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SalMar

Bewertungen

Insgesamt 332 Bewertungen
Bewertung vom 25.05.2020
Das Haus der Frauen
Colombani, Laëtitia

Das Haus der Frauen


ausgezeichnet

Ein Palast und seine Bewohnerinnen

Solène hat im Leben fast alles erreicht und fühlt sich doch verloren. Auf Anraten ihres Therapeuten versucht sie nach einem Burnout ihrem Leben wieder mehr Sinn zu geben, indem Sie sich für einen guten Zweck engagiert. Im Zuge dessen landet sie im „Palast der Frau“ in Paris, in dem sehr viele verschiedene Schicksale aufeinandertreffen.

Bevor ich auf den Inhalt gehe, möchte ich ausnahmsweise doch kurz etwas zum Äußeren des Buches sagen: Die gebundene Ausgabe von „Das Haus der Frauen“ ist wirklich ein Schmuckstück. Ich möchte sogar behaupten, es ist das schönste deutsche Buch in meinem Bücherregal. Das ist ja nicht für alle Menschen relevant, aber sicherlich für den einen oder anderen.

Besonders toll ist aber, dass auch der Inhalt ein Schmuckstück ist, wie ich finde. Nach dem Lesen einiger nicht so guter Rezensionen hatte ich einige Vorbehalte, aber diese waren innerhalb kürzester Zeit ausgeräumt.

Die Geschichte liest sich leicht, ist aber alles andere als oberflächlich. Natürlich bekommt man – ob der Kürze des Buches – immer nur einen kurzen Einblick in die verschiedenen Schicksale der Frauen (Solène und die Begründerin Blanche Peyron ausgenommen), aber genau das hat meines Erachtens die Begegnungen so intensiv gemacht. Es werden viele Probleme und Themen angerissen, was einem den intensiven Eindruck vermittelt, mit was für einem Berg an Hindernissen die Sozialarbeiter in diesem Umfeld zu kämpfen haben.

Ich mochte aber auch Solène als Person und die Entwicklung, die sie durchlebt. Ihre Situation ist eine ganz andere als die der Bewohner des Palastes und trotzdem ist sie stimmig in die Geschichte eingeflochten und ich konnte mich gut in sie hineinversetzen.

Kritikpunkte habe ich überraschenderweise gar keine. Aus diesem Grund gibt es von mir eine ganz klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 19.05.2020
Wie uns die Liebe fand
Stihlé, Claire

Wie uns die Liebe fand


gut

Zauberhafte Geschichte mit Luft nach oben

Madam Nanon, mittlerweile 92, erzählt ihre Lebensgeschichte, die sich ausschließlich in einem kleinen Ort im Elsass abspielt. Im Zentrum steht dabei eine Wende im Leben der Familie: Sie und ihre Töchter bekommen ganz überraschend den Lebensmittelladen des Dorfes übertragen und verwandeln diesen schnell in einen besonderen Ort, an dem jedermann zusammenkommt.

Die Idee(n) hinter diesem Buch fand ich wahnsinnig interessant und ich habe mich sehr darauf gefreut, mehr über den Elsass und die Geschichte dort zu erfahren. Tatsächlich hat mir dieser Part auch beim Lesen sehr gefallen: Die Familie und der Ort mit seinen Bewohnern waren bezaubernd beschrieben und man konnte sich bildlich vorstellen, wie es in dem Dorf zugeht. Zwischendurch gab es auch immer mal wieder Rückblicke in die Vergangenheit, bis zurück in den Zweiten Weltkrieg. Mich als alte Sprachfanatikerin hat natürlich auch begeistert, dass die Autorin auch immer wieder Sätze im lokalen elsässischen Dialekt hat einfließen lassen.

So sehr mir jedoch die kleinen Geschichten im Einzelnen gefallen haben, das Buch als Ganzes verliert sich meines Erachtens immer wieder, weil es keinen richtigen roten Faden hat. Ist es eine Liebesgeschichte, eine Familiengeschichte, ein historischer Roman oder gar eine fantastische Geschichte? Man weiß es nicht recht. Beim Lesen führt das dazu, dass man nicht weiß, was man als Nächstes erwarten kann. Das macht es aber nicht spannend, sondern führt eher dazu, dass man es öfter mal beiseitelegt.

