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TochterAlice
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Köln

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Insgesamt 1465 Bewertungen
Bewertung vom 11.02.2023
Escabasse, Sophie

Witches of Brooklyn - Total verhexte Tanten


ausgezeichnet

Effie ist eigentlich nur ein trauriges kleines Mädchen, als sie zu Selimene und Carlotte nach Brooklyn kommt - sie hat gerade ihre Mutter verloren und muss nun zu diesen steinalten, langweiligen Tanten.

Oh Mann, wie sie das wohl durchstehen wird? Sie soll sogar Kakao trinken, igitt! Und überhaupt, diese Selimene ist überhaupt gar nicht nett, aber Carlotta ist eigentlich gar nicht so übel und als sie zur Schule gebracht wird, lernt sie sofort zwei neue Freunde kennen. Ganz so übel ist das Leben also doch nicht, vor allem, als sie merkt, dass das Leben bei den Tanten magische Komponenten birgt. Auch für sie selbst.

Und außerdem trifft sie einen gaaaanz berühmten Popstar, der zwar nicht sie, aber doch ihre neue Freundin vollkommen zu begeistern mag. Und der - vielmehr die- denn es ist die unfassbare Tily Shoo, die auch ihre HIlfe braucht. Einfach unglaublich.

Aber für mich ist das Beste, dass sich hier Erwachsene bei Kindern entschuldigen und mit ihnen beraten. Ganz normal! So normal, dass es fast schon wieder magisch ist. Ein wirklich berührender Comic nicht nur für Kinder!

Bewertung vom 08.02.2023
Teige, Trude

Als Großmutter im Regen tanzte


sehr gut

Einmal von einem der Alptraumszenarien in Deutschland - dem Nationalsozialismus und der unmittelbar darauf folgenden Zeit - aus einer anderen als der deutschen, in diesem Falle der norwegischen Perspektive zu lesen: Das ist schon etwas ganz Besonderes. Zumal das Szenario ein recht außergewöhnliches ist.

Wie so häufig, spielt die Handlung auf zwei Ebenen: Auf der Flucht vor ihrem gewalttätigen Mann kehrt Juni in das Haus ihrer verstorbenen Großeltern zurück, das sie von ihrer Mutter - auch diese lebt nicht mehr - geerbt hat. Dort hat sich nichts geändert - alles ist so, wie sie es erinnert, was schön und traurig zugleich ist. Sie stöbert in alten Dokumenten und entdeckt, dass ihre Großmutter - damals noch blutjung - offenbar am Ende des Krieges in Deutschland war. Und dass sie offenbar einen deutschen Soldaten - diese hatten ja Norwegen besetzt - näher kannte.

Juni geht der Sache nach, dringt immer tiefer ein und findet Verbindungen auch zu sich selbst.

Ein wirklich berührender historischer Roman, bei dem - so mein Eindruck - die dramatischen Geschehnisse in Demmin im Osten Deutschlands nicht ganz im Detail recherchiert wurden - über den dortigen Massensuizid im Mai 1945 habe ich bereits viel gelesen und auch einige Dokumentationen gesehen. Andererseits ist dies ein Roman, in dem alles seine eigene Geschichte haben darf.

Auch wenn ich manchmal ein bisschen befremdet war, habe ich diesen sehr besonderen Roman doch genossen - wenn man etwas, das viel Qual und Schmerz darstellt, überhaupt genießen kann. Doch die Autorin Trude Teige versteht es, ein gewisses Licht, eine Zuversicht durchscheinen zu lassen - und das bezieht sich nicht nur auf die Großmutter, die im Regen tanzte!

Eine empfehlenswerte Lektüre für alle, die gern Romane über die jüngere deutsche Geschichte lesen.

Bewertung vom 06.02.2023
Hanff, Helene

84, Charing Cross Road


ausgezeichnet

Eine Büchernärrin berichtet aus ihrem Leben

Auch als Amerikanerin verfügt Helene Hanff über einen Sinn für den "British Sense of Humor", den sie in ihrer Korrespondenz mit der titelgebenden Buchhandlung mit der Adresse 84, Charing Cross noch sehr stark ausbaut. Denn die Mitarbeiter tun sich schwer mit ihrer amerikanischen Direktheit, jedenfalls zu Beginn. Nämlich, bis ihnen aufgeht, dass hinter der flapsigen Kundin ein herzensguter Mensch steckt, der ihnen schon bald nicht mehr nur Bücher abkauft, sondern auch Care-Pakete schickt - denn die Buchhandlung befindet sich in der Hauptstadt des kriegsgebeutelten Landes.

