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jam

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Insgesamt 502 Bewertungen
Bewertung vom 09.06.2020
Junge, Miriam

Kleine Schritte mit großer Wirkung


ausgezeichnet

„Wir alle streben nach Zufriedenheit und Glück im Leben. Manchmal stehen wir uns dabei selbst im Weg.“
Seite 153

Wie wir uns mit kleinen Veränderungen selbst ein wenig aus der Bahn gehen und unsere Ziele verfolgen können, zeigt uns dieses Buch.
Aber Miriam Junge beginnt mit weitaus wichtigeren Fragen: Was ist dir wichtig, was möchtest du überhaupt verändern und warum? Sind es wirklich DEINE Ziele, oder möchte man zB abnehmen, weil man glaubt, dass andere einen dann lieber haben, ansehnlicher finden?
Sie erklärt anschaulich, warum Gewohnheiten an sich nichts Schlechtes sind und wie man unliebsame mit kleinen Schritten loswerden kann. Denn jede Reise beginnt mit dem ersten Schritt und so kann man auch große Ziele angehen, in dem man mit kleinen Kurskorrekturen beginnt. Sie beantwortet auch die Frage, warum man damit langfristig wohl erfolgreicher sein wird, als mit einem überwältigend großen, an dessen Erreichung man verzweifelt.
Immer wieder stellt sie dem Leser kleine Aufgaben, die jeder für sich individuell erfüllen kann. Und an denen man sieht, dass es oft wirklich Mini-Gewohnheiten sind, die den Unterschied machen.

Für mich war es ein durchaus hilfreiches Buch, in dem leicht verständlich viele interessante Aspekte wie Glaubenssätze, Achtsamkeit, die Macht der Wiederholung oder auch Belohnungen angesprochen werden. Und dabei muss es nicht immer das sprichwörtliche Löffelchen voll Zucker sein. Manche Themen kannte ich und habe bereits ausführlicher darüber gelesen, manches war mir neu.
Ergänzt wird das Buch immer wieder mit hilfreichen Listen, Vorschlägen, wie man sich Ruhe schaffen kann, wie man sich mit Kleinigkeiten belohnen kann.

Miriam Junge bittet oft darum, sich auch Notizen zu den erwünschten Zielen und erreichten Erfolgen zu machen. Ich habs so gar nicht mit Listen, meist beginne ich sie gar nicht und wenn, liegen sie nach kurzer Zeit unbeachtet wo herum. Aber der Grundgedanke blieb und jetzt, nachdem ein wenig Zeit verstrichen ist, seit ich die letzte Seite umgeblättert habe, merke ich, dass ich ein kleines, angenehmes Morgenritual entwickelt habe, das ich in kleinen Schritten erweitere.

Gesammelt ergibt „Kleine Schritte mit großer Wirkung“ einen bunten Strauß voller Möglichkeiten und Gedankenansätzen, aus dem man sich die für sich passenden rausnehmen kann.

Bewertung vom 26.05.2020
Fülscher, Susanne

Limonensommer


sehr gut

„Schwört ihr?“ (…)
„Was?“ (…)
„Dass wir immer beste Freundinnen bleiben“, fuhr Judith fort. (…)
Es klang zwar wie ein Spaß, aber Judith meinte es ernst. Ein Leben ohne Katharina und Lene – unvorstellbar!
(Seite 6)

1989 unvorstellbar, aber 20 Jahre später Realität. Aus dem einstigen Kleeblatt sind drei sehr unterschiedliche Frauen geworden, die keinen Kontakt mehr zueinander haben. In Zeitsprüngen und in der Gegenwart erfahren wir aus wechselnden Perspektiven, wie es zu diesem Zerwürfnis kam. Und was aus den drei Mädchen, die 1991 unbedingt Schauspielerinnen werden wollten, geworden ist.

