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Bücherfreundin

Bewertungen

Insgesamt 335 Bewertungen
Bewertung vom 19.09.2021
Balzano, Marco

Wenn ich wiederkomme


ausgezeichnet

Nachdem mich "Ich bleibe hier", das letzte Buch von Marco Balzano, begeistert hatte, wartete ich mit Spannung und Ungeduld auf sein neues Buch.
"Wenn ich wiederkomme" spielt in Rumänien und wird im ersten Teil aus Sicht des 12jährigen Manuel erzählt. Daniela, die Mutter des Jungen und seiner 20jährigen Schwester Angelica. verlässt ihren Ehemann und ihre beiden Kinder heimlich in der Nacht, um nach Mailand zu gehen. In ihrem Abschiedsbrief erklärt sie den Zurückgebliebenen, dass sie diesen Weg gehe, um ihrer Familie eine bessere Existenz und den Kindern ein Studium zu ermöglichen. Wir begleiten Manuel über einen Zeitraum von 4 Jahren, erleben seine Sichtweise der Dinge, seinen Alltag ohne mütterliche Fürsorge, bis etwas Schreckliches geschieht.

Den zweiten Teil der Geschichte erzählt Daniela. Sie berichtet auf eindrückliche Weise von ihrem harten Leben als Pflegerin in Mailand, von allem, was sie auf sich nimmt, um ihre Familie in Rumänien finanziell zu unterstützen. Trotz täglicher Telefonate verliert sie den Zugang zu ihren Kindern, daran ändert auch der jährliche Sommerurlaub nichts, den sie in der Heimat verbringt.
Parallel zu Danielas Aufenthalt in Mailand berichtet ein weiterer Erzählstrang über die Entscheidung, die sie trifft, als das Schreckliche passiert und ihren Umgang mit der belastenden Situation. 

Den dritten und letzten Teil der Geschichte erzählt Angelica, Manuels Schwester.

Der klare und überragende Schreibstil von Marco Balzano spricht mich sehr an, das Buch hat mich vom Anfang bis zum Ende gefesselt und begeistert. Ich konnte mich gut in jede der drei Hauptpersonen hineinversetzen. Das Buch verdeutlicht nicht nur die Situation der ausländischen Pflegekräfte und die damit verbundenen Probleme und Belastungen, es schildert auch sehr eindringlich die Situation der zurückgebliebenen Familienmitglieder. Es ist eine sehr bewegende und berührende Geschichte, die mich betroffen macht und noch lange nachwirken wird.

Das Cover in seiner Diogenes-typischen Schlichtheit gefällt mir sehr. Das Buch ist sehr hochwertig in hellgraues Leinen gebunden.

Von mir 5 Sterne und eine ganz klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 10.09.2021
Park, David

Reise durch ein fremdes Land


ausgezeichnet

Der nordirische Autor David Park erzählt in seinem Roman "Reise durch ein fremdes Land" von Tom, einem Fotografen. Es ist kurz vor Weihnachten, starke Schneefälle legen den Flugverkehr lahm, und Tom begibt sich daher mit dem Auto auf die Reise nach Schottland, um seinen kranken Sohn Luke nach Hause zu holen. Während der langen Autofahrt über schneebedeckte Straßen erinnert er sich an seine Vergangenheit: an erste Begegnungen mit seiner Ehefrau Lorna, sein Familienleben mit den drei Kindern, seinen beruflichen Werdegang. Immer mehr treten die Erinnerungen an seinen ältesten Sohn Daniel in den Vordergrund und damit verbunden eine Schuld, die Tom quält und über die er nie mit jemandem gesprochen hat. 

Der großartige, poetische und anspruchsvolle Sprachstil machen das Buch zu einem Erlebnis. Die Geschichte hat mich fasziniert und zutiefst berührt. 

Der Einband des Buches ist blau mit weißer Titelprägung und rotem Lesebändchen, der Schutzumschlag zeigt eine ganz zart gezeichnete Schneelandschaft.

Von mir 5 Sterne und eine ganz klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 05.09.2021
Hannah, Kristin

Die vier Winde


ausgezeichnet

In diesem großartigen Buch erzählt Kristin Hannah die Geschichte von Elsa, einer jungen texanischen Frau, die von ihren wohlhabenden, lieblosen Eltern als unattraktive alte Jungfer gesehen wird und ein zurückgezogenes Leben im Elternhaus führt. Ihr Alltag besteht aus Lesen und Handarbeiten, ihr Wunsch, zu studieren, wird ihr nicht erfüllt.

