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Leseigel
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Villingen

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Insgesamt 1092 Bewertungen
Bewertung vom 13.08.2023
Stadler, Marion

Dorfdisco


ausgezeichnet

Auf der Suche nach Schneewittchens Mörder
Dieses Mal muss sich Mary um einen höchst brisanten Fall kümmern, der sie emotional an ihre Grenzen bringt.

Die Schülerin Sophie , Tochter von Marys Nachbarin und guter Bekannten , wird ermordet aufgefunden. Der sehr attraktive Lehrer Adam gerät unter Verdacht. Er hatte ein Verhältnis mit Sophie. Oder war es einer der Schulkollegen, die die Schneewittchen gleiche Sophie angehimmelt haben ? Dann tauchen auch noch unappetitliche Briefe auf, die das Opfer erhalten hat.

Und natürlich hat Mary auch erneut ein volles Haus. Schwester Ulli ist zusammen mit Nepi wieder eingezogen. Dazu gesellt sich der Lehrer Adam , den Mary nach einen Attentat beschützen soll.

Ich fand den Krimi ausgesprochen gelungen. Der Schwerpunkt des Buches liegt in meinen Augen eindeutig auf der Krimihandlung, was die Spannung wesentlich erhöht. Die familiären Umstände haben zwar auch ihren Platz und sorgen für eine angenehme Auflockerung, nehmen aber weniger Raum ein als im Vorgängerband.

Der Fall selbst ist knifflig, da ein Lehrer ein Verhältnis mit einer Minderjährigen hat. Hier gilt es nicht nur, einen Mordfall aufzuklären, sondern auch Schaden von der Schule abzuwenden.

Die Autorin schildert die Beziehung zwischen Lehrer und Schülerin sehr einfühlsam und überzeugend.

Fast schon ein Thriller wird der Fall , als Briefe auftauchen, die auf einen Psychopathen als Täter hindeuten.

Gelungen fand ich die Idee, Mary als Personenschützerin einzusetzen. Das ermöglicht humorvolle häusliche Szenen und gibt sowohl Mary als auch dem Großvater, der sich bis dahin sehr zurückgehalten hat, am Ende die Möglichkeit, zu beweisen. was in ihnen steckt.

Für mich ein sehr fesselnder und unterhaltsamer Krimi. der zu meiner Freude die Grenzen des Cosy Crime ein wenig überschreitet.

Bewertung vom 12.08.2023
Metzenthin, Melanie

Zum Schweigen verdammt


ausgezeichnet

Iranische Geschichte unterhaltsam näher gebracht
Sommer 1953 Der Deutsche Bruno ist zusammen mit seinem Freund, dem Briten Eddy, mit dem Wohnmobil unterwegs von Hamburg nach Teheran. Eddy ist Journalist und plant einen Reisebericht, um seine Karriere damit zu befeuern. Die Freunde sind in Hochstimmung. Endlich brauchen sie ihre Liebe nicht mehr zu verstecken. Sie begegnen freundlichen Menschen und sehen viele interessante Orte. Alles scheint perfekt, bis sie im Iran einer Gruppe Russen über den Weg laufen, die die beiden in ein unangenehmes Gespräch verwickeln. Nun ist es mit der Ruhe vorbei. Eddy fühlt sich vom russischen Geheimdienst verfolgt, sieht in jedem einen möglichen Spion. Nicht ganz abwegig, denn russische und westliche Interessen treffen im Iran aufeinander.

Ohne es zu wollen, finden sich Bruno und Eddy mitten in einem gewaltsamen politischen Umbruch und geraten in den Fokus der russischen und westlichen Geheimdienste, müssen um ihr Leben und ihre bürgerliche Existenz fürchten.

Ich liebe die Bücher der Autorin, weil sie gut recherchierte historische Ereignisse verständlich und in unterhaltsamem, fesselnden Romanen dem Leser näher bringt.

