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Raumzeitreisender
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Buchwurm, der sich durch den multidimensionalen Wissenschafts- und Literaturkosmos frisst

Bewertungen

Insgesamt 760 Bewertungen
Bewertung vom 27.01.2018
Brown, Dan

Origin / Robert Langdon Bd.5


sehr gut

Das Alpha und das Omega

Dan Brown behandelt in Origin, wie schon der Titel andeutet, elementare Fragen der Menschheit, dazu zählen die Fragen nach deren Ursprung (Woher kommen wir?) und deren Ziel (Wohin gehen wir?). Die Antworten rütteln am Selbstverständnis des Menschseins und versetzen die Vertreter der Religionen in Aufruhr. Im Kern geht es um das Spannungsfeld Naturwissenschaft versus Religion.

Origin ist nicht der typische Thriller mit pausenlosen Verfolgungsjagden und permanenter Lebensgefahr. Dafür ist Origin philosophischer als seine Vorgänger. Es entsteht der Eindruck, dass der Autor selbst einen Reifungsprozess durchgemacht hat und sich auf den Kern des Menschseins fokussiert. Wie im Roman fiktiv dargestellt, würden sich auch in der realen Welt viele Millionen Menschen von den Antworten fesseln lassen.

Robert Langdon, bekannter Professor für Symbologie, wirkt, wie auch schon in früheren Romanen, ein wenig farblos. Charakterstudien gehören nicht zu den Stärken von Autor Brown. Diese Schwäche wird durch Ausflüge in Wissenschaft, Religion und Kunstgeschichte ausgeglichen. Origin ist mehr als ein Thriller. Ausführliche Beschreibungen der Schauplätze und Hintergründe gehören bei Brown einfach dazu.

Das spanische Königshaus erscheint absurd und unglaubwürdig. Was ist Thronfolger Julián für ein Mensch? Gut das es da die vielen Sicherheitskräfte gibt, die echt wirken und durch den Autor in den Vordergrund gerückt wurden. Mein Highlight in Origin ist aber Edmond Kirschs Vertreter der Künstlichen Intelligenz Winston. Er wirkt beruhigend, ist humorvoll, ja er hat menschliche Züge. Sein Einsatz lässt manchen Protagonisten verblassen.

Es geht in Origin weniger darum Codes unter Zeitdruck und Lebensgefahr zu knacken, obwohl auch das notwendig wird, sondern der Spannungsbogen wird durch die Erwartung auf die Antworten auf die Urfragen der Menschheit aufrecht erhalten. Und das Besondere besteht darin, dass diese Antworten nicht nur theoretisch reflektiert werden, sondern der Roman als ein Ausblick auf diese Antworten verstanden werden kann.

Bewertung vom 20.01.2018
Frie, Ewald

Die Geschichte der Welt


sehr gut

Die Eroberung der Welt

„Es gibt nicht die eine für alle Menschen geltende Geschichte des Fortschritts oder der Modernisierung.“ (452) Das ist zweifelsohne richtig. Daher erzählt der Historiker Ewald Frie die Weltgeschichte nicht aus der gewohnten europäischen Sicht, sondern punktuell aus Sicht verschiedener Metropolen und Kulturen. Bei dieser Betrachtung kommt Europa nicht gut weg. Kritik am Imperialismus und an der Kolonialisierung der Welt ist mehr als berechtigt.

Das Buch gliedert sich in 20 Kapitel, in denen 20 Geschichten über die Entwicklung der Menschheit erzählt werden. Die Handlungsorte verteilen sich auf den gesamten Globus, der zeitliche Rahmen deckt die gesamte Menschheitsgeschichte ab, wobei der Autor betont, dass es von vielen Kulturen keine Überlieferungen gibt. Es gibt Verbindungen zwischen den einzelnen Geschichten und Parallelen im menschlichen Verhalten werden erkennbar.

So wie James Cook im ersten Kapitel die Welt entdeckt, entdecken die Leser ungewohnte Perspektiven auf die Weltgeschichte. Ob die Intellektuellen Europas fremde Kulturen als prinzipiell gleichwertig wahrgenommen haben (29), erscheint im Hinblick auf die realen Eroberungsfeldzüge und Religionskriege zweifelhaft. Dennoch ist die Geschichte der Menschheit nicht nur eine Geschichte der Konfrontation, sondern auch der Kooperation.

