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Kyra112
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Sachsen-Anhalt

Bewertungen

Insgesamt 324 Bewertungen
Bewertung vom 02.03.2022
Böhm, Jule

Das Herz im Wald, die Füße im Sand


ausgezeichnet

Eleonora, genannt Ella, stammt aus Aurich. Als sie 15 war, verlor sie ihre Eltern durch einen Autounfall und erbte deren Haus und das elterliche Modehaus.
Aufgrund ihrer Naturverbundenheit entscheidet sie sich jedoch für den Beruf der Försterin. Durch einen Schicksalsschlag entscheidet sie sich dagegen, sesshaft zu werden und reist von Vertretungsstelle zu Vertretungsstelle.
Eines Tages führt sie eine solche in die Heimat. Dort wohnt sie mit ihrer Hündin Paula auf dem Hof der Familie Niehus. Hier lebt auch der attraktive Clemens mit seinem Sohn Mats. Ella fühlt sich zu ihm hingezogen und wird dadurch zu mehreren Entscheidungen gezwungen.

Jule Böhm hat mit Ella einen freiheitsliebenden Charakter geschaffen. Man merkt ihr an, wie Schicksalsschläge ihr Leben verändert haben und wie sie sich dem angepasst hat. Dabei verliert sie jedoch das Vertrauen auf ihr Bauchgefühl und wird zum Kopfmenschen. Der Leser erlebt diesen Konflikt hautnah mit und bangt mit Ella.
Wunderbar wird ihre liebevolle Beziehung zu ihrer Hündin Paula beschrieben.
Auch die Mitglieder der Familie Niehus werden herzlich beschrieben und der Leser fühlt sich schnell pudelwohl inmitten dieses ganzen Clans.

Mir gefallen immer die recht kurzen Kapitel, weil ich mich dann motiviere doch immer noch mal weiterzulesen, wenns grad spannend wird.
Weiterhin fand ich die Beschreibungen der Landschaft toll dargestellt. Ich fand es auch super mal einen Einblick in die Arbeit eines Försters zu bekommen. Es ist ja doch ein Beruf, der bekannt ist, aber deren Inhalt mitunter doch recht unbekannt ist.

Eine klare Empfehlung für Leser, die die Nordsee, Familien- und Liebesgeschichten mögen.

Bewertung vom 20.02.2022
Lynd, Helene

Herzklopfen / Klinikum Berlin Bd.1


ausgezeichnet

Lieselotte Richter, genannt Lotti, ist eine junge Ärztin, die bis zu einem großen Vertrauensbruch ein glückliches Leben in Bayern geführt hat. Hier war sie in einer Alpenklinik tätig und froh über das familiäre Umfeld.
Ein gebrochenes Herz führt sie jedoch ganz weit weg von dieser Idylle und auch aus dem Schatten ihrer Familie heraus.
Lotti beginnt als Assistenzärztin in der Notaufnahme des Klinikums Berlin. Hier erwartet sie ein ganz anderes Patienten- und Behandlungsspektrum sowie ein komplett anderer Schlag von Menschen im Kollegium. Tapfer stellt sie sich den neuen Herausforderungen.

Klinikum Berlin liest sich schnell und spannend. Ich fühlte zu jederzeit mit den Protagonisten, speziell mit Lotti. Am Anfang wirken alle Personen sehr unnahbar und Lotti absolut unsicher.
Zwischen den Angestellten der Klinik gibt es viele Reibungspunkte, die sowohl beruflicher als auch menschlicher Natur sind. 
Ich finde, die Darstellung des Klinikalltags wirkt sehr real. Nicht in Bezug auf die Arbeit innerhalb einer Klinik, sondern im Allgemeinen. In vielen Unternehmen und Institutionen gibt es viele unterschwellige Konflikte zwischen den einzelnen Mitarbeitern, aufgrund menschlicher Reibungspunkte als auch aufgrund karrieristischer Zielstrebigkeit. Ebenso gibt es viele Reibungspunkte innerhalb unserer Gesellschaft, weil wir nicht in der Lage sind, vernünftig miteinander zu reden. Das zieht sich sowohl durch den beruflichen als auch den privaten Bereich und genau diese Dinge finde ich innerhalb dieses Buches gut dargestellt.
Auch finde ich gut dargestellt, dass es im Gesundheitssystem in letzter Zeit sehr oft darum geht, schnelle Entscheidungen mit immer weniger Ressourcen zu fällen, quasi die „Eierlegende Wollmilchsau“.
Die Darstellung, dass Ärzte ganz normale Menschen sind, die auch mit enormen privaten Problemen zu kämpfen haben, ist ebenso gut dargestellt und bedient nicht das Klischee der Halbgötter in weiß!

Der einzige Kritikpunkt, der mir aufgefallen ist, für Leute ohne medizinischen Hintergrund ist es manchmal schwierig den Diagnosen und Anweisungen der Ärzte innerhalb des Buches zu folgen, da oftmals Fachbegriffe verwendet werden. Vielleicht ist wäre ein Glossar dabei angebracht.

Ich hatte am Anfang beim Titel des Buches etwas Bedenken, ob es nicht zu schnulzig o.ä. wird, aber ich bin absolut positiv überrascht. Das Buch hat mir sehr gut gefallen!!

