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holdesschaf

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Insgesamt 594 Bewertungen
Bewertung vom 29.11.2022
Sternbaum, Nico

Magischer Volltreffer (leider voll auf's Auge) / Jimmy Fox Bd.1


sehr gut

Kurzweiliger Comicroman
Jimmy Fox ist ein ganz normaler Junge. Nach den Sommerferien kommen er und seine beiden Freunde Lisa und Ole in die 5. Klasse einer neuen Schule. Und das ausgerechnet jetzt, da Jimmy eine Augenklappe tragen muss. Das sorgt schon mal für Hänseleien durch den gemeine Mitschüler Justin. Doch nicht nur in der Schule erlebt Jimmy viel, auch seine Familie ist immer für Überraschungen gut. Missglückte Zaubertricks seines Vaters oder die viel zu gut funktionierenden Erfindungen seiner Großmutter, es ist einfach immer was los. Und das alles hält Jimmy, der gern Comiczeichner werden möchte, in seinem Tagebuch fest.

Das Cover erinnert ein bisschen an bekannte Comicroman-Reihen wie Gregs Tagebuch. Die Augenklappe, so erfährt man in der Geschichte, wird Jimmys Markenzeichen. Auch sonst ist das Cover witzig gestaltet und gibt schon einen guten Einblick in das, was im Buch steckt. Zunächst werden wichtige Personen durch kurze Texte und ein Bild vorgestellt, so dass man im weiteren Verlauf diese auch in den Bildern erkennt. Zu Jimmys Familie gehören ein Zauberer (Vater), eine Pilotin (Mutter), eine Erfinderin (Oma), ein computerspielender Zombie-Bruder und eine nervige kleine Schwester. Auch Jimmys Freunde und Lehrer werden sehr witzig charakterisiert und jeder sorgt ein- oder mehrmals für einen Eintrag im Tagebuch.

Die Seiten sind sehr luftig gestaltet. Neben der Datumsangabe finden sich sowohl erzählende Einträge in relativ großer Schrift als auch Comic-Bilder zu bestimmten Ereignissen, die meist echt lustig sind. Auch der Schreibstil ist witzig und passt gut zu einem Jungen in Jimmys Alter. Ein bisschen störend fand ich, dass sich die kleineren Illustrationen immer wiederholt haben und auf manchen Seiten (fast) nur diese Bildchen abgedruckt sind. Das ist zwar für Lesemuffel schön, aber auch ein bisschen verschwendeter Platz. Trotzdem haben wir uns köstlich über die Slapstick-Einlagen der Charaktere amüsiert und das Buch war flott durchgelesen. Für Wenigleser ist die Aufmachung sehr motivierend.

4 Sterne

Bewertung vom 29.11.2022
Weinberg, Juliana

Margaretas Traum / Gut Erlensee Bd.1 (MP3-Download)


sehr gut

Ruhige, interessante Familiengeschichte
Während des Krieges hat Margareta die Familiendruckerei zusammen mit ihrer Großmutter Ilsegard und ihrer Schwester Marilla am Leben erhalten. Nun sind Vater Hermann und Bruder Gregor aus dem Krieg heimgekehrt. Da Gregor unter einem Trauma leidet, übernimmt Hermann die Geschäfte. Frauen traut er trotz deren Einsatz zu Kriegszeiten nichts zu. Obwohl Margareta gute Ideen hätte, wie es im Unternehmen besser laufen könnte, wird sie vom Vater nur belächelt. Er ist ein unangenehmer Patriarch, der in der Zeit stehen geblieben ist. Unbedingt möchte er seine Älteste zur Heirat mit einem reichen Mann drängen. Doch diese hat Gefühle für einen seiner Arbeiter.

Die Geschichte der Familie Lamprecht wird abwechselnd aus der Sicht der verschiedenen Familienmitglieder erzählt. Das ist sehr angenehm, da man so die verschiedenen Facetten und Sichtweisen der Personen kennenlernt. Der Vater ist unangenehm und cholerisch und seine Sicht auf Frauen hat mich nicht selten sprachlos und wütend gemacht. Seine Mutter, Großmutter Ilsegard, hingegen ist fortschrittlich im Denken und tut alles für ihre Enkelinnen und den vom Krieg traumatisierten Gregor, der nicht selten den Ärger seines Vater auf sich zieht. Auch über die ignorante Mutter Adelheid konnte ich manchmal nur den Kopf schütteln. Margareta als Hauptperson kann einem nur leid tun. Sie ist klug, opfert sich für die Familie auf und erntet dafür keinerlei Respekt der Eltern. Ihre einzige Freude sind ihr Pferd und der neue Vorarbeiter, für den sie Gefühle entwickelt. Auch die anderen Geschwister haben Träume, denen die Eltern nur zu gern im Weg stehen.

