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Leseigel
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Villingen

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Insgesamt 1089 Bewertungen
Bewertung vom 20.05.2023
Borchert, Birgit

Spuren einer fernen Zeit


sehr gut

Eine junge Frau und die Liebe zur Paläontologie

Sophie von Mayden, Tochter aus großbürgerlichem Haushalt, verliebt sich auf den ersten Blick in das Dinosaurierskelet im Frankfurter Senckenberg Museum und nennt es liebevoll Dido. Auch ihr Berufswunsch ist damit entschieden. Sie will Paläontologie studieren und selbst solche Fossilien ausgraben. Leider durften Mädchen 1907 noch kein Abitur in Hessen machen, geschweige denn studieren. Durch ihre Beharrlichkeit erhält Sophie die elterliche Erlaubnis , eine ehrenamtliche Tätigkeit im Museum auszuüben. Hier überzeugt sie durch ihren Eifer und das selbst angeeignete Wissen. Sie darf sogar den Doktoranden Paul Klüver bei seiner Doktorarbeit unterstützen. Mit Feuereifer stürzt sie sich in die Aufgabe und entwickelt mehr als kollegiale Gefühle für Paul. Als er zu einer Forschungsexpedition nach Afrika aufbricht und es ablehnt, sie mitzunehmen, reist sie ihm hinterher.

Wie immer, wenn ich Bücher aus dieser Zeit lese, bin ich voller Wut, weil Frauen so auf die Rolle als Hausfrau und Mutter reduziert werden. Bildung war allenfalls erwünscht, um den Gatten glänzen zu lassen.

Gut, dass es Frauen wie Sophie gab, die die bereit waren, für ihre Träume zu kämpfen. Die Autorin vermittelt sehr realistisch , wie damals Frauen in den Naturwissenschaft belächelt oder auch mit Empörung betrachtet wurden. Was mir sehr gut gefallen hat, waren die Informationen über das Senckenberg Museum selbst und die Arbeitsweise der Paläontologen. Wenn man die Ausstellungsstücke sieht, macht man sich selten bewusst, wie viel Arbeit und Herzblut dahinter steckt.

Die Reise nach Afrika gestaltet sich als richtiges Abenteuer. Unglaublich, welche Vielzahl an Transportmittel man benötigt und wie lange es gedauert hat. Bei den Ausgrabungen blüht Sophie richtig auf. Die Zustände im Camp stören sie entgegen der Befürchtungen der männlichen Kollegen nicht, denn sie kann das tun, was sie schon immer wollte . selbst vor Ort forschen. Zurück zuhause ist sie nicht mehr bereit, ihr Ziel aufzugeben

Die Schilderung der konkreten Ausgrabungen fand ich spannend und hätte mir hier etwas mehr Ausführlichkeit gewünscht. Gut fand ich, dass die Autorin auch die Zustände in den Kolonien thematisiert., auch das wahrlich kein Ruhmesblatt .

Sophies Geschichte endet rundum positiv und in meinen Augen ein wenig zu harmonisch. Das tut dem Lesevergnügen aber keinen Abbruch und ich fand es toll, dass dieses Mal die Naturwissenschaften und die Rolle der Frauen darin Thema war.

Unbedingt erwähnen möchte das ausführliche und mit vielen zusätzlichen interessanten Anmerkungen versehene Nachwort der Autorin.

Bewertung vom 20.05.2023
Benedict, Marie

Die einzige Frau im Raum / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.4


ausgezeichnet

Hedy Lamarr - die unterschätzte Frau
Hedy Lamarr war bis zur Lektüre dieses Romans eine unbekannte Größe für mich. Eine Hollywood-Legende war alles, was mir zum Namen einfiel. Dabei war Hedy so viel mehr und hätte eine Heldin sein können. Doch wie so oft hatte sie das falsche Geschlecht in einer von Männern dominierten Gesellschaft.

