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smartie11
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Insgesamt 934 Bewertungen
Bewertung vom 09.04.2021
Blanck, Ulf

SOS aus der Tiefe / Rick Nautilus Bd.1


ausgezeichnet

Ein spannendes Unterwasserabenteuer mit tollen Illustrationen

„Der weite Blick über das Meer war phantastisch. Glutrot stand die Sonne flach über dem Horizont und es schien fast so, als würde sie jeden Moment ins Wasser eintauchen.“ (S. 72)

Unsere Meinung:
Das Abenteuer beginnt mitten im Südmeer bei einem Piratenfrühstück mit Crêpes und Kokosnusscreme und einer geheimnisvollen Flaschenpost, die einen Hilferuf enthält. Ein spannender Start, der meinen Sohn (9) und mich sofort gepackt hatte. Schnell ging es hinab in die Tiefen des Ozeans und auf zu einem atemberaubenden Abenteuer. Dabei begegneten uns riesige Unterwasserberge, exotische Fische, kristallübersehte Unterwasserhöhlen, schillernde Riesenquallen und ein echt überraschendes Setting, aus dem der Hilferuf kam!

Das Trio von der Nautilus mochten wir von Anfang an sehr gern, wobei es uns die wandelbare Ozeanerin Ava am meisten angetan hat. Für einen kleinen Spannungs-Kick sorgten mittendrin die beiden Shark-Brüder Tarco und Sparx, die die perfekten Antagonisten abgegeben haben. Zum Schluss gerät die Crew der Nautilus noch in eine echt brenzlige Situation, in der wir beide regelrecht mitgezittert haben, bis sich eine sehr überraschende und wunderbare Lösung aufgetan hat. Alles in allem eine Geschichte, die uns prima unterhalten und uns sehr gut gefallen hat!

Neben der tollen Story haben uns insbesondere auch die vielen wunderbaren Illustrationen von Timo Grubing begeistert, die perfekt zur Geschichte passen und ein ums andere Mal zum Betrachten eingeladen haben.

FAZIT:
Ein atemberaubendes Abenteuer, das Sohn & Vater gleichermaßen gut gefallen hat!

Bewertung vom 09.04.2021
Francis, Gavin

Inseln


ausgezeichnet

Ein philosophisches Buch über die Faszination von Inseln

Meine Meinung:
Gavin Francis ist ein schottischer Arzt, Bestseller-Autor und Kosmopolit, der auf 30 Jahre des Reisens zurückblickt. Schon in seiner Kindheit entdeckte er seine Liebe zu Bücher und zu Inseln und „leidet“ seitdem unter einer ausgeprägten „Insula-Philie“. Was liegt also näher, als ein Buch über die faszinierende Anziehungskraft von Inseln zu schreiben?
Eines vorweg: Dies ist kein Reiseführer und auch kein „klassischer“ Reisebericht! Es ist keine Sammlung von Portraits einzelner Inseln, sondern vielmehr eine philosophische Reise zu den abgeschiedenen maritimen Orten dieser Welt und zu der Frage, wie wichtig (zeitweise) Isolation für die menschliche Seele ist. Es ist ein Buch, das Sehnsucht schafft, unterschwellige Fernweh und uns vom heimischen Sofa aus auf Weltreise mitnimmt. Quer über den Globus und durch die Zeit.
In diesem Buch berichtet Gavin Francis von den Erfahrungen, Empfindungen und Bekanntschaften, die er auf seinen Reisen gemacht hat. Dabei sind die Inseln, die er über mehrere Jahrzehnte bereist hat quer über den Globus verteilt. Von „naheliegenden“ Inseln rund um Großbritannien (wie z.B. die Shetlandinseln) bis hin zu den abgelegensten Teilen dieser Welt, wie etwa Südgeorgien (das vom Staat Georgien kaum entfernter liegen könnte). Besonders angetan haben es ihm dabei die schroffen und unwirtlichen Inseln nahe den beiden Polen, wie etwa die Lofoten oder auch die Falklandinseln. Denn Francis ist immer wieder auf der Suche nach einem ganz besonderen Schatz: der Freiheit und Abgeschiedenheit, die man nur bei freiwilliger Isolation (der Ursprung dieses Wortes bedeutet im Prinzip „in eine Insel verwandeln“!) finden kann. Auf dieser Suche hat es ihn in den hohen Norden, den kältesten Süden, aber auch auf die Andamanen im Golf von Bengalen oder auch die Pazifikinsel Chiloé mit ihrer besonderen Mythologie geführt. Eines wird man in diesem Buch aber vergeblich Suchen: „Hot-Spot“-Inseln wie die Balearen, Bahamas & Co.
Man merkt diesem Buch schon nach den ersten Seiten an, wie sehr der Autor die Inseln liebt, dass er weit gereist und viel belesen ist. Immer wieder untermauert er seine eigenen Gedankengänge mit interessanten und stimmigen Zitaten, sei es von Virginia Woolfe, Donald Winnicott , Charles Darwin oder auch Marc Aurel.

