Benutzer
Benutzername: 
Lesetiger

Bewertungen

Insgesamt 372 Bewertungen
Bewertung vom 20.09.2019
Turton, Stuart

Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle


ausgezeichnet

Stuart Turton hat hier einen faszinierenden und nicht alltäglichen Krimi abgeliefert. Sein Schreibstil ist flüssig und detailreich, der Plot ist komplex und verwoben, macht aber Spaß, wenn man sich darauf einlassen kann. Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht einer Person, die es nach Blackheath verschlagen hat. Durch diese Perspektive nimmt der Leser oder Hörer sehr viele Details auf.
Familie Hardcastle hat anlässlich eines traurigen Jahrestages zum Maskenball eingeladen – und zwar alle Gäste, die damals auch dabei waren. Aiden Bishop hat eine seltsame Nachricht erhalten. Es dauert eine Weile, bis Aiden begreift, dass der Mord an der Tochter des Hauses aufgeklärt werden soll. Auf die Sprünge hilft ihm ein geheimnisvoller und unheimlicher Pestdoktor, doch die Ermittlungen muss er alleine stemmen.
Eines vorneweg: Dies ist einer der Krimis, die man nicht nebenher lesen oder hören kann. Man muss gedanklich dabei bleiben und das die ganze Zeit, denn schon die kleinste Unaufmerksamkeit kann das Fehlen eines wichtigen Puzzlestücks zur Folge haben.
Der Anfang war zweifellos spannend, doch im Anschluss habe ich tatsächlich etwas gebraucht, um in die Geschichte zu kommen. Und irgendwann hat sie mich dann richtig gefesselt. Der Leser oder Hörer wird bei diesem Krimi richtig gefordert und man rätselt automatisch mit, wer Evelyns Mörder ist. Leider oder zum Glück tappte ich viel zu lange im Dunkeln und als ich dann den ein oder anderen Verdacht hatte, hat es der Autor geschafft, mir innerhalb kürzester Zeit meine Theorie zu widerlegen. Meine gedanklichen Mörder waren irgendwie allesamt selber Opfer. Und das Ganze zog sich bis zum Ende durch – ich bin tatsächlich nicht auf die Lösung gekommen.
Im Mittelteil der Geschichte lernen wir unheimlich viele Charaktere kennen, die sehr gut ausgearbeitet wurden und die sehr detailliert gezeichnet wurden. Sie haben nicht nur gute, sondern auch einige schlechte Charakterzüge. Durch den Blickwinkel einer einzigen Person, die in diese unterschiedlichen Charaktere springt, ist es ganz witzig, die Gefühle und Handlungen in einem völlig anderen Körper zu sehen und zu beschreiben. Das hat mir echt gut gefallen und hier war der Autor schonungslos. Auch wirft der Blick auf ein und dasselbe Ereignis aus der Sicht verschiedener Personen interessante Fakten und Details auf, die man als Leser nach und nach wahrnimmt und tunlichst nicht aus den Augen verlieren sollte. Ich habe selten ein Buch gelesen, das mit so vielen überraschenden Wendungen aufgewartet hat. Immer, wenn man meint, dem Mörder auf die Schliche gekommen zu sein, wird man eines besseren belehrt. Und hier musste man aufpassen, dass einem nicht der Kopf schwirrt und man nicht den Anschluss verliert – wie gesagt kein Krimi zum nebenher hören.
Das Ende der hat mir sehr gut gefallen. Ich fand es klasse, wie der Autor alles aufgelöst hat. Das war nicht einfach, denn der Krimi ist echt komplex und verwoben und am Ende werden alle Verstrickungen gelöst. Und wie bei einer Zwiebel kommt eine Schicht nach der anderen zum Vorschein und man ist als Leser ein ums andere Mal überrascht. Rückblickend betrachtet, war jedes noch so kleine Puzzleteil wichtig.
Der Sprecher:
Frank Stieren liest das Hörbuch ausgezeichnet. Er kann diese düsterte Stimmung, die auf Blackheath herrscht sehr gut transportieren. Zudem finde ich, dass seine Betonungen und sein Sprachtempo super passen. Sein Sprachtempo ist nicht zu schnell, und das ist wichtig, denn dadurch läuft man nicht in Gefahr, etwas wichtiges zu überhören – es sei denn man schweift gedanklich ab. Und schaurige Szenen kann er echt noch einen Tick schauriger Lesen. Und seine Stimme passt perfekt in das alte englische Herrenhaus.
Fazit:
Ich habe selten einen so komplexen und verwobenen Krimi gelesen, bei dessen Ende man sich dachte: Das habe ich so nicht erwartet. Es werden sehr viele Puzzleteile benötigt, um das große Ganze zu sehen, aber das sieht man erst direkt am Schluss. Chapeau! Ein origineller Krimi,

