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LichtundSchatten

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Insgesamt 321 Bewertungen
Bewertung vom 26.11.2018
Strunz, Claus

Geht's noch, Deutschland?


ausgezeichnet

Sich durchwursteln in der Feigheitsfalle.

Sich durchwursteln in der Feigheitsfalle. Mit diesem Satz umschreibt Claus Strunz (CS) die aktuelle Politik der Regierenden, plus der Grünen, Linken und auch der FDP. Will man heute jemand diskreditieren, so nennt man ihn einen AfD-Versteher. Diesem Schicksal unterliegt CS und läuft damit Gefahr, vom herrschenden Mainstream ausgegrenzt und denkunmöglich (Lieblingswort der Grünen) gemacht zu werden.

Das Establishment der Parteien heute ist nicht nur unter Beschuss durch die AfD, sondern vor allem vom gesunden Menschenverstand, der Vernunft und einer Verantwortungsethik, wie CS sie formuliert. Ein Buch, das heute auf jeden Tisch in allen Parteien gehört, leider aber vorher denkunmöglich gemacht werden wird. Erste Buchhandlungen heute gehen schon dazu über, sog. rechtsradikale Bücher auszusortieren und einem Konzept zu unterjochen, das Franz Werfel in seinem 1946 veröffentlichten Roman „Stern des Ungeborenen" so ausdrückte: „„Zwischen Weltkrieg II und Weltkrieg III drängten sich die Deutschen an die Spitze der Humanität und Allgüte. Und sie nahmen das, was sie unter Humanität und Güte verstanden, äußerst ernst. Sie hatten doch seit Jahrhunderten danach gelechzt, beliebt zu sein. Und Humanität schien ihnen jetzt der bessere Weg zu diesem Ziel. Sie fanden diesen Weg sogar weit bequemer als Heroismus und Rassenwahn. So wurden die Deutschen die Erfinder der Ethik der selbstlosen Zudringlichkeit.“

CS umschreibt gekonnt, warum das so ist und in welchen Irrgarten der Macht sich die Politik verstrickt hat, weitab vom normalen Wähler, der mit wachsenden Werten eben dort liest, wo keine alternativlose Politik zu Hause ist, sondern erfrischende, auch harte Diskussionen möglich sind. Niemand hört heute einem anderen noch zu, die Politik wird über Sündenböcke gesteuert, wie eh und je. Und je weiter die unselige Zeit von 33-45 zurückliegt, desto härter kämpfen Linke gegen Nazis und Rechtsradikale, allerorten hören wir statt Argumenten Hass und Totschlagargumente.

Um einander zu verstehen, müssen wir über das sprechen, was uns unterscheidet, sagte Chaim Noll. Dieser klare Satz wird heute in Zeiten der Frohen Botschaft multikultureller Toleranz völlig übersehen und CS umschreibt dieses Thema klar und eindeutig so: „Es ist gut, wenn die Richtigen kommen, und schlecht, wenn es die Falschen sind.“ Und er schreibt weiter: „Es kommen Muezzin statt Molekularbiologen, Koran-Extremisten statt Krankenschwestern, Analphabeten statt Blockchainprogrammierer und wir haben eine dauernde Kopftuchdebatte statt Köpfchen und Mathe.“

Ein verständliches Auswahlverfahren für die Migration mit transparenten Kriterien und die Sicherung der Grenzen, um illegale Einwanderung zu verhindern. So einfach wäre es, wenn in Deutschland nicht ein völlig aus dem Ruder gelaufenes Denken Platz gegriffen hätte, das Auswahl nach Selektion klingen lässt und Grenzen nach Zäune, Selbstschussanlagen und Mauer. Ein weiteres Problem: die meisten erfolgreichen Einwanderungsländern sind von Ozeanen umgeben, Deutschland liegt im Herzen Europas. Niemand leugnet die Verantwortung vor der eigenen Geschichte, aber Deutschland braucht ein modernes, das Eigene sicherndes, zukunftsbefähigtes Einwanderungsrecht. Dabei muss jedem klar werden, dass Asyl nur gewährt werden kann, wenn Menschen politisch verfolgt werden, d.h. gezielten und ausgrenzenden Rechtsverletzungen ausgesetzt ist. Dazu zählt eben nicht, wenn man sich in der Fremde ein besseres Leben sichern möchte.

