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Raumzeitreisender
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Buchwurm, der sich durch den multidimensionalen Wissenschafts- und Literaturkosmos frisst

Bewertungen

Insgesamt 785 Bewertungen
Bewertung vom 01.07.2018
Sprenger, Reinhard K.

Mythos Motivation


ausgezeichnet

In seinem Klassiker "Mythos Motivation" demaskiert Managementberater Reinhard K. Sprenger Beeinflussungstechniken im beruflichen Alltag und verändert damit die Sicht auf die Arbeitswelt. Er unterscheidet zwischen Motivation (Eigensteuerung) und Motivierung (Fremdsteuerung). Motivation beruht auf Selbstverantwortung und kommt von Innen heraus, Motivierung erfolgt manipulativ mittels Anreizsystemen durch Vorgesetzte und beruht auf Misstrauen.

Mit diesen Thesen, die der Autor anhand zahlreicher Beispiele erläutert und untermauert, stellt der studierte Philosoph Sprenger den Menschen und seine Selbstachtung in den Vordergrund. „Führen ist vor allem das Vermeiden von Demotivation.“ (172) Positiv ausgedrückt: Mitarbeiter müssen gefordert werden. Aufgabe der Führung ist es, notwendige Freiräume zu schaffen. Sprenger beschreibt einen notwendigen Perspektivwechsel, der bis heute nur in wenigen Köpfen angekommen ist.

Bewertung vom 21.06.2018
Lewis, Janet

Die Frau, die liebte


ausgezeichnet

Der Roman spielt im 16. Jahrhundert in den französischen Pyrenäen und beruht auf einer wahren Begebenheit. Der junge Bauer Martin Guerre verlässt Frau und Kind und verschwindet spurlos aus seinem Heimatdorf Artigues. Acht Jahre später taucht ein Mann in dem Dorf auf und gibt sich als Martin Guerre aus. Ist er es wirklich oder handelt es sich um einen Hochstapler? Bedenken bleiben, daher landet der Fall drei Jahre später vor Gericht, zunächst in Rieux, danach in Toulouse.

Der Fall ist spektakulär und bietet Gesprächsstoff in ganz Frankreich. Ohne moderne DNA-Analyse ist ein Identitätsnachweis schwierig. Zahlreiche Zeugen werden gehört. Auffallend ist die (positive) Veränderung im Wesen des Protagonisten. Martins Ehefrau Bertrande de Rols hat die Rückkehr ihres Ehemannes herbeigesehnt und kämpft zunehmend mit Zweifeln, die ihr auch gesundheitlich zu schaffen machen. Obwohl sie sich auf den Mann einlässt und zwei Kinder von ihm bekommt, will sie Klarheit haben.

Die Geschichte bietet reichlich Stoff für Interpretationen und Charakterstudien. Das Dorf und die Familienstrukturen sind vom Patriarchat geprägt, was auch Martins Flucht beeinflusst. Die Rolle der Kirche ist wegen der einfachen Lösungsvorschläge zweifelhaft. Wie verhalten sich Verwandte, Bedienstete und die übrigen Dorfbewohner? Kann eine Ehefrau sich täuschen lassen? Die Geschichte produziert viele Verlierer. Sie wurde mehrfach verfilmt und ist unbedingt lesenswert.

Bewertung vom 18.06.2018
Voltaire

Über die Toleranz


sehr gut

Religiöser Fanatismus ist auch 250 Jahre nach Voltaire nicht ausgerottet. Die Phase der Aufklärung ist noch nicht vorbei. Die Viren der Intoleranz befallen bevorzugt Gehirne von Menschen, die sich auf höhere (letztlich selbst konstruierte) Mächte berufen und die ihre Verantwortung und ihr Gewissen an jene Mächte abgegeben haben.

Voltaire war ein bedeutender französischer Aufklärer und Kirchenkritiker. Sein Werk „Über die Toleranz“ ist seiner Zeit voraus und im Hinblick auf religiöse Verblendung und religiös motivierte Anschläge hoch aktuell. Kritisch muss an dieser Stelle angemerkt werden, dass Voltaire im Umgang mit geistigen Gegnern nicht immer zimperlich war.