Bewertung vom 20.08.2019
Slaughter, Karin

Die letzte Witwe / Georgia Bd.9 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

„Die letzte Witwe“ ist der 7. Band der Georgia-Reihe. Ich kenne alle Vorgängerbände, aber ich finde, man kann dieses Buch auch ganz gut ohne Vorwissen lesen – zumindest, was den abgeschlossenen Fall betrifft. Möchte man die Entwicklung der Protagonisten und ihres Privatlebens mitverfolgen, so empfiehlt es sich, der Reihe nach zu lesen.
Karin Slaughters Schreistil ist flüssig, fesselnd und kurzweilig, Spannung ist dabei garantiert. Geschildert wird der Thriller abwechselnd aus der Sicht verschiedener Charaktere, was dem Leser einen sehr guten Ein- und Überblick verschafft. Anfang werden teilweise die gleichen Geschehnisse sowohl aus Wills als auch aus Saras Sicht erzählt, was aber nicht weiter stört.
Die Spannung setzt zügig ein, als die beiden bei einem Autounfall helfen, direkt auf dem Weg zum Ort der Explosion. Irgendetwas stimmt an dem Unfall nicht – das fällt beiden unabhängig voneinander auf. Doch zu spät bemerken sie, in welche gefährliche Situation sie geraten sind. Sara wird entführt und der verletzte Will kann nur hilflos zusehen. Und der Leser ist mittendrin dabei. Ab da hatte mich die Autorin. Der Spannungsbogen hat auch nicht nachgelassen, und ab der zweiten Hälfte konnte ich das Buch gar nicht mehr weglegen.
Man fühlt sich aufgrund des Schreibstils mit den beiden Protagonisten Sara und Will emotional verbunden. Und es ist grandios zu beobachten, wie sich die Charaktere und ihre Beziehung weiterentwickeln. Allein schon deshalb habe ich mich auf diesen Band gefreut, um zu sehen, wie es mit Will und Sara weitergeht, die mir beide sehr sympathisch sind – trotz oder vielleicht auch gerade wegen ihrer Eigenschaften und der Ecken und Kanten. Die beiden sind mit ihren Gefühlen und Ängsten authentisch dargestellt, sehr zur Freude des Lesers.
Obwohl alles daran gesetzt wird, Sara zu finden, bleibt sie verschwunden. Die Spur führt die Ermittler aber zu einer Terrororganisation und das, was dort geplant wird lässt den Leser nicht kalt – leider kann ich mir diese Fiktion auch in der Realität sehr gut vorstellen. Insbesondere den charismatischen Führer, der Menschen für seine Zwecke gezielt instrumentalisiert und manipuliert. Karin Slaugther entwirft hier ein erschreckendes Szenario, der Anführer geht für sein großes Ziel buchstäblich über Leichen, aber über sehr viele Leichen. Und Will Trent lässt nichts unversucht, um Sara zu finden – er ermittelt verdeckt, doch kommt er nahe genug heran? Und vor allem rechtzeitig?

Fazit:
Ein packender und aufregender Thriller mit einem aktuellen Thema. Spannend bis zum Schluss. Für Fans der Georgia-Reihe ein Muss, aber auch Neueinsteigern sehr zu empfehlen!

Bewertung vom 09.08.2019
Suchanek, Andreas

Ein MORDs-Team - Band 24: Inferno (Finale des 2. Falls) (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Dies ist mittlerweile Band 24 aus der Reihe MORDs Team. Da die Bände aufeinander aufbauen, ist es empfehlenswert, die vorhergehenden Folgen zu lesen.

Wendy Parker hat zugeschlagen und in Barrington Cove bricht das Chaos aus. Die Stadt liegt in Schutt und Asche. Aber das ist noch nicht alles, sie hat auch noch einige offene Rechnungen zu begleichen. Und nach langem Warten und Rätseln wird der Mörder enttarnt – eine gelungene Überraschung, denn den hätte ich nicht auf dem Schirm gehabt.

