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Elohym78
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Horhausen

Bewertungen

Insgesamt 407 Bewertungen
Bewertung vom 07.05.2011
Henn, Carsten Sebastian

Birne sucht Helene


sehr gut

"Birne sucht Helene" so fängt die allwöchentliche Kontaktanzeige von Paolo Birnbaum, genannt Paul an. Vorsichtshalber hat er diese schon mal für ein Jahr gebucht, denn man kann ja nie wissen. Sein Leben plätschert vor sich hin, ohne nennenswerte Auf und Abs; arbeiten gehen in der KFZ-Zulassungsstelle, Goldfische und Schildkröte versorgen und natürlich seinen besten Freund und Leidensgenossen Andy. Dies ändert sich jedoch schlagartig, als Paul das Kochen für sich entdeckt! Plötzlich rennen die Frauen ihm die Bude ein, doch die eine - Eli - kann er nur kurz beeindrucken. Bis zu dem Moment, wo er der passionierten Vegetarierin sein Weinendes Lamm vorsetzt. Alles scheint verloren. Oder doch nicht?

Das Cover zeigt eine Zeichnung von dem Kölner Dom, ein paar Wölkchen, Luftballons und einer Katze. Das Foto einer Frau ist eingefügt. Zusammen mit dem Klapptext sprach es mich leider nicht an, da es für mich den Anschein eins 0815 Frauenromans hat.

Carsten Sebastian Henn hat einen sehr unterhaltsamen Roman geschrieben! Seine Protagonisten sprühen vor kölsche Lebenslust und reißen den Leser förmlich mit. Es werden zwar alle klassischen Klischees erfüllt, von der erotischen Männerverschleißerin, dem Schwulen, dem typischen Beamten, dem Matcho, aber auf eine nette und unterhaltsame Art. Der Schreibstil lässt einem das permanente Grinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht kommen. An einigen Stellen war die Handlung zwar vorhersehbar, aber durch die teils spöttische, teils ironische Ausarbeitung seiner Charaktere, kann man dies dem Autor nicht übel nehmen. Sehr gut gefallen haben mir auch die spritzigen, teils bissigen Prologe.

Das einzige Manko für mich war, dass dem Buch ein kleiner, ernsthafter Hintergrund gefehlt hat. Das wäre das i-Tüpfelchen in einem ansonsten abgerundeten und unterhaltsamen Roman gewesen.

Mein Fazit: Ein absolut lesenswerte Buch, welches zum Schmunzeln verleitet und Spaß garantiert! Ganz nach dem kölsche Motto: Et kütt wie et kütt und et is noch immer jut jejange.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.04.2011
Suarez, Daniel

DAEMON


ausgezeichnet

Mathew Sobol, eine Computerspezialist der seiner Zeit weit voraus ist und Computerspieleentwickler, ist tot. Doch nur sein Körper ist vergänglich, der Geist lebt weiter. Im Moment seines Todes startet ein Daemon sein Werk und infiltriert alle Computerprogramme auf der Welt. Sobol will seine Macht über den gesamten Erdball ausdehnen und nichts steht ihm im Weg. Seine Helfer: gescheiterte Computerfreaks auf der ganzen Welt, die genug Zeit haben, um seine Codes zu knacken und sich seinem rasant ausbreitenden Netzwerk anzuschließen. Nur eine kleine Gruppe von Menschen scheint seinen Masterplan zu durchschauen und eröffnet die Jagd auf ihn. Anfangs eine virtuelle Jagd, deren Fäden sich bis in unsere reale Welt ziehen und jeden, der sich Sobol in den Weg stellt vernichtet. Selbst vor gefälschten Polizeiakten macht der Daemon keinen Halt, von heimtückischen Mord ganz zu schweigen.

Das Cover zeigt einen Strudel aus Binärcodes. Düster und geheimnisvoll. Zusammen mit dem Klapptext ein Buch, an welchem ich einfach nicht vorbei gehen konnte.

Daniel Suarez hat einen mitreißenden Schreibstil. Er baut seinen Thriller langsam auf, verknüpft Ereignisse und erschafft ein immer komplexeres Weltbild, dem man einfach nicht entziehen kann. Er reisst seine Leser in einen unglaublichen Computer-Bann; alles scheint möglich, die Grenzen der Realität verschieben sich. Der Schreibstil ist eine Mischung aus Action-Thriller und Computersprache, die aber selbst für einen Laien wie mich verständlich erklärt wurde und ich konnte der Handlung problemlos folgen.

Seinen Protagonisten haucht der Autor Leben ein. Jeder ist auf seine Weise unterschiedlich und interessant. Schnell entwickeln sich Sympathieträger, aber auch die Bösen werden lebensnah vorgestellt. Ihre Träume und Wünsche werden verständlich, da sie von der Welt als Außenseiter wahrgenommen werden, die keine Zukunft haben. Suarez spricht vorallem die Randgruppe der Gamer und Möchte-Gern-Hacker an, die von unserer Gesellschaft ausgegrenzt werden. Was für eine Zukunft hat schon ein Computerspieler, der sich in die Realität der Spiele hinabreißen lässt und mit der realen Wirklichkeit nichts zu tun haben möchte? Suarez verwischt die Grenzen zwischen diesen beiden Welten. Wenn ein Mensch einen Mord begeht, bekommt er Bonuspunkte dafür. Unheimlich, aber durchaus vorstellbar.

