindringlich und schonungslos, lässt Einblicke in die Seele Nathans zu. Manchmal konnte ich ihn verstehen, manchmal aber auch nicht. Er hat in mir zum Teil Verständnis ausgelöst, manchmal Unbehagen und häufig Erschrecken. Auch die anderen Charaktere sind gut gezeichnet, sie sind glaubhaft und authentisch. Bildgewaltig beschreibt Neil Cross auch die Umgebung, in der die Geschichte spielt, so eindringlich, dass ich alles genau vor Augen hatte, vor allem der Wald mit seiner Dunkelheit war sehr einprägend für mich. Auch wenn in diesem Buch gar nicht so viel passiert, hat es einen eigenen Spannungsbogen, ich musste einfach wissen, wie es weitergeht. Das Ende bleibt dann ein bisschen offen: kann Nathan mit seiner Schuld weiterleben?
Wenn man nicht von einem klassischen Thriller ausgeht, sondern sich einlässt auf ein interessantes Psychodrama, dann wird man nicht enttäuscht werden. Ich jedenfalls wurde gut unterhalten und vergebe 4 Sterne!

Bewertung vom 30.04.2013
Heavey, Tara

Ein Garten voller Liebe


sehr gut

Ein wunderschönes Buch über Freundschaften, die Liebe und das Leben!
Aoifa hat in Dublin einen wunderschönen, jedoch verwilderten Garten entdeckt, der sie total verzaubert hat. Sie möchte dieses Juwel zum Leben erwecken und macht sich mit einigen anderen Gartenliebhabern an die Arbeit. Mit der Zeit werden aus diesen Fremden Freunde, jeder mit einem eigenen Schicksal, einer eigenen Geschichte. Sie lernen, Freude und Leid zu teilen und bald wird aus der grünen Oase ein Garten der Liebe.
Den Anfang des Romans fand ich ein bisschen unglaubwürdig – wer überläßt einem schon einfach so einen verwilderten Garten mitten in Dublin? Aber schon bald wurde ich gefangen von der Geschichte – man könnte meinen, der Zauber des Gartens hätte mich auch erreicht!
Die Charaktere des Buches können unterschiedlicher nicht sein, jeder jedoch hat mich auf seine eigene Art fasziniert:
Mrs. Prendergast als sture alte Lady, die im Verlauf des Buches jedoch auftaut und für die ich, nachdem ich ihre Geschichte kannte, durchaus Verständnis für ihr Verhalten zeigen konnte.
Uri, ein älterer Herr, der das Gärtnern liebt, obwohl er eigentlich Schneider ist, bezirzt trotz seiner Zurückhaltung und Scheu vor den Menschen durch sein Wissen über das Gärtnern und seine korrekte Art. Aber auch er hat eine Vergangenheit, die im Laufe der Erzählung zu Tage tritt und mich wirklich sehr beeindruckt und nachdenklich zurückgelassen hat.
Seth, sein Sohn, ist dagegen ganz anders. Er taucht in der Geschichte erst später auf und hat eine liebenswerte, erfrischende Art. Vor allem Aoife ist von ihm sehr angetan, durch seine ehrliche und beharrliche Art kann sie endlich den Tod ihres Mannes akzeptieren und einen neuen Lebensabschnitt beginnen.
Es bleibt noch die junge Emily: sie ist ein schüchternes und stilles Mädchen, das irgendetwas zu bedrücken scheint. Durch ihre neuen Freunde stellt sie sich ihrem Schicksal, nimmt das Leben an die Hand und genießt es in vollen Zügen!
Der Schreibstil ist sehr einfach gehalten und lässt sich gut und schnell lesen, die geschickte Aufteilung der Kapitel, die sich an den Jahreszeiten orientieren, unterstützt den Lesefluss. Dabei kommen auch Beschreibungen des Gartens selber nicht zu kurz, die wachsende und gedeihende Grünanlage konnte ich mir gut vorstellen und vor meinem inneren Auge sehen. Der Aufbau des Romans ist prima gelungen, nach und nach lernt man die Personen näher kennen und lieben. Letztlich sind mir alle Charaktere ans Herz gewachsen – und eines habe ich wieder gelernt: man kann den Menschen nur vor den Kopf schauen. Von meiner Seite eine absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 30.04.2013
Ray, Kitty

