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Glüxklaus
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Franken

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Insgesamt 641 Bewertungen
Bewertung vom 30.03.2022
Thorogood, Robert

Mrs Potts' Mordclub und der tote Nachbar / Mord ist Potts' Hobby Bd.1


sehr gut

Kurzweiliger englischer Krimispaß mit unterhaltsamen Ermittlerinnen

„Der Punkt ist: Wenn man erst weiß, wie man den Hinweis entschlüsselt, dann ergibt er absolut Sinn. Aber bis dahin erscheint er total sinnlos.“

Judith Potts ist 77 Jahre alt und bewohnt im englischen Marlow ein in die Jahre gekommenes Herrenhaus. Als sie eines Tages einen Schuss in der Nachbarschaft hört, ist ihre Neugier geweckt. Kurz darauf findet sie die Leiche ihres Nachbarn Stefan Dunwoody. Weil die Polizei im Dunkeln zu tappen scheint, entschließt sich Judith, den Ermittlern unter die Arme zu greifen und arbeitet selbst auf Hochtouren, um das Verbrechen aufzuklären. Bei ihren Nachforschungen lernt sie die Pfarrersgattin Becks Starling und die Hundesitterin Suzie kennen, die ihr helfen wollen, den Täter zu entlarven. Diese Unterstützung ist auch dringend nötig, denn die Verwicklungen werden immer komplizierter und der nächste Mord wartet schon…

Robert Thorogood erzählt seine Geschichte anschaulich, lebendig und humorvoll in der dritten Person und in der Vergangenheit. Der Autor schildert chronologisch was passiert und begleitet Mrs. Potts und alle an den Ermittlungen beteiligten Personen bei der Aufklärung des Falls.

Ein bisschen exzentrisch ist Protagonistin Judith Potts schon. So nimmt sie sich beispielsweise die Freiheit heraus, völlig nackt in der Themse zu schwimmen. Judith ist es gewohnt, um die Ecke zu denken, erfindet sie doch beruflich knifflige Kreuzworträtsel. Dabei geht sie mit der Zeit -wenn auch ungern- und nutzt dafür ein Tablett. Mrs. Potts ist scharfsinnig und fackelt nicht lange. Sie greift beherzt ein, wenn sie es für notwendig erachtet. Die ältere Frau hat eine Schwäche für Whiskey, Schokolade und natürlich für Verbrechen.
Der Umstand, wie Judith Potts Becks Starling kennenlernt, spricht Bände. Bei ihrem ersten Aufeinandertreffen versteckt sich Becks nämlich in einem Schrank. Die perfekt organisierte Pfarrersgattin ist definitiv nur eine Seite von Becks, sie hat durchaus noch viel mehr zu bieten. Komplettiert wird Mrs. Potts‘ Mordclub durch die bodenständige Hundesitterin Suzie Harris, die über so manches nützliche Insiderwissen verfügt.
Detective Sergeant Tanika Malik, die offiziell für die Aufklärung des Falls zuständig ist, zeigt sich anfangs wenig angetan von den Aktionen der drei Hobby-Detektivinnen, doch schon bald ändert sich ihre Meinung.

Es gibt ihn noch, den guten alten englischen Krimi mit der so typischen Atmosphäre. Im beschaulichen Städtchen Marlow geht es nicht ganz so idyllisch und harmonisch zu, wie der äußere Eindruck erwarten lässt. Zum Glück tritt Mrs. Potts auf den Plan, die mit ihren neuen Freundinnen den Verbrechern den Kampf ansagt. Das tut sie auf herrlich unkonventionelle und höchst amüsante Weise.
Der Plot um den Mordfall ist verständlich und stimmig konstruiert, zwingt die Leser einfach zum Miträtseln. Anfangs entwickelt sich die Geschichte recht gemächlich, zum Ende hin steigert sich das Tempo aber gewaltig und die Spannung ist kaum auszuhalten.
Die schräg-skurrilen Figuren machen „Mrs. Potts‘ Mordclub und der tote Nachbar“ zu einem absoluten Lesevergnügen: die etwas spröde trockene Art so mancher Briten trifft hier auf drollige, liebenswerte Verrücktheit. Bestimmt hätte auch die berühmt-berüchtigte Miss Marple ihre wahre Freude an dieser neuen Krimireihe gehabt.