Die Schlaglichter kurzer Begegnungen auf den Reisen mit den unterschiedlichsten Menschen verdeutlichen dabei, dass Francis mit seiner „Insula-Philie“ nicht allein ist. Seine Reisebekanntschaften reichen dabei von einer elfensuchenden Studentin, über einen Ex-US-Banker auf der Suche nach der Freiheit, einen Magier auf Insel-Mission bis hin zu einem Menschen, dessen Lieblingsort eine belebte Verkehrsinsel mitten in Edinburgh ist.

Besonders gefallen haben mir an diesem Buch die philosophischen Gedanken (ist die Familie eine Insel ist, die Schutz braucht?), der oftmals poetische Schreibstil („Der Horizont erstreckte sich zum Nördlichen Eismeer, schattiert in subtilen Schichten von Blau bis Scharlachrot, und die Felsen erblühten in kleinen weißen Trompeten aus Klippen-Leimkraut und Purpur-Rosetten aus Grasnelken.“ - S. 35) und die vielen farbigen Abbildungen von Karten verschiedensten Alters, denn die Karten bieten einen ganz eigenen Zauber für den Autor. „Man könnte auch sagen, dass Karten nur eine Illusion des Begreifens einer Landschaft bieten.“ (s. 15) - „Durch ihre Auslassungen bieten alle Landkarten Raum für Fantasie und Träume.“ (S. 16).

Es ist ein wirklich wunderbares Buch, das mir sehr gut gefallen hat. Sehr gefreut hätte es mich allerdings, wenn der Autor noch ein paar stimmungsvolle Bilder seiner Reisen mit abgedruckt hätte. Aber vielleicht möchte er auch einfach alles der Fantasie seiner Leser*innen überlassen…

FAZIT:
Eine Liebeserklärung an alle Inseln dieser Welt – genau das richtige Buch für alle Leser*innen mit ausgeprägter „Insula-Philie“.

Bewertung vom 09.04.2021

Spiele-Comic Abenteuer: Mystery (Hardcover)


ausgezeichnet

Jede Menge Spielspaß & Humor – durch und durch gelungen!

Zum Thema Spielcomic:
Mit den Spiele-Comics ist Pegasus Spiele eine sehr überzeugende Innovation gelungen: ein Spiel-Comic als Weiterentwicklung der Spielbücher, die ihre Wurzeln in den 1970´er Jahren haben. Ähnlich wie die artverwandten Pen-&-Paper-Rollenspiele á la „D&D – Dungeons & Dragons“ oder auch „DSA – Das schwarze Auge“ liegt der Fokus bei Spielbüchern darauf, den Fortgang der Geschichte durch eigene Entscheidungen aktiv zu beeinflussen („willst Du links herum gehen, lies weiter bei 135, gehst Du rechts herum lies 62“). Hieraus ergibt sich eine Vielzahl von möglichen Verläufen der Geschichten, so dass man ein Spiele-Comic durchaus mehrmals lesen kann, ohne dass es langweilig wird, während man selbst zum aktiven Helden der Geschichte wird.