Nells geheimer Garten, Sonderausgabe


ausgezeichnet

Ein phantastisches Buch, das mich die Zeit hat vergessen lassen und Teil der Geschichte werden ließ!
Ellis ist schwanger und zieht sich in ihr einsames Cottage zurück, welches sie von ihrer Großtante Nell geerbt hat. Dort findet sie deren Tagebuch und taucht ein in die Lebensgeschichte von Nell, ihre große und tragische Liebe und das Geheimnis, was sie mit ihrer Schwester Violet verbindet.
Ein stilles, aber einfühlsames Buch, das in einem wunderschönen Schreibstil das Schicksal der Schwestern Nell und Violet in den 40er Jahren erzählt, aber auch die Geschichte Ellis‘ im Hier und Jetzt. Geschickt wechseln dabei die beiden Zeitebenen, dadurch entsteht eine ganz eigene Spannung, denn man möchte wissen, was die Schicksale verbindet und wie die Geschichte ausgeht.
Die Charaktere sind dabei so wunderbar gezeichnet und ausgearbeitet, dass ich sie geradezu vor mir sehen konnte. Auch die Kulisse ist so bildlich beschrieben, dass ich das Cottage mit seinen Gärten sehen und riechen konnte.
Die Geschichte der beiden Schwestern wird schonungslos beschrieben ohne dabei kitschig zu sein. Dabei lernt man die Gegebenheiten des Krieges kennen und die schwierigen Lebensumstände der Zeit. Liebe zur damaligen Zeit hatte immer etwas Gegenwärtiges, wusste man doch nie, ob nicht der Ehemann im Krieg sein Leben lässt oder man selber bei einem Bombenanschlag umkommt.
Nell war mir von Anfang an sympathisch, das Schicksal hat es ihr nicht leicht gemacht und dennoch hat sie immer an sich geglaubt und versucht, das Beste daraus zu machen. Sie wirkt bodenständig und aktiv, steht in der gefährlichen Zeit ihre Frau. Ganz im Gegensatz zu ihrer hübschen Schwester Violet, die zwar wunderschön anzuschauen ist, nur leider alleine kaum das Leben zu meistern schafft.
Ellis Neugier und Beharrlichkeit, das Rätsel ihrer Großtante und den Bezug zu ihrer eigenen Person zu lösen, haben mir gefallen. Manchmal konnte ich nicht verstehen, warum sie so handelt, wie sie es tut, dennoch war auch sie mir durchaus sympathisch.
„Nells geheimer Garten“ ist ein zauberhaftes Buch um ein lange gehütetes Familiengeheimnis mit liebevollen Charakteren und einer wunderbaren Liebesgeschichte – von meiner Seite volle 5 Sterne!

Bewertung vom 27.04.2013
Vermalle, Caroline

Denn das Glück ist eine Reise


ausgezeichnet

Charles und Georges, 76 und 83 Jahre alt, erfüllen sich einen langgehegten Traum: Sie fahren mit einem frisch erstandenen Renault die Tour de France nach. Dabei lernen sie nicht nur sich selbst neu kennen, sondern auch ihr Gegenüber, aus der langen Nachbarschaft wird langsam Freundschaft, mit allem, was dazugehört – Harmonie und Streit, Trennung und Versöhnung. Aber auch die eigene Familie wird neu entdeckt, Georges lernt seine Enkelin Adèle mal von einer ganz anderen Seite kennen.
Ein wunderschönes Buch, leise und einfühlsam in einem einfachen Schreibstil, der Platz für die eigene Phantasie lässt und sich auf das wesentliche konzentriert.
Charles und Georges sind beide sehr sympathisch, mich hat vor allem angesprochen, dass es nicht die typischen Protagonisten sind – nicht oft habe ich ein Buch gelesen, in dem der Hauptcharakter älter als 70 Jahre alt ist. Beide haben ihre Macken und Ansichten, sind geprägt von ihren Erlebnissen und ihren Schicksalen. Gerade das aber macht sie so sympathisch, sie sind menschlich, manchmal auch geradezu kindisch und schämen sich nicht ihres Alters. Ganz im Gegenteil, sie erkunden die Welt neu und versuchen auch, sich in den neuen technischen Wunderheiten zurechtzufinden.
Die Orte und Plätze, an denen die beiden Rentner verweilen, werden gar nicht großartig beschrieben, vielmehr geht es in dem Buch um das, was die beiden sagen, was sie denken und fühlen.
Und genau das schafft Caroline Vermalle, dass ich mitfühle und spüre, was in den Köpfen und Herzen der beiden Protagonisten vor sich geht.
Ein schönes Buch zum Eintauchen, zum Schmunzeln und Nachdenken, zum Lachen und Weinen. Ein Buch voller Freude und Humor und einer Leichtigkeit, wie ich sie selten erlebt habe!

