Benutzer
Benutzername: 
Furbaby_Mom

Bewertungen

Insgesamt 494 Bewertungen
Bewertung vom 13.10.2020
Abidi, Heike;Hutzenlaub, Lucinde

Ich dachte, wir schenken uns nichts?!


ausgezeichnet

Perfekte Einstimmung auf Weihnachten!
Schon lange hatte ich auf das neue Werk dieses überaus sympathischen Autorinnen-Duos hingefiebert – erst recht, als bekannt wurde, dass es sich um ein "Überlebenstraining für Weihnachtselfen und Festtagsmuffel" handeln würde! Das Cover ist – wie immer bei Werken von Lucinde Hutzenlaub und Heike Abidi – ein absoluter Eyecatcher: gehalten in knalligem Lila und verziert mit zwei niedlichen kleinen Eulen; ich liebe es! Für mich ist Weihnachten, speziell die Vorweihnachtszeit, die schönste Zeit des Jahres und somit war mir diese wahrlich festliche Lektüre natürlich auch schon im frühen Herbst mehr als willkommen. Erneut habe ich mich königlich amüsiert und bin absolut begeistert! (Nicht, dass ich von L. Hutzenlaub und H. Abidi etwas anderes erwartet hätte!)

Das in vier größere Abschnitte unterteilte Werk wird eingerahmt von einem sehr persönlichen Vor- und Nachwort und ist abwechselnd aus der Sicht von Lucinde und Heike geschrieben worden, die mit einem Augenzwinkern von ihren schönsten, witzigsten, rührendsten und skurrilsten (Stichwort: Babysitting 1980) Erlebnissen rund um Weihnachten berichten. Auch Silvester und die 'Zeit zwischen den Jahren' kommen dabei nicht zu kurz, stets in herrlich humorvoller Manier.

Ob weihnachtliches Bullshit-Bingo, Weihnachtsquiz oder die überraschende Vielfalt an Weihnachtswichteln-Versionen – man kommt aus dem Schmunzeln nicht mehr heraus, wozu auch die kreativen Kapitelüberschriften und häufig eingestreuten Tipps der Autorinnen beigetragen haben. Überhaupt fühlte sich das Lesen an wie ein Gespräch unter guten Freundinnen, mit denen man gemeinsam die ersten Lebkuchen verputzt und über das Leben sinniert. Der Schreibstil ist pointiert, durch und durch angenehm und einladend – stets blättert man erwartungsfroh die nächste Seite um und viel zu schnell ist das Nachwort erreicht.

Hinsichtlich Weihnachtsfeeling bin ich (ob Lieblingsweihnachtsfilm, -gedicht oder -lied) ganz klar im 'Team Lucinde' - auch mir kann es gar nicht glitzernd und besinnlich genug zugehen; wobei ich entdeckt habe, dass Heike gar nicht solch ein Grinch ist, wie sie behauptet und ich mich häufig auch in ihren Beiträgen ein wenig wiedergefunden habe. Ich habe nicht nur leckere Rezepte, klassische (internationale) Traditionen, interessante Bräuche (wie das Christbaumloben) und mir bisher unbekannte Weihnachtssongs aus dem Werk mitnehmen können, sondern auch jenes wohlig warme Gefühl, das sich stets einstellt, wenn man mit lieben Menschen Zeit verbringt. Ich hoffe, die Autorinnen werden uns noch mit ganz vielen weiteren gemeinsamen Büchern beglücken!

Fazit: Das perfekte Weihnachtsgeschenk – auch für jene Familien, in denen es alle Jahre wieder heißt: "Ich dachte, wir schenken und nichts?!"