Bewertung vom 28.03.2022
Maly, Beate

Die Frauen von Schönbrunn / Schönbrunn-Saga Bd.1


sehr gut

Was Tiere und Menschen in schweren Zeiten brauchen - angenehm leicht zu lesender, kurzweiliger Schmöker

„Alle Geschöpfe Gottes haben ein Recht auf ein würdevolles Dasein. Es liegt an uns Menschen, darauf zu achten, dass die Würde nicht verloren geht.“

1914 tritt Emma ihre Stelle als Tierpflegerin im Zoo von Schönbrunn an. Die junge Frau hat ein Herz für Tiere und setzt sich bei ihrer Arbeit engagiert dafür ein, dass es ihren Schützlingen gutgeht. Als der Erste Weltkrieg ausbricht, müssen viele Männer in den Krieg ziehen. Frauen wie Emma übernehmen zwangsläufig mehr Verantwortung. Doch die Ressourcen werden immer knapper, nicht alle Tiere des Tiergartens werden überleben können. Gemeinsam mit Tierarzt Julius gibt Emma alles, um möglichst viele der Tiere zu retten. Auch privat gibt es für Emma große Herausforderungen zu bewältigen: Ihre Schwester Greta ist schwanger, Gretas Mann, der als Soldat im Krieg kämpfte, wird vermisst. Den Schwestern fehlt es an allen Ecken und Enden an Geld…

Autorin Beate Maly schreibt in klaren, gut verständlichen Sätzen. Die Geschichte lässt sich absolut unkompliziert und flüssig lesen. Möglicherweise mag die Sprache nicht hundertprozentig authentisch und für die damalige Zeit passend sein, dafür hatte ich vom ersten Satz an keinerlei Schwierigkeiten, mich in die Handlung hineinzufinden.

Hauptfigur Emma weiß genau, was sie will. Sie träumt davon, einmal Tierärztin zu werden. Emma liebt Tiere über alles. Dass Tiere über eine eigene Persönlichkeit und Verstand verfügen, davon ist Emma überzeugt. Vor allem zu der Orang-Utan-Dame Fanny, entwickelt sie eine besondere Beziehung. Emma ist sich sicher, dass man Tiere fördern kann: „Wir können den Tieren nicht genug zu fressen geben. Aber wir können die Käfige so herrichten, dass sie sich wohlfühlen.“ erklärt sie im Gespräch mit Julius. Nicht nur um die Tiere kümmert sich Emma mit viel Einsatz. Auch Schwester Greta kann sich auf Emma verlassen. Emma hat ein großes Herz. Einer solchen Protagonistin wünscht man natürlich nur das Beste.
Tierarzt Julius wirkt anfangs etwas verloren, seine Erlebnisse im Krieg haben bei ihm tiefe Wunden hinterlassen. Doch langsam beginnt er sich Emma gegenüber zu öffnen.
Für beide steht das Wohl der Tiere an erster Stelle, doch nicht alle Angestellten des Tiergartens haben dasselbe Interesse…

Schwere Zeiten sind die Jahre des Ersten Weltkriegs. Autorin Beate Maly entführt die Leser in das Wien vor über hundert Jahren, erzählt anhand Emmas Geschichte, was die Menschen damals bewegt hat. Männer litten weit weg an der Front, riskierten ihr Leben. Frauen mussten sich zu Hause in völlig neue Rollen einfinden, gewannen dabei vielleicht sogar ein Stück Freiheit, aber dafür mussten sie einen hohen Preis zahlen. Die Menschen kämpften damals auf ganz verschiedene Arten ums Überleben. Die Welt befand sich im Wandel.
Die Hauptfiguren sind keine besonders tiefgründigen Charaktere, die Handlung entwickelt sich recht vorhersehbar. Dennoch ist „Die Frauen von Schönbrunn- ein Leben für das Wohl der Tiere“ ein leicht und angenehm zu lesender Schmöker mit interessantem Schauplatz, der mir genau das lieferte, was ich erwartet habe: Kurzweilige, leichte Unterhaltung mit einer Portion Romantik zum Abschalten und Entspannen.

Bewertung vom 23.03.2022
McLaughlin, Eoin

Lass dich drücken!


sehr gut

Es kommt nicht darauf an, wie lange man wartet, sondern auf wen und was - kleines Buch mit ganz viel Herz

Den ganzen Winter über hat der Igel von seiner Freundin Schildkröte geträumt und sich nach einer Umarmung von ihr gesehnt. Jetzt ist endlich der Frühling da. Igel ist längst wach, aber Schildkröte taucht einfach nicht auf. Wo steckt sie bloß? Der Igel versucht sich mit Dachs, Elster und Eichhörnchen die Zeit zu vertreiben. Aber sie ersetzen ihm nicht die Schildkröte. „Je länger vermisst, desto schöner begrüßt.“, sagt die Eule. Ob sie recht hat?