Ein Briefwechsel, der voll im Zeichen seiner Zeit steht. Nicht zu knapp geht es in ihm nämlich auch um rein materielle Aspekte des (Über)Lebens - die sich jedoch gar trefflich mit den literarischen vermengen.

Bewertung vom 01.02.2023
Sinan, Marc

Gleißendes Licht


weniger gut

Die Geschichte eines Jungen - Kaan - der erst peu à peu seine Herkunft und damit seine Identität entdeckt, auch seine Vergangenheit - wodurch seine Vorfahren ins Spiel kommen. Eigentlich zählen irgendwann nur diese - und er selbst.

Dieser Roman hat mir ungeheuer weh getan beim Lesen und nicht, weil ich so mitgefühlt hätte! Denn die Protagonisten - also Kaan und sein Dede sind so dermaßen machomäßig und unsympathisch beschrieben, dass es beim Lesen förmlich schmerzt - ich habe immer mit Zizi und und anderen, zeitweise auch in die Rolle der Benachteiligten gepackten Akteure gelitten.

Vor allem Kaan tut nur, was er will - als Erwachsener selbstverständlich erst, als er selbstbewusst ist, seine Begabung erkannt wurde und das allerschönste und -tollste Mädchen ihn liebt (und zwar schon seit Jahren): Da tritt er dann auf, als sei er der Großmogul höchstpersönlich.

Dass der besondere Stil aus der musischen Begabung des Autors geboren wurde, ist mir bewusst und ich weiß den Umstand zu würdigen - nicht jedoch die Aktion selbst - ich bin so gar nicht damit klargekommen. Auch nicht mit den implementierten Versen, die mich so gar nicht trafen - weder ins Gehirn, noch ins Herz. Und auch nicht in die Seele.

Wem ich dieses Buch empfehle? Eigentlich niemandem, auf keinen Fall Frauen, die hier nicht besonders gut wegkommen - in dieser Hinsicht wirkt dieser Roman geradezu unzeitgemäß auf mich. Ich hatte auf ein spannendes Werk über den Völkermord an den Armeniern seitens der Türkei gehofft - bzw. über dessen Wirkung oder Folgen - nein, es ist ein sehr persönliches Werk. Ich weiß nicht, ob für den Autor, mindestens jedoch für seinen Protagonisten und ich wünschte, ich könnte schreiben, es hätte mich gelangweilt. "Nur" gelangweilt.

Nein, leider habe ich mich richtiggehend geärgert

Bewertung vom 29.01.2023
Leky, Mariana

Kummer aller Art


ausgezeichnet

Ich bin verliebt bis zum Gehtnichtmehr



Und schwebe ähnlich abgehoben wie Frau Wiese durch die Weltgeschichte.

Frau Wiese ist zusammen mit Herrn Pohl die Nachbarin, mit der Mariana Leky (wahrscheinlich fiktiverweise) am meisten zu tun hat und über die sie oft und gerne berichtet - warmherzig und mit einem Augenzwinkern, wie es halt ihre Art ist. Ebenso wie über ihre Eltern, Onkel Ulrich und diverse Patenkinder und -tanten, die mir sehr sympathisch sind, da ich auch in dieses System der Wahlverwandtschaft eingebunden bin.

Die kurzen Kolumnen der Autorin sind wie gemacht, um für gute Laune oder zumindest ein bisschen Zuversicht zu sorgen. Auch wenn hier durchaus schräge Typen vorkommen, es sind doch auch immer welche von den Erwähnten in der Nähe, um für positive Erlebnisse zu sorgen. Einmal gibt es sogar ein Wiedersehen mit Dieter, dem einzigen Patienten, den die Autorin je hatte - als Kind im Hause ihres Vaters, der diesen eigentlich zu betreuen hatten - der Gipfel an Warmherzigkeit und Originalität.