Bewertung vom 12.10.2020
Paolini, Christopher

INFINITUM - Die Ewigkeit der Sterne


ausgezeichnet

Episches Sci-Fi-Abenteuer!
"Was auch immer die Zukunft brachte, sie war bereit, ihr zu begegnen."
Für mich war dieses Buch totales Neuland. – Ein fast 1000seitiger Sci-Fi-Roman stellt wirklich eine komplette Abweichung von meinen sonstigen Lesevorlieben dar. Aber der Klappentext klang faszinierend, die Leseprobe überzeugte mich ob des fesselnden Schreibstils und das wunderschöne Cover zog mich geradezu magisch an!
Die junge, sympathische, äußerst intelligente Xenobiologin Kira steht kurz vor dem Abschluss ihrer Mission – der Besiedlungsfreigabe des Mondes Adrasteia. Ihre Crew feiert im Grunde bereits die bevorstehende, langersehnte Heimkehr, als Kira (die sich nach einem spontanen Heiratsantrag ihres Freundes Alan im absoluten Glückstaumel befindet) nochmal zu einem weiteren Auftrag verdonnert wird. Alles in mir sträubte sich beim Lesen, als Kira die vermeintlich sichere Umgebung verlässt, denn ich ahnte bereits, dass ihr dies zum Verhängnis werden würde. Und tatsächlich: Nur wenige Augenblicke später verändert sich ihr Leben auf tragische, unwiderrufliche Weise, denn sie wird kontaminiert mit einer außerirdischen Lebensform. Als wäre dies nicht schlimm genug, steht plötzlich das Überleben aller auf dem Spiel…
Zwar schreitet die Handlung bereits direkt zu Beginn zügig voran, doch gefühlt hatte ich nur einmal geblinzelt und befand mich schon inmitten von Alienkämpfen, Tod und Leid. So viel Action hatte ich nun doch nicht erwartet. Dennoch verpackt der Autor das Ganze in eine solch kreative, außergewöhnlich gut durchdachte Storywelt, dass ich mir häufig ganz klein vorkam im Vergleich zu diesen unendlichen Weiten des Weltalls. Wahnsinn! Paolini hat storytechnisch einen eigenen komplexen Kosmos erschaffen, vor dem ich nur respektvoll den Hut ziehen kann. (Die beinahe kindliche Bezeichnung der Aliens allerdings, die ich hier aus Gründen der Spoilervermeidung nicht nennen möchte, fand ich fast schon niedlich und etwas zu stereotypisch gewählt.) Natürlich häufen sich einige Fachbegriffe und Prozesse, die entweder direkt im Text, spätestens aber im umfangreichen Addendum erklärt werden, in welchem man einen Überblick über die für den Roman relevanten physikalischen Prinzipien (Raumzeit, Überlichtgeschwindigkeit) sowie ein umfangreiches Glossar und eine Zeitchronik findet. Ich kann nur erahnen, wie zeitintensiv die Ausarbeitung dieses Mammutwerks ausgefallen sein muss.
Man muss sich für diese Lektüre viel Zeit nehmen, um nicht nur den Überblick über die intensive, fordernde Story und die Vielzahl an (Neben-)Figuren zu bewahren, sondern auch um in den vollen Genuss der detaillierten, bildgewaltigen Beschreibungen zu kommen. Ich könnte mir diesen Roman richtig gut als Blockbuster auf der Kinoleinwand vorstellen! Die Crew-Mitglieder der Wallfish fand ich klasse und wunderbar individuell herausgearbeitet.
Dieses futuristische Meisterwerk kommt in einer edlen Ausstattung daher, samt Lesebändchen & aufwendiger Innengestaltung, die beeindruckende Schwarz-Weiß-Abbildungen (Sternenkarten, Sonnensysteme, etc.) & technische Grafiken beinhaltet.
Den amerikan. Originaltitel ("To Sleep in a Sea of Stars") finde ich noch treffender als die dt. Version, vor allem im Hinblick auf das Romanende. Beim letzten Satz standen mir übrigens Tränen in den Augen. (Soviel dazu, dass ich vorab befürchtet hatte, womöglich mit einer allzu nüchternen Schreibweise konfrontiert zu werden, die keine Annäherung an die Figuren zulassen würde. Pustekuchen!)
Mein einziger Kritikpunkt ist die Tatsache, dass mir manche Abschnitte etwas lang erschienen, da ich manche Fakten auch ohne (längere) Erklärung einfach als gegeben akzeptiert hätte.
Fazit: Ein Muss für alle Sci-Fi-Fans und Freunde von spannungsgeladener, manchmal harter, aber stets beeindruckender, futuristischer Lektüre.

Bewertung vom 10.10.2020
Macomber, Debbie

Winterwunderzeit


ausgezeichnet

Berührender christlicher Weihnachtsroman mit ernster Thematik.
Debbie Macombers Werke haben mich bisher noch nie enttäuscht, insbesondere auf ihre Weihnachtsbücher freue ich mich jedes Jahr aufs Neue – und auch dieses Mal verzaubert die New-York-Times-Bestsellerautorin ihre Leserschaft mit einer wundervollen Feel-Good-Geschichte, die einfach glücklich macht. Eine kleine Warnung vorab: Taschentücher bereithalten!
Wer hinter dem winterlich schönen, idyllischen Cover eine seichte Weihnachtsromanze vermutet, irrt sich gewaltig. Im Fokus der herzerwärmenden und mit allerlei himmlischen Boten ausgeschmückten Story steht nämlich ein ernstes Thema: 'unerfüllter Kinderwunsch' bzw. der langwierige Prozess bis hin zur erfolgreichen Adoption. Das sympathische junge Ehepaar Laurel und Zach hat die Hoffnung beinahe aufgegeben, eines Tages Eltern zu werden. Zu viele Rückschläge und Enttäuschungen haben sie bisher erlebt und vor allem Laurel möchte sich keiner weiteren Illusion mehr hingeben. Voller Hingabe widmet sich die Grundschullehrerin in jeder freien Minute der Pflege ihrer an Demenz leidenden Großmutter, 'Nana' Helen, bei der sie und Zach kürzlich eingezogen sind. Doch Helen benötigt aufgrund ihrer zunehmenden Vergesslichkeit dringend intensivere Betreuung. Als sich überraschend eine Pflegekraft der Caring Angels bei der Familie meldet, um sie in der hektischen Vorweihnachtszeit zu unterstützen, können die McCulloughs ihr Glück kaum fassen. Dank der liebevollen Hilfe von Mrs. Miracle blüht Helen förmlich auf und es häufen sich wundersame, unerklärliche Vorfälle. Tatsächlich ist Mrs. Miracle ein Engel, der geschickt worden ist, um dieser Familie ihren größten Wunsch zu erfüllen…
Mir erschloss sich erst aus dem herzlichen Vorwort der Autorin, dass Mrs. Miracle für viele Leser/innen keine Unbekannte sein dürfte; mittlerweile gibt es sogar drei Filme über sie (die ich mir natürlich direkt auf meine Watchlist gesetzt habe). Das vorliegende Werk hat eine in sich geschlossene Handlung, die gänzlich ohne Vorkenntnisse diesbezüglich gelesen werden kann. Mrs. Miracle ist nicht der einzige Engel, der uns in diesem Buch begegnet – auch ihre himmlischen Freunde Mercy, Goodness und Shirley setzen alles daran, das Weihnachtsfest der McCulloughs unvergesslich zu gestalten. Es ist ein Roman mit deutlich christlichem Unterton – nicht in Form von zahlreich eingestreuten Bibelzitaten oder einem erhobenen moralischen Zeigefinger, aber der Glaube an Gott spielt, neben einem starken familiären Zusammenhalt, durchaus eine wichtige Rolle.
Mein erklärter Liebling der Geschichte ist die entzückende Nana Helen, die man einfach nur knuddeln möchte, wobei auch Laurel und Zach so aufrichtig und liebenswürdig sind, dass man gerne mit ihnen befreundet wäre. Ich habe so einige Tränen aufgrund von Laurels Schmerz vergossen – doch noch häufiger standen mir Tränen der Rührung in den Augen, speziell im Hinblick auf das lang erwartete Happy End. Debbie Macomber gelingt es meisterhaft, die Figuren so liebevoll zu skizzieren, dass man sich bereits nach wenigen Sätzen in diese hineinversetzen kann und mit ihnen mitfühlt.
Vielleicht mögen manche Handlungselemente auf einige Leser/innen etwas kitschig und übertrieben emotional wirken, doch genau das macht eben den harmonisch-angenehmen Schreibstil der Autorin aus, der einen beim Lesen einhüllt wie eine kuschelige Decke.
Fazit: In der magischen 'Winterwunderzeit' ist alles möglich, solange man die Hoffnung und das Vertrauen auf Gott nicht verliert. Dieser berührende Roman eignet sich hervorragend für gemütliche Lesestunden in der besinnlichsten Zeit des Jahres.