Die Autorin lässt Hedy, ihre Geschichte selbst erzählen. Das fand ich als Stilelement hier ausgesprochen gut gewählt, denn dadurch konnte ich mich vollkommen mit Hedy identifizieren und erlebte die Ereignisse intensiv und hautnah mit.

Die 18jährige Wiener Jüdin Hedy ist 1933 ein aufgehender Stern am Schauspielhimmel. Da kommt es zur schicksalshaften Begegnung mit dem reichsten Mann Österreichs und Waffenhändler Fritz Mandl. Er umwirbt sie und es kommt tatsächlich zur Heirat. Mandl verkehrt in den höchsten Kreisen der Politik und des Adels. Er macht sich stark für eine Zusammenarbeit mit Mussolini, um ein Gegengewicht zum Machtanspruch Hitlers zu haben. Durch Hedy lerne ich die Sichtweise Österreichs auf Hitler kennen und fand es sehr interessant und aufschlussreich.

Was als schöner Traum begann , wird rasch zur Ehehölle. Mandl behandelt Hedy wie eine Leibeigene und lässt sie keinen Schritt ohne Aufsicht tun. Ich habe sehr mit ihr gelitten und manches mal um ihr Leben gebangt. Als Mandl sich Hitler zuwendet, verlässt sie ihn und flieht nach Hollywood.

Wer nun glaubt der 2. Teil des Romans thematisiert Hedys Filmkarriere, ist vielleicht enttäuscht, denn ich lerne nun eine intelligente, uneitle und einsame Frau kennen. Hedy fühlt sich schuldig, weil sie Wien einfach verlassen hat, ohne den Versuch, den Politikern und dort ansässigen Juden , die Augen über Hitler und seine Vernichtungspläne geöffnet zu haben. Geradezu besessen versucht sie einen störungsfreien Funksender für Torpedos zu entwickeln, um so den Krieg zu beenden. Es gelingt ihr auch ein Patent dafür zu bekommen. Doch das Militär lehnt ab mit der Begründung, die Idee komme von einer Frau. Welch eine Verschwendung von Wissen und Möglichkeiten ! Ich war genauso enttäuscht wie Hedy und hätte vor Wut schreien können..

Besonders infam finde ich, dass viele Entwicklungen auf Hedys Erfindung aufbauen, denn Hedy hat nie Geld dafür bekommen und für mich noch beschämender keine persönliche Anerkennung.

Bewertung vom 18.05.2023
Villard, Sophie

Mademoiselle Eiffel und der Turm der Liebe


sehr gut

Unterhaltsamer Blick auf den Bau des Eiffelturms
Das Buch erzählt die Geschichte des Eiffelturms von seiner Idee bis zur Einweihung anlässlich der Eröffnung der Weltausstellung 1889. Wenn man heute an Paris denkt, denkt man automatisch auch an den Eiffelturm - das Wahrzeichen der Stadt. Deshalb war ich überrascht zu lesen, dass sich besonders die Pariser Kunstszene, unter anderen Guy de Maupassant, den Turm komplett anlehnte und sich abwertend in der Presse zu Wort meldete. Genauso erstaunt hat mich, dass zwar die Stadt Paris die Auftraggeberin war, die Familie Eiffel aber den weitaus größeren Teil der Baukosten privat finanzieren musste und damit ein erhebliches finanzielles Risiko einging. Der Bau war in jeder Hinsicht eine Pionierleistung und die Autorin schildert anschaulich und verständlich einige der zu bewältigenden Probleme.

Gleichzeitig rückt der Roman eine Frau in den Mittelpunkt, ohne die der Bau nicht möglich gewesen wäre und die dennoch kaum Erwähnung findet : Claire Eiffel, die Tochter des Erbauers.

Über Nacht muss sie die Position der Privatsekretärin ihres Vaters übernehmen, was zur damaligen Zeit einiges Befremden auslöste. Sie war, heute würde man sagen für die Public Relations zuständig. Große Unterstützung erhält sie durch den amerikanischen Journalisten Gordon Bennet und lernt durch ihn viele interessante Zeitgenossen kennen.

