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easymarkt3
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Insgesamt 854 Bewertungen
Bewertung vom 08.10.2023
Groff, Lauren

Die weite Wildnis


gut

Insgesamt eine bedrückende Botschaft.
Das Cover, recht einfach gehalten, zeigt keine Verbindung zur Wildnis Nordamerikas und dem historischen Setting.
Die interessante Geschichte des Mädchens verläuft auf verschiedenen Zeitebenen ihres Lebens seit ihrer Geburt, über ihre übereilte Flucht aus dem Fort am James-River im US-Bundesstaat Virginia bis zu ihren Visionen und abschließenden Gedanken zum Über-Leben. Der Sprachstil ist teils philosophisch, lyrisch und altertümlich wirkend bei manchen Begriffen wie z. B. Papist oder Purgatorium besonders Religiosität betreffend. Im Kontrast zur poetischen Eleganz steht Vulgarität, hier deutlich beschrieben in ihrem Überlebenskampf um Nahrung, erschwert durch Schmerzen, Einsamkeit, Frieren, Krankheit, sowie Durchfall und Dehydration. Der Erzählstil ist hier eindringlich und sehr bildhaft. Kein genauerer Einblick in die Kolonisation zwischen Engländern und Franzosen im Norden wird gegeben, obwohl sich ihr Fluchtweg nach Norden mit all ihren Tricks ohne Kompass dorthin ausrichtet. Auf die Begegnungen der Engländer mit den Powhatan und den Pamunkey, den dortigen Ureinwohnern, wird zwecks Tauschhandels nicht näher eingegangen. Obwohl völlig ungebildet, aber intelligent, verliert sich das religiöse Mädchen schließlich in Visionen und Erkenntnissen zu dieser kolonialen englischen Fäule und dem Gott ihres Volkes, der nicht eher zufrieden ist, bis dass er herrschen kann, sich alles und jeden untertan machen will, und wenn dann nichts mehr übrig ist, werden sie sich gegenseitig zerfleischen. Sie will keine von ihnen sein. Außerdem ist ganz allein zu überleben in jahrelanger Einsamkeit nicht dasselbe wie am Leben zu sein – was für eine tiefgründige Botschaft.

Bewertung vom 06.10.2023
Ryan, Anthony

Ein Fluss so rot und schwarz


sehr gut

Horror pur – makabres Szenario.
Sechs Menschen ohne jedwede Erinnerung in einem fremdgesteuerten Militärboot auf der Fahrt die Themse landeinwärts. Eine mystische Stimmung, erzeugt zunächst durch farbig wechselnden Nebel, verdüstert sich durch Todesfälle an Bord. Über eine Computerstimme am Satellitentelefon wird die Selbstmord-Mission für die jeweils verbleibenden Passagiere krass und ohne Empfindung klargestellt: Es geht ums Überleben der Menschheit. Dieses Horror-Szenario ist fantasievoll beschrieben. Diese ausgesuchten Spezialisten wie Polizist, Ärztin, Soldat, Physikerin, Historiker und Polarforscherin ohne Erinnerungsvermögen lassen mich an Menschen mit Demenz-Erkrankung denken, deren Persönlichkeit sich auch stark verändert wie hier im Roman erwähnt. Stellenweise wurden Szenarien heraufbeschwören, die Parallelen aufweisen in unserem realen Leben besonders mit der Covid-19-Pandemie. Die insgesamt düstere Stimmung und Ungewissheit wird selbst zum Schluss nicht vollständig ausgeräumt – jedoch Spannung pur mittels eines gekonnten Schreibstils.

