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Insgesamt 464 Bewertungen
Bewertung vom 30.01.2020
Nicholls, David

Sweet Sorrow


ausgezeichnet

Sweet Sorrow, Roman von David Nicholls, EBook 420 Seiten, übersetzt von Simone Jacob, erschienen im Ullstein Verlag.
Ein romantischer Coming of Age Roman über die erste, große und unvergessliche Liebe.
Es ist nichts Besonderes an Charlie Lewis, ein durchschnittlicher 17jähriger. Solange bis er Fran Fisher begegnet. Und plötzlich steht seine Welt Kopf, dieses Buch beschreibt den Sommer, seiner ersten unvergesslichen Liebe. Ein Entwicklungsroman und Erzählung einer tragischen Familiengeschichte. In den langen, hellen Nächten dieses Sommers macht Charlie die schönsten, peinlichsten und aufregendsten Erfahrungen seines Lebens. Und steht zwanzig Jahre später vor der Frage, ob er sich traut, seine erste große Liebe wiederzutreffen.
Der Roman ist in vier Teile gegliedert, die sich in weitere Kapitel aufteilen, die einzelnen Kapitel sind mit Überschriften versehen die auf den Inhalt bezogen sind. Bildhaft und flüssig erzählt, Nicholls schreibt aus der Sicht des Protagonisten Charlie in der Ich-Form, dazu bedient er sich einer jugendlichen Umgangssprache die zum Alter der Charaktere passt, was ich ganz besonders reizend empfunden habe. Jederzeit waren mir die Gefühle des Hauptcharakters bewusst. Szenen aus dem Shakespeare-Stück „Romeo und Julia“ sind kursiv gedruckt. Häufig werden Phrasen aus dem Werk zitiert, da das Theaterstück im Roman eine große Rolle spielt, fand ich das sehr passend. Im letzten Teil lässt der Autor seine Leser in die Zukunft blicken, was aus den Charakteren wurde und wie sich das Leben von Charlie weiter abgespielt hat, auch das hat mir sehr gut gefallen.
Ich habe das Buch genossen und vor allem in kürzester Zeit gelesen, ungern habe ich das Lesegerät aus der Hand gelegt und in den lesefreien Zeiten darüber nachgedacht. Immer wieder ist mir der Sommer nach den allerletzten Schultagen in Erinnerung gekommen, das nostalgische Gefühl habe ich absolut genossen. Die Zuneigung des Paares war zu keinem Zeitpunkt peinlich oder kitschig. Besonders ergriffen hat mich die Familiengeschichte der Lewis, es ist ergreifend was Charlie erlebt hat. Eine Scheidung ist keineswegs etwas Leichtes für die betroffenen Kinder, aber Charlie hatte es m. M. nach mit seinem depressiven Vater extrem schwer. Zukunftsängste, Existenzängste, Geldsorgen usw. Ein Siebzehnjähriger sollte sich nicht solche Sorgen machen müssen. Keine solche Verantwortung aufgeladen bekommen. Das Verhalten seiner Mutter kann ich weder verstehen noch akzeptieren. Das war schlichtweg egoistisch und mies. Der Vater war m. E. ein Waschlappen, statt seinem Sohn zu unterstützen suhlt er im Selbstmitleid. Meine Lieblingsfigur, natürlich Fran und die Art wie sie Charlie ihre Welt nahebringt. Charlie auch die anderen Teilnehmer des Ensembles habe ich lieb gewonnen. Ohne dieses Sommertheater wäre Charlies weiteres Leben sicher schlechter verlaufen.
Viele sehr kreative Formulierungen haben die Lektüre zur Freude gemacht. Z.B. S. 393 Solange das „Danach“ besser war, warum sollte man im „Davor“ schwelgen oder S. 81 als die Mutter nur mit der Schwester zu ihrem Freund zieht: …Das Gefühl der Demütigung, dass sie mich nicht für ihr Team ausgewählt hatte….An einigen Stellen konnte ich mir das Grinsen bzw. Schmunzeln nicht verkneifen, wie z.B. S. 135 …. Und so lernte ich etwas über Elektrizität, während ich mit einer Gabel im Toaster herumstocherte.
Dieser Roman hat mir sehr gut gefallen, hat mich bestens unterhalten, mich zu Tränen gerührt und mich zum Lachen gebracht, er enthält ungeahnte Wendungen und ein für mich überraschendes Ende, das habe ich mir anders erhofft. Eine Empfehlung dafür und 5 Sterne.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.01.2020
Natt och Dag, Niklas