Bewertung vom 27.04.2013
Mankell, Henning

Die Rückkehr des Tanzlehrers, 2 Audio-CDs


gut

Kommissar Lindmann soll den Tod seines ehemaligen Kollegen Herbert Molin aufklären. Zunächst scheint es keine Hinweise zu geben, nur die blutigen Tanzschritte. Bei den weiteren Recherchen zeigt sich die nationalsozialistische Gesinnung Molins, dies scheint einen Hinweis auf den Mörder zu liefern …
Leider hat mir das Hörbuch nicht so gut gefallen, es war nette Unterhaltung für zwei Stunden, aber leider auch nicht mehr. Vielleicht reichen aber auch 2 Stunden nicht aus, einen Schmöker von über 500 Seiten geschickt rüberzubringen.
Gefallen hat mir die Atmosphäre im Hörbuch – sie war spannend und melancholisch durch die geschickt eingespielte und ausgewählte Musik. Auch die Sprecher waren sehr angenehm und konnten jeder Romanfigur einen eigenen Charakter geben. Die Geschichte schien ansprechend, gerade das Thema Nationalsozialismus finde ich wichtig und daher als Mordmotiv wirklich interessant. Nur leider wurde die Thematik nur wenig vertieft, wer der Mörder ist, war für mich früh zu durchschauen (obwohl ich kein Krimi-Spezialist bin).
Etwas deplatziert fand ich die Sinnkrise des Kommissars, der zu Beginn des Falls mitgeteilt kriegt, dass er Zungenkrebs hat. Beim Hörbuch wirkt dies wie eine unpassende Rahmenhandlung, denn während des Falls wird von davon kaum mehr gesprochen. Ich kann mir aber vorstellen, dass dies im Roman deutlich besser umgesetzt wurde, indem auch während der Ermittlungen immer wieder Einblicke in die Psyche Lindmanns gegeben werden. Dies macht den Kommissar wahrscheinlich authentischer.
Insgesamt würde ich das Hörbuch nicht nochmal hören, ich habe schon bessere Romane von Mankell gelesen und gehört und würde dies nicht als ein stärkeres Werk sehen. Als kurzer Zeitvertreib ok, aber leider auch nicht mehr.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.04.2013
McGuire, Seanan

Winterfluch / October Daye Bd.1


sehr gut

Ich bin kein eingefleischter Fantasy-Fan, daher bin ich mit einigen Vorbehalten an dieses Buch herangetreten – aber ich wurde positiv überrascht!
October Daye ist ein Wechselbalg – halb Mensch, halb Fee. Als eine Fürstin der Feenwelt getötet wird, soll October diesen Mord aufklären. Schafft sie dies nicht, wird sie selber sterben. Doch mit ihrem letzten Atemzug hat die sterbende Fürstin einen Fluch auf October gelegt, sie kann sich der ihr gestellten Aufgabe gar nicht entziehen. Doch zum Glück gibt es Hinweise, die Toby zwischen Realität und Feenwelt reisen lässt.
Der Aufbau des Romans ist sehr gut gelungen, man lernt erst mal Toby – October Daye – kennen, die Umstände, in der sie lebt und was es nun eigentlich heißt, ein Wechselbalg zu sein. Auch zwischendurch werden immer wieder Erklärungen geliefert, wenn neue Gestalten in der Geschichte auftauchen oder eine neue Welt betreten wird – das aber so geschickt, dass der Fluss der Geschichte nicht gestört wird.
Toby ist mir sehr sympathisch, sie hat sehr viele menschliche Züge, denn der „Fee-Teil“ in ihr ist nur schwach ausgeprägt. Manchmal wirkt sie ein bisschen unbeholfen und tollpatschig, manchmal kann sie einfach ihre große Klappe nicht halten und muss daher leider trotz ihren Fee-Fähigkeiten immer wieder Schläge einstecken. In der Feen-Welt jedoch wird ihr immer wieder geholfen, eine liebliche Welt mit viel mit Magie und Mystik.
Auch die anderen Charaktere haben mir gefallen, sie sind alle gut gezeichnet, ihre jeweiligen Eigenschaften und Fähigkeiten erklärt, so dass ich mich gut zurechtfinden konnte in den verschiedenen Welten der Guten und Bösen.
Der Schreibstil ist flüssig und leicht verständlich, das Buch wird im Verlauf zunehmend spannender, und die letzten 100 Seiten konnte ich es kaum aus der Hand legen. Das Ende ist ganz anders als erwartet und überraschend, aber es passt zur Geschichte und bietet einen schönen Abschluss. Beim Lesen hatte ich hatte nämlich schon einen bösen Cliffhanger vermutet, da „Winterfluch“ der Auftakt einer Trilogie rund um Toby ist.
Insgesamt ist das Buch eine schöne Mischung aus Krimi, Spannung, Mystik und Abenteuer – ich fühlte mich hineingezogen in diese fremden Welten und wurde gut unterhalten!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.04.2013
Mann, Thomas