Der Autor stellt hoch entwickelte Kulturen vor, die in üblichen Geschichtsbüchern nicht erwähnt werden. Das gilt z.B. für Chang'an in China, das Moche-Tal in Südamerika oder für Kilwa in Ostafrika. Afrikanische Geschäftsleute waren harte Verhandlungspartner, wie der Autor deutlich macht. (240) Dennoch haben sie mittelfristig gegenüber europäischen Eroberern kapituliert. Parallelen sind bei den Azteken und Inkas erkennbar, die sich trotz personeller Überlegenheit nicht gegen die Spanier wehren konnten.

Das Buch ist leicht verständlich, macht die Leser neugierig und eröffnet neue Perspektiven. Im Hinblick auf die Eroberungsgeschichte der Menschheit wundert es, dass 1972 die interplanetarische Sonde Pionier 10 ins All geschossen wurde mit Informationen über unser Sonnensystem und über die Menschheit. Glaubt wirklich jemand, dass uns Außerirdische wohl gesonnen wären? Müsste nicht eher erwartet werden, dass sich die Kolonialisierung in interstellarer Dimension wiederholt?

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.01.2018
Høeg, Peter

Fräulein Smillas Gespür für Schnee


gut

Eiskalter Krimi

Smilla Qaavigaaq Jaspersen, geboren in Qaanaaq, Nordgrönland, 37 Jahre alt, ist die Tochter einer grönländischen Robbenfängerin und eines dänischen Arztes. Sie ist in Grönland und Dänemark aufgewachsen und lebt als Wissenschaftlerin in Kopenhagen. Ihre besondere Vorliebe gehört dem Schnee in allen seinen Ausprägungen. Daher hat sie an mehreren Expeditionen nach Grönland teilgenommen. Ihre Erfahrungen mit dem Schnee bilden, wie schon der Titel andeutet, den Kern des Buches.

Smilla ist sozial auffällig und der Polizei bekannt. Ihre Eltern sind geschieden und ihre Mutter früh gestorben. Sie gilt als unangepasst und ruppig, wurde mehrfach von Schulen verwiesen, ist politisch aktiv und wurde mehrfach inhaftiert. Ihre sensiblen Seiten werden deutlich beim Umgang mit dem Jungen Jesaja. Als dieser vom Dach eines Lagerhauses stürzt und tödlich verletzt wird, macht sie es sich zur Aufgabe, den Fall aufzuklären. Sie glaubt der Staatsanwaltschaft nicht, dass es sich um einen Unfall gehandelt haben soll.

Damit ist der Rahmen abgesteckt für einen Kriminalroman mit psychologischer Tiefe und grotesken Zügen. Ich-Erzählerin Smilla verfolgt hartnäckig alle Spuren, die der Aufklärung des Falles dienen können, gibt Einblick in ihre eigene Vergangenheit, in wissenschaftliche Themen und ihre besonderen Vorlieben. Ihr facettenreiches Leben und ihre nonkonformistische Art geben dem Roman die notwendige Würze. Smillas Verhalten ist grenzwertig und gleitet über ins Psychopatische.

So wie Smilla verschiedene Seiten ihrer Persönlichkeit zeigt und einer differenzierten Betrachtung bedarf, gilt das gleiche für die Handlungen im Roman selbst. Der phasenweise spannende Roman wirkt auch überzeichnet und konfus. Manche Abschnitte muss man mehrmals lesen, um jeweilige Sprünge nachvollziehen zu können. Neben psychologischer Tiefe besitzt der Roman unrealistische Elemente. Das gilt besonders für die Ereignisse auf der Kronos, wo sich der Leser ständig fragt, wer welche Motivation hat. Die Geschichte zieht sich in die Länge und das Ende bleibt irgendwie im Eis stecken.

Bewertung vom 09.01.2018
Schulte-Markwort, Michael

Kindersorgen


sehr gut

„Kindersorgen“ ist „kein kinder- und jugendpsychiatrisches Lehrbuch für Eltern, weil ich mich auf die Kindersicht und deren Verständnis und Deutung beschränke.“ (22) Michael Schulte-Markwort, Professor für Jugendpsychiatrie, grenzt im Vorwort ab, was seine Zielsetzung ist. Im Fokus steht die Erlebniswelt der Kinder.

Der Hauptteil des Buches besteht aus zwanzig Kapiteln, in denen jeweils ein Problemfeld anhand von Fallbeispielen und weitergehenden Erläuterungen behandelt wird. Insofern ist der Einstieg je nach Interessenlage in jedem Kapitel möglich. Die Erläuterungen sind verständlich. Das Buch sensibilisiert Erwachsene für Probleme der Kinder. Es ersetzt keine Psychotherapie.