Bewertung vom 05.10.2023
Blazon, Nina

Ich träumte von einer Bestie


ausgezeichnet

Eine reale Geschichte ideal aus der Vergangenheit gegraben
Eine sehr interessant aufbereitete, fiktive Familiengeschichte, gekoppelt an eine französische, wohl bekannte Legende der Bestie des Gévaudan, einer 250 Jahre zurückliegenden, immer noch lebendigen Legende um ein mysteriöses Untier einem Werwolf ähnlich. Mit diesem ehemals realen Hintergrund wird über die clevere, fiktive Figur Fleur mit all ihrer Scham die Gegenwart damit sehr spannend und intelligent verflochten. Die Auvergne wird mit ihren landschaftlichen und kulinarischen sowie kulturellen Eigenheiten detailliert beschrieben. Die Einflechtungen von Grimm’s Märchenfiguren, ihre Abänderung von älteren, französischen Versionen z.B. von Rotkäppchen finde ich äußerst interessant besonders in ihrem Symbolwert und ihrem unzensierten, wahren Kern. Die wichtige Arbeit von Datenforensikern wird anschaulich dargelegt neben den teuflischen Gefahren im Internet, besonders im Dark Net. Können Albträume vererbt werden? Was ist eine Kokille? Was ist eine Hypertrichose? Viele solcher Fragen werden im Roman vorbildlich erzählerisch erklärt. Insgesamt spannend, informativ, großartige Recherchearbeit und alles mit europäischem Flair bestückt.

Bewertung vom 02.10.2023
Engberg, Katrine

Glutspur / Liv Jensen Bd.1


sehr gut

Komplizierte Verstrickungen mit der Vergangenheit.
Auf mehreren Zeitebenen verlaufen aufklärende, auch historisch interessante Einblendungen: 1943 die Operation Regelbau/Vestervig-Kirche, dann Cold Cases wie die Ermordung des Kulturjournalisten Gert Lange, von Penelope Leon und der Selbstmord von Daniel Leon vor mehr als drei Jahren. Verstrickt sind all diese Fälle mit einem aktuellen Frauenmord. Insgesamt entsteht ein kompliziertes Puzzle mit sehr vielen Beteiligten. Die Figuren sind detailliert in ihrer jeweils besonderen Eigenart beschrieben wie z.B. Daniel, Hannahs Zwillingsbruder, an einer bipolaren Störung leidend, wegen offenbarer Ermordung seiner Ex-Frau Penelope im Gefängnis, schreibt einen Abschiedsbrief aus Bibelversen auf Aramäisch. Auch die landschaftlichen Beschreibungen und Besonderheiten rund um Thy, Westjütland gefallen. Die Privatdetektivin Liv kommt menschlich sympathisch rüber.

Bewertung vom 01.10.2023
Osman, Mat

Das Vogelmädchen von London


sehr gut

Interessanter, spannender Kulturmix vom London ab 1600.
Das Cover ist sehr ansprechend gestaltet, sowohl in Farbgebung als auch bildlich: London um 1601 – zu Lebzeiten von Queen Elisabeth I. und Shakespeare. Geführt wird der Leser in eine düstere Theateratmosphäre – dem Blackfriars-Theater voller gekaufter, geraubter Jungen. Das ganze Elend der englischen Kultur im nassen, stinkenden, nebelverhangenen, überbevölkerten London. Die Hauptfigur Shay, verkleidet als Junge, verdient sich mit Botengängen den Lebensunterhalt, befreit auch in Käfigen gefangen gehaltene Vögel von Dächern der Stadt aus, über die sie oft genug fliehen muss. Aber auch als Falknerin arbeitet sie im Eltham House zusammen mit ihrem Vater. Von ihrer verstorbenen Mutter Ava hat sie die Kunst der Weissagung aus Vogelschwärmen, der Murmuration der Stare erlernt. Als Aviscultarierin ist sie eine schillernde Persönlichkiet neben Nonesuch, Ohne Seinesgleichen, der nur ein Sixpence als Junge gekostet hat und nun in diesem Jungentheater seit vier Jahren erlernte Rollen wie z.B. Kleopatra spielt neben dem Geistertheater in Eigenregie. Die Folgen der Pest und die königlichen Maskenspiele, das Spektakel der Commoners mit Cockaigne (Schlaraffenland) sind nicht die einzigen großen Spektakel neben der Wahrsagerei von Shay. Neben Sklaverei, Gefangenschaft und Freiheit geht es auch um die erste Liebe, tiefe Freundschaft und Mut, Jäger oder Gejagter. Ereignisse wie Saturnalien oder der Beruf des Sündenfressers werden lebendig eingebaut neben manchen unerwarteten, wirren Plots, teils etwas schwer zu verstehen. Insgesamt ein abenteuerliches Bild vom London ab 1600.

