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Kerstin

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Insgesamt 640 Bewertungen
Bewertung vom 08.08.2018
Kelly, Erin

Vier.Zwei.Eins.


gut

Wer lügt, wer sagt die Wahrheit?

Das junge Paar Kit und Laura wollen 1999 in Cornwall die totale Sonnenfinsternis bestaunen, doch dann werden sie Zeuge einer Vergewaltigung. Kit und Laura werden als Zeugen vor Gericht geladen, es kommt zur Verurteilung. Doch danach ist das Drama noch nicht zu Ende. Es fängt erst an. Denn das Opfer lässt Laura nicht in Ruhe.

Bezeichnet wird dieses Buch als Roman. Dem Klappentext nach zu urteilen könnte man es als Thriller bezeichnen. Nach dem Lesen finde ich die Bezeichnung Roman doch passender. Denn das Buch braucht gut die Hälfte der Seiten um Spannung zu produzieren und endlich Schwung in die Handlung zu bringen. Anfangs plätschert alles nur vor sich hin. Man möchte zwar wissen, was passiert ist, warum Kit und Laura nun mit neuem Namen ohne soziale Medien und in ständiger Angst leben. Aber bis es dazu kommt, lesen wir sehr viel über Sonnenfinsternissen und andere Dinge, die gerade passieren. Wie gesagt, nach etwa der Hälfte des Romans wurde es spannend und es ging Schlag auf Schlag, sehr viele Lügen wurden sichtbar und es kam zu einigen überraschenden Wendungen. So war mir bis zum Schluss nicht wirklich klar, wie es ausgehen wird. Das ist der Autorin wirklich sehr gut gelungen.
Was ihr leider nicht gar nicht gelungen ist, ist gute und sympathische Charaktere zu erschaffen. Gerade durch die ganzen Lügen, die jeder verbreitet und die Geheimnisse/Verheimlichungen, die jeder hat, waren mir tatsächlich alle Charaktere unsympathisch. Man kann nicht sagen, dass die Charaktere nicht ausgearbeitet sind. Sie sind durchaus durchdacht. Denn sonst hätte es nicht zu diesen Wendungen kommen können. Aber sympathisch waren sie mir nicht.
Was mich ebenfalls gestört hat war, dass die Handlung sehr konstruiert wirkte und zum Großteil auf Zufällen basierte. Ohne diese Zufälle wären viele Handlungen nicht möglich gewesen. Dadurch erscheint das Ganze wiederum konstruiert. Teilweise war die Handlung auch unstimmig. Auch wenn sich am Ende sehr vieles aufklärt, so manch ein Detail wurde von der Autorin wohl verdreht. Außerdem konnte mich die Geschichte nicht abholen und schon gar nicht fesseln.
Gefallen hat mir, dass die Handlung immer abwechselnd von Kit und Laura erzählt wird. Und dann auch noch abwechselnd aus der Gegenwart und der Vergangenheit(1999-2000) erzählt wird. So war der Leser selbst in der Vergangenheit dabei und konnte sich ein Bild machen.

Obwohl mir zunächst die Spannung fehlte, mir die Charaktere unsympathisch waren und auch die Handlung etwas zu konstruiert war, vergebe ich 3,5 von fünf Sternen. Denn die Geschichte an sich gefiel mir sehr – die Idee dahinter ist klasse. Die zweite Hälfte des Buches war gut. Die vielen überraschenden Wendungen waren ebenfalls klasse.

Bewertung vom 31.07.2018
Hammesfahr, Petra

Als Luca verschwand


gut

Etwas zu langatmig

Der kleine Luca wird von seiner Mutter vor einem Drogeriemarkt geparkt. Doch als diese nach einigen Minuten wieder rauskommt findet sie nur noch den leeren Kinderwagen vor: Luca ist verschwunden. Im Wagen liegen zwei Lollies, wie sie eine alte verwirrte Frau gerne an Kinder verteilt. Hat sie Luca mitgenommen? Alles sieht danach aus, doch die Polizei zweifelt daran, dass die Mutter ihr Kind überhaupt dabei hatte. Aber wieso?