Mein Bild vom Iran ist geprägt von der Zeit nach dem Umsturz durch Ayatollah Khomeini und den aktuellen Widerstand, besonders der iranischen Frauen. Durch diesen Roman und durch die Augen der beiden Liebenden Eddy und Bruno lerne ich einen ganz anderen Iran kennen - westlich orientiert, weltoffen und Fremden gegenüber gastfreundlich. 1953 gärt es gewaltig, seit der Premierminister Mossadegh die britischen Ölfirmen enteignet hat. Sowohl der Westen als auch die Sowjetunion möchten das schwarze Gold für sich. Der Iran wird zum Spielplatz der Geheimdienste, die versuchen , die Massen und die Politiker in ihrem Sinne zu beeinflussen . Diese Schilderungen waren interessant und in meinen Augen beschämend für die beteiligten Großmächte.

Bruno und Eddy waren mir sehr sympathisch. Beide sind durch ihre Erfahrungen im 2. Weltkrieg geprägt und haben deshalb einen besonders kritischen Blick auf die Ereignisse. Ich war schockiert, dass allein ihr Wunsch, über die Vorgänge in Teheran zu berichten, die beiden in Lebensgefahr bringt. Ich habe ihre Haltung und die sich daraus ergebene Lösung gut geheißen und gleichzeitig bewundert.

Nicht zu vergessen, ich erfahre im Laufe des Romans auch viel über die iranische Lebensweise und Mentalität.

Ich war von dem Buch begeistert !

Bewertung vom 07.08.2023
Lindorfer, Melanie

Das Geheimnis von Schloss Rosenhag (eBook, ePUB)


sehr gut

Liebe, Missverständnisse, Versöhnung
Der Roman erzählt die Geschichte einer schicksalshaften Liebe, verhängnisvollem Schweigen und dem Wunsch nach Versöhnung.

Die Geschichtsstudentin Evelyn hat ihre Großmutter nie kennengelernt. Nicht, weil sie bereits tot ist, sondern weil Evelyns Mutter Conny jeden Kontakt zu ihrer Mutter seit Jahren ablehnt. Vom Wunsch getragen, eine Versöhnung zwischen den beiden herbei zuführen, macht Evelyn sich auf die Oma Milli zu besuchen. Statt der erwartete Ablehnung wird Evelyn herzlich willkommen geheißen. Und Milli wünscht sich, die alten Missverständnisse auszuräumen.

Dazu muss sie bis ins Jahr 1930 zurückgehen, als alles begann. Die 15jährige Theres nimmt eine Stellung auf Schloss Rosenhag an. Das Schicksal des Schlosses und seiner Bewohner sind von nun an fest mit Theres verbunden. Dort lernt sie den Schriftsteller Theodor kennen und lieben. Sie verzichtet auf ihr persönliches Glück, weil sie auch Gefühle für den Schlossherrn hat und sich ihm verpflichtet fühlt. Doch die Liebe hört nicht auf und Theodor und Theres nähern sich immer wieder an, nur um erneut vom Schicksal auseinander gerissen zu werden. Milli, Theres jüngere Schwester, fühlt sich für die damaligen Ereignisse mit verantwortlich und schuldig. Diese Schuld hat ihr Verhältnis zu ihrer Tochter Conny belastet. Nur gemeinsam können die Frauen die Geschehnisse von damals ergründen und einen Weg zueinander finden.

Mir hat die Erzählweise der Autorin sehr gut gefallen. Theres Geschichte wird in Rückblenden berichtet. Mich hat ihre Liebe sehr berührt. Theres opfert ihr persönliches Glück aus Verantwortung für das Schloss und seine Bewohner. Ich fand das bewundernswert, aber auch etwas unrealistisch für eine Jugendliche.

Evelyn begibt sich in der Gegenwart auf Spurensuche und findet Beweise für die Wahrhaftigkeit von Millis Geschichte. Alle drei Frauen eint am Ende das Mitgefühl mit Theres und die Erkenntnis, dass viel Leid hätte verhindert werden können, wenn die Betroffenen durch alle Zeit hinweg offen auf einander zugegangen wären.

