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easymarkt3
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Insgesamt 854 Bewertungen
Bewertung vom 22.09.2023
Sciapeconi, Ivan

Die Kinder des Don Arrigo


sehr gut

Ein interessanter Rückblick in deutsche Geschichte!
Das Cover zeigt ein einsames Kind, wie vergessen auf Koffern auf dem Bahnsteig sitzend – ein starker Hinweis auf das Thema jüdischer Kinder auf der Flucht – sehr passend zum Buchinhalt. Dieser Roman ist eine packende, historische Geschichte über Mut und Menschlichkeit in Zeiten der Not, über das nackte Überleben und Solidarität fern von Familie und Freunden in fremder Umgebung, aus der Sicht des fiktiven elfjährigen jüdischen Kindes Natan in der Ich-Form erzählt. Man verfolgt eine unglaubliche Flucht von Berlin aus, organisiert von der Organisation Recha Freiers, weiter bis nach Italien mit der dortigen Unterstützung von DELASEM (Delegazione per l’assistenza degli emigrati ebrei) der Delegation zur Unterstützung jüdischer Emigranten. Die anschauliche Schilderung über das Leben der Flüchtigen in der Villa Emma, die die starke Unterstützung des ganzen Dorfes Nonantola unter Federführung des Pfarrers, Arztes und Bürgermeisters erfahren, ist sehr interessant. Diese heldenhaften Figuren mit ihrer Risikobereitschaft bleiben in Erinnerung, überzeugen in ihrem Widerstand gegen das damalige politische System. Der Schreibstil wird den Herausforderungen dieser Zeit, basierend auf wahren Begebenheiten gerecht. Ein Lesegenuss nicht nur für historisch interessierte Leser!

Bewertung vom 22.09.2023
Benedict, Alexandra

Mord im Christmas Express


weniger gut

Zu viel thematische Ablenkung!
Das weihnachtlich gestaltete Cover wirkt altbacken, wie aus der Zeit Agatha Christies mit ihrem Krimi ‚ Mord im Orient Express‘. Inhaltlich kein Buch für festliche Tage geht es doch hauptsächlich um sexuelle Gewalt und Missbrauch, wie es die Opfer verändert im gesamten weiteren Lebensverlauf. Die Hauptakteurin ROZ wird sympathisch, menschlich, verständnisvoll in Aktion als selbst betroffenes Vergewaltigungsopfer beschrieben, aber in der Funktion als Kommissarin wirkt sie unglaubwürdig nicht nur bei der Argumentation der letzten Twists. Durch Themen wie Heather und ihre Schwangerschaftsvergiftung nebst den Geburtsproblemen mit dem Enkelkind oder das Zusammentreffen mit Craig, der Staatsanwalt von Crown Prosecution Services, als Heather’s Vater wirkt der Krimi zu überladen, zu langatmig. Auch die queeren Momente des Quiz-Teams stören eigentlich, schwächen den spannenden, roten Faden und weichen den Plot zu sehr auf. Das Bild der Weihnachtsbaumbeleuchtung , bei der einzelne Birnchen aufleuchten wie Puzzlestücke bei Ermittlungen, fand ich gelungen. Leider kommt dieser Weihnachtskrimi in der Gesamtstruktur und Spannung nicht an Krimis von Agatha Christie heran.

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Bewertung vom 20.09.2023
Hynes, James

Ich, Sperling (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Eine bewegende Alltagsbeschreibung im spätrömischen Carthagena Nova
Das Cover zeigt im Mosaik keinen Sperling oder Hausspatz aus unseren Breiten, vielleicht eher ein Gelbbauchsperling Männchen (Passer flaveolus) aus dem Mittelmeerraum – passend zum Inhalt des Romans. Das klassische und späte Altertum im 4. Jahrhundert n. Chr. wird in diesem Roman lebendig, in einer Stadt in Hispanien im spätrömischen Reich, in und um eine Taverne mit Bordell herum mit all ihren An- und Bewohnern. Es geht in diesem historischen Roman mit Fiktion um Sklaven eingesetzt als Huren, um ihr hartes Alltagsleben voller Angst, um ihre Zusammenhalt und ihre Liebe zueinander gegen eine Welt voller Schmerz, Gewalt und Missbrauch. Im Zentrum steht ein namenloser, kindlicher Waise, liebevoll Sperling genannt, dessen Kindheit mit lebhaften Bildern beschrieben wird. Ein Sperling kann nämlich fliegen und laufen, um z. B. nicht zum Sklaven der Menschen zu werden. Aus Geschichten und Fabeln von Euterpes, einer Ziehmutter, erfährt der Leser über Philosophen wie Aristoteles und Seneca, über den Historiker Livius etc.. Die Verbreitung des Christentums mit dem Christusmonogramm ΧΡ, auch Chi-Rho oder Konstantinisches Kreuz genannt, spielt hier eine Rolle neben den vielen anderen Göttern und Tempeln. Ein sehr interessanter Lesestoff über Deklassierte in brutaler Realität im spätrömischen Reich.

