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flyspy

Bewertungen

Insgesamt 319 Bewertungen
Bewertung vom 12.05.2021
Golz, Manuela

Sturmvögel


ausgezeichnet

Bewegtes Leben einer alten Dame

Ein Roman, den man nicht aus der Hand legen möchte.
Das Cover allein hätte mich nicht gereizt, das Buch zu erwerben. Aber schon nach dem Anlesen des Buches hat mich die Geschichte in seinen Bann gezogen. Die inzwischen alte Dame, Emmy, ist mir auf Anhieb sympathisch. Sie hat ihr Herz auf dem rechten Fleck, hat sich ihre Ansichten zum Leben und insbesondere der Ausgestaltung ihres eigenen Lebens bewahrt. Bevormundung, auch von der eigenen Tochter, kann sie nicht leiden und so gefällt es ihr auch nicht, dass ihre Kinder im Keller herumstöbern und die Sachen und alte Akten durchforsten, auch wenn sie es gut meinen.
Im Rückblicken wird Emmys Lebensgeschichte erzählt, wie sie ganz jung nach Berlin gelangt, sich dort verdingt, die Liebe erfährt. Das schwierige Verhältnis zu ihrer Schwiegermutter macht ihr das Leben nicht einfacher, ihr Mann unterstützt sie nicht wirklich. Man erfährt viel über Emmy, ihre Geheimnisse enthüllen sich nach und nach und man fühlt sich ihr schnell nahe. Derweil, in der Gegenwart, studieren ihre beiden ältesten Kinder Hilde und Otto die gefundenen Akten und versuchen, sich ein Bild von ihrer Mutter und dem möglich zu erwarteten Erbe machen. Ihre Tochter Tess und ihr Ziehkind Anni sind anders gestrickt, wollen davon nichts wissen und sind um Emmy sehr bemüht.
Die Erzählweise, sei es vom Leben auf der Nordseeinsel oder auch im großen Berlin, ist ruhig und sehr anschaulich. Egal, ob es sich um die Schilderung der Charaktere und deren Beziehungen zueinander oder um die Lebenserfahrungen handelt, alles wird sehr glaubwürdig und fein moduliert dargeboten.
Emmy hat sich bei allem Erlebten ihren Humor bewahrt. Wie sie mit den Situationen umgeht, verdient Respekt. Meine Sympathie hat sie bereits. Das Buch hat mir beim Lesen viel Freude bereitet, ich empfehle es unbedingt weiter und werde es nach einiger Zeit sicher erneut lesen.

Bewertung vom 13.03.2021
Riley, Andy

King Eddi und das Monster von Krong


ausgezeichnet

Witzig und kreativ!

Der neunjährige König Eddi liebt Süßigkeiten über alles und mag das ganze gesunde Gemüse nicht. Während einer supergesunden Mahlzeit dringt ein Hilferuf an sein Ohr: King Eddi muss ein riesiges Monster erledigen, um seine Untertanen zu schützen. Mit Verstand und gutem Gespür für alles, was richtig ist, macht er sich mit seinen Gefährten auf den schweren Weg, um die Aufgabe trotz all der lauernden Gefahren zu lösen. Begleitet wird er dabei von seiner besten Freundin, der Hofnärrin Megan, seiner ihn beratenden Ministerin Jill und seinem treuen Ross Colin. Na ja, es handelt sich eher um ein kleines Pony, aber mit einem großen und tapferen Herzen. Dass sein Gegenspieler, der böse Imperator Nurbison ihm nicht wohlgesonnen ist, ist klar. Viel mehr verrate ich von der Handlung hier jedoch nicht.
Die Zutaten für dieses Buch: ein Junge als Held, zwei Freundinnen an seiner Seite, ein Monster, ein Gegner, der nicht so schlau ist, wie er denkt. Dazu Chaos, Mut und Verlässlichkeit prägen die Geschichte. Auf jeden Fall macht das Buch Spaß. Es ist unkonventionell geschrieben, mit vielen schwarzweißen Illustrationen gespickt. Aufgrund des größeren Schriftbildes ideal für Leseanfänger, die an der abenteuerlichen Geschichte ihren Spaß haben werden. Und zum Schluss stellt King Eddi fest, dass Gemüse gar nicht mal so schlecht ist und das letztendlich der Zusammenhalt zählt.

Bewertung vom 24.02.2021
Wells, Benedict

Hard Land


ausgezeichnet

Nimmt einen mit in ein junges Leben

Das Buch hat mich von der ersten Seite an berührt. Die Gedanken und Erfahrungen eines Heranwachsenden nehmen einen mit und lassen die eine oder andere eigene Erinnerung mit Höhen und Tiefen wieder aufsteigen. Seite für Seite liest sich einfach weg. Die Erzählung handelt von Beginn und Ende, von Freundschaft und Verlust. Emotionen kochen in den Protagonisten hoch und lassen den Leser auch nicht kalt. Klare Leseempfehlung!