Insgesamt finde ich, dass die Geschichte sehr viel Potenzial hat und auch sehr viel Charme mitbringt. Ich hätte mir allerdings gewünscht, dass sich ein bisschen mehr Spannung entwickelt. Ein bisschen mehr geschichtlicher Hintergrund hätte es außerdem sein dürfen. Das war zwar in keiner Weise angekündigt, hätte aber sehr gut reingepasst.

Bewertung vom 12.05.2020
Das Licht von tausend Sternen (eBook, ePUB)
Lastella, Leonie

Das Licht von tausend Sternen (eBook, ePUB)


sehr gut

Spagat zwischen Familie und dem eigenen Leben

Harpers junges Leben beschränkt sich auf das Notwendige, denn neben der Betreuung ihres autistischen kleinen Bruders bleibt für alles andere keine Zeit. Deshalb kommen ihr die Begegnung mit Ashton und die Gefühle, die er bei ihr hervorruft, ganz und gar ungelegen. Fragt sich nur, wie sehr man diese Gefühle kontrollieren kann und ob man das überhaupt tun sollte?

Ich gebe zu: Mit Liebesromanen dieser Art (New Adult) habe ich es eigentlich nicht so, und ich bin auch sehr lange immer wieder an diesem Buch vorbeigegangen. Als es aber immer wieder auftauchte und die Rezensionen auch noch gut waren, habe ich mich nun doch daran gewagt.

… und das war eine gute Entscheidung, denn ich habe das Buch sehr gerne gelesen und die Geschichte darin spukt mir nun – Tage später – immer noch im Kopf herum, was durchaus nicht der Standard ist, wenn ich ein Buch dieser Art so schnell weglese.

Zuallererst war ich positiv davon überrascht, wie gut das mit dem Schauplatz in den USA funktioniert. Ich bin schon des Öfteren über deutsche Bücher gestolpert, in denen ein solcher recht erzwungen und unrealistisch vermittelt wird, und das war hier gar nicht der Fall. Ich konnte mich also ganz entspannt auf die Geschichte einlassen, an die der Leser recht behutsam herangeführt wird.

Die beiden Protagonisten, Harper und Ashton, fand ich sehr sympathisch, sie hatten aber auch genügend Ecken und Kanten, so dass es nicht langweilig wurde. Ihre jeweiligen Vorgeschichten werden erst nach und nach offengelegt, was mich ab und zu etwas ungeduldig werden ließ, letztendlich aber auch zur Spannung beigetragen hat.

Einzig die Sexszenen hätte ich nicht unbedingt gebraucht. Sie waren zwar nicht schlecht geschrieben, aber ich finde, sie waren für die Geschichte nicht wirklich notwendig.

Fazit: Der Spagat zwischen der Verantwortung für die Familie und dem Wunsch, ein eigenes Leben führen zu wollen, wird hier sehr eindrucksvoll erzählt und es hat viel Spaß gemacht, die Geschichte von Harper und Ashton zu verfolgen. Ich werde das Buch gerne weiterempfehlen.

Bewertung vom 11.05.2020
Pandatage
Gould-Bourn, James

Pandatage


gut

About a Panda

Danny Maloony steckt nach dem Tod seiner Frau in einer tiefen Krise, die nicht besser wird, als er auch noch seinen Job verliert und von seinem Vermieter wegen ausstehender Mieten das Messer auf die Brust gesetzt bekommt. Besonders nahe geht ihm aber, dass sein Sohn seit dem Tod seiner Mutter nicht mehr spricht. In einem Anflug der Verzweiflung ersteht er ein Panda-Kostüm und versucht nun als Straßenkünstler zu etwas Geld zu kommen. Seinem Sohn erzählt er aber nichts davon…

Bei diesem Buch bin ich nun wirklich hin- und hergerissen – was vermutlich daran liegt, dass ich mich so sehr darauf gefreut habe und begeistert sein wollte. Der Verweis auf „About a Boy“ war bestimmt schuld daran.

