Benutzer
Benutzername: 
Lesetiger

Bewertungen

Insgesamt 372 Bewertungen
Bewertung vom 19.11.2019
Albom, Mitch

Wer im Himmel auf dich wartet


sehr gut

Annies Leben ist gezeichnet von Schicksalsschlägen. Durch Zufall trifft sie ihre Jugendliebe Paul wieder und ist nun angekommen. Die beiden heiraten und der Himmel hängt voller Geigen. Paul und Annie beschließen, sich einen romantischen Ballonflug zu gönnen. Die beiden waren mir auf Anhieb sympathisch und deswegen habe ich mich gefreut, dass sie ihr Glück gefunden haben. Nur währte das nicht lange, denn der Ballon stürzt ab. In ihrer Kindheit ist Annie dem Tod von der Schippe gesprungen, doch was ist nun passiert?
Annie erwacht im Himmel – ohne Paul und der Unkenntnis über dessen Verbleib und dessen Schicksal. Annie trifft im Himmel auf Menschen und ihre Geschichten und erfährt, warum diese Personen in ihrem Leben wichtig waren, ohne dass sie sich dessen bewusst war.
Für mich war das die erste Geschichte von Mitch Albom. Der Einstieg ist mir nicht ganz leicht gefallen, da die Story doch immer wieder zwischen dem Früher, dem Jetzt und dem Himmel hin- und herspringt.
Der Schreibstil selber ist flüssig und locker, bewegend und auch einen Hauch spirituell. Durch den ständigen Wechsel hat es etwas gedauert, bis ich in das Hörbuch fand.
Das wurde ab der Mitte besser und ab da hat mich die Story dann auch gepackt. Annie erfährt viel, warum etwas geschehen ist und dass viele Dinge nicht immer so sind, wie es manchmal scheint.
„Wer im Himmel auf dich wartet“ ist ein besonderer Roman, der durchaus zum Nachdenken anregt. Und zwar zum Nachdenken über das Verhalten und die Beweggründe unserer Mitmenschen. Es sollte mehr Verständnis und mehr Rücksichtnahme geben, vor allem im Umgang miteinander.
Die Geschichte liest sich so dahin, man denkt vermeintlich, sie ist vorhersehbar. Doch dann kommt der Autor mit einer Wendung um die Ecke, die so nicht vorhersehbar ist.
Ich habe mir das Buch als Hörbuch angehört, welches sehr passend von Steffen Groth gelesen wird.
Fazit:
Von mir gibt’s eine Hörempfehlung

Bewertung vom 16.11.2019
Oetker, Alexander

Winteraustern / Luc Verlain Bd.3 (1 MP3-CD)