Bewertung vom 27.09.2020
Averbeck, Marlene

Modehaus der Träume / Das Lichtenstein Bd.1


ausgezeichnet

Marlene Averbeck entführt die Leser in das Berlin des frühen 20. Jahrhunderts. Am Hausvogteiplatz, mitten im Herzen der schon damals in Sachen Modetrends richtungsweisenden Großstadt, ist das traditionsreiche, familiengeführte Warenhaus Lichtenstein Dreh- und Angelpunkt der Handlung. Man ist bemüht, der anspruchsvollen Kundschaft möglichst jeden Wunsch zu erfüllen. Trotz luxuriöser Ausstattung ist das Lichtenstein auch ein Treffpunkt für weniger gut betuchte Berliner – immerhin kann man herrlich durch die prunkvoll gestalteten Verkaufsräume flanieren, die edlen Waren bestaunen, ein wenig träumen und das einzigartige Flair des Hauses genießen.
Hierhin verschlägt es die junge Hedi, die mit ihrer Tätigkeit als Ladenmädchen die Haushaltskasse etwas aufbessern möchte. Ihre Mutter akzeptiert dies nur notgedrungen – in Hildes Augen schickt es sich nicht, wenn Frauen arbeiten gehen. Unterstützung findet Hedi allerdings in ihrer besten Freundin, der lebenslustigen Theaterschauspielerin Ella Winkler. Auch Thea Stübner arbeitet im Lichtenstein; sie ist ausgebildete Schneiderin und wird eine gute Freundin von Hedi.
Ludwig & Jacob Lichtenstein, die 2 grundverschiedenen, rivalisierenden Söhne der Familie, haben in Bezug auf die Zukunft des Unternehmens denkbar unterschiedliche Vorstellungen. Der kreative Jacob hat ein Faible für die französische Haute Couture und träumt davon, diese Eleganz auch in die Berliner Mode einfließen zu lassen; Lebemann Ludwig hingegen möchte alles beim Alten belassen und sperrt sich gegen Veränderungen jeglicher Art. Dann jedoch werden ihre Unstimmigkeiten zur Nebensächlichkeit, denn ihr geliebtes Warenhaus geht in Flammen auf und kurz darauf bricht der Erste Weltkrieg aus…
Bereits die Covergestaltung lässt vermuten, dass es sich um einen historischen Roman mit dem Schwerpunkt Mode handelt. Tatsächlich zieht sich die Leidenschaft für dieses Thema wie ein roter Faden durch das Werk und der bildreiche Schreibstil strotzt nur so vor detailreichen Beschreibungen wunderschöner Kleidungsstücke und Fachbegriffen aus der Modebranche.
Erzählt wird abwechselnd aus 4 Perspektiven, wobei sich die Autorin jeder Sichtweise mit gleicher Intensität gewidmet hat. Ich habe mich mühelos in die Gedankengänge von Hedi, Ella, Thea und Jacob hineinversetzen können. Wir blicken hinter die Kulissen des schillernden Warenhauses, lernen die internen Abläufe kennen und verstehen bald, dass Jacob im Hinblick auf nötige Veränderungen den richtigen Riecher hat – das Lichtenstein, in dem es noch keine Rolltreppe gibt, steht zwar für solide Qualität, doch es wirkt eher antiquiert als modern, aus der Zeit gefallen… und es läuft Gefahr, den Anschluss an die Konkurrenz zu verlieren. Gekonnt gelingt es Marlene Averbeck, das beeindruckende Setting und die Geschichte, die reich an Gefühlen und tiefgründigen Figuren ist, zum Leben zu erwecken.
Es ist kein außergewöhnlich temporeicher Erzählstil, vielmehr entwickelt sich die Handlung ganz gemütlich, was ausreichend Zeit lässt für eine umfangreiche Vorstellung der einzelnen Protagonisten. Gerade bei einem Werk mit zahlreichen Figuren finde ich es wichtig, zu möglichst vielen von ihnen einen Bezug aufbauen zu können. Dies ist hier einwandfrei geglückt. Nichtsdestotrotz fehlte mir ein wenig Lebendigkeit, auch das Pariser Flair während des gemeinsamen Ausflugs von Hedi, Jacob und dem Konfektionär Hannes hätte gerne etwas mehr strahlen dürfen. Der zeitgemäße Wortlaut in den Dialogen und die immer wieder eingestreuten Alltäglichkeiten des damaligen Lebens (Monatslöhne, Dresscodes, Moralvorstellungen, …) lassen die Lektüre zu einer interessanten Zeitreise werden und zeugen von der hervorragenden Recherchearbeit der Autorin.
Ich habe mich wunderbar unterhalten gefühlt und war entzückt von dem in vielerlei Hinsicht versöhnlichen Ende, das eine Vielzahl an Entwicklungen für die Folgebände ermöglicht.
Fazit: Eine klare Leseempfehlung für alle modeinteressierten Fans von historischen Frauenromanen!