Zum Inhalt:
Chicago wird von Superschurken und Dino-Chimären heimgesucht und die örtlichen Superhelden scheinen die Lage nicht mehr in den Griff bekommen zu können. Was also tun? Genau, neue Superhelden rekrutieren! Und DU bist eine(r) von ihnen! Doch bevor DU als vollwertige(r) Superheld(in) anerkannt wirst, gilt es, auf diversen Missionen genügend Heldenpunkte zu sammeln…

Meine Meinung:
Der Pegasus-Verlag bietet inzwischen eine ganze Reihe wunderbarerer Spiele-Comics an. Neben den bereits mehrbändigen Reihen „Sherlock Holmes“, „Abenteuer“ und „Noir“, die allesamt uneingeschränkt empfehlenswert sind, startet mit diesem Band hier nun die neue „Mystery“-Reihe, die humorvolle Superhelden-Stories bietet.

Vorkenntnisse sind hier nicht notwendig, denn auch dieser Band kommt ohne eine große Anleitung oder gar ein überbordendes Regelsystem daher, so dass auch „Spielbuch-Neulinge“ kein Problem damit haben dürften, sofort ins Spielgeschehen einzusteigen. Vorangestellt ist „nur“ ein einseitiger Charakterbogen, auf dem man sich die Superkräfte (Flug, Stärke, Supersinn und Superreich) und die im Lauf des Spiels erworbenen Heldenpunkte notiert. Diesen Bogen kann man sich übrigens auch von der Homepage des Verlags (auf der Produktseite) herunterladen, wenn man nicht ins Buch schreiben möchte! (Ein toller Service, Danke, liebes Pegasus-Team!)

Diesmal geht es also darum, Heldentaten zu verrichten und sich zum wahren Superhelden zu entwickeln. Eine Karte dient dabei als Ausgangspunkt, so dass man seine Entwicklung sehr individuell und frei vorantreiben kann. Im Gegensatz zu den Spiele-Comics der „Sherlock Holmes“-Reihe gibt es hier weniger Rätsel, die zu knacken sind, und auch die in den Bildern „versteckten“ Sprungpunkte, die man nur beim zweiten oder dritten Hinschauen erkennt, sind hier deutlich weniger (oder ich habe sie schlicht und einfach übersehen…). Dafür war das Aufleveln in den ersten beiden Spielabschnitten ganz schön knifflig und ich habe es nur mit Mühen und einer exakten Punktlandung geschafft.

Neu sind in diesem Buch die QR-Codes, die lustige und manchmal hilfreiche Zusatzinformationen bieten. Wenn man beim Lesen das Handy nicht zur Hand nehmen möchte, behindert das den Spielfluss aber auch nicht! In dieser Reihe steht neben dem Spielspaß der Humor besonders im Fokus, insbesondere durch die vielen passenden Andeutungen auf bekannte Genre-Schlager, und so ergeben sich bei der Entwicklung zum Superhelden mehrere Stunden absolut unterhaltsamer Lese- & Spielspaß!

FAZIT:
Ich bin und bleibe ein absoluter Fan dieser Reihe – und „Mystery“ ist eine absolut gelungene Erweiterung der Spiele-Comics!

