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Maddinliest
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Borken

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Insgesamt 947 Bewertungen
Bewertung vom 25.09.2021
Neumann, Constanze

Wellenflug


sehr gut

Lebendige Familienchronik

Anna wird mit vier Geschwistern in die Familie eines Tuchhändlers geboren. Ihr Schicksal wird in erster Linie von den Eltern bestimmt, die in einer strengen Gesellschaftsordnung leben und sich auch auf die Suche nach einem passenden Mann fürs Leben ihrer Tochter machen. So heiratet Anna in die sehr vermögende und auch angesehene Familie Reichenheim ein. Die erste Ehe wird aber schnell durch den plötzlichen Tod ihres Gatten beendet und sie heiratet kurze Zeit später den Bruder. Eines ihrer Kinder macht ihnen im heranwachsenden Alter Probleme. Er will sich nicht seinem vorbestimmten Leben beugen und findet gefallen am ausschweifenden Nachtleben. Er wird nach Amerika verbannt, wo auch er die tiefe Liebe zu einer Frau findet, Maria. Die beiden führen ein zunächst sorgenfreies aber bewegtes Leben, bis die Bedrohung durch den aufkommenden Nationalsozialismus für die jüdische Familie Reichenheim immer größer wird...

Die Autorin Constanze Neumann hat mit "Wellenflug" eine aus meiner Sicht sehr bewegende Familienchronik geschrieben, die auf reale Figuren und Ereignisse zurückgreift. Sie erzählt die Geschichte in einem bildreichen und sehr flüssig zu lesenden Schreibstil, der die damalige Zeit lebendig vor Augen führt. Im Mittelpunkt der Familienchronik steht das Leben der angesehenen Familie Reichenheim, die aufgrund der Judenverfolgung in den Jahren des Nationalsozialismus zerschlagen wurde. Die Autorin hat versucht das Leben der Protagonisten anhand von Dokumenten, Zeitungsartikeln und einem Auftragswerk, welches im Jahre 1936 verfasst wurde, nachzubilden, ohne aber zu viel Augenmerk auf den genauen historischen Ablauf zu legen, sondern die beiden so unterschiedlichen Frauen Anna und Maria Reichenheim in den Fokus zu nehmen. Beide haben in die Familie eingeheiratet, hatten aber einen völlig konträren Stand bei den Reichenheims und damit auch in der Gesellschaft. Spannend dabei war, dass das Wohl der einen von dem der anderen abhängig war. Es war für mich sehr spannend das bewegende Leben der ganzen Familie, aber in erster Linie das der beiden auf ihre Art sehr starken Frauen nachzuempfinden.

Insgesamt ist "Wellenflug" eine aus meiner Sicht wirklich fesselnde Reise durch knapp einhundert Jahre Zeitgeschichte, die mich mit spannenden Protagonisten und dem Erzähltalent der Autorin überzeugen konnte. Ein lesenswerter Roman, den ich gerne weiterempfehle und mit guten vier von fünf Sternen bewerte.

Bewertung vom 25.09.2021
Kerr, Arno

Simsons Füchse


ausgezeichnet

Spannender Kriminalfall aus dem Münsterland

Im Umkreis von Münster treibt ein Brandstifter sein Unwesen. Jeweils am Mitsommertag brennt ein Bauernhof, oft aber so, dass die Feuerwehr noch Schlimmeres verhindern kann. Beim jüngsten Brandanschlag wird allerdings die verkohlte Leiche einer Frau gefunden. Die Obduktion ergibt, dass das Opfer bereits vor dem Brand ermordet wurde, so dass Friedrich von Coes mit seinem Team den Fall übernimmt. Die Ermittlungen verlaufen zunächst sehr schleppend und führen dann in die Politik und die weiter zurückliegende Vergangenheit. Das Ganze entwickelt sich zu einem sehr persönlichen Fall für den Hauptkommissar Friedrich von Coes...