Während der Turmbau voran schreitet, muss Claire um den Bestand ihrer Ehe fürchten.

Das Buch hat mich sehr gut unterhalten. Ich fand die Entstehung des Eiffelturms und die damit verbundenen Herausforderungen sehr spannend und interessant. Dadurch, dass die Autorin diesen eher nüchternen Sachverhalt mit der Geschichte Claires verknüpft, ist die Handlung lebendig und stellenweise sehr berührend. Ich habe Claire für ihren Ideenreichtum, Durchhaltevermögen und Empathie sehr bewundert. Es ist eine Schande, dass ihr Anteil am Bau des Pariser Wahrzeichens so wenig gewürdigt wird.

Ein lesenswerter Roman über eine bemerkenswerte Frau und ein gewagtes Unternehmen der Ingenieurskunst.

Bewertung vom 13.05.2023
Hofelich, Julia

Blutnarbe (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Linn unter Mordverdacht

Linn hat schmerzhaft gelernt, mit den Folgen eines Autounfalles vor 5 Jahren umzugehen. Da reißt der Telefonanruf von Betty Schneider, die damals für den Unfall verantwortlich gemacht wurde, alte Wunden auf. Kurz darauf wird Betty ermordet an der Stelle aufgefunden, an der damals der Unfall geschah. Und plötzlich findet sich Linn in der Täterrolle wieder. Linn sieht sich gezwungen, sich erneut mit den Ereignissen von damals auseinanderzusetzen , will sie ihre mögliche Unschuld beweisen.

Bisher wusste ich über Linns Vergangenheit nur, dass es einen schweren Unfall gab und sie ihre Stelle als erfolgreiche Wirtschaftsanwältin aufgeben musste. Nun werden die Ereignisse in Rückblicken erzählt. Linn war schön, erfolgreich, auf ihre Karriere fixiert und stand kurz davor ganz an die Spitze der weltweit renommierten Wirtschaftskanzlei zu gelangen. Nach dem dem Unfall hält sie einen ihrer Konkurrenten für den Täter. Geradezu besessen von seiner Schuld versucht sie, das zu beweisen und scheitert. Ich gebe zu, dass ich bei allem Verständnis von ihrem Verhalten unangenehm berührt war. Und nun muss sie erneut in die Vergangenheit eintauchen.

Gemeinsam mit Linn gehe ich durch einen Wald von Verrat, Lügen und Habgier, immer in der Gefahr, mich zu verirren. Jeder könnte der Täter sein. Sogar ich hatte Zweifel an Personen, die ich bisher als integer betrachtet habe.

Stück für Stück kommt die Wahrheit ans Licht und das Ausmaß an Skrupellosigkeit und Besessenheit hat mich schockiert und auch fasziniert.

Der Krimi bietet Spannung auf höchstem Niveau. Jeder Satz, jedes Wort ist mit Bedacht gewählt, um den Leser zu verwirren und auf eine falsche Spur zu schicken. Bemerkenswert finde ich, dass die Autorin dabei ohne blutige Details auskommt und allein mit Verdächtigungen und falschen Interpretationen diese fesselnde und bedrohliche Atmosphäre schafft.

Ich war regelrecht erleichtert, als der wahre Täter entlarvt wurde .

Ich kann das Buch jedem, der eine ausgefeilte und packende Geschichte liebt, ans Herz legen.

Bewertung vom 07.05.2023
Dark, Simone

Der König von Tiers


sehr gut

Cosy Crime aus Südtirol
Die Winzertochter Simona hat alles, was sich eine junge Frau erträumt. Sie ist schön und beliebt. Sie ist die nächste Weinkönigin. Ihre Hochzeit steht kurz bevor und sie ist eine reiche Erbin. Ihr plötzliches Verschwinden macht alle ratlos. Magnabosco und seine Assistentin Pasqualina suchen fieberhaft nach ihr. Sie müssen feststellen, dass oftmals der schöne Schein trügt.