Die Autorin schildert das Schicksal der Familie in ruhigen Worten, man fühlt sich als Teil der Familie und möchte sich nur zu gern einmischen. Manchmal fehlt ein bisschen Aufregung in der Handlung, denn die Konflikte drehen sich meist um dieselben Dinge und wiederholen sich öfter mal. Es dauert recht lange, bis eine Wendung eintritt, die nochmal für Spannung sorgt. Interessant fand ich die Konventionen, denen vor allem die Mutter zu dieser Zeit noch nachhängt und auch die Einbindung der Spanischen Grippe hatte einen großen Bezug zur Gegenwart. 

Gelesen wird die Geschichte von Alexandra Sagurna, die diese Aufgabe mit Bravour erfüllt. Ihre Stimme passt hervorragend in die geschilderten Jahre, wirkt edel und sehr gediegen. Auch übertreibt sie nicht beim Verstellen der Stimme, wenn unterschiedliche Personen sprechen. Insgesamt fand ich das Hörbuch daher sehr angenehm zu hören, aber manchmal vielleicht auch etwas eintönig, was aber eher an der Buchvorlage liegt. Trotzdem konnte ich mich sehr gut einfühlen und insgesamt war der Unterhaltungswert in Ordnung.

4 Sterne

Bewertung vom 28.11.2022
Tielmann, Christian

Escape-Buch für Grundschulkinder: Escape Challenge: Jagd durchs Museum


ausgezeichnet

Wer stoppt Lola Langfinger im Museum?
Oh wie aufregend! Milla und Lex wollen eigentlich mit ihrem Onkel Klaus, der als Nachtwächter im Museum arbeitet, eine private Führung machen, doch Lola Langfinger bricht in dieser Nacht ein und sperrt Klaus ein. Nun sind die Kinder auf sich gestellt. Können sie entkommen und sogar Lola Langfinger dingfest machen? Um das zu schaffen, müssen erst jede Menge Rätsel gelöst werden und du hilfst mit.

In diesem Mitmach-Escape-Buch ist eine Einbrechergeschichte geschickt mit dem Schauplatz Museum und dem Trend Escape-Rätel verbunden. In der vorderen Umschlagklappe gibt es eine Raumübersicht des Museums, in die man gelöste Raumnummern eintragen kann. Es folgt eine ausführliche Anleitung, wie man mit Hilfe des Codebuchs in der hinteren Klappe herausgefundene Codes in Raumnummern verwandelt. Es gibt Rätsel, die zu solch einem Code führen und solche, die sofort zur nächsten Raumnummer führen. Auf manchen Seiten gilt es, eine Entscheidung zu treffen, welchen Raum man als nächstes aufsuchen will. Diese Wahlmöglichkeiten führen dazu, dass man mehrmal sein Köpfchen anstrengen kann.

Die Rätsel, die gelöst werden müssen, sind abwechslungsreich. Manchmal muss man Zahlenrätel lösen, es gibt Suchbilder, Punkt-zu-Punkt-Aufgaben, Rebusrätel, Sudoku, Fehlerbilder, Schattensuche, Suchsel, Rechenaufgaben, Labyrinth und viele mehr. Manche sind meiner Tochter sehr leicht gefallen, andere waren doch relativ knifflig, so dass ich das Glück hatte, auch mal miträtseln zu dürfen. Eine Seite mit Tricks kann unter Umständen auch helfen. Toll ist, dass zum Lösen der Rätsel das Buch nicht zerschnitten oder anderweitig zerstört werden muss. So kann man versuchen, alle möglichen Enden der Geschichte zu erreichen und auch Geschwisterkinder haben später noch Freude am Buch. Das Format ist größer als erwartet, die Schriftgröße hingegen nicht allzu groß. Die Illustrationen im Museum und auch der Rätsel sind bunt und schön anzusehen. Milla und Lex hingegen bleiben leider schwarz-weiß und blass. Daher 4,5 Sterne für den großen Rätselspaß