Mir hat die Idee zu diesem Buch sehr gut gefallen. Auch die Umsetzung war gut. Spannend war es ebenfalls die ganze Zeit hinweg. Leider war es zwischendurch aber zu langatmig. Die Geschichte hätte auch auf 300 statt 500 Seiten wunderbar erzählt werden können. Ohne dass sie an Wendungen einbüßen hätt müssen.
Neben der aktuellen Handlung gibt es auch immer wieder Rückblicke, in das Leben der Engelsucherin. Sie verlor früh ihren Mann und ihren Sohn. Nun sucht sie diesen als Wiedergeborenen. Auch gibt es Rückblicke in die Vergangenheit von weiteren beteiligten Charakteren. Das ist sehr hilfreich, um diese und auch die anderen Charakteren beziehungsweise Zusammenhänge zwischen vergangenen und heutigen Handlungen zu verstehen. Erzählt wird die Geschichte aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Den eben erwähnten Rückblenden, so wie die Sicht der Mutter, des Vaters und der Ermittler.
Der Schreibstil ist sehr beschreibend, wodurch auch meist dieses Gefühl aufkam, dass die Handlung in die Länge gezogen wurde. Dennoch liest es sich recht zügig. Die Hauptcharaktere sind gut ausgearbeitet. Seien es nun die Ermittler oder auch Betroffenen. Mir blieben die Charaktere aber trotz ihrer guten Beschreibung fern und ich habe alles als Betrachter gesehen, der außerhalb steht und zuschaut. Leider konnte mich die Geschichte nicht aufnehmen. Außerdem waren es mir etwas zu viele Beteiligte, mit teils sehr ähnlichen Namen, so dass es stellenweise verwirrt war.

Da ich die Idee klasse fand, die Umsetzung mir zugesagt hat, es aber einfach zu langatmig war vergebe ich drei von fünf Sternen.

Bewertung vom 29.07.2018
Peters, Julie

Mein wunderbarer Buchladen am Inselweg / Friekes Buchladen Bd.1


weniger gut

Wenn die Insel dich nicht mehr loslässt

Frieke ist Mitte dreißig und steht kurz davor mit ihrem Partner in die USA auszuwandern. Doch vorher soll sie für ihr Magazin noch einen letzten Artikel schreiben. Dazu muss sie auf die Nordseeinsel Spiekeroog und einen Ornithologen interviewen, der als Einsiedler lebt. Frieke ist davon nicht sehr begeistert. Vor allem da sie erfahren hat, dass ihr Vater, von dem sie seit dreißig Jahren nichts gehört hat, nun wohl auf Spiekeroog lebt. Doch dann nimmt die Insel sie in Beschlag – vor allem der Buchladen über dem sie wohnt.

Der Roman ist locker geschrieben. Ideal für einen gemütlichen Nachmittag beispielsweise in der Sonne. Julie Peters hat es mit ihrem Schreibstil geschafft mich mit auf Spiekeroog zunehmen. Leider konnte mich die Geschichte aber nicht überzeugen. Die Handlung an sich war eine bekannte und oft verwendete. Frau um die dreißig und zufrieden mit ihrem Leben trifft auf kauzigen Mann, der sich als nett entpuppt. Somit war von Anfang an klar, wie es enden wird. Das finde ich nicht zwingend schlecht. Man weiß es ja im Voraus und kann solchen Bücher aus dem Weg gehen. Dennoch gibt es ja einen Weg zu Ziel und dieser kann auch interessant sein. Aber leider war es eher langweilig oder auch langatmig. Die erste Hälfte gefiel mir definitiv besser, als die Zweite. Anfangs passierte noch etwas. Vielleicht auch unvorhersehbar(er)es. Aber im zweiten Teil wurde es dann doch etwas zäh.
Frieke war mit sympathisch, aber so richtig konnte mich die Geschichte doch nicht abholen. Irgendwie waren mir die Charaktere auch etwas zu flach und zu wenig mit Tiefgang. Man liest das Buch und kaum ist man fertig ist es schon vergessen. Schade.

