Benutzer
Benutzername: 
Sabine
Wohnort: 
Köln
Über mich: 
https://buchmomente.blogspot.com
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 405 Bewertungen
Bewertung vom 10.06.2013
Sachar, Louis

Löcher


gut

Stanleys soll angeblich ein Paar berühmte Turnschuhe gestohlen haben und hat nun die Wahl zwischen Jugendcamp und Gefängnis. Natürlich entscheidet er sich für das Camp, ahnt jedoch nicht, dass er dort nur eins zu tun hat: Löcher zu graben. Angeblich, um zu einem besseren Menschen zu werden, doch schon bald vermutet er, dass die seltsame Chefin dort etwas Bestimmtes sucht. Ihn wundert nicht, dass er so eine sinnlose Sache machen soll, liegt doch ein Fluch auf der Familie – für den einzig und allein Stanleys Urgroßvater, der alte Tunichtgut und Schweinedieb, verantwortlich ist. Kann Stanley diesen Fluch brechen und was hat die bezaubernde Kitty Kate Barlow mit Stanley und den Löchern zu tun?
Die Geschichte ist irrsinnig und manchmal magisch und trotz des im Grunde ernsten Themas musste ich manches Mal schmunzeln. Der Schreibstil ist leicht und kindgerecht, so lässt sich der Roman, in dem die verschiedenen Handlungsstränge geschickt miteinander verknüpft sind, rasch durchlesen. Eigentlich sind es sogar drei Geschichten: nicht nur die Erlebnisse Stanleys werden erzählt, sondern auch die seiner Vorfahren, vor allem die Geschichte von Stanleys Urgroßvater, der den Fluch über seine Familie gebracht hat, und um die liebenswerte Kissing Katy Barlow, die natürlich auch irgendwas mit dem „Green Lake“ zu tun hat.
Stanley ist ein durch und durch sympathischer Charakter, den ich sofort ins Herz geschlossen habe und mit dem ich mitgelitten habe. Seine Mitkumpane im Camp sind sehr verschieden – so gibt es den Stillen, den Anführer, den Weißen, den Schwarzen und natürlich auch die Mitläufer. Und damit ergeben sich dann auch die Themen des Buches, die damals wie heute aktuell sind: Gruppenverhalten, Mobbing, Diskriminierung durch Rasse oder Herkunft, aber auch Freundschaft und Abenteuerlust sowie die Verbundenheit der Familie sind Bereiche, die in diesem Roman angesprochen werden.
Alles in alles ein unterhaltsames Buch, das gerade Kindern und Jugendlichen Anlass gibt nachzudenken und zu diskutieren – aber auch mir hat der Roman gefallen und ich habe nicht bereut, ihn gelesen zu haben.

10 von 13 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.06.2013
VanLiere, Donna

Die Engel von Morgan Hill


gut

1947 in Tennessee. Der Vater der kleinen 9jährigen Jane und des 5jährigen John stirbt, doch traurig sind sie nicht, hat er doch nur Gewalt und Sorge in die Familie gebracht. Gerade ist der Vater unter der Erde, zieht die Familie Turner in das kleine Städtchen, das wäre nichts besonderes, wäre deren Hautfarbe nicht schwarz. Schon dies ist für viele ein Problem, doch dann passiert ein schreckliches Unglück…
Die Geschichte wird aus Sicht der kleinen Jane erzählt und ihre unverbrauchten Gedanken sind genau das richtige für das schwierige Thema der Rassentrennung. Sie ist ehrlich und sagt, was sie denkt. Sie hört auf ihr Herz, nicht aber auf das, was andere ihr sagen. Der Schreibstil ist schlicht und angenehm, der Situation angepasst, die Geschehnisse werden unverblümt und rührend erzählt.
Die Mutter Fran ist eine sehr starke Persönlichkeit, steht ihre Familie doch immer an erster Stelle. Dabei ist die Zeit nicht leicht, denn nicht nur ist ihr Mann gerade verstorben, und sie hat 2 Kinder zu ernähren, zu allem Überfluss ist sie wieder schwanger. Dennoch steht sie auch zu diesem Kind, und auch als die Ereignisse sich überschlagen und sie mit über das Schicksal des kleinen Milo zu entscheiden hat, steht sie zu ihren Versprechungen. Nur eine Schwäche besitzt sie, nämlich ihre Gefühle nicht zulassen zu können, doch zum Glück lernt sie im Laufe der Zeit auch dies dazu.
Der ganze Roman ist liebevoll und rührend und zeigt die Probleme schwarzer Menschen in der Mitte des letzten Jahrhunderts. Dabei ist die Geschichte nicht kitschig, sondern bewegend und zeigt viele Facetten menschlichen Handelns. Sucht man nicht nur einfache Unterhaltung, sondern ist bereit, sich auf ein tiefgreifendes Buch einzulassen, dass zum Nachdenken anregt, dann ist dies eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 03.06.2013
Schrocke, Kathrin