Bewertung vom 06.04.2021
Weiß, Sabine

Tödliche See / Liv Lammers Bd.5


ausgezeichnet

Ein Sylt-Krimi mit außergewöhnlichem Setting und ausgeklügeltem Plot

„Auf dem Dünenkamm warf der Wind ihnen Sand entgegen. Weiße Gischtkronen tanzten auf den Wellen, von einem Sprühregen aus Salzwasser umgeben.“ (S. 233)

Meine Meinung:
Der mittlerweile fünfte Fall führt die toughe Kommissarin Liv Lammers diesmal meilenweit über die Küstenlinie Sylts hinaus: Im Gestänge der mitten in der Nordsee verankerten Versorgungsplattform „Raan“ wird die Leiche eines Mitarbeiters des Windparkunternehmens aufgefunden. Unglück, Selbstmord oder gar Mord? Diese Frage können Liv und ihre Kollegen schnell beantworten, aber die Hintergründe zu ermitteln, gestaltet sich mehr als schwierig…

Ich bin ein großer Fan dieser Reihe und wurde auch diesmal nicht enttäuscht! Zwar rückt im aktuellen Band der sonst so bestechende „Sylt-Charme“ dieser Reihe etwas in den Hintergrund, dafür hat sich Sabine Weiß diesmal aber ein ganz besonderes, ausgefallenes und extrem atmosphärisches Setting ausgedacht: die Versorgungsplattform eines Offshore-Windparks. Schnell wird klar, dass dies ein ganz eigener Mikrokosmos ist und das dort mitunter andere „Gesetze“ gelten, um den ständig drohenden Naturgewalten der Nordsee ein gewisses Mindestmaß an Sicherheit abzutrotzen.

So bleibt der Kreis der potenziell Verdächtigen diesmal vergleichsweise überschaubar, und doch ist es der Autorin einmal mehr gelungen, einige Fährten zu legen, die die Ermittler – und mich auch – in die Irre geführt haben. Wie bei den guten, alten Klassikern von Agatha Christie und Edgar Wallace scheint hier wirklich jede und jeder irgendein dunkles Geheimnis zu hüten, und die Ermittler laufen immer wieder gegen eine Mauer aus Schweigen. So bleibt es bis zum Schluss geheimnisumwittert, was auf „Raan“ tatsächlich passiert ist, und die ein oder andere heikle Situation sorgt zwischendurch auch immer wieder für Spannungsmomente. Am Ende krönt Sabine Weiß ihren gelungenen „whodunit“-Krimi mit einem actiongeladenen & sturmumtosten Finale und einer Auflösung, die für mich vollkommen überraschend kam und doch absolut nachvollziehbar war. Wieder einmal perfekte Krimi-Unterhaltung!

FAZIT:
Tolles Setting, tolle Charaktere, toller Plot, toller Krimi – Danke!

Bewertung vom 26.03.2021
Almstädt, Eva

Ostseefalle / Pia Korittki Bd.16


gut

Trotz hoher Spannung eine Enttäuschung für mich

„Doch zum Schluss hatte ich immer mehr den Eindruck, dass da jemand mit uns spielte. Es war rein gar nichts so, wie wir es erwartet hatten. Nichts, was zu den Vorgaben aus den Lehrbüchern passte. Es kam mir zeitweise vor wie eine Prüfung, die wir ablegen mussten …“ (ebook, S. 86)

Meine Meinung:
Auch wenn ich (noch) nicht alle Bände um „Pia Korittki“ gelesen habe, so bin ich doch ein Fan dieser Reihe. Auch der mittlerweile 16. Band beginnt wieder im gewohnten Stil: Das Auffinden eines präparierten menschlichen Schädels in einem alten, heruntergekommenen Haus setzt den Startpunkt zu einem herausfordernden Cold Case für Pia. In gewohnter und geliebter Weise präsentiert Eva Almstädt uns Leser*innen eine ganze Reihe von Figuren, die alle einen Bezug zum Opfer hatten. Durch Heimlichtuereien, besonders auffälliges oder eben auch besonders unauffälliges Benehmen setzt die Autorin alle geschickt in Szene, streut diverse Verdachtsmomente und legt mögliche Spuren aus, um uns Leser*innen auf die falschen Fährten zu locken.