Andreas Suchaneks Schreibstil macht süchtig. Fesselnd, packend, mit einer Prise Humor, sehr kurzweilig zu lesen. Einmal die Serie angefangen, wartet man sehnsüchtig auf den nächsten Band. Der Perspektivenwechsel tut sein Übriges und man ist gebannt von der Handlung und kann sich dem Sog nicht entziehen.

Ein furioses Finale, an dem alle losen Enden zusammengeführt werden, indem der Autor die Puzzleteile geschickt an die richtigen Plätze fallen lässt.

Und Andreas Suchanek wäre nicht er selbst, wenn nicht am Ende eine Cliffhanger wäre.

Die Serie hat richtig Spaß gemacht zu lesen und ich freue mich auf den nächsten Fall.

Fazit:
Ein faszinierender Fall mit einem gelungenem Ende. Absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 09.08.2019
Sigurdardóttir, Yrsa

R.I.P. / Kommissar Huldar Bd.3


ausgezeichnet

Inhalt:
Ein junges Mädchen, das im Kino arbeitet, wird von einem Mann mit einer Darth Vader-Maske entführt, misshandelt und ermordet. Das perfide dabei: sie wird gefilmt und dies wird an alle ihre sozialen Kontakte verschickt. Die Polizei ermittelt, aber schon bald wird der nächste Jugendliche entführt. Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren.

Meine Meinung:
Bereits mit dem Prolog hatte mich die Autorin Yrsa Sigurdardóttir. Gänsehaut pur, was die Polizisten und auch Stellas Freunde in kurzen Snapchat-Videos zu sehen bekommen. Denn der Täter hat die letzten Minuten gefilmt und diesen Film an Stellas Kontakte bei Snapchat verschickt.
Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und mitreißend, der Story spannend geschrieben. Für mich ist R.I.P. das erste Buch von Yrsa Sigurdardóttir, und sicher nicht mein letztes.
Kommissar Huldar ermittelt mit dem Team und die Zeit drängt, denn Stella bleibt nicht das einzige Opfer. Und unter den Opfern die Zahlen 2 und 3. Doch wo ist die Zahl 1? Was hat es damit auf sich? Mir hat Kommissar Huldar gefallen. Er hat Probleme mit seinen Kollegen bzw. mit seiner Vorgesetzten, die ihn schneidet und auch sonst hat er Ecken und Kanten, ist ein bisserl ein Griesgram, aber wenn es darauf ankommt, kann man auf ihn zählen. Er ist nicht unsympathisch. Ihm zur Hilfe kommt die Kinderpsychologin Freya und gemeinsam werden Stellas Freunde befragt. Dabei stellt sich heraus, dass Stella nicht so unschuldig ist, wie es zunächst den Anschein hatte. Mobbing ist ein böses Wort.
R.I.P. ist spannend und fesselnd. Kommissar Huldar und Frey sind ein bewährtes Team. Die beiden überzeugen in ihrer Ermittlungsarbeit. Doch je tiefer sie graben, desto mehr Abgründe tun sich auf. Das ist fast schon unheimlich. Das Thema ist topaktuell und erschreckend realitätsnah. Es gibt einige Wendungen, die grausam und perfide sind. Dieser Thriller ist nichts für zartbesaitete Leser. Und trotz der Grausamkeiten kann ich mir leider vorstellen, dass es sowas im realen Leben auch geben kann.
Einmal angefangen, konnte ich den Thriller nicht aus der Hand legen. Fesselnd geschrieben, für mich ein absoluter Pageturner. Spannend und überzeugend bis zum Ende.
Fazit:
Von mir gibt’s eine absolute Leseempfehlung für diesen packenden Thriller!

Bewertung vom 07.08.2019
Sveen, Gard

Die stille Tochter / Kommissar Tommy Bergmann Bd.4 (MP3-Download)


gut

Inhalt:
An einem Dezembertag 1982 verschwindet Christel Heinze, die aus der DDR geflohen ist und später für den KGB gearbeitet hat. Doch wer steckt dahinter? Arvid Storholt, ein guter Freund von ihr und Doppelagent?
Als im Jahr 2016 zuerst eine Frauenleiche gefunden wird und anschließend Arvid Storholt ermordet wird, beginnt Tommy Bergmann für den norwegischen Geheimdienst in dem Fall zu ermitteln. Gibt es eine Verbindung zwischen den beiden? Tommy ist gut und deckt einen Skandal auf.

