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flyspy

Bewertungen

Insgesamt 323 Bewertungen
Bewertung vom 11.11.2020
Schorlau, Wolfgang

Kreuzberg Blues / Georg Dengler Bd.10


sehr gut

Gute Story, etwas zu hohe Themenvielfalt

Dies ist mein erstes Buch mit Kommissar Dengler, bereits Denglers 10. Fall. Auch wenn man die vorherigen Bücher nicht kennt, fällt es einem nicht schwer, sich einzufinden. Die Story wurde in diesem Band von Stuttgart nach Berlin verlegt. Vom Stil her gut lesbar, von der Handlung her gut recherchiert. Die Kapitel sind für mich ungewohnt kurz, dadurch wirkt die Geschichte temporeich, die Örtlichkeiten wechseln schnell.
Ein aktuelles und brisantes Thema rund um die Immobilienwirtschaft mit all seinen negativen Facetten: Preistreiberei, Entmietung, staatlich subventionierte Gebäude, Skrupel sind bei den Protagonisten fehl am Platz.
Was mich jedoch störte ist der Punkt, dass viel zu viele Themen aufgegriffen werden, so dass dann der Handlungsrahmen überladen wirkt. Daher auch keine volle Punktwertung. Bis hin zu Corona – dies wirkt etwas im Nachhinein noch schnell „eingearbeitet“. Es bleibt jedoch insgesamt ein lesenswertes Buch.

Bewertung vom 04.11.2020
Maurer, Martin

Die Krieger / Nick Marzek ermittelt Bd.1


gut

Auf Fakten basierender Kriminalroman

Der Berliner Nick Marzek geht in den 80iger Jahren als Kommissar in München, um dort einen Neuanfang zu wagen. Ausgerüstet mit Pager und Stadtplan, versucht er einen Fall aufzuklären und dabei zu verstehen, wie München „funktioniert“. Zwischen Brandanschlag im Rotlichtmilieu, einer zusammengeschlagenen Nutte, dem Fund einer abgetrennten Hand und einem zunächst offensichtlich als Selbstmord erscheinenden Fall springt die Handlung zunächst hin und her. Maurer versteht es, den Worten Bilder zu geben und das Umfeld der Geschichte erlebbar zu machen. Unterschwelliger Humor rundet die Schilderungen stilistisch ab. Dies war mein Eindruck auf den ersten Seiten des Buches und wirkte spannend auf mich.

Ziemlich bald führen Spuren nach Italien, die Kommissar Marzek dann vor Ort recherchierten soll. An verschiedenen Schauplätzen ähnlicher Verbrechen der Gruppe LUDWIG sammelt der Kommissar gemeinsam mit der italienischen Putzfrau des Kommissariats, die mangels Alternativen als Übersetzerin fungiert, weitere Informationen. Dabei trifft er auf einige italienische Kollegen, mal auch auf einen Journalisten, der nah an den Geschehnissen war. Die unterschiedlichen Schilderungen der Fälle lesen sich sehr sachlich, dies ist wohl dem realen Hintergrund der Story geschuldet.

Interessant ist der Bezug dieser in den achtziger Jahren angesiedelten Kriminalgeschichte zu heute. Leider wiederholen sich ähnliche rechtspolitische Aktionen aktuell wieder. Die teils dokumentarische Form der Schilderung der Aktenlage macht es schwierig, sich wirklich für den Roman zu begeistern. Dadurch verliert das Buch im großen Mittelteil an Spannung, es wird zäh. Beinahe hätte ich das Buch nicht mehr zu Ende gelesen. Gegen Schluss gewinnt das Buch wieder, empfehlen kann ich den Roman nur den Lesern, die auch Interesse an akribischer Polizeiarbeit haben. Kein einfaches Buch nach einer guten Idee, welches etwas an Durchhaltungsvermögen abverlangt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.10.2020
Oetker, Alexander

Baskische Tragödie / Luc Verlain Bd.4


sehr gut

Spannend und rasant, das Ende für mich nicht ganz schlüssig.

Luc Verlains vierter Fall führt zurück zu einem alten Fall und zu einem alten und rachsüchtigen Feind. Der Kommissar wird dadurch mit einem Teil seiner Vergangenheit konfrontiert und das in den Augenblicken, in denen er sich mehr auf seine private Zukunft konzentrieren möchte. Er wird gezwungen, sich auf ein waghalsiges Spiel einzulassen, dass ihm nicht nur seine Karriere und seinen Leumund kosten kann, sondern auch sein Leben...

Ich kannte die Vorgängerbände nicht, konnte mich aber problemlos in die Geschichte und die Personen einfinden. Die vorherigen Romane rund um den Kommissar muss man daher nicht unbedingt kennen, um diesen Band zu lesen. Das Buch selbst ist spannend geschrieben und liest sich gut und flüssig.

Die Beschreibungen der Region mit den Schauplätzen der Handlung und die geschilderte Atmosphäre sind stimmig und lässt das Kopfkino komplexe Bilder erzeugen. Während zu Beginn das Drama rund um einen kleinen Jungen den Leser oder die Leserin mitleiden lässt und man sich in das private Glück von Luc und Anouk hineinversetzen kann, so lässt einen im Weiteren das Tempo der Geschichte keine Zeit zum Verschnaufen. Rasant entwickelt sich die Handlung weiter, die Spannung schraubt sich spiralförmig immer weiter nach oben. Wem kann Luc noch trauen, wer von den übrigen Protagonisten ist nicht korrupt?

Beim Lesen fragte ich mich, wie kann die Handlung aufgelöst werden? Schließlich konnte es nicht sein, dass die Hauptfigur zu Schaden kommt, das konnte doch nicht so enden! Luc Verlain stößt im Verlauf sowohl an seine physischen als auch an seine psychischen Grenzen. Die Hintergründe lösen sich dann unerwartet und mit Hilfe einer Rückblende auf. Ob die Erklärungen plausibel sind, muss jeder für sich entscheiden. Da der Kommissar als charakterstarke, geniale und vorausschauende Ermittlerpersönlichkeit dargestellt wird, wirkt es wieder durchaus stimmig und vorstellbar. Nur eines hat sich für mich nicht vollständig erklärt, ohne zuviel zu verraten: Wie kommt sie gerade in dem richtigen und wichtigen Augenblick genau dort hin, wo sie in dem Moment am dringendsten gebraucht wird?

Dem Buch würde ich aufgrund der strittigen Plausibiltät 3,5 Sterne von 5 geben. Da dies nicht geht und mich das Buch sonst gut unterhalten hat, vergebe ich 4 Sterne.

Trotz einiger Schwächen in Bezug auf die Glaubwürdigkeit gerade gegen Ende der Handlung kann ich den Roman als spannende Lektüre empfehlen, es wird nicht langweilig. Und wer die Region mag, findet einiges, was einen wünschen lässt, man wäre gerade jetzt dort, um Urlaub zu machen!