Eine Empfehlung für all die, die gerne Gegenwartsromane lesen!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.02.2022
Böhler, Annette

Veganes Schnitzel zum Verlieben: Liebesroman


sehr gut

Ella hat sich für ein Leben als Veganerin entschieden und das lebt sie auch mit voller Überzeugung und allem, was dazugehört. Aus einer Laune heraus machte sie diese Lebensweise auch zu ihrem Lebensinhalt und damit ihrem Lebensunterhalt, in dem sie einen Blog besitzt, auf dem sie veganes Kochen vorstellt. Zu diesem Leben im medialen Rampenlicht gehören Veranstaltungen von Geldgebern dazu. Durch einen schlechten Zufall lernt sie auf einem solchen Jo kennen. Er verändert ihr Leben, denn er hört sich ihre Sorgen und Träume an und ermutigt sie, letztere umzusetzen. Dabei entwickelt sich mehr, aber Jo sagt Ella nicht die Wahrheit.
Und dann ist da noch Ellas bester Freund Ben, ebenfalls ein Blogger. Auch im liegt Ella am Herzen...

Annette Böhler erzählt die Geschichte aus der Ich-Perspektive. Ich finde diese Art des Erzählers mal etwas anderes und abwechslungsreich. Ihr Schreibstil ist flüssig und die Seiten flogen nur so dahin.
Auch den Inhalt der Geschichte fand ich mal etwas anderes. Es ist eine absolut zeitgemäße Geschichte und regt zwischen den Zeilen auch mal zum Nachdenken an, wie viel Einfluss Social Media eigentlich auf unser Leben hat oder eben haben sollte. Auch die Debatte über diese etwas andere Ernährungsweise finde ich gut. Sie wird keinem aufgedrängt, im Gegenteil, sie arbeitet gegen Vorurteile und Klischees und ruft zu tolerantem Verhalten auf.

Was mich allerdings nicht so ganz überzeugt hat, waren die Geschwindigkeiten in den Beziehungen. Da wurde einem teilweise echt schwindlig und auch die Person der Ella war mir doch an mancher Stelle etwas zu naiv und lebensfremd dargestellt.

Dennoch ein sehr schöner Roman, der gerade am Ende sehr fesselnd war. Für Leser, die sich gerne mit modernen Themen beschäftigen und auch solche, die gerne mal einen leichten Roman lesen, ein wunderbares Buch.

Bewertung vom 15.02.2022
Schläger, Anke

Schwesternzeiten (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Merle und Hannah sind Zwillingsschwestern. Viele Jahre sind vergangen als sie sich das letzte Mal gesehen haben. Hannah verbrachte die vergangenen Jahre im Ausland, ist nun zurückgekehrt, aber traut sich nicht zu ihrer Familie. Merle, ganz die Strebsame, hat ihr Studium beendet und arbeitet nun als Referendarin an einer Schule. 
Durch einen Zufall entdeckt Oma Sophie ihre Enkelin Hannah wieder in Deutschland. Sie versucht eine Zusammenführung der beiden Mädchen zu organisieren. Doch das läuft richtig schief. 
Schuldzuweisungen, fehlende Kommunikation, unterdrückte Gefühle begleiten die Familie in den nächsten Wochen. Hinzu kommt, die Vergangenheit kehrt irgendwann immer zurück und so scheint sich die Geschichte zu wiederholen.

Anke Schläger ist mit diesem Buch über eine Familie, die es nicht schafft, offen miteinander umzugehen, eine wunderbare Geschichte gelungen, die zum Teil zum Nachdenken anregt.
Sie hat einen flüssigen und kurzweiligen Erzählstil, der durch kurze und prägnante Sätze gestaltet ist. Oftmals war mir gar nicht bewusst, wie schnell ich mich durch das Buch bewegte und mit seinen Charakteren mitfieberte.
Jeder dieser Hauptcharaktere, seien es die jüngeren Zwillinge, als auch die älteren Zwillinge und Rainer, der Vater von Merle und Hannah, hat Ecken und Kanten und die hat die Autorin gut herausgehoben. Ich fand, man konnte auch durch die Geschichte hindurch eine Entwicklung der Charaktere verfolgen. Sie fingen an, ihre Handlungen und Meinungen zu hinterfragen und damit ebneten sie den Weg zum Reden. Gleichzeitig mauerte jeder von ihnen nach einem Fortschritt immer wieder, sodass es mir vorkam, dass zwei Schritt vorwärts, immer einen Schritt rückwärts nach sich zog.

Weiterhin empfand ich eine Zweiteilung des Buches. Bis Ende Kapitel 16 las es sich als Familiengeschichte, mit Mitgliedern, die auf der Suche nach ihren Wurzeln sind. Ab Kapitel 17 jedoch kam langsam die Familiengeschichte zu Vorschein. Hier entwickelte sich die Geschichte als sehr gefühlvoll, in Teilen würde ich sogar sagen, es war „harter Tobak“. Aber diese Zweiteilung fand ich toll. Sie macht dieses Buch und vor allem diese Familie aus.

Als negativen Aspekt, der mich aber nicht so sehr gestört hat, empfand ich die Schnelligkeit mit der sich die Beziehungen von Hannah und Merle entwickelten. Aber die Art und Weise wie die beiden Männer mit den Schwestern umgingen, machte das für mich wieder wett.
Der zweite negative Aspekt war für mich Idas Tochter. Sie war hochnäsig und passte sogar nicht zu ihrer Familie.

Richtig gut gefiel mir, dass die Protagonisten in der Gegenwart ihre Geschichten aus der Vergangenheit erzählten und es keine Zeitsprünge in Form von Rückblenden gab. 
Auch das Aufgreifen des Krieges und seine historische Bedeutung hat Anke Schläger sehr gut dargestellt.
Alles in allem ein sehr emotionaler Roman, vor allem mit vielen starken Frauen!

Eine klare Empfehlung an alle, die gerne Familienromane lesen und aus dem Nachwort der Autorin kann man sich auch noch das Ein oder Andere zu Herzen nehmen. Das ist nämlich wunderbar geschrieben.