Meine Meinung:
Dies war mein erstes Buch von Gard Sveen. Der Klappentext hörte sich interessant an, aber der Inhalt konnte mich leider nicht ganz überzeugen.
Der Schreibstil war locker, die Story aber insgesamt nicht wirklich fesselnd. Sie spielt auf zwei Zeitebenen und wird in zwei Erzählsträngen erzählt. Zum einen wird die Geschichte während der 80er Jahre und dem kalten Krieg geschildert und dann gibt es noch die Ermittlungsarbeit in der Gegenwart.
Den Ermittler Tommy Bergmann fand ich sympathisch und gut gezeichnet. Er hat in der Vergangenheit einiges mitgemacht, was hier immer mal wieder einfließt und ihm eilt der Ruf voraus, gut zu sein. Und das ist er, er wird dem Ruf gerecht, auch wenn seine Methoden nicht immer konventionell sind und sich manchmal auch am Rande der Legalität bewegen. Von seinen Vorgesetzten lässt er sich nur bedingt etwas sagen und riskiert auch mal eine Suspendierung, wenn es sein muss. Aber seine Ermittlungsarbeit hat echt Spaß gemacht. Ein Charakter mit Ecken und Kanten, von dem ich durchaus noch mehr lesen möchte.
Leider ist Bergmanns Ermittlungsarbeit in „die stille Tochter“ in meinen Augen etwas zu sehr in den Hintergrund gedrängt worden.
Vielmehr kam mir dieser Krimi phasenweise wie eine Biographie von Christel Heinze vor, nicht uninteressant, aber in meinen Augen viel zu ausufernd. Und das nimmt den Leser etwas die Lesefreunde, denn hier schleichen sich Längen im Buch ein. Längen, die auch ein Herr Bierstedt nicht überbrücken konnte.
Mit Christel Heinze konnte ich nicht viel anfangen. Sie war mir weder sympathisch noch unsympathisch und ihr Handeln war nicht immer nachvollziehbar, wenn es um Männer ging. Für mich war sie eher anstrengend. Mit Arvid Storholt ging es mir ähnlich, der schein nur seinen eigenen Interessen verfolgt zu haben und war mir eine Spur zu blass.
Zudem fand ich die häufigen Perspektivenwechsel, die an sich nicht schlecht sind, gepaart mit vielen Sprüngen in die Vergangenheit und den vielen Namen gerade am Anfang einfach nur noch verwirrend. Man musste immer aufpassen, in welcher Zeit und mit welcher Person die Geschichte gerade spielt, um den roten Faden nicht zu verlieren.
Um noch weitere Verwirrung zu stiften, wurden aus Agenten Doppelagenten, welche dann mal Codenamen besaßen, die man nicht immer gleich richtig zuordnen konnte.
Die Story war komplex, teilweise verworren, das Grundthema interessant, aber die Umsetzung hat mir nicht so wirklich gefallen. Aber im Laufe der Geschichte wurde ein Geheimnis nach dem anderen gelöst, um am Ende die Identität des letzten Agenten/Doppelagenten zu lüften.
Ich habe die Geschichte als Hörbuch gehört und bin echt ein Fan von Detlef Bierstedt. Aber hier hat auch er mich leider nicht vollkommen überzeugen können, denn zwischendurch haben mir einfach ein Stück weit die Betonungen gefehlt und die Story plätscherte ohne viel Höhen und Tiefen dahin. Das war zum Glück nicht durchgehend der Fall und insgesamt war ich mit der Sprecherleistungen halbwegs zufrieden.

Fazit:
Ein komplexer, teilweise verwirrender Agententhriller mit Längen, von dem ich mir mehr versprochen hatte.

Bewertung vom 05.08.2019
Löhnig, Inge

Unbarmherzig (Ein Gina-Angelucci-Krimi 2) (MP3-Download)


ausgezeichnet

Inhalt:
Gina Angelucci kehrt aus ihrer Elternzeit zurück in die Abteilung Cold Cases bei der Münchner Kripo, währenddessen ihr Ehemann sich daheim um die gemeinsame Tochter kümmert. Gina hat auch direkt einen aktuellen Fall, als in Altbruck auf einer Baustelle die Knochen von zwei Leichen gefunden werden, die wohl schon Jahrzehnte alt sind. Gina drängt darauf zu ermitteln, um den Toten einen Namen zu geben. Ist es möglich, nach so langer Zeit die Identität der Toten festzustellen? Da der Schädel ein Einschlussloch aufweist, beginnt zudem die Suche nach einem Mörder.