1794 / Winge und Cardell ermitteln Bd.2


ausgezeichnet

1794, Kriminalroman mit historischem Hintergrund von Niklas Natt och Dag, 560 Seiten, erschienen im Piper-Verlag.
Ein neuer Fall für den einarmigen Häscher „Mickel“ Cardell und seinen Mitermittler Emil Winge.
Nach den Ereignissen des vergangenen Jahres fällt Jean Michael Cardell in ein tiefes Loch. Er ist wieder ganz unten in der Gosse angekommen. Doch eines Tages kontaktiert ihn eine Frau. Ihre Tochter wurde in der Hochzeitsnacht auf grausame Weise getötet. Ihr frisch angetrauter Ehemann der ins Irrenhaus gebracht wurde, solle der Täter sein. Doch die Mutter der Getöteten glaubt diese Version nicht. Cardell, traut seinen Augen nicht, als der Bruder seines verstorbenen Freundes Cecil, Emil Winge vor ihm steht. Gemeinsam mit dem verhinderten Juristen Winge beginnt er mit den Ermittlungen und seine Nachforschungen führen ihn erneut tief in die Abgründe Stockholms.
Diese Mischung aus historischem Roman und Krimi, ist wie schon der Auftaktband in vier Teile, nach Jahreszeiten geordnet, gegliedert. Es beginnt im Winter 1794 „Aus dem Grab der Lebenden“ und endet mit dem „Minotaurus“ Teil im Herbst 1794. Die einzelnen Teile sind in lesefreundlicher Länge in Kapitel eingeteilt, die nicht selten mit einem spannenden Cliffhänger enden. Zu Beginn eines jeden Teiles sind Zitate eingefügt. Am Anfang der Geschichte sind einige Personen die im Buch Erwähnung finden aufgeführt. Das erste Kapitel, das auf der schwedischen Sklavenhändler Kolonie Saint-Barthélemy spielt, ist für meinen Geschmack etwas zu ausführlich, aus der Sicht von Erik Drei Rosen, erzählt. Dadurch ist die Naivität und Gutgläubigkeit des jungen Mannes sehr deutlich dargestellt worden. Bei den weiteren Kapiteln hat der Autor dann die auktoriale Erzählweise gewählt, wodurch zu jeder Zeit der Überblick über das Geschehen gewahrt bleibt. Außergewöhnliches Sprachniveau, Düsternis brutale und grausige Geschehnisse, hervorragende Beschreibung des Settings und tiefgründige Charaktere, all das hat mich das Buch wieder flüssig lesen lassen. Die Zustände im Kinderheim und die grausigen Behandlungsmethoden im Tollhaus, die in dieser Zeit sicher gang und gäbe waren haben mich sehr betroffen gemacht.
Das Krimi-Debüt „1793“ von Natt och Dag war für mich eine Sensation, Der neue Fall ist ein Verbrechen das die Ermittler erneut in eine Netz aus Lügen, Gewalt und Perversion führt, wegen der Brutalität mancher Szenen und der oft trostlosen Stimmung kann ich mir vorstellen, dass der Leser schon ein wenig abgebrüht sein sollte um diese Stimmung zu ertragen. Besonders gut fand ich die Sprache die ich dem späten 18. Jahrhundert hervorragend angepasst fand. Das Ende war für meinen Geschmack etwas zu abrupt, jedoch kann man dadurch auf eine Fortsetzung 1795 hoffen. Es blieben mir zu viele Verwicklungen offen. Die Personen waren hervorragend charakterisiert. Meine absoluten Favoriten natürlich der Häscher Mickel und nicht zu vergessen die tapfere Anna Stina, die erneut das Schicksal hart trifft, von ihr hätte ich mir mehr zu lesen gewünscht. Niklas Natt och Dag, der selbst aus einer schwedischen Adelsfamilie stammt, hat es erneut geschafft mich mit seinem enorm spannenden und beeindruckend empathischen Sittengemälde zu überzeugen. Leicht schwächer als der Vorgängerband wegen der gemächlichen Vorgeschichte und des für mich zu plötzlichen Endes. 4,5 von 5 Sternen. Obwohl „1794“ etwas nachgelassen hat, werde ich eine Fortsetzung „1795“ auf alle Fälle lesen.