Mir hat die Geschichte gut gefallen, auch wenn ich sie an manchen Stellenetwas zu rührselig fand.

Besondere Aufmerksamkeit verdient der Anhang zum Roman. Hier schildert die Autorin die Geschichte von Schloss Hagen, das Vorbild und Anstoß für den Roman war. ich fand die Photos und Quellenangaben sehr interessant und sie verleihen der Geschichte einen zusätzlichen Reiz

Bewertung vom 06.08.2023
Orgel, T. S.

Der Skandal


ausgezeichnet

Wenn der schöne Schein trügt
Annas Bruder Peter, der bei der Firma Light Foods, dem strahlenden Stern am Himmel der Bio-Industrie, arbeitet, wird bei einem Unfall mit Fahrerflucht schwer verletzt. Als Anna an sein Krankenbett eilt, ahnt sie nicht, dass sie sich wenig später in einem Kampf David gegen Goliath wiederfinden wird. Peter und sein Freundeskreis machen Light Foods für den Ausbruch der tödlichen Krankheit TASE verantwortlich. Peter suchte in der Firma nach Beweisen.

Nach einem missglückten Versuch, die Machenschaften Light Foods öffentlich zu machen, sieht sich die Gruppe plötzlich als Ökoterroristen gebrandmarkt. Und noch schlimmer Anna ist gegen ihren Willen mit dem Gründer des Unternehmens Dan Light gemeinsam auf der Flucht.

Ich kannte das Autoren-Duo T.S. Orgel bisher nur als Verfasser fesselnder Fantasy-Romane. So war es ein "Muss" , dieses Buch zu lesen und führt für mich zu der Erkenntnis, die können auch packende , überzeugende Krimis. Die Handlung ist im Bereich der Herstellung von Laborfleisch ohne tierische Zusätze angesiedelt, was ein zusätzliches Spannungselement ergibt, weil es gut zur aktuellen Debatte über unsere zukünftige Ernährung passt.

Es geht um Profitgier, Konsumententäuschung, Macht der Großkonzerne und Menschen, die für ihren Erfolg ohne Skrupel über Leichen gehen. Das sind für mich die Zutaten für einen packenden Krimi.

Die Aktivistengruppe rund um Peter ist bunt zusammengewürfelt. Mit die treibende Kraft ist Peters Freundin Lisa..

Zuerst steht Anna der Gruppe eher ablehnend gegenüber, lässt sich dann aber vereinnahmen, als sie erkennen muss, dass der Unfall ihres Bruder ein Anschlag war. Ich kann nicht genau sagen, warum, aber so richtig erwärmen konnte ich mich nicht für sie. Was mich beeindruckt hat, war die Solidarität mir ihrem Bruder und das Einstehen für ihre Überzeugungen und Werte.

Bei Dan Lights ersten Auftritt im Buch war er mir unglaublich unsympathisch. Ich fand ihn arrogant, selbstverliebt, ganz der typische Schaumschläger. Als ich ihn auf der Flucht mit Anna näher kennenlerne, ändert sich mein Bild von ihm. Er hat auch seine guten Seiten.

Die Flucht der beiden war eines meiner Highlights im Buch, weil die beiden ständig in Wortgefechten verstrickt sind, die mich auf humorvolle Weise unterhalten haben.

Fast hat mir Dan leid getan, als sich herausstellt, dass er selbst Opfer eines Komplotts ungeahnten Ausmaßes ist.

Das Ende ist versöhnlich und lässt mich wieder ruhig schlafen. Ein tolles, super spannendes Buch, das erneut beweist, dass die Autoren einfach gute Geschichtenerzähler sind.