Zunächst einmal: Ich habe das Buch gerne gelesen und hatte auch viel Spaß dabei. Ich mochte die ganzen skurrilen Charaktere, die die Briten eben immer beherrschen: Von Mo, dem Freund von Sohn Will, bis hin zu Krystal, der Tänzerin, und ganz besonders Ivan, der ukrainische (ehemalige) Kollege von Danny. Ja, Ivan ganz besonders: Seine hauptsächlich kurzen und knappen Bemerkungen in nicht ganz astreiner Grammatik haben einen wunderbar trockenen Humor.

Ich mochte außerdem die vielen kleinen Geschichten, die um die Haupthandlung herum eingeflochten sind – etwa viele kleine Anekdoten aus der Zeit, als Dannys Frau noch lebte. Sie haben das Buch sehr bunt und lebendig gemacht.

Manchmal hatte das Buch jedoch auch Längen und ich hatte das Gefühl, es geht nicht wirklich voran, was ich sehr schade fand. Am schwersten habe ich jedoch mit dem Vergleich zu „About a Boy“ gehadert: Vielleicht lag es ja daran, dass ich das im Original gelesen habe, aber der trockene und leichtfüßige Humor darin hat mir einfach wahnsinnig gefallen, und damit konnte „Pandatage“ einfach nicht mithalten.

3,5 Sterne

Bewertung vom 07.05.2020
Die Dunkelheit der Drachen
Patrick, S. A.

Die Dunkelheit der Drachen


ausgezeichnet

Fantasy für Jung und Alt

Flick, ein ehemaliger Pfeiferschüler, landet im Kerker, weil er auf seiner Flöte ein verbotenes Lied gespielt hat. Doch als Drachen die Burg angreifen, unter der sich der Kerker befindet, sucht er das Weite – zusammen mit einer Ratte, die gar keine ist, und einem Drachengreif, der vorübergehend flugunfähig ist. Jeder der illustren Truppe hat ein bestimmtes Ziel vor Augen, aber schon bald überschlagen sich die Ereignisse und die drei werden in Abenteuer eines unerwarteten Ausmaßes verwickelt …

Ich lese gerne Fantasy in jeglicher Variation und bin dafür auch gerne bereit, mich in neue Welten mit ihren jeweiligen Gegebenheiten „einzulesen“. Das war hier aber gar nicht nötig. Der Leser wird hier, wie ich finde, geschickt – weil sozusagen nebenbei – in die Welt der Pfeifer, Drachen & Co. eingeführt, und ich habe mich sofort sehr wohlgefühlt.

Das lag vermutlich auch an den Charakteren, die einem auf Anhieb sympathisch sind, ohne dass sie zu blass oder zu perfekt geschrieben wären. Auch das Zusammenspiel innerhalb der Gruppe fand ich sehr unterhaltsam – unterschiedlicher hätten die drei ja kaum sein können. Aber auch die Reise selbst ist sehr abwechslungsreich und hält immer wieder Überraschungen parat.

Was Patrick hier meisterlich geschafft hat, ist, dass es sich um Fantasy für junge Leser handelt, die auch Erwachsenen sehr viel Spaß macht. Für mich gab es keine Längen und das Buch hat mich bis zum Schluss gefesselt – ohne dass ich auch nur gemerkt habe, dass ich alterstechnisch weit über der eigentlichen Zielgruppe bin.

Jetzt bleibt nur zu hoffen, dass Patrick bald die Fortsetzung schreibt/veröffentlicht, denn ich freue mich sehr darauf, in diese Welt zurückzukehren, und bin wahnsinnig gespannt, wie es mit Flick und seinen Freunden weitergeht.

Bewertung vom 16.04.2020
Wenn der Winter vorbei ist
Verbogt, Thomas

Wenn der Winter vorbei ist


gut

Wir sind Passanten

Nach einer Leseprobe zu diesem Buch war ich sehr begeistert und wollte es unbedingt lesen. Nachdem ich das nun endlich tun konnte, bin ich sehr unschlüssig, was die Rezension angeht. Ich befürchte fast, dass diese ähnlich wie das Buch selbst ausfallen wird: Etwas zusammenhangslos.