Dies war mein erster „Lädchen“-Roman und sehr wahrscheinlich auch der letzte. Ich wurde zwar nett unterhalten und das Spiekerooger-Kopfkino hat mir sehr gefallen, aber das war es dann auch schon, deshalb vergebe ich zweieinhalb von fünf Sternen.

Bewertung vom 28.07.2018
Krefting, Wilhelm J.

Aschemädchen


weniger gut

Enttäuschend

Thomas Peters wurde 1839 wegen Diebstahl eines Brotes zu 14 Jahren Arbeitslager in Australien bestraft. Nach seiner Haftentlassung möchte er sich sesshaft machen, doch dann wird er ermordet. Seine Leiche wird verbrannt. 164 Jahre später finden die drei Freunde Amber, John und George bei der Goldsuche eine alte Blechdose. In ihr: Asche und menschlich Überreste. Handelt es sich um die Überreste von Thomas Peters? Der Bürgermeister ist ganz begeistert und sieht schon die Touristenströme in den kleinen australischen Ort reisen. Doch seine Freude hält nicht lange an, denn dann ist er tot. Und für die Kinder sieht es auch nicht gut aus. Auf welches Geheimnis sind sie hier wohl gestoßen?

Leider konnte mich dieser Thriller nicht überzeugen. Ich finde auch die Bezeichnung Thriller hier als unpassend. Denn dazu hätte es sehr viel Spannung gebraucht und die kam hier leider nicht auf. Die Geschichte war nett, aber die Umsetzung hat mir nicht zugesagt. Auch der Schreibstil war nicht meins. Er ist sehr einfach und konnte mich nicht abholen. Es erinnerte mich an eine schlechte Übersetzung. Doch dann musste ich feststellen, dass es sich um einen deutschen Autor handelt.
Auch die Charaktere konnten mich nicht begeistern, denn diese blieben recht platt und fremd. Ich hätte gerne entweder zu den Geschädigten oder den Ermittlern eine Beziehung aufgebaut. Das war hier aber nicht möglich.
Das Buch las sich eher wie ein Bericht, als ein Roman. Es fehlten die Gefühle und Gedanken der Charaktere und bildlichere, lebendigere Beschreibungen der Schauplätze. Ich bin sehr froh, dass dieses Buch nur gute 200 Seiten hat, ansonsten hätte ich irgendwann wohl quer gelesen.

Leider konnte mich dieses Buch nicht überzeugen, da aber die Geschichte an sich gut war, vergebe ich noch zwei von fünf Sternen.

Bewertung vom 28.07.2018
Reiners, Marie

Frauen, die Bärbel heißen


gut

Sehr skurril, sehr schwarzer Humor

Bärbel Böttcher ist 54 Jahre alt und lebt sehr zurückgezogen mit ihrer Hündin Frieda in einem Haus im Wald. Ihre Lieblingsbeschäftigungen sind Fernsehen und Tiere präparieren. Bärbel ist mit ihrem zurückgezogenen Leben sehr zufrieden. Doch dann stößt sie eines Tages beim Gassi gehen auf eine Leiche und schon ist Schluss mit ihrem ruhigen Leben. Denn kurze Zeit später steht die Frau des Toten vor der Tür und stellt Bärbel zur Rede. Leider geht diese nicht mehr, sondern bleibt als Geißel bei Bärbel. Kaum hat sie sich damit abgefunden, kommt schon der nächste. Und die Leichen scheinen sich auch noch zu häufen.