Bewertung vom 01.08.2023
Beck, Michaela

Das Licht zwischen den Schatten


sehr gut

Fesselnde Familiengeschichte auf den Spuren der jüngeren deutschen Geschichte
Die Autorin erzählt die Geschichte der Familie Sollmann beginnend mit dem Jahr 1919 in Berlin und endet mit Sylvester 1990 kurz nach dem Mauerfall.
1919 sieht der junge Konrad, der aus ärmlichen Verhältnissen stammt, zum ersten Mal Selma, eine Unternehmerstochter. Er verliebt sich sofort in sie und diese Liebe wird fortan sein weiteres Leben bestimmen. Selma hat eine Zwillingsschwester Alma, die durch Sauerstoffmangel bei der Geburt behindert ist. An sich allein für sich bereits eine Bürde angesichts der kommenden Jahre, sind die Schwestern auch Jüdinnen. Konrads macht es sich zur Aufgabe , die beiden zu beschützen.
Die Zeit nach dem Krieg erlebe ich durch Brigitte. Nachdem ihr Bruder Johann sich gegen das Regime der auflehnt hat, flieht die Familie 1953 nach Westberlin. Sehr zu Brigittes Verdruss , die eine überzeugte Anhängerin der kommunistischen Partei ist. Sie findet nie ihren Platz im Leben und beginnt , sich zu radikalisieren.
Andre bringt mir die Zeit von 1970 bis zum Mauerfall näher. Er lebt in der DDR. Er wurde adoptiert und sucht nach den Wurzeln seiner Herkunft. Er trifft aber nur auf eine Mauer des Schweigens und der Lüge.
Das Buch hat mich sehr gut unterhalten. Die Autorin erzählt die Geschichte der Hauptfiguren abwechselnd. Das ergibt zusätzliche Spannungsbögen und erst am Ende ergibt sich ein Gesamtbild, das alle offenen Fragen beantwortet.
Der Erzählstil ist angenehm zu lesen und gibt mir die Möglichkeit, mich ganz in die Geschichte zu versenken. Ich habe mit den einzelnen Figuren gehofft und gebangt. Erschreckend fand ich, wie sehr sie Spielbälle der Umstände und politischer Ereignisse sind.
So muss Konrad sich gegen seine Überzeugung, den Nazis andienen, um Selma und Alma zu beschützen und sich nach dem Krieg gegen den Vorwurf, ein Naziverbrecher zu sein, verteidigen.
Konrads und Selmas Schicksal war für mich der bewegendste Teil des Romans.
Mit wem ich gehadert habe ,ist Brigitte. Ihr Handeln war mir in weiten Teilen unverständlich und ihre Radikalisierung als Folge von Umstände, die sie nicht zu vertreten hat, hat mich nicht überzeugt.
Obwohl ich auch mit Andre einige Probleme hatte, konnte ich ihn besser verstehen. Ich habe ihn eher als Opfer der Umstände gesehen.
Das Buch erzählt nicht nur eine fesselnde Familiengeschichte, es wirft auch Schlaglichter auf die neuere deutsche Geschichte. Das zusammen ergibt ein lesenswertes und unterhaltsames Buch.

Bewertung vom 31.07.2023
Slater, K. L.

Die Witwe


ausgezeichnet

Wenn Misstrauen Deine heile Welt zerstört
Kate, ihr Mann Michael und die Tochter Tansy leben in einem Dorf ein beschauliches Leben. Ihre Ehe ist glücklich und basiert auf Liebe und gegenseitigem Vertrauen .Das Glück bekommt Risse, als die hübsche, junge Polin Zuzy zusammen mit ihrem Sohn Aleks in das Dorf zieht . Kate beginnt an der Treue ihres Mannes zu zweifeln. Dann verschwindet Zuzy spurlos von einem Dorffest . Michael hat kein Alibi und gerät in das Visier der Polizei.

Zwei weitere Vermisstenfälle gewinnen wieder an Brisanz. Vor 23 Jahren verschwand die Schwester von Donna, Kates bester Freundin. Sie wurde nie gefunden. Des weiteren wird ein junger Pole vermisst, der mit Michael zusammengearbeitet haben soll. In allen drei Fällen deutet vieles auf Michael als Täter hin. Auch bei Kate wachsen die Zweifel an der Unschuld ihres Mannes.

