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Lunamonique
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Bremen

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Insgesamt 416 Bewertungen
Bewertung vom 20.02.2017
Sola, Yann

Gefährliche Ernte / Perez Bd.2


weniger gut

„Gefährliche Ernte“ ist Band 2 der Südfrankreich-Krimireihe um Hobbyermittler Perez. Autor Yann Sola stellt seine Hauptfigur vor schwierige Aufgaben.

Ausgerechnet auf dem Weinberg seines Vaters Antonio wird ein Toter gefunden. Der Alte steht unter Schock und sagt außer dem Wort „Creus“ nichts mehr. Perez steht vor einem Rätsel. War es nur der Tote, der den Senior außer Fassung gebracht hat? Und warum hat er sein Versprechen gebrochen und gibt dem Kommissar einen unglücklichen Hinweis?

Mit dem Verkehrstau in den Sommerferien und einem deswegen verärgerten Perez mag keine mitreißende Frankreich-Atmosphäre aufkommen. Es hätte Möglichkeiten für einen spannenderen und kreativeren Einstieg gegeben. Weinprobe, Streitigkeiten mit der Ex, eine private, überraschende Nachricht, Autor Yann Sola versucht dem Leser am Anfang der Geschichte die Hauptfigur nahe zu bringen. Der übergewichtige, fußfaule Perez entspricht nicht dem typischen Bild des lässigen, agilen Privatdetektives. Zu seinem Vater hat er eine schwierige Beziehung. Sein Geschäftssinn, Faible für Wein und Delikatessen und dem Hang zu illegalen Tätigkeiten machen ihn aber interessant. Ein Highlight ist der sture Antonio, der sich nichts vorschreiben lässt und mit der einen oder anderen Information hinterm Berg hält. Abschweifungen lassen den Mordfall zeitweise in den Hintergrund treten. Aufgrund des langsamen Tempos und fehlender fesselnder Passagen kommt wenig Krimiflair auf. Mit einem zweiten Mordfall wird es rätselhafter. Details überraschen. Wie hängt alles zusammen? Untypisch redselig für seinen Beruf ist Kommissar Boucher. Seine Intelligenz beweist er mit einem gelungenen Schachzug. Das Thema „Flüchtlingsdrama“ wirkt anfangs etwas holperig eingesetzt. Geht es nur darum, dem Krimi einen aktuellen Bezug zu geben? Zum Schluss sammelt Perez Sympathiepunkte. Seine besondere Beziehung zu Marianne und Freundschaft zu Haziem geben ihm Ecken und Kanten. Es wird emotionaler. Das Rätsel geht anders aus als erwartet. Perez‘ Betroffenheit bei der Auflösung ist verständlich. Der Showdown lässt kurz Spannung aufkommen. Viel zu spät offenbart der Krimi eine Portion Raffinesse.

Idylle und Abgrund liegen nah beieinander. Das Cover verrät nichts, passt aber zum Inhalt. Der Titel macht neugierig. Sehr kreativ ist die Gestaltung nicht. Das relativ dünne Taschenbuch benötigt wenig Platz, z.B. im Reisegepäck. „Gefährliche Ernte“ ist eher etwas für Perez-Fans, die mehr über den Hobbyermittler erfahren wollen.

Bewertung vom 17.02.2017
White, Wade Albert

Zutritt nur für echte Abenteurer! / Saint Lupin's Academy Bd.1


ausgezeichnet

„Saint Lupin’s Academy – Zutritt nur für echte Abenteurer“ ist das Debüt von Wade Albert White und bildet den Auftakt zur Kinderbuchreihe.

Anne wird nach Mitternacht 13 Jahre alt und kann endlich mit ihrer Freundin Penelope das Waisenhaus verlassen. Als der eiserne Ritter die Fahrkarten verteilt, geht Anne leer aus. Sie wendet sich an die Oberin. Angeblich legt das Versorgungsschiff schon vor Mitternacht ab, und deswegen soll Anne ein weiteres Jahr im Waisenhaus bleiben. Es muss dringend ein Plan her, damit Anne doch noch mit ihrer besten Freundin abreisen kann.