Thomas, ein in die Jahre gekommener Schriftsteller, zieht aus seiner Wohnung aus und mit seiner Frau zusammen, was ihn dazu bewegt, auf sein Leben zurückzublicken.

Die Rückblicke auf Thomas' Leben beginnen bereits in seiner Kindheit, folgen aber nur lose einer chronologischen Ordnung und sind eher kurze Einblicke in einzelne Momente seines Lebens. Den Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit fand ich weniger problematisch, eher die Kürze der Kapitel und der fehlende rote Faden dabei.

Den eher poetischen Schreibstil an sich mochte ich und ich habe mir an vielen Stellen Sätze markiert, die mir besonders gefallen haben. Insbesondere gegen Ende des Buches ging mir das so, beispielsweise als er die Menschen als Passanten beschreibt: „Wir gehen weiter, sind Leute, die vorbeigehen wie jeder andere Passant auch. Manchmal fragt jemand nach dem Weg, denn es gibt solche, die den Weg wissen und solche, die keinerlei Vorstellung davon haben.“

Im Großen und Ganzen plätschert die Geschichte etwas dahin, mit Ausnahme zweier erschütternder Ereignisse (eines gleich zu Beginn, das andere ungefähr im letzten Drittel), die sehr unerwartet kommen und mich auch noch nach dem Lesen beschäftigt haben.

Insgesamt komme ich zu dem Schluss, dass ich das Buch nicht ungern und auch sehr schnell gelesen habe, und dass es vielleicht Geschmackssache ist. Ich werde mir wohl auch noch einmal andere Werke des Autors ansehen.
(3,5 Sterne)

Bewertung vom 15.04.2020
Can you help me find you?
Parks, Amy Noelle

Can you help me find you?


sehr gut

Keine typische Highschool-Liebesgeschichte

Evie und Caleb sind seit vielen Jahren sehr eng befreundet. Während Caleb mit einem Mädchen nach dem anderen ausgeht, hat Evie sich bislang nicht für Jungs interessiert, sondern sich voll und ganz auf ihre große Leidenschaft, die Mathematik, konzentriert. Was Evie nicht weiß: Caleb ist schon eine ganze Weile in sie verliebt. Als Evie plötzlich mit Leo, dem Neuen an der Schule flirtet, beschließt Caleb selbst aktiv zu werden – allerdings auf eher ungewöhnliche Weise.

Was zunächst als typische Highschool-Liebesgeschichte daherkommt, entpuppt sich bald als eine etwas andere Geschichte über zwei Jugendliche, die an einer Schule für Hochbegabte ihre Zeit fast ausschließlich ihrem jeweiligen Lieblings- bzw. Spezialfach widmen. Insbesondere Evie, die als Mädchen an einer Schule, die sich auf Mathematik und Naturwissenschaften spezialisiert hat, heraussticht, muss regelmäßig gegen Vorurteile ankämpfen – selbst innerhalb ihrer Familie. Die unglücklichen Jahre an einer „normalen“ Schule haben bei ihr Spuren hinterlassen und Caleb ist der einzige, der in ihren dunklen Momenten zu ihr durchdringen kann.

Was man ganz klar sagen muss: Die Mathematik spielt schon eine große Nebenrolle und es werden immer wieder Konzepte erläutert, die alles andere als einfach sind. Die Autorin schafft es aber die Faszination dafür so gut zu vermitteln, dass selbst jemand wie ich, der damit gar nichts am Hut hat, sich in der Geschichte wohlfühlt.

Zwei kleine Kritikpunkte habe ich: Caleb ist toll, aber vielleicht doch ein bisschen zu perfekt – ein oder zwei Macken mehr hätten ihm gut getan. Und: Dass immer zu von „mein Boyfriend“ die Rede ist… Ich vermute, es hatte mit einem Wortspiel bei der Übersetzung zu tun, aber es hat mich immer wieder gestört.

Insgesamt habe ich aber sämtliche Hauptcharaktere der Geschichte liebgewonnen und habe besonders aus diesem Grund das Buch sehr gerne gelesen, da ich unbedingt wissen wollte, wie es mit ihnen weitergeht. Die Liebesgeschichte ist in jedem Fall gelungen und kommt auch ganz ohne unnötiges Drama aus, was ich als sehr wohltuend empfand. Ich werde das Buch gerne weiterempfehlen.