Gleich im ersten Kapitel, in dem es um Aggressionen geht, erläutert Schulte-Markwort anhand des syrischen Flüchtlings Ahmed, in welcher psychischen Verfassung sich Jugendliche befinden, die einen Kriegsschauplatz verlassen und allein nach Westeuropa fliehen. Beides zusammen führt zu Traumatisierungen, die behandelt werden müssen.

Eine Ursache von Aggressionen kann Angst sein. Sie kommt aber auch in anderen Zusammenhängen vor. Letztlich ist aus dem Blickwinkel der Evolution Angst notwendig, um zu überleben. Der Autor erläutert, was Angststörungen sind, wie sie sich auswirken und welche Gegenmaßnahmen geboten sind.

In weiteren Kapiteln geht es um Depressionen, Tics, Schlafstörungen, Mobbing, Drogen, Magersucht und Pubertät, um nur Beispiele zu benennen. Der Aufbau der Kapitel ist wohl strukturiert. In die Erläuterungen fließen Märchen ein, die tiefenpsychologisch interpretiert, viel Aussagekraft besitzen und deutlich machen, dass die Probleme so alt sind, wie die Menschheit selbst.

Der Autor ist ein erfahrener Jugendpsychiater, er kennt aber auch seine persönlichen Grenzen, die er in die Erläuterungen einfließen lässt. Auch gibt es Problembereiche, die eine mehrjährige Therapie erfordern und gegen den Willen der Betroffenen nicht gelöst werden können.

Schulte-Markwort nimmt Kinder ernst. Er deckt in diesem Buch eine große Bandbreite ab und räumt mit Mythen auf wie z.B. „Ein Indianer kennt keinen Schmerz“. Nach eigener Aussage möchte er „Eltern darin unterstützen, ihr Kind und sich selbst besser zu verstehen.“ (314). Das ist ihm mit diesem Buch auch gelungen.

Bewertung vom 05.01.2018
Eschbach, Andreas

Eine Billion Dollar


sehr gut

Kann Geld die Zukunft der Menschheit retten?

Welche Möglichkeiten die Welt zu verändern hat ein in Wirtschaftsfragen unerfahrener Mensch, wenn er unerwartet ein riesiges Vermögen erbt? In dieser Situation befindet sich der New Yorker Pizza-Bote John Salvatore Fontanelli. Er erbt im Jahre 1995 aufgrund eines 500 Jahre alten Testaments die unglaubliche Summe von einer Billion Dollar. Das Erbe ist mit einer Prophezeiung verknüpft. Fontanelli solle der Menschheit die verlorene Zukunft wiedergeben.

Andreas Eschbach erweist sich als kreativer Autor, der nicht nur in der Lage ist, originelle Ideen zu entwickeln, sondern es auch versteht, diese in einen realitätsnahen Handlungsrahmen einzubetten. Dabei glänzt er mit Fachwissen zu Wirtschafts- und Finanzfragen. Insofern handelt es sich nicht nur um einen spannenden, sondern auch um einen lehrreichen Roman. Eschbach konstruiert eine fiktive Welt, in der reale Personen und Firmen vorkommen.

„Kein Staat und keine Gesellschaft hat ein Interesse an einer finanziell unabhängigen Bevölkerung.“ (311) „Im wirklichen Leben zählen nur Nahrungsmittel und Energie.“ (348) „Man droht nicht. Man sorgt nur dafür, dass dem anderen klar ist, was man tun könnte, und dann sagt man, was man von ihm will. Das genügt schon.“ (349) Der Roman ist mit Weisheiten gespickt. Die Leser lernen einiges über die Wirtschafts- und Finanzwelt, über Machtstrukturen und über die Motivation der Wirtschaftsführer.

Eschbach skizziert ausführlich die Veränderungen im persönlichen Umfeld Fontanellis, die der Reichtum mit sich bringt und betont charakterliche und gesellschaftliche Gegensätze. Das gilt im privaten Umfeld für die Beziehungen zur Familie und zu ehemaligen Freunden und im geschäftlichen Umfeld für das Verhältnis zu seinem dynamischen Geschäftsführer Malcom McCaine. Fontanellis Erfahrungen in den Armenvierteln von Mexico City öffnen ihm die Augen.

Protagonist Fontanelli wirkt gegenüber dem energiegeladenen McCaine und auch gegenüber den prinzipientreuen Rechtsanwälten der Familie Vacchi farb- und kraftlos. Er ist ein Getriebener, der große Mühe hat, seinen eigenen Weg zu finden. Wie kann die Zukunft für die Menschheit aussehen? Lässt sich diese berechnen? Aufschlussreich sind die Computersimulationen von Professor Collins. (649) Im Roman werden nicht alle Fragen beantwortet. Das kann den Leser ärgern oder auch als Hinweis auf eine offene Zukunft interpretiert werden.