In „Eine Art Prolog“ werden die Gepflogenheiten im „Saint Lupin’s-Institut für Fortwährend Ungezogene und Grässlich Unansehnliche Kinder“ erklärt. Haferschleimdiät, Arbeit im Kohlebergwerk, die Kinder erleben düstere Zeiten. Kein Wunder, dass alle Waisen ihren 13.Geburtstag und die jährliche Ankunft des Versorgungsschiffes herbeisehnen, um endlich dieses trostlose Heim samt miesepetriger Oberin verlassen zu können. Die Geschichte beginnt mit Annes Vorfreude. Geht ihr Wunsch nach einer Abenteuerjagd und der Suche nach ihrem wahren Zuhause endlich in Erfüllung? Es fällt leicht, mit Anne und Penelope mitzufiebern und sich in diese ungewöhnliche Story herein zu finden. Der Erzählstil reißt mit. Das Unglaubliche, wie ein hohler, eiserner Ritter als Bewacher, wirkt ganz real. Es entstehen Bilder im Kopf. Wade Albert Whites erdachte Welt nimmt immer mehr Formen an. Von Seite zu Seite geht es origineller zu. Eine überraschende Wende folgt der anderen und lässt Spannung aufkommen. Witzig sind die Feuerechse mit Namen „Hund“ und eine ganz andere Erklärung für „Navi“. Band 1 hat von Anfang an einen hohen Unterhaltungswert. Gut und Böse haben Ecken und Kanten, jeder Charakter seine eigene Persönlichkeit. Penelopes Eifer, Annes Zielstrebigkeit und Hiros Hilfsbereitschaft reißen mit. Für Spannung sorgen kaltblütige Gegenspieler und ein kniffliges, originelles Rätsel. Band 1 erinnert aufgrund der phantasiereichen Einfälle ein bisschen an Michael Endes „Die Unendliche Geschichte“ und entwickelt einen eigenen Zauber. Viel Humor bringen die Einschübe wie Briefe, Zitate, Auszüge, Klauseln, Regeln und Legenden hinein. Toll ist auch die Idee mit dem unterschätzten Buch. Bald wird deutlich, was sich hinter der Alten Welt verbirgt. Wahrheiten kommen ans Licht. Das Abenteuer übertrifft die Erwartungen. Vieles lässt sich nicht vorhersehen. Der Showdown und auch die Erklärung des Titels sind sehr gelungen.

Das kreative Cover mit dem hervorragend in Szene gesetzten Titel und den phantasievollen, teils farbenfrohen Details zieht alle Blicke auf sich. Ein großes Lob für die liebevolle Gestaltung. Die Aufmachung verspricht ein aufregendes Abenteuer und der Inhalt setzt dem noch eine Schippe drauf. Der ungewöhnliche Abschluss mit „Eine Art Epilog“ und „Der geheime Epilog“ erweist sich als besonderer Trumpf und schürt die Erwartungen auf Band 2.

Bewertung vom 13.02.2017
McKinty, Adrian

Rain Dogs / Sean Duffy Bd.5


ausgezeichnet

„Rain Dogs“ ist der fünfte Band der Sean Duffy-Reihe von Adrian McKinity. Detective Inspector Sean Duffy bekommt es ein zweites Mal in seiner Karriere mit einem locked room mystery zu tun.

Wegen eines Taschendiebstahls wird Duffy in den frühen Morgenstunden von Detective Constable Alexander Lawson telefonisch aus dem Schlaf gerissen. Das Diebstahlopfer ist ausgerechnet ein VIP aus der finnischen Delegation, die vor kurzem angereist ist. Kaum ist das Rätsel gelöst wird Sean Duffy zu einem Selbstmord gerufen, der Fragen aufwirft.

Der Anfang mit Muhammed Alis Besuch in Belfast ist sehr gelungen. Sein Auftritt gerät mit einer nicht abgesprochenen Aktion aus den Fugen. Demonstranten wie die National-Front-Shinheads warten nur darauf, dass den Polizisten ein Fehler passiert. Spannung kommt auf. Humorvoll wird es mit dem Taschendiebstahl, den der Carrickfergus CID aufklären soll. Was hat es damit auf sich? Hinter jedem Ereignis scheinen Verwicklungen zu lauern. Das Undurchsichtige und Rätselhafte erhält seinen Höhepunkt durch den Tod einer Frau inmitten einer abgeriegelten Burg. Es lässt sich erahnen, dass mehr dahinter steckt. Eine Auflösung ist trotzdem weit entfernt. Gebannt verfolgt man als Leser die Ermittlungen. Sean Duffy lässt nichts unversucht, um der Wahrheit auf die Spur zu kommen. Ein weiterer Todesfall schockiert. Die Paukenschläge sind effektvoll eingesetzt, obwohl es im letzten Fall eine kleine Andeutung gab. Alexander Lawson sticht neben Duffy als intelligenter Ermittler heraus. Aber auch Detective Sergeant McCrabbans Urteil der Sachlage spielt eine wichtige Rolle. Wie Sean Duffy kennt er den alten locked room mystery-Fall. Hat Sean Duffy sein Gespür für die Wahrheit und Ungereimtheiten verloren? Die Irreführung des Lesers gelingt. Nachforschungen ziehen sich schleppend hin. Ist der Gegner gerissener als die Ermittler? Ein ungewöhnlicher Handlungsort sorgt für viel Atmosphäre. Duffys Ironie ist unterhaltsam. Er ist den Lesern, was die Auflösung des Rätsels betrifft, einen Schritt voraus. Eine sehr gute, wirkungsvoll inszenierte Story. Auch der Einblick in Sean Duffys Privatleben reißt mit. Welche Tricks hat der Gegner noch auf Auflager? Es bleibt bis zum Schluss spannend.