ausgezeichnet

Luc Verlain ermittelt bereits in seinem dritten Fall – für mich war es der erste Fall mit ihm und der hat mir sehr gut gefallen. Die Vorgängerbände muss man nicht zwingend kennen, man kann auch wunderbar direkt einsteigen.
Wir befinden uns in Frankreich am Bassin d’Arcachon, mitten im Reich der Austernzüchter. Der Krimi beginnt ganz gemächlich und so hat man erst einmal Zeit, sich an die Figuren und an die französischen Namen und Ausdrücke zu gewöhnen.
Luc unternimmt mit seinem Vater eine Bootstour zu dessen ehemaliger Auternbank, als sie bei nahender Flut auf einen auf der Sandbank zurückgelassenen Austernfischer ohne Boot treffen. Doch dann sieht Lucs Vater zwei an Pfähle gebundene junge Männer, für die jede Hilfe zu spät kommt.
Ab hier nimmt der Krimi an Fahrt auf, und ich bin immer mehr in der Geschichte versunken. Dazu beigetragen hat zum einen Alexander Oetkers locker-leichter Schreibstil, sympathische Ermittler, denen der Autor auch Raum für ein Privatleben gibt und ein Hörbuchsprecher, der seine Sache wirklich gut macht. Die Handlung ist ab dem Auffinden der Leichen spannend.
Luc Verlain hat mir gut gefallen. Er hat Paris den Rücken gekehrt, um sich um seinen kranken Vater zu kümmern. Und da ist dann noch Anouk an seiner Seite, in der er sich verliebt hat und die ich auch echt gerne mag.
Ich habe noch nie Austern gegessen, aber umso besser hat mir das Eintauchen in die Welt der Austernfischer, die uns Alexander Oetker näher bringt, gefallen. Die Welt der Austernzüchter hat er detailreich und beeindruckend geschildert.
Zum einen herrscht um die Weihnachtszeit Hochkonjunktur in der Austernzucht, zum anderen herrscht unter den Austernfischern ein knallharter Konkurrenzkampf und manchen Züchtern droht der Klimawandel die Existenzgrundlage unter den Füßen weg zu ziehen. Das alles hat der Autor sehr lebendig geschildert und mit einigen französischen Wortwendungen hat er einen Krimi mit Lokalkolorit geschaffen. Außerdem hat er mit der Situation von Migranten in den Pariser Vorstädten und der Kriminalität, die dort herrscht, einen Bezug zur aktuellen Situation dort hergestellt.
Der Krimi macht zweifellos Spaß, die Suche nach dem Täter ist spannend und am Ende wartet der Autor mit einem Motiv auf, dass ich so nicht erwartet habe.
Frank Arnold hat eine angenehme Stimme, die die Gefühle der Protagonisten gut rüberbringt und die zu diesem anfangs ruhigem und dann immer spannender werdenden Krimi sehr gut passt. Für mich ein Hörgenuss.
Fazit:
Von mir gibt’s eine absolute Hörempfehlung für diesen französischen Austernkrimi

Bewertung vom 04.11.2019
Kullick, Stefanie

Die Kinder Gaias (MP3-Download)


ausgezeichnet

Lizzy ist eine ehrgeizige Studentin, die gerne mal mit ihren Freundinnen Tavia und Amaia um die Häuser zieht. Diesmal will sich Lizzy den neuen Barkeeper im Nightfall anschauen, doch sie wird das Gefühl nicht los, dass ihre Freundinnen und der Barkeeper Noel irgendetwas vor ihr verbergen. Zu Recht, wie sie kurz darauf feststellen muss.
Der Schreibstil ist wie oft in Jugendbüchern einfach, locker-leicht, flüssig und humorvoll. Man taucht sehr schnell ein in die Story, die anfangs so gar nicht nach Fantasy aussieht. Doch das ändert sich, auch wenn die Autorin aktuelle Probleme der Realität mit in ihre Geschichte verwoben hat. Es passt irgendwie gut dazu. Auch die Idee, dass man Versprecher halten muss, da man ansonsten mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hat, fand ich äußerst interessant.
Lizzy ist eine sympathische Protagonistin, man kann sich gut in sie hineinversetzen und mit ihr mitfühlen. Noel wirkt anfangs etwas arrogant, aber sobald man hinter die Fassade blicken kann, erkennt man ganz andere Charakterzüge, die ihn ihm stecken. Er ist liebevoll, kümmert sich um seine Freunde und seine Umwelt und ich habe ihn mit jeder Seite mehr ins Herz geschlossen.
Überhaupt wurden die Charaktere und magischen Wesen lebendig gezeichnet.
Die Story beginnt gemütlich, nimmt aber dann rasch an Fahrt auf und hat mich gefesselt, obwohl mich die Entwicklung einiger Dinge nicht wirklich überrascht hat.
Ich habe das Buch als Hörbuch gehört und ich muss sagen, dass mit Lisa Cardinale eine Sprecherin gewählt wurde, die sehr gut zum Setting passt und die ihre Sache gut macht. Die Hörstunden flogen nur so dahin und man kann ihr echt gut zuhören. Leider musste ich am Ende feststellen, dass dieses mit einem fiesen Cliffhanger daherkommt – gerade, wo ich gerne gewusst hätte, wie es weitergeht.
Fazit:
Von mir gibt’s 4,5 Sterne und eine Hörempfehlung - nicht nur für Fantasy-Fans.

