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Bücherfreundin

Bewertungen

Insgesamt 319 Bewertungen
Bewertung vom 18.11.2021
Die Überlebenden
Schulman, Alex

Die Überlebenden


sehr gut

Bewegende Familiengeschichte
Das Romandebut von Alex Schulman erzählt in schönem, klarem Sprachstil die berührende und aufwühlende Geschichte einer Familie, die jedes Jahr die Ferien in ihrem einsam gelegenen Sommerhaus verbringt. Die drei Söhne Nils, Benjamin und Pierre, 7, 9 und 13 Jahre alt, sind während dieser Zeit meistens sich selbst überlassen. Die Eltern sind dem Alkohol sehr zugewandt und weitgehend mit sich selbst beschäftigt. Der Vater ermuntert die Kinder, ihre Kräfte zu messen und setzt sie damit gefährlichen Situationen aus, die Mutter geizt mit liebevollen Zuwendungen und zeigt sich hauptsächlich dem Hund Molly zugewandt. 

Der Romanteil der Kindheit ist aus Benjamins Sicht erzählt und schildert die Erlebnisse während des letzten Sommers im Ferienhaus bis hin zu der Tragödie, die das Leben aller verändert ....

Das Buch ist auf zwei Zeitebenen verfasst: Das Hier und Jetzt wird chronologisch rückwärts erzählt, die Vergangenheit reiht sich in Einzelepisoden aneinander. 

In der Gegenwart treffen sich die Brüder nach 20 Jahren, um die Asche ihrer verstorbenen Mutter dort zu verstreuen, wo die Familie ihre Sommerurlaube verbrachte. Kindheitserinnerungen werden wach, und endlich wird über die dramatischen Ereignisse von damals gesprochen.

Auf den letzten 20 Seiten des Buches gibt es eine schockierende und vollkommen unerwartete Wendung, die die Entfremdung der Brüder im Erwachsenenalter und die unterschiedlichen Probleme, die sie mit sich herumtragen, erklärt. Aber gerade diese Wendung ist mir in ihrer Fiktion zu weit hergeholt. Ich hätte mir einen anderen Abschluss der bis dahin sehr fesselnden Geschichte gewünscht.

Bewertung vom 19.10.2021
Die unhöfliche Tote / Die Fälle Ihrer Majestät Bd.2
Bennett, S J

Die unhöfliche Tote / Die Fälle Ihrer Majestät Bd.2


sehr gut

Königliches Lesevergnügen
Dass die britische Autorin S.J. Bennett mit den Büchern von Dorothy Sayers, P.D. James, Ellery Queen und Rex Stout aufgewachsen ist, weckte meine Neugier, lese ich doch seit vielen Jahren die Krimis von P.D. James mit großer Begeisterung. Dass es sich um einen sogenannten Cosy-Krimi handelt, gefiel mir auch, da ich die leisen Krimis ohne blutrünstiges Morden und Metzeln bevorzuge.

Es handelt sich bei "Die unhöfliche Tote" um den zweiten Band von "Die Queen ermittelt", einer neuen Krimiserie von S.J. Bennett.
Die Geschichte spielt im Buckingham Palace, dem Sitz von Queen Elizabeth. Die Queen vermisst ihr Lieblingsbild, ein Gemälde der Yacht Britannia. Sie verbindet mit dem Bild Erinnerungen an unzählige Reisen mit dem Schiff. Ihre Privatsekretärin Rozie Oshodi erhält daher von ihr den Auftrag, der Sache nachzugehen. Kurz darauf wird am königlichen Swimmingpool die Leiche der unbeliebten Haushälterin Cynthia Harris aufgefunden, und es wird bekannt, dass es Drohbriefe gegeben hat.
Nun ermittelt nicht nur die Polizei, auch die Queen wird mit Hilfe ihrer Sekretärin aktiv ...

Der Krimi wird in schönem, flüssigem Sprachstil erzählt. Allerdings bringt das Leben bei Hofe es mit sich, das es sehr viele mitwirkende und damit auch verdächtige Personen gibt, so dass man leicht einmal den Faden verlieren kann.
Sehr schön ist, dass man - wenn auch fiktiv - Einblick in das königliche Palastleben bekommt, die Queen bei ihren Verpflichtungen und auch privaten Terminen begleiten kann, und auch einiges über die Historie des Königshauses erfährt. Die Dialoge mir Prinz Philip sind köstlich, hier hätte ich mir noch mehr gewünscht. 

Wer unblutige, ruhige Krimis in alter britischer Tradition mag, ein Faible für die Königliche Familie hat und die nötige Geduld für die Ermittlungen und die Aufklärung des Falles mitbringt, der wird dieses Buch sicherlich mit viel Freude lesen.