Das Cover verrät nicht viel, wirkt aber mit der düsteren Szene und dem kreativen Titel anziehend. Die rote Schrift hebt den Autorennamen hervor. Adrian McKinty hat einen eigenen, unverwechselbaren Erzählstil entwickelt. Jedes Detail, jede Szene trägt zum Unterhaltungswert des Krimis bei und spielt vielleicht auch am Ende eine wichtige Rolle. Das Irland der Achtziger ist für Polizisten ein Minenfeld. Es fällt leicht, mit Sean Duffy und seinem Team mitzufiebern. Wer „Rain Dogs“ gelesen hat, will auch alle anderen Werke des Autors kennenlernen.

Bewertung vom 07.02.2017
Fontane, Theodor

Jenseit des Tweed


ausgezeichnet

1840 entstanden die ersten Gedichte von Theodor Fontane. 1849 entschloss er sich, den Apothekerberuf an den Nagel zu hängen und als freier Schriftsteller zu leben. Er war unter anderem Kriegsberichterstatter, Reiseschriftsteller und Theaterkritiker. Sein Gesellschaftsroman „Effie Briest“ erschien nach sechs Folgen in der Deutschen Rundschau 1896 erstmals als Buch. In „Jenseits des Tweed - Bilder und Briefe aus Schottland“ lässt er das Schottland seiner Zeit und historische Begebenheiten aufleben.

„Im Sommer 1858 erfüllt sich Fontane einen Herzenswunsch und bricht mit seinem Freund Bernhard von Lepel nach Schottland auf. Schließlich ist er, wie er schreibt, eine Zeitlang »mit Maria Stuart zu Bett gegangen und mit Archibald Douglas wieder aufgestanden«, hat jeden neuen Walter-Scott-Roman verschlungen, sich für die Volksüberlieferung begeistert und schottische Balladen nicht nur übersetzt, sondern auch verfasst. Die zweiwöchige Fahrt durch Schottland wird Fontane später als die schönste und poetischste Reise seines Lebens bezeichnen.“

Sein reiseliterarisches Werk „Jenseits des Tweed“ widmete Theodor Fontane „Seinem lieben Freunde und Weggefährten Bernhard von Lepel“. Die Freundschaft der beiden berührt wie das gemeinsame Abenteuer. „Eine Reise an der Seite eines Freundes ist eine Freundschaftsprobe, wie die Ehe eine Liebesprobe ist. Wir haben sie bestanden. Wem könnt‘ ich dieses Buch zueignen, als Dir, dem besten, nachsichtigsten aller Reisegefährten.“ Die Verbundenheit der beiden macht den Reisebricht zusätzlich wertvoll. Schriftsteller Bernhard von Lepel und Dichter Theodor Fontane starteten ihre Reise am 9. August 1858 in London und trafen am 10. August in Edinburgh ein. Sie verbrachten 15 Tage in Schottland und legten fast 1400 Kilometer per Bahn, Kutsche und Schiff zurück. Zu ihren Reisestationen zählten unter anderem Stirling, Perth, Iverness und Oban. Sie begegneten unter anderem einem Straßenprediger, blinden Fiedler, grimmigen Förster und einer ausgebufften Waschfrau. Theodor Fontanes Erzählungen handeln von berühmten Persönlichkeiten wie Archibald Bell the Cat, Maria Stuart, den schottischen Clans z.B. den Mac Gregors. Outlander-Flair kommt auf. Das Märchen von der „Jungfrau vom See“ beeindruckt genauso wie das Lied über die Elfenkönigin. So manches von Intrigen herbeigeführtes Schicksal wie das von David Rizzio bleibt im Gedächtnis. Fontanes Faszination für den schottischen Dichter und Schriftsteller Sir Walter Scott führte die beiden Freunde auch zu dessen ehemaligen Wohnsitz Abbotsford. Theodor Fontane geht bei seinen Beobachtungen ins Detail. Es fällt leicht, sich an seine Sprache zu gewöhnen und seine Begeisterung für dieses besondere Abenteuer zu teilen. Er löst den Wunsch aus, das heutige Schottland anhand seiner Reiseroute zu entdecken.