Bewertung vom 27.09.2020
Garner, Mary E.

Die letzten Zeilen / Das Buch der gelöschten Wörter Bd.3


ausgezeichnet

Jeder lesebegeisterte Mensch kennt dieses Gefühl – wenn man schon nach wenigen Sätzen spürt: Das wird ein richtig gutes Buch! …und sich ermahnt, schön langsam zu lesen, um den Genuss voll und ganz auszukosten. Genau so erging es mir bei Band 1 von Mary E. Garners Trilogie und ich tröstete mich damit, dass noch zwei weitere Bände voller mitreißender Abenteuer vor mir liegen würden. Nun aber halte ich "Das Buch der gelöschten Wörter – Die letzten Zeilen" in den Händen und habe Tränen in den Augen. …weil es solch einen würdevollen, stimmigen, emotionalen Abschluss bildet. Weil es nun vorbei ist mit der magischen Buchwelt, die mir - ebenso wie ihre Figuren - dermaßen ans Herz gewachsen ist, dass ich wohl nie wieder ein Werk lesen werde, ohne mir ein Eigenleben der Protagonisten vorzustellen. Weil man bei Romanen dieser Liga niemals, auch nicht nach 10 Bänden, bereit ist für ein Ende.
Zur Handlung möchte ich anmerken: Die Autorin versteht es meisterhaft, auch neue Leser, denen die Vorgänger nicht bekannt sind, in die Geschichte einzuführen und alle wichtigen Ereignisse der Teile 1-2 Revue passieren zu lassen – ohne dass Fans der Reihe das Gefühl haben, seitenlange Wiederholungen zu lesen. Subtil werden alle wichtigen Fakten eingestreut und die Story schreitet munter voran. Es muss also niemand Sorge haben, womöglich aufgrund von fehlendem Hintergrundwissen etwas zu verpassen. ABER: Gerade die Vorstellung der Figuren ist so liebevoll gestaltet und der wahnsinnig gut durchdachte Aufbau der Storywelt so beeindruckend kreativ und einladend geschildert worden, dass es einem Verlust gleichkäme, sich ausschließlich den letzten Teil der Reihe zu Gemüte zu führen. Ich kann jedem Leser nur raten kann, unbedingt auch die ersten beiden Bände zu lesen – ihr werdet es nicht bereuen!
Der beschwingte, immer angenehm atmosphärische, herzliche Schreibstil von Mary E. Garner ist eine Klasse für sich! Klug, mit einem Augenzwinkern und viel Liebe fürs Detail erzählt, logisch strukturiert, spannend und voller Überraschungen… Besser geht es nicht! (Kein Wunder, dass auch unter einem anderen Pseudonym veröffentlichte Werke der Autorin zu meinen absoluten Lieblingen gehören – wer über das Talent verfügt, mit Worten derart faszinierende Traumwelten zu erschaffen und eine Stimmung zu erzeugen, die einen völlig gebannt an den Roman fesselt, der muss ja schreiben können!)
Als Resultat meiner Lektüre sind sämtliche Klassiker der Weltliteratur auf meine Wunschliste gewandert, von "Anne of Green Gables" über "Anna Karenina" bis hin zu "Sturmhöhe". Ich habe über Loreley geschmunzelt und den Mut Lancelots (aus der Artussage) bewundert, war entzückt von Heathcliff, habe Rufus angehimmelt und die resolute M bewundert, mit Hope und ihrer Mutter gebangt und die wildesten Theorien über Kenan angestellt. Alle Protagonisten sind so einzigartig und facettenreich gestaltet worden, dass sie mir immer im Gedächtnis bleiben werden.
Es bleiben keine Fragen unbeantwortet, alle geliebten Figuren bekommen ihr wohlverdientes Happy End, und der Abschied von ihnen ließ mich weinen und lächeln zugleich. Auch hier hat Mary E. Garner exakt ins Schwarze getroffen – jeder andere Abschluss hätte unglaubwürdig oder aufgesetzt gewirkt. Der Epilog ist ein Knüller und ermöglicht eine Vielzahl individueller Interpretationen.
Ich habe durch diese Trilogie einen völlig neuen Zugang zum Fantasy-Genre gewonnen und kann nur schwer in Worte fassen, wie sehr diese Geschichte mein Leben als Vielleserin bereichert hat.
Fazit: Ein Muss für Fans von fantastischen Buchwelten und ein absolutes Schmankerl für alle Liebhaber von Literatur im Allgemeinen. Ganz, ganz großes Kino!