Desgleichen erfreuen mich immer wieder die Reminiszenzen ans Rheinland - Frau Leky ist ebenso wie ich in Kölle jeboren: mal hat einer einen Ratsch im Kappes, mal heißt jemand wie ein Kölner Stadtteil (nämlich Kriel - wie mein Veedel) - hier passt einfach alles. Und das, obwohl ich gar keine Kurzgeschichten mag. Also, normalerweise nicht. Aber diese hier schon. Es sind ja auch Kolumnen

Mehr noch: ich liebe sie. Heiß und innig. Und werde das Buch immer mal wieder in die Hand nehmen, um mich an meinen liebsten Sequenzen zu erfreuen. Zudem werde ich den Band jedem schenken, dem ich ein bisschen gute Laune ins Haus bringen will!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.01.2023
Jagger, Steph

Wildes Vergessen


sehr gut

Steph Jagger hatte es ihr Leben lang nicht leicht mit ihrer Mutter - und nun steht etwas anderes im Vordergrund: die Mutter ist dabei, alles zu vergessen, auch ihre Tochter und nicht zuletzt sich selbst.

Steph fasst einen ebenso mutigen wie impulsiven Entschluss: sie wird sich mit ihrer Mutter auf eine letzte Reise begeben und nicht auf irgendeine - nein, es wird ein Campingtrip in die Rocky Mountains, wo die Frauen der Natur und einander vollkommen ausgeliefert sind.

Und ausgerechnet hier lernt Steph ihre Mutter neu kennen. Und nicht zuletzt auch sich selbst!

Bewertung vom 28.01.2023
Janesch, Sabrina

Sibir


gut

Josef ist zehn Jahre alt, als er mit seiner Familie am Kriegsende aus dem Warthegau nach Sibirien verschleppt wird. Dort wartet noch nicht einmal ein Heim auf die Familie Ambacher - sie müssen selbst sehen, wo sie unterkommen und wie sie sich arrangieren - und irgendwie gelingt es ihnen tatsächlich, sich einzuleben und mit der kasachischen Bevölkerung überraschend gut zu arrangieren.

"Nur" zehn Jahre müssen sie dort verbringen und werden dann zuruck nach Deutschland, diesmal in ein niedersächsisches Dorf gebracht - aus dem Leila, die Tochter des inzwischen längst erwachsenen Josef und seiner polnischen Frau, berichtet.

Diese Ereignisse haben mich sehr berührt, denn auch meine Familie musste sich nach dem Krieg in einem neuen Umfeld arrangieren und konnte nicht immer selbst entscheiden, wenn es für sie auch nicht nach Sibirien ging. Aus Josef hat sich ein Eigenbrötler mit starkem Helfersyndrom entwickelt, der es weder Frau noch Tochter leicht macht mit seinen häufigen spontanen Entscheidungen. Vor allem, als nun wieder Spätaussiedler aus Kasachstan eintreffen und er sich wie selbstverständlich um sie kümmert. Schmerz, Schuld und Verlust - das sind immer wiederkehrende Empfindungen und damit auch Grundlagen zum Handeln - nicht nur bei ihm.

Ich habe bisher zwei Romane von Sabrina Janesch gelesen und habe ihren sehr eigenen, skurrilen, durchaus auch geheimnisvollen und immer mutigen, da keinem Trend folgenden Stil sehr genossen. Diesmal etwas weniger - es blieb mir dann doch insgesamt zu viel im Nebulösen - nicht nur Emma, Josefs Mutter, die im sibirisch-kasachischen Dunst verschwindet und nie wieder auftaucht.

Auch hier schreibt sie warmherzig und originell, doch bleibt vieles im Diffusen, im Unklaren - ein wenig kommt es mir vor, als ob ich einen zweiten Band eines Werkes lese, ohne den ersten zu kennen. Vieles wird nicht nicht vorbereitet, ich fühlte mich als Leserin oft vor vollendete Tatsachen gestellt.

Sabrina Janesch kann nichts Schlechtes schreiben - dennoch, ich durfte sie schon deutlich stärker in Form erleben bzw. -lesen!

Bewertung vom 27.01.2023
Gieselmann, Dirk

Der Inselmann


gut

Eine Familie zieht auf eine Insel, flüchtet vor der Gesellschaft in einer Zeit, in der die Gesellschaft - wie so oft - dabei ist, sich selbst zu finden. Auf der anderen Seite wiederum gibt es so einige, die der Menge entrinnen. Gewissermaßen folgen sie also einem Trend.