"Simsons Füchse" ist bereits der dritte Band um den sympathischen Ermittler aus dem Münsterland. Der Autor Arno Kerr konnte mich bereits mit einigen seiner Kriminalromane begeistern, so dass ich mit viel Vorfreude und einer hohen Erwartungshaltung in sein neues Werk gestartet bin. Er erzählt die Geschichte in einem lebendigen und hervorragend zu lesenden Schreibstil, der von vielen Dialogen geprägt ist und somit auch durchaus Konzentration beim Lesen erfordert. Der Spannungsbogen wird mit dem Brandanschlag und den damit verbundenen Tod der älteren Frau gut aufgebaut und über die Ermittlungen auf einem hohen Niveau gehalten. Die Geschichte entwickelt sich zu einem raffiniert konzipierten Fall, der immer mehr an Komplexität gewinnt. Einen zusätzlichen Charme erhält der Regio-Krimi über seine Protagonisten, die mit ihrem Leben und dem Miteinander für zusätzliche Spannung und Atmosphäre sorgen.

Insgesamt ist "Simsons Füchse" eine aus meiner Sicht sehr gelungene Fortsetzung einer tollen Krimi-Reihe, die mit interessant charakterisierten Protagonisten, einem wohldosierten Anteil Lokalkolorit und dem Erzähltalent des Autors überzeugen kann. Ich freue mich bereits auf weitere Fälle im Münsterland und empfehle das Buch sehr gerne weiter. Meine Bewertung fällt mit den vollen fünf von fünf Sternen entsprechend positiv aus.

Bewertung vom 25.09.2021
Minor, Caroline Albertine

Der Panzer des Hummers


gut

Kein wirklicher roter Faden

Das Leben hat die Geschwister Sidsel, Niels und Ea in unterschiedliche Welten getrieben. Alle sind mehr oder weniger nicht wirklich glücklich und zufrieden mit ihrem Dasein. Nach dem Tod der Mutter beginnen sich ihre Schicksale wieder miteinander zu verbinden, aber auf einem sehr tönernen Weg. Wird es ihnen gelingen, die alten Hüllen zu überwinden und wieder aufeinander zuzugehen?

Der Klappentext von "Der Panzer des Hummers" hatte mich angesprochen und nachdem die dänische Autorin Caroline Albertine Minor bereits schon mehrere renommierte Preise für ihre Kurzgeschichten erhalten hatte, bin ich mit einer hohen Erwartungshaltung in den Roman gestartet. Der Schreibstil gefällt mir ausgesprochen gut. Er liest sich sehr flüssig und wirkt, wie aus dem Leben gegriffen. Inhaltlich habe ich mich allerdings ein wenig schwer getan, da der Leser für fünf Tage in das Leben der drei Geschwister geworfen wird, ohne dass aus meiner Sicht ein erkennbarer Zusammenhang entstand. Der fehlende rote Faden erforderte manchmal mein Durchhaltevermögen, um das Buch zu beenden. Im Anhang erklärt die Autorin, dass sie eine Familie beschreiben wollte, die ihren Kern verloren hat, was ihr anhand der Einzelschicksale dann auch stilistisch gut gelungen ist, mich dann aber leider nicht abholen konnte. Sicherlich stellt sie die Familie in den Fokus und nicht immer funktioniert dieses Konstrukt, wie man es sich wünscht, aber ich hätte mir mehr Konfrontation der Protagonisten gewünscht.

Insgesamt hat mich zwar der Roman "Der Panzer des Hummers" nicht überzeugen können, aber der Schreibstil der Autorin ist es aus meiner Sicht wert, ein weiteres Buch von ihr zu lesen. Die Geschichte scheint auch ein wenig zu polarisieren, da die Bewertungen recht unterschiedlich ausfallen, ich konnte mich nur zu drei von fünf Sternen durchringen.

Bewertung vom 25.09.2021
Gurt, Philipp

Der Puppenmacher / Landjäger Caminada Bd.1


ausgezeichnet

Der Künstler des Todes

Der neue Fall für Landjäger Walter Camina und seinem Kompagnon Peter Marugg wirft viele Fragen auf. Das erste Opfer ist eine junge Frau, die vom Täter kunstvoll drapiert wurde. Ihr Gesicht wurde mit einer täuschend natürlichen Puppenmaske bedeckt, deren Ausführung selbst dem Leichenbeschauer einen ordentlichen Respekt abverlangt. Was wollte der Täter mit dieser Zur-Schau-Stellung bezwecken? Die Ermittlungen gestalten sich sehr schwierig, da es kaum Spuren gibt und selbst die Todesursache bleibt lange ein Geheimnis. Es mehren sich nun die Opfer, die scheinbar dem gleichen Täter zuzuordnen sind und die Recherchen verlagern sich in die Vergangenheit, wo die Taten anscheinend ihren Ursprung haben...