CS belässt es nicht bei einer treffenden Analyse aktueller Zustände, sondern benennt auch, was sich ändern muss. Ganz hervorragend. Man muss nicht mit allen Maßnahmen einverstanden sein (z.B. Wahlpflicht, wer nicht wählt, zahlt eine Strafe), aber es ist eine hervorragende, demokratische, umfassend begründete Sicht der Dinge, die man Punkt für Punkt diskutieren sollte.

Bewertung vom 26.11.2018
Knoche, Michael

Die Idee der Bibliothek und ihre Zukunft


ausgezeichnet

Bibliotheken als ein Ort der Überraschungen.

Ein wirklich lesenswertes Buch über den aktuellen Stand der Wissensaufbereitung in wissenschaftlichen Bibliotheken. Sie sind an der Schnittstelle zwischen Wissens-Schaffung und Vermittlung dieser Informationen an alle Interessierten damit beschäftigt, wichtige, zentrale Medien zu beschaffen und auf dem aktuellen Stand zu halten. Waren dies früher fast ausschließlich das Buch und Fachzeitschriften, so kommen heute ein Vielzahl von digitalen Medien und Konzepten der Verteilung hinzu.

Hinter die Mauer einer Bibliothek zu schauen auf die Arbeitsweise und Verträge, den Erwerb und Verteilung war für mich als Bibliophilen mehr als spannend und aufschlussreich. Eine Vielzahl neuer Quellen erschlossen sich und neue Ideen wurden präsent. Einfach hervorragend und vor allem verständlich formuliert.

Besonders gut gefallen hat mir die Definition einer Bibliothek, aus der sich eine Reihe von Maßnahmen ableiten. „Aber ihre schönste Aufgabe besteht darin, ein Ort zu sein, wo Nutzer etwas finden, das sie nicht gesucht haben.“ So ist es. Und leider stehen Bibliotheken heute unter einem großen finanziellen Druck eben nur „just in time“ das Nachgefragte vorzuhalten. Aber dem ist eben nicht so: „Gute Bibliotheken sind für Überraschungen gut.“ Und reichen so über den eigenen Erfahrungs- bzw. Suchhorizont hinaus, sie gehen hinter banale Suchalgorithmen und Tante Google Suchen.

Neben die Publikation von Forschungsergebnissen ist heute auch die Veröffentlichung der zugrunde liegenden Daten getreten, ein unglaublicher Aufwand. Ganze Webseiten werden heute in ihrer Entwicklung gespeichert, das Medienmix wird immer vielfältiger und verlangt zudem die Speicherung von Bildern, Videos, Radio-Podcast-Sendungen. Welche Schwierigkeiten und Chancen sich dadurch ergeben, der Autor Michael Knoche gibt eine Idee der dahinter lauernden Probleme und Chancen.

Hätten Sie’s gewusst? In Deutschland gibt es 10.000 öffentliche und wissenschaftliche Bibliotheken mit rund 220 Mio Besuchern, Besucherfrequenz stark steigend. Sie leisten damit einen Beitrag zum Grundgesetz, das in Artikel 5, Absatz 1 vorsieht, dass sich jeder ungehindert aus allgemein zugänglichen Quellen unterrichten kann. Michael Knoche beschränkt sich auf die 1000 wissenschaftlichen Bibliotheken, also die Staats-, Hochschul- und Spezialbibliotheken, obwohl der generelle Duktus auch in kleinerem Maßstab für alle anderen Bibliotheken gilt. Der Grad der Vernetzung weltweit, auch in anderen Sprachen, dürfte bei wissenschaftlichen Bibliotheken natürlich eine weitaus größere Rolle spielen.