In dem Buch wird das Schicksal der Familie Calas thematisiert. In einem skandalösen Prozess wird Jean Calas beschuldigt, seinen Sohn ermordet zu haben und er wird zum Tode verurteilt. Die Indizien sprechen eindeutig für seine Unschuld. Anklage und Verhandlung vor Gericht sind religiös geprägt. Voltaire greift den Fall auf.

In dem Buch tauchen einige Namen damals bekannter Persönlichkeiten auf, mit denen heutige Leser nichts anfangen können. Das ändert aber nichts an der klaren Botschaft, die das Buch vermittelt. Die Frage ist, ob die richtigen Menschen durch das Buch erreicht werden bzw. ob Menschen sich in Sachen Toleranz beeinflussen lassen.

Bewertung vom 10.06.2018
Harari, Yuval Noah

Eine kurze Geschichte der Menschheit


ausgezeichnet

Bereits auf den ersten Seiten des Buches wird deutlich, dass hier jemand eine verständliche, unterhaltsame und informative Geschichte in einem recht lockeren und teilweise humorvollen Stil serviert. Das Buch ist kein typisches Geschichtsbuch. Es macht neugierig und zieht die Leser in den Bann.

Im ersten Teil liegt der Fokus auf der kognitiven Entwicklung vom Tier hin zum Menschen. Was macht den Menschen aus? Warum hat der Mensch sich durchgesetzt? Harari erläutert, dass es mehrere Menschenarten gab, dass die Frage nach Verdrängung bzw. Vermischung von Arten noch nicht abschließend beantwortet ist und welche Rolle die Sprache in der Entwicklung gespielt hat.

Der Mensch ist aber auch das größte Raubtier der Erde – und das gilt nicht nur für die Neuzeit. „Der Homo sapiens hatte die Hälfte aller Großsäuger der Erde ausgerottet, noch ehe er das Rad, die Schrift und Waffen aus Metall erfunden hatte.“ (96) Funde in Australien, Neuseeland, Amerika und Madagaskar weisen darauf hin, dass die Frühmenschen ökologische Massenmörder waren.

Die landwirtschaftliche Revolution wird gern als Erfolgsgeschichte verkauft. Der Autor macht deutlich, dass das Leben der Jäger und Sammler gesünder und angenehmer war, als das Leben der Bauern, die hart arbeiten und zudem ihren Besitz verteidigen mussten. Die Entwicklung verlief in so kleinen Schritten, dass von einer Revolution keine Rede sein kann.

Um mit der größer werdenden Gesellschaft fertig zu werden, mussten Ordnungsstrukturen geschaffen werden. Christentum, Demokratie und Kapitalismus bieten solche Systeme, die – um wirksam zu sein – als objektive Wahrheit verkauft werden müssen. Zudem wurden Schriften entwickelt, um komplexere Systeme verwalten zu können.

Wenn der Autor im dritten Teil des Buches schreibt, dass Geschichte ein Ziel hat, kann ich ihm nicht folgen. (204) Menschen können ein Ziel haben, aber dass Geschichte ein Ziel hat, ist mit der Evolutionstheorie nicht vereinbar. Selbst wenn eine Entwicklung im nach hinein gesehen zielgerichtet erscheint, kann über die Gegenwart hinaus nicht seriös extrapoliert werden. Mit seiner Aussage „Geschichte lässt sich nicht deterministisch erklären oder vorhersehen“ (293) revidiert er seine eigene Auffassung.

Warum es eine wissenschaftliche Revolution gab (Teil 4 des Buches), ist auch im nach hinein nicht leicht zu verstehen. Über Jahrhunderte wurde unterschätzt, dass Forschung wesentlich dazu beitragen kann, die Macht zu vergrößern. Eine wichtige Voraussetzung für die Entwicklung einer modernen Wissenschaft ist das Eingeständnis der eigenen Unwissenheit.

