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Pharo72
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Büchersüchtige, introvertierte Leseratte!

Bewertungen

Insgesamt 480 Bewertungen
Bewertung vom 21.02.2013
Strobel, Arno

Der Sarg


ausgezeichnet

Die 37-jährige Eva Rossbach, Inhaberin eines großen Maschinenbaubetriebes, wacht nach einem furchtbaren Albtraum in ihrem Bett auf. Beängstigend real fühlte es sich an, in einem Sarg eingeschlossen um sein Leben zu kämpfen. Doch kurz darauf entdeckt sie an ihrem Körper Blutergüsse und Kratzspuren. War wirklich alles nur ein Traum? Zur gleichen Zeit findet die Polizei in Köln die erstickte Frauenleiche von Inge Glöckner, der Halbschwester von Eva. Besteht ein Zusammenhang zwischen dem Mord und Evas Traum? Es gibt weitere Opfer und weitere Träume. Legt es jemand darauf an, Eva in den Wahnsinn zu treiben? Kommissar Menkhoff und seine Mitarbeiter verfolgen fieberhaft jede Spur und stehen doch vor immer mehr Rätseln.

Meine Meinung:

Beim Fischer Verlag erscheint nunmehr im gewohnt einheitlichen Design nach dem Erfolgs-Thriller „Das Skript“ der nächste Streich von Bestseller-Autor Arno Strobel. Mit dem Lebendig-Begraben-Sein hat er sich eine besonders perfide Angstvorstellung seiner Leser zum Thema erkoren und er verursacht durch extrem hohes Einfühlungsvermögen bei diesem ein Wechselbad der Gefühle. Hautnah ist man an Eva dran, während sie im Sarg droht den Verstand zu verlieren, und ist doch gleichzeitig froh, dass man wohlbehütet in seiner gewohnten Umgebung ist und nur ein Buch vor sich hat.

Leser von „Das Wesen“ werden sich freuen, eine bekannte Figur in Gestalt von Bernd Menkhoff wiederzutreffen, der inzwischen von Aachen nach Köln versetzt wurde. Einmal mehr beeindruckt die gründliche Recherche, was den Polizeialltag und die Ermittlungsmethoden betrifft. Dass der Hauptkommissar neben der Jagd nach dem Täter auch immer noch unter den Auswirkungen seines letzten Falles sowie der Trennung von Frau und Kind leidet, macht ihn nur menschlicher. Mit Jutta Reithöfer ist ihm eine taffe Partnerin an die Seite gestellt worden, die durch Intelligenz und Verständnis punktet.

Zum Fall selbst kann ich gar nicht so viel sagen, ohne wichtige und für das Verstehen notwendige Wendungen vorwegzunehmen. Auf jeden Fall treffen einige beschriebene Szenen mitten ins Herz und verursachen Übelkeit ob der Grausamkeit, zu der manche Menschen fähig sind. Abschließend möchte ich Arno Strobel nur beglückwünschen, dass er es wieder geschafft hat, trotzdem ich ihm diesmal ziemlich nah auf der Spur war, für eine faustdicke Überraschung zu sorgen. Der Autor hat sich mit „Der Sarg“ endgültig seinen festen Platz unter den Besten des Thriller-Genres in Deutschland erschrieben.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.01.2013
Feth, Monika

Teufelsengel / Romy Berner Bd.1


sehr gut

Die 18-jährige Romy Berner hat ihren Traumjob in Form eines Volontariats beim KölnJournal ergattert und brennt darauf, ihre erste große Story zu schreiben. Sie bittet ihren Chef, über vier kürzlich verübte Morde recherchieren zu dürfen. Es gibt keine Gemeinsamkeiten zwischen den Opfern und den Todesarten, aber ihr Instinkt verrät ihr, dass es einen Zusammenhang geben muss. Sie spricht mit Angehörigen und kommt schon bald einer gefährlichen Bruderschaft auf die Spur. Ihre Neugier erweist sich kurz darauf als tödlicher Fehler.

Meine Meinung:

Vorab, ich habe die Jette-Reihe von Monika Feth noch nicht gelesen, kann also keine Vergleiche anstellen. Notwendig ist deren Kenntnis ohnehin für das Verständnis nicht, auch wenn mit Kommissar Bert Melzig offenbar ein alter Bekannter mitmischt.

Mir hat „Teufelsengel“ insgesamt sehr gut gefallen. Die Autorin schafft es, den Spannungsbogen bis zum Ende aufrecht zu halten, ja sich sogar mit einem grandiosen Finale zu verabschieden. Das Thema religiöse Sekte ist immer wieder interessant zu lesen und wahrscheinlich aktuell wie eh und je. Die Figuren sind sehr gut ausgearbeitet, vor allem dem inneren Kreis im Kloster nimmt man den religiösen Wahn sehr gut ab, allen voran dem Führer Vero, der rücksichtslos über Leichen geht. Sehr sympathisch kommen auch der Kommissar Melzig und Calypso rüber. Einzig mit der Hauptfigur Romy hatte ich ein paar Probleme. Sie agiert doch in einigen Fällen für ihre 18 Jahre äußerst naiv. Andererseits muss sie dies wohl, sonst wäre sie in keine so akute Gefahr geraten.