Neben den Protagonisten, die mir inzwischen regelrecht ans Herz gewachsen sind (allen voran natürlich Pia und der einmalige Broders), und dem holsteinischen Charme ist dies für mich die zentrale Stärke dieser Krimireihe, die mich bislang ein ums andere Mal vollkommen überzeugt hat: die extrem geschickt aufgebauten „whodunit“-Plots! So auch diesmal, so dass mich die im ersten Drittel fehlende Spannung, was dem Cold Case Charakter geschuldet war, erstmal nicht weiter gestört hat. Nach dem rd. ersten Drittel war es dann aber auch fix vorbei mit der „fehlenden Spannung“. Durch einen vollkommen überraschenden Storytwist schnellt die Spannung innerhalb weniger Seiten von Null auf 100 – und verbleibt bis zum Ende dieses Buches auf diesem extrem hohen Niveau. Das hat schon echte Pageturner-Qualitäten!

Warum dann also die eher schlechte Bewertung meinerseits? Entgegen aller Gewohnheiten bei dieser Reihe wirkt die Auflösung des Falls auf mich sehr konstruiert – der Cold Case ist nur Mittel zum Zweck und gerät vollkommen in den Hintergrund. Die zu Beginn so geschickt in Szene gesetzten „Verdächtigen“ verblassen bis zur Unkenntlichkeit und die Lösung dieses Falls hätte man beim Lesen eigentlich kaum erahnen können. Selbst das eigentliche Opfer dieses tragischen falls bleibt leider blass – ihre Geschichte unnahbar. Das konnte und kann Eva Almstädt eigentlich viel besser! Für mich persönlich ist in diesem Band der Charme dieser Reihe weitgehend verloren gegangen. So richtig Spaß haben wird man mit diesem Band wohl nur, wenn mal alle Vorgängerbände gelesen hat. Ich kann leider nicht weiter ins Detail gehen, ohne hier zu viel zu verraten.

FAZIT:
Trotz hoher Spannung doch enttäuschend. Nur für absolute Fans und Kenner dieser Reihe zu empfehlen.

Bewertung vom 24.03.2021
Jensen, Svea

Nordwesttod / Soko St. Peter-Ording Bd.1


sehr gut

Gelungener Küsten-Krimi für „whodunit“-Fans

Meine Meinung:
Dieser Küsten-Krimi startet dramatisch mit zwei Brüdern, die bei einem Verkehrsunfall mit Fahrerflucht ums Leben kommen. Dazu gesellt sich noch das spurlose Verschwinden der Tochter einer nordfriesischen Hoteliers-Familie. Kein ruhiger Start also für Hendrik Norberg, der sich nach einem persönlichen Schicksalsschlag in die Dienststelle St. Peter-Ording hat versetzen lassen…

Nach dem packenden und dramatischen Prolog nimmt sich Autorin Svea Jensen (alias Angelika Waitschies) erstmal viel Zeit, ihre beiden Protagonisten und eine ganze Reihe potenziell verdächtiger Charaktere einzuführen. Entsprechend ebbt die Spannung nach dem Prolog ab und die Charakterentwicklung sowie der Fallaufbau nehmen breiten Raum ein. Mit Dienststellenleiter Hendrik Norberg und Kommissarin Anna Wagner ist Jensen ein wirklich sympathisches Ermittlerduo gelungen, das sich gegenseitig perfekt ergänzt. Anna Wagner ist hierbei mehr das Herz, Hendrik Norberg eher der kühle Kopf. Beide bringen ihre eigenen familiären Probleme mit, was die Charaktere nahbar und verletzlich – und ganz schnell auch sympathisch macht. Wie bei einem Schachspiel bringt die Autorin eine Vielzahl von Verdächtigen in Stellung, von denen die Meisten passender Weise wenig sympathisch sind und die alle irgendwelche Geheimnisse zu haben scheinen. Eine wirklich gelungene Aufbauarbeit für einen gelungenen „whodunit“-Plot.