Mein Fazit: Absolut lesenswert! Die Vorstellung, dass eine KI die Weltherrschaft anstrebt scheint gar nicht so weit hergeholt...

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.04.2011
Picoult, Jodi

Zeit der Gespenster


gut

Als ein Baumogul ein Grundstück in Comtosook mit einem Einkaufszentrum bebauen will, erschweren unerklärliche, mysteriöse Vorkommnisse die Arbeiten. Mitten im August ist der Boden tief gefroren, ein abgerissenes Haus baut sich selber wieder auf, es regnet Blüten und die Arbeiter spüren eine unerklärliche Präsenz. Die Gewissheit, dass sie auf einem ehemaligen Indianerfriedhof bauen, macht sich bald in den Köpfen breit. Ross Wakeman, ein Geiserjäger, bietet seine Hilfe an und wird bald in einen Strudel der Geheimnisse gerissen. Seine Vergangenheit scheint untrennbar mit dem Grundstück verbunden zu sein. Eine Reise ins Unerklärliche beginnt. Nicht abgeschlossene Gefühle wollen bewältigt werden, Unterdrücktes drängt an die Oberfläche.

Das Cover zeigt ein Mädchengesicht, welches halbverborgen hinter einer Art Schleier hervorguckt. Nachdenklich und ängstlich wirkt es durch die großen ausdrucksstarken Augen; dunkel und mystisch.

Jodi Picoult hat einen eindringlichen, sehr gefühlsstarken Schreibstil. Sie bringt die Protagonisten ihren Lesern nah und schildert sie authentisch und lebensnah. Die Personen und die Örtlichkeiten wechseln häufig, wodurch dem Buch Leben eingehaucht wird. Jeder der Protagonisten kämpft mit ganz unterschiedlichen Lebensumständen, an der sie zu zerbrechen drohen.

Mal wieder wagt sich die Autorin an ein umstrittenes Thema heran. Diesmal sind es Geister, bzw. übernatürliche Erscheinungen. Allerdings zwingt sie dem Leser nicht ihren Glauben auf, sonder lässt Spielraum zum eigenen Entscheiden, was Wirklichkeit und was Fiktion ist. Sie vermischt heikle Themen wie unheilbar krankes Kind, unsterbliche Liebe selbst über den Tod hinaus und eine Familiensaga sehr gekonnt und durchaus spannend.

Mein Fazit: Ein lesenswertes Buch! Auch wenn ich diesmal leider keinen Draht dazu gefunden habe. Die Geschichten rauschten an mir vorbei, aber berühren konnten sie mich nicht.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.04.2011
Hayes, Sam

Das verbotene Zimmer


ausgezeichnet

Nina führt eine harmonische, glückliche Ehe mit ihrem Mann Mick. Sie ist Maskenbildnerin, er Künstler. Freude behaupten, sie seien seelenverwandt. Ihre Tochter Josie ist fünfzehn und wie Mädchen in diesem Alter nun mal sind: Schwierig. Das Leben der drei könnte nicht schöner sein. Nina bekommt einen riesen Auftrag für einen Film, Micks Werke werden endlich in der Kunstszene anerkannt und die Aufträge überhäufen sich. Wäre da nicht Ninas Vergangenheit, die sie plötzlich und unerwartet wieder einholt. Der Tag begann wie jeder andere auch, dann zog das Grauen ein und nichts ist mehr, wie es war.

Das Cover zeigt ein junges Mädchen, in weiß gekleidet, blickt es nach unten. Leider finde ich es nicht sehr aussagekräftig. Zusammen mit dem Kalpptext und dem Aufdruck Roman, wäre ich einfach an dem Buch vorbei gegangen. Das Bild hätte für mich wesentlich kraftvoller sein müssen und nicht einfach ein Kind, welches evtl. eine Raupe beobachtet oder auf ihr Essen starrt!

Sam Hayes hat ein wunderbar aussagekräftiges, spannendes und berührendes Werk geschaffen! Der Schreibstil ist absolut fesselnd, regt aber auch zum Nachdenken an. Die Protagonistin Nina begleitet der Leser auf ihrer Lebensreise, wobei die Zeiten und die Örtlichkeiten ständig wechseln. Die Autorin hat dies in viele Einzelkapitel gegliedert und so bleibt alles überschaubar. Eine unglaubliche Geschichte baut sich vor dem inneren Auge auf. Man fiebert mit und macht sich seine Gedanken. Der Spannungsbogen wird kontinuierlich hoch gehalten und auch das Ende ist alles andere als enttäuschend, denn die Fäden laufen zusammen.