Bewertung vom 16.11.2022
Schweizer, Lotte

Drei Helden für ein Honigbrot / Detektei für magisches Unwesen Bd.1


ausgezeichnet

Fabelhaftes Detektivabenteuer
Jannik möchte mit seinen beiden Freundinnen Pola und Lulu unbedingt ein Detektivteam sein und in echten Fällen ermitteln. Leider passiert in ihrem Wohnort Kiesbach so gut wie nie etwas Aufregendes. Doch dann wird plötzlich überall Honig gestohlen. Jannik merkt gleich, dass es sich hier lohnt zu ermitteln, denn zudem ist im Haus nebenan noch ein Mann mit schwarzen Handschuhen eingezogen und in der Eisdiele erspäht er auch noch ein unbekanntes Gesicht. Durch Zufall lernt er letzteres näher kennen. Es handelt sich um Peggory Jones, Agent für Magisches und streng Geheimes, der herausfinden soll, warum so viele Fabelwesen spurlos verschwinden. Da er allein nicht weiterkommt, bittet er das Detektivteam um Hilfe. Ob das gut geht?

Wir sind durch das magisch schöne Cover mit den kleine Fabelwesen auf das Buch aufmerksam geworden. Allein die Gestaltung des Lichts darauf ist wunderschön. Der Prolog stellt dem Leser Peggorys Auftrage vor und spätestens mit dem Kennenlernen von Jannick und dem Verschwinden des ersten Honigs, auf das man nicht lange warten muss, waren wir von der Geschichte gefesselt. Die drei jungen Detektive sind so herrlich normal, drei Schüler, die Ferien haben und Probleme, die jedes Kind kennt. Dazu sind sie ziemlich pfiffig, auch wenn Pola und Lulu zunächst nicht so begeistert sind vom Ermitteln.

Das Aufeinandertreffen von Fabel- und Menschenwelt ist wirklich zauberhaft. Hier hat die Autorin wirklich viele tolle Ideen einfließen lassen. Besonders die kleine Türwächterfee und Ratte Marianne sind supercool, aber auch der verfressene, eher untätige Dorfpolizist hat uns zum Lachen und manchmal auch zum Verzweifeln gebracht. Leider ist manchen Fabelwesen in der Geschichte bereits etwas Grauenhaftes zugestoßen, Kindern mit großer Angst würde ich das Buch also nicht unbedingt vorlesen, wobei dem Thema "Präparieren" zum Glück nicht allzu viel Raum gegeben wird. Allen anderen wird es vielleicht gar nicht so auffallen.

Die Illustratione im Buch sind gut gelungen und untermalen die Geschichte sehr schön. Vor allem die magischen Wesen haben uns hier verzaubert. Es gibt sogar am Rand ein kleines Daumenkino, richtig kindgerecht gemacht. Die Kapitel haben eine angenehme Länge und die Sprache ist sehr kindgerecht und beinhaltet neben echten Witzen auch viel Wortwitz. Uns hat die Geschichte insgesamt super gefallen und wir freuen uns auf die nächste Ermittlung der Detektei für magisches Unwesen. 5 Sterne

Bewertung vom 16.11.2022
Isermeyer, Jörg;Schüttler, Kai

Dachs und Rakete. Ein Haus voller Freunde


ausgezeichnet

Dachs und Rakete in Hochform
Dachs und Rakete haben sich mittlerweile im Mietshaus in der Stadt eingelebt. Herr Dachs ist als Hausmeister sehr gefragt und hilft, wo er kann. Zum Beispiel, als durch die Wohnung der Eichhörnchen der Wind pfeift. Dabei entdeckt er, dass eine Kugelbahn durchs Haus doch ganz schön wäre. Auch als Babysitter für die 8 kleinen Meerschweinchen muss er sich beweisen. Zudem lernen die beiden Freunde immer neue Sachen in der Stadt kennen. Den Jahrmarkt, das Verschicken von Post und dann bekommen sie sogar selbst einen Brief mit einer tollen Überraschung.