Bewertung vom 16.09.2020
Fischer, Rena

Kein Weg zurück / Elbendunkel Bd.1


sehr gut

Wir schreiben das Jahr 2044. Die Welt ist eine andere geworden, seitdem einige Staaten, darunter die USA, geflüchteten Elben Asyl gewährt haben. Viele Menschen fürchten sich vor ihnen und ihrer angeblich verlorenen Magie, andere verachten sie, aber alle sind sich einig darüber, dass die Elben streng kontrolliert werden müssen. Die Auflagen reichen von implantierten Chips zur Überwachung des Gemütszustands und Tötung durch Giftimplantaten bis hin zur staatlich organisierten Zwangserziehung. Upperclass-Mädchen Luz tangiert all dies relativ wenig, sie hat wenig mit Elben zu tun – abgesehen davon, dass ihr Vater Jago Chef der Elbensicherheitsbehörde ist. Aufgeregt fiebert Luz ihrem ersten Date mit Niall entgegen, das sie mitten in den gefährlichsten Bezirk San Franciscos führt: das Elben-Ghetto. Dort soll ein Poetry Slam stattfinden & Niall möchte unbedingt, dass Luz den Vortrag des Regimekritikers Darel anhört. Plötzlich kommt es jedoch zu einer Razzia; die Location wird ausgerechnet vom Gefolge Jagos gestürmt, der nicht ahnt, dass seine eigene Tochter sich unter die "Aschefresser" gemischt hatte. Als Luz ohne sein Wissen festgenommen wird, ahnt sie nicht, dass ihr noch weitaus Schlimmeres bevorsteht als eine Standpauke. Tatsächlich gerät ihre Welt derart ins Wanken, dass sie fortan sogar um ihr Leben fürchten muss. Mit einem Mal steht sie selbst auf der Abschussliste ihres Vaters.
Ich war begeistert vom Setting des Romans – die häufig in Nebelschwaden gehüllte City by the Bay bildet in meinen Augen den perfekten Rahmen für eine gesellschaftskritische Dystopie! Gerne hätte ich noch mehr vom einzigartigen Flair dieser Stadt gelesen.
Die Handlung wird abwechselnd aus der Perspektive der Hauptfiguren erzählt. Zum Glück hatte ich vorab den Hinweis auf das Personen- & Sachregister im Anhang entdeckt! Die Autorin hat hier wirklich an alles gedacht – von Familienzweigen über politische Gruppierungen & Gesetzestexte bis hin zur Aussprache der ungewöhnlichen Namen.
Das Werk ist geprägt von düsteren, futuristischen Elementen. Der Konflikt zwischen Menschen & Elben (sowie zwischen den Elben untereinander) wird extrem fesselnd beschrieben. Hin & wieder erinnerten mich die schrecklichen Gesetzesauflagen und Bestrafungen an die Behandlung der Juden während der NS-Zeit.
Luz tat mir richtig leid – es ist unglaublich, welche Schicksalsschläge innerhalb kürzester Zeit auf das Mädchen einprasseln. Alles in ihr sträubt sich (zu Recht!) dagegen, auf Darels Hilfe angewiesen zu sein. Immer wieder wird deutlich, dass sie ihm nicht vertrauen kann. Niall hingegen ist der klassische nette Junge, doch auch er hat Geheimnisse vor Luz. Vor lauter Action kommt es hier allerdings nicht zum Hin und Her einer klassischen Dreiecksgeschichte. Überhaupt ist der romantische Aspekt eher unterschwellig vorhanden; Drama, Verrat, Intrigen, dunkle Absichten - kurzum: der Kampf von Gut gegen Böse - ist der eigentliche Schwerpunkt. Meine Lieblingsfiguren waren nicht die 3 Hauptfiguren, zu denen ich trotz allen Mitfieberns keine richtige Nähe aufbauen konnte, sondern Luz‘ beste Freundin Kelly (die immer einen flotten Spruch auf den Lippen hat, wenn sie nicht gerade singt) & der charismatische Dunkelelbe Adrasel, den ich weitaus interessanter als Darel fand.
Der Schreibstil ist energiegeladen & rasant. Man kommt kaum zum Durchatmen, ständig folgt eine unerwartete Wendung auf die nächste; all meine Theorien konnte ich regelmäßig über den Haufen werfen und von Neuem losrätseln. Ein großes Lob vergebe ich für die authentischen Dialoge; sie passten zu den Figuren wie die Faust aufs Auge & kamen ganz ohne übertriebenen Jugendslang aus.
Fazit: Eine fantasievolle, komplexe, kritische Story mit nicht perfekten, facettenreichen Hauptfiguren.