Der Roman spielt in Missouri, im Jahr 1985 und erzählt von einem wichtigen Jahr - vielleicht dem wichtigsten Jahr überhaupt - im Leben von Sam. Während seine ältere Schwester Jean an der Westküste lebt, wohnt Sam mit seinen Eltern in der Kleinstadt Grady. Sams Mutter, eine außergewöhnliche Frau, ist schwer krank, das lastet auf der ganzen Familie und Sam versucht es zu verdrängen. Als in sich gekehrter Einzelgänger mit wenig Selbstbewusstsein und geheimen Ängsten fällt es ihm schwer, Freunde zu finden. Im örtlichen Kino lernt er dann 3 ältere Mitschüler kennen, mit denen er den Sommer verbringt. Besondere Freundschaften entstehen, intensiv gelebte Momente verbinden die vier jungen Leute. So wie der Beginn der Freundschaften, ist auch deren mögliches Ende schon absehbar, da die Älteren aufs College gehen werden und Sam noch zwei weitere Jahre zur Schule gehen wird. Jeder in dieser Gruppe hat zudem seine eigene Geschichte. Zu Kirstie, der einzigen jungen Frau in der Gruppe, entwickelt Sam eine besondere Zuneigung. Diese wird auch erwidert, aber nicht so, wie es ein Junge auf der Schwelle zum Mann erhofft. Sam feiert seinen 16. Geburtstag mit seinen Freunden, am nächsten Tag stirbt seine Mutter…

Für Sam endet in diesem Jahr die Kindheit, er entdeckt sich und auch seine Familie neu. Andere Blickwinkel erschließen sich ihm und er lernt auch seinen Vater besser zu verstehen. Nicht nur die Menschen selbst oder die Sicht auf den einzelnen Menschen verändert sich. Auch die Kleinstadt ist Veränderungen unterworfen. Alles ist vergänglich, die Jugend erlebt man nur einmal. Erinnerungen bleiben.

2 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.02.2021
Ruhe, Anna

Vorsicht, Wunschfee! / Maxi von Phlip Bd.1


ausgezeichnet

Eine quirlige Fee aus der Flasche
Lustige Idee, kein Flaschengeist, sondern eine Flaschenfee, die erst dann wieder zur "richtigen" Wunschfee wird, wenn sie genügend gute Taten für ihr Menschenmädchen ausführt.
Das Buch ist lustig geschrieben, mit vielen witzigen Ideen gespickt. Es fängt schon damit an, dass Paulas Vater einen Antiquitäten-/Trödelladen hat und gerade dort findet Paula die besagte Flasche aus der sie die Flaschenfee Maxi befreit. Sofort wird ihr Leben umgekrempelt. Maxi ist eine neugierige Fee, plappert ununterbrochen und kann auch ganz schön nerven. Es dauert, bis Maxi lernt, was für Paula eine gute Tat ist und muss auch mal eine Feenregel brechen, mit dem Risiko, wieder in die Flasche verbannt zu werden. Das Thema Freundschaft spielt hierbei eine besonders wichtige Rolle, zuviel will ich hier jedoch nicht verraten.
Das Buch ist sehr kurzweilig geschrieben, nicht zu vergessen die liebevoll gestalteten Illustrationen, die helfen, die Geschichte lebendig zu machen und das Kopfkino gestalten. Eine Geschichte für die ganz jungen Leser, Erstleser werden ihren Spaß haben! Auch ein Vergnügen für vorlesende Eltern, Großeltern, Tanten, Onkel! Und das Ende lässt erwarten, dass es weitergeht!

Bewertung vom 02.02.2021
Schomburg, Andrea

Die Spur zum 9. Tag


sehr gut

3 Freunde gegen die Welpenmafia
Der Titel sagt nicht so viel aus und lässt kaum Rückschlüsse auf den Inhalt des Buches zu.
Bene, ein zwölfjähriger Junge, verbringt die Ferien bei seiner Oma. Eigentlich nur deswegen, weil er mit seiner Mutter und ihrem Freund, dem er skeptisch gegenübersteht, keinen gemeinsamen Urlaub in Dänemark verbringen möchte. Bene ist eher ein Einzelgänger. Seine Gedanken kreisen beständig um seinen ihm unbekannten Vater, den er sich als Arzt bei „Ärzte ohne Grenzen“ vorstellt.
Der Urlaub bei Oma wird dann unerwartet zum Abenteuer. Er lernt die gleichaltrige Mia und ihren Bruder Ole kennen. Zu dritt kommen sie einem illegalen Welpenhandel auf die Spur, in den Benes Oma unwissend verwickelt ist. Und dann findet er noch Hinweise aus der Vergangenheit seiner Mutter, die auf seinen Vater hinweisen …
Ein nette Geschichte für Kinder im Alter um die zehn Jahre, für das Alter meiner Einschätzung nach auch spannend geschrieben. Auch passt das familiäre Umfeld in die heutige Zeit, in der Patchworkfamilien zum Alltag gehören, in der Männer auch den Familiennamen der Ehefrau annehmen und Kinder sich für den Tierschutz engagieren. Und vor allem: Nichts geht über gute Freundschaft!