"Der Puppenmacher" ist mittlerweile der dritte Band um den schweizerischen Landjäger Walter Camina. Ich bin mit diesem Teil in die Reihe gestartet und hatte keinerlei Verständnisprobleme. Der Autor Philipp Gurt erzählt die Geschichte in einem bildreichen und zugleich fesselnden Schreibstil, in dem er viel Dialekt der Region einfließen lässt und somit die Authentizität dieses Regionalkrimis deutlich erhöht. Gerade die Dialoge erforderten dann schon ein wenig mehr Konzentration, verleihen dem Kriminalroman auf diesem Wege aber einen besonderen Charme. Der Spannungsbogen wird mit dem rätselhaften Leichenfund direkt zu Beginn des Buches gut aufgebaut und über die nicht ganz einfachen Ermittlungsarbeiten auf einem hohen Niveau gehalten. Philipp Gurt beschreibt aus meiner Sicht das karge Leben der Bergbewohner zur damaligen Zeit sehr treffend und erzeugt über gefühlvoll beschriebene Charaktere eine Tiefe, die mich als Leser ergriffen hat. Das Finale konnte mich mit einer gut nachvollziehbaren, aber dann doch auch überraschenden Auflösung überzeugen.

Insgesamt ist "Der Puppenmacher " aus meiner Sicht ein sehr gut gelungener Regionalkrimi, der mit interessanten Protagonisten, einem angenehmen und sehr authentischen Lokalkolorit und dem Erzähltalent des Autors überzeugen kann. Ich empfehle das Buch daher sehr gerne weiter und bewerte es mit den vollen fünf von fünf Sternen.

Bewertung vom 05.09.2021
Bott, Ingo

Gegen alle Regeln / Strafverteidiger Pirlo Bd.1


ausgezeichnet

Gelungener Justizkrimi

Der begabte und selbstbewusste Strafverteidiger Dr. Pirlo wird durch eine Intrige um seinen sicher geglaubten Job gebracht und die scheinbar nicht aufzuhaltende Karriere vor Gericht findet zunächst ein jähes Ende. Ihm bleibt nichts anderes übrig, als einen scheinbar aussichtslosen Kampf vor Gericht anzugehen, um zum einen seiner Anwaltslaufbahn einen neuen Schub zu verleihen und zum anderen das nötige Geld einzusammeln, welches er nun braucht, da er sich von seiner nicht ganz unzweifelhaften Familie abgewandt hat. Ihm steht lediglich die Unterstützung der angehenden Anwältin Sophie Maler zur Verfügung, so dass die beiden versuchen, das Unmögliche möglich zu machen...

Der Autor Ingo Bott hat mit Pirlo einen charismatischen Hauptprotagonisten geschaffen, der mich im ersten Band der Reihe gleich überzeugen konnte. Der Strafverteidiger bewegt sich durchaus an der Grenze des Erlaubten und verleiht so dem Kriminalroman aus meiner Sicht einen besonderen Charme. Ingo Bott erzählt die Geschichte in einem sehr lockeren und temporeichen Schreibstil und lässt dabei seine eigene Praxiserfahrung als Strafverteidiger einfließen. Der Spannungsbogen wird mit der vermeintlich aussichtslosen Situation seiner Mandantin gut aufgebaut und über die Recherchen und Gerichtsverhandlungen auf einem hohen Niveau gehalten. Gerade die Gerichtsszenen haben mir aufgrund ihrer Realitätsnähe sehr gut gefallen. Auch das Finale wartet mit einer nachvollziehbaren und clever konzipierten Auflösung auf, was das Buch gelungen abrundet.

Insgesamt har mir "Pirlo - gegen alle Regeln" als Auftaktband einer neuen Justizkrimi-Reihe sehr gut gefallen und Lust auf weitere Fälle mit dem sicherlich außergewöhnlichen und wahrscheinlich auch polarisierenden Hauptprotagonisten gemacht. Ich empfehle den Kriminalroman daher sehr gerne weiter und bewerte ihn mit guten vier von fünf Sternen.

