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Kuehn, S.

Bewertungen

Insgesamt 910 Bewertungen
Bewertung vom 20.07.2023
Aurass, Dieter

Wasserstoff


ausgezeichnet

Hochaktuell und vorstellbar
"Wasserstoff" von Dieter Aurass ist ein Wissenschafts-Thriller, der sehr brisant geschrieben ist, ein hochaktuelles Thema anbietet und sich gut liest.
In München kommt es innerhalb eines kurzen Zeitraums zu mehreren mysteriösen Todesfällen. Es können gar nicht alles bloße Unfälle sein und auffällig ist auch, dass sich die Berufs- und Forschungsfelder der Opfer ähneln.
Alles hängt zusammen mit einem Wasserstoffantrieb für die Mobilität und die Entwicklung eines sicheren Speichers für den Wasserstoff. Es wäre der große Durchbruch in der Geschichte der Automobilindustrie. Sehr gut gefällt mir, dass der Autor allgemein verständliche Erläuterungen zu diesem Thema mit einpflegt und diese sich mit jedem Kapitel vertiefen, toll gemacht. So lernt man, neben einer spannenden Lektüre, noch viel dazu.
Die Spannung ist hier von Anfang an sehr hoch, die Charaktere glaubwürdig und die Ermittler lassen sich gut über die Schulter schauen. Man ist hier bei allen relevanten Entdeckungen dabei.
Auch aus Tätersicht werden kurze Kapitel eingestreut, sowas mag ich immer sehr gerne, gerade wenn es trotzdem den Täter nicht entlarvt.
Das Ende wartet noch mit einigen Überraschungen auf, das war ein absolut gutes und spannendes Buch, welches ich sehr gerne weiterempfehle, nicht nur an wissenschaftlich interessierte Leser.

Bewertung vom 16.07.2023
Horowitz, Anthony

Wenn Worte töten / Hawthorne ermittelt Bd.3


sehr gut

Der Mörder auf der Insel
"Wenn Worte töten" von Anthony Horowitz ist ein Kriminalroman in einer ganz besonderen Form, sozusagen ein Krimi im Krimi.
Anthony Horowitz schreibt hier eine neue Krimi-Reihe mit Daniel Hawthorne, Ex-Polizist und Privatdetektiv in der Hauptrolle. Um das Buch zu promoten werden beide auf die Kanalinsel Alderney zu einem kleinen Literaturfestival eingeladen.
Weder die beiden Romanfiguren noch die Leser müssen hier lange warten bis der erste Mord geschieht. Da sich die örtliche Polizei etwas überfordert fühlt, sind die beiden auch schnell in die aktuellen Ermittlungen verstrickt. Und so fast nebenbei entsteht der neueste Band der Krimi-Reihe.
Dieser Roman lebt von den Charakteren, angefangen bei den beiden Protagonisten, die sich noch nicht allzu vertraut sind und über deren Wortwechsel ich mehr als einmal schmunzeln musste.
Auch die anderen Teilnehmer des Festivals und einige der Inselbewohner werden näher beleuchtet und sind schon recht schräge Gestalten. Es macht jedenfalls sehr viel Spaß, hier bei den Ermittlungen und Verhören sozusagen direkt dabeizusein.
Die Verdächtigen ändern sich hier auch öfter nochmal, man kann gut mit rätseln und wird am Ende dann doch noch überrascht. er Fall war jetzt nicht der spannendste, aber dieses ganze drumherum hat mir sehr gut gefallen.
Auch etwas hinter die Kulissen des Verlagswesens zu schauen, sozusagen mit dem Autor des geschriebenen Autors, das fand ich super interessant.
Von der Idee her ein ganz tolles Buch, der Kriminalfall war hier fast zweitrangig.