Meine Meinung:
Inge Löhnig sagte mir bisher nichts und „Unbarmherzig“ ist mein erster Fall von ihr, den ich gelesen bwz. gehört habe. „Unbarmherzig“ ist gleichzeitig der zweite Band der Reihe um Gina Angelucci, zu der man jedoch keine Vorkenntnisse aus dem ersten Band benötigt, da die Fälle unabhängig voneinander gelesen werden können.
Der Schreibstil der Autorin ist flüssig, locker, und fesselnd. Bereits der Prolog war sehr spannend und da hat mich das Buch direkt gepackt.
Ginas Ermittlungen führen in ein dunkles Kapitel der deutschen Geschichte, als festgestellt wurde, dass eine der beiden Toten baltischer Herkunft ist. Da in Altbruck eine Munitionsfabrik des NS-Regimes beheimatet war, in der auch Zwangsarbeiter aus dem Osten interniert wurden, beginnt Gina in dieser Richtung zu ermitteln, was aber nicht allen Einwohnern Altbrucks gefällt.
Die Story besteht aus zwei Erzählsträngen mit unterschiedlichen Erzählperspektiven. In einem Erzählstrang begleiten wir Gina und ihre aktuellen Ermittlungen mit allen Höhen und Tiefen. Hierbei versteht es die Autorin geschickt in diesem komplexen Fall, den Leser auf falsche Fährten zu schicken.
In Rückblenden wird das Leben und die Ereignisse, die dazu führten, dass die damals ermordete Zwangsarbeiterin von Riga nach Altbruck kam, aus deren Sicht erzählt. Diesen zweiten Handlungsstrang fand ich nicht weniger spannend. Vielmehr habe ich mit Kairi ob des Schicksals, das ihr widerfahren ist, mitgelitten. Die Erzählungen hierzu fand ich emotional und diese wurden durch Kairis Tagebucheinträge untermauert.
Und als wäre das noch nicht genug, fühlen sich Gina und ihr Mann Tino verfolgt. Wie es sich herausstellt, wurden die beiden von ihren Gefühl nicht betrogen.
Die Protagonistin Gina Angelucci war mir von Beginn an sympathisch und sie wurde von der Autorin – ebenso wie Kairi – tiefgründig und vielschichtig ausgearbeitet. Ginas Mann habe ich ebenfalls ins Herz geschlossen und ich werde die Bände, in denen Tino Dühnfort ermittelt, demnächst lesen, denn ich bin ich echt neugierig geworden.
„Unbarmherzig“ habe ich mir als Hörbuch, gelesen von Vera Teltz, angehört. Ich bin grundsätzlich eher skeptisch, wenn es um weibliche Stimmen geht. Vera Teltz konnte mich jedoch überzeugen, sie macht mit ihrer resonanzreichen Stimme einen guten Job. Ich konnte ihr gut folgen, die Stimmfärbungen der Protagonisten konnte man auseinander halten und auch die Betonungen waren meist in Ordnung. Lediglich die Betonung von Neckarsulm verursachte jedes Mal ein Quietschen in meinen Ohren.

Fazit:
Ein packender, ebenso interessanter wie spannender Krimi, der ohne großes Blutvergießen auskommt und den ich als Hörbuch jeden Krimifan ans Herz legen kann. Von mir gibt’s eine absolute Hörempfehlung!

Bewertung vom 31.07.2019
Karig, Friedemann

Dschungel


sehr gut

Inhalt:
Felix ist auf einer Asienreise spurlos verschwunden. Seine Mutter bedrängt seinen Freund, Felix zu finden und kauft ihm ein Ticket nach Kambodscha, denn schließlich verbindet die beiden Jungs eine tiefe Freundschaft.