Alle drei talentiert, doch wie man im Verlauf der Geschichte merkt, mit sehr unterschiedlichen Eigenschaften. Zu Beginn scheinen sie fast ident, doch man merkt immer mehr, wie sehr die dominante Katharina die Gruppe beherrscht und ihre Träume zu denen der anderen werden.
Doch das Leben hat anders entschieden, Lene hat einen wunderbaren Job gefunden, der ihrer ruhigen Art, aus dem Hintergrund zu wirken, gerecht wird. Katharina ist, wie sie selbst sagt, beruflich unter ihren intellektuellen Möglichkeiten geblieben – und man hat das Gefühl, dasselbe denkt sie auch bei ihrer Partnerwahl.
Einzig Judith hat es geschafft, sie ist Schauspielerin geworden, hat gerade für eine ganze Serie unterschrieben – und noch immer das Gefühl, nicht zu „reichen“, nicht schön, fleißig, talentiert genug zu sein. Nach dem Tod ihrer Mutter beginnt sie nachzudenken, über früher, über die verlorene Freundschaft. Mit Hilfe ihrer Tochter macht sie sich auf die Suche nach ihren Freundinnen von damals. Erst mal nach Lene, mit der das Zerwürfnis nicht ganz so groß war.
Zwischen Judith und Katharina scheint es mehr zu klären zu geben, der Auslöser dafür: Robert. Meine Achillesferse in der Geschichte, denn Robert ist ein Kaliber von Mann, den ich nachgeschmissen nicht nehmen würde. Ich fand ihn so dermaßen unsympathisch, dass ich die um ihn entfachte Rivalität absolut nicht nachvollziehen konnte. Auch er ist mit dem Alter reifer, gesetzter und genügsamer geworden, aber richtig warm wurde ich bis zuletzt nicht mit ihm.

Verspricht das Cover und der Titel eine sommerlich-zitronig-frische Geschichte, so war es für mich eher ein verregneter Herbsttag einen Großteil des Buches lang, so einer zum melancholisch unter die Decke kuscheln und Tee trinken. Hautnah erleben wir, was die Mädchen auseinandertrieb, welche Schicksalsschläge sie einstecken mussten. Und das stimmte mich doch sehr traurig, vor allem, dass sie in all der Zeit nie versucht haben, ein klärendes Gespräch zu führen.
Letzten Endes landen wir aber im Sommer Italiens und es ist wieder eine traurige Gelegenheit, die sie dann doch noch zusammenführt. Und auch bei den Charakteren wendet sich das Blatt, denn wenn man die Details kennt, versteht man (bis zu einem gewissen Grad) auch Katharina und ihr oft oberflächliches und überhebliches Gehabe.
Susanne Fülscher versteht ihr Handwerk, ihre Worte fließen nur so dahin, manchmal mit schönen Strudeln aus tiefsinnigen Sätzen durchzogen. Leider konnten in diesem Buch die Protagonisten nicht ganz mithalten – aber ich werde sicher wieder mal zu einem ihrer Bücher greifen!

Fazit: Eine nachdenklich stimmende Geschichte über verlorene Freunde, vergangene Sommer, verstrichene Gelegenheiten und Konflikten, die so lange nicht angesprochen wurden, bis es (fast) zu spät ist.

Bewertung vom 20.05.2020
Mai, Pauline

Das Glück ist lavendelblau


ausgezeichnet

„Das Innere des Hauses war erfüllt vom Duft des Lavendels: Überall hingen getrocknete Bünde an den Zimmerdecken und vermischten sich mit dem intensiven Holzgeruch.“
Prolog

Penelope, kurz Pepe, steckt mitten in einer Krise, mit ihrem Freund Oskar gibt es nur Streit und ihren Job hat sie hingeschmissen. Da erfährt sie, dass ihre geliebte Großmutter einen Unfall hatte und im Krankenhaus liegt. Für Pepe gibt es kein halten, sie packt ihre Koffer und reist in die Provence, um sich um ihre Großmutter Mamie und deren Pensionsgäste zu kümmern. Und findet dabei wieder zurück zur Liebe –zu der Gegend, in der sie ihre Kindheit verbracht hat, zum Backen und letzten Endes auch wieder zu einem Mann…

„Das Glück ist lavendelblau“… und das Leben voller Farben und Schattierungen. Und von denen hat uns Pauline Mai jede Menge in dieses Wohlfühlbuch gepackt! Was auf der ersten Seite nach einer locker-leichten Liebesgeschichte aussieht, hat doch so viel mehr in sich. Da werden psychische Probleme ebenso wie alte Familienstreitigkeiten und historische Ungerechtigkeiten in die Handlung mitverwoben – eben genauso, wie auch das Leben ist! Wunderschön, aber nicht immer einfach!
Das macht das Lesen zu einem vielschichtigen Vergnügen, bei dem man nicht nur an der Oberfläche herumdümpelt. Für mich sind die Seiten nur so dahingeflogen, ich habe jede davon genossen! Pauline Mai schreibt sehr lebendig und ihre Protagonisten sind so real, deren Handeln immer nachvollziehbar.

