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Pip
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Belm

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Insgesamt 1110 Bewertungen
Bewertung vom 05.01.2023
Bruck, Edith

Das barfüßige Mädchen


gut

Edith ist ein kleines Mädchen als das Grauen über ihr kleines ungarisches Dorf kommt. Sie ist die Kleinste der Familie hat schon erwachsene Geschwister und ist einfach nur fröhlich und liebenswert. Diese Eigenschaften schützen sie als Jüdin nicht vor der Verfolgung. Die Erwachsenen haben sich viel Mühe gegeben die gefährliche Lage vor dem Kind geheim zu halten. So wächst sie trotz allem unbeschwert auf.
Der Unterschied zwischen dem bisherigen Leben und das was kommt könnte nicht größer sein.
Die Autorin schreibt ihre Geschichte wie ein Märchen, es war einmal ... Sie behält beim Erzählen eine Distanz zum Geschehen die fast unheimlich ist, Es keine Wut, kein Hass in ihrer Stimme. Mit keinem Wort spricht sie von Rache für ihre ermordeten Angehörigen. Sie überlebt und fängt ein neues Leben und noch eins. Der wesentlichste Zug an ihr, ist ihre Liebenswürdigkeit, man muss diese Frau mögen, Es ist nicht Mut den sie ausstrahlt, sondern Vertrauen in das Leben an sich.
Das zieht sich wie ein roter Faden durch ihr weiteres Leben, sie findet neue Menschen mit denen sie glücklich wird.
Gleichzeitig ist da diese verstörende Distanz als ob nicht sie dieses Grauen erlebt hat, sondern sie es nur von Hörensagen kennt.

Bewertung vom 05.01.2023
Wunn, Andreas

Saubere Zeiten


gut

Distanz
Jacobs Vater liegt im Sterben, obwohl sie sich schon lange nichts mehr zu sagen hatten, fährt er zu ihm. Er kann nicht mehr mit ihm reden, findet aber eine Hinterlassenschaft in der sein Vater auf einmal erzählt, über sich, über den Großvater und andere wesentliche Abschnitte aus seinem Leben. Gleichzeitig wird dieses Erbe auch zu einer Aufgabe für ihn weiter nachzuforschen, zu den Geschehnissen die erst Wohlstand und den tiefen Fall seiner Familie vor zwei Generationen verursacht hat. Es ist vor allem ein Buch über Sprachlosigkeit und auch schwierige Familienkonstellationen.
Ich fand das Thema spannend. Aufstieg und Fall von Familien ist seit den Buddenbrocks ein faszinierendes Thema. Hier war es allein von dem Zeitraum viel dichter beim Leser. Trotzdem hat mir einiges gefehlt. Der Ich Erzähler wirkt bis auf wenige Ausnahmen emotionslos. Er erzählt sehr distanziert von seiner Familie die er eigentlich erst durch die Informationen seines Vaters richtig kennenlernt. Diese Informationen lassen den Vater in der Rückblende zu Wort kommen, auch da fehlen Gefühle, das wird aber verständlicher weil es meistens die Erinnerungen eines Kindes und jungen Mannes sind die nun ein alter Mann schildert.
Mit ein wenig mehr Esprit wäre es ein toller Roman geworden, so hatte ich das Gefühl ich lese ein journalistische Arbeit, eine Recherche die noch nicht vollendet ist.

Bewertung vom 29.12.2022
Köhlmeier, Michael

Frankie


gut

Wie ein Film
Frank lebt allein mit seiner Mutter, sie haben eine besondere Beziehung jeder kann sich auf den anderen verlassen. Der Vater ist schon lange weg, die Unterschiede zwischen den beiden waren wohl zu groß. Dann kommt nach achtzehn Jahren der Großvater, der Vater der Mutter aus dem Gefängnis frei. Über siebzig ist er mittlerweile und Frank hat ihn noch nie richtig gesehen oder gar kennen gelernt. Die Tochter will sich um ihn kümmern, aber er ist ein unbeugsamer, eigenartiger Mann, er fordert und befiehlt ihr, als ob sie sein Dienstbote ist. Gleichzeitig bemüht er sich um den Jungen. Auch nicht auf eine normale Art und Weise. Eher wie Zuckerbrot und Peitsche.
Für mich war es eine Erzählung wie Menschen beeinflusst werden können. Die Tochter hatte anscheinend keine gute Beziehung zu ihrem Vater, es wirkt fast wie Angst, wie sie sich verhält. Der Junge versucht zu Beginn sich dem Einfluss zu entziehen. Diese drei Figuren haben eine Art Dreiecksbeziehung die sehr negativ wirkt. Vielleicht liegt es an der Erwähnung der Waffe im Klappentext, dass ich nichts anderes erwartet habe. Trotzdem hat mich das Ende überrascht.
Das Buch wirkte wie eine Filmerzählung, öfter hatte ich eine Szene wie ein Video im Kopf als ob ich sie schon irgendwann mal gesehen habe.