Bibliothekare sind heute zentrale Wissensmittler für die Zukunft, die Erhaltung und Pflege von Wissen ist nach wie vor im analogen Bereich einfacher als im digitalen (schneller Wechsel von Software-Programmen), dort müssen übergreifende zukunftsfähige, immer lesbare Daten vorgehalten werden, was nicht so einfach ist wie man es vermuten würde. Open Access Zugänge werden immer wichtiger und alte Copyright-freie Bücher finden sich heute im Netz problemlos. Jede Bibliothek wird heute durch das Netz ergänzt, aber ihre realen Orte sind immer noch Plätze der Inspiration. „Wer beispielsweise einmal im Main Reading Room der New York Public Library an einem der Tische aus weißer Eiche gesessen hat, wird die vibrierende Stille von sechshundert anderen konzentriert arbeitenden Menschen als stimulierend empfunden haben.“ Oder in der schönsten aktuellen Bibliothek, nach meinem Empfinden, in der Stuttgarter Stadtbibliothek!

Wer alle Möglichkeiten einer wissenschaftlichen Bibliothek aus fundierter Quelle erfahren möchte, liegt mit diesem Buch richtig. Es eröffnet überraschende Perspektiven und hält eine Vielzahl von Ideen und neuen Möglichkeiten bereit. Ich merke immer wieder, wenn ich in Bibliotheken bin, wieviel neue Dinge hinzugekommen sind, die den Erwerb von Medien bzw. dem enthaltenen Wissen neue Wege eröffnen.

Bewertung vom 28.08.2018
Sarrazin, Thilo

Feindliche Übernahme


ausgezeichnet

„A city divided by religion is either already in ruins or close to it.“ (Giambattista Vico)


Kein Buch in der Geschichte Deutschlands hat vor dem Erscheinen jemals so viele Statements und Diffamierungen erzeugt, ohne dass einige Kritiker die Inhalte überhaupt gelesen hatten. Die SPD denkt inzwischen wieder über ein Parteiausschlussverfahren von Thilo Sarrazin (TS) nach und verkennt, wie notwendig heute wie damals eine harte, sachliche Religionskritik ist.

Abbé Meslier hat mit seinem, erst nach dem Tod erschienenen Werk die christlichen Amts-Kirchen scharf kritisiert und mit dazu beigetragen, dass die europäische Aufklärung ihren Siegeszug antrat und wir heute die Segnungen von Skepsis, Nachdenken, Gleichberechtigung, Meinungsfreiheit, Wissenschaft, Kritik und Fortschritt ernten können. Das Testament des Abbé Meslier: Die Grundschrift der modernen Religionskritik

Das Christentum hat nach dieser harschen Kritik nicht verloren, sondern die echten Aussagen von Jesus wiederentdeckt. Dabei wurden seine Worte im Grunde "neu belichtet" und als Basis für den Humanismus weiterentwickelt.

Die Aussage von Jesus „„Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist und Gott, was Gottes ist“ (Matthäus 22,21), war eine Vorwegnahme bzw. Ermöglichung der Säkularisierung, mithin eine Machtbeschneidung der Kirchen und heute ist diese Religion im privaten Bereich gut aufgehoben bzw. hat eine breite, humanistisch geprägte Interpretationsfläche der Liebe zu sich selbst und den Nächsten, in Toleranz, so wie das Jesus gemeint hatte. Die Ausbreitung der christlichen Religion basierte im Wesentlichen auch auf der Gleichstellung von Frau und Mann, die von Jesus bzw. seinen Nachfolgern zum Kernbestandteil des Glaubens erhoben wurde.

Was sagt nun Thilo Sarrazin? Erst wenn es dem Islam gelingt, einen toleranten, multikulturellen Weg zu gehen, und den Frauen Gleichberechtigung zubilligt, könnte er in der heutigen Zeit ankommen und sich im jüdisch-christlichen Umfeld integrieren, wo er bislang aber wenig Entgegenkommen zeigte. Kulturelle Inkompatibilitäten in allen Bereichen, durch die Scharia eingeschränkte Menschenrechte, Pflicht zum Jihad usw.: Thilo Sarrazin beschreibt die festgefügten Hinderungsgründe dieser Religion, eine kollektive Bewegung zur Begrenzung von Modernität und Fortschritt, vor allem aber ein Instrument zur Herrschaft der Männer über die Frauen, das Gegenteil von jener Gleichberechtigung, die Jesus als Zeichen der Göttlichkeit erkannt hatte. Der Islam muss heute vor allem aus säkularen Perspektiven kritisiert werden, so die Quintessenz von TS, die Kirchen trügen dazu leider aus falsch verstandener Nächstenliebe nicht in ausreichendem Maße bei.