Entsprechend habe ich die ganze Zeit mitgerätselt und mich gefragt, wer hier wohl welches Motiv haben mag. Am Ende gelingt es der Autorin, alle Fäden zusammenzubringen und den ersten Fall ihrer neuen Reihe gekonnt und nachvollziehbar, wenn auch etwas unspektakulär aufzuklären.

Was diesem Krimi an Spannung fehlt, macht er mit seinen kantigen Charakteren und einer gehörigen Portion Küstenfeeling wieder wett. So ergibt sich eine solide Lektüre, die mich gut unterhalten hat.

FAZIT:
Ein solider Reihenauftakt mit sympathischen Ermittlern und einer gelungenen „whodunit“-Inszenierung, was die fehlende Spannung durchaus ausgleicht.

Bewertung vom 16.03.2021
Wortberg, Christoph

Kein Entkommen / Katja Sand Trilogie Bd.1


sehr gut

Ein vielversprechender Auftakt zu einer neuen Thrillerserie

„Jeder neue Fall ist wie eine Reise in ein unbekanntes Land. Dabei ist man ständig begleitet von der Angst, irgendetwas Entscheidendes zu übersehen, wesentliche Schlussfolgerungen nicht zu ziehen, mit eigenen Fehlern dem Täter in die Hände zu spielen.“ (S. 61)

Meine Meinung:
Nach einem erschütternden Prolog nimmt die Story erstmal einen eher ruhigen Verlauf. Nach dem Auffinden einer männlichen Leiche gestalten sich die Ermittlungen zunächst zäh und die privaten Mutter-Tochter-Probleme der Protagonistin Katja Sand nehmen auf den ersten knapp 100 Seiten sehr breiten Raum ein. Hier hätte ich mir mehr Spannung und Tempo im eigentlichen Fall gewünscht!

Doch nach dieser „Durststrecke“ steigen Spannung und Tempo rapide an und ab dann hatte mich dieser Thriller auch gepackt – aber so richtig! Geschickt legt der Autor Spuren und Verdachtsmomente und lässt dazu noch überraschender Weise einen Cold Case in den Fokus der Ermittlungen rutschen. Sehr gut gefallen hat mir dabei, wie Katja Sand und ihr schräger Assistent Rudi Dorfmüller (mit Abstand mein persönlicher Lieblingscharakter) gegen alle Widerstände von außen, aber auch von innen, sich an diesem vertrackten Fall festbeißen. Der Sog dieser Story steigert sich dabei kontinuierlich und gipfelt in einem dramatischen, sehr spannenden und gefährlichen Finale, das große Lust auf die Folgebände macht.

Insgesamt konnte mich dieser Fall wirklich fesseln und überzeugen. Allerdings hat es ziemlich lange gedauert, mit der Protagonistin Katja Sand „warm“ zu werden. Erst nach und nach offenbarte der Autor die Hintergründe („Seit Jahren verbirgt Katja ein dunkles Geheimnis.“ - S. 156) und machte damit Katjas oftmals sehr irrationales und schwer nachvollziehbares Verhalten etwas transparenter, auch wenn die Auflösung von Katjas Geheimnis erst in Band zwei auf uns Leser*innen wartet…

FAZIT:
Ein Plot mit leichten Anlaufschwächen, aber stetig steigender Sogwirkung, gepaart mit kantigen Charakteren und besten Startvoraussetzungen für die Folgebände!