Bewertung vom 29.09.2023
Benkau, Jennifer

Wüstentochter / Die Seelenpferde von Ventusia Bd.2


gut

Besonders für Teenies geeignet.
Die Wüstentochter Mira und ihr Drang nach Sicherheit stehen in Band 2 von insgesamt 4 Bänden im Mittelpunkt. Rund um Jugendliche aus Ventusia und ihre Seelenpferde entwickeln sich gefährliche Zusammentreffen mit Wölfen und Wolfswandler als Verkörperung des Bösen. Mit etwas Magie und viel Pferdeliebe verteidigen Fiona, Ria, Damian etc. rund um die Prinzessin Mira das Gute in ihrer doch so andersartigen Welt, anders als das laute Leben auf der Erde mit Kriegen, Flucht, Ängsten und Unsicherheit. Wie ein Flüchtlingskind sich fühlen mag in einer großen Stadt wie Frankfurt, in einem überfüllten Flüchtlingsheim untergebracht, das wird thematisch subtil beschrieben und könnte junge Leser zum Nachdenken anregen. Der Schreibstil und die Wortwahl sind altersgemäß besonders für junge Pferdeliebhaber:innen gewählt.

Bewertung vom 28.09.2023
Kehlmann, Daniel

Lichtspiel


sehr gut

Filmkunst zu Zeiten des NS-Regimes – interessant!
Eingebettet in historische Ereignisse des Nazi-Regimes breitet sich die Familiengeschichte rund um den roten Regisseur G. W. Pabst aus, begleitet von vielen Filmgrößen der damaligen Zeit z.B. Schauspielerinnen wie Greta Garbo, Käthe Dorsch, Hilde Krahl, Henni Porten oder Kollegen wie Leni Riefenstahl. Es geht auch um den Begriff von Kunst und ihre eigene Sprache, z.B. durch Beleuchtung oder besonderes Cutting. Filmkunst im Nazi-Deutschland überlebte zwar, jedoch blutig und verdreckt durch die Abnahme des jeweiligen Films durch die Zensur mit dem NS-Prädikat ‘Staatspolitisch und künstlerisch wertvoll‘. Durch die kraftvolle Sprache und die lebendigen Figuren direkt am Set oder im persönlichen Umfeld der Familie Pabst wird die äußerst missliche Lage mit all ihren Zwängen und Ängsten klar nachfühlbar. Mit der letztlich entscheidenden Rolle des Kameraassistenten Franz Wilzek kommt besonders in Bezug auf den zum Kriegsende unvollständig gebliebenen Film DER FALL MOLANDER ein unerwarteter Twist in all diese politischen Machtspiele. Eine dramatische Geschichte zwischen Realität und Fiktion – interessant nicht nur für Filmfans.

