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sommerlese
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Zu meinen Hobbies gehört Lesen einfach dazu. Meine Rezensionen erscheinen auch auf meinem Blog. Schaut doch bei Interesse mal rein! https://sommerlese.blogspot.com/
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Insgesamt 2782 Bewertungen
Bewertung vom 16.05.2024
Kobr, Michael

Nebel über Rønne / Lennart Ipsen Bd.2


sehr gut

Gelungene Fortsetzung mit Bornholm-Inselflair und interessanten Charakteren
Im Goldmann Verlag erscheint mit "Nebel über Rønne" der zweite Band von Michael Kobrs Bornholm-Krimireihe.

Kommissar Lennart Ipsen zog nach seiner Scheidung und einem Burnoutdem auf die Ostseeinsel Bornholm und fühlt sich dort sehr wohl, auch weil er mit der Köchin Maren näher befreundet ist. Beruflich kommt er mit seinen engagierten Kolleginnen Britta und Tao wunderbar aus. Es könnte für ihn nicht besser laufen! Aber dann bringt ein neuer Fall Turbulenzen in sein Leben. Im dichten Nebel landet eine Privatmaschine auf dem Flughafen von Rønne und der Tower verliert den Kontakt zur Maschine. Es stellt sich heraus, dass der Pilot Henrik Forsberg und beide Insassen Opfer eines Mordanschlags wurden. Ibsens Team steht vor einem heiklen Fall, sie müssen das Motiv und den genauen Tatvorgang herausfinden und was die drei Opfer miteinander verbunden hat.

Dieser Krimi führt wieder auf die beschauliche Urlaubsinsel Bornholm und wir begleiten Lennart Ibsen bei seinen Ermittlungen in einem rätselhaften Fall, bei dem er über die drei Opfer einiges herausfindet, was durchaus ein Motiv bieten würde. Doch er muss auch klären, wem der Anschlag überhaupt galt, dem Piloten und Hotelier Forsberg, dem Teehändler Bjarne oder dem Ehemann der Pfarrerin.

Der zweite Band ist ein guter Mix aus Mordermittlung und dem Privatleben der Protagonisten, bei dem auch das schöne Setting Bornholms gut eingebunden wird. Der Fall hat mich schnell gepackt und bekam durch den Tathergang mit einer Vergiftung eine besonders mysteriöse Note. Die Charaktere sind lebendig gezeichnet, bieten wieder einiges an Unterhaltungswert und man kann sie sich auch gut vorstellen. Lennart hat seine Eigenheiten, ist seinen Töchtern ein guter Vater und ist (wie er sich selbst bezeichnet) ein "Korinthenkacker", der Regeln und Gesetze als Richtlinien braucht und genau befolgt. Britta ist ein Energiebündel und Multitalent und Tao ist mit ihrem technischen und analytischen Verstand eine Geheimwaffe, die am liebsten vom Schreibstisch aus ermittelt. Ich hatte bei den Ermittlungen aber den Eindruck, dass das Trio dieses Mal eher Alleingänge unternimmt und nicht so intensiv zusammen gearbeitet hat, wie noch im ersten Band.

Die Nebenfiguren wie Lennarts Vater oder seine Töchter bringen eine familiäre Note ins Buch, die mit dem eingebundenen Ostseeflair und den kulinarischen Leckereien Atmosphäre verleiht und locker unterhält. Genau in diesem Alltäglichen verliert sich leider ein wenig die Spannungskurve.

Die mysteriöse Vergiftung der Flugzeuginsassen sorgt für einige Fragezeichen und fesselte mich an die Handlung, die Spannung flacht leider etwas ab und hat mich mehr unterhalten als gepackt. Es gelingt Michael Kobr aber in gewohnter Schreibqualität mir am Ende nach einer Verfolgungsjagd eine Überraschung mitsamt schlüssiger Auflösung zu präsentieren und dem Krimi einen guten Abschluss zu verleihen.


"Nebel über Rønne" konnte mich mit dem Flair Bornholms erneut in Urlaubsstimmung versetzen und bietet mit dem speziellen Mordfall eine gelungene Fortsetzung der Bornholm-Krimireihe!

Bewertung vom 07.05.2024
Holenstein, Alexandra

Mord am Lago Maggiore


ausgezeichnet

Giftmord und eher Krimödie als Krimi!
Im Emons Verlag erscheint der Krimi "Mord am Lago Maggiore" von Alexandra Holenstein.