Pepe ist einfach nur entzückend, eine liebenswerte junge Frau, die schon früh Bekanntschaft mit den Härten des Lebens machen musste und dennoch weich geblieben ist. Sie würde für ihre Mamie und ihre Familie alles geben. Gerade damit konnte ich mich gut identifizieren und auch ihre Leidenschaft fürs Backen macht sie so sympathisch!
In der Pension wird sie schnell zum guten Geist, der ihre außergewöhnlichen Gäste versorgt und auch sowas wie Familienanschluss bietet. Denn gerade gibt es nur zwei Pensionsgäste, Henry und seinen Großvater Leo, die die Gegend genießen möchten, aber auch zu Freunden werden. Und die kann Pepe gut gebrauchen!
Denn ihr bester Freund Jonas ist im fernen Berlin und kann sie nur am Telefon unterstützen, wenn sie sich Sorgen um den Gesundheitszustand ihrer Großmutter macht – oder Angst vor einem Zusammentreffen mit ihrem Vater hat…
So wie das Leben hält auch hier die Geschichte die eine oder andere Überraschung parat!

Und über allem liegt der Duft von Lavendel, sah ich die wogenden Felder vor mir und wollte eigentlich nur die Schuhe ausziehen und barfuß durch die lilanen Wolken gehen…

Fazit: Ein Buch wie das Leben – wunderschön, aber nicht immer einfach! Jede Seite lesenswert!

Bewertung vom 13.05.2020
Londer, Renate

Friss oder stirb, Seppl!


sehr gut

„Du willst doch nicht ernsthaft 21,1 Kilometer zu Fuß zurücklegen? Hast du schon vergessen, wie weit du es heute Morgen nicht geschafft hast? Sag mal, willst du mich umbringen, du verrücktes Huhn?“ Sein Ton wird eindringlicher und lauter.



Wer kennt diese Stimme in seinem Inneren nicht? Vom Tier in uns, dem inneren Schweinehund!



Nach einem Schwindelanfall geht die Autorin zum Arzt. Und seine Diagnose treibt ihr die Zornes- und Schamesröte gleichermaßen ins Gesicht. Sie soll zu dick sein, auf dem besten Weg zu einer ernsthaften Erkrankung?!

Nach dem ersten Schock nimmt Renate Londer den Kampf gegen ihr Übergewicht auf – und den mit ihrem inneren Schweinehund – Seppl genannt - , der sich vehement gegen frisches Gemüse und weniger Fertigprodukte wehrt. Zu sehr mag er sein bequemes Dasein auf der Couch mit Chips und Schokolade.

Doch die Autorin lässt sich nicht unterkriegen! Und da gibt es ja auch noch Little Brain, ihr Bauchgefühl, das, mit dem Wissen aus vielen Ratgebern und Ernährungsberatung bestens gerüstet, Seppl (und damit auch dem Leser) die Grundlagen einer gesunden Ernährung erklärt, vor Stolperfallen und versteckten Inhaltsstoffen warnt. Und ihn letzten Endes zu der Erkenntnis bringt, dass er, wenn er ein wenig mitspielt, zwar ein ein wenig „unbequemeres“, dafür aber längeres Leben hat.

„Friss oder stirb, Seppl“ ist locker und frech, die Autorin nimmt auch bei ihrem Seppl kein Blatt vor den Mund. Sie schreibt, wie ihm die Schnauze gewachsen ist und das macht dieses Buch sehr unterhaltsam – auch wenn die Lektionen von Little Brain im Gegensatz dazu manchmal etwas oberlehrerhaft rüberkommen.

Und letzten Endes sind ein paar seiner Botschaften auch bei mir auf fruchtbaren Boden gefallen. Dinge, die eigentlich klar sind, aber trotzdem nicht im Bewusstsein verankert.