Während uns der erste Band von Dachs und Rakete ein allzu großes Loblied auf das Stadtleben war, gefiel uns dieser Band wesentlich besser. Tatsächlich passt der Untertitel "Ein Haus voller Freunde" wunderbar zu den 14 Kapiteln zum Vorlesen, in denen es vorwiegend darum geht, wie Dachs und Rakete allen Hausbewohnern helfen, beistehen und mit ihnen Spaß haben und dafür auch ganz viel zurückbekommen. Dachs und Rakete sind in Hochform und oft mussten wir über ihre Alltagsabenteuer schmunzeln. Vor allem die Episode, in der sie bei den frechen Meerschweinchen als Babysitter arbeiten war zu köstlich.

Aber vereinzelt treffen die Geschichten auch den Nerv der Zeit, sind lehrreich ohne Zeigefinger und helfen Kindern, Dinge besser zu verstehen. Beim Kapitel mit der alten Schildkröte, die Angst davor hat, ins Heim zu müssen, musste ich erstmal schlucken. Dachs und Rakete erinnern uns aber auch hier, was alles möglich ist, wenn Freunde und Nachbarn zusammenhalten. Das hat mich als Vorleser sehr berührt und regt zu Gesprächen mit den kleinen Zuhörern an. Es ist toll, dass das Thema "Alter" hier nicht ausgeklammert wurde.

Ein Highlight sind auch in diesem Band wieder die vielen bunten, lustigen und manchmal zuckersüßen Illustrationen, die den Text begleiten. Wir hatten das Gefühl, dass die Bilder im zweiten Band etwas mehr Anteil vom Buch eingenommen haben, so wurde das Vorleseerlebnis perfekt und daher gibt es 5 Sterne.

Bewertung vom 15.11.2022
Willingham, Stacy

Das siebte Mädchen (MP3-Download)


sehr gut

Fesselnd, aber recht vorhersehbar
Vor 20 Jahren verschwanden in Breaux Bridge, einer Kleinstadt in Louisiana, sechs Mädchen spurlos und versetzten das ruhige Örtchen in Angst und Schrecken. Vollkommen überraschend findet Chloe im Kleiderschrank ihrer Eltern eine Schatulle mit Schmuckstücken der Opfer. Ihr bis dahin unauffälliger, liebevoller Vater gesteht, die Mädchen ermordet zu haben. Dies geht alles andere an Chloe, ihrer Mutter und ihrem Bruder Cooper vorbei.

Nun ist Chloe Psychologin, lebt mit ihrem Partner Daniel in einem Haus und demnächst steht ihre Hochzeit an. Doch da verschwinden erneut junge Mädchen. Seltsamerweise stehen alle in Verbindung zu Chloe. Handelt es sich um einen Nachahmungstäter? Das möchte auch ein Reporter der New York Times herausfinden, der zu Chloe Kontakt aufnimmt. Die Zeit drängt, denn bald jähren sich die Verbrechen des Vaters zum 20. Mal.

Für Krimis und Thriller, in denen es um alte Fälle aus der Vergangenheit geht, bin ich immer zu haben. So war "Das siebte Mädchen" für mich eine Pflichtlektüre. Das Cover mutet wunderbar düster an und passt einigermaßen zu der von der Autorin beschriebenen Landschaft Louisianas. Oft sind es jedoch eher typische Sumpflandschaften und Louisiana-Moos, die die ländliche Szenerie in der Vergangenheit prägen. In der Gegenwart lebt Chloe in der Stadt. Der Unterschied wird gut deutlich und die Flucht aus dem Heimatstädtchen ist nur zu verständlich.

Obwohl Chloe Psychologin ist, merkt man schon sehr bald, dass die Dämonen der Vergangenheit ihr auch nach 20 Jahren noch Probleme bereiten. Nicht selten greift sie zu Beruhigungsmitteln und Antidepressiva, um sich über Wasser zu halten, so dass man eigentlich nicht weiß, ob man ihrer Wahrnehmung überhaupt trauen kann. Sehr viel von der Handlung spielt sich in Chloes teils ausschweifenden Gedanken ab. Schnelle, oft nicht sofort erkennbare Wechsel zwischen verschiedenen Zeitebenen, geben ein gutes Bild davon ab, was früher passiert ist, aber auch die Gegenwart wird in verschiedenen Stadien beleuchtet. Das Geschehen fesselt durchaus, vor allem mit Beginn der neuen Mordserie.