Eoin McLaughlin erzählt die Geschichte in einfachen, klaren Sätzen, der Text wird durch wörtliche Rede lebendig.
Ausgesprochen niedlich sind Polly Dunbars Illustrationen. Jeder Satz wird bildlich umgesetzt, die aussagekräftigen Bilder erzählen auch ohne Worte, worum es geht. Sie sind in hellen, blassen Farben gehalten. Im Winter sind die Seiten blau, später werden sie von der Sonne beschienen und gelb. Die Gesichtsausdrücke der Tiere zeigen ganz deutlich, wie sich die Figuren fühlen.
Das Buch ist recht klein, etwa so breit wie DIN A 5, aber weniger hoch. So ist es zwar sehr handlich und praktisch zum Mitnehmen, es hätte aber für uns durchaus noch etwas größer sein können, um seine Wirkung noch besser zu entfalten. Dann könnte man es auch größeren Gruppen z.B. im Kindergarten unkomplizierter vorlesen.
Die Geschichte richtet sich an Kinder ab drei Jahren.

Die Tiere sind besonders niedliche Protagonisten, mit denen sich die Kinder bestimmt ganz prima identifizieren können. Viele Kinder wissen, wie es ist, einen guten Freund zu vermissen und können sich so genau in den kleinen Igel hineinversetzen.

Es kommt nicht darauf an, wie lange man wartet, sondern auf wen und was. Und manchmal ist die Wirklichkeit dann sogar noch schöner als der Traum davon. Igel und Schildkröte zeigen auf ganz zauberhafte Weise, wie wunderbar ein Wiedersehen sein kann und wie glücklich Umarmungen machen, gerade nach langer Wartezeit. Nichts ist so schön wie ein echter Freund zum Knuddeln, im Menschen- und im Tierreich. Und nebenbei bietet das Buch einige herrlich witzige Szenen zum Lachen: Ein Eichhörnchen, das sich einfach nicht richtig verstecken kann, ein Dachs mit verklebten Händen oder eine verschwundene Schildkröte, die gar nicht wirklich weg ist…
„Lass dich drücken“ ist das erstes Buch von Eoin Mc Laughlin und Polly Dunbar, das wir gelesen haben, aber es wird sicher nicht unser letztes bleiben. Die warmherzige, süße Geschichte mit der wichtigen Botschaft macht ihre Leser garantiert glücklich.

Bewertung vom 23.03.2022
Bertram, Rüdiger

Die Glitzerbande hilft immer! (Leider wird es dann meist schlimmer)


ausgezeichnet

Eine etwas andere Superheldentruppe - bunt, chaotisch und superwitzig

Kai hat seine Eltern im Kaufhaus verloren. Er ruft die Glitzerbande zur Hilfe. Einhorn Ella, Flamingo Felix, Lama Luna und Faultier Franz tun ihr Möglichstes, um Felix zu helfen. Doch leider gilt bei den Vieren Murphys Gesetz: Was schiefgehen kann, geht garantiert schief. Ob sie Felix Eltern trotzdem finden?

Autor Rüdiger Bertram schreibt klar, gut verständlich und mit viel Humor in der Gegenwart. Die Leser werden direkt angesprochen und fühlen sich so schnell „mittendrin“ in der Geschichte. Sonja Kurzbachs bunte Gute-Laune-Bilder passen perfekt zur Handlung. Aussagekräftig und echt komisch erzählen sie den Lesern, was gerade geschieht. Die äußere Gestaltung ist ungewöhnlich, fordert die Leser heraus und motiviert sie. Manchmal muss das Buch gedreht werden, um den Text lesen zu können, manchmal ringelt sich die Schrift spiralförmig. Die Schrift ist nicht besonders groß, durch den etwas breiteren Zeilenabstand und die kleine Textmenge pro Seite allerdings gut lesbar. Die Überschriften haben eine andere Schriftart, manche Buchstaben wie das r sind bei dieser Schriftart für Leseanfänger etwas schwer zu entziffern, daran müssen sie sich vermutlich erst gewöhnen.
Die Geschichte richtet sich an Erstleser ab sechs, sieben Jahren. Zum Vorlesen ist sie auch schon für jüngere Kinder ab vier Jahren geeignet.

Einhorn und Co mal anders. Die Glitzerbande lebt auf einem Regenbogen, allerdings nicht immer in trauter Harmonie. Einhorn Ella ist ziemlich eingebildet, Faultier Franz macht seinem Namen alle Ehre und schläft ständig, Lama Luna bewegt sich gerne und viel und Flamingo Felix ist recht überzeugt von sich und seinen Fähigkeiten.
Gemeinsam haben alle Mitglieder der Glitzerbande, dass bei ihnen nichts läuft wie geplant und sie groß darin sind, Chaos zu verbreiten. Diese schräge, verplante und witzige Antihelden-Bande ist einfach zum Totlachen.