Oder wussten Sie, dass das zweite Stück Kuchen genauso gut schmeckt wie das erste und es deshalb keinen Grund gibt, noch eines zu essen?!



War ich anfangs überrascht, weil ich mir einen generelleren Ratgeber zur Zähmung innerer Schweinehunde erwartet habe, so hat mich Frau Londers Erfahrungsbericht dennoch gut unterhalten und auch zum Nachdenken gebracht.

Fazit: Ein locker-lustig geschriebener Erfahrungsbericht/Ernährungsratgeber über des widerspenstigen Schweinehundes Zähmung!

Bewertung vom 13.05.2020
Kruse, Tatjana

Leichen, die auf Kühe starren (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

„Er seufzte. Das hier war also nicht die Stelle, an der sich der Schatz – sein Schatz – befand. Es war nur die Stelle, an der jemand ein verdammt echt aussehendes Halloween-Gruselbein im See entsorgt hat.“
Seite 146

Kitzbühel in der Zwischensaison könnte so friedlich sein, wenn… Tja, wenn da nicht eine Handvoll überdrehter Hinterseer-Fans auftaucht – und gleich danach einige Leichenteile. Ob das was mit den Gangsterbossen zu tun hat, die sich auch gerade in dem Skiort treffen?
Unverhofft landet Leo, das eigenwillige Zimmermädchen, mittendrin im Geschehen.

Mit „Kühe, die auf Leichen starren“ hat Tatjana Kruse genau meinen (schrägen) Geschmack getroffen! Das fängt bei einem himmelblauen, geflügelten Fanbus an, der sich bei Nacht und Nebel verfährt und von einer mysteriösen Dame auf den rechten Weg zurückgebracht wird. Schon bald darauf wird das erste Leichenteil gefunden und ich stand vor einem Rätsel! Das Buch ist so voller schrulligen Personen, dass jeder und keiner dafür verantwortlich sein kann. Und von der Dame mit dem Schrankkoffer, über den arabischen Polygamisten, bis zum bartzwirbelnden Schwimmer sind alle verdächtig – und keiner so, wie es auf den ersten Blick scheint!
Protagonistin Leo ist durch die halbe Welt gereist, hat viel versucht und nichts zu Ende gebracht. Jetzt ist sie wieder in ihrem Heimatort gestrandet und hält sich mit einem Job als Zimmermädchen über Wasser. Dabei stolpert sie über den einen oder anderen Hinweis, wie das halt so ist, wenn man in den Zimmern der Gäste zu stöbern beginnt…
Vor allem als ihr künstlerisch veranlagter Jugendfreund Fröschl auftaucht, hatte ich Schnappatmung vor Lachen! Tatjana Kruse schreibt so humorvoll und kurzweilig, die Seiten fliegen nur so dahin! Und dennoch bleibt der Mordfall spannend, denn manche Spur verläuft im Sand – oder bringt uns auf eine falsche Fährte. Als sich die Lage zuspitzt, werden schon mal Bodyguards verkloppt und Polizisten gebissen, so kommt auch die Spannung nicht zu kurz.
Die Auflösung kommt wie ein Donnerschlag – und was ich besonders daran mochte: Wir kennen den Mörder, wissen das Motiv, und dennoch wird es nicht zu Tode gekaut und jeder Handlungsstrang bis aufs letzte ausformuliert. So kann man auch nach dem Weglegen des Buches noch ein wenig darüber sinnieren!
Und letzten Endes findet sich auch für unsere Leo ein Weg, zwar nicht zur Ruhe aber zu einer Bestimmung zu kommen!

Fazit: Feine Pointen, eine überraschende Geschichte und ein Ende, das zwar die wichtigsten Fragen beantwortet, aber dennoch zum Weitergrübeln einlädt! Top!