Wer heute schon erkennen will, was geschieht, wenn der Islam zur Mehrheit kommt, erfährt bei TS sprachlos Machendes, jeder blicke einfach in die Länder, wo dies jetzt schon der Fall ist. Gibt es dort Religionsfreiheit, Fortschritt, Gleichberechtigung und multikulturelle Pluralität? Wieviele Kirchen dürfen in der Türkei oder Saudi-Arabien gebaut werden? Diese Fragen kann jeder relativ leicht durch einfache Suchen im Internet für sich selbst beantworten oder die detaillierten Analysen von TS lesen.

Ob der Islam im Heute des modernen Europa ankommen kann, abseits seiner Herrscher und Könige, die in Saus und Braus leben, das ist die Frage, die Thilo Sarrazin beantwortet. Welche nahezu genhafte, abgeschlossene kulturelle Mentalität treibt Muslime um, wie intensiv sind sie fixiert auf die Inhalte ihrer Grundlagenwerke, welche Aktivitäten sind ihnen heilig? Darum und um die langfristige Konzeption des Islam geht es. TS’s Argumente sind stichhaltig und perfekt analysiert, verständlich lesbar und in den geforderten Aktionen logisch umrissen, ein Programm, das durch nichts weniger als mit verantwortungsethischer Vernunft begründet ist.

47 von 51 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.08.2018
Beckman, Karel;Karsten, Frank

Wenn die Demokratie zusammenbricht


ausgezeichnet

Lesen und Mechanismen der Demokratie besser verstehen.

Die Demokratie hat den Todesstoß in sich selbst - speziell in Deutschland, aber auch in den USA regiert eine Wut der Regeln und Gesetze, die stündlich wachsen. Kein Mensch kann das mehr verstehen, um sein Recht durchzusetzen, muss man sehr reich sein. „Es ist keine Übertreibung zu behaupten, dass Demokratie eine Religion geworden ist, eine moderne, säkulare Religion.“

Die Krise der Demokratie wird in 13 mitten in der 12 sitzenden Mythen skizziert, und was noch wichtiger ist: Es wird ein Weg hin zu einem neuen politischen Ideal beschrieben, der überzeugt.

Politiker heute tun nur jene Dinge, die sie tun können:
Geld auf Probleme werfen und Arbeitskreise
Neue Gesetze und Vorschriften machen
Kontrollinstanzen ohne Ende installieren

Mehr Bürokratie, mehr Jasager, mehr Anwälte, mehr Parasiten, Größenwahn, Wohlfahrt für die ganze Welt, Korruption, Kurzfristdenken, die Politik der Demokratie dreht sich im Kreis aus Versprechungen und Machtgier, ihre Zeit scheint abgelaufen.

Ich wäre ein Gegner der Freiheit? Ein (Ihr Totschlagargument der Wahl) ! Weit gefehlt. Demokratie falsch und machtvoll für wenige gedacht. So sieht sie aus heute. Ihr wieder die Luft zum Atmen geben, heißt die 13 Fehler durchdenken und neu ausrichten, frischer Wind für den Geist.

"Unbeschränkte Demokratie ist, genauso wie Oligarchie, eine auf eine große Gruppe von Menschen ausgedehnte Tyrannei." (Aristoteles)

"Demokratie ist der Wille des Volkes. Jeden Morgen lese ich überrascht in der Zeitung, was ich will." (Wim Kan)

"Diejenigen, die mehr Staatseingriffe fordern, fordern letztlich mehr Zwang und weniger Freiheit." (Ludwig von Mises)

"Wir glauben, dass Sozialismus und Demokratie eins und untrennbar sind." Sozialistische Partei der USA

Bewertung vom 07.08.2018
Sarica, Tuba

Ihr Scheinheiligen!


ausgezeichnet

Ein schockierendes, wichtiges Buch.

Man ist schockiert nach dem Lesen dieses Buches einer jungen Türkin, die der Mehrheit ihrer türkischstämmigen Mitbürger gelebte Doppelmoral und Schein-Integration vorwirft.