Durch ihre Einmischung in dem Fall, wird auch die Polizei auf Chloe und ihre Vergangenheit aufmerksam. Allzu oft handelt sie wider besseren Wissens auf eigene Faust und begeht so kapitale Fehler, die sie nicht sehr glaubwürdig erscheinen lassen. Ab einem gewissen Zeitpunkt, der etwa in der Mitte der Geschichte lag, war mir allerdings sonnenklar, wie hier alles zusammenhängt und ich sah meinen Anfangsverdacht bestätigt, so dass der Rest der Geschichte zwar immer noch interessant war, aber teilweise auch ein Warten auf die Auflösung. Von der Autorin ab da gestreute Finten hatten keinen Einfluss mehr. Das Ende lief eher ruhig ab. Gern hätte ich noch erfahren, wie die Familienmitglieder auf die Sache reagiert haben.

Die angenehm tiefere Stimme der Sprecherin passte für mich perfekt zur Geschichte und vor allem zur etwas destruktiven, psychisch belasteten Protagonistin.

Insgesamt hat Stacy Willingham einen fesselnden, gut geschriebenen Thriller vorgelegt, der gut konstruiert ist, dessen Geheimnisse jedoch für passionierte Leser des Genres allzu leicht zu durchschauen sind.

Daher leider nur 3,5 Sterne

Bewertung vom 03.11.2022
Stern, Anne

Drei Tage im August (MP3-Download)


sehr gut

Ruhige Geschichte über Veränderung und Verlust
Drei Tage im August, Berlin 1936. Während die Nationalsozialisten eine Olympiade ausrichten, wie sie die Welt noch nicht gesehen hat, lebt Elfie in ihrem ganz eigenen kleine Kosmos, dessen Mittelpunkt ihre Arbeit in der Chocolaterie Sawade unter den Linden ist. Es sind schwere Zeiten, in denen die kleinen Konfiseriekunstwerke ihr Trost spenden, wenn sie das Dunkel überkommt. Gründe dafür sind nicht nur die Veränderungen, die seit der Machtergreifung Hitlers in Berlin um sich greifen und unter denen einige Nachbarn in der Straße zu leiden haben, sondern sie sind auch in Elfie selbst zu finden. Als eine alte, gut betuchte Kundin sie zu sich bittet, deckt sie nicht nur das Geheimnis um eine große Liebe und eine besondere Schokoladespezialität auf, sie muss sich auch darüber klar werden, wie sie leben möchte.

Die Beschreibung des Hörbuches hat in meinen Ohren sehr geheimnisvoll und eher romantisch geklungen. Auch das zarte Cover mit den Kakaobohnen deutete auf die Liebe zur Schokolade hin. Zunächst war ich allerdings über den etwas trägen Einstieg des Romans enttäuscht. Nach einem kurzen Prolog, der wieder auf ein Geheimnis weist, wird lang und breit Elfies Seelenleben, ihre Vergangenheit und ihre Aufgabe in der Chocolaterie beschrieben. Die Autorin nutzt durchweg sehr blumige Worte und sprachliche Bilder, wodurch sich die Geschichte etwas zieht. Hier heißt es dran bleiben, denn der Reiz entwickelt sich erst so nach und nach.

Mit dem Auftreten weiterer Charaktere wie dem jüdischen Buchhändler Marcus, der zunehmend unter Druck steht, dem ägyptischen Barbesitzer Hamadi, der Gefühle für Elfie hat und der kranken alten Madame, die Elfie zu sich ruft, um ihr ihre Geschichte zu erzählen, erhält das Hörbuch seinen ganz besonderen Zauber. Große Action darf man hier nicht erwarten, es sind eher die leisen Zwischentöne, die mich gefesselt haben. Besonders das Geheimnis um eine besondere Praline und die immer greifbare Bedrohung durch die neuen Machthaber waren hier interessant. Einzig die immer wieder eingeschobenen Erzählungen der jungen Linden, die aus heutiger Sicht über ihren langen Bestand in der bekannten Straße "Unter den Linden" in Berlin sinnieren, waren mir etwas zu dick aufgetragen und leider auch etwas zu langweilig. Berliner*innen können damit vielleicht mehr anfangen.

Die Sprecherin trägt das Buch sehr ruhig und angenehm vor. Vor allem die stimmliche Gestaltung der Besuche bei der alten Madame habe ich sehr genossen und die immer wieder vorkommende wörtliche Rede in Berliner Dialekt hat sehr dazu beigetragen, sich das Vorkriegsberlin gut vorstellen und die Einstellung der Menschen nachvollziehen zu können. So entstand ein gutes Bild von den Nachbarn in dieser Straße. Trotz einiger Längen ein schöner Roman über Verlust und Menschlichkeit, Veränderung und Neuanfang in Zeiten, in denen etwas Düsteres aufzieht.