Bewertung vom 17.09.2023
Smale, Holly

Mein schrecklich schönes Leben


gut

Problembewältigung mittels Zeitreisen
Cassandra Penelope Dankworth, die Hauptfigur dieses Romans, leidet an einer Autismus-Spektrum-Störung und tut sich schwer in sozialer Kompetenz mit negativen Auswirkungen auf ihr Privat- und Berufsleben. Sie versucht, durch immer wiederkehrende Zeitsprünge ihr Leben besser in den Griff zu bekommen. Auch manch ein Leser könnte sich mit der Frage beschäftigen, was man in seinem Leben ändern würde, wenn man plötzlich die Chance dazu bekommt. Doch was ändert man, wenn man alles unendlich oft nochmal wiederholen kann. Was möchte man ändern, damit Mitmenschen zufrieden sind? Bin das dann überhaupt noch ich selbst? Ab wann ist man gut so wie man ist? Die Selbstfindung von Cassie, ihre Entwicklung, kommt schließlich in ihrer besonderen Eigenart klar rüber.
Mehrfache Szenenwiederholungen durch Zeitsprünge ziehen die Handlung natürlich in die Länge. Insgesamt ist die Struktur dadurch etwas wirr. Die Einbindung der griechischen Mythologie mag interessant sein, der humorvolle, flotte Schreibstil besonders in den Dialogen gefällt. Insgesamt ein reizvoller Roman über einen nicht alltäglichen Charakter.

Bewertung vom 17.09.2023
Kielland, Victoria

Meine Männer


weniger gut

Gunness, Belle – die schwarze Witwe
Mehr über die tatsächlichen Geschehnisse um 1900 rund um diese Hauptfigur Brynhild Størset erfährt man über viele Links im Internet. Das ganze Ausmaß an Opfern dieser norwegisch-amerikanischen Serienmörderin wird jedoch über diesen kurzen Roman nicht abgedeckt. Überhaupt ist der Schreibstil gewöhnungsbedürftig, ähnlich verstörend wie der Charakter, die Gedanken- und Gefühlswelt von Belle alias Brynhild. Die Entwicklung der 17-jährigen zur Serienmörderin Belle ist emotional schlecht nachvollziehbar. Neben der wenig zugänglichen, undurchsichtigen Belle ist auch die Handlung wenig mitreißend. Zeitsprünge und fehlende Zeitspannen erschweren das Nachvollziehen von vielen Andeutungen ohne Fakten in dieser doch distanzierten, teils poetischen Wortwahl über bedingungslose Liebe und Gottesglauben.
Keine Leseempfehlung!

Bewertung vom 16.09.2023
Langer, Andreas

Schneekinder


ausgezeichnet

Mitten von eisigen und tödlichen Naturgewalten bedroht – spannende Abenteuer!
Das ruhige Cover, in winterlichen Farben gehalten, zeigt beidseits den langen Zug der Kinder auf ihrer abenteuerlichen Flucht. Eine Landkarte im Buchdeckel gibt einen Überblick über ihr frostiges, sehr unwirtliches Abenteuerland mit einige n Stationen ihrer dramatischen Reise. Auch eine Namensliste hilft besonders anfangs in puncto verwandtschaftliche Beziehungen. Eine Vielzahl verschiedenster Charaktere sind kindlich authentisch porträtiert, nicht alle liebenswert aber realistisch, denn neben den Elementen von Angst, Vertrauen, Freundschaft, gemeinschaftlichem Teilen, viel Verantwortung, Zuverlässigkeit und Verzicht, geht es auch um Lügen, Neid, Missgunst, Diebstahl und um körperliche Bedrohung – alles sehr wichtige, tief gehende Themen. Die Landschaft mit all ihren Vulkanen, Geysiren, Höhlen und Lavagestein und auch die gutmütigen Steinmenschen bilden neben den geträumten Feen, Nymphen und Gnomen, Figuren mit magischen Kräften eine geheimnisvolle Fantasiewelt mit verschiedensten Bedrohungen – sehr spannend beschrieben mit 14-jährigen Zwillingskindern als Hauptfiguren. Auch für Erwachsene schön zu lesen.

Bewertung vom 15.09.2023
Völler, Eva

Helle Tage, dunkle Schuld / Kriminalinspektor Carl Bruns Bd.1


sehr gut

Fragen von Mit-Schuld bei Strafvereitelung im Amt tauchen auf.