Dennoch, es wird schwierig, ein neues Regime einzuführen. Quasi unmerklich für die Eltern etabliert sich ein Inselkönig, was natürlich so einiges Problematische mit sich bringt.

Mich hat dieses Buch leider so gar nicht erreicht. Oder habe ich mich nicht genug darum bemüht? Es erschien mir seltsam kraft- und leblos, so dass vielleicht von Beginn an eine zu große Distanz zwischen mir als Leserin und dem Autor da war. Im Klartext: ich habe mich ziemlich gelangweilt bzw. war so gar nicht bereit, mich auf das Geschehen einzulassen und die gerade aufgenommene Geschichte hat meine Wahrnehmung dann auch wieder schnell verlassen. Manchmal ist es so, das Buch und Leser nicht zusammenpassen. Ich glaube, auch in diesem Fall!

Bewertung vom 24.01.2023

Kochen mit den Glubschis


gut

Kochen für Kinder und ihre Eltern

Denn ohne funktioniert es nicht - es ist definitiv kein Buch, mithilfe dessen Kinder selbständig Speisen zubereiten können. Dazu ist die Erläuterung der Rezepte viel zu "erwachsen".

Wobei sie durchaus kindgerecht sortiert sind in Kategorien wie Meer oder Dschungel und im Meer tummeln sich nicht nur Fische, sondern auch Flamingo-Donuts und Oktopus-Cakepops. Eine etwas merkwürdige Art von Kindlicher Logik.

Diese Glubschis finde ich recht unästhetisch und auch nicht unbedingt gesund als Spielzeug. Bei den Rezepten hingegen tummelt sich Gesundes wie auch Ungesundes. Wie das manchmal so sit. Ein Buch, das ich nicht so recht verstehe. Allerdings gehöre ich auch nicht in die Zielgruppe.

Bewertung vom 21.01.2023
Maly, Beate

Die Kinder von Schönbrunn / Schönbrunn-Saga Bd.2


sehr gut

1924: Greta führt ein durchaus erfülltes, wenn auch häufig trauriges Leben, denn ihr Mann Gustav wird nach dem Großen Krieg immer noch vermisst, was quasi gleichbedeutend ist mit gefallen. Greta, die mit Schwester Emma und Schwager Julius auf engem Raum zusammenlebt, erzieht ihre Tochter Gisi, mittlerweile im Vorschulalter und sieht keine Notwendigkeit, ihr Leben zu ändern, auch wenn Emma und Julius, die beide als Tierärzte tätig sind,

Hier steht neben der Romanhandlung um die Schwestern Greta und Emma Winter diesmal die Reformpädagogik der frühen Jahre im Vordergrund. Ein Thema, das mich sehr fasziniert, haben doch Geschichte und Berufspädagogik in meinem eigenen Arbeitsleben bzw. in der Ausbildung immer wieder eine Rolle gespielt.

Durch Zufall stößt Greta auf einen reformpädagogischen Ausbildungsgang, der so tatsächlich damals stattfand. Sehr gut gefällt mir die Darstellung der Diskrepanz zwischen den vermittelten Inhalten und dem Umgang mit den Zöglingen in den Kinderheimen.

Ein faszinierender Roman über Menschen im Wien in den 1920er Jahren - die Autorin hat verstanden, sowohl historische Fakten als auch die Atmosphäre dieser Zeit zu vermitteln, was ich sehr zu schätzen wusste, zumal mich auch Gretas Geschichte gepackt hat. Ein wenig wurde das durch die Sprache, die - so fand - desöfteren aktuelle Redewendungen, Ausdrücke und Wörter beinhaltete, deren Gebrauch ich mir Jahre vor der Eskalation der Weltwirtschaftskrise (allem voran "macht Sinn", das gefühlt in jede zweite Redewendung einfließt) nur schwerlich vorstellen kann, geschmälert. Außerdem folgt die Autorin dem Schema des ersten Bandes, indem Greta durch die Aufnahme ihrer Ausbildung und Berufstätigkeit einen Verehrer findet - das hätte so direkt aus meiner Sicht nicht wiederholt werden müssen. Aber das stört andere Leser möglicherweise weniger als mich und auch ich habe den Roman dennoch gern gelesen!