4 Sterne

Bewertung vom 23.10.2022
Zervakis, Linda;Patrikiou, Elissavet

Wenn ich das kann, kannst du das auch!


weniger gut

Eher dürftig
Linda Zervakis kocht nicht gern, doch selbst sie will nicht immer nur Lieferservices und Restaurants in Anspruch nehmen, also sammelt sie in diesem Kochbuch Rezepte von den paar Gerichten, die sie kochen kann und auch einige, die ihr Familie und Freunde weitergegeben haben. So entsteht eine recht eigenwillige, bunte Mischung. Mit dabei Currywurst, Bolognese, Omelette, aber auch ein Sternegericht, das aus Obst- und Gemüsebrei besteht oder so ähnlich. Auch enthalten sind Dutzende Schnappschüsse der Moderatorin mit den rezeptgebenden Personen, mal beim Picknick am Hafen, mal in der heimischen Küche oder auf der Kirmes, wo man sich Zuckerwatte teilt. Davon aber nicht ein Bild, sondern eine ganze Fotostrecke. Bei gerade mal 31 Rezepten bekommt man so ein Buch sonst auch nicht voll.

Bei den Rezepten sind die verschiedensten Gerichte dabei. Am ansprechendsten auf jeden Fall die orientalischen Dips ihrer Freundinnen und natürlich Mamas Pita. Eine klare Linie ist allerdings nicht zu erkennen. Das Kochbuch richtet sich eher auch an Menschen, die noch nie gekocht haben. Bei jedem Rezept steht erstmal dabei, warum man es unbedingt probieren muss. Ebenso sind Zutaten aufgelistet, es gibt manchmal Zusatzinfos und natürlich die Zubereitungsanleitung inklusive vieler Fotos, die wohl den Kochneulingen helfen sollen. Allerdings deutet der Gesichtsausdruck von Frau Zervakis manchmal an, dass sie selbst nicht weiß, was sie da tut. Alles wirkt ziemlich gestellt. Die fotografierten Ergebnisse fallen auch sehr unterschiedlich aus. Die Fotografin und Freundin, so steht es am Ende, hat für ihre (Food)Fotografien schon Preise erhalten. Vielleicht sind deshalb so viele enthalten, vor allem bei Essen sind sie nicht wirklich ansprechend.

Es wundert mich, dass ein renommierter Verlag wie Gräfe und Unzer dieses Buch wirklich gedruckt hat. 20 Euro für ein Fotoalbum mit 31 Rezepten ist auch eine Ansage. Den zweiten Stern bekommt das Buch nur für Mama Zervakis Pita-Rezept. Ansonsten sehr enttäuschend. 2 Sterne

Bewertung vom 23.10.2022
Kolee, Nestor T.

Der Junge im Fluss


gut

Wirkt etwas aufgebauscht
Ein Junge begrüßt jedes Jahr den Frühling im Fluss stehend in der Annahme, dass es immer so bleiben wird...

Ben lebt auf einer Insel im Meer. Dort haben auch schon seine Eltern gelebt und deren Vorfahren. So steht für Ben fest, dass auch er sein Leben dort verbringen wird. Doch die Insel wird immer mehr vom Meer eingenommen und ist somit dem Untergang geweiht. Wie soll Ben so die Zeit dort bewahren? Als sein Bruder, ein Abenteurer, auf die Insel zurückkehrt und ihm von einer Gegend erzählt, an der die Ewigkeit herrscht, verlässt er die Insel und bricht zu seinem eigenen Abenteuer und zu sich selbst auf.