Dieser Krimi ist voll mit schwarzem – sehr schwarzem – Humor. Den muss man mögen, ansonsten wird das Buch etwas zur Qual. Anfangs fand ich es recht lustig, doch dann wurde es mir zu viel und die Handlung wirkte nicht mehr allzu realistisch, sondern sehr konstruiert und erzwungen. Schade. Denn die Serie „Mord mit Aussicht“, die ebenfalls aus der Feder von Marie Reiners stammt, gefällt mir richtig gut.
Der Schreibstil war sehr angenehm. Schnell flog man über die Seiten, so dass ich das Buch an einem Abend durchgelesen hatte. Auch ist der Schreibstil recht bildlich, so dass alles recht plastisch wirkte. Es gab ein paar Szenen mit Messern, diese waren sehr gut beschrieben.
Die Charaktere sind Marie Reiners sehr gut gelungen. Vor allem Bärbel lernen wir hier kennen. Die gesamte Handlung wird aus ihrer Sicht erzählt. Das fand ich passend. Da es laut Titel ja auch um sie geht. Bärbel ist schon eine sehr eigenartige Person. Sehr speziell ist nicht nur ihr Hobby, dass Präparieren von Tieren, sondern auch ihr Lebensstil. Ein bisschen hängt sie in der Vergangenheit fest. Von Gefühlen hat sie noch nie etwas gehört. Das liegt sicherlich an ihren Eltern. Denn die hat sie schon früh verloren, doch das steckte sie recht gut weg. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn ihre Eltern starben offiziell erst Jahre später. Bei der Sympathie ihr gegenüber bin ich zwiegespalten. Teilweise war sie mir sympathisch, teilweise fand ich sie nur eigenartig. Aber auch Bambi, die Frau des Toten, ist zu einem richtigen Charakter ausgearbeitet. Sie ist nicht minder skurril.
Bärbel kann einem schon leidtun. Sie möchte einfach nur in Ruhe leben. Konnte dies bisher auch. Doch als Bambi auftaucht ändert sich alles. Und plötzlich wird Bärbel auch noch mit ihrer Vergangenheit konfrontiert und erfährt Dinge, die sie lieber nie erfahren hätte.

Ich vergebe drei von fünf Sternen, da mir das Buch an sich zwar gut gefallen hat, es mir aber zu viel schwarzer Humor war, so dass das Realistische darunter leiden musste. Teilweise ging mir die „Scherze“ dann auf den Keks und es war mir zu skurril.  

Bewertung vom 27.07.2018
Tell, Anna

Vier Tage in Kabul / Amanda Lund Bd.1


gut

Spannender Agenten-Thriller

Amanda Lund arbeitet bei der schwedischen Polizei als Unterhändlerin. Sie ist derzeit in Afghanistan stationiert, da bekommt sie einen neuen Auftrag: zwei schwedische Botschafter wurden entführt und Amanda soll sie finden. Dann gibt es auch noch einen Toten in Stockholm. Hängen die Entführung und der Mord zusammen?

Interessant an der Sache ist, dass es sich bei der Autorin Anna Tell selbst um eine Kriminalkommissarin und Unterhändlerin handelt. Somit weiß sie von was sie schreibt.
Der Schreibstil hat mir gut gefallen. Vor allem Amandas Gedanken und Gefühle kamen gut rüber. Auch die Gepflogenheiten der beiden Länder, Schweden und Afghanistan, wurden gut rübergebracht und durch den Wechsel konnte man beide Länder/Kulturen gut miteinander vergleichen. Erzählt wurde die Geschichte aus unterschiedlichen Perspektiven. Die längsten Abschnitte waren aus Amandas Sicht. In kurzen Passagen erfahren wir etwas über eine der geißeln. Und den Rest nehmen die Ermittlungen in Schweden ein. Die gesamte Handlung ist recht rasant und actionreich. In der Mitte zog es sich aber etwas. Da hätte ich mir gewünscht, dass es schneller voran ging. Teilweise kam es auch immer wieder zu Wiederholungen. Dennoch war es durchweg spannend. Weil man die ganzen Verstrickungen auflösen und wissen wollte, wer nun wie involviert ist. Als Leser ist man mit den Ermittlern auf einem Wissensniveau. Gefallen hat mir, dass am Ende alles schlüssig war und aufgeklärt wurde.
Die Charaktere waren mir recht sympathisch. Dass die Hauptfigur eine so starke und toughe Frau ist fand ich beeindruckend und neu.
Ich vergebe drei von fünf Sternen, da ich die Geschichte gut fand, Spannung da war, aber es zwischendurch etwas langatmig wurde.