Ascona liegt ganz idyllisch am Lago Maggiore und bietet ein herrliches Urlaubspanorama. Dorthin verschlägt es Tabea und Ludwig Kummer, die in die luxuriöse Villa seines Vaters Herbert ziehen. Das Zusammenleben gestaltet sich nicht gerade harmonisch, denn die Schrullen von Herbert muss man aushalten können. Aber bei dieser Traumlage machen Tabea und Ludwig halt Zugeständnisse. Doch eines Tages liegt Herbert vergiftet auf dem Fußboden. Wer könnte ein Motiv haben? Während Ludwig Kontakt zu der ermittelnden Kommissarin hält, macht sich Tabea selbst an die Nachforschungen und findet gleich mehrere Hinweise, die Herbert in einem anderen Licht darstellen und ein Verbrechen rechtfertigen würden. Doch damit scheucht sie auch den Mörder auf...

"Herbert war nur in Kleinstmengern verträglich. Er musste mit der Pipette verabreicht werden. Oder besser noch: in homöopathischer Dosierung. Verdünnt und nicht mehr nachweisbar." Zitat Seite 66/67

Alexandra Holensteins Bücher sind immer durchzogen von einem feinen, aber leicht ironischen Humor, der ihrer Geschichte auch in diesem Fall die richtige Würze verleiht.

In dieser Geschichte wird schnell klar, Herbert ist ein Fiesling, der anderen gerne mal auf die Füße tritt. Für sich selbst nimmt er sich aber alle Rechte heraus und das kommt bei Tabea natürlich nicht so gut an. Sein Sohn Ludwig kuscht vor seinem Vater, denn er ist in einer prekären Lage, weil seine Fotoaufträge nicht so viel abwerfen, dass er große Sprünge machen kann.

Dann wird Herbert vergiftet und es gilt nicht nur, den Täter ausfindig zu machen, sondern das große Anwesen mit Seelage verspricht auch ein entsprechendes Erbe, mit dem es sich gut leben lässt. Hätte Herbert nicht auch so seine Geheimnisse gehabt, die nach und nach sichtbar werden.

Bei diesem Buch kann man eher von einer Krimödie sprechen als von einem Krimi. Der olle Herbert wandelt auf Freiersfüßen, sein Sohn und die Schwiegertochter ersetzen den Gärtner und die Köchin und plötzlich ist Herbert tot.

Tabeas kommt bei ihren Ermittlungen einigen Dingen auf die Schliche und man kann munter miträtseln. Die Spurenlage lässt einige Verdächtige zu und am Ende gerät Tabea noch in die Gewalt des Mörders.

Seeidylle und ein Leben in einer luxuriösen Villa können traumhaft sein, aber manchmal ist die Realität doch ganz anders!

Der Erzählstil ist ein gewohnter Holenstein-Roman, bei dem man die Figuren deutlich gezeichnet mit Ecken und Kanten vor Augen hat und häufig über die Dialoge lachen muss. Erwähnenswert ist auch die wunderbare Beschreibung der Location am Lage Maggiore mit all seinen Blüten und Farben und den herrlichen Ausblicken auf den See. Damit zaubert die Autorin ein regelrechtes Urlaubsflair und man wünscht sich automatisch in Herberts Villa, um das Seepanorama zu genießen.

Die Aufklärung erfolgt etwas in die Länge gezogen und es werden immer mehr Details aufgedeckt, die Herberts Ausgangslage sichtbar machen. Doch dadurch hat man auch die Muße, sich in Tabeas und Ludwigs Eheprobleme einzufühlen, die anderen Nebenfiguren mit ihren Macken auf sich wirken zu lassen und einfach mal am Lgo die Seele baumeln zu lassen - Toter hin oder her!

Für mich war dieses Buch ein echter Lesegenuss, bei dem sogar der Vergleich mit den bösen Ingrid-Noll-Romanen aufkam. Dort bekommen die bösen Buben auch immer eins auf die Mütze!

Bewertung vom 06.05.2024
Borrély, Maria

Das letzte Feuer


sehr gut

Einen alten Baum verpflanzt man nicht!
Im Kanon Verlag erscheint "Das letzte Feuer" von Maria Borrély in der deutschen Übersetzung von Amelie Thoma.

Im kleinen Bergdorf Orpierre d'Asse gibt es nur Steine, Felsen und kargen Boden und die Bewohner kämpfen ums Überleben. Als die Asse eingedeicht wird, locken die fruchtbaren Böden die Familie hinunter ins Tal. Nur die starrköpfige alte Pélagie Arnaud harrt trotz der kärglichen Lage mit ihrer kleinen Enkelin Berthe auf dem Berg aus. Pélagie glaubt nicht, dass ein Deich die Asse im Griff halten kann. Und so gedeiht im Tal das neue Dorf, bis es eines Tages zu einem Anschwellen der Asse kommt.