„Jenseits des Tweed“ bietet nicht nur einen Ausflug in eine andere Zeit und ein geheimnisumwittertes Land sondern bringt einem auch den Menschen Theodor Fontane näher. Seine Reiseerlebnisse werden ergänzt durch die interessante Entstehungsgeschichte des Reisebuchs, eine schottische Geschichtstabelle und informative Stellenkommentare. Auf den Seiten 360 und 361 ist Bernhard von Lepels Zeichnung von der Stadt Edinburgh abgebildet. Gerne hätte es noch mehr davon im Buch geben dürfen.

Das Cover mit seiner malerischen, schottischen Szenerie und die edle, leicht ins Altertümliche gehende Präsentation stechen ins Auge. Der Autorenname Theodor Fontane, Titel und Untertitel haben ebenfalls Anziehungskraft. Zwar umfassen nur 256 Seiten die eigentliche Reise inklusive Vorwort, aber die Zusätze vervollständigen das Werk und runden es ab. Um in den vollen Lese- und Informationsgenuss zu kommen, sollte man sich Zeit nehmen.

Bewertung vom 31.01.2017
Peters, Katharina

Todesstrand / Emma Klar Bd.1


sehr gut

Der Ostseekrimi „Todesstrand“ bildet den Auftakt zur Emma Klar-Reihe von Autorin Katharina Peters. Trotz neuer Identität holt Emma die Vergangenheit ein.

Kaum hat Emma ihre Privatdetektei in Wismar eröffnet, steht auch schon der erste potentielle Kunde vor ihrer Tür. Paul Zilberts Tochter Marie wurde tot am Strand aufgefunden. Die 16jährige soll Suizid begangen haben. Zilbert quälen Zweifel. Emma soll Nachforschungen anstellen. Der Fall entwickelt sich anders als gedacht.

Der Prolog mit einer Polizistin in einer verzweifelten, aussichtslosen Situation verstört. Wer das Opfer ist, wird zu Anfang der Geschichte klar. Für verdeckte Ermittlungen schließt sich Emma mit BKA-Frau Johanna zusammen. Wird aus der Einzelkämpferin Emma ein Teamplayer? Die beiden bewegen sich auf gefährlichem Terrain. Gegner Teith hat mehr Einfluss und Verbindungen als die Sonderkommission „Menschenhandel“ ahnt. Wird Teith Emma aufspüren? Diese Frage ist der rote Faden der Geschichte und sorgt für Spannung. Es lässt sich erahnen, dass die Gefahr mit jedem Fortschritt der Ermittlungen für Emma steigt. Die Puzzlestücke setzen sich langsam zusammen. Ein weiterer Fall sorgt für Beklemmung. Zu viel Zeit vergeht. Zusätzliche Handlungsstränge verraten Einiges. Vielleicht zu viel? Emma und Johanna sind durch ihre Ecken und Kanten und taffen Art ein interessantes Ermittlungsteam. Beide halten sich ungerne an Regeln. Sie ergänzen sich gut und haben fähige Kollegen an ihrer Seite. Wer spielt ein falsches Spiel? Das Potential des Krimis wird nicht völlig ausgeschöpft. Manches geschieht zu schnell. Ein paar zusätzliche Seiten für die Spannungssteigerung hätten dem Krimi gut getan. Alles läuft auf einen Showdown hinaus. Mit ein paar kurzen, packenden Szenen steigen die Erwartungen. Die Gegnerseite trumpft mit mehr als einem kaltblütigen, intelligenten Charakter auf. Möglichkeiten für eine größere Portion Raffinesse hätte es gegeben. Mit Emma als Schlüsselfigur bleibt der Krimi fesselnd. Das Ende scheint gelungen inszeniert. Ein Fehler ist ein bisschen zu weit hergeholt, und der Zufall spielt an einer entscheidenden Stelle eine zu große Rolle. Der Showdown ist zu kurz. Gerade hier wäre mehr Raum für Packendes gewesen. Ein Charakter verhält sich nicht ganz nachvollziehbar, die damit verbundene Verzögerung wirkt zu konstruiert. „Todesstrand“ ist trotzdem ein insgesamt stimmiger Krimi mit Unterhaltungswert. Für die nächsten Bände ist noch Luft nach oben.