Bewertung vom 13.01.2020
Klüpfel, Volker; Kobr, Michael

DRAUSSEN (eBook, ePUB)


gut

Draussen, Thriller von Michael Kobr & Volker Klüpfel, E-Book 308 Seiten, erschienen im Ullstein-Verlag.
Endzeitthriller vom bekannten Autorenduo.
Cayenne und ihr Bruder Joshua leben mit dem ehemaligen Fremdenlegionär Stephan außer der Gesellschaft, im Wald. Er verbietet ihnen den Kontakt zur Zivilisation und drillt die beiden in aller Härte im Kampf ums Überleben und gegen ihre Feinde, doch wer ihre Feinde sind, das weiß nur Stephan. Längst sind die beiden Teenager des harten Trainings überdrüssig. Doch eines Tages geht es für sie ums nackte Überleben.
Das Autorenduo hat in ihrem ersten Thriller einen ganz neuen Weg beschritten. Raus aus dem gemütlichen und beschaulichen Allgäu hinein in ein düsteres und extrem hartes Endzeitszenario fernab jeglicher Zivilisation.
Der Grundgedanke für den Thriller war ganz gut, für den, der solche Szenarien schätzt. Ich habe dieses Buch hauptsächlich gelesen weil ich die Kluftinger-Krimis der Autoren mag. Mit diesem harten Thriller, in dem von der Legion, von Reichsbürgern und Preppern die Rede ist konnte ich leider nicht so viel anfangen. Das ist mir zu militärisch, nicht mein Genre und das Buch hat mich nicht erreicht.
Das Buch besteht aus 53 Kapiteln, die in verschiedene Erzählstränge aufgeteilt sind, bei der Lektüre haben die einzelnen Stränge für mich keinen Zusammenhang ergeben. Erst ganz am Ende gibt es eine m. M. nach schwache Erklärung warum ein ehemaliger Legionär zwei Kinder im Wald aufwachsen lässt. Die einzelnen Szenen sind durchaus spannend aufgebaut, trotzdem war es mir zu jeder Zeit möglich das Buch für ein paar Tage aus der Hand zu legen.
Der Thriller ist schnell zu lesen, er ist flüssig geschrieben mit ungeahnten Wendungen, einem fulminanten Ende und doch fehlte mir insgesamt ein roter Faden, der die einzelnen Teile verbindet. Die Tagebucheinträge aus der Sicht des Legionärs in kursiver Schrift haben mir am besten gefallen. Eine Lieblingsperson hatte ich nicht, der detailliert beschriebene Chu war zwar interessant, aber grausam. Selbst Stephan oder Cayenne waren mir nicht sympathisch und zu oberflächlich. Der Plot ist klischeehaft und womit dieser Blackout ausgelöst wurde und was er mit der Legionärsgeschichte zu tun hat, habe ich ehrlich gesagt auch nicht verstanden.
Das, was den Erfolg der Bücher des Autorenduos ausmacht, Humor in Verbindung mit raffinierten Kriminalfällen, das fehlt hier total. Es gibt genügend Bücher die solche Endzeitszenarien beschreiben, auch bessere, aber nur einen Klufti. Deshalb liebe Autoren das nächste Mal lieber wieder ein Fall aus dem Allgäu. Gutgemeinte 3 von 5 Sternen.

Bewertung vom 11.01.2020
Dicken, Dania

Die Seele des Bösen - Erbarmungslose Jagd / Sadie Scott Bd.2 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Die Seele des Bösen – Erbarmungslose Jagd, Agenten-Thriller von Dania Dicken, E-Book, 288 Seiten.
Der 2. Teil der Sadie Scott-Reihe.
Sadie scheint am Ziel zu sein, von der Streifenpolizistin ist sie als FBI-Agentin nach Quantico gekommen. Ihr Lebensgefährte Matt ist auch dabei. Der erste Fall in ihrem neuen Team, welches sie sofort in ihrer Mitte aufnimmt, führt sie nach Utah, wo seit Jahren immer wieder Tote in der Wüste gefunden werden. Alle Morde passierten nach dem gleichen Schema, die Opfer wurden misshandelt, vergewaltigt und dann in der Wüste ausgesetzt um sie zu jagen. Doch Gefahr droht auch von anderer Seite, der Serienmörder Rick Foster, ihr leiblicher Vater, konnte fliehen und ist auf der Suche nach ihr.
Erneut konnte mich die Autorin Dania Dicken an diesen Teil der Sadie-Reihe fesseln. In ihren Büchern wird nicht lange gefackelt und es geht sofort los, auf Anhieb kam ich in Lesefluss und konnte den Reader nur mit Bedauern aus der Hand legen. Spannende nervenzerreißende Menschenjagden, aufregende lebendige Dialoge, detaillierte Schilderungen des Geschehens das jederzeit, nachvollziehbar und logisch erzählt ist, haben mich wieder einmal bestens unterhalten. Die Charaktere, die ich im Vorgängerband kennengelernt habe handeln authentisch und sind durchweg sympathisch, ausgenommen die Bösewichte natürlich. Dazu greift Dicken auch immer auf der Handelnden Privatleben zurück und schafft es so, dem Leser die Figuren näher zu bringen. Die Liebe die die Protagonistin mit ihrem Freund verbindet, ist glaubhaft und ohne Kitsch beschrieben.
Dass die Autorin weiß wovon sie spricht, merkt man in diesem Teil, vor allem an dem hervorragend geschilderten Setting. Die Landschaftsbeschreibungen ziehen den Leser hinein in diese Geschichte. Das war wie fernsehen im Kopf. Man wartet, ja fiebert schon auf das Markenzeichen der Autorin, die ungeahnte Wendung, den großen Knall am Ende, sie lässt sich immer wieder, so auch hier, etwas einfallen um ihre Leserschaft zu verblüffen. Mich begeistert auch immer wieder die aufwendige Recherchearbeit, die der Geschichte zugrunde liegt. Parallelen zu Tätern aus der Realität, The „Flying Nightmare“ R.C.Hansen, ein US-Amerikanischer Serienmörder, war es in diesem Band über den ich mich noch weiter informiert habe. Dieser Teil endet mit einem unglaublichen Cliffhanger, so dass ich die Fortsetzung der Reihe kaum erwarten kann.
Fazit: Super Unterhaltung, nervenzerreißende Spannung und man bekommt noch etwas mit für danach. Von mir was sonst. Volle Punktzahl 5 Sterne.