Bewertung vom 28.12.2022
Geiger, Arno

Das glückliche Geheimnis


ausgezeichnet

Arno Geiger über Arno Geiger
Wer ist der Mann hinter dem erfolgreichen Schriftsteller? Wann ist ein Schriftsteller erfolgreich, wenn er Preise bekommt, wenn andere ihn für gut halten und er Stipendien erhält oder wenn er von seinen Büchern gut leben kann? Vordergründig beantwortet der Autor diese Fragen, aber dahinter steht seine Lebensgeschichte. Wie er zum Schreiben kam, wie er seinen Lebensunterhalt verdient hat, welche Menschen ihn auf seinen Weg begleiten.
Bei einem Buch von Arno Geiger habe ich immer das Gefühl ich muss mich überraschen lassen, von seinem Stil, von seiner Geschichte einfach von seiner Art und Weise wie er das Thema angeht. Ich habe bereits zwei Bücher von ihm gelesen, die mich sehr berührt haben und nun dieses. Ganz anders, humorvoller, er sieht sich von außen und beschreibt einen jungen Mann mit einigen Eigenheiten. Für die ich aber viel Sympathie hege.
Sein Schreibstil vermittelt Gefühle, emotional und es entsteht der Eindruck das er mit diesem Buch alle Sinne anspricht. Ich kann die alten Bücher und Briefe riechen die er findet, natürlich sehe ich seinen Text und lese ihn. Aber ich höre auch im Hintergrund Stimmen die sein Verhalten kommentieren, seine Freundin die ihn mit viel Freude auf dem Flohmarkt begleitet. Ich kann ihn in Gedanken von Wien nach Berlin begleiten und ein anderes Lebensgefühl empfinden.
Er schreibt gegen Ende: "Das Bücher unsere Lebenszeit verlängern und wir die Erfahrungen der Autoren wie durch einen Zeitraffer gewinnen". Plus andere kluge Gedanken, die einem beim Lesen auffallen, auf die man selber aber anscheinend nicht kommt.

Bewertung vom 25.12.2022
Ægisdóttir, Eva Björg

Verschwiegen / Mörderisches Island Bd.1


gut

Pchycho Krimi
Elma ist nach Akranas zurück gekehrt. Damals ist sie nach Reykjavik gegangen, in die Großstadt um mehr zu erleben, freier zu sein, einen spannenden Job ausüben. Die üblichen Gründe eben warum man eine Kleinstadt verlässt. Es gibt genau so viele allgemein gültige Gründe um zurück zukehren. Eine Trennung, die Familie, es war einfach alles zu viel.
In der kleinen Stadt ist es ruhiger, Verkehrsdelikte und Ruhestörungen, kaum Gewalt. Dann taucht eine unbekannte Tote auf, nach den ersten Ermittlungen steht fest, als Kind hat sie in Akranas gelebt. Niemand kann sich an sie erinnern. Warum ist sie zurück gekommen, wer hat sie ermordet und was war der Grund. Die Ermittlungen gestalten sich schleppend. Anscheinend hat jeder mit denen Elma und Kollegen sprechen etwas zu verschweigen.
Es ist eine andere Art nordischer Krimi, zurückhaltender. Weniger Blut dafür mehr düstere Geheimnisse. Die Protagonisten sind nach außen wohlanständige Bürger aber im Verborgenen tun sich Abgründe auf. Jeder kennt jeden, aber kaum jemand weiß so richtig wie der andere tickt.
In verschiedenen Zeitebenen, heute die Ermittlungen, damals was die Kinder erlebt haben, wird ein unheilvolles Machtverhältnis dargestellt. Nur Elmas Geister bleiben noch im Verborgenen. Vielleicht im nächsten Band. Die Namen waren zu Anfang schwierig, aber man gewöhnt sich daran. Genau wie an dem Schreibstil man muss sich nur darauf einlassen.