Die Details des Covers passen zwar nicht exakt zur Geschichte, der Titel hat jedoch Anziehungskraft. Gerne hätten Titel und Untertitel noch kreativer in Szene gesetzt werden und mehr Raum als der Autorinnenname einnehmen können. Kurze Kapitel sorgen für einen guten Lesefluss. Die Seiten vergehen wie im Flug. Im Taschenbuchformat und mit nur 252 Seiten eignet sich der Krimi gut für den Urlaub.

Bewertung vom 29.01.2017
Lorenz, Michael

Interview mit einem DJ


weniger gut

„Rock, Blues und Rock 'n' Roll sind mein Metier. Abba, Elektro, Hip Hop? Chancenlos bei mir! Auf meinem Zug fahren die alten Rocker. Doch auch die jungen Wilden bring ich locker bis ans Ziel.“ Klar, dass in DJ RollingStocks erstem Buch neben ihm selbst ein bekannter Musiker die Hauptrolle spielt.

Elvis nimmt aus dem Totenreich Kontakt mit DJ RollingStock auf. So ein bisschen Mitspracherecht, wenn ein DJ seine Musik auflegt, muss schon sein. Das Gespräch dreht sich nicht nur um Musik und die wunderbare Josephine Baker sondern auch um die veränderte, von technischen Errungenschaften, Macht und Gier geprägte Welt.

„Für Josephine und für Elvis, die den Mut hatten, die plattgetretenen Wege zu verlassen.“ Die Widmung lässt erahnen, dass das Buch wachrütteln will. Menschen mit Mut und neuen Ideen können etwas in Bewegung bringen. Als Identifikationsfigur des Rock n` Roll war Elvis ein Wegbereiter. Der Musiker war nicht nur in Rock und Pop sondern auch in Country, Gospel und Blues erfolgreich. Außer ihm ist nur noch Micheal Jackson in gleich fünf Halls of Fame vertreten. „Ich bin Elvis. Ja, der Elvis. Ihr könnt mir helfen indem ihr nicht daran zweifelt.“ In der Einleitung spricht Elvis den Leser persönlich an und nimmt so Skeptikern den Wind aus den Segeln. Warum ist es ihm so wichtig, dass wir sein Interview mit DJ RollingStock Wort für Wort nachlesen können? Der Grund wird im Laufe des Gesprächs deutlich. DJ RollingStock bringt die Probleme der Welt auf den Punkt. Er spart nicht mit Kritik an Trends und Mainstream, Google, Sozialen Netzwerken, Datenmissbrauch, Werbung, dem gläsernen Bürger, Gewinnsucht, schädliche Entwicklungen in der Landwirtschaft, Artensterben und vielem mehr. Wer auf die Dinge aufmerksam gemacht wird, kann eigentlich nicht mehr wegsehen. Auch wenn das Ansinnen hinter diesem Buch sehr verständlich und ambitioniert ist, der erhobene Zeigefinger ist zu deutlich geraten und kommt über mehrere Kapitel richtig in Rage. Dabei bleibt leider der Unterhaltungswert auf der Strecke. Die Idee „Der tote Elvis und ein DJ im erhitzten Gespräch“ ist originell, und es hätte sich daraus eine mitreißende, besondere Geschichte entwickeln können. Eine große Portion mehr Humor, eine andere, lockere Sprache beim DJ und mehr Einblick in das Jenseitsleben des toten Elvis hätte das Ruder mit Leichtigkeit herumgerissen. DJ RollingStock ist überhaupt nicht geschockt oder groß verwundert, dass Elvis out oft the grave mit ihm Kontakt aufnimmt. Die Sprache des DJs wirkt gestelzt. Auch Elvis müsste sich mehr über die Veränderungen in der Welt da draußen wundern. Die Dialoge sind nicht gelungen. Elvis‘ Einwürfe oft zu sehr darauf konstruiert, die Antworten des DJ‘s zu ermöglichen. Ente kwak hätte öfters auftauchen können.

Das Cover hätte in Farbe und mit einem Untertitel (Hinweis auf Elvis) mehr Aufsehen erregt. Die Skeletthand mit dem Mikrofon ist ein witziges und passendes Detail. Obwohl sich das Interview im Laufe der Geschichte eher zu einem anregenden Gespräch entwickelt. Das Buch gibt einen interessanten Aufschluss über die Probleme in unserer Welt. Das meiste müsste jedem vorher schon bekannt sein, aber es hilft, daran erinnert zu werden. Wenn „Interview mit einem DJ“ den einen oder anderen Leser dazu animiert, aktiv zu werden, ist schon viel gewonnen. (Mein persönlicher Tipp ist change.org. Allein mit seiner Stimme kann man viel bewegen.)