Bewertung vom 02.01.2020
Oetker, Alexander

Winteraustern / Luc Verlain Bd.3


sehr gut

Winteraustern, Krimi von Alexander Oetker, 320 Seiten, erschienen bei Hoffmann und Campe.
Der 3. Fall für Commissaire Luc Verlain
Es ist kurz vor Weihnachten, Hochkonjunktur für die Austernzüchter am Bassin d’Arcachon. Es ist ein harter Kampf gegen die Witterung, das Meer und die effektivere Konkurrenz. Deshalb kommt es immer wieder zum Diebstahl von Austern. Zusammen mit seinem Vater, einem ehemaligen Austernzüchter wollte Luc eine nostalgische Bootsfahrt im Bassin unternehmen. Doch diese Tour endet mit einer schrecklichen Entdeckung. Zwei Söhne der örtlichen Züchter wurden, grausam ermordet und an Pfähle gebunden, von den Verlains entdeckt. Was steckt hinter diesen Morden? Luc und seine Lebensgefährtin Anouk beginnen zu ermitteln.
Dieser Krimi teilt sich in 6 Abschnitte, die passend zum Inhalt betitelt sind. 45 knappe Kapitel in der idealen Länge sind in Leseabschnitte aufgeteilt die mit Ort, Datum und Uhrzeit überschrieben sind, die chronologische und auch räumliche Übersicht ist somit stets möglich. Dies wird auch noch durch die zugefügten Karten des Schauplatzes in den inneren Klappen des Umschlages ermöglicht, die sehr hilfreich waren. Französische Phrasen und Eigennamen sind kursiv gedruckt und deutlich hervorgehoben. Ein Glossar am Ende hätte ich mir gewünscht. Der Autor erzählt flüssig und bildmalerisch als Erzählstil hat er die auktoriale Erzählweise gewählt. Somit ist es dem Leser stets möglich in der Geschichte den Überblick zu bewahren.
Ob wohl ich vorher noch keinen Teil dieser Reihe gelesen habe, bin ich auch ohne Kenntnisse hervorragend in den Krimi hineingekommen. Die nötigen Informationen aus der Vorgeschichte die zum Verständnis benötigt werden hat Oetker geschickt und mit wenigen Worten in den Plot eingebunden. Der Krimi liest sich flott, der Einstieg ist leicht, weil die Auffinde-Situation der Leichen zu Beginn des Buches spannend und dramatisch erzählt werden. Leider ist die Auflösung des Falls nicht besonders spektakulär. Die Ermittler schaffen es ohne besondere Verwicklungen den wahren Täter zu finden, die letztendliche Wendung jedoch, hat mich dann doch noch überraschen können. Dieser Kriminalroman besticht vor allem durch die Schilderung der privaten Lebensumstände der handelnden Personen, die allesamt nachvollziehbar und glaubhaft agieren. Die Beziehungsgeschichte des Commissaire fand ich geradezu reizend. Über die Austernfischerei und die harten Bedingungen und den Überlebenskampf der Züchter habe ich viel gelernt. Die Bedeutung dieser Meeresfrüchte, ihre Zubereitung und wie sie richtig gegessen und genossen werden, ist eine Zugabe, die mir gut gefallen hat. Der Lesende ist sich stets des Settings bewusst, Lokalkolorit ist vorhanden. Die Personen sind hervorragend gezeichnet, die herben und arbeitsamen Menschen dieser Region sind toll beschrieben. Die Ermittler besonders der Protagonist und seine Freundin sind sympatisch. Am Ende hatte ich sogar Mitleid mit dem Täter. Auf jeden Fall werde ich mich nach den beiden Vorgängerbänden der Geschichte umsehen. Durch die angedeuteten Verwicklungen gerade im Privatleben von Luc Verlain bin ich schon sehr auf die Fortsetzung der Reihe gespannt. Da es bei der Auflösung des Falls etwas an Spannung gefehlt hat, von mir 4 von 5 möglichen Sternen. Auch für Einsteiger die die Vorgängerbände nicht kennen, eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 27.12.2019
Garcia Saenz, Eva