Bewertung vom 11.09.2020
Layne, Lauren

Wolfes of Wall Street - Ian (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Die Folgebände sind direkt auf meine Wunschliste gewandert!
Mit "Wolfes of Wallstreet: Ian" ist der Autorin Lauren Layne ein wundervoller Auftakt zur gleichnamigen Reihe gelungen! Die Story entführt uns ins Herz von Manhattan, mitten hinein in den Financial District, wo täglich Deals in Millionenhöhe abgewickelt werden. Ian Bradley und seine Kollegen Matt & Kennedy, die im Privatleben seine besten Freunde sind, zählen trotz ihres jungen Alters schon zur Elite der Finanzwelt. Aus heiterem Himmel findet ausgerechnet er sich nun im Visier der Börsenaufsichtsbehörde wieder. Schnell wird klar, dass irgendjemand Ian schaden will, es regelrecht auf ihn abgesehen hat. Die Frage ist nur, wer? Dass die gegen seinen Charme resistente Ermittlerin Lara McKenzie ihn um den Verstand bringt, erschwert die Situation erheblich…
Von Anfang an habe ich mich mit den Figuren wohlgefühlt; man muss sie einfach ins Herz schließen - nicht nur Lara und Ian, die mir gleichermaßen sympathisch waren, auch die liebenswerten Nebencharaktere, die dem Werk genau die richtige Würze verpassen. Speziell Kate, die toughe Assistentin von Ian, Matt & Kennedy, ist meine Heldin; ihr Pokerface ist legendär, ihr trockener Humor zum Schreien komisch und die Loyalität, mit der sie 'ihre Jungs' unterstützt, einfach nur bewundernswert. Kate ist ein Paradebeispiel dafür, dass sich (- entgegen stereotypischen Vorurteilen -) auch Frauen in dieser Branche erfolgreich etablieren können. Überhaupt strotzt der Roman vor starken weiblichen Charakteren, wie Ians bester Freundin Sabrina, der heiß umkämpften Star-Anwältin Vanessa und natürlich der SEC-Agentin Lara McKenzie, die von einer Karriere beim FBI träumt. Zum großen Durchbruch, einem Empfehlungsschreiben ihres Chefs, fehlt ihr nicht mehr viel – die Ermittlungen gegen Ian sind quasi das Ticket zu ihrem Traumjob.
Besonders lobenswert finde ich die Tatsache, dass Lara sich gegen den einfachen Weg entschieden hat – ihre Eltern sind beide Agenten beim FBI und gewiss hätte sie von ein wenig Vitamin B profitieren können. Doch dafür hat die zielstrebige, aufrichtige junge Frau viel zu hohe Erwartungen an sich selbst – sie will es aus eigener Kraft schaffen. Dumm nur, dass ihre Suche nach Beweisen für Ians angeblichen Insiderhandel von wenig Erfolg gekrönt ist. Ian verkörpert alles, was Lara auf die Palme bringt; in ihren Augen sind diese aalglatten Wall-Street-Typen alle gleich: rücksichtslos, manipulativ und fest davon überzeugt, ihnen gehöre die Welt. Dass dieser Schönling ihr ungewohnt unter die Haut geht und sie verunsichert, fuchst Lara gewaltig. Obendrein übt ihr Boss verstärkt Druck auf sie aus – und Ian entpuppt sich als immer interessanter…
Erzählt wird abwechselnd aus Sicht der beiden Hauptfiguren, wobei es der Autorin wunderbar gelingt, die Charaktere in ihrem Handeln authentisch wirken zu lassen und gleichzeitig ihre liebenswerten Eigenheiten hervorzuheben. Auch die Dialoge sind durch und durch glaubwürdig. Man wird nicht mit Fachbegriffen aus der Finanzwelt überschüttet, dennoch wird deutlich, dass Lauren Layne sich in dieser Branche gut auskennt. Locker, amüsant, gewagt sexy & voller Humor entwickelt sich die Story und ehe man es sich versieht, ist man total gefesselt.
Ich finde es großartig, dass in diesem Werk die Figuren tatsächlich ihrem Alter entsprechend miteinander kommunizieren und keine genretypischen Klischees aufgewärmt werden. Lara und Ian fallen nicht sofort übereinander her, sondern man spürt richtig, wie die gegenseitige Anziehungskraft erst nach und nach zwischen ihnen hochkocht, bis sie einander nicht mehr widerstehen können. Dank der Ermittlungen der Börsenaufsichtsbehörde kommt auch die Spannung nicht zu kurz.
Süße Szenen, freche Wortgefechte, prickelnde Momente voller Erotik…dieser Roman hat einfach alles.
Fazit: Ein Muss für alle Fans von sexy Office-Romance-Geschichten!

Bewertung vom 10.09.2020
Keeland, Vi;Ward, Penelope

Hate Notes


ausgezeichnet

Bereits jetzt eines meiner Lesehighlights des Jahres 2020!
Dieses Buch ist einfach einzigartig, ich bin restlos begeistert!
Von den Autorinnen Keeland & Ward hatte ich bereits die Rush Serie ("Rebel Soul" & "Rebel Heart") gelesen & wusste, dass ihr wundervoller Schreibstil mich auch dieses Mal gewiss nicht enttäuschen würde. Die Rush-Dilogie hatte mir ganz gut gefallen (auf einer Skala von 1 bis 5: solide 4 Sterne) – aber "Hate Notes" ist eine ganz andere Liga. WOW!! Hier wären eher 10 funkelnde Sterne angebracht.
Für Charlotte kommt es knüppeldicke: Verlobter weg, Job weg. Durch Zufall ergattert sie eine Anstellung bei der ebenso erfolgreichen wie liebenswerten Iris, für die sie fortan als Assistenz arbeiten wird. Allerdings ist diese Position in verschiedene Verantwortungsbereiche aufgeteilt & Charlotte ist somit zeitgleich zur persönlichen Assistentin von Reed Eastwood – Iris‘ Enkel – geworden, mit dem sie erst kürzlich eine äußerst peinliche Auseinandersetzung gehabt hat...als sie noch dachte, sie würden sich nie wieder begegnen. Auch Reed reagiert gereizt auf die neue Angestellte und zeigt sich alles andere als kooperativ. Einzig Iris ahnt, dass Charlotte & Reed füreinander geschaffen sein könnten. Doch Reed hat gute Gründe, sich niemals mehr auf eine Beziehung einlassen zu wollen…
Mr. Eastwood ist ein Hottie par excellence: attraktiv, gebildet, loyal & unter der harten Schale, die nach außen hin durchaus unterkühlt & arrogant wirken kann, schlägt ein Herz aus Gold. Sein trockener Humor ist der Knüller! Wie gerne hätte ich ihm so manche traurige Erfahrung erspart. Mitten in Reeds durchgetakteten Arbeitsalltag platzt der liebenswerte, lebenshungrige Wirbelwind namens Charlotte Darling & ich wage zu behaupten, dass kein Mann von Verstand sich ihrem Charme entziehen könnte. Von allen Büchern, die ich je in meinem Leben gelesen habe (& das waren einige), ist Charlotte mit Abstand die sympathischste weibliche Hauptfigur, die mir jemals begegnet ist. Sie ist schlagfertig & kess, ambitioniert, gleichermaßen verträumt wie realistisch, warmherzig…wahrhaftig ein Darling, ein richtiger Schatz! Ich wäre gerne mehr wie sie & habe diesbezüglich einige Denkanstöße vom Roman erhalten. Auch die Nebenfiguren Iris und Max haben mich komplett für sich eingenommen und passen in diese Geschichte wie die Kirsche aufs Sahnehäubchen.
Erzählt wird abwechselnd aus der Perspektive der beiden Hauptprotagonisten. Vor allem die erste Hälfte des Romans strotzt vor frechen, witzig-spritzigen Kommentaren & einer angenehm lockeren Erzählweise. Ab Mitte der Handlung haben mich die Tiefgründigkeit aufgrund des überraschenden Turning Points und die Erkenntnis, dass all die kleinen, vorab unauffällig eingestreuten Details sich zu einem vollständigen Puzzle zusammensetzen, wuchtartig überrollt. War ich bis dahin von der Geschichte fasziniert, hatte sie mich nun vollends in ihren Bann gezogen. Dass die ursprüngliche Leichtigkeit trotz ernster Elemente erhalten blieb, hat mich ungemein beeindruckt. Was für ein lebensbejahendes Werk! Die Autorinnen werden nicht ohne Grund als Erfolgsduo bezeichnet; sie verstehen es, Bilder & Emotionen in ihren Lesern hervorzurufen, die noch lange nach Beendigung der Lektüre nachwirken. Die Dialoge sind ein Traum! Man spürt förmlich in jedem Wortgefecht, wie sehr die Funken zwischen Charlotte & Reed sprühen und dass sich alles zu einem gewaltigen Feuerwerk der Gefühle aufbaut. Es knistert gewaltig! Dabei wird auf jeglichen Kitsch verzichtet, alle Gespräche wirken absolut authentisch & glaubwürdig. Ich habe noch nie zuvor so viele berührende Zitate in einem einzigen Roman entdeckt & hatte mehr als einmal Tränen in den Augen. Hier hat einfach alles gepasst. Fazit: Überraschend tiefgründig & emotional, herrlich witzig & lebensnah, voller Schmunzelmomente & Augenblicke, in denen man die Protagonisten am liebsten in den Arm nehmen möchte… Ich liebe dieses Buch!