Die Auflösung ist genial und bitter zugleich.

Der Krimi beginnt damit, dass Kate der Ausgrabung einer möglichen Leichenfundstelle zusieht. Die Stimmung ist düster, Kate isoliert. Nun wird in Rückblenden erzählt, wie es zu dieser Situation kam.

Man kann Kates Ehe nur als glücklich bezeichnen. Ganz im Gegensatz zu Donnas Situation, deren Mann ein notorischer Fremdgänger ist. Dann beginnen Kates Zweifel. Sie ertappt Michael bei Lügen. ein Grauschleier legt auf das Familienleben und Kate muss sich die Frage stellen, ob sie ihren Mann überhaupt je gekannt hat. Kate, die zuvor ein beliebtes Mitglied der Dorfgemeinschaft war, wird gnadenlos ausgegrenzt . Man verdächtigt sie sogar der Mitwisserschaft.

Obwohl es keine blutigen Leichen gibt, verdient der Krimi in meinen Augen völlig zu recht das Etikett "Thriller". Es ist nervenaufreibend und beklemmend, wie das Gift des Misstrauens die glückliche Ehe vergiftet. Sie stürzt auf den Abgrund zu und es gibt keine Möglichkeit auszusteigen. Alles deutet auf Michaels Täterschaft hin. Andere Verdächtige gibt es nicht. Ich konnte das Buch nicht mehr aus der hand legen, weil ich immer die kleine Hoffnung hatte, Michael wäre nicht der Täter.

Das Ende ist dann sowohl überraschend wie auch schockierend. Die Frage bleibt, wer ist Opfer, wer ist Täter .

Bewertung vom 29.07.2023
Zeh, Stefan

Fataler Wahn Ein fesselnde Thriller mit ungleichem Ermittler-Duo (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Ein Thriller, der einen in Atem hält
Der 1. Tag in der Stuttgarter Mordkommission könnte für die frisch gebackene Kommissarin Julia Beck nicht schlechter laufen. Ihr Vorgesetzter Kriminalhauptkommissar Keller ignoriert sie oder schickt sie zum Kaffee kochen. Dabei brennt sie darauf, ihren ersten Fall zu lösen. Eine junge Frau wurde in ihrer Wohnung ermordet.

Die normalen Ermittlungen laufen an. Das Umfeld der Toten wird durchleuchtet. Dabei stellt man fest, dass das Opfer auf eine Dating-Plattform angemeldet war. Hat sie ihren Mörder dort kennengelernt ? Der Ermittlungsdruck wächst.

Nach einigen Kapiteln hat mich der Thriller so in seinen Bann gezogen, dass ich ihn unbedingt so schnell als möglich zu Ende lesen musste.

Das lag zum einen an einer sehr guten Geschichte mit hohem Spannungsfaktor und einer in meinen Augen realistischen Darstellung und einer gelungenen Erzählweise.

Ich begleite Julia bei ihren ersten Schritten ins Berufsleben. Ich habe sie bewundert, wie sie mit der Borniertheit ihres Chefs umgegangen ist. Ich hätte ihn vermutlich irgendwann erwürgt. Sympathisch fand ich ihren Kollegen Li, der ihr den Rückenstärkt. Die Spurensuche war abwechslungsreich und zeigt, wie leicht man Opfer werden kann, wenn man einsam ist.

Faszinierend waren für mich die Kapitel, in denen der Täter selbst zu Wort kommt. Er schildert , wie er bereits in der Schule, seine Mitschüler gequält hat. Ausgesprochen raffiniert plant er seinen ersten Mord. Diese Kaltblütigkeit war erschreckend. Nun hat er ein neues Opfer im Visier, das er auf perfide Weise in Angst und Schrecken versetzt.

Davon ahnt die Polizei nichts. Um so mehr hoffte ich, dass sie die richtige Spur finden , um einen weiteren Mord zu verhindern.