Die Mischung von Fiktion in diesem Kriminalfall, gekoppelt an ein historisches Ereignis der deutschen Nachkriegszeit aus 1948 in Essen, ist ausgewogen in Spannung und Informationsgehalt. Die Figuren wirken authentisch und überzeugend, die Nachkriegsszenerie ist besonders mit dem Quartierdefizit und dem Mangel an Nahrungsmitteln einfühlsam und anschaulich porträtiert. Sprachlich ist der Umgang mit Juden, Bettlern und ausländischen Zwangsarbeitern teils respektvoll von Seiten des Kriminalbeamten Carl Bruns, teils erniedrigend von Seiten der Polizei bzw. ehemaligen SS-Beamten ernüchternd dargelegt. Der abschließende Twist mit Überraschungsmoment gibt nochmal erschreckend die Gesinnung und die damalige Verflechtung der Polizeibeamten bis in oberste Hierarchien gekonnt wieder. Die verwitwete Krankenschwester Anne steht hier als starke, verantwortungsvolle Frau, aber auch als sympathisches, liebendes Wesen, das dem düsteren Gesamtplot eine leichtere, hoffnungsvollere Note gibt. Ein sehr interessantes Leseerlebnis

Bewertung vom 13.09.2023
Helgason, Hallgrímur

60 Kilo Kinnhaken


sehr gut

Der kalte Norden Islands – lesenswert.
Die Handlung dieser 6 Bücher vereint in diesem Gesamtband über 670 Seiten schließt an „60 Kilo Sonnenschein“ an und findet wieder in der kleinen fiktiven Siedlung Segulfjörður am Fjord statt mit dem 19-jährigen Gestur bis zu seinem 30. Geburtstag. Sein Leben, der Hafen voller Leben, das emsige Treiben der Einheimischen und ausländischen Fischer und Investoren, all das wird humorvoll, sogar episch beschrieben. Ab dem Jahr 1906 folgt eine Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs in diesem Fischerort, der sich durch sehr erfolgreiche Heringssaisons zu einem bedeutenden Zentrum im Norden Islands entwickelt und wichtige Schritte in die Moderne in Bezug auf Dampfmaschinen, Telefon, elektrischer Beleuchtung etc. wagt. Gezeichnet wird ein humorvolles bis tragisches Bild einer aufstrebenden Gemeinschaft, gekoppelt an viel Alkoholismus, Hurerei und Prügelei. Die Beschreibungen von isländischer Kultur mit ihren Sagas, Trachten und die Naturgewalten je nach Jahreszeit ergänzen die Lebendigkeit der Vielzahl an verschiedenen Charakteren. Die Natur selbst teilt reichlich viele dramatische Kinnhaken besonders zum Ende des Buches aus. Ein interessanter Lesegenuss!

Bewertung vom 10.09.2023
Stehn, Malin

Nur eine Lüge - Zwei Familien, eine tödliche Verbindung (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Endlich wieder frei von langjährigen Schuldgefühlen sein…….
Das Cover zeigt den hauptsächlichen Tatort zum Zeitpunkt der Hochzeit im edlen Schloss Örenäs bei angestrahltem, nächtlichem Ambiente - der Buchtitel in klaren Großbuchstaben ist zentriert in schreiendem Pink gut platziert - alles optimal zum Buchinhalt passend. Zwei zunächst befreundete Familien sind gefangen in einem gemeinsamen, unheilvollen Geheimnis auf einer Erzählebene vor acht Jahren verlaufend. Die zweite Erzählebene findet ihren Höhepunkt auf der pompösen Schlosshochzeit mit einem Toten. Sehr geschickt werden nach und nach Informationen beide Erzählstränge betreffend freigegeben, was den Spannungsbogen bis zum Schluss hält. Positive und negative Charaktere einer Familie wechseln sich in kurzen Kapiteln mit folgerichtigen Rückschlüssen ab, menschlich authentisch porträtiert in ihren Dialogen, Handlungen und Gedankengängen. Interessante Wendungen steigern hier eindeutig den Lesegenuss.

Bewertung vom 07.09.2023
Marly, Michelle

Der Glanz der Zukunft. Loulou de la Falaise und Yves Saint Laurent


gut

Der Lebensweg einer interessanten Frau!
Loulou de la Falaise erscheint hier als Inspirationsquelle besonders für Yves Saint Laurent, oft an seiner Seite, selbst schillernd. Ihre persönliche Entwicklung bis zur Scheidung ihrer ersten Ehe, ihre mutigen Schritte hin zu ihrer beruflichen Selbstverwirklichung ist überzeugend beschrieben. An Orten wie London, Paris, New York und Marokko entfaltet sich ihr glamouröses, kreatives Leben rund um die Modewelt. Viele der hier genannten Personen in ihrem Umfeld sind mir zwar unbekannt, aber viele Informationen aus dieser schillernden Branche sind in diesen Zusammenhängen dennoch sehr interessant zu lesen. Ebenso farbenfroh und lebensbejahend wie diese Welt kommt das bunte Cover mit Model treffend daher. Der damalige Zeitgeist der 60er und 70er Jahre in Politik, Musik, Malerei, Filmbranche etc. wird geschickt eingeflochten. Diese Biographie ist für Anhänger der Haute Couture sicher ein Lesegenuss!