"Dann rast sie (die Asse) heran gleich einer Horde galoppierender Pferde, ..., die beiden Wasser in verschiedenen Farben scharf voneinander getrennt, die Sturzflut gelber, dicker und schneller mit ihrem Sturmtrupp schaum- und schnörkelbekränzter Wogen." Zitat Seite 65
Pélagie traut dem Deich nicht und selbst als Berthe heiratet und ins Tal zieht, bleibt sie auf dem Berg wohnen, besucht sie aber täglich im Tal. Einen alten Baum verpflanzt man nicht!

Das Buch setzt sich zusammen aus einzelnen Episoden, die sich schliesslich zu einem Ganzen verbinden. Borrély beschreibt in beinah knappen Worten, wie die Bewohner nach und nach ins Tal ziehen. Sie zeigt das Landleben der Bewohner und wie sie im Tal mit den fruchtbaren Äckern zu Wohlstand kommen. Sie erzählt vom Aufwachsen der Kinder, aber auch vom Altwerden und Sterben. Und immer wieder ziehen Beschreibungen der Asse durch die Geschichte, die sich in ihrem wilden Lauf Wassermassen mitzieht und auch zu einem brodelnden Fluss anschwellen kann, den man fürchten muss.

Beeindruckt hat mich der wunderbare Erzählstil der Autorin und damit auf besondere Weise durch die Handlung geführt. Daran hat auch die hervorragende Arbeit der Übersetzerin Amelie Thoma ihren Anteil. Die Sprache ist gerade bei den Naturszenen bildhaft erklärend, ansonsten aber knapp in den Aussagen und ahnt aus den Andeutungen die Situation der zurückgebliebenen Pélagie und spürt, dass sie ihren Lebensabend in dieser kargen Natur verbringen und abschließen möchte.


Dieser Roman lebt von seinen wortgewaltigen Beschreibungen der Natur und des Flusses Asse, der sich notfalls mit Gewalt seinen Weg bahnt. Aber die Geschichte erzählt auch von Traditionen, vom Leben und Sterben und von alteingesessenen Bergbewohnern, die an ihrer Scholle kleben und mag sie auch noch so armselig sein. So eine Frau ist Pélagie Arnaud, die mit Ziegen und Hühnern auf dem Berg zurück bleibt, während die anderen Bewohner ins Tal ziehen und dort ein neues Leben beginnen.

Eine beeindruckende Geschichte mit großartigen Landschaftsbeschreibungen, die vom einfachen Leben in einem Bergdorf erzählt, bis das letzte Feuer erlischt.

Bewertung vom 05.05.2024
Jouneaux, Camille

Leonardo, Frida und die anderen


ausgezeichnet

Mein Lieblingsbuch in Sachen Grundlagen der Kunstgeschichte
Im Prestel Verlag erscheint der Kunstband "Leonardo, Frida und die anderen", darin stellt die Kulturkritikerin und Kunstjournalistin Camille Jouneaux die Geschichte der Kunst im Verlauf von 800 Jahren vor und zeigt die Werke von 100 Künstlerinnen und Künstlern.

Die Bedeutung von Kunstwerken ist manchmal nicht so leicht zu entziffern. Und die Fülle an Epochen und Kunststilen ist enorm, da muss man sich schon genauer mit beschäftigen, um die zeitliche Einordnung und die Malstile zu erkennen. In diesem Buch wird die Kunstgeschichte der letzten 800 Jahre mit Bildbeispielen von über 100 Künstler:innen vorgestellt und gezeigt, wie man Gemälde analysieren und entschlüsseln kann. Auf anschauliche Weise wird Grundlagenwissen für die bildende Kunst vermittelt.

Die Ambition der Autorin war die Erstellung eines Buches, das Grundlagen zur Betrachtung und Analyse eines Gemäldes vermittelt. Diese Herangehensweise habe ich im Kunstunterricht gelernt und finde, die Umsetzung im Buch sehr gelungen.

Die Auswahl der gezeigten Künstler:innen ist eine ausgewogene Sicht auf diesen Zeitraum von 800 Jahren Kunstgeschichte. Neben monumentalen Namen wie Leonardo da Vinci, Albrecht Dürer, Michelangelo, Raffael, Rembrandt van Rijn, Johannes Vermeer, Caspar David Friedrich etc. zeigt Camille Jouneaux auch Künstlerinnen, denen weniger Beachtung zu Teil wurde wie Judith Leyster, Lavinia Fontana, Artemisia Gentileschi, Adélaïde Labille-Guiard,Rachel Ruysch oder Élisabeth Vigée Le Brun.