Der Zauberberg


ausgezeichnet

Der junge Ingenieur Hans Castorp besucht seinen Vetter Joachim Ziehmßen im Lungen-Sanatorium in Davos. Was zunächst als dreiwöchiger Besuch geplant war, endet erst jäh durch die Wirren des ersten Weltkrieges nach sieben Jahren. Denn auch bei Hans Castorp wird eine „feuchte Stelle“ über der Lunge diagnostiziert, die eine weitere Behandlung im „Berghof“ notwendig macht. Dabei reift der zunächst tappsig erscheinende Hans Castorp zu einer interessanten Persönlichkeit in dieser abgeschlossenen und eigenen Gesellschaft hoch oben in den Bergen. Er führt intensive Gespräche mit seinen Lehrmeistern Settembrini und Naphta, erlebt seine große Liebe mit Madame Chauchat und schätzt die Freundschaft mit dem Lebemann Mynheer Pepperkorn. Tod und Untergang begleiten Hans Castorp zudem, verliert er während seiner Zeit im Berghof doch mehrere ihm nahestehende Personen. Und wäre nicht der Krieg eingebrochen, hätte der junge Ingenieur sicherlich noch viele weitere Jahre in dieser Parallelwelt verbracht.
Ich habe schon Bücher von Thomas Mann gelesen und weiß um seinen eigenen Schreibstil, den man mögen muss, um durchzuhalten. Dennoch habe ich mich an den Zauberberg nie herangetraut, aber nach diesem Hörspiel will ich es doch gerne doch noch versuchen.
Einfach nur grandios – selten habe ich ein Hörbuch so fesselnd empfunden, und das, obwohl doch eigentlich gar nicht viel passiert. Das Hörspiel hält sich stark an den Originaltext und dank der geschickten Aufteilung von Monologen und Dialogen, immer wieder eingerahmt durch Passagen des Erzählers, macht das Hörspiel großen Spaß und der eigene Sprachstil stört überhaupt nicht. Ganz im Gegenteil – die vielen Anspielungen auf Philosophie, Mystik, Politik, Musik und Theologie (um nur einige zu nennen) haben mir Lust gemacht, das Buch auch noch zu lesen. Denn es gibt für mich noch viel zu entdecken.
Die Charaktere sind alle gut gezeichnet, jeder mit eigenen Stärken und Schwächen. Sie alle bilden eine bunte gemischte, von der Außenwelt nahezu abgeschlossene Gemeinschaft in den Bergen, in die Hans Castorp eintaucht und den Zuhörer mitnimmt. Ich habe mich selbst in dem Sanatorium sehen können, fasziniert von den verschiedenen Menschen mit ihren jeweils sehr eigenen Gedanken und Einstellungen, die sie in genialen Dialogen austauschen.
Alles in allem ein grandioses Werk, welches ich sicherlich auch noch einmal hören werde. Einziger Kritikpunkt meinerseits sind die eingespielten Geräusche und Untermalungen, die ich als billige und störende Effekthascherei empfunden habe. Darauf hätte ich gut verzichten können, dennoch hat dies meinem Hörgenuss keinen Abbruch getan – daher vergebe ich ganze 5 Sterne!