Der Täter wird gefasst. Allerdings ein anderer als ich vermutet hatte. Zurückbleibt ein traumatisiertes Opfer, für das der Fall noch lange nicht abgeschlossen ist.

Ich fand den Thriller unglaublich fesselnd. Durch die Perspektivwechsel ergaben sich zahlreiche Cliffhänger, während denen ich mir weitere Schreckensszenarien ausdenken konnte. Absolut lesenswert, aber nichts für schwache Nerven.

Bewertung vom 24.07.2023
Loibelsberger, Gerhard

Zerrüttung


ausgezeichnet

1933 Österreichs Weg in die Dunkelheit

Obwohl Oberinspector Nechyba in diesem Roman eine wichtige Rolle spielt, ist es kein Krimi. Dennoch halten mich die realen Ereignisse in Atem. Nechyba ist der aufmerksame Zeitungsleser und Beobachter der Veränderungen in seinem privaten Umfeld. Und ich als Leser erlebe den rasanten Umbau Österreichs in eine Kopie Nazideutschland durch ihn hautnah mit.

Zudem schildert der Autor das Schicksal einzelner Personen aus Nechybas Bekanntenkreis exemplarisch und füllt die politischen Tatsachen und sozialen Verhältnisse mit Leben. Besonders berührt haben mich der kleine Erich und der Oberkellner aus dem Cafe Jellinek. Erich ist der kleine Sohn des Hausmeisters, der unter den unvorhersehbaren Wutausbrüchen des Vaters leidet. Der Oberkellner Nowak hat mit der Jüdin Dorli seinen sicheren Hafen gefunden und sieht nun seine Liebe bedroht.

Was den Roman für mich besonders lesenswert macht, sind die authentischen wiedergegebenen Zeitungsartikel. Nechyba ist ein begeisterter Zeitungsleser und so über die aktuellen Entwicklungen gut informiert und somit auch ich. Erschreckend fand ich, dass man durch diese Berichte wissen konnte, was Faschismus bedeutet : Bücherverbrennungen, Zensur, Versammlungsverbote, politische Attentate, Todesstrafe .

Gebrochen und desillusioniert durch die politischen Entwicklungen stirbt Nechyba im Sommer 34. Gut, dass er die weiteren Entwicklungen nicht mehr erleben musste.

Für mich ist der Roman ein bewegendes und lebendiges Zeitdokument. Niemand soll sagen, er habe nichts gewusst.

Bewertung vom 21.07.2023
Campbell, T. H.

Der Tote im Schafspelz


sehr gut

Der Mordclub und Sara Rattlebag erneut auf Mördersuche

Noch ist Sara voller Ärger über ihren Ex Nathan, der sie plötzlich wieder zurück haben will - wohl weil er von ihrer Erbschaft erfahren hat - als die Polizei vor ihrer Tür steht. Auf der angrenzenden Schafsweide wurde ein Mann erschossen. Ganz klar ein neuer Fall für den Krimiclub.

Doch es bleibt nicht bei einem Toten. Mittlerweile scheint es, dass es sich um einen Rachefeldzug handelt. Vor vielen Jahren wurde ein junges Mädchen ermordet. Der Tatverdächtige hat sich aus dem Staub gemacht. Ist er zurück und will den wahren Täter und diejenigen, die ihn gedeckt haben, zur Rechenschaft ziehen ? Unglücklicherweise zählt Cedric, ein Mitglied des Mordclubs, dazu. Und Michael Brickerton, den Sara sehr sympathisch findet und leider nicht von der Liste der Verdächtigen streichen kann. Der Krimiclub ist mehr denn je gefordert.

Gegen Ende wird es richtig eng für sara, bis der Täter letzten Endes überführt ist.

Ich fand Sara schon nach wenigen Seiten sympathisch mit ihrer Vorliebe für Süßigkeiten und gutem Tee.