Das Grundthema der Pädophelie ist gewagt, aber meisterhaft umgesetzt. Die Autorin zeigt Erklärungen, warum einzelnen Personen die Augen vor diesen Gräueltaten verschließen: Angst um den Job, Angst um das eigene Überleben, oder auch einfach das nicht wahrhaben wollen. Jeder sollte die Augen offen halten, damit das Wertvollste was wir haben, nicht in Gefahr gerät: unsere Kinder.

Mein Fazit: Wer einen gemütlichen Roman erwartet, wird bitter enttäuscht werden, denn dieses Buch ist spannend von der ersten bis zur letzten Seite!

Bewertung vom 26.03.2011
Pötzsch, Oliver

Die Ludwig-Verschwörung


sehr gut

Der Antiquar Steven Lukas, bekommt von einem Unbekannten ein merkwürdiges Kästchen zugespielt. Sein Inhalt: Fotos, ein Tagebuch in Geheimschrift und eine Haarlocke. Auf dem Nachhauseweg wird Steven verfolgt, sein Antiquar wird verwüstet, die Polizei sucht ihn erst als Zeugen, dann als Mörder. In dieser verzwickten Situation lernt er die Kunstdetektivin Sara Lengfeld kennen, die ihm bei der Entschlüsselung des geheimnisvollsen Tagebuchs behilflich ist. Bald wird klar, dass Tagebuch schildert die letzten Tage des Märchenkönigs Ludwigs II. Endlich scheint Licht hinter dieses Jahrhunderte umfassende Geheimnis zu kommen! Doch gleich mehrere Feinde heften sich auf Stevens und Saras Fersen, eine gnadenlose Jagd beginnt. Eine Jagd um Geld, Ansehen und natürlich um das Wichtigste: Die Wahrheit!

Das Cover zeigt Schloss Neuschwanstein. Es ist eher dunkel gehalten und der Rand mit Blut eingefasst. Mysteriös, geheimnisvoll, spannend, scheint es den Leser zu locken.

Oliver Pötzsch hat einen sehr flüssigen, gut zu lesenden Schreibstil, der den Leser sofort gefangen nimmt. Er spannt einen Spannungsbogen, der kontinuierlich hoch gehalten wird und erst im krönenden Ende seinen Ausklang nimmt. Geschildert wird die Jagd nach der Wahrheit in unserer heutigen Zeit, aufgelockert mit den Tagebucheintragungen des Arztes Marot, der den Tathergang aus seiner Sicht schildert. Gekonnt verknüpft der Autor tatsächliche Geschichte mit spannender Fiktion. Man ist geneigt zu glauben, dass sich alles genau so abgespielt hat, da die Recherchen von Oliver Pötzsch sehr gut waren und dem Leser nah gebracht wurden.

Auch die Protagonisten sind sehr anschaulich beschrieben wurden. Das Buch lebt durch die stark differierenden Charaktere, heute und damals. Ich konnte ihren Handlungen folgen und diese auch nachvollziehen.

Mein Fazit: Wer sich gerne auf eine lehrreiche Abenteuerreise begibt, ist hier goldrichtig! Die Mischung aus historischem Roman und Krimi ist dem Autor hervorragend gelungen!

Bewertung vom 20.03.2011
Rosenblatt, Roger

An jedem neuen Morgen


sehr gut

Das Cover zeigt eine urgemütliche Küche, die hauptsächlich in blau gehalten halten ist. Sie symbolisiert für mich Geborgenheit und dass der jenige, der sie betritt, willkommen ist. Komm herein und fühl dich wohl.

Roger Rosenblatt schildert in einfühlsamen Worten, wie eine Familie weiter leben kann, wenn die Tochter, die Mutter, die Ehefrau, die Schwester, plötzlich und unerwartet aus dem Leben gerissen wird. Er schildert, wie die Familie noch mehr zusammenwächst, sich gegenseitig Halt gibt, wie wichtig Freundschaften sind. Aber auch den unsäglichen Schmerz, der dieser Verlust verursacht, und wie schwer der Weg in ein neues Leben, ohne den geliebten Menschen ist.

Der Autor springt durch die Zeit und die Örtlichkeiten. Ich hatte das Gefühl, dass er sich seine Erinnerungen von der Seele schreibt, um das Geschehene verarbeiten zu können. Eine Geste, ein Geruch, ein Bild, fördern Erinnerungen zu Tage, die schön und doch schmerzhaft sind. Roger Rosenblatt will kein Mitleid, das Buch ist eher ein Wegweiser aus der Krise. Er möchte anderen Menschen Mut machen, sich der Trauer zu stellen, sie zuzulassen, sich aber nicht davon beherrschen zu lassen.

Mein Fazit: An jedem neuen Morgen ist ein ganz besonderes, einfühlsames Buch. Es berührt das Herz und ist durchaus leseswert, wenn man eine Hilfestellung braucht, um seinen eigenen Schmerz zu bewältigen.