Freak City


ausgezeichnet

Mika ist 15 und seine große Liebe Sandra hat ihm gerade den Laufpass gegeben. Er trauert ihr noch immer nach, bis er durch Zufall in das Café „Freak City“ gelangt und dort ein hübsches und temperamentvolles Mädel sieht – Lea. Dass sie gehörlos ist, ändert nichts an seiner Faszination für sie. Langsam tastet er sich an Lea heran, lernt die Gebärdensprache und bekommt Einblicke in das Leben einer Gehörlosen in der Welt von Hörenden. Und dennoch geht ihm auch Sandra nicht aus dem Kopf …
Ein tolles Buch über ein interessantes Thema, was ich durch seinen leichten und jugendlichen Schreibstil in einem Rutsch weggelesen habe. Kathrin Schrocke kommt in ihren kurzen Kapiteln immer schnell auf den Punkt, dadurch gewinnt die Geschichte an Fahrt und wird nie langweilig.
Mika ist mir von Anfang an sehr sympathisch – zuerst hatte ich fast ein bisschen Mitleid mit ihm, ist er doch gerade von seiner großen Liebe Sandra verlassen worden. Doch er zeigt Charakter, als er die temperamentvolle, gehörlose Lea kennenlernt. Er tut alles, um mit ihr ins Gespräch zu kommen und mit ihr in Kontakt zu bleiben. Es braucht ein bisschen, bis er sich eingesteht, in sie verliebt zu sein, aber gerade seine emotionale Zerrissenheit zwischen den beiden jungen Frauen wird sehr gut dargestellt.
Auch Lea ist ein angenehmer Charakter, auch sie ist mir schnell ans Herz gewachsen. Wirkt sie am Anfang vielleicht etwas zickig und temperamentvoll, kann man ihre Handlungen und Gefühle rasch nachvollziehen, nachdem man einen Einblick in ihre Welt bekommen hat. Wie fühlt sich eine Gehörlose in einer Welt der Hörenden? Wie verständigt sie sich und auf was für Grenzen stößt sie? Und nicht zuletzt – wie reagieren andere Menschen auf sie und ihre Behinderung?
Hut ab vor Mika, den diese Behinderung nicht stört, sondern ganz im Gegenteil – der Wege sucht, mit Lea in Kontakt zu kommen und sie näher kennenzulernen.
Vielleicht ist die Geschichte ein wenig vorhersehbar, das hat aber meinem Lesespaß keinen Abbruch getan. Ich bin total abgetaucht in die Story, habe mit den Protagonisten gefühlt und war von dem Thema wirklich angetan. Daher eine absolute Leseempfehlung und 5 Sterne von meiner Seite!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.06.2013
Kleypas, Lisa