Tatsächlich würde eine Mehrheit ihrer türkischstämmigen Landsleute die deutsche Kultur ablehnen und sich nicht integrieren wollen.

5 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.08.2018
Cooke, Lucy

Die erstaunliche Wahrheit über Tiere


ausgezeichnet

➔ Spannend von der ersten bis zur letzten Seite. ⬅︎

Wussten Sie wie die meist diagnostizierte Krankheit bei Frauen im 19. Jahrhundert hieß? Und was häufig dagegen verschrieben wurde? Nun, die Krankheit nannte sich Hysterie und ein Riech-Sekret aus dem Hoden und den Ausscheidungen des Bibers versprach Heilung. Einfach unglaublich, wenn man die Geschichte des Bibers nachliest und jener wissenschaftlichen Vollpfosten, die sich an seiner Entdeckung abarbeiteten. Ganze Bücher wurden gefüllt mit Nonsens und Vermutungen, die zudem noch kirchlich verbrämt waren.

Ich dachte eigentlich nicht, dass mich ein derartiges Buch fesseln könnte. Tat es aber, und wie! Wir nähern uns den religiös weltanschaulich verdummten Zuständen des Mittelalters und seinen Vermutungen über Tiere. Dabei werden die Ergebnisse bis heute erklärt und lassen die anderen Geschöpfe Gottes als etwas auferstehen, das uns viel zu lange völlig fremd blieb bzw. „menschelnd“ erklärt wurde. An einigen Passagen muss man mehrmals zurücklesen, um das soeben Geschilderte zu begreifen und jene Autoren, die nichts anderes taten als einmal gefundene Dummheiten fürderhin als Wahrheit zu verkaufen. Man schrieb fleißig ab und zu.

Wo steht eigentlich das Denkmal der Schande, das wir für Tiere errichten müssten, um alle Schuld ihnen gegenüber einzugestehen? Dies ist möglicherweise auch einer Bibel geschuldet, die verlangte, das wir Tiere untertan machen und über sie herrschen. Natürlich auch auf die menschliche Jagdnotwendigkeit zurückzuführen, die z.B. in Amerika dazu führte, dass dort Faultiere ausstarben. Tatsächlich waren Menschen im Mittelalter Faultiere des Geistes, denn sie haben eines der intelligentesten Tiere, die Faultiere, auf eine Ebene nach unten durchgereicht, für die es keine Worte mehr gibt. Diese Tiere wurde so bewertet, als ob man uns Menschen unter Wasser beurteilt hätte.

Immerhin haben Faultiere seit ca. 64 Mio Jahren den Säbelzahntiger und auch das Wollhaarmammut überlebt, in ihrem Habitat sind sie das zahlenmäßig häufigste, große Säugetier, eine Art echter Überlebenskünstler. Faultiere sind das Gegenteil von faul oder dumm, sie haben Viele-Kammern-Mägen, verdauen langsamst und haben gelernt, mit wenig Kalorien gut über die Hänge-Runden zu kommen. Sie sind sehr sparsame Tiere und machen das Beste aus allem, was ihnen zur Verfügung steht, Minimalisten mithin und möglicherweise eine echtes Vorbild für zurück-wachsende Wirtschaftskreisläufe. Dies betrifft insbesondere auch die Heilung von Krankheiten, die bei Faultieren besonders ausgeprägt bzw. wirksam ist, eine Tatsache, die bis heute noch nicht wirklich wissenschaftlich auf die Ursachen nachgewiesen ist.

Spannend von der ersten bis zur letzten Seite, eines meiner Bücher des Jahres.

Bewertung vom 07.08.2018
Holiday, Ryan;Hanselman, Stephen

Der tägliche Stoiker - Das Tagebuch


ausgezeichnet

Ein Turbo zur Stärkung des stoischen Willens.