Bewertung vom 24.12.2022
Vanderah, Glendy

Ein Nest voller Träume


sehr gut

Eines Nachts steht ein Kind vor Jo, es wirkt verwahrlost und will nicht mit der Sprache raus wo es hin gehört, angelblich sei sie eine Außerirdische die die Menschen studieren will. Es wird kein Kind in dem Alter und Aussehen vermisst. Also nimmt Jo sie auf gegen die Ratschläge ihres Nachbarn und auch gegen ihr eigenes Empfinden. Mit der Zeit entwickeln sich Gefühle die theoretisch nicht zu einem guten Ende führen können.
Es ist ein sehr emotionaler Roman vor allem deshalb weil alle drei ein schweres Schicksal haben. Das Leben hat ihnen nicht gut mitgespielt, erstaunlich wie sie trotzdem mit einander fürsorglich umgehen. Ich bewundere die Frau für ihren Mut, den Mann für seine Einsicht und die Anstrengungen sich nicht unterkriegen zu lassen. Das Kind ist besonders in jeder Hinsicht. Es macht Spaß zu lesen wie sie die Erwachsenen manipuliert, auf eine gute Weise fördert sie Beziehungen und macht auf Ungereimtheiten aufmerksam. Die Nebenfiguren sind auch sehr gut gezeichnet. Sei es der unmögliche Ex, die besondere Freundin, die gehässige Schwester, die pflegebedürftige Mutter oder die Sozialarbeiterin die alles besser weiß.
Der Schluss ist etwas über, er kommt im Gegensatz zum Rest des Romans sehr schnell und überbietet sich an Ereignissen. Einige Elemente scheinen typisch amerikanisch zu sein. Da hat mir das Verständnis gefehlt.
Im Ganzen war es ein schöner Roman der trotz der Widrigkeiten ein Glücksgefühl hinterließ.

Bewertung vom 22.12.2022
Aicher, Petra

Die Prinzregentenmorde / Fräulein Anna, Gerichtsmedizin Bd.1


sehr gut

Verschiedene Welten
An ihrem ersten Arbeitstag in der Rechtsmedizin wird Anna gleich ins kalte Wasser gestoßen. Eine Frau wird aus dem Fluss gezogen, Selbstmord oder vielleicht doch Mord. Einige Verletzungen deuten darauf hin das der Frau vor ihrem Tod etwas zugestoßen ist. Fritz ein Skandalreporter sucht überall nach Informationen, so gerät er an Anna. Er kennt die Tote aus früheren Jahren und auch er vermutet zu mindestens Totschlag. Gemeinsam suchen sie nach Anhaltspunkten für ihren Verdacht. Dabei passen die beiden gar nicht gut zusammen, denn Anna stammt aus kleinbürgerlichen Milieu mit vielen Geschwistern die sie mit unterstützt. Fritz ist adeliger Herkunft, reich verheiratet und lebt mehr oder weniger in den Tag hinein.
Beide Figuren entwickeln sich im Laufe der Geschichte. Aus der braven, schüchternen Anna wird eine resolute, respektfordernde junge Frau, die mit wachen Verstand passende Schlussfolgerungen zieht. Der freche, egoistische Fritz übernimmt Verantwortung nicht nur für sich, sondern auch für andere. Auf einmal fängt er an zu denken bevor er handelt.
Auch die Umwelt der beiden im München kurz vor dem ersten Weltkrieg wird gut dargestellt. Wir Bayern sind anders als der Rest der Welt, im Grunde kann man es als hinterwäldlerisch empfinden. Dieser Lebensstil wird in vielen Kleinigkeiten dargestellt. Das zu spät zur Arbeit erscheinen, ein Kavaliersdelikt, öffentlich eine Geliebte, hat jeder. Die Frauen vom Theater alle als liederlich darzustellen, sie sind einfach so. Der Schluss kommt einem dagegen logisch vor, altmodisch aber absolut passend zum Rest des Geschehens.
Ich freue mich darauf die Entwicklung der beiden im nächsten Band weiter verfolgen zu können.