Zaubersommer in Friday Harbor / Friday Harbor Bd.2


gut

Das Verhältnis zu ihrer Schwester war für Lucy Marinn immer schon sehr schwierig, nachdem die kleinere Alice von ihren Eltern nach einer schweren Hirnhauentzündung immer verwöhnt worden ist. Doch als ihr Freund Kevin ihr eröffnet, sie zu verlassen, bricht für Lucy eine Welt zusammen. Als dann auch noch herauskommt, dass er ihre kleine Schwester heiraten will, scheint die Familie zunächst völlig zerrissen.
Doch schon bald läuft Lucy dem attraktiven Sam über den Weg und kann sich seinem Bann kaum entziehen. Doch Sam will keine Beziehung und lehnt jede Art von Bindung ab. Und dennoch lernen die beiden sich näher kennen und auch Sam ist von Lucy mehr als angetan …
Ein schöner Sommerroman, so richtig zum Verschlingen und Schmökern! In einem leichten und lockeren Schreibstil erzählt Lisa Kleypas von einem zauberhaften Sommer in Friday Harbor – und auch wenn das Ganze zunächst traurig und mit einer Trennung beginnt, war ich doch bald gefangen in der zauberhaften Geschichte, in der immer auch ein wenig Magie eine Rolle spielt.
Die Protagonistin Lucy ist eine selbstbewusste und sympathische Frau, die durch ihre Kindheit, in der ihre Schwester Alice immer die „Erste Geige“ spielte, lernen musste, ihre Frau zu stehen und sich selbst zu vertrauen. Gerade das macht sie so einzigartig, zudem ist sie immer wieder von einem Hauch Magie umgeben: als berühmte Glaskünstlerin weiß sie nicht nur, durch Glasbilder und –fenster zu verzaubern, nein – manchmal kann sie auch kleine Lebewesen aus Glas zaubern, dann fliegen Schmetterlinge oder kleine Kolibris durchs Zimmer.
Alice ist das genaue Gegenteil ihrer Schwester – arrogant und zickig erwartet sie immerzu, dass sich alle nach ihr richten und das tun, was sie will. Es fällt mir schwer, irgendwas Liebenswertes in ihr zu sehen, erst gegen Ende der Geschichte scheint etwas in ihr wach zu werden, was mich hoffen lässt, dass auch Alice mal zu einer selbstständigen Frau heranwächst.
Sam ist mir von Anfang an ans Herz gewachsen, dass er attraktiv und schön ist und die Frauenwelt ihm stets zu Füßen liegt, spielt dabei keine Rolle für mich. Vielmehr mag ich sein Verantwortungsbewusstsein und seine liebevolle Art, mit der er Lucy begegnet. Auch wie er sich in seinem eigenen kleinen Umfeld mit seinen Brüdern und der kleine Nichte Holly verhält, zaubert mir ein Lächeln auf die Lippen.
Die Geschichte liest sich sehr flüssig und rasch war ich mit dem Buch durch, wollte ich doch wissen, wie es weitergeht und was nun mit Lucy und Sam passiert. Manche Kapitel haben mir wirklich gut gefallen, da auch ernste Themen angesprochen werden, die mich nachdenklich machten und mir ein gutes Lesegefühl gegeben haben. Leider jedoch habe ich den Roman über einige Strecken nur als kitschige Liebesgeschichte empfunden, Sam wird manchmal als fürchterlicher Macho dargestellt, obwohl er das eigentlich nicht ist. Und genau dann wirkt das ganze eher wie ein einfacher Liebesroman, dessen Ausgang man schon kennt und der keine Wendungen mehr zulässt.
Alles in allem hatte ich aber unterhaltsame Stunden und eine schöne Zeit in Friday Harbor, ich durfte interessante und liebenswerte Charaktere kennenlernen und habe letztlich das Buch mit einem Lächeln auf den Lippen zugeschlagen. Da dies der zweite Band einer Reihe ist, bin ich gespannt, wer im nächsten Roman der Mittelpunkt der Geschichte ist.

Bewertung vom 30.05.2013
Clarke, Lucy

Die Landkarte der Liebe


ausgezeichnet

Als Katie von dem Tod ihrer 4 Jahre jüngeren Schwester Mia erfährt, bricht eine Welt zusammen. Denn in letzter Zeit waren sie sich immer häufiger uneins und noch vor dem Freitod Mias kam es zu einem heftigen Streit. Doch hat sich Mia wirklich selbst das Leben genommen oder war der Sturz von der Klippe doch ein tragischer Unfall? Um das herauszufinden macht sich Katie auf den Weg, immer dem Reisetagebuch ihrer verstorbenen Schwester hinterher.
Die Geschichte hat mich sehr bewegt und gerührt, denn ich war mit dabei, war mittendrin auf den Spuren von Mia. Das liegt sicherlich an dem angenehmen und flüssigen Schreibstil der Autorin Lucy Clarke, zum anderen aber auch an den schönen Landschaftsbeschreibungen, die nicht übermäßig häufig, aber genau an den richtigen Stellen auftauchten. Das Buch ist in Kapitel aufgeteilt, immer abwechselnd wird aus der Sicht Katies und Mias berichtet, das so geschickt, dass nichts doppelt erscheint oder gar langatmig wirkt, sondern vielmehr neugierig macht, wie es weitergeht.
Katie ist mir sehr sympathisch, macht sie doch auf ihrer Reise eine interessante Entwicklung durch: war sie anfangs eher sorgfältig, strukturiert und organisiert, wird sie im Laufe der Geschichte in manchen Dingen ihrer Schwester immer ähnlicher. Mia ist für mich eine tragische Person, jung und auf der Suche nach sich selbst, stößt sie zunehmend an ihre Grenzen. Obwohl sie von vielen Menschen umgeben ist, vermag ihr keiner so richtig zu helfen, ganz im Gegenteil, immer tiefer gerät sie in einen Strudel aus Verletzung Zweifel.
Auch die Nebencharaktere sind interessant, sie sind ebenso gut herausgearbeitet wie die Protagonisten, bringen die Geschichte voran und nehmen einen wichtigen Raum in der Geschichte ein.
Das Ende des Buches löst dann alle Rätsel und Geheimnisse auf, und auch wenn es kein Happy-End ist, bin ich doch zufrieden und schlage mit einem tiefen Seufzen das Buch zu. Einzig ein Kritikpunkt bleibt: der Titel des Buches und das Cover, beides zusammen vermittelt eher den Eindruck eines Liebesromans – dabei handelt es sich doch eher um eine anrührende Geschichte zweier Schwester, die unterschiedlicher nicht sein können und die zeigt, wie nah Liebe und Hass beinander liegen…