Das Ritual des Wassers / Inspector Ayala ermittelt Bd.2


ausgezeichnet

Das Ritual des Wassers, Thriller von Eva Garcia Saenz, 544 Seiten, erschienen bei Fischer Scherz.
Inspektor Ayala genannt Kraken ermittelt in seinem zweiten, sehr persönlichen Fall.
Für Inspektor Ayala genannt Kraken wird es in seinem neuesten Fall sehr persönlich, seine erste Liebe Annabel Lee wird nach keltischem Ritual ermordet, aufgefunden. Als weitere Morde folgen, zeichnet sich eine Serie ab. Werdende Väter oder Mütter werden getötet, alle Opfer aus seinem Bekanntenkreis. Zusammen mit seiner besten Freundin und Kollegin Estibaliz macht er sich an die Ermittlungen, denn die Zeit drängt, seine Chefin Alba ist schwanger und er könnte der Vater sein.
Der Plot teilt sich in 70 spannende Kapitel, welche mit großen Kapitelzahlen und Ortsangaben sowie mit Datum überschrieben sind. Schwierigkeiten mit den Namen von Charakteren und Orten, die glücklicherweise im Anhang extra aufgeführt sind, gab es nicht. Besonders das Personenregister fand ich dabei hilfreich. Die Karten in den Umschlagklappen habe ich ebenfalls des Öfteren zu Rate gezogen. Namen und Ausdrücke in Spanisch bzw. Baskisch sind kursiv gedruckt. Der Schreibstil der Autorin ist atmosphärisch dicht und unglaublich rasant. Die Geschichte lebendig zu erzählen ist der Autorin sehr gut gelungen, da sie als Schreibstil die Ich-Form aus der Sicht des Protagonisten gewählt hat. Außerdem handelt die Geschichte in zwei Zeitebenen 1992 aus der Jugendzeit des „Kraken“ und in der Gegenwart. Dass Saenz selbst aus Vitoria stammt, merkt man sofort an der Beschreibung des Settings, man kann sich die geschriebenen Szenen mühelos vorstellen und man ist sich stets bewusst, dass die Handlung sich im Baskenland zuträgt. Das Land prägt den Charakter, der handelnden Figuren. Wieder einmal waren die Charaktere großartig gezeichnet und überaus sympathisch, allen voran der fast hundertjährige Großvater, der kleinwüchsige Bruder German und die tüchtige Ermittlerin Inspectora Gauna, sie alle habe ich schon im Vorgängerband kennengelernt. Alle Personen authentisch und nachvollziehbar handeln zu lassen hat Eva Garcia Saenz in ihrem Folgethriller zur Perfektion gebracht. Meine Lieblingsfigur der Protagonist, Inspector Unai Lopez de Ayala. Auch in diesem Fall trifft es den Kraken wieder sehr persönlich, seine Familie und seinen Freundeskreis. Das Ritual des Ermittlers bei der Auffinde-Situation einer Leiche beeindruckt mich jedes Mal erneut, es gefällt mir und macht mir den Inspector sympathisch. Die Spannung war durchgehend hoch und zum Ende nervenzerreißend, bis kurz vor dem Schluss konnte ich den Zusammenhang noch nicht ausmachen und war von der Auflösung überrascht. Temporeich und zügig mit ungeahnten Wendungen, ist das Buch sehr unterhaltsam und nebenbei erfährt der Leser noch einiges über die Historie der Gegend und keltische Opferrituale. Die Lektüre des Vorgängerbandes ist nicht zwingend nötig, doch sollte man sich diese gelungene Thriller-Reihe komplett gönnen. Vorliegender Band kann an den grandiosen ersten Teil allemal anschließen, ich bin vom zweiten Teil der Kraken-Reihe ebenso begeistert und freu mich schon auf den dritten Teil der Reihe, der im März erscheinen wird. Eine Leseprobe ist am Ende des Buches eingefügt. Wohlverdiente und gerne gegebene 5 Sterne.