Bewertung vom 16.07.2023
Bondestam, Linda

Mein Leben als einsamer Axolotl


ausgezeichnet

Kindgerecht und ungeschönt
"Mein Leben als einsamer Axolotl" von Linda Bondestam hat dieses wunderbare Kinderbuch geschrieben und illustriert. Wobei es eher anders herum ist, die Bilder tragen die Geschichte, die Wörter unterstützen hier nur.
Geeignet ist dieses Buch ab 4 Jahren und dann nach oben offen, da diese kleine Geschichte sehr berührend für jeden ist.
Ein Axolotl schlüpft, als einziger und vielleicht letzter seiner Art. Er hat erst Freunde, die Tigersalamander, die aber irgendwann das Wasser verlassen. Dann ist er allein und einsam. Er spielt mit den Dingen, die wir Plumpiane ins Wasser werfen und träumt.
Das Axolotl ist ein sehr lieber Erzähler und wir erfahren hier gleich mehr über ihn und seine Artgenossen. Er erzählt, wie er die Veränderung seines Lebensraumes, durch die Folgen der Umweltverschmutzung und des Klimawandels, erlebt und was das mit der Welt macht. Mit der der Menschen und mit seiner.
Die Zeichnungen sind wunderbar und kindgerecht, sie haben viele bekannte Details zum entdecken und überlassen doch so einiges der Fantasie der großen und kleinen Leser.
Es ist eine eindringliche Geschichte, die aufzeigen, aber keine Angst machen möchte, die dazu einlädt mit Kindern über diese wichtigen Themen ins Gespräch zu kommen.
Eine absolute Empfehlung, toll gemacht!

Bewertung vom 15.07.2023
Griffin, Martin

Zwei Fremde


gut

Ganz starke erste Hälfte
"Zwei Fremde" von Martin Griffin ist ein Thriller, der sehr vielversprechend beginnt.
Remie arbeitet den letzten Tag in einem abgelegenen Hotel in den Highlands, dann will sie weg, ein neues Leben beginnen. Durch einen Wetterumschwung kommt es zu einem scheren Sturm und das Hotel wird eingeschneit und von der Außenwelt abgeschnitten. Nicht nur, dass Remie befürchtet, festzusitzen, wird im nahe gelegenen Gefängnis Alarm gegeben. Ein Mörder ist entkommen.
Nacheinander kommen jetzt zwei Polizisten am Hotel an, die vorgeben, den Mörder zu suchen. Doch nur einer von ihnen kann der Polizist sein, der andere ist der Flüchtling.
Das ist so eine spannende Idee, man ist die ganze Zeit mit Remie am Indizien suchen und miträtseln, wer hier lügt und wie man sich schützen könnte.
Die Geschichte ist sehr spannend geschrieben, auch den Schreibstil mag ich. Im Gegensatz dazu werde ich mit den Protagonisten nicht warm, auch Remie bleibt mir fremd und ihr Handeln oftmals unerklärlich.
Im letzten Drittel des Buches fällt für mich die Spannung stark ab, weil mir viele Handlungen und Begebenheiten unrealistisch und weltfremd erschienen.
Im Buch gab es allerdings so viele gute Ideen, die auch gut umgesetzt wurden, dass ich es trotzdem sehr gerne gelesen habe.

Bewertung vom 13.07.2023
Sohn, Joachim

Die Nacht des Mondbogens


ausgezeichnet

Die Zeit überwinden
"Die Nacht des Mondbogens" von Joachim Sohn ist eine ganz zauberhafte Erzählung, die uns in eine andere Zeit, an einen anderen Ort entführt. Zum Zauber der Geschichte tragen auch die wundervoll passenden Illustrationen von Holger Much bei. Ich liebe illustrierte Bücher sehr und hier ist das Zusammenspiel von Wort und Bild sehr gelungen.
Die Pensionärin Irène Beaudoire hat eine ganz besondere Beziehung zu Tieren, sie hilft wo sie kann und hat auch einige Exemplare bei sich beherbergt. Nun fliegt ihr auch noch ein sonderbarer Rabe fast direkt in den Schoß. Der Rabe trägt einen Anhänger mit Inhalt, den es so eigentlich gar nicht geben dürfte, da er aus einer anderen Zeit stammt.
Sie nennt den Raben Jacques und füttert ihn mit leckeren Keksen und bald wartet sie täglich auf ihn und tauscht den Inhalt des Anhängers aus.
Die Geschichte entführt uns in eine Nacht der Mondbögen, die es wirklich gibt und nimmt mich beim Lesen gefangen. Irene ist eine sehr sympathische Protagonistin, die Welt um sie sehr detailliert dargestellt.
Wohin die Geschichte führt und wo sie endet möchte ich nicht vorwegnehmen, da dieses entdecken einen großen Zauber ausmacht.
Für mich war das ganz große Unterhaltung mit einer kleinen Geschichte voller Emotionen und Zauber in einer realen, kalten Welt.