Bewertung vom 25.05.2013
Desarthe, Agnès

Mein hungriges Herz


weniger gut

Myriam eröffnet nach 6 Jahren ziellosen Herumirrens ein kleines Restaurant in Paris. Doch der Anfang gestaltet sich schwierig, hat Myriam doch sehr eigene Vorstellungen von ihrem Lokal. Nach und nach beeindruckt die Inhaberin jedoch ihre Gäste mit ihrer Eigenartigkeit und Phantasie und das Restaurant wird zu einem beliebten Treffpunkt des Viertels. Dennoch scheint Myriam nicht glücklich, immer noch hadert sie mit ihrer Vergangenheit…
Ich habe mich schwer getan mit dem Buch, obwohl mich die Geschichte und der Klappentext sehr angesprochen haben. Zum einen spielt der Roman im Hier und Jetzt, und das Restaurant bildet den Mittelpunkt des Geschehens. In Rückblenden erfährt man dann nach und nach von der Vergangenheit Myriams, ihrer Familie und den Umständen, warum sie dieses Lokal eröffnet. Dabei verliert sich die Geschichte oft in Kleinigkeiten und Nebensächlichkeiten, und der rote Faden droht manchmal zu verschwinden. Der Schreibstil, den ich als abgehackt und gehetzt empfunden habe, unterstützt noch dieses Abschweifen vom Thema, dadurch wird der Roman für mich wirklich anstrengend zu lesen.
Eigentlich passiert in der ganzen Geschichte nicht viel, sie lebt von der Gedankenwelt Myriams und den Rückblenden in ihre Vergangenheit. Dabei kann ich sie ganz oft nicht verstehen und ihre Handlungen nicht nachvollziehen. Myriam wird mir daher auch im Laufe des Romans nicht wirklich sympathisch. Auch die anderen Figuren sind sehr skurril und eigen, einzig Tanja, die erst auf den letzten Seiten auftaucht, ist mir sympathisch in ihrer standhaften und selbstsicheren Art.
Letztlich war ich froh, als ich das Buch endlich beendet habe, nochmal würde ich es sicher nicht lesen. Schade – denn der Inhalt hatte für mich sehr vielversprochen geklungen.