Bewertung vom 06.05.2020
Hennig, Tessa

Kann Gelato Sünde sein? (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

„Kann denn Kuchen Sünde sein? Hölle, ich komme“, sagte Emilia theatralisch und nahm daraufhin einen extragroßen Bissen von ihrer Nussecke.
Seite 166

Kann denn Kuchen Sünde sein? - In Piccolo Leone schon!
Aber der Reihe nach:
Emilia hat ihr Leben für die Versicherungsfirma ihres Mannes gegeben – der Lohn? Eine Geliebte, zu der er flüchtete um kurz darauf zu sterben. Und eine Tochter, die ihr vorhält, zu viel gearbeitet zu haben und zu wenig für sie dagewesen zu sein. Ganz hat sie das ihrem verstorbenen Exmann nicht verziehen, und so hadert Emilia mit sich und der Welt. Ihr einziger Lichtblick (und auch ein Einstiegshighlight für den Leser): Die wöchentliche Tortenrunde mit ihren Freundinnen, bei denen einem beim Lesen schon das Wasser im Mund zusammenläuft!
Zu ihrem 60igsten Geburtstag fliegt sie nach Italien, um ihre dort studierende Julia zu überraschen – doch das Überraschungsmoment hat eindeutig Julia auf ihrer Seite!
Denn diese befindet sich nicht wie erwartet an der Uni, sondern mit ihrer Liebe Francesco in Piccolo Leone, um mit ihm seinen Traum vom Agrotourismus zu leben.
Obwohl ich es noch nie so weit in den Süden Italiens geschafft habe, sehe ich dennoch die ganze Landschaft, die Tessa Hennig beschreibt, vor meinem inneren Auge! Man merkt in jeder Zeile, wie sehr sie das Land und die Menschen dort liebt und verliebt sich selbst - in Italien und die facettenreichen Protagonisten, die sie zeichnet!
Denn die sind absolut glaubwürdig: Es ist nur zu verständlich, dass Emilia, die immer auf Sicherheit aus war, von Julias Plänen nicht gerade begeistert ist! Man spürt die Spannung zwischen den beiden, aber auch im Verlauf der Geschichte deren Entwicklung und darf miterleben, wie sie wieder zueinander finden.
Dabei sind die Dialoge intelligent humorvoll geschrieben, die Handlung schreitet flott voran, Klischees werden gezielt gezeichnet und auch mal lustig überspitzt. Gerade dadurch habe ich über manche Themen ein zweites Mal nachgedacht.
Denn in Piccolo Leone herrscht der Gesundheitswahn: Bürgermeister Gasparao hat sich das Ziel gesetzt, dass alle seine Bewohner 85 Jahre alt werden. Und um das zu erreichen, ist ihm jedes Mittel recht. So werden die Senioren mit Gymnastik zwangsbeglückt und leckere Nachspeisen heimlich unter der Ladentheke verkauft.
Da scheint Emilia mit ihren sensationellen Torten wie eine Botin aus der Hölle – und freundet sich ausgerechnet mit dem örtlichen Bestatter an!

Gekrönt wird der Roman mit einem spannender Showdown, bei dem sich auch mein Blickwinkel auf die Protagonisten noch mal ändert!
Ein perfekter Mix aus leichter Unterhaltung mit tieferen Einblicken, bei dem die Seiten schneller dahinschmelzen als Emilias Eistorten in der Sonne!

Fazit: Eine tortenrunde Geschichte voller Italien, Humor und Romantik, das perfekte Sommer-Urlaubs-Vergnügen für daheim!

Bewertung vom 30.04.2020
Bradley, Christina

Thirty


gut

„Ach Bella. Wir sind zu alt für Bullshit“, sagte er weise. „Wenn es ums Dating geht, habe ich vor allem eins gelernt: Entweder es klappt, oder es klappt nicht.“

Kurz vor ihrem dreißigsten Geburtstag bricht der ganze Frust aus Bella. Sie schmeißt ihren Job hin und landet bei einer fragwürdigen Wahrsagerin. Als die ihr auch noch prophezeit, dass sie den einen nicht finden wird, reist sie von London nach New York zu ihrer besten Freundin Esther. Gemeinsam mit einer Menge Alkohol beschließen sie eine Challenge:
Dreißig Tage bis zum 30. Geburtstag – dreißig Dates um den Richtigen zu finden!

So locker und leichter der Stil der Autorin ist, so unterhaltsam die Idee klingt, die Umsetzung hat mich nicht überzeugt. Bella reist einmal quer durch die USA, besucht ihre alten Freunde und lässt sich von Ihnen Treffen vermitteln.
Bella hat in Amerika studiert, war dort 4 Jahre lang mit jemandem zusammen – und mit ein großer Grund für die Trennung war ihre Sehnsucht nach ihrer Heimat England. Also was liegt da näher als ein Roadtrip durch die USA, um dort den Richtigen zu finden?!