Bewertung vom 28.01.2017
Damico, Gina

Hellhole - Wenn der Teufel bei dir los ist ...


ausgezeichnet

Von Autorin Gina Damico stammt unter anderem die „Die Croak-Trilogie“. In „Hellhole – Wenn der Teufel bei dir los ist“ stellt sie Teenager Max vor eine fast unlösbare Aufgabe.

Der 17jährige Max Kilgore arbeitet in einer Tankstelle und kümmert sich um seine pflegebedürftige Mutter. Für sie stiehlt er seiner Chefin eine Wackelkopffigur. Ihn quält das schlechte Gewissen, und ihm macht seine finanzielle Misere zu schaffen. Als er nachts nicht schlafen kann, buddelt er auf dem Hässlichen Hügel nach Dinosaurierskeletten. Plötzlich tut sich ein Abgrund auf. Wo kommt das riesige Loch plötzlich her?

„Max` Verbrecherkarriere nahm ihren jämmerlichen Anfang mit dem Diebstahl einer glitzernden pinkfarbenen Wackelfigur in Form einer Katze.“ Schon der erste Satz der Geschichte versprüht Humor. Max` Angst von seiner Chef Stavroula Papadopoulos, die einen besonderen Hass auf Diebe hat, ist leicht nachzuempfinden. Mit seiner Vorliebe für Dinosaurierkommentare, nächtliche, heimliche Ausgrabungen und Unsicherheit gegenüber Mädchen ist Max ein liebenswertes Unikum. Es lässt sich erahnen, dass er in eine dumme, ausweglose Situation gerät. Autorin Gina Damico trumpft mit einer außergewöhnlichen Story auf. Max‘ Pech hat die Ausmaße eines Teufels, heißt Burk, steht auf Snacks und fettiges Essen, läuft am liebsten in Unterhosen herum und ist leicht in Wallung zu bringen. Jedes falsche Wort kann einen teuflischen Wutausbruch nach sich ziehen. Und dann ist da noch Max‘ Mutter, die von all dem Höllendesaster nichts mitkriegen darf. Wie wird Max den unberechenbaren Teufel wieder los? Seine beste Freundin Audie ist zu sehr mit Hobbies und ihrem Freund beschäftigt. Aber es gibt da jemandem, der sich angeblich gut mit Satan auskennt. Max ist verzweifelt genug, um sich an jeden Strohhalm zu klammern. Eine unlösbare Aufgabe, ständige Gefahr für Max und sein Umfeld, immer wieder droht alles aufzufliegen, die Geschichte fesselt. Bald rückt die Frage, ob ein Teufel vertrauenswürdig und ein Kumpel sein kann, in den Fokus. Tatsächlich lässt Burk auch seine sensible Seite durchblitzen und dadurch bei Max Hoffnung aufflammen. Die beiden Hauptfiguren reißen mit. Obwohl weit aus dem unerschöpflichen Reich der Phantasie hergeholt, wirkt die Geschichte real. Es fällt leicht, mit Max mitzufiebern. Unterhaltsam ist Burk mit seinen besonderen Eigenarten und ständigen Forderungen. Der Teufel hat mehr Talente als Max ahnt. Das Ende und besonders der Epilog sind sehr gelungen.

Titel und Cover bringen die Story treffend auf den Punkt. Auch der Humor lässt sich schon erahnen. Skurrile Szene und blutrote Titelschrift ziehen die Aufmerksamkeit aufs Buch. „Hellhole – Wenn der Teufel bei der los ist“ ist eine völlig neue Geschichte mit vielen originellen Ideen. Von Anfang bis Ende stimmig, ein toller Erzählstil, Witzige Dialoge. Von Autorin Gina Damico ist noch viel zu erwarten.

Bewertung vom 20.01.2017
Leiss-Huber, Anton

Fastenopfer / Kommissar Max Kramer & Nonne Maria Evita Bd.2


gut

„Fastenopfer“ ist nach „Gnadenort“ Band 2 der „Kommissar Max Kramer und Nonne Maria Evita“ – Krimireihe von Autor Anton Leiss-Huber. Ein Mord in Altötting gibt Rätsel auf.

Das Tilly-Benefizium soll abgeschafft werden. Eine „Ewig bleibt ewig-Demonstration folgt. Dann wird auch noch der Verwalter des Tilly-Benefiziums erstochen aufgefunden. Wer steckt hinter dem Mord, und was ist das Motiv?