13 Jahre später, Elsa ist inzwischen mit dem Sohn eines Getreidebauern verheiratet und hat zwei Kinder, ist eine langanhaltende Dürre über das Land hereingebrochen, die Farmer verlieren ihre Existenzgrundlagen und hungern. Der einzige Ausweg scheint zu sein, das Glück in Kalifornien zu suchen, wo angeblich Arbeitskräfte gesucht werden. Elsa nimmt mit ihren beiden Kindern die mühevolle Reise in die Ungewissheit auf sich. Aber in dem Land, in dem angeblich Milch und Honig fließen, werden all ihre Hoffnungen jäh zerstört. Als Zugereiste von den Einheimischen verachtet, findet sie nur für einen Hungerlohn Arbeit und campiert unter menschenunwürdigen Bedingungen in einem Lager.

Der Roman ist sehr spannend geschrieben und gibt einen guten Einblick in diese Zeit, die der Weltwirtschaftskrise folgte.

Das Cover finde ich sehr geschmackvoll, es ist mit Prägedruck versehen und zeigt Getreideähren, die einen starken Bezug zu Elsas Leben in Texas darstellen.

Von mir 5 Sterne und eine absolute Leseempfehlung!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.09.2021
Bronsky, Alina

Barbara stirbt nicht


ausgezeichnet

Das Leben von Walter Schmidt ändert sich von einem Tag auf den anderen, als seine Frau Barbara erkrankt. Herr Schmidt muss sich fortan um seine Frau und den Haushalt kümmern. Für ihn ist das alles neu, da er sich jahrzehntelang von seiner Frau hat umsorgen und bedienen lassen. 

Alina Bronsky beschreibt in ihrem Buch auf eindrückliche und oft auch sehr witzige Art und Weise, wie der anfangs total überforderte Herr Schmidt die Herausforderung annimmt und nach und nach lernt, den Alltag zu meistern. Durch eine Kochshow lernt er, zu kochen, und die Haushaltsführung gelingt ihm immer besser.
Dass der Zustand seiner Frau sich stetig verschlechtert, verdrängt er und hofft, dass sie wieder gesund wird, wenn sie  wieder normal isst.

Das Buch ist in wunderbarem, feinfühligem Sprachstil geschrieben und hat mir sehr viel Lesefreude bereitet. Es ist mein erstes Buch von Alina Bronsky, und ich werde mich nach weiteren Büchern der Autorin umsehen.
Von mir 5 Sterne und eine klare Leseempfehlung!

Sehr gut gefallen hat mir die liebevolle Gestaltung des Buches. Der Einband ist blau, der Blauton findet sich wieder im Titel des Schutzumschlages. Der Schutzumschlag sowie das Lesebändchen sind in einem schönen Gelbton gehalten.

Bewertung vom 30.08.2021
Saller, Tom

Julius oder die Schönheit des Spiels


ausgezeichnet

Inspiriert vom Leben Gottfried Freiherr von Cramms hat Tom Saller einen großartigen Roman geschrieben.
Sein Protagonist ist ein junger Adliger und heißt Julius von Berg, der mit seiner Familie behütet und privilegiert in einer Burg am Rhein lebt. Früh zeigt sich, dass der tennisbegeisterte Julius ein Ausnahmetalent ist. Seine Eltern fördern ihn, und nach dem Abitur geht er nach Berlin, wo er sich neben seinem Jurastudium, das er später allerdings abbricht, dem Tennissport auf Vereinsebene widmet. Schnell macht er Karriere, die in dem legendären Wimbledon-Endspiel 1937 gipfelt. Julius, wegen seines Lebenswandels und der Unterstützung eines jüdisches Freundes von den Nationalsozialisten unter Druck gesetzt, muss die größte Entscheidung seines Lebens treffen .....

Ich habe mich bislang nicht für Tennis interessiert, dennoch war die bewegende Geschichte von Julius durch den biografischen und politischen Hintergrund äußerst spannend. Auch die unterschiedlichen Erzählperspektiven fand ich hochinteressant.

Das Cover passt zum Inhalt des Buches und zeigt fünf Jugendliche mit Tennisschlägern. 

Das Buch liest sich flüssig, der Schreibstil ist fesselnd und faszinierend.
5 Sterne und eine ganz klare Leseempfehlung von mir!