Bewertung vom 30.01.2021
Mosebach, Martin

Krass


ausgezeichnet

Einfach nur Krass!
Buchtitel und Name des Protagonisten ist Programm! Ein grober Klotz, unhöflich, nach der Devise lebend „Hoppla, jetzt komm‘ ich!“ – und dazu dabei Erfolg habend. Ein Roman, der einen immer wieder in Erstaunen versetzt, die Entwicklung ist einfach nicht zu erwarten und was im ersten Kapitel passiert lässt keinen Rückschluss auf die weiteren zwei Kapitel zu. In schon bekannter Manier lässt Mosebach seiner opulenten Fabulierkunst freien Lauf und konstruiert fein verschlungene Sätze, die einen kaum zu Atem kommen lassen. Durchhaltevermögen ist gefragt. Ob die Handlung noch in Neapel spielt oder sich inzwischen nach Frankreich oder Kairo verlagert hat, spielt nicht die entscheidende Rolle. Auch ist die Handlung selbst im Grunde genommen nicht wichtig. Interessant ist einfach das Verhalten von Krass und seine Wirkung auf seine mehr oder weniger blassen Entourage. Peinlichkeiten werden nicht ausgelassen, langweilig wird es nie. Neben Krass strahlt nur Lidewine Lebendigkeit aus und bewahrt sich eine gewisse Unabhängigkeit, auch von dem großzügigen und narzisstischen Krass. Hier ist auch der Bezug zum Titelbild: die Bachstelze, deren Bildnis sich im Teich widerspiegelt. Zum Narren halten oder genarrt werden - das eigene Spiegelbild täuscht zuweilen. Täuscht auch der Roman? Nein, auch wenn man sich zuweilen in die Irre geführt fühlt bleibt ein interessanter, selbstsicherer Roman, dem man sich mit einer gewissen Gelassenheit nähern und einfach Mosebachs Schreibkunst genießen sollte.

Bewertung vom 11.11.2020
Schorlau, Wolfgang

Kreuzberg Blues / Georg Dengler Bd.10


sehr gut

Gute Story, etwas zu hohe Themenvielfalt

Dies ist mein erstes Buch mit Kommissar Dengler, bereits Denglers 10. Fall. Auch wenn man die vorherigen Bücher nicht kennt, fällt es einem nicht schwer, sich einzufinden. Die Story wurde in diesem Band von Stuttgart nach Berlin verlegt. Vom Stil her gut lesbar, von der Handlung her gut recherchiert. Die Kapitel sind für mich ungewohnt kurz, dadurch wirkt die Geschichte temporeich, die Örtlichkeiten wechseln schnell.
Ein aktuelles und brisantes Thema rund um die Immobilienwirtschaft mit all seinen negativen Facetten: Preistreiberei, Entmietung, staatlich subventionierte Gebäude, Skrupel sind bei den Protagonisten fehl am Platz.
Was mich jedoch störte ist der Punkt, dass viel zu viele Themen aufgegriffen werden, so dass dann der Handlungsrahmen überladen wirkt. Daher auch keine volle Punktwertung. Bis hin zu Corona – dies wirkt etwas im Nachhinein noch schnell „eingearbeitet“. Es bleibt jedoch insgesamt ein lesenswertes Buch.

Bewertung vom 04.11.2020
Maurer, Martin

Die Krieger / Nick Marzek ermittelt Bd.1


gut

Auf Fakten basierender Kriminalroman

Der Berliner Nick Marzek geht in den 80iger Jahren als Kommissar in München, um dort einen Neuanfang zu wagen. Ausgerüstet mit Pager und Stadtplan, versucht er einen Fall aufzuklären und dabei zu verstehen, wie München „funktioniert“. Zwischen Brandanschlag im Rotlichtmilieu, einer zusammengeschlagenen Nutte, dem Fund einer abgetrennten Hand und einem zunächst offensichtlich als Selbstmord erscheinenden Fall springt die Handlung zunächst hin und her. Maurer versteht es, den Worten Bilder zu geben und das Umfeld der Geschichte erlebbar zu machen. Unterschwelliger Humor rundet die Schilderungen stilistisch ab. Dies war mein Eindruck auf den ersten Seiten des Buches und wirkte spannend auf mich.