Bewertung vom 01.09.2020
Kröhn, Julia

Der Weg in die Freiheit / Riviera-Saga Bd.2


gut

Nahtloser Übergang von Band 1.
Ich habe den 2. Band der Riviera-Saga von J. Kröhn direkt im Anschluss an Band 1 gelesen. Es empfiehlt sich, zunächst den Vorgänger zu lesen, um sich ein volles Bild von den Charakteren machen zu können.
Im Hinblick auf die Handlung kann man auch ohne Vorkenntnisse problemlos in die Geschichte einsteigen, da zu Beginn eine recht umfangreiche Zusammenfassung der wichtigsten Informationen erfolgt. Das habe ich dieser Form noch bei keinem historischen Band einer Reihe so erlebt & habe es als sehr angenehm empfunden (vor allem, weil der Roman somit ohne zahlreiche Wiederholungen auskommt).
Handlungszeitraum: 1938-1945.
Der Zweite Weltkrieg bricht aus. Salome nutzt ihre Position als Reiseleiterin, um Juden aus Deutschland ins vermeintlich sichere Ausland zu schmuggeln. Die Freundschaft zu ihrer Freundin Ornella zerbricht beinahe gänzlich, da beide Frauen in denselben Mann verliebt sind. Während Félix‘ Herz für Salome schlägt, nutzt Ornella einen günstigen Moment aus, um ihn zur Heirat zu nötigen. Doch anstatt sich in die Familie zu integrieren, wird Félix im Widerstand aktiv & begibt sich auf gefährliche Missionen. Mittendrin im Chaos begegnet er Salome wieder & beide können ihre Gefühle füreinander nicht länger ignorieren. Aber das Schicksal scheint gegen ihr gemeinsames Glück zu sein.
Ornellas Verhalten hat mich furchtbar aufgeregt – sie stellt sich bewusst zwischen die Liebenden, um ihren Willen zu bekommen & ist anschließend wütend, d. sie Félix‘ Liebe nicht erzwingen kann. Vor allem zu Beginn ist ihre devote, krampfhaft um Aufmerksamkeit heischende Art ihm gegenüber kaum zu ertragen. Auch Félix, so edle Motive er für sein Handeln haben mag, ist für mich eher ein unsympathischer Charakter. Einzig Salome erscheint mir mittlerweile reifer. Schade um die einst so innige, von gegenseitigem Vertrauen geprägte Freundschaft zwischen den Frauen; ihre Entzweiung hat die Autorin äußerst realistisch geschildert. In meinen Augen war es dieser Mann nicht wert.
Ebenfalls erschreckend authentisch beschrieben sind die Verbrechen & die Angst, unter der die Verfolgten zu jener Zeit leiden mussten. Tausende werden deportiert & ermordet. Familien werden auseinandergerissen in ihrem verzweifelten Kampf ums Überleben. Es ist ein Buch gegen das Vergessen, damit sich die Vergangenheit nicht wiederholt. Zudem wird am Beispiel von mutigen Aktivisten in der französischen Résistance gezeigt, dass man manchmal das eigene Glück opfern muss, um das Leben anderer zu retten. Dass die Autorin bei dieser Buchreihe eine intensive Recherche betrieben hat, steht außer Frage.
Erneut habe ich nur lobende Worte für den wunderbar angenehmen Erzählstil. Einziges Manko: In einigen Dialogen ist mir dieses Mal die leicht gestelzte, etwas unrealistisch geschwollene Wortwahl aufgefallen, speziell bei Félix - wie geschrieben für einen Roman, aber wer würde im realen Leben so reden? Die Distanz zu den Figuren, die ich zuvor verspürt hatte, störte mich dieses Mal kaum, da ich bereits daran gewöhnt war & einfach nur noch wissen wollte, wie die Geschichte ausgeht. Zum Abschluss gab es sogar ein, zwei positive Überraschungen.
Man darf keinen seichten Sommerroman erwarten; vielmehr handelt es sich um ein tiefgründiges Werk, in dem menschliches Leid & nicht perfekte Charaktere zu Zeiten des Krieges porträtiert werden. Abschließend blieb bei mir nach dem Lesen ein recht nüchternes Gefühl zurück, was allerdings nicht am Thema Holocaust lag, sondern daran, d. mich die Geschichte als Ganzes schlichtweg nicht mitreißen konnte. Viele inhaltliche Aspekte waren interessant, aber nach wie vor gab es langatmige Passagen & die Hauptfiguren waren unterm Strich keine Protagonisten, deren Schicksal mir sonderlich nahegegangen wäre. Mir ist bewusst, d. man nicht jeden Charakter mögen muss, um von einem Roman begeistert zu sein, doch hier haben mich maximal die Nebenfiguren & das tragische Schicksal der jüdischen Bevölkerung berührt.
Fazit: Solider histori