Der Autor erläutert, wie der Kapitalismus funktioniert. Es geht nicht (nur) darum, einen Kuchen zu verteilen, sondern darum, diesen zu vergrößern. Das ist nur möglich, wenn das notwendige Vertrauen in die Zukunft vorhanden ist. Kapitalismus setzt auf Wachstum. Wachstum erfordert Ressourcen und fördert Umweltzerstörung. Harari sieht ein Problem in der Umweltzerstörung und nicht in der Verknappung von Ressourcen.

Im letzten Kapitel wird es noch einmal spannend, wenn es um biologische und technische Weiterentwicklungen geht. Ob das Ende des Homo sapiens eingeläutet wird, wie der Autor bereits in der Überschrift suggeriert, muss der Leser für sich entscheiden.

Yuval Noah Harari bietet den Lesern in seinem Buch eine verständliche Reise durch die Menschheitsgeschichte an. Im Fokus stehen nicht Einzelereignisse, sondern eher Strukturen, Entwicklungen und Folgerungen. Der Autor entwickelt eigene Gedanken, die man nicht immer teilen muss, die aber nachdenklich machen. In der Summe handelt es sich um ein geistreiches Buch, welches ich empfehlen kann.

3 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.06.2018
Lunde, Maja

Die Geschichte des Wassers / Klima Quartett Bd.2


weniger gut

Wasser ist der Quell des Lebens. Welche Folgen hat der Raubbau an natürlich vorkommenden Wasserreserven? Wie verändert sich das Leben bei einer landesweiten Dürrekatastrophe? Das sind die Themen, die Autorin Maja Lunde in ihrem Buch in zwei zeitlich und örtlich versetzten Handlungssträngen (Norwegen, 2017 und Frankreich, 2041) behandelt. Es gibt eine Verbindung zwischen den beiden Geschichten, die bereits im Klappentext zum Buch angedeutet wird.

Umweltaktivistin Signe Hauger aus Ringfjorden in Norwegen wehrt sich gegen die Eingriffe in die Natur ihrer Heimat. Das gilt für die Verrohrung des Flusses Breiro, das Austrocknen imposanter Wasserfälle, für den Bau eines Kraftwerkes und die Vermarktung von Gletschereis für Saudi-Arabien. Ihre Beziehung zu Magnus, dem Sohn von Bauer Sønstebø aus einem Nachbardorf, geht aufgrund unterschiedlicher Einstellungen zur Industrialisierung ihrer Heimat in die Brüche.

Signe, mittlerweile fast 70-jährig, erkundet den Hafen, sabotiert eine Eisfracht und begibt sich mit einer Ladung Eis auf eine Segeltour bis an die französische Küste. Sie will den Mann zur Rede stellen, den sie einst geliebt und der die Fronten gewechselt hat. Der Hauptteil dieser Erzählung besteht aus Rückblenden in die Zeit ihrer Jugend und ihres jungen Erwachsenenlebens. Die Motivation für ihre ungewöhnliche Aktion soll deutlich werden, wenngleich der Eindruck entsteht, dass Verbitterung eine Rolle spielt.

Im zweiten Handlungsfaden wird die Geschichte von David und seiner Tochter Lou erzählt. Eine Dürre zwingt sie von Argelès in Südfrankreich in Richtung Norden an die französische Atlantikküste zu fliehen. Auf der Flucht wird die Familie getrennt. David wartet in einem Auffanglager auf ein Lebenszeichen von seiner Frau Anna und seinem einjährigen Sohn August. David lernt Maguirite und Francis kennen und stellt sich auf das Lagerleben ein. Sie planen, die Reise fortzusetzen.