Der Aufbau des handlichen und doch recht kompakten Buches erfolgt nicht in chronologischer Reihenfolge der Kunstgeschichte nach Epochen, sondern teilt sich in diese fünf Kategorien auf:

- Ewige Malerei (von Giotto bis Lavinia Fontana)

- Triumphale Malerei (von Caravaggio bis Charles Le Brun)

- Sensible Malerei (von Antoine Watteau bis Eugène Delacroix)

- Rebellische Malerei (von Gustave Courbet bis Gustav Klimt)

- Radikale Malerei (von Henri Matisse bis Bansky)

Jede/r Künstler:in wird auf einer Doppelseite vorgestellt, die sich in eine großformatige Gemäldeabbildung und eine Textseite aufteilt. Der Textteil enthält Daten und Informationen zum Leben und Wirken des Künstlers, einen Zeitstrahl zur Einordnung der Epoche und einen Abschnitt, in dem sich mit dem Werk auseinander gesetzt wird (Was sehen wir?). Und vor jedem Kapitel werden die behandelten Epochen mit ihren Besonderheiten erklärt.

Das Besondere an diesem Buch ist die spezielle Herangehensweise der Autorin. So erklärt sie vielfältige Aspekte aus der Kunstgeschichte, etwa wie das ideale Museum aufgebaut ist, welcher Fachjargon wichtig ist, dann wie Maler Proportion und Perspektive einsetzen, woran man stilistische Merkmale erkennt, welche Gattungen es in der Malerei gibt und welche Bedeutung Kunst generell hat. Neben diesen Angaben zieht die Autorin interessante Vergleiche zwischen der Kunst verschiedener Länder und zwischen alter Kunst und aus der Moderne. Neben amerikanischer Kunst kommen übrigens auch nicht-westliche Traditionen der chinesischen, indischen, australischen Aborigine- und afrikanischen Kunst zu Wort. Dieser groß angelegte Vergleich lässt Rückschlüsse auf die Entwicklung der Kunst zu und auf ihre landestypischen Besonderheiten.

Dieses reich illustrierte Buch zeigt einen umfassenden und verständlichen Eindruck über die Geschichte der Kunst und ist absolut empfehlenswert für alle Kunstliebhaberinnen und Einsteiger in die Kunstgeschichte! Hier werden nicht nur viele unterschiedliche Künstler und ihre Werke vorgestellt, sondern auch Begriffe aus der Kunstgeschichte erläutert, sowie die Grundlagen der Bildbetrachtung vermittelt. Kunst ist so vielseitig wie die Menschheit und das macht dieses Buch deutlich!

Dieser großartige Bildband ist ein umfangreiches Grundlagenwerk und bietet einen hilfreichen Überblick in die Kunstgeschichte der letzten 800 Jahre.

Bewertung vom 04.05.2024
Swann, Karen

Der Gesang des Wals


sehr gut

Ein Appell gegen die Umweltverschmutzung!
Im Insel Verlag erscheint das Bilderbuch "Der Gesang des Wals" von Karen Swann mit Illustrationen von Padmacandra.

Ein Kind hört an einer Küste den Gesang eines Wals und der Wal nimmt das Kind mit zu einer Erkundungstour in sein wunderbares Zuhause. Sie schwimmen mit Delfinen auf den Wellen und tauchen in die Tiefe des Ozeans zu einem versunkenen Schiff. Das Kind erlebt die zauberhafte Unterwasserwelt, doch es sieht auch, dass haufenweise Plastikmüll das Meer verunreinigt und die Tiere daran Schaden nehmen. Als Dank für die wundeschöne Reise verspricht es dem Wal, gegen diese Verschmutzung anzugehen.

Dieses großformatige Bilderbuch enthält kurze Reime und wunderschöne Illustrationen und lässt die Betrachter eine Reise in den Lebensraum des Wals miterleben. Man begegnet einigen Meerestieren, entdeckt ein altes Schiffswrack auf dem Grund des Meeres, sieht die farbenprächtige Unterwasserwelt und ist beim Anblick des vielen Plastikmülls geschockt, denn der wird vielen Tieren zum tödlichen Verhängnis.

Die gereimten Texte sind recht kurz und schon für kleine Kinder verständlich. Gezeigt wird eine klare Botschaft, die sich gegen die Verschmutzung der Weltmeere wendet und Kinder zum Müll sammeln animiert.

Anmerkung zum Text: Auf Englisch wirken die Reime viel poetischer, als die deutsche Übersetzung das leisten kann. Das liegt aber nicht am Übersetzer, sondern einfach am Sprachgefüge.

Die wunderschönen und farblich sehr harmonischen Illustrationen sind eine wahre Augenweide, die zum Betrachten einladen. Für Kinder bieten sich hier viele Details, die die Schönheit der Meere und ihrer Bewohner zeigen, aber auch die Bedrohung der Umweltverschmutzung deutlich machen. Es ist wichtig, dass Kinder von klein auf an dieses Thema herangeführt werden. Denn sie sind die Bewahrer der Natur

In dieser Geschichte zeigt uns die Freundschaft zwischen einem Kind und einem Wal die Schönheit der Meere und ihrer Bewohner und macht uns die Verantwortung bewusst, die wir für eine intakte Natur in den Weltmeeren haben.