Meine Meinung:
Das dunkelblaue Cover ist ein echter Hingucker. Der Schreibstil des Autors ist unterhaltsam, flüssig und mitunter witzig. Das Buch ist in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Felix‘ Freund geschrieben. Das Buch beinhaltet zwei Erzählstränge. Da wird in der Gegenwart die Reise des Erzählers nach Kambodscha und die Suche nach Felix beschrieben. Und dann wird in Rückblicken vom Entstehen dieser Freundschaft und wie sich diese mit ihren Höhen und Tiefen weiterentwickelt hat, berichtet und das in abwechselnden Kapiteln. Dadurch wird die Spannung gehalten, da man ständig zwischen dem Hier und Jetzt springt. Und ganz nebenbei wird man bekannten Songs während der Reise begleitet.
Felix ist jemand, der oft seine Grenzen austestet, ein Draufgänger, oft auch übergriffig. Der Erzähler ist eher der Typ Mitläufer, der Felix folgt und von ihm gebannt ist, aber auch in dessen Schatten er steht. Interessanterweise habe ich tatsächlich nirgends einen Namen des Erzählers gesehen.
Man lernt beide Charaktere sowie ihre intensive und sehr enge Freundschaft gut kennen. Die Beziehung der beiden ist vielschichtig und sehr komplex und nicht immer konnte Felix mit Sympathie bei mir punkten. Muss aber gar nicht sein, umso glaubhafter war für mich diese manchmal schon ambivalente Freundschaft, die auch ein Stück Abhängigkeit bedeutete. Die Schilderung war für mich authentisch. Die Freundschaft mit Felix hat dem Erzähler nicht immer gut getan, er kann sich aber auch nicht davon lösen. Selbst dann nicht, wenn Felix während eines Backpackerurlaubs verloren geht. Aber je näher der Erzähler in den Dschungel eindringt, um Felix zu finden, umso mehr muss sich der Namenlose seinen eigenen Ängsten stellen. Wie weit ist man bereit für eine Freundschaft zu gehen, wenn der Freund nicht gefunden werden will? Und was ist man bereit, dafür zu opfern?
Das Buch hat mich zwar gut unterhalten, aber ganz überzeugt war ich nicht. Ich kann es noch nicht mal genau benennen, aber es war unter anderem dem Verhalten des Ich-Erzählers geschuldet, dass sich während der Reise geändert hat und ich nicht wirklich einen Grund finden konnte. Die Schilderungen in der Kindheit waren für mich teilweise auch etwas in die Länge gezogen, hier wäre weniger mehr gewesen.
Nebenbei taucht man in das Land Kambodscha ein. Hier hätte mich ein etwas tieferes Abtauchen noch mehr gefreut und der Autor setzt sich mit der alternativen Art des Reisens und der Sehnsüchte der Reisenden auseinander.
Der Schluss war leider nicht so nach meinem Geschmack, muss er auch nicht sein, denn Geschmäcker sind bekanntlich verschieden.

Fazit:
insgesamt ein interessantes und lesenswertes Buch über Freundschaft und Selbstfindung.