Jedes Kapitel mit einem Eintrag in Romys sogenanntes „Schmuddelbuch“ einzuleiten, fand ich eine tolle Idee, die den Leser noch mehr ins Geschehen involvierte. Alles in allem ist „Teufelsengel“ ein gut konstruierter und packender Jugendthriller, an dem durchaus auch ältere Semester Gefallen finden könnten, auch wenn es keine ausufernden Gewaltbeschreibungen gibt. Ich freue mich nun bereits auf Romys zweites in Erscheinung treten in „Spiegelschatten“.

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Bewertung vom 10.12.2012
Cross, Julie

Sturz in die Zeit / Zeitreise Trilogie Bd.1


sehr gut

Als der 18-jährige Jackson Meyer entdeckt, dass er in der Zeit reisen kann, ist es für ihn und seinen physikbesessenen Freund Adam lediglich ein Spiel und sie unternehmen immer gewagtere Experimente. Tödlicher Ernst wird daraus, als seine Freundin Holly und er in ihrem Wohnheim überfallen werden und Holly ein tödlicher Schuss trifft. In seiner Panik springt Jackson und landet dieses Mal im Jahr 2007 und was noch viel schlimmer ist, es scheint kein Zurück zu geben. Er lernt die jüngere Holly kennen und verliebt sich noch mehr in sie. Sein einiges Ziel, ihr Leben zu retten und er ist bereit zu tun, was immer dafür nötig ist.

Meine Meinung:

Ich gestehe es, ich liebe Zeitreisegeschichten schon immer, weshalb mich auch der Klappentext dieses Jugendromans sofort angesprochen hat und ich gleich zugreifen musste, als das Buch in der Bibliothek vor mir lag. „Sturz in die Zeit“ ist der Debütroman von Julie Cross und Beginn ihrer „Tempest“-Trilogie.

Dass zur Abwechslung mal wieder aus der Sicht eines männlichen Protagonisten erzählt wurde, fand ich angenehm. Jackson macht auch eine schöne Charakterentwicklung vom anfangs etwas leichtsinnigen und planlosen Teenager zum ehrlich liebenden jungen Mann, der für seine Holly alles tun würde. Auch die Nebencharaktere wissen zu überzeugen.

Die Geschichte hat ein hohes Tempo und so kann Langeweile wirklich nicht aufkommen, obwohl es fast 500 Seiten sind. Gleichzeitig ist dies auch ein kleiner Kritikpunkt, manchmal geht es alles fast ein bisschen zu schnell und es wird so wild hin und her gesprungen, dass man fast den Überblick verlieren könnte. Ohne die über fast jedem neuen Kapitel befindliche Zeitangabe wäre man ziemlich aufgeschmissen.

Es fehlt im Buch auch nicht an berührenden Momenten, speziell wenn Jackson seine mit 14 verstorbene Zwillingsschwester Courtney aufsucht. Immer mehr Geheimnisse kommen zu Tage, eine große Verschwörung bahnt sich an und der eigentliche Schwerpunkt, nämlich die Rettung Hollys, gerät dabei ein wenig ins Hintertreffen. Gerade die ganzen neuen Entwicklungen und Andeutungen machen eine Fortsetzung schon sinnvoll, obwohl der Roman mit seinem Ende, was vielleicht nicht jedem gefallen mag, durchaus auch allein stehen könnte.

Insgesamt bietet der Zeitreiseroman eine interessante Mischung aus Aktion, Familiengeheimnissen, Agententätigkeit und natürlich einer bedingungslosen Liebe, die flüssig zu lesen ist und durchgängig für gute Unterhaltung sorgt.

Bewertung vom 24.10.2012
Roth, Veronica

Die Bestimmung / Die Bestimmung Trilogie Bd.1


sehr gut

Eine Welt in vielleicht gar nicht so ferner Zukunft. Die Menschen sind in Fraktionen unterteilt. Da gibt es die Altruan (die Selbstlosen), die Candor (die Freimütigen), die Ken (die Wissenden), die Amite (die Friedfertigen) sowie die Ferox (die Furchtlosen). Beatrix gehört zu denjenigen, die sich nunmehr mit Erreichen des 16. Lebensjahres, festlegen müssen, in welcher Fraktion sie fortan leben möchten. Dabei gilt die Maxime „Fraktion vor Blut“.

Sie ist hin- und hergerissen und ein Test bringt die Bestätigung. Sie trägt die Eigenschaften mehrerer Fraktionen in sich und ist daher eine Unbestimmte, die als gefährlich eingestuft werden. Daher gilt es, dieses Geheimnis um jeden Preis zu wahren. Als sich Tris, wie sie sich nunmehr nennt, gegen ihre Familie bei den Altruan und für die mutigen Ferox entscheidet, ahnt sie nicht, dass ihr ein unerbittlicher Kampf bevorsteht.