Bewertung vom 04.11.2019
Kullick, Stefanie

Die Kinder Gaias (MP3-Download)


ausgezeichnet

Der zweite Band geht direkt an der Stelle weiter, an der der erste aufgehört hat.Deswegen wäre es von Vorteil, wenn man den ersten Band schon kennt, bevor man "Verwunschene Wurzeln" liest oder hört.
Der Schreibstil ist wie bereits im ersten Band locker-leicht, flüssig und humorvoll. Man taucht sehr schnell ein in die Story, die anfangs ohne viel Action auskommt, muss sich doch Lizzy und auch der Leser in der Fantasywelt der Diwatas und Inkantos zurecht finden.
Lizzy erfährt die Wahrheit darüber, wer sie ist und woher sie kommt. Aber noch sind nicht alle Geheimisse gelüftet.
Und als wäre das alles nicht genug, wendet sich Noel unerwartet von ihr ab. Ein herber Schlag, mit dem sie nicht gerechnet hat. Außerdem wird ihre neue Welt bedroht, denn immer mehr Diwatas verschwinden oder werden entführt. Doch wer steckt dahinter?

Trotzdem des gemächlichen Starts weist das Buch keine Längen auf, denn auf emotionaler Ebene werden Lizzys Kampf mit dem Anderssein und der plötzlichen Dazugehörigkeit, die sie so bisher nicht kannte, aber auch Noels Probleme mit dem System und seine Zerrissenheit nachvollziehbar geschildert und der Leser/ Hörer damit gefesselt.
Das ändert sich aber ungefähr ab der Hälfte, denn dann überschlagen sich die Ereignisse und die Autorin wartet mit unvorhersehbaren Wendungen auf. Plötzlich muss Lizzy um Noel bangen. Kann sie ihn retten?

Man muss Lizzy und Noel einfach ins Herz schließen, es geht nicht anders. Aber auch die Nebencharaktere sind liebevoll gezeichnet und mit Terryn taucht ein äußerst interessanter Charakter auf.

Ich habe das Buch als Hörbuch gehört und ich muss sagen, dass mit Lisa Cardinale eine Sprecherin gewählt wurde, die sehr gut zum Setting passt und die ihre Sache gut macht. Die Hörstunden flogen nur so dahin und je weiter ich ins Hörbuch eintauchte, umso gefesselter war ich. Und dann passiert es am Ende schon wieder:
Es hört an einer verflixt spannenden Stelle auf - man will sofort wissen, wie es weitergeht. Hoffentlich dauert es nicht allzu lange, bis der nächste Band als Hörbuch veröffentlicht wird.

Fazit:
Ich kann dieses Hörbuch jedem Fantasy-Hörer ans Herz legen. Es macht Spaß, in die Welt von Lizzy und Noel einzutauchen.