Anstatt die Zeit mit ihren Freunden von früher zu verbringen und das Land zu entdecken, wird alles gedatet, was nicht bei drei am Baum ist. Was leider nicht immer unterhaltsam ist sondern dann auch manchmal mit abgedroschenen Szenen rüberkommt.
Schon klar, die Grundidee fordert Tempo. Aber in der kurzen Zeit findet sie die große Liebe, verliert sie, findet wieder jemanden… ach ja, und betrinkt sich, kifft ein wenig, kuriert ihren Kater aus und … trinkt wieder mal.
Klingt stressig? Las sich stellenweise auch so!

Wie gesagt, die Autorin schreibt wunderbar locker und unterhaltsam, wenn die Handlung ein wenig mehr mitgespielt hätte, wäre das ein Roman ganz nach meinem Geschmack!
So fühle ich mich selbst ein wenig verloren und gehetzt von den „Möchtegerndates“ und verstehe den Grund dafür nicht. Und so schön die Auflösung am Ende war, kam sie mir doch zu schnell und daher nicht ganz glaubwürdig.
Dass der Schlussgag dann auch noch durch die Übersetzung verwaschen wurde, ist richtig schade.
Fazit: Leider kann der flotte Stil der Autorin nicht immer über die etwas maue Geschichte hinwegtrösten.

Bewertung vom 21.04.2020
Guggisberg, Brigitte

Der Weg des Glücks / Die Winzerinnen Bd.1


ausgezeichnet

„Es war völlig verrückt. Es war die dümmste Entscheidung, die sie je getroffen hatte, und sie hatte sie treffen müssen, weil es sich richtig anfühlte.“
Seite 324

Inhalt:
Drei Frauen, die auf den ersten Blick so gar nichts verbindet, vom Schicksal in den heruntergekommenen Weinberg eines sturen Winzers gespült – und doch gibt es etwas, was sie eint. Sie alle stehen an einem Scheidepunkt in ihrem Leben, müssen entscheiden, in welche Richtung sie weitergehen…

Wie es mir dabei ging:
Es gibt Bücher, wo ich mir schon bei der Kurzbeschreibung schwer tue, nicht zu viel zu verraten… Und dennoch möchte ich euch nahebringen, wie gut mir diese Geschichte gefallen hat!
Fangen wir mit den Protagonisten an:
Hermann hatte in den letzten Jahren viel Pech und vermutlich falsche Entscheidungen getroffen, so steht er mit seinem Weingut kurz vor der Pleite. Verbissen kämpft er weiter, versucht, all die anstehenden Arbeiten alleine zu meistern um den Traditionsbetrieb zu halten.
Valentina hat eine Affäre mit einem verheirateten Mann, Marlene alles verloren, was ihr wichtig war und Sandrine hat ihr Leben der Arbeit verschrieben.

Langsam lernen wir die vier kennen, erfahren, wo sie herkommen, wohin sie wollen. Und wie es kommt, dass sie sich auf einmal alle an einer Weggabel treffen und sich jeder von ihnen entscheiden muss, in welche Richtung er weitergehen will.
Dass sich diese Gabelung ausgerechnet in einem Weingarten, einem der schönsten Orte aus meiner Kindheit, befindet, hat für mich die Geschichte zu etwas ganz Besonderem gemacht!

Aber ich bin mir sicher, auch ohne diese Verbindung spürt man als Leser die beruhigende Wirkung der Natur, der erdenden Arbeit, der Ruhe und auch den Zusammenhalt, der ebenso wie die Reben erst wachsen muss und empfindlich auf äußere Einflüsse reagiert.
Brigitte Guggisberg hat ein Buch geschaffen, dass eine Ruheoase ist, realitätsnah und nachvollziehbar vom Leben und vom Schicksal erzählt, von Rückschlägen und erkämpften Fortschritten, von Pech, von Glück, von Liebe und Freundschaft.

Mehr möchte ich an dieser Stelle nicht verraten, greift euch das Buch, ein gutes Glas Wein oder Saft und macht es euch gemütlich, ihr werdet es genießen!