Für zusätzliche Unruhe sorgt Simonas Schwester Martha, die von sich behauptet, eine Schlernhexe zu sein. Und immer wieder erwachen Teile der Laurinsage zu neuem Leben.

Mein erster Antrieb, den Krimi zu lesen, war der Schauplatz der Handlung. Ich kenne die Gegend ein wenig aus sehr schönen Urlauben und wurde nicht enttäuscht. Die Schilderungen der Landschaft weckt tatsächlich wunderbare Erinnerungen. Doch auch die Handlung hat mich überzeugt. Die Suche nach Simona und die Geheimnisse, die dabei ans Licht kommen, waren fesselnd. Besonders gelungen fand ich die Verknüpfungen mit der Südtiroler Sagenwelt. Ich war immer im Zweifel, ob ich es mit einem wahnsinnig gewordenen Täter zu tun hatte oder einem skurrilem Anhänger der Laurinsage.

Die Lösung war in sich stimmig, ging mir persönlich aber etwas zu schnell. Zumal für mich das Motiv des Mörders nicht ganz klar wurde.

Insgesamt hat mir der Krimi gut gefallen. Das Ermittlerduo und besonders Magnabosco habe ich ins Herz geschlossen. Ich fand den Kommissar rundum sympathisch und habe aufrichtig mit ihm gelitten, weil er eine Diät und mehr Sport machen sollte.

Der Krimi ist in meinen Augen ein unterhaltsamer Cosy Crime, der als Bonus schöne Urlaubsgefühle weckt.

Bewertung vom 01.05.2023
Bellmonte, Carmen

Zeiten des Umbruchs / Mallorca Saga Bd.3


ausgezeichnet

Nichts bleibt, wie es war
Dieser Band der Familiensaga ist geprägt durch Veränderungen, die ihren Ursprung in der Vergangenheit und gegenwärtigen Konflikten haben.

Kuba wird immer mehr zum Spielplatz der Mafia und der Reichen und Schönen aus Amerika. Soziale Verwerfungen sind die Folge und politische Veränderungen werden unvermeidbar. Antonia und ihr Mann stehen vor der Frage, bleiben oder gehen ? Federico will sein Lebenswerk, die Zigarrenfabrik nicht aufgeben. Er hofft weiterhin, dass sein Sohn Rodrigo sie übernimmt. Als nach einem tragischen Verlust ihr Sohn David und die Tochter Isabel Kuba den Rücken kehren und in Napa Valley heimisch werden, sagen auch die Delgados ihrer Heimat Adieu.

Auch auf Mallorca drehen sich die Uhren weiter. Der aufstrebende Tourismus prägt immer stärker das Wirtschaftsleben. Alba steht mit ihren Hotels auf der Sonnenseite. Zumindest wirtschaftlich, denn privat überwiegen die dunklen Wolken.

Leo ist weiterhin vom Weinanbau besessen und schürt seinen Hass auf seine Schwester Carla. Er macht ihr das Leben schwer, wo er nur kann.

In Antonia im fernen Amerika wächst die Sehnsucht, ihre Schwester Carla und Mallorca wiederzusehen. Nach einigem Zögern kommt es zu einem Zusammentreffen in der alten Heimat. Alles scheint sich zum guten zu wenden, wenn Leo nicht weiter auf Rache sinnen würde.

Ich bewundere die beiden Autorinnen für ihre Erzählkunst. Obwohl dieses mal die historischen Gegebenheiten in meinen Augen keine große Rolle gespielt haben, was sonst für mich eine wichtiger Punkt ist, kam keine Langeweile auf und ich bin von der Geschichte weiterhin absolut überzeugt und begeistert.