Das Buch ist ähnlich strukturiert wie das Bienenbuch, jedoch fehlt die Spannung und die Geschichten wirken phasenweise öde. Es fehlen fachliche Informationen über das Wasser bzw. die Wasserknappheit und der politische Hintergrund kommt zu kurz. So wirken die Geschichten recht oberflächlich. Hinzu kommen farblose Charaktere, mit denen man sich als Leser nicht anfreunden kann. Maja Lunde bearbeitet ein wichtiges Thema, aus dem Autoren wie Frank Schätzing oder Umberto Eco mehr rausgeholt hätten.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.06.2018
Ditfurth, Hoimar von

So lasst uns denn ein Apfelbäumchen pflanzen


ausgezeichnet

Hoimar von Ditfurth (HvD), Professor für Psychiatrie und Neurologie, wurde besonders durch seine Tätigkeiten als Wissenschaftsjournalist, TV-Moderator und Sachbuchautor über naturwissenschaftliche Themen bekannt. Sein Gesamtwerk umfasst Schriften über Naturwissenschaften, Philosophie, Politik, Ethik und Ökologie. Er entwickelte sich im Laufe der Jahre vom Aufklärer hin zum Mahner.

Im vorliegenden Buch beschreibt HvD die Gefahren der atomaren Hochrüstung und der massiven Umweltzerstörung sowie die Unfähigkeit der Gesellschaft, das eigene menschliche Verhalten als Ursache der Bedrohung zu erkennen und einen Kurswechsel einzuleiten. Hunderttausende von Arten sterben aus (Faunenschnitt) und es besteht die Gefahr, dass die Menschheit dazugehören könnte.

Verstehen lässt sich diese Entwicklung – wenn überhaupt – nur im Rahmen der Evolution. Das globale Gleichgewicht ist gestört, da der Mensch zu erfolgreich geworden ist. Die gleichen Prinzipien, die über Jahrhunderttausende das Überleben gesichert haben, führen nunmehr in die Krise. Unbegrenztes Wachstum einer Population kann es bei endlichen Ressourcen nicht geben.

HvD gliedert sein Buch in drei Teile. Der Situationsbeschreibung im ersten Teil folgt eine Ursachenanalyse. Dabei ist es unerheblich, dass der NATO-Doppelbeschluss Geschichte ist; er dient als Lehrstück für das zeitlose – letztlich psychologisch erklärbare - Verhalten der Menschheit, welches zur Überrüstung führt. Die eigene (gefühlte) Angst wird anders wahrgenommen als die Angst der anderen, von der ich lediglich weiß.

Im dritten Teil thematisiert HvD die Natur des Menschen. Er macht deutlich, dass wir unsere Freiheit überschätzen und steckt den Rahmen unserer (evolutionären) Erkenntnismöglichkeiten ab. Analog zur Spannung zwischen biologisch programmierter Sterblichkeit und menschlicher Todesfurcht, gibt es eine Spannung zwischen rationaler Aufklärung und Sinnsuche, die HvDs Leben bestimmt hat.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.05.2018
Zimmer, Robert

Das Philosophenportal


ausgezeichnet

Robert Zimmer, selbst Philosoph, stellt in diesem Band 16 bedeutende Werke der Philosophiegeschichte vor. Es handelt sich nicht um eine trockene Darstellung der Werke, sondern Zimmer erläutert deren Kernthesen und setzt diese in Beziehung zu den jeweiligen Autoren. Die Lebensgeschichte der Philosophen spiegelt sich in deren Philosophie wider. Insofern haben auch abstrakte Gedankengänge einen nachvollziehbaren persönlichen Bezug.

Auffallend sind die vielen Querverbindungen z.B. von "Platons Staat" zu Poppers "offener Gesellschaft", von de Montaignes "Selbsterforschung des Ichs" zu Descartes "Trennung von Körper und Geist" oder von Kiergegaards Freiheits- und Verantwortungsbegriff zu Heideggers "Sein und Zeit". Es sind solche Verknüpfungen, die Entwicklungen im Denken deutlich machen und im Ergebnis, obwohl es sich um Einzelaufsätze handelt, ein Gesamtwerk entstehen lassen.