Bewertung vom 25.07.2018
Uhlig, Elena

Qualle vor Malle


sehr gut

Lachen vorprogrammiert

Die Schauspielerin Elena Uhlig berichtet in ihrem Buch „Qualle vor Malle“ von ihrem Mallorca-Urlaub mit ihrem Lebenspartner, dem Schauspieler Fritz Karl und ihren beiden gemeinsamen Söhnen. Auf sehr unterhaltende Art und Weise erhält der Leser Einblicke, wie es bei Uhligs/Karls so zugeht. Es ist nicht einfach in den Urlaub zu fahren. Schon den Termin zu finden ist eine Mammutaufgabe. Dann die Frage wo es hin gehen soll. Letztendlich landen sie in einem Kinderhotel auf Mallorca. Doch in Ruhe Urlaub machen ist nicht. Uhlig und Karl werden alle paar Meter erkannt. Und das obwohl ihre Filme doch gar nicht mehr so beliebt sind?! Hat sich der Manager vielleicht geirrt? Außerdem steht sich Uhlig in Bezug auf einem ruhigen Urlaub selbst im Weg. Denn Elena Uhlig kommt in diesem Buch als sehr anstrengende Person rüber. Sie wird schnell panisch und kann ohne Punkt und Komma reden. Das hat sie in ihrer Erzählung in der Ich-Perspektive sehr gut rübergebracht! Ich hatte richtig das Gefühl ich wäre mit im Kinderhotel. So soll es sein. Fritz Karl bildet das genaue Gegenteil zu Uhlig. Er ist er der ruhige Typ, der sicherlich auch einfach nur den Urlaub genießen könnte. Gegensätze ziehen sich an?
Was an dieser Geschichte nun der Realität entspricht und was nicht ist nicht bekannt. Wenn das alles so passiert ist, dann Hut ab. Nach diesem Urlaub hätte ich erst einmal Urlaub gebraucht.
Die Geschichte überzeugt durch ihre schnellen und unterhaltenden Dialoge. Dazwischen erfährt der Leser viel über Elenas Gedanken und Gefühle. Und das sind sehr viele. Mir war Elena Uhlig in diesem Buch sehr sympathisch und authentisch. Allerdings wäre sie mir persönlich zu anstrengend.
Dieses Buch ist ganz lustig zu lesen. Es ist jetzt keine atemberaubende Geschichte, sondern einfach die Realität. Man kann es lesen, muss es aber nicht. Mir hat es Spaß gemacht und ich musste des Öfteren Lachen. Deshalb vergebe ich vier von fünf Sternen.  

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.07.2018
Schütz, Lars

Der Alphabetmörder / Grall und Wyler Bd.1


gut

Ausbaufähiges Debüt

Jan Grall ist Fallanalytiker. Als im Westerwald eine verstümmelte Leiche gefunden wird, wird er hinzugerufen. Ausgerechnet in den Westerwald – Jans Heimat, die er vor Jahren überstürzt verlassen hat und sich geschworen hat niemals zurück zu kommen. Doch nun holt ihn der Alphabetmörder zurück.