Bewertung vom 10.03.2021
Kalpenstein, Friedrich

Prost, auf die Erben


ausgezeichnet

Der Wickerl ist tot – ein humorvoller Alpenkrimi

„Dieses Gegend ist ein einziger Heimatfilm und wir zwei sind mittendrin.“ (S. 62)

„Das weiß ich vom Dings, weil der es vom Dings gehört hat. Und dem hat es wiederum der Dings erzählt. Dorftratsch eben.“ (S. 239)

Meine Meinung:
Allen Fans humorvoller deutscher Literatur dürfte Friedrich Kalpenstein längst ein Begriff sein – seine „Herbert“-Reihe hat mit bislang sieben Bänden längst Kultstatus erreicht. Das „Prost, auf die Erben“ ist nun der Nachfolgeband um den smarten Hauptkommissar Constantin Tischler, den es nach Jahren kriminalistischer Arbeit in München in seine alte Heimat in den Chiemgauer Alpen, genauer gesagt ins beschauliche (böse Zungen könnten es auch „erzkonservativ“ nennen) Brunngries verschlagen hat.

Ein guter Krimi beginnt natürlich mit einer Leiche – so auch hier. Und wer eignet sich als Todesopfer immer besonders gut? Na klar: protzige, reiche Angeber – gerne Baulöwen! So hat es nun hier den Ludwig „Wickerl“ Holzinger erwischt, den die multitalentierte Tereza, ihres Zeichens bunter Tupfer des Dorfes, tot in der Badewanne seiner dekadenten Luxusvilla auffindet. Für den Tischler und seinen Fink auf den ersten Blick ganz klar: Vollgelaufen, weggeschnupft und abgesoffen – was sonst, hier in der verschlafenen dörflichen Alpenromantik? Doch manchmal täuscht der erste Blick dann halt doch…

Ich liebe Friedrich Kalpensteins humorvolle Romane und war ja anfangs doch ein bisschen skeptisch, ob er wirklich auch „Kimi kann“. Ja, er kann - und wie! Schon das beherzte „Prost, auf die Wirtin“ hatte mich voll und ganz überzeugt. Und auch Band zwei steht dem in nichts nach! Auch wenn dieser Krimi ohne viel Spannung daherkommt, besticht er doch umso mehr mit seinen skurrilen Charakteren und ausgefeilten „whodunit“-Genen. Neben dem bereits bekannten „Personal“ bringt der Autor auch diesmal wieder einen bunten Strauß Alpenbewohner ins Spiel, die alle irgendwie nicht wirklich gut zu sprechen gewesen sind auf den „Wickerl“. Und so muss ich frei zugeben, dass ich trotz fleißigem Mitraten bis kurz vor Ende keinen blassen Schimmer hatte, wer nun „der“ Täter gewesen ist. Freilich überführen Tischler u. Fink „ihn“ am Ende mit ihrer unnachahmlichen „TuF“-Methode und alle Puzzlestückchen ruckeln sich an die rechte Stelle. Gekonnt gelöst!

Gute (Regional-)Krimis gibt es ja inzwischen wie Sand am Meer oder hier passender Weise wie Fleischpflanzerln in Bayern. Doch wenige Autor*innen schaffen es so gut, einen grundsoliden Krimiplot auf derart humorvolle Weise zu präsentieren, ohne dass das Ganze ins Lächerliche abrutscht. Neben den schrägen Charakteren, vom immer wieder überraschenden Trachten-Fink bis zum grapschenden Dackeldamen-Herrchen Ferstel, stolpert man hier als Leser*in von einer skurrilen, Kopfkinotauglichen Szene zur nächsten. Gepaart mit einer gehörigen Portion Lokalkolorit (und XXXXX) und einer Vielzahl flotter Sprüche („Immer schön den Unrat vorbeischwimmen lassen!“).

FAZIT:
Humorvolle Krimiunterhaltung at it´s best! Prost, auf den Autor!