Das in hellem Blau gehaltene Cover mit seiner typischen Queen-Darstellung mit Corgi finde ich äußerst gelungen und sehr ansprechend.

Der Krimi hat mir gut gefallen, daher von mir 4 Sterne.

Bewertung vom 10.10.2021
Gesammelte Werke
Sandgren, Lydia

Gesammelte Werke


ausgezeichnet

Absolute Leseempfehlung!
Ich war sehr neugierig auf den preisgekrönten Debütroman der schwedischen Autorin Lydia Sandgren, die 10 Jahre lang an ihrem Werk gearbeitet hat. Das Buch umfasst stattliche 874 Seiten und hat mich von Anfang an in seinen Bann gezogen.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht der Göteborger Verleger Martin Berg. Seine Firma steckt in Schwierigkeiten, seine Frau Cecilia ist seit 15 Jahren verschwunden und hat ihn und die gemeinsamen Kinder Rakel und Elis zurückgelassen. Es gelingt ihm nicht, sein eigenes Buchprojekt fertigzustellen, und der Kontakt zu seinem ehemals besten Freund Gustav ruht. 

Das Buch erzählt in Rückblenden die gemeinsame Vergangenheit der beiden Freunde Martin und Gustav. Sie lernen sich in der Oberstufe kennen und verbringen viel Zeit miteinander. Das ändert sich auch nicht, als Martin Philosophie studiert und Gustav sich einem Kunststudium widmet. Als Martins spätere Ehefrau Cecilia, eine intelligente und ehrgeizige Studentin der Geschichte, in dessen Leben tritt, verschmelzen die drei zu einer Einheit. Martin gründet mit seinem Freund Per einen Verlag, Gustav wird zu einem bekannten und geschätzten Maler. Cecilia, Lieblingsmotiv von Gustav, verfolgt mit viel Fleiß und Ehrgeiz ihre akademische Laufbahn.

Rakel, Martins Tochter, sieht auf einem riesigen Ausstellungsplakat für Gustavs Retrospektive einen Gemäldeausschnitt, auf dem ihre verschwundene Mutter zu sehen ist. Als ihr Vater sie bittet, den vielversprechenden Roman "Ein Jahr der Liebe" des deutschen Schriftstellers Philip Franke zu übersetzen, glaubt sie in der Romanfigur ihre Mutter zu erkennen und begibt sich auf die Suche nach dem Autor.

Das Buch ist in einem wunderbaren, klugen Sprachstil geschrieben, es fesselte mich von der ersten Seite an bis hin zum für mich stimmigen Ende. Es ist eine feinfühlige und kluge Geschichte über Freundschaft und Liebe, aber auch über Abhängigkeit und tiefe Lebenskrisen, und es beschreibt ganz wunderbar die Welt der Kunst und der Literatur.

Von mir eine absolute Leseempfehlung und hochverdiente 5 Sterne!

Bewertung vom 03.10.2021
Die Enkelin
Schlink, Bernhard

Die Enkelin


ausgezeichnet

Ich habe außer "Der Vorleser" mit großer Begeisterung bereits einige andere Bücher von Bernhard Schlink gelesen und mich daher sehr auf sein neues Buch gefreut.

Bernhard Schlink erzählt in seinem neuen Buch "Die Enkelin" die Geschichte von Kaspar und Birgit, zweier junger Studenten, die sich in den sechziger Jahren ineinander verlieben. Kaspar verhilft Birgit, die in Ostberlin lebt, zur Flucht nach Westdeutschland.
50 Jahre später, Kaspar ist mittlerweile 70 Jahre alt, findet er Birgit in der gemeinsamen Wohnung tot auf. Wochen später entdeckt er im Nachlass seiner Frau das Manuskript zu einem Buch über ihr Leben. Birgit hatte viele Geheimnisse, und sie war auf der Suche nach ihrer seinerzeit zurückgelassenen Tochter, von deren Existenz Kaspar nichts wusste. Für den Witwer wird diese Suche zum Vermächtnis, und er macht sich auf den Weg in Birgits alte Heimat. Kaspar findet nicht nur Birgits Tochter, er findet auch eine Enkelin. Sie leben auf dem Land in einer völkischen Gemeinschaft. Kaspar bemüht sich sehr, Zugang zu beiden zu finden. Es wird ihm nicht leicht gemacht, denn sie leben in vollkommen unterschiedlichen Welten ....

Der Roman zeigt neben der sensibel erzählten Geschichte von Kaspar und Birgit und der Annäherung Kaspars an seine 14jährige Enkelin sehr eindrucksvoll die Probleme nach der Wiedervereinigung unseres Landes auf, die Enttäuschungen, aber auch die unterschiedlichen Lebensauffassungen.