Bewertung vom 21.04.2013
Levy, Marc

Solange du da bist


sehr gut

Eine Liebesgeschichte mit einem Hauch Mystik: romantisch, bewegend und ergreifend.
Arthur findet in seinem Badezimmerschrank die junge, hübsche Lauren, genervt schickt er sie weg. Lauren jedoch behauptet, der Geist einer Komapatientin zu sein, deren Leben bald beendet werden soll. Nur zögerlich glaubt er der schönen Unbekannten, verliebt sich dann hoffnungslos in sie und versucht, Lauren im Leben zu halten.
Das Buch ist sehr angenehm geschrieben mit einem lockeren und einfachen Sprachstil, so dass es sich wirklich rasch weg lesen lässt. Es beginnt spannend mit dem schrecklichen Unfall der jungen Ärztin Lauren, so dass man sofort mitten drin ist in der Geschichte. Lauren ist eine hübsche und selbstbewusste junge Frau, die trotz ihrer misslichen Situation den Humor nicht verloren hat. Schon verständlich, dass sich der Architekt Arthur in sie verliebt, ist er doch ein ganz anderer Typ: eher zurückhaltend und gewissenhaft, dabei sehr liebevoll und zuverlässig – ihn mochte ich von Anfang an sehr gerne.
Die Geschichte selber ist bezaubernd und romantisch, eine bewegende Liebesgeschichte mit einem Hauch Mystik und Magie. Große Passagen sind so liebevoll geschrieben mit wertvollen und klugen Sätzen, die mich wirklich angesprochen haben und mich nachdenklich zurückließen. Dem gegenüber fand ich aber leider auch viele Kapitel mit einem eher läppischen Humor, der mich an Chicklit-Romane erinnerte und den ich als unpassend empfunden habe. Insgesamt haben aber die schönen und positiven Aspekte überwogen, so dass ich angenehme Stunden durch das Buch erleben durfte. Von meiner Seite daher 4 Sterne.

Bewertung vom 20.04.2013
Klaus, Marlene

Das Buch des Kurfürsten


gut

Ein historischer Roman mit allem, was das Herz begehrt: Spannung und Abenteuer, Hinterlist und Intrige, Liebe und Freundschaft – das ganze vor dem historischen Heidelberg im Jahre 1595.

Hedwig und Philipp leben mit ihrer kleinen Tochter Juli in Heidelberg und führen dort ein einfaches, aber glückliches Leben. Bis zum Martinstag, an dem Hedwig und Juli entführt werden. Kurz darauf erhält auch Philipp Besuch von dunklen Gestalten, er soll ein Kopialbuch des Kurfürsten aus der Kanzlei, in der er arbeitet, entwenden. Nur wenn er es den Entführern liefert, wird er seine kleine Familie lebend wiedersehen. Doch Hedwig kann den Entführern entkommen – das weiß aber Philipp nicht. Eine spannende Flucht beginnt.

Der Plot hat mich sehr angesprochen und versprach, spannend zu werden. Doch leider bin ich nur schwer in die Geschichte reingekommen. Dabei beginnt sie recht spannend, nämlich direkt mit der Entführung Hedwigs und ihrer kleinen Tochter. Dennoch gelang es mir nicht, mich in die Story hineinzuversetzen. Ich habe den Sprachstil als sehr eigentümlich empfunden – vielleicht sollte er an das Mittelalter erinnern. Mir kam er aber eher umständlich und langatmig vor. Gestört hat mich auch, das oft Seitenlang kein Absatz auftauchte, das hat meinen Lesefluss wirklich negativ beeinflusst.

Hedwig ist sicherlich für die Zeit ein gestandenes Mädchen – sie ist ja erst 16 Jahre alt und kommt dennoch ihren Pflichten als Mutter und Magd sorgfältig nach. Auf ihrer Flucht habe ich zwar manches Mal gedacht – Hut ab, was das Mädel da mitmacht – aber dennoch konnte ich für sie nicht richtige Sympathien entwickeln. Auch Philipp wurde als Charakter gut gezeichnet, insbesondere seine emotionalen Schwankungen, seine Gedanken und Nöte wurden detailliert skizziert – ihm gegenüber habe ich jedoch eher Mitleid empfunden als Sympathie.

Nach der Hälfte des Buches habe ich mich dann aber doch in die Geschichte einfinden können und habe den Rest dann wirklich verschlungen: nach den zum Teil langatmigen Passagen der Flucht von Hedwig kommt wieder Bewegung in die Erzählung und die Ereignisse überschlagen sich.
Was mir wirklich gut gefallen hat, ist die Entwicklung der freundschaftlichen Beziehung zwischen Ryss und Hedwig - langsam und zögerlich lernen die beiden sich während der anstrengenden Flucht kennen, dabei muss Hedwig lernen, diesen stillen und in sich gekehrten Menschen zu respektieren, Ryss dagegen lernt durch Hedwig einiges über sich selber. Dabei bleibt die Beziehung zwischen den beiden stets respektvoll, wenn denn auch sehr intensiv und innig.

Insgesamt hat mir „Das Buch des Kurfürsten“ dann doch gefallen, mit einigen Schwächen und Kritikpunkten. Insbesondere die zweite Buchhälfte war dann aber spannend und überzeugend. Da ich den größten Teil gut unterhalten wurde, vergebe ich 3,5 Sterne.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.