Die Geschichte beginnt mit einem Rückblick in die Zeit von Graf Johann Serclaes von Tilly und die Entstehung des Tilly-Benefiziums. Handlungswechsel, ein überraschender Mord lässt den Atem stocken. Die Frage nach Täter und Motiv wird zum roten Faden der Geschichte und Graf Tilly, dessen Name immer wieder eine Rolle spielt. Die Kapitelüberschriften sind kurze Auszüge aus dem Lukas-Evangelium. Auch wenn alles stimmig erscheint, reißt der Krimi anfangs noch nicht mit. Erst mit dem Auftauchen von Oberkommissar Max Kramer und den Folgen einer Blaulicht-Party nimmt der Unterhaltungswert zu. Für bayerisches Flair sorgen Handlungsorte, Traditionen, Sprüche und Verhalten der Charaktere. Max Kramer bringt sich in eine delikate Situation. Wem tritt er auf die Füße? Ein Unikat ist Fräulein Schosi, die ihren Chef mit immer neuen Diätideen an den Rand der Verzweiflung bringt. Witzig, wie Max seiner Ex Nonne Maria Evita aus der Fastenpatsche hilft. „Fastenopfer“ entwickelt einen guten Lesefluss. Die Buchseiten fliegen nur so vorüber. Der bayerische Humor überzeugt. Auf der Strecke bleibt die Spannung. Trotz des undurchsichtigen Mordes und einer kaltblütigen Gegnerin fehlen Szenen zum Mitfiebern. Der Plot hat keine herausragenden Überraschungen oder effektvollen Wendungen parat. Es wurde im letzten Buchdrittel zu sehr an Seiten gespart. Der Showdown ist unspektakulär inszeniert und viel zu kurz. Maria Evita hätte mehr zum Einsatz kommen können. Mehr Raffinesse wäre wünschenswert gewesen. Es bleibt ein kurzweiliger Krimigenuss. Trotz der Schwächen haben Roman und Charaktere, allen voran Max und Maria Evita, Charme.

Der Titel ist kreativ und weckt die Neugierde. Die Geschichte bringt er nicht auf den Punkt, aber schön dass nicht so viel verraten wird. „Fastenopfer“ eignet sich als Leichtgewicht mit nur 249 Seiten gut für den Urlaub. Fans der bayerischen Atmosphäre und einer ungewöhnlichen Ermittlerkombi werden diesen Krimi mögen.

Bewertung vom 14.01.2017
Ahnhem, Stefan

Minus 18 Grad / Fabian Risk Bd.3


ausgezeichnet

„Minus 18 Grad“ ist Band 3 der Fabian Risk-Reihe von Autor Stefan Ahnhem. Nichts ist wie es scheint, und niemand kann sicher sein.

Kripochefin Astrid Tuvesson liefert sich mit einem Unbekannten, der ihren Seitenspiegel abgefahren hat, eine Verfolgungsjagd. Der Fremde fährt mit seinem Auto ins Hafenbecken und wird tot geborgen. Erst die Ergebnisse von Einar Greide aus der Rechtsmedizin lassen das Unglück in einem ganz anderen Licht erscheinen. Was ist wirklich geschehen?

Der Prolog baut eine beklemmende Atmosphäre auf und überrascht mit einer Wende. Ein gelungener und rätselhafter Einstieg. Was hat es mit der Einleitung „Das Schiff des Theseus“ auf sich? Die Geschichte beginnt mit einer unkonventionellen Kripochefin, die ein Alkoholproblem hat und eigentlich noch gar nicht einsatzbereit ist. Ihre Startschwierigkeiten mit einer viel zu vollen, unübersichtlichen Tasche und einer spontanen Problemlösung haben Unterhaltungswert. Dieser Krimi hebt sich von Anfang von der Masse ab. Schreib- und Erzählstil überzeugen auf ganzer Linie. Die Verfolgungsjagd sorgt für Spannung. Nicht nur Astrid Tuvesson hat ihre Probleme. Fabian Risk entgleitet seine Familie. Ist seine Ehe überhaupt noch zu retten? Gerät Sohn Theodor auf die schiefe Bahn? Sein neuester Fall mit dem Toten, der seltsame Rätsel aufgibt, verlangt ihm alles ab. Immer neue Charaktere tauchen in diesem Krimi auf. Es bleibt undurchsichtig, bis sich die Fäden langsam zusammenfügen und jedes Puzzlestein am richtigen Platz sitzt. Die Wahrheit ist ungeheuerlich. Der Täter scheint auf alles vorbereitet zu sein. Mehrere Handlungsstränge, eine weiteres Mosaik, das auf eine Eskalation hinausläuft. Dem Leser läuft es mehr als einmal kalt über den Rücken. Tempo und Spannung bleiben auf einem hohen Niveau, weil immer wieder etwas passiert, das alles ändert. Täuschungen und Irreführungen sind geschickt eingebaut. Manipulation und Machtmissbrauch, Polizistin Dunja Hougaards ehemaliger Vorgesetzter Kim Sleizner erweist sich als absolut fieses Ekelpaket, der weiterhin versucht, sie aus der Ferne fertigzumachen. Fesselndes wohin das Auge reicht. „Minus 18 Grad“ gibt Einblicke in die verschiedensten Abgründe und nimmt sich aktueller Themen an. Bis zum Schluss hält Autor Stefan Ahnhem Überraschungen parat. Es geht gruselig zu. Der Showdown ist raffiniert inszeniert und lässt mehr als einmal den Atem stocken. Am Ende wird mit einem Paukenschlag noch einmal ein As aus dem Ärmel gezogen.