Bewertung vom 21.12.2022
Caspari, Anna-Maria

Ginsterhöhe


sehr gut

Ein Dorf und seine Menschen
Schwer gezeichnet kommt der Bauer Albert aus dem 1. Weltkrieg nach hause zurück. Während seine Eltern nur froh sind das er lebt, kann seine Frau mit dem physisch und psychisch zerstörten Mann nicht mehr auskommen. Trotzdem geht das Leben weiter und mit der Zeit ordnet sich alles ein. Es ist ein Ort in der Eifel man lebt von der Landwirtschaft und ansonsten geschieht wenig. Bis die neuen Machthaber ein Ausbildungszentrum für ihren Elitenachwuchs bauen. Auf einmal steht der kleine Ort auf der großen Weltkarte und das ist der Anfang vom Ende.
Die Geschichte des Ortes ist real, Wollseifen war der Standort für die Ordensburg Vogelsang, bombardiert im Krieg wurde es danach für die alliierten Streitkräfte ein Truppenübungsplatz. Die Menschen konnten nicht mehr in ihr Dorf zurück.
Über die Menschen die dort gelebt haben ist wenig bekannt, da setzt die Phantasie der Autorin ein. Sie beschreibt die Bauern und ihre Familien als genügsam, hart arbeitend und politisch eher uninteressiert. Die Schicksalsschläge treffen sie dennoch sehr hart. Der Umgang damit ist wenig emotional geschildert, vielleicht ist es trotzdem so berührend. Die einzelnen herausragenden Figuren stehen für die Gesamtheit der Bevölkerung des Ortes. Durch die Tagebuchaufzeichnungen des Dorflehrers kann man als Leser das geschichtliche Geschehen wie an einer Zeitleiste verfolgen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.12.2022
Kummerow, Marion

Neugeboren aus der Lüge (eBook, ePUB)


gut

Die Jüdin Margarethe muss als Hausmädchen beim SS Sturmbannführer Huber arbeiten. Mit dem gelben Stern wird sie schlimmer behandelt als eine Sklavin für den einen Sohn ist sie Freiwild, die Tochter misshandelt sie genau wie die Eltern. Bei einem Bombenangriff stirbt die Familie Huber, nur Margarethe überlebt. Durch Zufall findet sie in den Trümmern die Kennkarte von der Tochter und gibt sich als sie aus. Eine abenteuerliche Flucht beginnt.
Es ist eine Zeitreise in die dunkelste Geschichte Deutschlands. Margarethe als letzte ihrer Familie muss überleben. Die Familie Huber ist in diesem Fall typisch. Karrieregeil, geltungssüchtig, nach oben buckeln, nach unten treten. Der 'Älteste ist voll im System .zuhause. Wilhelm ist kunstsinnig arbeitet bei der SS in Paris mag sich aber nicht die Finger schmutzig machen. Am liebsten Aktenschieben und den lieben Gott einen guten Mann sein lassen. Als die Eltern sterben hofft er auf sein Erbe, als er das nicht so einfach bekommen kann lässt er sich einiges einfallen. Er braucht Margarethe um seine Pläne zu verwirklichen.
Die Autorin beschreibt die Menschen sehr authentisch, wenn man es mit der Geschichte vergleicht. Überleben, Macht, Zweifel, Angst alle Gefühle sind nachvollziehbar beschrieben.
Nur die Wendung gegen dem Ende, die Entwicklung vom Saulus zum Paulus erschien mir unglaubwürdig. Auch wenn die große Liebe eine Rolle spielt, ich weiß dass es das Stockholmsyndrom gibt, aber es war sehr gewagt.
Dieses Buch ist auch unter dem Titel "Ein Licht der Hoffnung" erschienen.

Bewertung vom 19.12.2022
Buckingham, Royce

Im Zweifel für das Monster / Monsteranwalt Daniel Becker Bd.1


gut

Daniel ist kurz davor Partner zu werden, ein aufsehenerregender Fall liegt auf seinem Schreibtisch. Irgendwie hat man das Gefühl es ist für ihn die verkehrte Seite die er vertreten soll aber er gibt sein Bestes. Das ist aber nicht immer genug. Denn jedes Mal kommt etwas dazwischen, sein zweites Ich der Gutmensch, seine Angst vor dem Monster seiner Kindheit, seine Exfrau oder seine geliebte Tochter.

Das Monster braucht seine Hilfe und bekommt sie natürlich, dann hat er auf einmal eine Menge dieser besonderen Klienten. Das lässt sich natürlich nicht mit dieser sehr teuren Kanzlei vereinbaren.

Das amerikanische Justizwesen kennen wir Leser dank Grisham sehr gut. Hier wird es etwas auf die Schippe genommen. Ein Anwalt der eigentlich David verteidigen will, aber für Goliath arbeitet. Schräge Typen sind dann gleich Monster, ehrgeizige Frauen = Hexen. Die Geschichte ist skurril stellenweise unterhaltsam, aber es plätschert im Großen und Ganzen vor sich hin. Es gibt ein paar Ausreißer über die ich herzlich lachen konnte. Aber außer den Austausch von Protagonisten ist nicht viel anders an diesem Buch. Es könnte ein x-beliebiger Justizkrimi sein in dem sich leider der Humor verirrt hat. Denn mit der Wer-Ratte und den anderen steht das Buch.