"Der Gesang des Wals" ist ein direkter Appell, der Plastikverschmutzung ein Ende zu setzen und die Natur unseres Planeten nachhaltig zu bewahren!

Bewertung vom 03.05.2024
Ralphs, Matt

Fliegen


sehr gut

Interessantes Buch über den Traum vom Fliegen
Im Knesebeck Verlag erscheint Matt Ralphs Kindersachbuch "Fliegen: Alles über Flugzeuge, Heißluftballons, Hubschrauber & Co." mit Illustrationen von Dieter Braun. Das Buch richtet sich an die Altersklasse ab 10 Jahren.

Für Kinder ist der Traum vom Fliegen eine spannende Vorstellung und deshalb sind Flugzeuge einfach immer wieder faszinierend.
Heutzutage sind Flugzeuge gar nicht mehr wegzudenken, doch wie sahen die ersten Flugzeug-Prototypen aus? Der Geschichte der Luftfahrt ist eine gewaltige technische Entwicklung vorrausgegangen. Immer weiter wurden die Prototypen verbessert und mit neuen Technologien ausgestattet, bis der heutige Stand der Technik der modernen Jets wahr wurde. In diesem Buch werden die Pioniere wie die Gebrüder Wright, Charles Lindbergh oder Amelia Earhart vorgestellt, unterschiedliche Flugzeugtypen und berühmte Flugzeuge.


Die Geschichte und der Traum vom Fliegen ist schon uralt. 1903 war es dann soweit, damals schrieben die Gebrüder Wright am Strand von North Carolina in den USA Geschichte. Genau zwölf Sekunden erhob sich der Flieger in die Luft! Das war der erste Motorflug der Welt.

Aber wie fliegen denn Flugzeuge überhaupt? Was bewirken Schub und Auftrieb und was hat das Gewicht damit zu tun? Was ist Luftwiderstand? Warum galten die 20er und 30er Jahre als goldenes Zeitalter der Fliegerei? Was sind Jetliner und wie fliegen Raketen und Hubschrauber?

Diese und weitere spannende Fragen werden im Buch verständlich erklärt und mit aussagekräftigen Illustrationen von Dieter Braun anschaulich näher gebracht. Sehr interressant ist der Überblick über rekordverdächtige Flugmaschinen und der übersichtliche Luftfahrt-Zeitstrahl, der die einzelnen Entwicklungen abbildet und in chronologischer Reihenfolge sichtbar macht.

Dieses Buch ist ein kurz gefasstes Lehrbuch über die Entstehung und Geschichte der Luftfahrt. Es informiert mit vielen Bildbeispielen und Erklärungen, klärt über Flugzeugtypen auf und stellt zeitliche Zusammenhänge her.

Ein interessantes Buch über Flugzeuge und über die Geschichte der Luftfahrt!

Bewertung vom 03.05.2024
Calvez, Leigh

Die Reise der Wale


sehr gut

Den Geheimnissen der Wale auf der Spur
"Mein Leben mit den geheimnisvollen Meeresgiganten" lautet der Untertitel von Leigh Calvez Buch "Die Reise der Wale" aus dem Knesebeck Verlag.

Die amerikanische Wissenschaftlerin Leigh Calvez erforscht das Leben der Wale und stellt uns ihre persönlichen Geschichten mit den Giganten der Tiefsee vor. Ob die in Familiengruppen lebenden Orcas, weit wandernde Buckelwale oder die tief tauchenden Blauwale, Leigh beschreibt die geheimnisvollen Routen der Wale, erklärt ihre Gewohnheiten und Geräusche und lässt ihre Begeisterung für die Tiere sichtbar werden. Dieses Buch lässt uns anhand der Berichte von Forschungsreisen und daraus folgenden Erkenntnisse das Leben der Wale besser verstehen.

Calvez arbeitet als Wissenschaftlerin und Naturforscherin mit Walen und Delfinen, sie war Forschungsdirektorin des Ocean Mammal Institute und befasste sich unter anderem mit den Auswirkungen des Schiffsverkehrs auf gefährdete Buckelwale vor Maui, Hawaii.

"Die Meere der Erde sind zu einem internationalen, interkontinentalen Netz aus Wasserautobahnen geworden, und die Tier- und Pflanzenwelt an diesen Orten hat das Nachsehen..." Zitat Seite 106

Eine Begegnung mit Walen ist ein wunderbares Naturerlebnis, das man nie wieder vergessen wird. Die amerikanische Naturforscherin Leigh Calvez nimmt uns mit auf ihre Forschungsreisen und schildert wissenschaftlich fundiert und sehr detailliert ihre Beobachtungen und Schlussfolgerungen über das Verhalten und lässt gleichzeitig viel Wissen über die Spezies einfließen. Man spürt ihre Liebe und Wertschätzung für die Wale und erfährt in diesem Buch viel über das Leben und Verhalten von sechs Walarten, wie Orcas, Buckelwale, Pottwale, Blauwale und Grauwale, sowie über den Blainville-Schnabelwal oder den Kleinen Schwertwal.