Bewertung vom 05.09.2021
Franke, Thomas

Soko mit Handicap: Aktion Licht


ausgezeichnet

Ein spannender und bewegender Kriminalroman

Theo Marquardt ist Anfang zwanzig und leidet an Kongenitaler Muskel-dystrophie. Er ist daher an den Rollstuhl gefesselt und lebt in einer Wohngemeinschaft behinderter Menschen. Vor kurzer Zeit ist sein bester Freund in der Unterkunft ums Leben gekommen und aller Wahrscheinlich-keit nach hat man ihn mit Theo verwechselt. Das Rätsel hinter dem Tod des Mitbewohners ist noch immer nicht gelöst und Theo scheint weiterhin in Gefahr zu schweben. Er hat sich vorgenommen, mit seinen Freunden dem Täter auf die Schliche zu kommen. Ein gefährliches Unterfangen, was sich in der Folgezeit bestätigen wird...

"Aktion Licht" ist der zweite und abschließende Band der Dilogie um die SOKO mit Handicap. Der erste Band hat mir schon ausgesprochen gut gefallen, so dass ich mit viel Vorfreude und einer hohen Erwartungshaltung in den zweiten Teil gestartet bin. Der Autor Thomas Franke erzählt die Geschichte in einem temperamentvollen und unterhaltsamen Schreibstil, der mich schnell wieder in die sympathische WG entführt hat. Der Spannungsbogen wird direkt zu Beginn des Buches um die ungeklärte Situation des dramatischen Vorfalls in der WG gut aufgebaut und über die außergewöhnlichen und ereignisreichen Ermittlungen der Hobby-Detektive mit Handicap auf einem hohen Niveau gehalten. Diese Protagonisten verleihen dem Kriminalroman auch einen besonderen Charme und sorgen gleichzeitig für Tiefgang, der durchaus nachdenklich macht. Nichts desto trotz handelt es sich nicht um ein deprimierenden oder sehr traurigen Roman, dafür sorgt der Autor mit einer gelungenen Mischung aus Humor und Spannung, die einhergeht mit einer trotz der dramatischen Hintergründe lockeren Atmosphäre. Es baut sich so eine komplexe und raffiniert konzipierte GEschichte auf, die mich bis zum Finale in den Bann ziehen konnte.

Insgesamt ist "Aktion Licht" ein aus meiner Sicht gelungener und gleichzeitig besonderer Kriminalroman. Er überzeugt mit seiner außergewöhnlichen Konstellation, einem gefühlvollen Umgang mit dem Thema der Integration behinderter Menschen und dem Erzähltalent des Autors. Ich empfehle das Buch nach Möglichkeit in Kombination mit dem ersten Band sehr gerne weiter und bewerte es mit den vollen fünf von fünf Sternen.

3 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.09.2021
Hartung, Alexander

Nichts als Staub


ausgezeichnet

Sehr gelungener Serien-Auftakt

Alina Grimm ist Streifenpolizistin und stößt mehr durch einen Zufall auf das vierte Opfer eines Serien-Täters. Da ihr Traum schon immer eine Stelle in der Mordkommission war, macht sie sich eigenmächtig auf die Suche des Täters. Dabei gerät sie in einen Hinterhalt, der sie in eine verzwickte Lage bringt. Unter dem Verdacht mit Drogen zu dealen, wird sie vom Dienst suspendiert. War sie jemandem im Weg? Alina sieht nur eine Chance ihre Unschuld zu beweisen, sie muss den Täter selbst überführen. Bei ihren Ermittlungen erhält sie unverhofft Hilfe, die sie auch nötig hat, denn sie gerät in einen Strudel aus Gewalt und Skrupellosigkeit...

Ich habe bisher noch kein Buch des erfolgreichen Thriller-Autors Alexander Hartung gelesen, so dass mir der Start einer neuen Reihe gerade Recht kam, diesen Umstand zu ändern. Nach den vielen guten Bewertungen war meine Erwartungshaltung entsprechend hoch und ich bin mit viel Vorfreude in das Buch gestartet. Alexander Hartung erzählt die Geschichte in einem temporeichen und hervorragend zu lesenden Schreibstil. Die Handlung ist actiongeladen und besticht mit vielen überraschenden Wendungen. So kann der Spannungsbogen stets auf einem hohen Niveau gehalten werden und der Leser wird bis zum fulminanten Finale in Atem gehalten. Die Hauptprotagonisten wurden interessant gezeichnet und verleihen der Geschichte einen zusätzlichen Charme.