Mittlerweile habe ich die drei starken und sympathischen Frauen - Antonia, Carla und Alba - ins Herz geschlossen und nehme regen Anteil an ihrem Leben. Es ist spannend, unterhaltsam und macht Spaß, ihre Lebenswege mitzuverfolgen.

Meine Hassfigur ist weiterhin Leo und falls das möglich ist, hat sich mein Zorn und meine Abneigung ihm gegenüber noch vergrößert. Er ist in meinen Augen egoistisch, verblendet und hat keine Skrupel ,seine Tochter Lilia durch Lügen auf seine Seite zu ziehen und für seine Zwecke zu missbrauchen.

Nun warte ich ungeduldig auf die Fortsetzung, denn ich bin dem Charme und der Lebendigkeit des Romans völlig verfallen.

Bewertung vom 30.04.2023
Heimann, Klaus

Blutgeld auf Reise


sehr gut

Sigis letzter Fall vor dem Ruhestand
Ich war sehr gespannt auf Sigis letzten Fall als aktiver Kriminalbeamter. Bisher hatte ich ihn nur als umtriebigen Ruheständler, der das Ermitteln nicht lassen kann, kennengelernt.

Ludger König verschwindet auf einer Taxifahrt ans Nordkap spurlos und mit ihm 5 Millionen Euro. Hauptverdächtiger ist der Taxifahrer Rainer Meldorf, der eine obskure Geschichte von Mafiabossen und Morddrohungen gegen ihn erzählt. Weder vom Verbleib Königs noch des Geldes wisse er etwas. So unglaublich die Geschichte klingt, kann Sigi nicht das Gegenteil beweisen und das wurmt ihn mächtig.

Nachdem die Akte geschlossen wurde, beginnt er auf eigene Faust ohne Wissen seines Vorgesetzten zu ermitteln und das mit einer Verbissenheit, die an Besessenheit grenzt. Aber ein Sigi Siebert gibt nicht auf, bis die Gerechtigkeit siegt.

Die Erzählweise des Krimis ist genauso ungewöhnlich wie der Fall selbst. Zu Beginn erzählt Meldorf in einem ausführlichen Bericht den Verlauf und die Ereignisse auf der Fahrt ans Nordkap. Die Beschreibungen der Landschaft und des Fahrverlaufes sind sehr anschaulich und machen Lust, die Reise einmal selbst zu wagen. Die Ereignisse rund um den Fall selbst sind so unglaublich, dass ich ernsthafte Zweifel an der Realität hatte.

Während der mehrfachen Vernehmungen von Meldorf entwirft Sigi mehrere denkbare Szenarien und kommt der Wirklichkeit recht nahe. Dennoch muss er Meldorf ziehen lassen.

Dann beginnt die eigentliche3 Ermittlungsarbeit, bei der Sigi die Vorschriften recht weit auslegt. Er befragt Zeugen, durchsucht Wohnungen und bindet seine beiden Kollegen in die Recherchearbeit mit ein. Was Sigi herausfindet, scheint seine Theorie zu bestätigen. Als sich Meldorfs Spur in Namibia verliert, wäre ein guter Zeitpunkt zum Aufhören gekommen. Nicht so für Sigi. Kurz entschlossen fliegt er seinem Tatverdächtigen hinterher.

Ich muss zugeben, ich hatte anfangs mit der Lektüre etwas Anlaufschwierigkeiten, weil ich nicht so recht wusste, was ich mit dem Bericht anfangen sollte. Der Fall hatte mich dann spätestens gepackt, als Sigi die Bühne betritt. Auch ich wollte unbedingt, dass Meldorf zur Rechenschaft gezogen wird. Die Ermittlungsarbeit war nervenaufreibend und in meinen Augen auch realistisch geschildert. Auch wenn mir Sigi manchmal zu verbissen war.

Was mir gut gefallen hat, es gab auch öfters Anlass zum Schmunzeln und ich fand es auch wohltuend, dass Sigi und seine Ehefrau Lotte eine harmonische Ehe führen. Mir war Sigi sympathisch und empfand ihn als lebensnah beschrieben mit seinen Fehlern und Schwächen.