Bewertung vom 31.07.2019
Burton, Tara Isabella

So schöne Lügen


gut

Es fällt mir gar nicht so leicht, hier meine Gedanken niederzuschreiben, denn die Story hat mich mit widersprüchlichen Gefühlen zurückgelassen. Sie war ebenso abstoßend wie faszinierend.
Der Schreibstil der Autorin Tara Isabell Burton hat mich nicht wirklich überzeugt. Die Sätze waren kurz, manchmal klang das etwas abgehackt und zu einem Jugendroman hätte das auch gut gepasst. Sprachlich wird ab und an mal die Jugendsprache verwendet, was aber ganz in Ordnung ist. Die ständigen Wiederholungen (z. B. mehrmals hintereinander der gleiche Satzanfang, auch Wiederholung von Gedanken) haben mich dagegen schon gestört, scheint aber der Stil der Autorin zu sein.
Man begleitet Louise, die in die Großstadt zieht, um als Schriftstellerin groß herauszukommen. Sie schlägt sich mehr schlecht als recht durch, lernt Lavinia kennen und geht auf Parys, auf der viel Alkohol und Drogen konsumiert werden und alles in die Sozialen Medien gestellt wird, um Likes zu erhaschen. Ein Zeitvertreib der reichen und extravaganten New Yorker Gesellschaft, zu der Louise unbedingt dazugehören will. Dieser Teil war meines Erachtens sehr langatmig. Und an dieser Stelle muss ich sagen, hätte ich nicht das Hörbuch gehört, so kann ich nicht beschwören, dass ich das Buch auch weitergelesen hätte. Rückblickend betrachtet, war es gut, dass ich weitergehört habe, denn trotz aller Mängel hat mich die Story fasziniert.
Der Plot an sich ist gut und später auch spannend, hat man das erste Drittel hinter sich gelassen, aber die Umsetzung weist doch Mängel auf.
Dann taucht Rex auf, mit dem Louise eine Beziehung oder eine Affäre beginnt. Rex ist Lavinias Exfreund, doch niemand nimmt Lavinia ungestraft etwas weg uns so nimmt das Verhängnis seinen Lauf.
Geschildert wird die Story im personalen Erzählstil aus der Sicht von Louise.
Ich habe selten ein Buch gelesen oder gehört, wo mir nicht einer der Protagonisten irgendwie sympathisch war. Diese Tatsache hat mich nicht weiter gestört, denn es hat irgendwie gepasst.
Mit Louise wurde ich nicht warm. Das lag an ihrer anstrengenden Art, alles zu unternehmen, um unbedingt dazuzugehören. Als sie bei Lavinia eingezogen ist, wurde sie zu Lavinias Marionette, da diese zwar viel bezahlte, aber sehr manipulativ bestimmte, was Louise alles zu tun hat. Hier hat mir Louise stellenweise auch leidgetan. Und an dieser Stelle kommt auch mein großes Aber: Ich kann leider nicht nachvollziehen, wie man sich als fast 30jährige Frau von einer so viel jüngeren Person herum schikanieren lässt und sich dann auch noch aufführt wie ein Teenager. Sorry, aber irgendwann war es einfach zu viel und Louises Verhalten war doch sehr widersprüchlich.
Lavinia war mir insgesamt einen Tick „zu viel“: zu viel Macht, zu viel Gier, zu viel Lügen, zu viel Manipulation, zu viel Party, zu viel Drogen, zu viel Alkohol, zu viel Geld, und zu viel im Mittelpunkt stehen.
Trotzdem hat die Autorin die beiden Figuren gut ausgearbeitet. Andere dagegen wie Rex und Hell blieben verschwommen und blass. Eigentlich schade, denn ich hätte mir schon ein bisschen mehr Tiefe bei Rex gewünscht. Louise und Lavinia führen eine sehr ambivalente, geradezu toxische Freundschaft. Aber Louises Lügenmärchen werden immer mehr und man ist als Leser sehr gespannt, ob und wie Louise aus der Situation herauskommt. Obwohl die Story eher ruhig ist, lediglich die Emotionen hochkochen, verspürt man immer diese unterschwellige Spannung. Das hat die Autorin gut gemacht und das Ende war so nicht vorhersehbar.
Ich habe die Geschichte als Hörbuch gehört und kannte die Sprecherin Britta Steffenhagen nicht. Da ich weiblichen Sprecherinnen grundsätzlich etwas skeptisch entgegenstehe, wurde ich hier positiv überrascht. Mit ihrer markanten, rauchigen und rotzigen Stimme ist sie die perfekte Besetzung für Lavinia und Louise. Als Lavinia provoziert sie mit ihrem Tonfall, was super zur Story passt. Auch schafft sie es, den Hörer mit ihrem Vortrag zu fesseln, selbst wenn der Text Längen aufweist.

Bewertung vom 31.07.2019
Kliesch, Vincent

Auris / Jula Ansorge Bd.1 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Inhalt:
Matthias Hegel ist ein berühmter forensischer Phonetiker, der am Klang der Stimme bzw. anhand der kleinsten Abweichung, die Wahrheit herausfinden kann bzw. die Lüge herausfiltern kann. Doch nun steht er selbst im Fokus, hat er doch gestanden, eine Obdachlose ermordet zu haben und sitzt nun in Haft. Jula Ansorge ist auf der Suche nach der Wahrheit, und sie ist darauf spezialisiert unschuldig Verurteilte zu rehabilitieren. Entgegen Hegels Warnung beginnt sie in dem Fall zu graben.

Meine Meinung:
Ich hatte schon einiges über Auris gehört und war nun schon sehr gespannt. Allein den Plot fand ich sehr interessant – ist einfach mal was anderes. „Auris“ hat meinen Erwartungen standgehalten und wurde für mich zum Pageturner. Dies ist mein erstes Buch von Vincent Kliesch, und sicher auch nicht mein letztes. Der Autor hat mich definitiv überzeugt. Und er hat gar keinen Grund, sich hinter großen Namen zu verstecken. Zumindest kommt es mir vor, da zusammen mit seinem Namen Fitzek auf dem Cover groß erwähnt wird.
Ein kurzes Wort zu Fitzek: Im Vorwort kommt Sebastian Fitzek echt sympathisch rüber.
Und nun wieder zurück zu Vincent Kliesch. Sein Schreibstil ist locker, fesselnd, unterhaltsam und mitreißend, die Story dabei von Beginn an spannend. Inhaltlich kann er sich durchaus mit Fitzek messen, denn ich habe so manche grausame Szene noch direkt vor Augen. Dabei legt Vincent Kliesch nicht nur eine falsche Fährte, überrascht den Leser und führt ihn so regelrecht an der Nase herum. Die Kapitel sind recht kurz gehalten und es wird aus abwechselnder Sichtweise erzählt, was meiner Meinung nach die Spannung zusätzlich erhöht.
Die Protagonistin Jula Ansorge, True-Crime-Podcasterin war mir sympathisch und sie macht Lust auf mehr Bände. Matthias Hegel, der forensischen Phonetiker, spielt eigentlich eine untergeordnete Rolle, ist aber doch sehr präsent und nicht minder sympathisch. Vincent Kliesch hat die beiden Figuren vielschichtig gezeichnet. Aber auch die anderen Charaktere gefielen mir gut und wurden von Vincent Kliesch überzeugend ausgearbeitet.
Nachdem man durch die Seiten geflogen ist, kommt man zu einem schockierendem Ende und fragt sich: Wann bitte geht’s weiter?