Bewertung vom 13.12.2019
Brunner, Markus

Neues aus Bethlehem


sehr gut

Neues aus Bethlehem, Geschichtensammlung von Markus Brunner, 96 Seiten, erschienen im Fontis Verlag.
Für alle die auch an Weihnachten mehr suchen.
Markus Brunner setzt in diesem Werk die Ereignisse von Weihnachten in neue Perspektiven. Seine Erzählungen spielen in der Vergangenheit in der Gegenwart und in der Zukunft. In der Hölle, auf Erden und im Himmel. 15 verschiedene Geschichten, nachdenklich machend, traurig oder lustig. Der Kern der Aussage ist immer derselbe, hören wir noch die Botschaft, können wir das Wunder der Menschwerdung Jesu noch erkennen, oder sind wir vom Bling-Bling, dem Glitzer und den Geschenken abgelenkt worden?
Jede der Geschichten hat eine zum Inhalt passende Überschrift, Der Anfangsbuchstabe ist prächtig gestaltet, die Bibelstellen die in den Geschichten zitiert werden, sind in Fußnoten angeführt. Zwischendrin, auf grauem Grund, besinnliche Texte zur Vertiefung. Der Schreibstil ist bildmalerisch und flüssig.
Die meisten der Geschichten haben mir gefallen, mich nachdenklich gemacht und alle haben mich gut unterhalten. Natürlich habe ich auch Lieblingsgeschichten gefunden, zu Herzen gehend Nr. 13 „Heinz sucht das Christkind“ und Nr. 15 „Generaldirektor John Calwer“. Jede einzelne Story ist in angenehmer Länge, gerade richtig zum Vorlesen oder um ein paar Minuten abzuschalten. Das Buch hat mich ein paar Stunden hervorragend unterhalten. Sehr zu empfehlen für Leser die in der Hektik der Vorweihnachtszeit, abschalten und zur Ruhe kommen wollen. Für alle die den Sinn in Weihnachten suchen oder schon gefunden haben. Die belehrend wirkenden Texte zur Vertiefung hätte ich nicht gebraucht, einige haben mich nicht erreicht und haben meinen Lesefluss unterbrochen. Die Covergestaltung ist bestens gelungen, edel und weihnachtlich. Ein Buch das tiefer geht und sich gut zum Verschenken eignet. Von mir 4 Sterne.

Bewertung vom 08.12.2019
Kliemann, Charlotte

Die Zeit der vergessenen Kinder


weniger gut

Die Zeit der vergessenen Kinder, Debütroman von Charlotte Kliemann, EBook 283 Seiten, erschienen im Feuerwerke-Verlag.
Ein Roman über die Liebe im Schatten einer dunklen Zeit.
2008: Martin Heuser erhält ein Laptop welches von einer Haushaltsauflösung übriggeblieben ist. Die darauf geschriebene Lebensgeschichte einer Frau berührt ihn und er sucht nach ihr. Erst zwei Jahre später begegnen sich die beiden. Können sie eine gemeinsame Zukunft trotz ihrer familiären Vorbelastungen wagen?
1941: Es ist die Geschichte der Erlebnisse des Roma-Mädchens Rubina.Eine Erzählung in drei Zeitebenen, in der Vergangenheit 1941, die kleine Rubina muss im dritten Reich schreckliche Dinge erleben. Die Flucht vor der Deportation, Hunger, Entbehrung und die lauernde Gewalt des Todes. Dieser Teil hat mir außerordentlich gut gefallen, hierfür hat die Autorin die auktoriale Erzählweise gewählt. Jederzeit ist der Überblick über die Geschehnisse für den Leser offenbar. Der Abschnitt in dem die Famile beim Kohl-Stehlen erwischt wird war hervorragend geschildert und unglaublich stark. Der nächste Strang in der Gegenwart erzählt eine Liebesgeschichte, zwischen Martin und Claudia, sie verbindet ein grausames Schicksal, beide wurden von der Mutter verlassen. Dieser Teil ist aus der Sicht Martins geschrieben. Lange konnte ich mich im Plot nicht zurechtfinden, mich hat das unsichere und verkrampfte Verhalten von Claudia und auch Martin nicht erreicht. Ich habe mich sehr schwer getan und konnte nicht in die Geschichte finden. Beide waren mir nicht sympathisch, ihre Handlungen konnte ich einfach nicht nachvollziehen, der Schluss war für mich schlichtweg unverständlich. Dazwischen befindet sich noch ein dritter Strang der sich immer wieder mit „Der Baum“ betitelt. Da habe ich auch lange nicht kapiert um was es hier eigentlich geht. Claudia und Martin waren mir beide zu unsicher und überdreht. Sympathisch waren nur deren Kinder. Die Personen in der Vergangenheit dagegen habe ich verstanden und einige mochte ich sehr gerne, z.B. Rubina als Kind und auch Angelika. Dieses Buch ist sehr schwer zu lesen und auch zu beurteilen, immer war ich beim Roma-Strang zutiefst betroffen, hier habe ich mitgelitten und gehofft. Das Kapitel über die Reise nach Indien von Claudia und Martin war sehr unterhaltsam, hier ist auch einiges bezüglich Claudias Verhalten geklärt worden. Hier hat es die Autorin hervorragend geschafft die Geschichte bildmalerisch und flüssig zu erzählen. Am Ende sind mir zu viele Fragen übriggeblieben, die Stränge finden sich am Ende m. M. nach, nicht. Wie die Charaktere der Gegenwart agieren habe ich nicht immer verstanden, deshalb von mir 2 Sterne von 5 möglichen.