Leigh Calvez beleuchtet aus herzerwärmender Sicht das Leben der Wale und lässt deren Verhalten, Nahrungssuche, Gesänge und andere Besonderheiten sichtbar werden und stellt auch ihre Unterscheidungsmerkmale vor. In den persönlich anmutenden Texten wird ihre Verbundenheit und Begeisterung für diese Tiere fühlbar und springt auch auf den Leser über. Denn diese geheimnisvollen Geschöpfe folgen ihren Urinstinkten, sind intelligent und sehr lernfähig und verfolgen seit Jahrtausenden ihre geheimen Routen durch die Ozeane und haben bis heute größtenteils überlebt. Es ist an uns, ihnen weiterhin die Möglichkeit zu geben, die Meere unseres Planeten zu durchqueren, genügend Nahrung zu finden und die Artenvielfalt zu bereichern.

Wer sich für Wale und ihr Verhalten interessiert, kommt um dieses Buch nicht herum. Die vielen Beobachtungen einzelner Wale werden sehr detailliert beschrieben, das ist mir persönlich etwas zu ausführlich geraten. In einem Buch über Wale hatte ich eine Fotostrecke erwartet, die fehlte leider und es gibt auch keine Illustrationen.

Ein interessantes Natur-Sachbuch, in dem Leigh Calvez wissenschaftliche Wal-Forschung mit einer sehr persönlichen Erzählebene dank eigener Beobachtungen verbindet. Hier gibt es faszinierende Informationen über das Verhalten von Meeressäugern und ihre Kommunikation.

Bewertung vom 02.05.2024
Adams, Alexander

Vermeer


ausgezeichnet

Mit zahlreichen Abbildungen erscheint Alexander Adams Kunstsachbuch "Vermeer" im Prestel Verlag als neuer Band der Reihe "Große Meister der Kunst".

Wie alle Bücher der Reihe "Große Meister der Kunst" ist auch dieses Buch ein ideales Einstiegswerk, um sich einen Eindruck über den bedeutenden Niederländischen Künstler zu verschaffen. Das erste Kapitel ist eine illustrierte Biographie über Vermeers Werdegang, die sein Leben im Kontext der historischen Epoche mit Gemälden seiner Künstlerkollegen vorstellt. Im nächsten Kapitel werden 35 seiner bedeutendsten Werke mit jeweils einer Abbildung und entsprechenden Erläuterungen und Hintergrundinformationen präsentiert. Im Anschluß folgen Literaturauswahl und Bildnachweise.

Jan Vermeer van Delft (auch genannt Johannes Vermeer) lebte von 1632 - 1675 und ist einer der bekanntesten holländischen Maler des Barock. Er wirkte in der Epoche des Goldenen Zeitalters der Niederlande, in der das Land eine politische, wirtschaftliche und kulturelle Blütezeit erlebte.

Vermeer wurde bekannt für seine Anwendung von Licht und Farbe, besondere Detailgenauigkeit und das Einfangen von alltäglichen Momenten in seinen Gemälden. Er nutzte die Chiaroscuro-Technik, um durch tiefe Schatten und intensive Lichteffekte dreidimensionale Bilder zu schaffen.

Er war besessen von der Absicht, auf seinen Gemälden die Lichtverhältnisse genau darzustellen. Dazu nutzte er eine "Camera obscura" und mit dem Spannen von Fadenkreide setzte er perspektivische Linien, um den Gemälden Dimensionen und Tiefe zu verleihen.

Vermeer stammte aus einer einfachen Familie, sein Vater war Tuchmacher. Obwohl er Protestant war, heiratete er 1653 die wohlhabende Katholikin, Catharina Bolnes, mit der er vierzehn Kinder bekam. Seine finanzielle Lage war zeitlebens schwierig, nur durch Mäzene und Bildverkäufe konnte er sich über Wasser halten. Aber er sparte nicht an seinen Malerutensilien und stellte sogar seine berühmte "Blaue Farbe mit einem Pigment aus gemahlenem Lapislazuli her, einem sehr wertvollen Halbedelstein aus Afghanistan.

Zu seinen Motiven gehören biblische Szenen, die Darstellung des häuslichen Alltagslebens, Stadtansichten von Delft und Auftragsarbeiten. Als Mitglied der Delfter Malergilde stieg er allmählich zum Gildemeister auf.