Insgesamt ist "Nichts als Staub" ein aus meiner Sicht sehr gelungener Auftakt einer neuen Thriller-Reihe, die mich mit ihren interessanten Protagonisten, einer raffinierten Storyline und dem Erzähltalent des Autors restlos überzeugt hat. Ich hoffe, dass es noch einige Fälle für Alina Grimm zu lösen gilt. Dementsprechend empfehle ich das Buch natürlich sehr gerne weiter und bewerte es mit den vollen fünf von fünf Sternen.

Bewertung vom 22.08.2021
Krien, Daniela

Der Brand


ausgezeichnet

Im Wirrwarr der Gefühle

Nach dreißig Jahren Ehe ist das Miteinander von Rahel und Peter immer mehr von der emotionalen auf die rationale Ebene verschoben worden. Sie achten sich gegenseitig, aber die Liebe zueinander ist ihnen immer mehr abhanden gekommen. Ein lang geplanter Urlaub in den Bergen soll neuen Schwung in die Beziehung bringen, aber die gebuchte Unterkunft fällt kurz bevor es losgehen soll den Flammen zum Opfer. In ihrer Ratlosigkeit sagt Rahel ihrer Tante zu auf das Haus in der Uckermark acht zu geben. So geht es nun anstatt in die Berge in den Osten Deutschlands. Ein Desaster oder eine Chance?

Die deutsche Autorin Daniela Krien hat mit ihren letzten Veröffentlichungen "Muldental" und "Die Liebe im Ernstfall" auf sich aufmerksam gemacht. Ich war nun auf ihr neues Werk gespannt und bin mit einer hohen Erwartungshaltung in den Roman gestartet. Sie erzählt die Geschichte in einem lebensnahen und sehr emotionalen Schreibstil, der mich schnell in die Welt der Protagonisten entführte. Es entwickelt sich in dem Roman eine Art Kammerspiel, bei dem aber nicht nur der Dialog sondern auch die unausgesprochenen Worte und Gefühle eine große Bedeutung haben. Daniela Krien gelingt es aus meiner Sicht hervorragend, die intensive und mit Spannung geladenen Atmosphäre der beiden Protagonisten einzufangen. Ohne große Sympathien zu entwickeln, fühlt und leidet man mit ihnen, da ihr Dilemma so real und aus dem Leben gerissen erscheint. Auch die kleineren "Gastauftritte" weniger anderer Protagonisten wirken auf die Entwicklung des Dilemmas der Beiden ein, bieten ihnen manchmal Schutz, oder fordern sie zur Konfrontation.

"Der Brand" ist aus meiner Sicht ein sehr kurzweiliger und lesenswerter Roman, der mich mit seiner Schlichtheit, Authentizität und der Einfühlsamkeit der Autorin überzeugt hat. Ich empfehle das Buch daher sehr gerne weiter und bewerte es mit den vollen fünf von fünf Sternen.

Bewertung vom 14.08.2021
Schütz, Lars

Angstrichter / Grall und Wyler Bd.4


ausgezeichnet

Packender Thriller mit Mittelalterbezug

Profiler Jan Grall bekommt es in seinem neuen Fall mit einem äußerst brutalen Serientäter zu tun. In Nürnberg werden die verstreuten Leichenteile eines Mannes gefunden. Scheinbar wurde das Opfer gevierteilt und danach bewusst zur Schau gestellt. Schnell ist den Ermittlern und auch Jan klar, dass es sich um eine mittelalterliche Bestrafung handelt und als ein Livestream mit einer verhüllten Person auftaucht, bekommen sie den "Scharfrichter", der anscheinend noch lange nicht sein blutiges Werk beendet hat, zu Gesicht. Mit seiner Partnerin Rabea Wyler macht sich Jan auf die Suche, um weitere Selbstjustiz zu verhindern...