Bewertung vom 02.12.2019
Åslund, Sandra

Verhängnisvolle Provence (eBook, ePUB)


gut

Verhängnisvolle Provence, Kriminalroman von Sandra Åslund, EBook 328 Seiten, erschienen im Midnight by Ullstein Verlag.
Hannah Richters dritter Fall in der Provence
Nachdem ein Toter in einem Kölner Park aufgefunden wurde und es sich herausstellt, dass er Franzose war und für ein provenzialisches Kosmetikunternehmen gearbeitet hat, wird Hannah Richter zu Ermittlungen nach Vaison gesandt. Die Kölner Kommissarin hat dort an einem Austauschprogramm teilgenommen und schon einige Ermittlungen geführt. Dort trifft sie auf Capitaine Ricard Point und Lieutenant Emmanuelle Moreau, die sie bereits von früheren Fällen kennt. Auf dem Weingut ihrer Freunde kommt sie unter. Die Ermittlungen gestalten sich zunächst schwierig, wird Hannah, zusammen mit der Polizei vor Ort, den Fall lösen?
Das Buch teilt sich in Prolog, 27. Kapitel und einen Epilog. Jedes Kapitel ist mit genauer Datumsangebe versehen, deshalb ist es ein Leichtes den chronologischen Überblick zu behalten. Orte, Gerichte und Weine, Lieder, sowie französische Phrasen sind kursiv gedruckt und somit deutlich markiert. Bemerkenswert ist der Anhang des Buches. Zunächst eine Playlist für die Musik, dadurch kann der Leser neben der Lektüre, der Lieder lauschen, die im Krimi angesprochen werden. Für Mich sehr hilfreich, das Glossar, die Übersetzung der französischen Phrasen, die im Werk reichlich verwendet wurden. Für die Leser, des EBooks gestaltet sich dies leider etwas umständlich. Des Weiteren, angeführt eine Erklärung der INCI-Liste (Inhaltsstoffe von Kosmetika). Außerdem bekommt der Leser auch noch etwas mit für danach, nämlich das Rezept für Penelopes Zahnputzpulver.
Die Autorin verwendet die auktoriale Erzählweise, jederzeit konnte ich dem flüssigen und bildmalerischen Stil folgen. Die Landschaften sind hervorragend geschildert. Die vorhandenen Charaktere sind charakterlich gutbeschrieben und handeln nachvollziehbar. Die Spannung die im Prolog angedeutet wird, konnte sich jedoch nicht über das gesamte Werk hindurch halten. Für meinen Geschmack gibt es statt spannender Verwicklungen und unvorhergesehenen Wendungen, eher eine Erzählung über die Gespräche und gemeinsame Abendessen zwischen den Freunden. Eine ausführliche Aufstellung über die Inhaltsstoffe und deren Wirkung in Kosmetika, die Beziehungssituation zwischen der Protagonistin und ihrem Lebensgefährten (eine ganze Seite über das Kofferpacken z. B.), sowie Informationen über Schwangerschaft und Babies, wurden ausschweifend abgehandelt und haben mich gelangweilt. Der Plot war vorhersehbar und leicht durchschaubar, wobei die letztendliche Lösung nur nebenbei angedeutet wurde. Da es sich im Fall, um Firmeninterna von Cosvineco handelt, die die Firma ruinieren könnten und außer den Ermittlern noch nicht einmal die Firmenleitung Bescheid wusste, finde ich es befremdlich, dass die Protagonistin schon zu Anfang der Ermittlungen ihre Freundin in die Zusammenhänge einweiht. Auch die Hinweise, die den Ermittler Michael in Köln, auf die Spur der Unterlagen von Yannik Ramon brachten, waren so hanebüchen, dass sie ein Blinder hätte durchschauen können. Einzig Ricard Point hat mich überrascht, ihn fand ich sehr sympathisch. Ich kannte den ersten Teil der Reihe, aber auch ohne Vorkenntnisse lässt sich das Buch leicht lesen. Eine eingeschränkte Empfehlung und drei gutgemeinte Sterne von fünf möglichen.