Die Bilder sind in hoher Qualität abgedruckt, im Buch befinden sich wichtige Werke wie:

- Heilige Praxedes

- Brieflesendes Mädchen am offenen Fenster

- Das Milchmädchen

- Ansicht von Delft

- Die Musikstunde

- Das Mächen mit dem Perlenohring

- Die Spitzenklöpplerin

Die Texte sind gut verständlich formuliert, die Bilder werden anschaulich vor dem gegebenen zeitlichen Kontext erklärt und auch Vorlieben in Malweise und Farben werden deutlich gemacht.

Das Buch eignet sich wunderbar, um einen ersten und gleichzeitig doch umfassenden Überblick über den Künstler Jan Vermeer, sein Leben, seinen Werdegang und seine bedeutendsten Werke zu erlangen! Handlich, anschaulich bebildert, gut strukturiert und auf den Punkt gebracht, sowie preislich erschwinglich.

Für Kunstliebhaber ein wunderbarer Bildband, der dazu einlädt, sich intensiver mit diesem Künstler zu beschäftigen.

Bewertung vom 02.05.2024
Blasl, Klaudia

Gärten, Gift und große Liebe


sehr gut

Amüsanter Krimispaß mit Giftpflanzen und schwarzem Humor
"Gärten, Gift und große Liebe" erscheint im Emons Verlag, geschrieben hat den Gartenkrimi Klaudia Blasl.

Die Seniorinnen Berta, Pauline, Emma und Elsbeth reisen zum Basenfasten in ein Wellnessresort. Gesund abnehmen ist die Devise, aber schon die ersten faden Mahlzeiten verhageln den Frauen die gute Laune. Doch dann fällt ein Mann beim Essen tot vom Stuhl und die Hobbygärtnerinnen nehmen die Spurensuche auf und stossen auf die merkwürdige »Liga zum Schutz pflanzlicher Gefühle«.

"...Die Wochen voller Schmetterlinge im Bauch dauerten oft meist nicht so lange wie die Jahre voller Schmutzwäsche im Bad..." Zitat

Bei dieser Geschichte ist man schnell mitten im Geschehen und kann über den Wortwitz der Seniorinnen und ihren Sarkasmus herrlich schmunzeln. Die Reise zum Fasten erweist sich für die Hobbygärtnerinnen als spannende Ermittlungsangelegenheit und Claudia Blasl charakterisiert jede Figur mit speziellen Eigenarten, die zwischen bitterböse, mutig, verliebt und raffiniert viele verschiedene Facetten abbilden.

Als die Seniorinnen ihre ersten, spärlichen Mahlzeiten einnehmen, stirbt Kurteilnehmer, er wurde mit Pflanzengift getötet und später erleidet ein weiterer Mann das gleiche Schicksal. Das bringt Unruhe in das Resort und Kommissar Hartmann erscheint mit einer Vielzahl an Polizisten. Doch dieser Mann ist ziemlich unfähig in seinem Metier und so bleibt den Seniorinnen nichts anderes übrig, als selbst die Spurensuche zu betreiben.

Erzählerin der Handlung ist Pauline, die nicht nur ihre Sichtweise zum Besten gibt, sondern auch die Freundinnen zu Wort kommen lässt und im Buch auch mit der größten Logik und gutem Bauchgefühl ausgestattet ist. Berta ist gerade verliebt und dadurch nicht mehr Frau ihrer Sinne.

Es beginnt eine humorvolle Lektüre, die durch die Eigenarten der Figuren unterhält und die Hintergründe der Todesfälle ergründet. Schwarzhumorige Krimis mag ich sehr, in diesem Fall fand ich die Figuren auf Dauer doch etwas zu kurios ausgearbeitet. Dafür wurde die gezeigte Pflanzenkunde im Buch mit vielen Einblicken in die giftige Welt der Pflanzen zu einer interessanten Angelegenheit, die über sinnvolle Heilmethoden und giftige Wirkung gleichermaßen aufklärt. Im Anhang gibt es eine sachgenaue Auflistung und näherer Vorstellung von vier Giftpflanzen, die im Buch eine entscheidende Rolle spielen. Das ist für Gartenfreundinnen auf alle Fälle eine interessante Bereicherung.

Bei diesem Krimi kann man gut miträtseln, es gibt aber auch einige Wendungen, die Verdächtige dann wieder aus dem Kreis ausscheiden lässt. Und zwischendurch lenken die humoristischen Einlagen von jeder gerade aufgenommenen Spur ab. Am Ende wird in einer logischen Auflösung der Täter entlarvt und offene Fragen werden schlüssig geklärt.

Ein schwarzhumoriger Krimispaß, der mit Pflanzenkunde im Giftbereich und einem kauzigen Ermittlerteam gut unterhält.