Bewertung vom 11.07.2023
Schlenz, Kester;Jepsen, Jan

Der Bojenmann / Kommissar Knudsen Bd.1


sehr gut

Spannender Regionalkrimi
"Der Bojenmann" von Kester Schlenz und Jan Jepsen ist ein Krimi, der den Anfang einer sehr spannenden Reihe rund um die Ermittler Thies Knudsen und Dörte Eichhorn und Knudsens Freund Oke "La Lotse" Andersen.
Hier beginnt es mit einem besonders makabren Fund in der Elbe, das Kunstwerk "Bojenmann" wurde quasi über Nacht gegen einen echten Toten ausgetauscht. Und nicht nur das, die Leiche war fachmännisch plastiniert.
Es bleibt leider nicht bei dem einen Toten. Sie alle werden kunstvoll arrangiert aufgefunden und wurden plastiniert. Einiges davon geschieht fast in Sicht von Okes Haus an der Elbe.
Die Spannung hier ist von Anfang an vorhanden, das Buch lebt auch von vielen regionalen Details, die liebevoll geschildert werden und auch von den Gesprächen der Ermittler untereinander und auch die zwischen Thies und seinem Freund. Dabei geht es immer sehr leger zu, umgangssprachlich.
Der Schreibstil ist einfach gehalten, es liest sich leicht und gut. Die Personen werden umfassend vorgestellt und man erfährt im Laufe der Ermittlungen noch einiges über sie.
Ab und an sieht man auch durch die Augen des Täters, was ich als spannende Unterbrechung empfunden habe.
Etwas gestört hat mich hier, dass am Ende nicht alle offenen Fäden zusammen geführt wurden und man damit wohl eine Fortsetzung lesen soll.

Bewertung vom 05.07.2023
Hiiragi, Sanaka

Die Erinnerungsfotografen


ausgezeichnet

Die Bilder eines Lebens
"Die Erinnerungsfotografen" von Sanaka Hiiragi ist ein Buch, das still beginnt, sich leicht lesen lässt und dann noch lange nachklingt.
Eigentlich werden hier mehrere Geschichten erzählt, deren Zusammenhang man erst später begreift.
Herr Hirasaki hat ein Fotostudio, aber das ist ein ganz besonderes, denn alle, die ihn dort besuchen, sind verstorben. Sie selber müssen das dann auch erst begreifen und verarbeiten und er hilft ihnen dabei.
Aus jedem ihrer gelebten Jahre dürfen sich die Betroffenen ein Foto wählen, die dann zu einer Art Diashow ihres Lebens zusammengestellt werden.
Es ist auch möglich zu einem ganz besonderem Moment zurückzukehren, um ein neues Foto aufzunehmen.
So begleiten wir hier eine über neunzigjährige Dame, die Zeit ihres Lebens Kinder betreut hat, einen Yakuza, der sich für keine Vergehen zu schade war und ein Kind mit einem schlimmen Schicksal. Nicht zu vergessen auch die Geschichte von Hirasaki selbst.
Über jeden dieser Charaktere erfahren wir Bedeutsames aus ihrem Leben und die Bedeutung des einzelnen Augenblicks. Sehr feinfühlig, fast poetisch werden diese Geschichten erzählt.
Mir hat das Buch sehr gut gefallen, es hätte gerne noch etwas länger sein dürfen.

Bewertung vom 03.07.2023
George, Nina

Das Bücherschiff des Monsieur Perdu


sehr gut

Eine Apotheke voller magischer Worte
"Das Bücherschiff des Monsieur Perdu" von Nina George habe ich als Hörbuch gehört, wunderbar eingesprochen von Philipp Schepmann.
Monsieur Perdu hat eine schwimmende Bibliothek gehabt und nun geht er damit wieder auf Reisen, mit einem lachendem und einem weinendem Auge. Es geht auf den Wasserstraßen nach Paris, begleitet wird er von Max. Beide Männer wollen die Reise nutzen, um über sich selber und das Leben nachzudenken.
Im Laufe der Reise verändert sich vieles, Menschen kommen und gehen und als Leser bekommt man hier quasi nebenbei ganz wunderbare Literaturempfehlungen und wenn man die Bücher schon kennt, wunderbare Anspielungen.
Es gibt urkomische Stellen, traurige und auch so einige, die zum Nachdenken anregen, die fast philosophisch klingen. Bücher als Medizin, als Allheilmittel gegen fast alles, das ist die Arbeit des Apothekers.
Ich habe auch nicht das Gefühl, dass man hier eine Vorgeschichte braucht, also einen zweiten Teil liest, die Geschichte ist stimmig und in sich abgeschlossen.
Da es hier sehr viele Stellen gab, die ich gerne wiederholt gelesen hätte, würde ich eher das Lesen empfehlen als das Hören.