Bewertung vom 20.11.2019
Skybäck, Frida

Die kleine Buchhandlung am Ufer der Themse


sehr gut

Die kleine Buchhandlung am Ufer der Themse, Feel-Good-Roman von Frida Skybäck, 543 Seiten, erschienen im Insel-Verlag.
Charlotte erbt eine Buchhandlung in London und bekommt gute Freunde, eine Familie und einen kratzbürstigen Kater dazu.
Die junge Witwe Charlotte führt eine erfolgreiche Kosmetikfirma in Schweden, durch den Unfalltot ihres Mannes, fühlt sie sich einsam und beginnt sich von der Welt abzuschotten. Eines Tages erbt sie die Buchhandlung ihrer Tante in London. Eigentlich will sie den heruntergewirtschafteten Laden schnell loswerden, doch sie beginnt sich durch die warmherzigen Mitarbeiterinnen, den gutaussehenden Mieter und nicht zuletzt den eigenwilligen Kater in London wohlzufühlen. Kann die Buchhandlung noch gerettet werden? Und welches Familiengeheimnis gilt es zu entdecken?
Das Buch umfasst 41 Kapitel, die mit Datumsangaben versehen sind, das ist von Vorteil denn das Buch teilt sich in zwei Erzählebenen. Zum einen, das Schicksal der beiden schwedischen Schwestern, die in London ein neues Leben beginnen wollten, in den frühen 80iger Jahren und zum anderen die Geschehnisse in der Gegenwart. Jederzeit ist es dem Leser möglich die chronologischen Abläufe zu erfassen. Durch den steten Wechsel der Zeitstränge bin ich nur so durch das Buch geflogen, es fiel mir sehr schwer es überhaupt aus der Hand zu legen. Gedanken und Buchtitel, sowie fremdländische Phrasen sind kursiv kenntlich gemacht. Skybäck hat den auktorialen Erzählstil gewählt, deshalb ist der Leser, den Charakteren immer einen Schritt voraus.
Bei Frida Skybäcks Werk handelt es sich wahrlich um ein Wohlfühlbuch. Die Spannung findet größtenteils im Vergangenheitsstrang statt, nie habe ich daran gezweifelt, dass am Ende sich nicht alles zum Guten wendet. Doch wollte ich stets ergründen was die beiden Schwestern in den 80iger Jahren so sehr entzweit hat ihr Schicksal hat mich sehr berührt. Dass in diesem Werk immer wieder Buchtitel zur Sprache kamen hat mir gut gefallen. Auch die Idee mit einer Lesung von J.K. Rowling fand ich eine nette Idee und über den putzigen Kater Tennyson musste ich des Öfteren schmunzeln. Die Handlung war stets plausibel und nachvollziehbar. Die handelnden Charaktere fand ich größtenteils sympathisch. Martinique, trotz ihrer Schwierigkeiten mit der pubertären Tochter und ihrer Schwester die sie ausnutzt, ist eine starke Frau, letztendlich hat sie es auch geschafft sich gegen ihre Schwester zu behaupten, ihre Köstlichkeiten die sie im Buch gezaubert hat, ließen mir das Wasser im Mund zusammenlaufen. Auch Sam die schrille Mitarbeiterin, zwar etwas durchgeknallt aber doch liebenswert und sehr kreativ, welche Leserin möchte die beiden nicht zu Freundinnen haben? William, Mieter und Hausschriftsteller, ebenfalls ein liebenswerter Mensch. Letztendlich Charlotte, die sich in London sehr zu ihrem Vorteil entwickelt hat. Sie alle habe ich liebgewonnen und konnte sie nur schwer gehen lassen. Nur Sara, die Erblasserin und Tante von Charlotte war eine furchtbare Person, leider hat Charlotte nicht erfahren, welche Schuld Sara mit ihrem Telefonanruf auf sich geladen hat. Auch die Buchhandlung hat sie ziemlich heruntergewirtschaftet, sie war mir total unsympathisch. Einzig hat mich gestört, dass es sich für Charlotte, fast wie von selbst, zum Guten gefügt hat. Insgesamt jedoch ein Feel Good Roman den ich gerne empfehlen möchte. 4 Sterne von 5 möglichen.