Ziemlich bald führen Spuren nach Italien, die Kommissar Marzek dann vor Ort recherchierten soll. An verschiedenen Schauplätzen ähnlicher Verbrechen der Gruppe LUDWIG sammelt der Kommissar gemeinsam mit der italienischen Putzfrau des Kommissariats, die mangels Alternativen als Übersetzerin fungiert, weitere Informationen. Dabei trifft er auf einige italienische Kollegen, mal auch auf einen Journalisten, der nah an den Geschehnissen war. Die unterschiedlichen Schilderungen der Fälle lesen sich sehr sachlich, dies ist wohl dem realen Hintergrund der Story geschuldet.

Interessant ist der Bezug dieser in den achtziger Jahren angesiedelten Kriminalgeschichte zu heute. Leider wiederholen sich ähnliche rechtspolitische Aktionen aktuell wieder. Die teils dokumentarische Form der Schilderung der Aktenlage macht es schwierig, sich wirklich für den Roman zu begeistern. Dadurch verliert das Buch im großen Mittelteil an Spannung, es wird zäh. Beinahe hätte ich das Buch nicht mehr zu Ende gelesen. Gegen Schluss gewinnt das Buch wieder, empfehlen kann ich den Roman nur den Lesern, die auch Interesse an akribischer Polizeiarbeit haben. Kein einfaches Buch nach einer guten Idee, welches etwas an Durchhaltungsvermögen abverlangt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.10.2020
Oetker, Alexander

Baskische Tragödie / Luc Verlain Bd.4


sehr gut

Spannend und rasant, das Ende für mich nicht ganz schlüssig.

Luc Verlains vierter Fall führt zurück zu einem alten Fall und zu einem alten und rachsüchtigen Feind. Der Kommissar wird dadurch mit einem Teil seiner Vergangenheit konfrontiert und das in den Augenblicken, in denen er sich mehr auf seine private Zukunft konzentrieren möchte. Er wird gezwungen, sich auf ein waghalsiges Spiel einzulassen, dass ihm nicht nur seine Karriere und seinen Leumund kosten kann, sondern auch sein Leben...

Ich kannte die Vorgängerbände nicht, konnte mich aber problemlos in die Geschichte und die Personen einfinden. Die vorherigen Romane rund um den Kommissar muss man daher nicht unbedingt kennen, um diesen Band zu lesen. Das Buch selbst ist spannend geschrieben und liest sich gut und flüssig.

Die Beschreibungen der Region mit den Schauplätzen der Handlung und die geschilderte Atmosphäre sind stimmig und lässt das Kopfkino komplexe Bilder erzeugen. Während zu Beginn das Drama rund um einen kleinen Jungen den Leser oder die Leserin mitleiden lässt und man sich in das private Glück von Luc und Anouk hineinversetzen kann, so lässt einen im Weiteren das Tempo der Geschichte keine Zeit zum Verschnaufen. Rasant entwickelt sich die Handlung weiter, die Spannung schraubt sich spiralförmig immer weiter nach oben. Wem kann Luc noch trauen, wer von den übrigen Protagonisten ist nicht korrupt?

Beim Lesen fragte ich mich, wie kann die Handlung aufgelöst werden? Schließlich konnte es nicht sein, dass die Hauptfigur zu Schaden kommt, das konnte doch nicht so enden! Luc Verlain stößt im Verlauf sowohl an seine physischen als auch an seine psychischen Grenzen. Die Hintergründe lösen sich dann unerwartet und mit Hilfe einer Rückblende auf. Ob die Erklärungen plausibel sind, muss jeder für sich entscheiden. Da der Kommissar als charakterstarke, geniale und vorausschauende Ermittlerpersönlichkeit dargestellt wird, wirkt es wieder durchaus stimmig und vorstellbar. Nur eines hat sich für mich nicht vollständig erklärt, ohne zuviel zu verraten: Wie kommt sie gerade in dem richtigen und wichtigen Augenblick genau dort hin, wo sie in dem Moment am dringendsten gebraucht wird?

Dem Buch würde ich aufgrund der strittigen Plausibiltät 3,5 Sterne von 5 geben. Da dies nicht geht und mich das Buch sonst gut unterhalten hat, vergebe ich 4 Sterne.

Trotz einiger Schwächen in Bezug auf die Glaubwürdigkeit gerade gegen Ende der Handlung kann ich den Roman als spannende Lektüre empfehlen, es wird nicht langweilig. Und wer die Region mag, findet einiges, was einen wünschen lässt, man wäre gerade jetzt dort, um Urlaub zu machen!