Bewertung vom 10.04.2020
The Doll Factory
Macneal, Elizabeth

The Doll Factory


sehr gut

Spannung bis zum Schluss
Das junge Mädchen Iris führt ein recht tristes Dasein und arbeitet, zusammen mit ihrer Schwester, in einer Puppenmanufaktur. Als sie die Chance erhält, daraus auszubrechen, eröffnet sich ihr im London Mitte des 19. Jahrhunderts eine völlig neue Welt – aber auch eine ungeahnte Gefahr.
Der Autorin gelingt es wunderbar, das London dieser Zeit so zu zeichnen, dass man als Leser sofort darin eintauchen kann. Das liegt unter anderem daran, dass die verschiedenen Charaktere sehr anschaulich und lebendig dargestellt werden. Die Geschichte wird aus zahlreichen Perspektiven erzählt, lässt sich trotz der vielen Perspektivwechsel aber sehr flüssig lesen. Gefallen hat mir dabei insbesondere, dass die einzelnen Figuren nicht schwarz/weiß dargestellt werden, sondern von unterschiedlichen Seiten beleuchtet werden und auch tatsächliche Entwicklungen durchmachen, die nicht immer vorherzusehen sind.
Aber auch das Leben in puncto Gesellschaft, sozialer Gepflogenheiten und insbesondere auch die Welt der Kunst damals wird einem nahe gebracht, was ich sehr interessant und zu keinem Zeitpunkt langweilig fand. Eine kleine Liebesgeschichte gibt es außerdem, was ich allerdings eher als Nebensache empfunden.
Als besonders gelungen habe ich die Spannung im Buch empfunden. Vor allem im letzten Drittel der Geschichte war es kaum auszuhalten und ich war mir bis zum Schluss nicht sicher, wie das alles enden wird. Das Ende war wirklich toll geschrieben – vielleicht etwas ungewohnt, aber es hat mir in jedem Fall gut gefallen.

Bewertung vom 10.04.2020
Dankbarkeiten
Vigan, Delphine

Dankbarkeiten


ausgezeichnet

Wenn die Worte nicht mehr greifbar sind

Bis vor kurzem konnte Michka noch alleine in ihrer Wohnung leben, nun muss Marie, sozusagen ihre Adoptivenkelin, sie aber schweren Herzens in ein Altenheim bringen, da sie sich nicht rund um die Uhr um sie kümmern kann. Aufgrund der zunehmenden sprachlichen Probleme erhält Michka dort Unterstützung durch Jérôme, einen jungen Logopäden.

Dieses kleine, aber feine Buch schafft es, mit schlichten Worten eindrucksvoll die Entwicklung von Michka – und nebenbei auch die von Marie und Jérôme – zu beschreiben. Allen Beteiligten geht die Situation auf ihre Weise nah und de Vigan gelingt es auf einzigartige Weise, diese Gefühle einzufangen. Die rührenden Momente etwa, in denen sich Michka unvermittelt an aktuelle Probleme von Marie und Jérôme erinnert und sich danach erkundigt, wird wohl jeder wiedererkennen, der eine nahestehende Person mit Demenz erlebt hat.

Die Hintergrundgeschichten, wie Marie und Michka sich gefunden haben sowie die Suche nach dem Ehepaar aus ihrer Kindheit, dem Michka ihr Leben verdankt, fügen sich gut in die Erzählung ein und schaffen ein stimmiges Gesamtbild.

Aufgrund der zunehmenden Aphasie, an der Michka leidet, ist das Buch insbesondere sprachlich beeindruckend: Immer öfter fehlen ihr die Worte und häufig entscheidet sie sich dann für ein ganz anderes, so dass des Öfteren unfreiwillig komische Situationen, manchmal aber auch geradezu poetische Aussagen dabei herauskommen.

Ich habe das Buch unheimlich gerne gelesen und war fast ein bisschen traurig, als es so schnell vorbei war. Ich werde es auf jeden Fall uneingeschränkt weiterempfehlen und mir auch noch die vorherigen Bücher der Autorin ansehen.