Das Cover wirkt beklemmend und lässt erahnen, dass sich etwas Schlimmes anbahnt. Der Titel in effektvollem Blutrot weckt die Neugierde. „Minus 18 Grad“ packt den Leser von der ersten bis zur letzten Seite. Nichts lässt sich vorausahnen. Ein wahnsinnig guter Krimi, der in der ersten Liga spielt und sehr wenig Konkurrenz hat. Sehr empfehlenswert!

Bewertung vom 13.01.2017
Callaghan, Helen

DEAR AMY - Er wird mich töten, wenn Du mich nicht findest


gut

„Dear Amy – Er wird mich töten, wenn Du mich nicht findest“ ist der Debütroman von Helen Callaghan. Vermisstenfälle geben Rätsel auf.

Katie Browne wird entführt. Alle glauben, dass sie weggelaufen ist. Lehrerin und Kummerkastentante Margot erhält einen Brief von Bethan Avery, die vor 17 Jahren verschwunden ist und für tot gehalten wird. Erlaubt sich jemand einen üblen Scherz oder ist der Brief echt?

Katie Browne kann ihren Stiefvater Brian nicht leiden. Nach einem erneuten Streit packt sie heimlich ihre Sachen und will zu ihrem richtigen Vater. Auf ihrer Flucht begegnet sie einem Mann, der sie zu kennen scheint. Im Prolog baut sich mit der Gefahr für Katie Spannung auf. Lehrerin Margot schreibt regelmäßig für eine Zeitung die Kolumne „Dear Amy“. Sie bietet Menschen, die Kummer und Probleme haben, Hilfe an. Als Margot einen Brief von Bethan Avery erhält, stellt sie Nachforschungen an. Der Erzählstil ist nicht so fesselnd wie erwartet. Die Zweifel von Margot und der Polizei bremsen die Suche nach Bethan aus. In einem zweiten Handlungsstrang erfährt der Leser mehr über Katies Martyrium. Ist Bethan wie Katie eingesperrt? Wie kann sie dann an Briefmarken, Umschläge und Papier gelangen? Handelt es sich bei dem Entführer um einen Einzeltäter oder steckt hinter den Vermisstenfällen wirklich eine Gang? Immer mehr Fragen kommen auf. Das Rätselhafte hält bei der Stange. Gehört Dr. Martin Forrester, der Leiter des multidisziplinären Teams für historische Analysen beim Institut für Kriminologie in Cambridge, zu den Guten oder den Bösen? Anfangs wirkt er undurchsichtig. Margot wird von ihrer Vergangenheit eingeholt. Bildet sie sich ihre Verfolger nur ein? Nicht erahnen lässt sich eine entscheidende Wende in der Geschichte. Das letzte Buchdrittel bietet die lang erhoffte packende Lektüre. Auch wenn die Hauptfigur immer wieder Fragen aufwirft und nicht alles rund erscheint, die Geschichte reißt mit. Das Ende ist gelungen.

Das Cover hinterlässt mit der düsteren, passenden Szene und der neongrünen Schrift Eindruck. „Dear Amy – Er wird mich töten, wenn Du mich nicht findest“ setzt schnell Spekulationen in Gang. Es fällt leicht mit den verschwundenen Mädchen Bethan und Katie mitzufiebern. Wann werden sie endlich gefunden und befreit? Autorin Helen Callaghan lässt sich zeitweise nicht in die Karten gucken. Der Psychothriller spricht besonders weibliche Crime Time-Fans an. Die Erwartungen, die die Verlagswerbung geschürt hat, kann das Buch nicht vollständig erfüllen.