Bewertung vom 01.09.2020
Kröhn, Julia

Der Traum vom Meer / Riviera-Saga Bd.1


gut

Dieser historische Roman, der die Jahre 1922-1936 umspannt, bildet den Auftakt zur Riviera-Reihe von Autorin J. Kröhn & hat mich mit derart gemischten Gefühlen zurückgelassen, d. die erhoffte (in einen geschichtlichen Kontext verpackte) sommerliche Leichtigkeit beinahe gänzlich ausgeblieben ist.
Die junge Salome lebt zusammen mit ihrem verträumten Vater, der ein Reisebüro in Frankfurt leitet. Bald nimmt sich Untermieterin Paola der kleinen Familie an & fädelt einen Urlaub in ihrem Heimatland Italien ein. Kurzum wird beschlossen, d. man sich den boomenden Tourismus im Süden zunutze machen & expandieren sollte. Unterstützt wird Familie Sommer dabei vom Hotelier Renzo Barbera, dessen unscheinbare, pummelige Tochter Ornella zu Salomes bester Freundin wird. Aber bald wirft der Krieg seine Schatten voraus & auch die innige Freundschaft der Mädchen ist in Gefahr, als Félix, Sohn eines französischen Unternehmers, in ihr Leben tritt. Ornella ist ihm regelrecht verfallen, doch der zynische junge Mann straft sie regelmäßig mit Demütigung & Ignoranz, während Salome schon eher sein Interesse erweckt.
Schreibstil & Impressionen zur Szenerie verdienen 5 Sterne; Handlung, Figuren & Gesamteindruck schaffen es hingegen auf 3 Sterne. Ich lese des Öfteren historische Romane, hatte mir also keine Happy-Sunshine-Story erwartet. Stattdessen gab es jedoch Realität, Tiefsinn & persönliche Dramen im Überfluss. Die erhoffte Sommerlektüre mit historischen Elementen entwickelte sich ab Mitte der Handlung in Richtung Schicksalsroman mit eher ernüchterndem Unterton. Diese Tendenz fand ich insbesondere schade, da gerade jene Kapitel, in denen wir Salome als junges Mädchen erleben, mit herrlich witzigen Elementen gespickt sind. Mit fortschreitender Handlung stellt sich allerdings eine gewisse Schwermut ein; die Dreiecksgeschichte zwischen Salome, Ornella & Félix habe ich als viel zu ausgedehnt empfunden, was dem Roman eine zusätzliche Langatmigkeit verlieh & zum Querlesen verleitet.
Gepunktet hat die Autorin mit ihrem sagenhaft schönen, poetisch anmutenden Schreibstil, welcher nur so strotzt vor atmosphärischen, detailreichen Beschreibungen. Es wird deutlich, d. dem Werk eine hervorragende Recherche zugrunde liegt; meisterhaft sind alltägliche Gegebenheiten der damaligen Zeit in die Geschichte eingeflochten worden, was sich auch im Sprachgebrauch widerspiegelt.
Von den Figuren ist mir leider keine wirklich ans Herz gewachsen, auch wenn sie überaus facettenreich gestaltet sind. Ihr Verhalten und ihre Entwicklung erscheinen realistisch, da es schließlich auch im echten Leben keinen Menschen gibt, der nur gut oder nur böse ist. Das beste Beispiel hierfür ist Paola. Die lebenslustige, kluge, ausgefuchste junge Italienerin macht das Beste aus dem Hier & Jetzt, verliert aber zeitgleich nicht ihren Masterplan aus den Augen: endlich finanziell abgesichert zu sein. Für mich ist sie, trotz ihrer Funktion als Nebenfigur, die schillerndste Persönlichkeit des Werkes und ganz klar meine Favoritin unter den Charakteren. Ich mag ihren trockenen Humor, ihr freches Wesen und ihrem Optimismus. Gewiss, auch ihr z.T. berechnendes Verhalten ist mir nicht entgangen, doch ich habe ihre Motive durch & durch nachvollziehen können. Bei Salome & Ornella verhält es sich anders; je älter sie werden, umso weniger konnte ich mich mit ihnen identifizieren und es entstand eine gewisse Distanz, wodurch sich das Mitfiebern bezüglich ihres Schicksals in Grenzen hielt. Meines Erachtens hat sich die Autorin zu sehr darauf konzentriert, welche Figur welches Konzept verkörpern soll. Für eine literarische Analyse o. eine Charakterstudie wäre der Roman ideal geeignet, zum Liebgewinnen der Protagonisten eher nicht.
Fazit: Kein Sommerroman zum Träumen. Für meinen Geschmack zu zäh, schwermütig & nicht so beschwingt, wie man es aufgrund des Covers & des Klappentextes vermuten könnte. Ich habe keine Bindung zu den Figuren aufbauen können, was leider auch der wundervolle Schreibstil nicht ausgleichen