Bewertung vom 25.05.2013
Holt, Victoria

Die Insel Eden


sehr gut

Annalice findet ein altes Tagebuch, geschrieben vor über hundert Jahren von einer jungen Vorfahrin namens Ann Alice. Keiner in der Familie kann ihr etwas über das Mädchen sagen. Doch das Tagebuch zieht sie so in ihren Bann, dass sie die Rätsel, die nach dem Lesen bleiben, lösen will. Im Tagebuch wird von einer geheimnisvollen Insel Eden geschrieben, so macht sich Annalice Bruder, der dieses Tagebuch auch gelesen hat, auf, die Insel zu finden. Nachdem Annalice monatelang kein Lebenszeichen von ihrem Bruder erhält, geht sie selbst auf Reise, um ihren Bruder und die Insel Eden zu finden. Doch was ist das Geheimnis dieser mystischen Insel, die in keiner Seekarte auftaucht?
Ein toller Roman, spannend und abenteuerlich, aber auch romantisch und emotional! Anfangs habe ich mich mit dem Schreibstil etwas schwer getan, denn zu Beginn wird die gesamte Familie in wenigen Kapiteln vorgestellt, so dass sehr viele Informationen auf wenigen Seiten verpackt waren. Aber einmal in der Geschichte angekommen, konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen.
Der Roman entpuppt sich als spannendes Abenteuer mit einer sympathischen Protagonistin. Ann Alice ist für die Zeit eine sehr selbstbewusste Frau, die die Dinge angeht und in die Hand nimmt. Dabei entführt Victoria Holt uns nach Australien, wo man herrliche Landschaften, aber auch widrige Umstände des Überlebens kennenlernt. Die Figuren in dem Roman sind alle glaubhaft gezeichnet, die Beschreibungen der Umgebung sehr bildreich, so dass ich mich als Teil der Landschaft und der Szenerien gesehen habe. Natürlich kommt auch die Romantik in dem Roman nicht zu kurz, schwankt Ann Alice doch zwischen zwei Männern, die unterschiedlicher nicht sein können, aber beide interessante Charaktere darstellen.
Nur das Ende hat mich etwas enttäuscht: nachdem ich so in die Geschichte eingetaucht war, kam die Lösung aller Rätsel sehr schnell und abrupt, und in wenigen Seiten war dann das Buch beendet. Doch trotz des plötzlichen Endes konnte mich der Roman überzeugen und hat mir einige unterhaltsame Stunden beschert.

Bewertung vom 20.05.2013
Halpern, Adena

Die zehn besten Tage meines Lebens


gut

Die junge Alexandra wird von einem Auto überfahren und stirbt. Kaum angekommen im siebten Himmel, wird sie schon von ihrer (verstorbenen) Familie begrüßt und herzlich aufgenommen. Dort scheint erst mal alles perfekt: sie bekommt ihr Traumhaus, kann essen und trinken ohne zu zunehmen, Klamotten nach dem letzten Schrei stehen ihr grenzenlos zur Verfügung – kurzum: der siebte Himmel ist ein Schlaraffenland. Doch man ist sich noch nicht schlüssig, ob Alex für den siebten Himmel geeignet ist. Anhand eines Aufsatzes über die 10 besten Tage ihres Lebens soll sie sich beweisen, sonst geht’s hinunter in den dritten oder vierten Himmel.
In diesen Rückblicken erzählt Alex von ihrem Leben als verwöhntes Einzelkind, ihren Bemühungen, ein eigenes Leben zu führen und genau diesem einen Sinn zu geben.
Das ernste Thema des Sinn des Lebens wird in einen lockeren Schreibstil verpackt und erinnert oft an Chicklit-Romane: heiter und lustig stiefelt Alex durch ihr Leben, dabei finde ich ihre Naivität manchmal sehr anstrengend. Verstärkt wird das Ganze noch durch die Sprecherin „Kathrin Höhne“, die eine sehr jugendliche, manchmal sogar kindliche Stimme besitzt. Alex selber ist mir zwar nicht unsympathisch, aber ihr Handeln und Tun konnte ich kaum nachvollziehen. Sie irrt eher planlos durchs Leben und scheint kein wirkliches Ziel zu haben. Erst nachdem ihr der elterliche Geldhahn zugedreht wird, muss sie lernen, auf eigenen Füßen zu stehen. Ich empfand sie eher als oberflächliches Mädel, die erst durch den Auftrag, den Aufsatz zu schreiben, über ihr Leben nachdenkt.
Die Rückblenden haben mir dabei besser gefallen als das Leben im Himmel: zu unrealistisch wird dieses Schlaraffenland geschildert, in dem alles perfekt ist, es an nichts mangelt und sogar Traummann und zu adoptierendes Kind bereit stehen.
Insgesamt eine amüsantes Hörbuch, dem man gut zuhören kann, ohne sich groß anzustrengen. Dabei bleibt es trotz des ernsten Themas eher oberflächlich – dennoch war es nett und ich war für einige Stunden gut unterhalten – daher 3 Sterne.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.05.2013
Harmel, Kristin