Bewertung vom 27.06.2023
Meffire, Samuel;Kittstein, Lothar

Ich, ein Sachse


gut

Für mich zu ungeordnet
"Ich, ein Sachse" von Samuel Meffire ist ein autobiografisches Buch, dass er zusammen mit Lothar Kittstein geschrieben hat. Samuel Meffire war der erste schwarze Polizist im Osten Deutschlands.
Der Autor erzählt hier seine Geschichte in Form von Rückblicken, die nicht unbedingt chronologisch geordnet sind.
Sehr interessant fand ich auch schon die Geschichte seiner Eltern, seine Mutter, die einen schwarzen Mann geliebt und geheiratet hat. Dieser Mann, die Liebe ihres Lebens, wurde ermordet und die beiden Söhne der Familie hatten eine ziemlich schwere Kindheit und Jugend. Das alles war sehr gut und ausführlich erzählt.
Die Zeit der Wende, die sozialen Brennpunkte, in di er geriet, die regelrechte Hetze durch Neonazis und keiner, der ihn wirklich unterstützte. Vieles erscheint unvorstellbar, wenn man das so liest. Mir ist aber bekannt, dass gerade in der Gegend, in der er lebte und arbeitete, die Nazis und Rassisten viel Unfug trieben und die Polizei oft machtlos zusehen musste. Wie weit das alles ging, macht beim lesen sprachlos.
Was mir hier fehlt ist ein roter Faden. Ich bekomme als Leser Bruchstücke vorgesetzt, die trotz aufmerksamen Lesen nicht immer zusammen passen. Mir verbleiben hier zu viele Lücken, vieles bleibt mir unklar, worin bestand beispielsweise sein Verbrechen. Viele seiner Entscheidungen kann ich nicht verstehen oder nachvollziehen und er erklärt hierzu auch nichts weiter.
Hier wird viel Interessantes berichtet, dass mir auch lange präsent bleiben wird, in der richtigen Form hätte mich dieses Buch begeistert. Auf jedem Fall wünsche ich dem Autor für die Zukunft bedeutend bessere Aussichten und dass er so ein wunderbarer Vater bleibt.

Bewertung vom 26.06.2023
Lindqvist, John Ajvide

Refugium / Stormland Bd.1


ausgezeichnet

Starker Auftakt
"Refugium" von John Ajvide Lindqvist ist der Auftakt einer Trilogie mit zwei bemerkenswerten Protagonisten.
Julia Malmros ist Ex-Polizistin und schreibt an einem Krimi, nein DEM Krimi, der Fortsetzung der Millenum-Reihe. Um auch Lisbeth Salander verstehen zu können trifft sie sich mit Kim Ribbing, der ihr einiges über das Hacken und andere Computer-Mysterien erklären soll. Doch Julia überwirft sich mit ihrem Verlag und flieht ausgerechnet an den Ort, wo durch ein furchtbares Verbrechen mehrere Menschen getötet werden.
Sie und Kim sind sozusagen fast Augenzeugen und fühlen sich irgendwie in der Pflicht zur Aufklärung dieses Massakers beizutragen.
Julias Exmann leitet die Ermittlungen auf Seiten der Polizei. Und schon ist man hier an mehreren Stellen mittendrin, Julia an ihrem Schreibtisch und Kim lässt rund um die Welt verschiedene Kontakte aufleben. Auch die Polizei bleibt nicht untätig, genau wie die gegnerische Seite.
Inmitten all dieser Geschehnisse lernen wir Kim Ribbing in Rückblenden besser kennen und verstehen seine eigenartigen Anschauungen und Handlungen besser. Denn auch er verfolgt nebenbei noch seinen ganz eigenen Plan.
Das Buch ist somit ziemlich komplex und vielschichtig, liest sich trotzdem sehr einfach und ist spannend bis zum Schluss. Der Schreibstil gefällt mir sehr und auch die Charaktere von Kim und Julia sind sehr gut ausgearbeitet, von der Beziehung zwischen ihnen bezieht das Buch einen Großteil seiner Kraft.