Ein ungewöhnlicher und fesselnder Krimi, der ohne Blut und Gewalt seine Leser in den Bann zieht.

Bewertung vom 25.04.2023
Husen, Anna

Das Glück am Horizont / Die Frauen der Villa Sommerwind Bd.1


ausgezeichnet

Eine bewegende Geschichte über die Liebe einer starken Frau
ie Geschichte beginnt 1903 mit der Ankunft Henriettes Familie in Timmendorf, damals noch nicht der beliebet Ferienort wie heute.

Henriettes Vater will dort das Hotel "Villa Sommerwind" eröffnen und Henriette geht davon aus, dass sie weiterhin an der Seite ihres Vaters arbeitet wie in Hamburg nach dem Tod der Mutter..

Schnell findet Henny in Mareike eine gute Freundin und teilt mit ihr das Geheimnis ihrer Liebe zu dem Fischer Ole, den ihr Vater nie als Ehemann akzeptieren wird. Doch es kommt noch schlimmer. Ihr Vater heiratet die Witwe Amalia und besteht auf einer Heirat Hennys mit deren Sohn.

Die Jahre gehen dahin. Henny ist gefangen in ihrer Ehe, hat aber ihren Ole nie vergessen. Dann bricht der 1. Weltkrieg aus und mischt die Karten neu.

Ich habe das Buch mit viel Freude gelesen. Durch den lebendigen Erzählstil der Autorin ist es mir leicht gefallen, ganz in Hennys Welt einzutauchen und an ihrem Leben Anteil zu nehmen. Ich habe ihre Enttäuschung geteilt, als ihr Vater sie immer mehr aus seinem Leben ausschließt und ihr einen Ehemann aufdrängt, den sie nicht liebt. Ich habe mich über die Treffen mit Mareike gefreut, die weiß, was sie will und Henny treu zur Seite steht. Und ich habe den kurzen gestohlenen Momenten der Zweisamkeit mit Ole entgegen gefiebert.

Besonders gut gefallen hat mir, dass ich miterleben konnte, wie sich Henny zu einer selbstbewussten Frau entwickelt, die ihren Platz im Leben findet und bereit ist, für ihre Träume zu kämpfen. Mit dazu beigetragen hat der 1. Weltkrieg, der bei allem Leid , Frauen die Chance gegeben hat, zu zeigen, was sie können.

Nach vielen Schicksalsschlägen haben sich die Überlebenden in meinen Augen ein optimistisches Ende redlich verdient.

Der Roman bereitet viele unterhaltsame Lesestunden und bietet auch interessante Informationen zu den Anfängen des Tourismus am Timmendorfer Strand. Ich habe die Personen ins Herz geschlossen und hoffe, sie bald wieder zu treffen.