Bewertung vom 04.01.2018
Law, Stephen

Philosophie - Abenteuer Denken


ausgezeichnet

Die Entscheidung liegt bei dir

Seit dem Erfolg von „Sofies Welt“ Anfang der 1990er Jahre haben leicht verständliche Bücher über philosophische Themen Hochkonjunktur. „Philosophie – Abenteuer Denken“ von dem englischen Philosophiedozenten Stephen Law ist ein solches Buch. Es ist thematisch und stilistisch so aufgebaut, dass insbesondere jugendliche Leserinnen und Leser angesprochen werden.

Während Jostein Gaarder sich ausführlich mit der Geschichte der Philosophie auseinandergesetzt hat, stehen bei Stephen Law zeitlose philosophische Fragen im Mittelpunkt, die er in einem aktuellen Kontext behandelt. So kommt im Hinblick auf die Computersimulation „Matrix“ das Thema „Realität“ nicht zu kurz. Hierzu gehören die Kapitel „Was ist real?“ und „Woher wissen wir, dass die Welt nicht virtuell ist?“, in denen zahlreiche spannende Gedankenexperimente beschrieben werden.

Die Phänomene „Ich“, „Geist“, „Moral“ und „Gott“ untersucht Law mit dem Ziel, die unterschiedlichen philosophischen Standpunkte zu verdeutlichen. Er baut Argumentationsketten auf, stellt diese gegenüber und möchte nach eigenem Verständnis dazu anregen, sich eine eigene Meinung zu bilden. Diesem Anspruch wird er gerecht.

Bewertung vom 03.01.2018
Watzlawick, Paul; Beavin, Janet H.; Jackson, Don D.

Menschliche Kommunikation


ausgezeichnet

„Man kann nicht nicht kommunizieren“

Mit diesem Buch leistet Paul Watzlawick einen Beitrag zur kommunikationstheoretischen Forschung. In der Einleitung wird seine Motivation deutlich: „… offensichtlich ist, dass der Mensch von den ersten Tagen seines Lebens an die Regeln der Kommunikation zu erlernen beginnt, obwohl diese Regeln selbst, … ,ihm kaum jemals bewusst werden.“ Watzlawick definiert fünf pragmatische Axiome der Kommunikation. Er sucht bewusst den Bezug zur Mathematik, wenngleich einleuchtend ist, dass die Strenge der Mathematik in der Kommunikation nicht gelten kann. Daher spricht Watzlawick auch von „versuchsweise getroffenen Formulierungen“.

Im dritten Kapitel behandelt Watzlawick Störungen der menschlichen Kommunikation im Hinblick auf die fünf zugrunde liegenden Axiome. Er erläutert Beispiele aus Therapiesitzungen. So sind z.B. Eskalationen in symmetrischen Beziehungen möglich, weil Gleichheit subjektiv anders wahrgenommen wird. Hoimar von Ditfurth hat einst in „So lasst uns denn ein Apfelbäumchen pflanzen“ die Rüstungsspirale auf diese Weise erklärt. Ein ununterbrochener Austausch von Mitteilungen kann zu selbsterfüllenden Prophezeiungen führen. Sobald ein bestimmtes Verhalten vom Gesprächspartner erwartet wird, erzwingt man durch eigenes Verhalten genau dieses Verhalten.

Ein Highlight bei Watzlawick ist die paradoxe Kommunikation im sechsten Kapitel. Hierzu gehören z.B. die „Sei spontan! - Paradoxie“ oder die „unerwartete Schulprüfung des Schulleiters“. Das Widersprüchliche ist bei Watzlawick oft schon in den Buchtiteln vorhanden. Er strukturiert Paradoxa und erläutert deren Grundlagen. Wer sich umfassend über Paradoxa und Gödels Unvollständigkeitssätze informieren will, greift auf „Gödel Escher Bach“ zurück, ein Buch aus dem Jahre 1979.

„Menschliche Kommunikation“ ist mehr ein wissenschaftliches und weniger ein unterhaltsames Werk wie z.B. „Anleitung zum Unglücklichsein“ oder „Vom Unsinn des Sinns oder Vom Sinn des Unsinns“. Das Buch stammt aus dem Jahr 1969, wurde viel kritisiert, aber auch sehr oft zitiert. Es handelt sich um ein Basiswerk, auf dessen Inhalt Watzlawick in anderen Büchern Bezug nimmt. In einer Besprechung kann nur ein kleiner Eindruck von diesem umfassenden Buch vermittelt werden. An Paul Watzlawick kommt nicht vorbei, wer sich mit Kommunikationswissenschaft beschäftigt. Man kennt ihn, man schätzt ihn, man zitiert ihn.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.01.2018
Watzlawick, Paul

Wie wirklich ist die Wirklichkeit?


ausgezeichnet

Kommunikationsforschung und subjektive Wirklichkeiten

Bei diesem Buch handelt es sich um einen Klassiker zum Thema Konstruktivismus. Watzlawicks These: Wirklichkeit ist nicht objektiv, sondern wird von Subjekten interpretiert. In diesem Sinne gibt es nicht „die“ Wirklichkeit, sondern so viele Wirklichkeiten, wie es Subjekte gibt.