Bewertung vom 02.11.2019
Lyons, Jenn

Der Untergang der Könige / Drachengesänge Bd.1


ausgezeichnet

Die Autorin Jenn Lyons hat mich mit in ihrem Debüt-Roman "Der Untergang der Könige - Drachengesänge 1", einem faszinierenden Fantasy-Epos, begeistert. Das Epos ist auf mehrere Bände angelegt und ich freue mich schon auf die nächsten.
Bereits der Prolog hat mich in Bann gezogen. In der „Untergang der Könige – Drachengesänge“ wird Kihrins Geschichte erzählt. Und die ist wahrlich nicht kurz mit über 800 Seiten. Die Autorin hat mich mit dieser Story gefesselt. Das lang vor allem am Erzählstil von Jenn Lyons. Ihr Schreibstil ist locker-leicht, flüssig, fesselnd und mitreißend. Einmal angefangen, kann man das Buch nur schlecht aus der Hand legen.
Kihrin, ein Junge aus dem Elendsviertel von Quur, sitzt in einem Gefängnis, bewacht von einem Monster, das ihn zwingt, seine Geschichte zu erzählen. Und diese Geschichte wird abwechselnd aus Kihrins Sicht und aus der Sicht seiner Gefängniswärterin Klaue, die die Gabe hat, in seinen Geist zu blicken und seine Gedanken zu sehen, erzählt.
Zudem finden sich immer wieder Fußnoten mit Bemerkungen eines Unbekannten. Diese drei Perspektiven versprechen Abwechslung und doch werden sie im Laufe der Story immer mehr ineinander verflochten.
Bereits die Sklavenauktion, bei der Kihrin versteigert wird, war ereignisreich. Der anfangs unscheinbare Junge erzielte einen Höchstpreis. Wir erfahren viel von Kihrins Leben: Seine Zeit als Dieb und Musiker, sein Aufstieg zum Erblord eines sehr mächtigen Adelshauses, aber auch wie Kihrin als junger Dieb unfreiwillig einen Mord beobachtet hat. Kihrin ist außerdem Kern eine Prophezeiung. Und mit jeder Seite, die wir mehr über Kihrin erfahren, erhält sein Charakter mehr an Tiefe und wirkt interessanter als es zunächst den Anschein hatte. Neben Kihrin finden sich noch jede Menge anderer Charaktere, die zunächst unscheinbar wirken, aber im Lauf der Geschichte dann doch eine immer größere Rolle einnehmen.
Kihrins Welt ist sehr detailliert und bildgewaltig dargestellt, was bei dieser Komplexität von Vorteil ist. Es gibt eine Vielzahl unterschiedlicher Kreaturen: Zauberer und Dämonen, Völker und Götter, die in ihrer Gesamtheit den Leser verzaubern.
Fazit:
Ein faszinierender Auftakt eines Fantasy-Epos, kurzweilig erzählt – ein unterhaltsamer Pageturner, der Lust auf die weiteren Bände macht!

Bewertung vom 02.11.2019
Raabe, Marc

Zimmer 19 / Tom Babylon Bd.2 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Die Eröffnung der Berlinale verläuft anders als in den Vorjahren. Es geschieht ein Mord vor laufender Kamera – und Tom Babylon, ein Ermittler des LKA Berlin wird auf den Plan gerufen. Das Opfer ist die Tochter des Bürgermeisters, doch Tom Babylon trifft auf eine Mauer des Schweigens. Da geschieht ein weiterer Mord.

Marc Raabe hat einen flüssigen und fesselnden Schreibstil und hat das Buch absolut spannend geschrieben. Die Geschichte startet packend und der Autor hat es geschafft, im Laufe der Geschichte die Spannung noch zu steigern.
Die Kapitel werden hauptsächlich aus der Sicht von Tom Babylon, aber auch aus der Sicht von Sita Johanns erzählt. Außerdem gibt es noch Einblicke in andere Perspektiven sowie Rückblicke in Sitas Vergangenheit.
Schlüssel 17 habe ich nicht gelesen, und das ist auch gar nicht notwendig, denn der Autor hat die relevanten Informationen in diesem Band mit eingeflochten. Aber ich bin nach dieser Lektüre neugierig geworden auf den Vorgängerband geworden.
Und nicht nur Tom Babylon hat eine besondere Vergangenheit, sondern auch Sita Johanns. Von ihrer Vergangenheit erfährt der Leser in Rückblenden ins Jahr 2001.
Nach dem Mord beginnen die Ermittlungen von Tom Babylon, eine sympathischen und geradlinigem Ermittler, und der Psychologin Sita Johanns. Die interessanten Charaktere hat Marc Raabe vielschichtig gezeichnet.
Als sie auf eine Zeugin treffen, die Ähnlichkeiten mit Toms verschwundener Schwester aufweist, reißt das alte Wunden auf. Und es wird noch unheimlicher, denn die Ermittlerin Sita Johanns beschleicht ein unglaublicher Verdacht.
Die Handlung des Thrillers ist komplex, es gibt einige unerwartete Wendungen, so dass die Spannung hochgehalten wird. Am Ende werden zwar viele Fragen beantwortet, aber halt nicht alle – was die auf den nächsten Band hoffen lässt.
Ich habe mir „Zimmer 19“ als Hörbuch mit dem Sprecher Sascha Rotermund angehört, der den Hörer mit seinem Vortrag fesselt. Er liest atmosphärisch und setzt die Gegebenheiten super um, da fällt es schwer, die Pausetaste zu drücken.
Fazit:
Ein komplexer, temporeicher, rasanter und unterhaltsamer Thriller, der als Hörbuch genial umgesetzt wurde. Von mir gibt’s eine absolute Hörempfehlung.