Bewertung vom 23.02.2021
Klass, David

Klima


sehr gut

Kaum „THRILL“ aber dennoch lesenswert und mit einer umso wichtigeren Botschaft

„Es heißt, dass jede Generation mit einer sich anbahnenden Bedrohung aufwächst, mit der sie fertig werden muss.“ (…) „Wir sind die erste Generation, die ohne Hoffnung aufwächst.“ (S. 101/102)

„Der Boden schien zu zittern, und ein beißender Schwefelgeruch hing in der Luft. Die ganze Anlage war eine brutale Vergewaltigung der Biosphäre – ihrer Oberfläche, ihres Felsuntergrunds, ihres Grundwasserspiegels und, was am schlimmsten war, ihrer Atmosphäre - , und sie hatte ihre Arbeit praktisch gerade erst aufgenommen.“ (S. 249)

Meine Meinung:
Auf dem Cover prangt groß die Bezeichnung „THRILLER“ und das Verlags-Marketing verspricht „Unser Spannungs-Highlight im Frühjahr 2021“. Entsprechend hoch waren meine Erwartungen an dieses Buch – doch eines möchte ich vorab ganz klar sagen: Dies ist KEIN THRILLER, denn nach dem wirklich packenden ersten Kapitel hat sich die Spannung erstmal komplett verflüchtigt, ganz zu schweigen von einem „Thrill“-Gefühl beim Lesen. Lange, lange habe ich dann beim Lesen darauf gewartet, dass die Spannung zurückkehrt. Leider war dies erst nach über 300 Seiten der Fall! Also noch mal ganz deutlich: Dies ist kein Thriller!

Warum dann doch vier Sterne in meiner Bewertung? Obwohl ich mir persönlich viel, viel mehr Spannung von diesem Buch erwartet hatte, hat es mich doch durchaus auf eine ganz eigene Art gefesselt. Es hat ganz eindeutig seine Stärken und erzählt eine Geschichte zweier sich sehr ähnlicher Männer, die doch auf zwei ganz unterschiedlichen Seiten stehen. Auf der einen Seite der „Öko-Terrorist“ Green Man, dem Autor David Klass eine sehr menschliche Seite verpasst und ihn als liebevollen Familienmenschen zeichnet. Auf der anderen Seite der junge, extrem intelligente Agent Tom Smith, der noch immer im Schatten seines eiskalten und übermächtigen Vaters steht, obwohl er doch der viel bessere Mensch und Ermittler ist als sein alter Herr. Es ist ein sehr interessantes „Duell“ zweier Männer auf Augenhöhe – ein Kräftemessen von Intelligenz, Planung und Gewissen.

Stichwort „Gewissen“: über der ganzen Story schwebt die ethische, alles bestimmende Frage, wie weit man gehen darf, wenn man die unbestreitbar richtigen Ziele verfolgt. Was ist noch richtig, was ist schon falsch? Wer sind die Guten und wer die Bösen? Das sind zutiefst interessante Fragen – und das muss wohl jeder für sich selbst beantworten. Sehr gut gefallen hat es mir, dass David Klass ein Thema in den Fokus rückt, das brisanter und bedeutender kaum sein könnte: Die voranschreitende Zerstörung des Planeten Erde durch den Menschen. Damit ist er bei Weitem nicht der einzige Autor, aber jedes erfolgreiche Buch zu diesem Thema trägt sicherlich dazu dabei, dem Ganzen eine stärkere Wahrnehmung in der Allgemeinheit zu verschaffen. Insbesondere am Beispiel des „Fracking“ schildert der Autor, mit welcher ignoranten Verantwortungslosigkeit der Mensch gerade dabei ist, sich sein eigenes Grab zu schaufeln. Dabei scheinen die vielen wissenschaftlichen Details dieses Buches gut recherchiert und fundiert zu sein.

Ebenso gut gefallen hat es mir, dass ich hier für mich noch neue interessante Phänomene und Methoden kennengelernt habe, wie etwa die „Super-Recognizer“ oder auch die Stilometrie. Unterhaltsam und erschreckend zugleich war darüber hinaus die Darstellung des amerikanischen Präsidenten in diesem Buch, der dem - zum Glück - jüngst entmachteten 45. Präsidenten der USA extrem ähnlich scheint und an dem der Autor kein gutes Haar lässt.

FAZIT:
Ein kritischer, aufrüttelnder Roman, der nachhallt.