Seneca, Epiktet und Mark Aurel sind die Hauptvertreter der Stoiker, ein Name, der auf eine Säulenhalle des Marktplatzes von Athen zurückgeht, in der Zenon von Kition um 300 v. Chr. gelehrt hat. Ganzheitliche Welterfassung auf ein in allen natürlichen Zusammenhängen waltendes universelles Prinzip, danach wird gesucht und emotionale Selbstbeherrschung, Ruhe, Gelassenheit, Weisheit, Ausgleich sind bestimmende Faktoren. Um das zu erlernen, benötigt man die Disziplinen der Wahrnehmung, des Handelns und vor allem des Willens.

Dieses Buch mit Frei-Linien für eigene Gedanken hat in der 31. Woche die Überschrift: Eine Woche ohne Klagen. Inhalt: Auf Schuldzuweisungen sollte man verzichten wie darauf sich zu beschweren. Es ist verschwendete Lebenszeit mit Fingern auf andere zu zeigen, man übernimmt stattdessen Verantwortung, klaglos, gibt sich selbst oder niemandem die Schuld. Pro Woche einige Zitate zur Einleitung auf einer Seite: sie schenken dem eigenen Willen jenen Turbo, der immer notwendig ist, um stoisch auf Dinge von außen zu reagieren. Jeder Tag hat Freiraum für Gedanken am Morgen und Gedanken am Abend, eingeleitet wird jeder Tag mit einer relevanten Lebens-Frage, z.B. „Vernachlässige ich für meinen Beruf das Privatleben?“

Was steht in meiner Macht und was nicht, so die wesentliche Grundlage allen Denkens der Stoiker. Ein Ausgangspunkt, den man leicht in den Alltag übertragen kann. Es bringt z.B. gar nichts, Flughafenmitarbeiter für Verspätungen zu beschimpfen, im notwendigen Warten aber jene Ruhe und Zeit zu erkennen, die man gerade jetzt benötigt, um neue Ideen zu entwickeln oder einfach ruhig zu werden, das ist Stoizismus. Hesse sagt es so: Wir sind um so stärker, je mehr wir das Leben anerkennen, dem mehr wir im Innersten mit dem einig sind, was uns von außen geschieht. Früher hätte ich mich z.B. über ein langsam fahrendes Auto vor mir geärgert, heute fahre ich in solchen Fällen noch langsamer, bleibe sogar oft kurz stehen. Probieren Sie es aus, die Wirkung, nicht nur auf sie, sie ist verblüffend. Stoische Ruhe, welche Erholung!

Ein außergewöhnlich durchdachtes, willens-stärkendes, nachdenkliches, kreatives Buch, meine tägliche Denk- und Schreibunterlage!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.08.2018
Hartmann, Wolf D.; Maennig, Wolfgang; Wang, Run

Chinas neue Seidenstraße: Kooperation statt Isolation - Der Rollentausch im Welthandel (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

"In der internationalen Politik geht es nie um Demokratie oder Menschenrechte. Es geht um die Interessen von Staaten. Merken Sie sich das, egal, was man Ihnen im Geschichtsunterricht erzählt." (Egon Bahr) Auch wenn diese Aussage heute weitgehend im deutschen Blätterwald verloren ging, und Deutschland die Welt zu retten hat, trifft sie nach wie vor zu. Und vor allem kennzeichnet sie das Bestreben von China. Die Kopierphase scheint vorbei und tatsächlich investiert man in diesen Jahren umfassend in Grundlagenforschung, Bildung und Technologie. Dass Amerika inzwischen sich selbst an erste Stelle setzt, war u.a. ein Ergebnis billiger chinesischer Produkte, die inzwischen auch kleinste Nischenideen liefern und geradezu Angst machen vor der Kleinteilisierung des Alltags.

Dieses Buch vermittelt die Anstrengungen Chinas der letzten Jahre in einem detailreichen, umfassenden Ansatz, ohne meinungsmachende Inhalte. Denken muss jeder selbst nach dieser Fülle an Einsichten, die gut recherchiert den Status quo spiegeln. Die Seidenstraße ist natürlich nur ein symbolischer Vergleich zu der Vorgängerin für die Wege zwischen Ost und West. Heute setzt China auf alle Transportwege, zu Wasser, der Luft, Schiene und der Straße. Vor kurzem wurden z.B. 51% Anteile am Hafen Piräus in Griechenland erworben. Die EU hatte bei der Rettung Griechenlands zur Bedingung gemacht, dass Staatsbetriebe zu privatisieren seien. Ein merkwürdiger Lauf der Geschichte, dass dann die kommunistische Partei Chinas hier eine Lücke füllt und das Containergeschäft Richtung West hauptsächlich über diesen Hafen abwickelt.