"Angstrichter" ist mittlerweile der vierte Band um den sympathischen Profiler Jan Grall. Die ersten drei Bände konnten mich schon begeistern, so dass ich den neuen Fall schon herbeigesehnt habe. Der Autor Lars Schütz erzählt die Geschichte wieder in einem temporeichen und sehr gut zu lesenden Schreibstil, der den Thriller für mich schnell wieder zu einem Page-Turner machte. Der Spannungsbogen wird mit dem ersten "Einsatz" des Scharfrichters sehr blutig eröffnet und über die packenden Ermittlungsarbeiten auf einem sehr hohen Niveau gehalten. Die stellenweise doch sehr grausamen Schilderungen übersteigen aus meiner Sicht aber niemals die Grenze des Zumutbaren und wirken für die Story passend. Es entwickelt sich ein fesselnder Fall, der im fulminanten Finale mit einer überraschenden Auflösung aufwarten kann. Die persönliche Entwicklung der Protagonisten innerhalb der Reihe verleiht dem Buch einen zusätzlichen Charme und hebt sie aus der Masse des Genres positiv hervor.

Insgesamt ist "Angstrichter" die überzeugende Fortsetzung einer packenden Thriller-Reihe, die mit sympathischen Ermittlern und dem Erzähltalent des Autors voll und ganz zu überzeugen weiß. Ich empfehle das Buch daher sehr gerne weiter und bewerte es mit den vollen fünf von fünf Sternen.

Bewertung vom 14.08.2021
Carlsson, Christoffer

Unter dem Sturm / Die Halland-Krimis Bd.1


ausgezeichnet

Ein besonderer Kriminalroman

Die Einwohner des kleinen südschwedischen Orts Marbäck werden im Jahre 1994 von einer blutigen Tat schockiert. Bei einem Hausbrand wird die Leiche einer jungen Frau gefunden und schnell ist den Ermittlern klar, dass das Opfer bereits schon tot war, als das Feuer ausbrach. Die erste Festnahme lässt auch nicht lange auf sich warten, denn ihr Freund Edvar wird noch in der Tatnacht in unmittelbarer Umgebung aufgegriffen. An seiner Kleidung ist das Blut der Toten und Edvar ist wie sein Vater im Ort als jähzorniger Mann bekannt. Er wird als Mörder verurteilt, obwohl er immer wieder seine Unschuld beteuert. Was zu diesem Zeitpunkt noch keiner ahnt, ist, dass die Tat in dieser Nacht das Leben einiger Dorfbewohner nachhaltig verändern wird...

Der schwedische Autor Christoffer Carlsson wurde in seiner Heimat für seinen Kriminalroman "Unter dem Sturm" gefeiert. Ich bin mit einer entsprechend hohen Erwartungshaltung in das Buch gestartet und wurde nicht enttäuscht. Er erzählt die Geschichte in einem manchmal sehr nüchternen, aber aus meiner Sicht auch in sehr tiefgründigen Schreibstil, der so viel Atmosphäre aufbaut, wie ich es bisher erst selten erlebt habe. Er arbeitet mit kurzen Sätzen und beschreibt kleine Details, die das Leben der Protagonisten sehr real erscheinen lässt. Der Spannungsbogen wird mit der dem Tod der jungen Frau direkt zu Beginn des Buches sehr gut aufgebaut, dann aber nicht unbedingt über spektakuläre Ermittlungsarbeiten sondern über die Protagonisten und das, was die Tat aus ihrem Leben gemacht hat, aus meiner Sicht auf einem sehr hohen Niveau gehalten. Christoffer Carlsson legt sehr viel Wert auf die Personen und ihr Verhältnis zueinander und es gelingt ihm, diese auch interessant zu charakterisieren, um so dem Buch eine enorme Tiefe zu verleihen. Das überraschende und für mich sehr stimmige Finale rundet den Roman mehr als gelungen ab.

Insgesamt war "Unter dem Sturm" sicherlich eine Entdeckung und eines meiner Lesehighlights in diesem Jahr, schon allein, weil es sich so angenehm aus der Masse des Genres abhebt. Ein wirklich lesenswertes Buch, welches ich gerne weiterempfehle und mit den vollen fünf von fünf Sternen bewerte.