Fazit:
Ein grandioser Thriller, an dem nicht nur Fitzek-Fans ihre helle Freude haben werden mit einer Story, die absolut überzeugt. Ein absolutes Muss für alle Thriller-Fans!

Bewertung vom 31.07.2019
Ahnhem, Stefan

Zehn Stunden tot / Fabian Risk Bd.4


sehr gut

Inhalt:
Ein Mörder treibt sein Unwesen und wählt seine Opfer zufällig per Würfelspiel aus, ebenso wie die Mordwaffe und den Tatort. Verbindungen zwischen den Fällen scheinen nicht zu existieren. Eine harte Nuss für das Helsingborger Kommissariat.
Und während ein Mord nach dem anderen geschieht, kämpft Fabian Risk auf familiärer Ebene einen ganz eigenen Kampf. Seine Tochter Mathilda hat nach der Schussverletzung gerade so überlebt, sein Sohn ist auch in eine kriminelle Tat verwickelt und weiß nicht damit umzugehen.

Meine Meinung:
Stefan Ahnhems Schreibstil ist flüssig, locker-leicht und man ist schnell drin in der Geschichte. „10 Stunden tot“ ist der 4. Band um Fabian Risk und ich bin geneigt zu sagen, es wäre gut, wenn man zumindest den 3. Band um Fabian Risk kennt, da dort bereits etwas passiert ist, was in diesem Band weitergeführt wird und man mit den Vorkenntnisse einfach einen größeren Hörspaß hat. Die Beschreibungen sind sehr detailliert, sodass man sich sowohl die Begebenheiten als auch die Handlungen gut vorstellen kann und bildlich vor Augen hat.
Die Spannung baut sich erst allmählich auf, dann aber bleibt der Spannungsbogen bis zum Ende hoch.
Der Krimi ist komplex, es gibt viele Handlungsstränge und man muss sich schon konzentrieren, um dabei zu bleiben.
Die Charaktere sind vielschichtig von Stefan Ahnhem gezeichnet. Und wirklich jeder der Ermittler hat so seine privaten Probleme, die vielfältig und unterschiedlich sind: Die Eine kämpft gegen den Alkohol, wieder andere haben ein Problem mit ihrer Beziehung oder ein Chaos im Familiensystem. Alles in allem sehr menschlich und schön, dass sich der Thriller nicht auf die Ermittlungsarbeit reduziert, sondern der Hörer auch die private Seite der Kommissare kennenlernt. Das hat mir hier gut gefallen. Zudem werden bezüglich der Ermittlungen unterschiedliche Themen wie Rechtsradikalismus, Pädophilie und Sexsucht zu Tage gefördert. Ich wäre tatsächlich gerne ins Buch gesprungen, um Fabian mal kräftig zu schütteln, damit er sich endlich jemandem anvertraut.
Und das Ende, tja, das war für mich irgendwie unbefriedigend, lässt es einen doch mit ein, zwei bzw. einigen Fragezeichen zu viel zurück, die zwar Lust auf den nächsten Band machen, aber es wäre auch schön gewesen, wenn einige Dinge in diesem Band abgeschlossen worden wären.
Ich habe das Buch als Hörbuch gehört und David Nathan macht hier einen exzellenten Job, wie immer, wenn er liest. Ich kann ihm problemlos stundenlang zuhören, da ein eine mitreißende Art zu lesen hat. David Nathan bekommt von mir volle 5 Sterne.

Fazit:
Ein solider Thriller, den Fans von Fabian Risk mögen werden. Komplex, spannend und vielschichtig. Als Hörbuch klasse vorgetragen von David Nathan.