91% der Chinesen denken über das Unternehmertum positiv (71% weltweit) und vor allem das mobile Internet wird mit unzähligen Startups massiv unterstützt. In Shenzhen hat sich jeder Sechste an einem Startup beteiligt. Wenn allerdings viel zu viel Geschäfte über eigene, chinesische Plattformen abgewickelt wird, so muss man Trump Recht geben. China hat bislang nach Westen hin plagiiert und profitiert. Will es eine glaubwürdige, echte, partnerschaftliche Rolle spielen, dann muss man sich den freien Märkten im Wesen viel weiter öffnen und auch stärker Menschenrechte berücksichtigen. Ob das alles eintritt, man darf gespannt sein.

Wer noch nicht viel über China gelesen hat oder nur an der Oberfläche aktiv war, wird mit diesem Buch schockiert sein. Die Maßnahmen des Kommunismus sind längst keine mehr, sondern knallharte kapitalistische Strategien. Gib dem Chinesen eine Stück Land und er beerdigt als erstes die Ideen des Kommunismus, so könnte man heute feststellen - und er entdeckt die Lust an Innovation, Technik und Profit. Dabei werden auch Umweltgesichtspunkte immer wichtiger, alleine die dramatische Geschwindigkeit des Wachstums hat in Städten zu Atemnot geführt, im wahrsten Sinne des Wortes.

Privates Unternehmertum ist der Motor des chinesischen Booms. 2013 gab es in China 2,8 Mio US Dollar-Millionäre und 200 US Dollar-Milliardäre, der Grund dafür, dass in China einer der größten Luxusmärkte entstanden ist. Mit Reichtum umzugehen ist noch nicht wirklich verstanden in China, diese Zielgruppe handelt reichlich ungeduldig und bizarr. Man darf dabei nicht übersehen, dass 70 bis 80 Mio Menschen immer noch unterhalb der Armutsgrenze leben, ein Zustand, der aber konsequent von der Regierung angegangen und aufgelöst werden soll.

Bewertung vom 07.08.2018
König, Peter

Giambattisto Vico


ausgezeichnet

Irgendwann landet man bei Giambattista Vico und diesem Satz:
„A city divided by religion is either already in ruins or close to it.“

Selbst aus einer (armen) Buchhändlerfamilie stammend, musste er später Hab und Gut verkaufen, um den Druck seiner Werke bezahlen zu können. Giambattista Vico starb 1744 in Neapel so verkannt wie er sich zeitlebens fühlte, seine universitären Anhänger vermochten sich nicht auf ein Beerdigunsprocedere einigen, die Familie musste den Sarg wieder zurücknehmen und Vico auf eigene Kosten am nächsten Tag unter die Erde bringen. Trotz aller Widerstände (und gerade deshalb) vollbrachte er eine herausragende intellektuelle Leistung: die Begründung einer „Neuen Wissenschaft“, das Konzept der „Scienza Nuova“, wie das Werk auf Italienisch heißt. Es ist eine weit gefasste Geschichts- und Kulturtheorie vom Aufstieg und Fall von Kulturen.

Das ungewöhnliche Leben von Vico wird in diesem Buch spannend und nachvollziehbar aufgefächert, es ist eine perfekte Vorbereitung zum Lesen seines Hauptwerkes, an dem er unter großen persönlichen Opfern bis zum Schluss schrieb: Die Neue Wissenschaft.

Vico beschreibt den immer wiederkehrenden, gleichbleibenden Aufstieg und Fall (Zyklen der Barbaren) von Gesellschaften/Kulturen:
„Menschen spüren zuerst die Notwendigkeit, suchen dann den Nutzen, kümmern sich dann um die Bequemlichkeit, amüsieren sich später noch gerne, werden schließlich im Luxus aufgelöst und so verrückt, ihre eigene Existenz gedankenlos wegzuwerfen.“