Meine Meinung:

Mit großen Erwartungen habe ich mich auf den Auftaktband von Veronica Roth's Dystopie gestürzt, die allerdings nicht zu hundert Prozent erfüllt wurden. Faszinierend finde ich diese Welt der Fraktionen ja schon, vor allem, weil es so schwer vorstellbar ist, wie ein Mensch sich so genau zuordnen lassen kann. Eigentlich müssten es doch irgendwie alles Unbestimmte sein, wo bliebe sonst die Individualität? Hier fehlt mir auch ein wenig Hintergrundwissen, wie es überhaupt dazu kam, dass diese Welt, so wie sie ist, entstand. Auch übertritt wohl keiner je die Stadtgrenze. Was ist dahinter, da muss es doch noch mehr geben, aber sicher geben darüber die Folgebände Auskunft.

Da sich aus Tris' Sicht fast alles ausschließlich um die Altruan bzw. die Ferox dreht, hatte ich anfangs ein wenig Schwierigkeiten die anderen Fraktionen auseinanderzuhalten bzw. ihre Eigenschaften richtig zuzuordnen. Wenn man bedenkt, dass das Buch eigentlich für Jugendliche ausgelegt ist, hätte auf die eine oder andere Darstellung von roher Gewalt unter den Initianten durchaus verzichtet werden können. Trotz allem ist das Buch überaus packend beschrieben und gipfelt schließlich in einem atemberaubenden Showdown, der allerdings für meinen Geschmack ein wenig zu viele Opfer forderte. Personen, von denen ich gern noch weiterhin gelesen hätte.

Die Entwicklung der zarten Gefühle zwischen Tris und ihrem Ausbilder Four fand ich ganz reizend und an keiner Stelle in Kitsch ausartend. Einen sehr guten Gesamteindruck hinterlassend, macht „Die Bestimmung“ auf jeden Fall Lust auf die Fortsetzung der Trilogie, denn Potential für weitere spannende Abenteuer bietet die Geschichte allemal.

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Bewertung vom 16.10.2012
Winner, Jonas

Der Architekt


gut

Der Berliner Stararchitekt Julian Götz wird des brutalen Mordes an seiner Frau und seinen beiden kleinen Töchtern angeklagt. Alle Indizien weisen auf ihn als Einzeltäter. Auf den Prozess aufmerksam wird der durch mehrere Misserfolge frustrierte Drehbuchautor Ben Lindenberger. Er beschließt ein Buch über den Fall Götz zu schreiben und bekommt wider Erwarten die Unterstützung des Angeklagten und seiner Familie. Zunehmend gerät er jedoch in einen Strudel aus Lügen, Intrigen und Geheimnissen. Hat er das Heft noch in der Hand oder wird er selbst zum Spielball seiner Begierden?

Meine Meinung:

Der erste Roman des durch seinen siebenteiligen Fortsetzungsthriller „Berlin Gothic“ im Netz bereits bekannten Jonas Winner ist ohne Frage ein raffiniert strukturiertes Psychopuzzle, dass durch seinen Aufbau ständig zum Weiterlesen auffordert und deshalb auch kaum Längen aufweist.

Dennoch hatte ich meine Schwierigkeiten damit. Es gibt zwei Handlungsstränge, die kontinuierlich aufeinander zulaufen. Einmal der bei der Inhaltsbeschreibung bereits erwähnte um den Drehbuchautor Ben und dann einen, in dem eine gewisse Mia sich nichts ahnend auf ein Abenteuer einlässt und schließlich als Sklavin endet. Diese zweite Handlungsebene ist allerdings so unklar und verschwommen beschrieben, dass man sich schlicht keinen Reim drauf machen kann, was da eigentlich abgeht. Auch erfolgt die Auflösung, was beides miteinander zu tun hat, sehr spät.

Die Hauptfigur Ben selbst ist mir auch bis zum Schluss sehr fremd geblieben und ich frage mich, worin seine Attraktivität bestand, dass sich gleich zwei außergewöhnlich schöne Frauen veranlasst sahen, sich mit ihm einlassen zu wollen. Seine Gedankenwelt wird zunehmend wirr, was es schwer macht zu entscheiden, was nun Realität und was Einbildung ist. Aber gut, das war ja der Sinn und das Ergebnis seiner Handlungsweisen.

Am Ende blieben für mich viel zu viele Fragen offen und der Knackpunkt der Geschichte, nämlich inwieweit eine Umgebung einen Menschen beeinflussen und verändern kann, konnte von mir nicht wirklich nachvollzogen werden. Sehr wahrscheinlich fehlt mir hier einfach das, was ein Architekt im Überfluss besitzen muss, nämlich ein ungeheures Vorstellungs- und Einfühlungsvermögen.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.