Solange am Himmel Sterne stehen


ausgezeichnet

Ein wunderschöner Familienroman mit interessanten Figuren und einer Kulisse, die nachdenklich macht – ein Buch zum Mitfühlen und Mitleben.
Die 36jährige Hope hat es gerade nicht leicht im Leben: frisch geschieden lebt sie mit ihrer 12jährigen Tochter Anni in einem kleinen amerikanischen Ferienort. Doch Anni macht ihr viele Vorwürfe und steckt mitten in der Pubertät. Zu allem Überfluss droht der Bäckerei, die sie aus Familientradition weiterführt, der finanzielle Ruin. Ihre Großmutter Mamie leidet an Alzheimer, und täglich scheint sie mehr das Gedächtnis zu verlieren. Doch eines Abends hat sie eine klare Phase und fragt ihre Enkelin, ob sie mit ihr an den Strand fährt. Dort gibt Rose ihr eine Liste mit französischen Namen und der Bitte, nach Paris zu reisen. Während der aufregenden Reise lernt Hope nicht nur viele interessante Menschen kennen, nein - auch ihre eigene Familie erscheint in einem völlig neuen Licht. Und letztlich scheint sich alles zu einem Kreis zu schließen …
Ein wunderschönes Buch, das ich kaum aus der Hand legen konnte und in einem Rutsch gelesen habe. Der Sprachstil ist dabei einfach und angenehm zu lesen, die Kapitel sind so gestaltet, dass man neugierig wird, wie es weitergeht.
Ich liebe Familiengeschichten, in denen man in andere Zeiten und Welten reist, diesmal geht es nach Paris zur Zeit des 2. Weltkrieges. Auch wenn ich schon viel über diese Zeit gelesen habe, war ich diese Mal doch sehr gefangen und berührt. Einiges war neu für mich – klar, die Judenverfolgung hat auch vor Paris nicht Halt gemacht, doch was für Bewegungen existiert haben, dass auch Menschen anderer Religionen geholfen haben und Menschen retten konnten, war mir in dieser Ausführlichkeit nicht bewusst.
Ein zweiter wichtiger Handlungsstrang, der mir sehr gut gefallen hat, ist die Art und Weise, mit der die Alzheimer-Erkrankung der Großmutter behandelt wird. Zwar immer noch im Leben stehend weiß Rose, dass sie immer mehr das Gedächtnis verliert, und dennoch versucht sie, die Fassade zu wahren. Dabei ist ihre Zerrissenheit wirklich gut herübergekommen, und die Großmutter hat mir sehr leid getan. Immer wieder und zunehmend kommen Rose Erinnerungen aus der Vergangenheit, die in Rückblenden erzählt werden und die Geschichte abrunden.
Die Charaktere sind alle gut herausgearbeitet und so gut beschrieben, dass ich sie nahezu vor Augen hatte. Dabei ist mir Hope zwar sympathisch, aber manchmal mochte ich sie schütteln, dass sie ständig meint, keine Hilfe zu brauchen und zu stolz ist, sie anzunehmen. Sie entwickelt sich zwar im Laufe der Geschichte, aber auch noch gegen Ende musste ich manches Mal den Kopf schütteln, dass sie nicht erkennt, wer ihre Freunde sind und dass sie sich so schwer tut, ihr Herz zu öffnen.
Ihre Tochter Anni kommt zwar anfangs als nervige, pubertierende Göre rüber, ist im Lauf des Romans aber oft der Motor, der die Geschichte antreibt. So jung sie ist, glaubt sie an sich und ist dabei manches Mal ihrer Mutter voraus. Für Rose, die Großmutter, habe ich viele Sympathien, außerdem großen Respekt, wie sie ihr Leben und ihr Schicksal gemeistert hat. Gerade auch ihre Beschreibungen, wie sie die Krankheit bemerkt und versucht, damit umzugehen, haben mir sehr gefallen.
Ein paar Worte noch zur Aufmachung des Buches: das Cover hat mich nicht so angesprochen, vermittelt es doch eher das Gefühl einer seichten Liebesgeschichte. Die Oberfläche des broschierten Buches jedoch ist anders: mit einer feinen Linien-Prägung, die das Anfassen angenehm macht und einen interessante Einband bietet.
Im Buch sind immer wieder eingestreut alte Rezepte von Backwaren, die Hope in ihrer kleinen Bäckerei herstellt. Ich habe noch keines nachgebacken, aber sie klingen lecker und sind ein nettes „Addon“.
Insgesamt ein tolles Buch, das ich jedem, der Familiengeschichten mag, sofort empfehlen würde. Ein Buch über das Leben und Sterben, vom Suchen und Finden und von der Hoffnung, die man nie aufgeben sollte!

1 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.