Das Buch hat mich sofort in seinen Bann gezogen, ich konnte es kaum aus der Hand legen. Bernhard Schlink ist ein brillanter Erzähler, sein gewohnt ruhiger, aber dennoch kraftvoller Sprachstil fesselte und begeisterte mich bis zum Ende. Ein Meisterwerk!

Das zarte Mädchenportrait auf dem Cover ist sehr ansprechend, das Buch hochwertig in Leinen gebunden.

Absolute Leseempfehlung von mir für diese wunderbare Lektüre eines der größten Schriftsteller unserer Zeit und hochverdiente 5 Sterne!

Bewertung vom 19.09.2021
Wenn ich wiederkomme
Balzano, Marco

Wenn ich wiederkomme


ausgezeichnet

Nachdem mich "Ich bleibe hier", das letzte Buch von Marco Balzano, begeistert hatte, wartete ich mit Spannung und Ungeduld auf sein neues Buch.
"Wenn ich wiederkomme" spielt in Rumänien und wird im ersten Teil aus Sicht des 12jährigen Manuel erzählt. Daniela, die Mutter des Jungen und seiner 20jährigen Schwester Angelica. verlässt ihren Ehemann und ihre beiden Kinder heimlich in der Nacht, um nach Mailand zu gehen. In ihrem Abschiedsbrief erklärt sie den Zurückgebliebenen, dass sie diesen Weg gehe, um ihrer Familie eine bessere Existenz und den Kindern ein Studium zu ermöglichen. Wir begleiten Manuel über einen Zeitraum von 4 Jahren, erleben seine Sichtweise der Dinge, seinen Alltag ohne mütterliche Fürsorge, bis etwas Schreckliches geschieht.

Den zweiten Teil der Geschichte erzählt Daniela. Sie berichtet auf eindrückliche Weise von ihrem harten Leben als Pflegerin in Mailand, von allem, was sie auf sich nimmt, um ihre Familie in Rumänien finanziell zu unterstützen. Trotz täglicher Telefonate verliert sie den Zugang zu ihren Kindern, daran ändert auch der jährliche Sommerurlaub nichts, den sie in der Heimat verbringt.
Parallel zu Danielas Aufenthalt in Mailand berichtet ein weiterer Erzählstrang über die Entscheidung, die sie trifft, als das Schreckliche passiert und ihren Umgang mit der belastenden Situation. 

Den dritten und letzten Teil der Geschichte erzählt Angelica, Manuels Schwester.

Der klare und überragende Schreibstil von Marco Balzano spricht mich sehr an, das Buch hat mich vom Anfang bis zum Ende gefesselt und begeistert. Ich konnte mich gut in jede der drei Hauptpersonen hineinversetzen. Das Buch verdeutlicht nicht nur die Situation der ausländischen Pflegekräfte und die damit verbundenen Probleme und Belastungen, es schildert auch sehr eindringlich die Situation der zurückgebliebenen Familienmitglieder. Es ist eine sehr bewegende und berührende Geschichte, die mich betroffen macht und noch lange nachwirken wird.

Das Cover in seiner Diogenes-typischen Schlichtheit gefällt mir sehr. Das Buch ist sehr hochwertig in hellgraues Leinen gebunden.

Von mir 5 Sterne und eine ganz klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 10.09.2021
Reise durch ein fremdes Land
Park, David

Reise durch ein fremdes Land


ausgezeichnet

Der nordirische Autor David Park erzählt in seinem Roman "Reise durch ein fremdes Land" von Tom, einem Fotografen. Es ist kurz vor Weihnachten, starke Schneefälle legen den Flugverkehr lahm, und Tom begibt sich daher mit dem Auto auf die Reise nach Schottland, um seinen kranken Sohn Luke nach Hause zu holen. Während der langen Autofahrt über schneebedeckte Straßen erinnert er sich an seine Vergangenheit: an erste Begegnungen mit seiner Ehefrau Lorna, sein Familienleben mit den drei Kindern, seinen beruflichen Werdegang. Immer mehr treten die Erinnerungen an seinen ältesten Sohn Daniel in den Vordergrund und damit verbunden eine Schuld, die Tom quält und über die er nie mit jemandem gesprochen hat. 

Der großartige, poetische und anspruchsvolle Sprachstil machen das Buch zu einem Erlebnis. Die Geschichte hat mich fasziniert und zutiefst berührt. 

Der Einband des Buches ist blau mit weißer Titelprägung und rotem Lesebändchen, der Schutzumschlag zeigt eine ganz zart gezeichnete Schneelandschaft.