Ein besonderes Gewicht haben Werke der politischen Philosophie. Es scheint ein Anliegen des Autors zu sein, neben (Standard-)Büchern, die sich mit erkenntnistheoretischen Fragen beschäftigen (Kant, Schopenhauer), insbesondere gesellschaftliche Fragen und Fragen nach gerechten politischen Systemen zu thematisieren (Locke, Marx, Rawls). Das sind die Themen, die auch heute bewegen und nach wie vor aktuell sind. Das Philosophenportal eröffnet den Lesern einen anregenden Rundgang durch das Gebäude der Philosophie.

Bewertung vom 21.05.2018
Lancewood, Miriam

In der Wildnis bin ich frei


sehr gut

Gibt es ein Leben jenseits der Zivilisation? Ja, vielleicht in den unwegsamen Bergregionen von Papua-Neuguinea. Jedoch sind Volksstämme, die naturverbunden leben, selten geworden. Auch lehrt die Geschichte der Menschheit, dass naturverbunden nicht mit naturerhaltend gleichgesetzt werden darf. "Der Homo sapiens hatte die Hälfte aller Großsäuger der Erde ausgerottet, noch ehe er das Rad, die Schrift und Waffen aus Metall erfunden hatte." [1] Aber der moderne Mensch vernichtet Natur in vollem Bewusstsein, um seinen Reichtum zu vergrößern, unseren Vorfahren ging es ums nackte Überleben.

Miriam und Peter Lancewood sind Aussteiger. Miriam verkauft ihr Hab und Gut und kündigt ihren Job als Lehrerin, um in den Wäldern von Neuseeland zu leben. Sie unternehmen große Wanderungen, jagen Tiere und leben in Hütten und Zelten. Dabei sind sie nicht vollständig auf das angewiesen, was die Natur an Nahrung anzubieten hat, denn sie versorgen sich ergänzend mit Grundnahrungsmitteln aus den umliegenden Städten. Insofern ist die Nabelschnur zur Zivilisation nicht abgetrennt, sie ist jedoch deutlich dünner als bei Menschen wie du und ich.

Das Buch besteht aus Reiseberichten. Miriam beschreibt den Alltag in der rauen Wildnis, die Nahrungssuche unter widrigen klimatischen Verhältnissen und Grenzerfahrungen, die bei solchen Abenteuern nicht ausbleiben. Deutlich wird, der Mensch verändert sich im Laufe der Jahre nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich und die Sinne werden schärfer. Den Höhepunkt ihrer Reisen bildet der Te Araroa Trail von Cape Reinga im Norden Neuseelands bis zum 3000 km entfernten Invercargill im Süden des Landes, der höchste Anforderungen an Körper und Geist stellt.

Miriam vermarktet ihre Reiseerlebnisse, vielleicht um die nächste Reise zu finanzieren oder um fürs Alter vorzusorgen, das man vielleicht nicht mehr in den Bergen verbringen möchte. Es sei ihr gegönnt. Das Buch ist eine Bereicherung und die manchmal sich wiederholenden Ereignisse werden durch kleine Erlebnisse gewürzt. So erfahren die Leser, wie man Schuppen effektiv bekämpft (66), dass in einem Bergsee bissige Aale lauern (240) und dass eine Wekaralle, eine neuseeländische Vogelart, anhänglich sein kann (151). Auch kannte ich bislang keine Possums.

[1] Yuval Noah Harari: Eine kurze Geschichte der Menschheit, S. 96

Bewertung vom 20.05.2018

Erste Hilfe zur Datenschutz-Grundverordnung für Unternehmen und Vereine


sehr gut

Ab dem 25.05.2018 gilt EU-weit ein einheitliches Datenschutzrecht. Die Datenschutz-Grundverordnung (DS-GVO) regelt den Umgang mit personenbezogenen Daten. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Daten in digitaler oder analoger Form vorliegen. Das verständlich aufgebaute Heft richtet sich primär an Unternehmen und Vereine, wenngleich die DS-GVO gleichermaßen auch für öffentliche Stellen gilt.