Tatsächlich habe ich in einer Selbstverständlichkeit den Klappentext zu Ernst genommen und eine realistische Geschichte eines Jungen erwartet, der ein Abenteuer erlebt und so zu sich selbst findet. Ganz so einfach war es dann aber doch nicht und das finde ich sehr schade. Der ganze Themenkomplex der Zeit, des Lebens und wie wir es verbringen, der Suche nach der Möglichkeit die Zeit zu Bewahren, wird hier in einer zwar philosophischen, aber auch eigenwilligen und esoterisch angehauchten Fantasiegeschichte zerrieben. Mir war es einfach zu viel gewollt kryptisch Ausgedrücktes, was auch in einfacheren Worten hätte gesagt werden können. Auch passten für mich einige Dinge nicht wirklich gut zusammen. Da ist Ben auf der Insel (in meinem Kopf war dies automatisch irgendwo bei uns an der See), der die Insel verlässt. Er landet dann aber in einer Stadt, die von brahmanischen Mönchen besucht wird. Zeitlich lässt sich die Geschichte nicht verorten.

Der Schreibstil lässt sich ganz gut lesen, nur die Geschichte machte für mich nicht so recht Sinn und wirkte konstruiert und etwas zu sehr aufgebauscht. Wichtige Kernaussagen waren im Text kenntlich gemacht. Den Rest hätte ich eigentlich nicht gebraucht. Das Buch kann ich Menschen empfehlen, die auf der Suche nach Sinn sind und diesen in einer Geschichte mit verwirrendem Zeitfluss, esoterischen Ritualen und Rätseln eher finden können, als in klaren Worten.

3 Sterne

Bewertung vom 23.10.2022
Bauer, Christina

Das große Brotbackbuch


ausgezeichnet

Riesige Auswahl an Brot und Gebäck
Das große Brotbackbuch von Christina Bauer hat mich sofort neugierig gemacht. Wir haben keinen Bäcker um die Ecke, somit müssten wir jedes Mal für frische Brötchen oder Brot losfahren und das bei steigenden Preisen allerorts. Die Autorin wurde mir bereits mehrfach empfohlen, daher wollten wir nun auch mal testen, ob uns das häufigere Backen mir ihrem Brotbuch gelingt. Tatsächlich bietet das Buch für uns jede Menge grundlegende Informationen zum Thema Brotbacken. Nach einer kurzen Einleitung kann man mit dem Starterrezept sofort losbacken. Oder man beschäftigt sich zunächst tiefergehend mit den verschiedenen Zutaten wie Mehlsorten, Salz und Saaten und der benötigten Ausstattung für gelingsicheres Backen.

Ausführliche Informationen zu Teigen, zum Kneten, ruhen und formen sorgen dafür, dass man selbstsicher an die Arbeit gehen kann. Christina setzt dann auf 4 Grundteige mit Hefe, erklärt aber genauso einfach, wie man selbst Sauerteig ansetzt und füttert. Alles wirkt so unkompliziert, dass man sich fragt, warum man nicht öfter selbermacht. Denn das Vor- und Zubereiten macht tatsächlich viel Spaß und ich freue mich jedesmal über die tollen Ergebnisse. Besonders gefällt mir auch das kurze Kapitel zum Anpassen von Rezepten. So kann ohne Probleme z. B. mal die Mehlsorte an meine Bedürfnisse angepasst werden. Tipps zum richtigen Aufbewahren und zur Haltbarkeit runden den Infoteil ab.

Es folgt nun eine riesige Auswahl an Brot und Gebäck. Bei über 120 Sorten findet hier jeder seine Favoriten und es wird nicht langweilig, sich einmal quer durch die Produktpalette zu testen. Die Rezepte sind unterteilt in Brote für jeden Tag, Brötchen und Kleingebäck, Vollkornprodukte, Teilchen aus süßem Hefeteig, Snack-Gebäck, Gebäck zum Verschenken und sogar die Verwertung von Brotresten wartet mit vielen Ideen auf, so dass man Übriges nicht wegwerfen muss, sondern sinnvoll nutzen kann. Richtig toll! Hilfen bei kleineren Pannen, ein Glossar und ein Register runden den Rezeptteil ab.

Ein so schönes, informatives, übersichtliches und praktisches Backbuch sollte für mich in jedem backbegeisterten Haushalt oder solchen, die es werden wollen, vorhanden sein. Der Preis ist zwar nicht gerade klein, aber duch die große Auswahl absolut gerechtfertigt. Christinas großes Brotbackbuch ist zudem nachhaltig hergestellt und wirklich hochwertig gebunden und mit einem Lesebändchen versehen. Alles Rezepte, die wir bisher getestet haben, sind gelungen und schmeckten uns wunderbar. Die Salzstangen sind bisher mein Favorit ;-) und es gibt noch so viel auszuprobieren. Ganz klare 5 Sterne