Von mir 5 Sterne und eine ganz klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 05.09.2021
Die vier Winde
Hannah, Kristin

Die vier Winde


ausgezeichnet

In diesem großartigen Buch erzählt Kristin Hannah die Geschichte von Elsa, einer jungen texanischen Frau, die von ihren wohlhabenden, lieblosen Eltern als unattraktive alte Jungfer gesehen wird und ein zurückgezogenes Leben im Elternhaus führt. Ihr Alltag besteht aus Lesen und Handarbeiten, ihr Wunsch, zu studieren, wird ihr nicht erfüllt.

13 Jahre später, Elsa ist inzwischen mit dem Sohn eines Getreidebauern verheiratet und hat zwei Kinder, ist eine langanhaltende Dürre über das Land hereingebrochen, die Farmer verlieren ihre Existenzgrundlagen und hungern. Der einzige Ausweg scheint zu sein, das Glück in Kalifornien zu suchen, wo angeblich Arbeitskräfte gesucht werden. Elsa nimmt mit ihren beiden Kindern die mühevolle Reise in die Ungewissheit auf sich. Aber in dem Land, in dem angeblich Milch und Honig fließen, werden all ihre Hoffnungen jäh zerstört. Als Zugereiste von den Einheimischen verachtet, findet sie nur für einen Hungerlohn Arbeit und campiert unter menschenunwürdigen Bedingungen in einem Lager.

Der Roman ist sehr spannend geschrieben und gibt einen guten Einblick in diese Zeit, die der Weltwirtschaftskrise folgte.

Das Cover finde ich sehr geschmackvoll, es ist mit Prägedruck versehen und zeigt Getreideähren, die einen starken Bezug zu Elsas Leben in Texas darstellen.

Von mir 5 Sterne und eine absolute Leseempfehlung!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.09.2021
Barbara stirbt nicht
Bronsky, Alina

Barbara stirbt nicht


ausgezeichnet

Das Leben von Walter Schmidt ändert sich von einem Tag auf den anderen, als seine Frau Barbara erkrankt. Herr Schmidt muss sich fortan um seine Frau und den Haushalt kümmern. Für ihn ist das alles neu, da er sich jahrzehntelang von seiner Frau hat umsorgen und bedienen lassen. 

Alina Bronsky beschreibt in ihrem Buch auf eindrückliche und oft auch sehr witzige Art und Weise, wie der anfangs total überforderte Herr Schmidt die Herausforderung annimmt und nach und nach lernt, den Alltag zu meistern. Durch eine Kochshow lernt er, zu kochen, und die Haushaltsführung gelingt ihm immer besser.
Dass der Zustand seiner Frau sich stetig verschlechtert, verdrängt er und hofft, dass sie wieder gesund wird, wenn sie  wieder normal isst.

Das Buch ist in wunderbarem, feinfühligem Sprachstil geschrieben und hat mir sehr viel Lesefreude bereitet. Es ist mein erstes Buch von Alina Bronsky, und ich werde mich nach weiteren Büchern der Autorin umsehen.
Von mir 5 Sterne und eine klare Leseempfehlung!

Sehr gut gefallen hat mir die liebevolle Gestaltung des Buches. Der Einband ist blau, der Blauton findet sich wieder im Titel des Schutzumschlages. Der Schutzumschlag sowie das Lesebändchen sind in einem schönen Gelbton gehalten.

Bewertung vom 30.08.2021
Julius oder die Schönheit des Spiels
Saller, Tom

Julius oder die Schönheit des Spiels


ausgezeichnet

Inspiriert vom Leben Gottfried Freiherr von Cramms hat Tom Saller einen großartigen Roman geschrieben.
Sein Protagonist ist ein junger Adliger und heißt Julius von Berg, der mit seiner Familie behütet und privilegiert in einer Burg am Rhein lebt. Früh zeigt sich, dass der tennisbegeisterte Julius ein Ausnahmetalent ist. Seine Eltern fördern ihn, und nach dem Abitur geht er nach Berlin, wo er sich neben seinem Jurastudium, das er später allerdings abbricht, dem Tennissport auf Vereinsebene widmet. Schnell macht er Karriere, die in dem legendären Wimbledon-Endspiel 1937 gipfelt. Julius, wegen seines Lebenswandels und der Unterstützung eines jüdisches Freundes von den Nationalsozialisten unter Druck gesetzt, muss die größte Entscheidung seines Lebens treffen .....

Ich habe mich bislang nicht für Tennis interessiert, dennoch war die bewegende Geschichte von Julius durch den biografischen und politischen Hintergrund äußerst spannend. Auch die unterschiedlichen Erzählperspektiven fand ich hochinteressant.

Das Cover passt zum Inhalt des Buches und zeigt fünf Jugendliche mit Tennisschlägern. 

Das Buch liest sich flüssig, der Schreibstil ist fesselnd und faszinierend.
5 Sterne und eine ganz klare Leseempfehlung von mir!