Auch die anderen Figuren erfüllen zu meiner Freude die Erwartungen, die ich an einen cosy crime habe. Miss Spinster ist die ältere Dame, die um das leibliche Wohl aller besorgt ist, Sara gerne verkuppeln würde und nicht auf den Kopf gefallen ist .Bobby Bobby - die Doppelung ist gewollt und kein Tippfehler - ist der Bedenkenträger und immer zur Stelle, wenn man ihn braucht. Cedric ist in Sara verliebt und ergänzt die Truppe perfekt. Inspector Webster gibt den griesgrämigen Beamten, der von den Ermittlungen des Krimiclub nicht begeistert ist.

Es macht einfach Spaß, den Krimiclub bei seinen Nachforschungen zu begleiten. Die Krimihandlung ist in meinen Augen überzeugend mit hohem Spannungsfaktor und einer Portion Humor

Bewertung vom 21.07.2023
Wood, Dany R.

Der Orchideenmörder: Schweden-Thriller


sehr gut

Mordserie in der Ferienregion Uddevalla
Kriminalkommissarin Monica Sandström tritt nach sechswöchiger Abwesenheit wieder ihren Dienst an. Grund dafür war, dass ihr Mann seit seinem Segeltörn vermisst wird. Eine lange Eingewöhnungsphase ist ihr nicht gegönnt, denn es wird die Leiche einer jungen Frau gefunden. Ermittlungen werden aufgenommen, Zeugen befragt. Gerade als sich ein Verdächtiger aufdrängt, wird eine weitere Frau ermordet. Monicas Vorgesetzter macht erheblichen Druck. Uddevalla ist eine beliebte Ferienregion und die Tourismusbehörde fürchtet um die Saison.

Monica wird immer wieder durch ihre eigenen Probleme abgelenkt. Gut, dass ihre loyalen Kollegen Ole und Kamal sich intensiv um eine Lösung des Falles kümmern.

Ich war auf diesen Krimi aus der der Feder des Autors besonders gespannt. Ich kenne seine Krimireihe um den Dorfpolizisten Jupp Backes und seine Familie, die sich neben einer spannenden Handlung auch durch ihren Humor auszeichnet. Aber kann der Autor auch "seriös " ? Ja, er kann und das auch ausgesprochen gut und packend.

Der Krimi hat zwei Handlungsstränge. Es beginnt mit der Entführung einer jungen Frau, die zum zufälligen Opfer wird. Der Täter - Philip - wollte eigentlich deren Freundin in seine Gewalt bringen. Von seinem ersten Auftritt an ist klar, dass er massive psychische Probleme hat.

Die Handlung wechselt zwischen den Aktionen der Kriminalbeamten und den Ereignissen rund um den Täter. Bei Philip drängt sich der Verdacht auf, dass es jemanden im Hintergrund geben muss, der ihn massiv für seine Zwecke missbraucht und manipuliert.

Monica war mir nicht wirklich sympathisch. Zwar habe ich verstanden , dass das Verschwinden ihres Mannes, sie stark belastet. Ich hatte den Eindruck, dass sie zu sehr in Selbstmitleid badet und viel zu viel trinkt. Gegen Ende gelangt sie zu meiner Erleichterung zu der Einsicht, dass sie Hilfe braucht. Das Rätsel um ihren Mann bleibt als Cliffhänger ungelöst.

Ihre Kollegen Ole und Kamal waren mehr nach meinem Geschmack. Sie sind kompetent, zielorientiert und besonders Ole steht loyal zu Monica.

Die Krimihandlung ist fesselnd und legt gekonnt falsche Spuren. Ich war mir bis kurz vor dem Ende nicht sicher, wer der wirklich Schuldige ist. Als er gefunden ist und Monica klar ihren Abscheu vor der Boshaftigkeit des Mörders zum Ausdruck bringt, konnte ich ihr von Herzen zustimmen.

Der Krimi ist auf jeden Fall der lesenswerte und vielversprechende Auftakt zu einer neuen Reihe.