Bewertung vom 02.11.2019
Lodge, Gytha

Bis ihr sie findet / DCI Jonah Sheens Bd.1


ausgezeichnet

Aurora geht mit Freunden ihrer großen Schwester zelten und kehrt nie zurück. Als Auroras Leiche dreißig Jahre später gefunden wird, rollt Detective Chief Inspector Jonah Sheens den Fall neu auf, um ihn endgültig aufzuklären. Eine großangelegte Suche kurz nach Auroras Verschwinden blieb damals erfolglos. Auch haben die sechs Jugendlichen alle ihre Unschuld beteuert. Doch wer ist der Täter?
Der Schreibstil der Debütautorin Gytha Lodge ist angenehm und packend, die Story liest sich flüssig.
Erzählt wird die Geschichte in zwei Handlungssträngen. Zum einen erlebt der Leser in Rückblicken Auroras letzte Stunden vor ihrem Tod. Der andere Handlungsstrang betrifft die aktuellen Ermittlungen. Was haben die sechs Freunde mit dem Tod zu tun? Diese Frage drängt sich auf, denn auch noch 30 Jahre später haben die sechs scheinbar eine starke Verbindung.
Die Autorin hat berührend von Aurora erzählt, was für ein Mensch sie war und wie es letztendlich zu dem Verbrechen gekommen ist.
Die Charaktere hat die Autorin vielschichtig gezeichnet. Die Jugendlichen von damals sind erwachsen und jeder hat einen Ruf zu verlieren. Die Ermittler sind auch nicht fehlerfrei und jeder hat sein Päckchen zu tragen.
Es hat auch Spaß gemacht, Jonah Sheen über die Schulter zu schauen. Und der hat auch so seine Geheimnisse, war mir aber als Ermittler sympathisch, auch wenn es etwas gedauert hat, bis ich mit ihm warm wurde. Er hat viel Erfahrung und ist sehr intelligent und nach und nach erfahren wir mehr über seine Gefühlswelt sowie seine vorhandenen Zweifel. Doch er hat den unbedingten Willen, den Fall aufzuklären.
Die Autorin hat geschickt verschiedene Spuren gelegt, die sich aber alle als nicht als richtig erwiesen haben, um dann am Ende dem Leser einen Täter zu präsentieren, den man so nicht wirklich auf dem Schirm hatte.
Die Story war durchweg spannend und gegen Ende hat sich diese Spannung dann nochmals gesteigert.