Bewertung vom 01.05.2024
Weber, Tanja

Unter dem Moor


sehr gut

Berührende Schicksale am Stettiner Haff

Dieser Roman spielt am am Stettiner Haff und verbindet die Schicksale von drei Frauen unterschiedlicher Generationen durch ein Verbrechen miteinander.

1936 wird Gine für ein Jahr zum Arbeiten von Berlin aufs Land nach Mecklenburg geschickt. Eine schreckliche Zeit mit harter Arbeit, vielen Entbehrungen, ohne Freiheiten und stets unter der Knute der Aufseherinnen. Und es kommt noch schlimmer, ein Mann vergeht sich an Gine und sie schwört ewige Rache.

Sigrun lebt mit Mann und Kind im geteilten Deutschland und träumt von Freiheit ohne die einengenden Grenzen des DDR-Systems.

Nina ist Ärztin an der Charité und zieht nach einem Burnout für eine Auszeit in ein Ferienhaus am Stettiner Haff. Dort genießt sie die endlosen Weiten in der Natur, bis ihr rumänischer Straßenhund Ayla bei einem Spaziergang auf menschliche Knochen stösst. Diesem Fund geht Nina nach und am Ende des Romans wird sichtbar, wie die Schicksale miteinander verwoben sind.

In diesem Roman verknüpft Tanja Weber drei Frauenschicksale miteinander und man erlebt man hautnah die Lebensbedingungen der jeweiligen Zeit mit und taucht ein in die gesellschaftlichen und politischen Bedingungen. Gängelung in der Nazizeit und im DDR-Regime und Überforderung in der Jetztzeit sind die Themen, die hier sichtbar werden. Beim Lesen wird deutlich, das alle drei Frauen trotz charakterlicher Unterschiede Stärke zeigen und jede auf ihre Weise mit den Schwierigkeiten ihres Lebens umgeht. Sie alle eint, dass sie sich nicht unterkriegen lassen und ihren Lebensweg gehen, mögen die Hindernisse auch noch so hoch sein.

Bei diesem Roman fiel mir die Rezension nicht so einfach, ich musste erst ein wenig nachspüren, wie das Ganze auf mich gewirkt hat. Ich mag Bücher, die in verschiedene Zeiten eintauchen und damit mehrere Sichtweisen und Hintergründe beleuchten. Und das hat mir auch hier gut gefallen. Die einzelnen Handlungsstränge lesen sich bewegend, interessant und zeigen auch bildhafte Einblicke in die wunderschöne Natur am Stettiner Haff.

Die drei Frauen-Charaktere hat Tanja Weber einfühlsam und mit vielen Facetten ausgeschmückt, die unterschiedlichen Lebenswege lesen sich spannend, denn sie zeigen sehr nachfühlbar die vielen Hindernisse und auch schreckliche Erlebnisse auf. Besonders Gines Schicksal ist mir sehr nahe gegangen.

Die Wechsel der verschiedenen Handlungsstränge und Zeiten lassen tiefe Einblicke in das Leben der Frauen zu. Zu Beginn ahnt man noch nicht, welche Richtung die Geschichte nehmen wird und taucht interessiert in die unterschiedlichen Zeitebenen der Figuren ein. Besonders nahe ging mir Gines Schicksal und ihr Kampf mit den Erinnerungen an das Erlittene, während ich Sigrun und Nina lange Zeit recht distanziert gegenüber stand. Doch als einzelne Puzzleteile sich zusammen fügten und ein roter Faden die Geschichten der Figuren verbunden hatte, war der Spannungsmoment gekommen und ich habe auf das Ende hin gefiebert.

Tanja Webers flüssiger Erzählstil bleibt allen Widrigkeiten zum Trotz sehr ruhig und besonnen beschreibend, ohne Kritik zu äußern. Dagegen werden die landschaftlichen Szenen absolut bildhaft und sehr atmosphärisch beschrieben und man taucht beim Lesen in ein Kopfkino dieser besonderen Natur mit Stränden, Wäldern, Wölfen und Mooren ein und merkt, wie menschliche Schicksale einfach vom Moor verschluckt werden.

Der Roman hat mich mit den Frauenfiguren und den speziellen zeitlichen Hintergründen gefesselt und ich habe die bildhaften Beschreibungen der landschaftlichen Besonderheiten der Gegend am Stettiner Haff genossen. Hier wird eine Geschichte erzählt, die aus dreien eine macht und zeigt, wie Frauen mit ihren Schicksalen umgehen.

Die Lektüre hat mich gefesselt und berührt und gezeigt, wie Frauen mit ihren Schicksalen umgehen und welche große Bedeutung die Freiheit und Selbstbestimmung in unserem Leben umgibt.