Die Bedeutung dieser Verordnung wird auch daran deutlich, dass Verstöße mit bis zu 20 Millionen Euro geahndet werden können. Das Heft enthält die wichtigsten Regelungen einschließlich der Bezüge zu den gesetzlichen Grundlagen und ist praxisnah aufgebaut. Dazu dienen zahlreiche Begriffserläuterungen, Fallbeispiele, Checklisten und Mustervordrucke. Letztere müssen individuell angepasst werden.

Auch Privatleute können sich in kompakter Form über ihre Betroffenenrechte (Auskunftersuchen, Berichtigung und Löschung von Daten) informieren. Hier entstehen zusätzliche Pflichten für Firmen und Vereine. Es dürfte spannend werden, ob entsprechende Ersuchen zeitnah umgesetzt werden können. Neu dürften für viele Datensammler die klaren Regeln zum Löschen von Daten sein.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.05.2018
Hoffmann, Banesh

Einsteins Ideen - Das Relativitätsprinzip und seine historischen Wurzeln


sehr gut

Der Physiker Banesh Hoffmann war in den 1930er Jahren wissenschaftlicher Assistent bei Albert Einstein. Zusammen mit Einstein und Infeld entwickelte er die Einstein-Infeld-Hoffmann-Bewegungsgleichung, eine Differentialgleichung, die relativistische Effekte berücksichtigt. Damit ist er ein Zeitzeuge aus dem unmittelbaren Umfeld von Einstein und kompetent, "Einsteins Ideen" zu Raum und Zeit vorzustellen. Es ist kein Fachbuch, aber erklärungsmächtiger als rein populärwissenschaftliche Darstellungen.

Warum spüren wir in einem ruhig dahingleitenden Flugzeug nichts von der hohen Geschwindigkeit? Eine lineare gleichförmige Bewegung ist kräftefrei. Die Gesetze der Physik gelten gleichermaßen in Inertialsystemen. Von diesen Einsichten war Aristoteles noch weit entfernt. Hoffmann stellt ausführlich die Geschichte des Relativitätsprinzips vor, zeigt Widersprüche in den bisherigen Vorstellungen bzw. Theorien auf und erläutert, wie Einstein diese beseitigt hat.

Newtons Vorstellungen vom absoluten Raum und der absoluten Zeit waren nicht haltbar. Viele Wissenschaftler haben Vorarbeiten zur Speziellen Relativitätstheorie geleistet. Die Lorentz-Transformation zur Beschreibung von Phänomenen in verschiedenen Bezugssystemen war bekannt. Sie diente dazu, Lösungen der Gleichungen der Elektrodynamik aufeinander abzubilden. Ein Äther als Übertragungsmedium elektromagnetischer Wellen wurde nicht gefunden.

Einstein durchschlug den Knoten, indem er zwei einfache Prinzipien vorschlug, auf die sich seine Theorie stützte. Sein (umfassendes) Relativitätsprinzip i.V.m. einer von der Bewegung der Lichtquelle unabhängigen Lichtgeschwindigkeit führte zu einer wissenschaftlichen Revolution. Es sind die Folgerungen aus dieser Theorie, die die bisherigen Vorstellungen von Raum und Zeit zum Einsturz brachten. Raum und Zeit sind keine absoluten Größen und Gleichzeitigkeit ist relativ.

"Die Gesetze der Physik müssen so beschaffen sein, dass sie in bezug auf beliebig bewegte Bezugssysteme gelten." (161) Einstein macht deutlich, welche Anforderungen er an eine allgemeine Relativitätstheorie stellt. Hoffmann erläutert das Äquivalenzprinzip und macht einen Ausflug in die Tensorrechnung. Die Allgemeine Relativitätstheorie ist höchst anspruchsvoll und die Leser müssen sich mit einem kleinen Einblick begnügen. Einziger Kritikpunkt: Die Themenübergänge hätten flüssiger (folgerichtiger) sein können.