Fazit:
Ein klassischer Krimi, der ohne großartiges Blutvergießen auskommt und eher auf leisen Sohlen daher kommt. Trotzdem baut er eine faszinierende Spannung auf, die einen nicht mehr loslässt.
Von mir gibt’s eine absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 01.11.2019
Nesbø, Jo

Messer / Harry Hole Bd.12 (2 Audio-CDs)


ausgezeichnet

Harry Hole ist ganz unten angekommen. Seine Frau Rakel hat ihn verlassen, was ihn zutiefst zerstört, denn das ist sein größter Albtraum. Aber Harry weiß noch nicht, dass es noch schlimmer kommen wird. Auch auf beruflicher Ebene ist er unten angekommen, aber zumindest darf er als einfacher Kommissar ermitteln. Der Serientäter Svein Finne wurde aus dem Gefängnis entlassen und Harry Hole setzt alles daran, ihn festzusetzen, nachdem Svein bereits neue Opfer sucht und findet und diese erpresst. Gerade hier tun sich menschliche Abgründe auf.
Messer ist Holes 12. Fall und ich denke, man kann ihn auch gut ohne Kenntnisse der Vorgängerbände lesen. Wichtige Dinge werden in Rückblenden dargestellt, sodass einem keine wesentlichen Informationen verloren gehen.
Der Schreibstil von Jo Nesbo ist flüssig, packend und bildhaft. Zum einen hat er ein Geschick, die Handlungen, Orte und Geschehnisse so zu beschreiben, dass man ein klares Bild vor Augen hat. Er hat aber auch die Charaktere tiefgründig und für den Leser plastisch gezeichnet. Harry Hole hat ein sehr zwiespältiges Verhalten, aber genau das macht den Charakter Harry Hole aus. Einerseits ist er intelligent, erfasst Zusammenhänge sehr gut und weiß auch, was er auf zwischenmenschlicher Ebene falsch gemacht hat. Dann wiederum hat er Phasen, da ertränkt er alles in Alkohol ist für sich selber und sein Umfeld echt schwer zu ertragen.
Um nicht ganz dem Alkohol zu verfallen, ermittelt Harry Hole gegen den Serientäter Svein Finne. Doch da geschieht ein grausiger Vorfall, der Harrys Welt auf den Kopf stellt. Und trotz seiner Suspendierung ermittelt Harry – aber man kann es ihm nicht verdenken, ich hätte genauso gehandelt.
Jo Nesbo versteht es meisterhaft, seinen Krimi spannungsgeladen und facettenreich zu erzählen. Er erzählt aus verschiedenen Perspektiven, was das Lesen interessant gestaltet. Der Plot ist heftig: Düster, traurig, deprimierend. Die Ereignisse ziehen Harry nach unten, doch er gibt nicht auf – naja einmal fast – aber er kämpft sich zurück, um den Täter zu überführen. Und gerade hier hat Nesbo bewiesen, dass er zu den ganz großen Krimiautoren gehört. Es gibt nicht nur einen Verdächtigen, zumindest solange, bis man einen nach dem anderen als Tatverdächtigen ausschließen kann. Doch wer ist der Täter? Überraschende Wendungen und ein nicht vorhersehbares Ende halten den Leer auf Trab.
Der Krimi ist unbestritten gut. Ich kenne nicht alle Fälle von Harry Hole, aber ziemlich viele. Für mich gehört „Messer“ mit zu den besten aus der Serie und von mir gibt es volle 5 Sterne.
Für das Hörbuch würde ich glatt noch ein paar Sterne drauflegen. Uve Teschner ist wahrlich kein unbeschriebenes Blatt am Sprecherhimmel und er hat hier wieder einmal bewiesen, dass er absolut grandios vorlesen kann. Er ist wie Nesbo ein Meister seines Fachs. Man ist als Zuhörer gefesselt von seinem Vortrag, er hat die Protagonisten eindrucksvoll und beeindruckend zu Leben erweckt. Da gab’s tatsächlich nicht nur einen Gänsehautmoment. Ich war an zwei Tagen mit dem Hörbuch durch.

Fazit:
Ein komplexer, gut durchdachter, aber nicht durchschaubarer Krimi mit einem Harry Hole, der absolut am Boden ist und der sich langsam, ganz langsam wieder hochkämpft. Nicht nur für Fans von Harry Hole empfehlenswert. Wer Hörbücher mag, der sollte unbedingt zum Hörbuch greifen!