Das Buch gliedert sich in drei Teile. Im ersten Teil geht es um Kommunikationsstörungen, die es selbst bei Bienen unterschiedlicher Herkunft gibt. Echte Konfusion entsteht bei Paradoxien, da die Verwirrung systemimmanent ist und nicht beseitigt werden kann. Paradoxa gehören zu Watzlawicks Lieblingsthemen, wie man nicht nur seinen Büchern, sondern oft schon den Titeln seiner Bücher entnehmen kann.

Im zweiten Teil stellt Watzlawick Experimente und Fallbeispiele vor, in denen es um die Beeinflussung der zwischenmenschlichen Wirklichkeit geht. Die Experimente unterstreichen, dass Menschen dazu neigen, eine Ordnung im Ablauf von Geschehnissen zu suchen, um anschließend aufgrund selektiver Wahrnehmung diese Ordnung stets bestätigt zu sehen.

Schwierig wird es, wenn es an Verständigungsmöglichkeiten mangelt. Das ist Thema des dritten Teils des Buchs. Watzlawick beschreibt hierzu Versuche mit Affen und Delphinen. Da die Erlebniswelten sich extrem unterscheiden, stößt man hier an Grenzen der Kommunikationsmöglichkeiten. Ausführlich beschäftigt sich der Autor mit der Frage, wie man mit Außerirdischen kommunizieren könnte.

Paul Watzlawick wird seiner Ankündigung im Vorwort gerecht und schreibt unterhaltsam und humorvoll. Er legt eine große Anzahl an Beispielen vor, um gemeinsame Strukturen herauszuarbeiten. Watzlawick entlarvt den Glauben, dass die eigene Sicht der Wirklichkeit die Wirklichkeit schlechthin bedeute, als gefährliche Wahnidee. Damit handelt es sich um ein Aufklärungsbuch für alle Menschen, die immer schnell eine Erklärung parat haben.

Bewertung vom 24.12.2017
Bergmann, Emanuel

Der Trick


gut

Lebensgeschichten voller magischer Momente

Kurz nach dem Ersten Weltkrieg, im Jahre 1919, wird Mosche Goldenhirsch in Prag geboren. Er ist der Sohn des Rabbiners Laibl Goldenhirsch und seiner Ehefrau Rifka. Familiäre Konflikte führen dazu, dass er im Alter von 15 Jahren von zu Hause abhaut und sich einem Zirkus anschließt. Dort lernt er nicht nur den Zauberer Halbmondmann kennen, sondern auch dessen Assistentin Julia Klein.

Der zehnjährige Max Cohn, geboren 1997, wohnt in Los Angeles. Seine Eltern leben in Streit und wollen sich trennen. Max möchte die Scheidung mit allen Mitteln verhindern und hofft auf Hilfe des großen Magiers Zabbatini, der auf einer alten Schallplatte einen Liebeszauber beschwört. Er begibt sich auf die Suche nach Zabbatini, der seine besten Zeiten hinter sich hat und im Jahre 2007 ein abgehalfteter mürrischer alter Mann ist.

Autor Emanuel Bergmann erzählt parallel zwei Geschichten, deren Handlungsfäden konvergieren und zunehmend miteinander verwoben werden. Im Schnittpunkt der Erzählungen agiert der große Magier Zabbatini. Die Verbindungen der Protagonisten miteinander werden m.E. zu früh aufgedeckt. Das raubt dem Roman ein wenig der sich entwickelnden Spannung. Dennoch hat der Autor weitere Überraschungen parat.

Der Roman handelt von einem Magier und ist auch selbst voller Magie. Es ist eine Art von Magie, die eher Kinder und Jugendliche anspricht und weniger Erwachsene. Der Zufall spielt eine große Rolle, was dazu führt, dass manche Stellen naiv konstruiert wirken. Dennoch behandelt Autor Bergmann eine Bandbreite an Themen, die neben gesellschaftlichen Entwicklungen und Beziehungsproblemen auch die NS-Zeit umfasst.