Die Handlung ist sehr rasant, so dass ein zügiges Lesen gut möglich ist. Allerdings fehlte mir die Ermittlungsarbeit. Auch die beiden Fallanalytiker, die hinzugezogen wurden, sind lediglich am Anfang aktiv. Danach lenkt der Mörder die Geschichte und alles ergibt sich scheinbar einfach so. Teilweise waren einzelne Handlungen dann auch nicht schlüssig. Und ich dachte mir, wie kann das denn nun sein? Aber letztendlich wurde alles Wichtige aufgeklärt.
Der Schreibstil ist leicht zu lesen. Er ist sehr umgangssprachlich. Um nicht zu sagen, zu umgangssprachlich. Die gesamte Erzählung bleibt recht nüchtern. So ist kein Platz für Gefühle und auch nicht für Beschreibungen der Umgebung. Somit konnte auch kein Kino im Kopf entstehen.
Die Charaktere hätten für meinen Geschmack besser ausgearbeitet werden können. Die Ansätze waren definitiv da, aber es fehlte am Feinschliff. Die Charaktere sind recht unterschiedlich, jeder hat seine Eigenarten und trägt sein Päckchen. Aber das wurde alles nur angerissen und nicht weitervertieft beziehungsweise in die Handlung eingebaut.
Spannend war es für mich von Anfang bis Ende. Ich habe auch fast bis zum Schluss gebraucht um das Rätsel um die Identität des Alphabetmörders zu lösen. Das ist definitiv ein großer Pluspunkt für diesen Thriller. Aber so richtig überzeugen konnte er mich dennoch nicht. Ich würde sagen, es ist ein ausbaufähiges Debüt und deshalb vergebe ich drei von fünf Sternen.

Bewertung vom 22.07.2018
Raabe, Melanie

Der Schatten


ausgezeichnet

Super spannender Thriller

Norah Richter ist gerade nach Wien gezogen, als eine alte Bettlerin ihr eine Prophezeiung macht. Norah wird am 11. Februar einen ihr unbekannten Arthur Grimm aus freien Stücken vor dem Prater töten. Norah ist verwirrt. Wer soll das sein? Sie soll jemanden töten? Niemals! So etwas könnte sie nicht – oder doch?

Dieser Thriller war wirklich von der ersten bis zur letzten Seite spannend! Schon lang hatte ich keinen Thriller mehr, der mich so gefesselt hat, dass ich die ganze Nacht durchgelesen habe und bis zum Schluss nicht einmal ansatzweise wusste, was dahinter steckt. Ich hatte einige Vermutungen, doch das Ende war ganz anders. So muss es sein! Sehr gefallen hat mir, dass am Ende alles schlüssig war und nicht an den Haaren herbei gezogen wirkte.
Im Mittelpunkt steht Norah. Und eigentlich geht es auch ausschließlich um sie. Es ist ein perfides Spiel mit Norahs Psyche. Der Leser weiß selbst nicht richtig, ob wirklich jemand mit ihr spielt. Oder ob es vielleicht doch ihre Phantasie ist, die ihr einen Streich spielt.
Norah ist Mitte dreißig und Journalistin. Somit von Berufswegen her neugierig. Sie kennt diesen Arthur Grimm nicht. Doch plötzlich taucht er über all auf und Norah beginnt über ihn zu recherchieren. Dann führt sie diese Recherche zu ihrem schlimmsten und dunkelsten Erlebnis.
Die Handlung wird meist aus Norahs Sicht beschrieben. Zwischendurch gibt es aber Einschübe einer unbekannten Person, die dem Leser ihr Wissen über Norah mitteilt. Doch wer spricht da?
Norahs Gedanken und Ängste kommen sehr gut rüber. Und ihr Handeln ist nachvollziehbar. Leider war mir Norah aber unsympathisch. Sie wirkte sehr kalt und verschlossen, fast arrogant. Und es waren mir zu viel Alkohol und Zigaretten. Irgendwie passte das nicht beziehungsweise musste nicht sein.
Der Schreibstil von Melanie Raabe ist klasse. Ich habe schon „Die Falle“ von ihr gelesen und war begeistert. Die Seiten fliegen nur so an einem vorbei. Die gesamte Handlung ist recht rasant. Die Kapitel sind recht kurz und so sagt man sich gerne mal „ach noch eins“ und schwupps ist man so gefesselt, dass man immer weiter liest und den Thriller nicht mehr aus der Hand legen kann.

Ich vergebe diesem Thriller volle fünf von fünf Sternen, da ich in Hochspannung versetzt wurde und nicht mehr aushören konnte zu lesen. Außerdem wurde ich am Ende komplett überrascht und das konnte die Tatsache, dass mir die Protagonistin unsympathisch ist wieder gutmachen. Eine klare Leseempfehlung für alle die Psycho-Thriller, ohne Blut mögen!