Bewertung vom 24.04.2023
Seeburg, Uta

Der treue Spion / Offizier Gryszinski Bd.3


sehr gut

Eine ganz einfache Sache

Es sollte eine ganz einfache Sache sein und entwickelt sich zu den einem Fall, den Gryszinski nicht lösen kann.
Gryszinski erhält den Auftrag, den Aufenthalt eines französischen Diplomaten ausfindig zu machen. In Zeiten, in denen es im Vielvölkergemischs Europas gärt, eine heikle Angelegenheit. Der Diplomat bleibt verschwunden. Dafür gibt es einen Mord und plötzlich scheint es ein Spionagefall zu sein. Gryszinskis Ermittlungen führen ihn über Paris bis nach St. Petersburg. Dennoch muss er die Akte erfolglos schließen.
1916 ist Gryszinskis Sohn Fritz im Krieg. Durch Zufall erhält der alte Fall neue Brisanz und bringt Fritz in Lebensgefahr.
Dieser Krimi ist ungewöhnlich , weil der Fall auf zwei Zeitebenen spielt und zuerst der Vater und dann der Sohn im Mittelpunkt steht. Die Zeitebenen wechseln sich ab und ergeben ein zusätzliches Spannungselement. Doch man muss sich auf diese Zeitreise einlassen. Ansonsten besteht die Gefahr, dass man das Buch ungelesen zur Seite legt.
Sprachlich fand ich das Buch sehr gelungen, da die Autorin zwei unterschiedliche Erzählweisen wählt. Gryszinskis Ermittlung wird in antiquierten Worten erzählt. Die Autorin schwelgt in den Beschreibungen der Pracht und des Luxus des zu Ende gehenden 20.Jahrhunderts. Was mir gut gefallen hat, weil dadurch ein farbenfrohes und dekadentes Bild der damaligen Zeit entsteht. Dazu gehören auch die in meinen Augen fast schon lächerlichen Konventionen und steifen Umgangsformen. Es hat viel Spaß gemacht, Gryszinski auf seiner Reise zu begleiten.
Fritz Erlebnisse werden in einer nüchternen Sprache mit kurzen Sätzen geschildert. Wenn es Schilderungen der Örtlichkeiten gibt, ist der Verfall der ehemaligen Pracht spürbar.
Waren die Ermittlungen des Vaters manchmal auch heiter, ist die Atmosphäre bei Fritz düster und von ständiger Lebensgefahr geprägt.
Beiden Teilen ist gemeinsam, dass der erste Schein trügt, die Lüge und Verstellung dominiert.
Auch wenn der Roman in meinen Augen kein klassischer Krimi ist, hat er mich dennoch sehr gut unterhalten und ich fand ihn fesselnd. Die Spannung ergibt sich für mich gerade auch die Gegensätze der beiden Zeitebenen verbunden durch den alten Fall. Das zeigt sich durch das Auftauchen von Personen und Dingen, die damals bereits Thema waren, nun aber in einem anderen Licht erscheinen.
Ein besonderes Leseerlebnis !

Bewertung vom 16.04.2023
Herzberg, Thomas

Schönes Grab (Zwischen Mord und Ostsee - Küstenkrimi 4)


sehr gut

Mord in der Schönheitsklinik
Das ist das erste Mal, dass ich mit den beiden LKA-Beamten Ina Drews und Jörn Appel zusammen ermittle. Der Fall führt uns nach Usedom , wo ein Arzt in einer Schönheitsklinik ermordet wurde. Die Polizeibeamten vor Ort sind völlig überfordert. Der eine leidet unter Rückenschmerzen und glänzt durch häufige Abwesenheit. Der jüngere Kolleg macht gute Arbeit, ist aber alleinerziehend und durch die Versorgung der 11monatigen Zwillinge nicht immer verfügbar.

Drews und Appel sind ein eingespieltes Team, das sich gut versteht und gut kennt. Das merkt man an den Sticheleien zwischen den beiden, die mir manchmal zu viel waren.

Der Klinikdirektor und das Personal sind nicht kooperativ und besonders der Direktor hat sich durch sein herablassendes Benehmen meine Abneigung mehr als verdient. Als erneut ein Mitarbeiter der Klinik zu Tode kommt, gibt es endlich eine brauchbare Spur und Zusammenhänge werden sichtbar. Das tatsächliche Ausmaß der Verbrechen hat mich dann schockiert und überrascht und war mir an einigen Stellen zu dick aufgetragen.

Insgesamt konnte mich der Krimi dennoch überzeugen. Die Handlung war packend und in sich logisch. Bis zum Schluss war ich nicht sicher, ob die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden können. Hierzu passt ein Gespräch zwischen Appel und Drews, in dem Drews sich desillusioniert über die Sinnhaftigkeit ihrer Arbeit äußert. Das fand ich überzeugend und hat in meinen Augen stark zur Glaubwürdigkeit der beiden Kriminalbeamten beigetragen