Bewertung vom 26.09.2023
Ford, Olivia

Der späte Ruhm der Mrs. Quinn


ausgezeichnet

Ein sehr schönes Buch nicht nur für Back-Fans älteren Jahrgangs.
Ein sehr rühriger Roman über eine glückliche Ehe über 60 Jahre und viel überzeugende, tiefgehende Liebe. Auch geht es um den Mut, selbst im Alter als Individuum ohne den Partner etwas Neues zu starten, vielleicht nur um sich wieder zu entdecken. Dazu gehört schließlich auch die Offenlegung des tiefsten Geheimnisses der Hauptfigur Jenny aus ihrer Vergangenheit, spannend und sehr emotional zu verfolgen. Weise Ratschläge sind eingeflochten: z.B.
• Sich von Hoffnung leiten lassen. Nicht von Angst.
• Es ist wichtig, sich selbst die gleiche Zeit und Liebe zuzugestehen, die man anderen schenkt.
• Man weiß wirklich nie, was das Leben für einen bereithält.
• Trost suchen in der Stärke des Partners
• Manchmal sind es gerade die Fehler,, die einer Beziehung Tiefe geben.
Liebenswürdige Figuren wie Jenny und Bernhard, das ganze, detailliert beschriebene Szenarium einer TV-Back-Show mit vielen Back-Tipps und die Eingebundenheit von Familie und Freunden kommt sehr authentisch rüber. Der Schreibstil ist herzerwärmend, äußerst angenehm.

Bewertung vom 24.09.2023
Zeh, Juli;Hoven, Elisa

Der war's


sehr gut

Immer fair bleiben und genau hinschauen!
Mobbing, Ungerechtigkeit, Vorurteile, Fairness, Ausgrenzung im Schulalltag und mehr – all das ist festgezurrt in diesem Buch am Beispiel von wiederholten Diebstählen von Pausenbroten. Bei diesen kindgerechten Vorfällen mag sich ein Schulkind rund um 10 Jahre schnell angesprochen fühlen, sich in einer der mitwirkenden Figuren der Klasse 6a wiedererkennen, selbst wenn juristische Begriffe und Sachverhalte einer Gerichtsverhandlung besonders im Anhang verständlich angeboten werden. Der Begriff der Unschuldsvermutung steht im Mittelpunkt, spielerisch verdeutlicht bei ihren Treffs am Sportplatz. Fast auf jeder Seite finden sich bunte, aussagekräftige Illustrationen, sehr auflockernd für junge Leser den jeweiligen Handlungsablauf begleitend. Bei dieser soliden Verarbeitung des Buches wäre ein Einsatz als Schullektüre sehr gut möglich. Interessante Diskussionen im Klassenverband wären vorstellbar, selbst für jüngere Jahrgänge. Insgesamt zu empfehlen.

Bewertung vom 24.09.2023
Jürgensen, Dennis

Taubenschlag / Teit und Lehmann ermitteln Bd.2


sehr gut

Spannender, schlüssiger Krimi!
Tatsächlich gibt es buchbare Bunkerführungen in Räumlichkeiten wie von Berlin Bunker Protocol im Roman beschrieben. Mit drei dort gefundenen Fluchtopfern einer Familie startet der Krimi und endet im letzten Teil mit den Offenlegungen des letzten Familienmitglieds – ein sehr gut gespannter roter Faden. Wie die genauere Zusammenarbeit und vor allem die Kommunikation zwischen dem Fluchthelfer Burkhardt Kuhn im Osten und Lothar Nielung als Kopf der Organisation zur Förderung der diplomatischen Beziehungen zwischen der DDR und der BRD im Westen genau organisiert wurde, erfuhr leider keine nähere Erläuterung. Vielleicht über Kuhns Tauben? CEPOL mit der Aufgabe: Europäische und internationale Ausbildung auf dem Gebiet der Strafverfolgung war interessant eingeflochten. Während Döllinger Rache sucht mit seiner Operation Bluttaube, sucht das unermüdliche, sympathische Team mit dem humorvollen Rudi Lehmann und Lykke Teit aus Kopenhagen sehr überzeugend nach Gerechtigkeit. Der Kampf Döllingers gegen das ehemalige tyrannische Regime der DDR, gegen Verantwortliche im Todesfall von Burkhardt Kuhn, seinem Vater, ist mit diversen Twists interessant beschrieben. Insgesamt ein spannendes Lesevergnügen.