Bewertung vom 19.07.2018
Schweikert, Ulrike

Hoffnung und Schicksal / Die Charité Bd.1


ausgezeichnet

Authentischer Roman über Deutschlands größtes Krankenhaus

Mitte des 19. Jahrhunderts in Berlin. Die Hauptstadt steht kurz vor einer Cholera-Epidemie. Die Charité füllt sich langsam mit Patienten. Professor Dieffenbach tut alles um die Patienten zu retten, doch dies scheint nicht so einfach zu sein. Unterstützung bekommt er von der fleißigen Wärterin Elisabeth. Die durch ihre Wissbegierde eine große Hilfe ist. Doch Professor Dieffenbach lässt sich stets von Gräfin Ludovica ablenken.

Dieser Roman beschreibt auf historischer Basis knapp zwanzig Jahre des Lebens in der Charité. Im Mittelpunkt stehen: Professor Dieffenbach, durch den wir viel über die Operationstechniken zur damaligen Zeit lernen. Die junge, fleißige, wissbegierige Wärterin Elisabeth, die nach dem Schicksal ihrer Schwestern nichts von den Männern wissen will. Doch dann ist sie doch zu angetan von dem jungen Militärarzt. Das ist nicht ihr einziges Problem, denn zu gern würde sie selbst Ärztin sein. Aber dies im damaligen Deutschland noch nicht möglich. Martha, die eigentlich Hebamme ist, nach einem Schicksalsschlag nun lieber im Totenhaus der Charité arbeitet. Und die Gräfin Ludovica, die von ihrem Mann, einem Hypochonder, terrorisiert wird. Das einzige Gute daran ist, dass so Professor Dieffenbach sehr häufig vorbeischaut.
Mir hat dieser Ausflug in die Charité des 19. Jahrhunderts sehr gut gefallen. Die Geschichte wirkte sehr authentisch! Nachdem ich das Nachwort gelesen habe war ich überrascht, dass tatsächlich so viel der Realität entspricht. Das macht das Ganze noch interessanter. Der Schreibstil von Ulrike Schweikert hat mir sehr gut gefallen. Es war ein angenehmes und schnelles Lesen. Die Geschichte ist aber auch sehr fesselnd! Die Gefühle, der vier Protagonisten kamen sehr gut rüber. Die Szenen wurden sehr bildlich beschrieben, wodurch man sich richtig nach Berlin versetzt fühlte. Die Operationsszenen waren auch sehr anschaulich beschrieben. Wodurch es mir beim Lesen fast schon schlecht wurde. Wenn man bedenkt, dass es damals noch keine Narkose gab – ohje, ohje. Bei den Hygienestandards beziehungsweise der nicht vorhanden Hygiene wird einem erst recht mulmig.
Die Charaktere haben mir sehr gut gefallen. Sie wirkten sehr realistisch – was auch daran liegt, dass es die Meisten wirklich gab und ihre Eigenheiten in diesem Roman widergegeben wurden. Genau das hat mir sehr gefallen. Jeder war anders und man konnte sie wunderbar auseinander halten, obwohl es einige Charaktere gab. Selbst die Patienten haben ein Gesicht bekommen und ihre eigene Geschichte.
Gefallen hat mir auch, dass es einige Zeitsprünge gab. Es wurde nicht jedes Detail breitgetreten, sondern dann waren eben auch mal zwei Jahre vergangen. So wurde es nicht langweilig und man konnte die Entwicklung der Charaktere und der Charité als Krankhaus miterleben.

Für mich war dieser Roman ein richtiges Lesevergnügen und er wird mir in guter Erinnerung bleiben, deshalb vergebe ich volle fünf von fünf Sterne.
Ich bin froh, dass ich mir dieses Buch doch noch einmal näher angeschaut habe. Denn zunächst dachte ich es wäre das Buch zur ARD-Serie. Doch beides hat nichts miteinander zu tun.