Schaffen es die Vier dennoch Kais Eltern zu finden?
Was sie auf dem Weg zum Kaufhaus und im Kaufhaus selbst alles erleben, ist herrlich überdreht, wenig superheldenhaft, aber vor allem irre komisch und verrückt. Sie verwechseln z.B. Kai oder verwandeln die Sportabteilung in ein riesiges Bällebad, kurzum sie richten ein heilloses Durcheinander an.
Ein absolut gelungenes, tierisches, phantasievolles, originelles und lustiges Vor- und Erstleseabenteuer, so macht Lesenlernen richtig Spaß.

Bewertung vom 22.03.2022
Messenger, Shannon

Der Verrat / Keeper of the Lost Cities Bd.4


sehr gut

Ein neues Leben bei Black Swan - gelungene Fortsetzung mit fulminantem Cliffhanger

„Manchmal ist Rebellion der einzige Weg der Weisheit.“

Nachdem der Hohe Rat Sophie, Biana, Fitz, Dexter und Keefe für ihre Gesetzesbrüche verurteilt und bestraft, entscheiden diese, ihre Familien zu verlassen und sich Black Swan anzuschließen, die bei den Elfen immer noch als Rebellen gelten. Die geheime Organisation unterstützt die Freunde dabei, ihre magischen Fähigkeiten zu trainieren und zu verbessern. Doch alle Mitglieder von Black Swan verstecken sich hinter Masken. Ob man ihnen wirklich trauen kann? Sophie hofft, endlich mehr über ihre Herkunft zu erfahren. Doch dafür bleibt kaum Zeit. Die echten Rebellen und Feinde, die Neverseen, versuchen ihren Einfluss zu vergrößern und sind den Freunden gefährlich dicht auf den Fersen. Als auch noch eine Seuche die befreundeten Gnome bedroht, wird es richtig dramatisch….

Shannon Messenger schreibt flüssig und klar. Es ist wichtig, konzentriert zu lesen, da es in der Elfenwelt viele Begriffe gibt, die man erst kennenlernen und sich erschließen muss. Die eigenen originellen Wortschöpfungen der Autorin wie das Wort „flüsterbrüllen“ machen mir Spaß.
Das Cover mit den makellosen Elfen darauf wirkt auf mich zwar ein wenig kitschig, passt aber perfekt zur Reihe.
Das Buch richtet sich an ausdauernde Leser ab zwölf Jahren, aber auch an fantasybegeisterte Erwachsene.

Die Figuren entwickeln sich weiter und kommen einander immer näher, Beziehungen verändern und vertiefen sich. Als Leser ist man hautnah dabei, das gefällt mir. Sophie ruht noch immer nicht in sich, versucht weiterhin herauszufinden, wer sie wirklich ist. Auch Keefe kämpft mit sich, er ist für mich die interessanteste Figur, weil er die Dämonen seiner Familie nicht hinter sich lassen kann. Statt Sandor bekommt Sophie diesmal eine andere unterstützende Figur an ihre Seite, die sie nicht körperlich verteidigt, sie aber auf andere Weise stärkt. Der Freundeskreis vergrößert sich auch in anderer Hinsicht.
Neben den bekannten Figuren treten diesmal viele rätselhafte Identitäten auf. Die Fragen, wer sich hinter den Masken von Black Swan verbirgt und wer weitere spezielle Rollen annimmt und annahm, verfolgt die Leserschaft durchgehend. Für Konflikte sorgen nach wie vor die Neverseen und das Volk der Oger.
Angesichts der Menge an mitwirkenden Figuren würde ich mir eine Personenübersicht wünschen.

Eine gefährliche Begegnung jagt die nächste, Sophies Leben ist ein einziges Abenteuer. Sie wird permanent herausgefordert. Die zahlreichen Gefahren waren mir mitunter etwas zu viel, auch deren Auflösungen gingen mir dann oft zu schnell.
Ständige Schauplatzwechsel prägen die Geschichte. Zunächst geht es nach Florenz, dann zu den Gnomen oder nach Exilium. Sophies Kosmos erweitert sich auch in diesem Band. Vor allem Exilium, die Schule der Ausgestoßenen, kennenzulernen, fand ich interessant, darauf hatte ich schon lange gewartet.
Wem kann Sophie trauen? Wer steckt hinter welcher Identität? Und wo lauert der Verrat?
Ich habe etwas Zeit gebraucht, um in die Handlung hineinzufinden, aber spätestens ab der Hälfte war ich gepackt. Vor allem das Finale entwickelt sich rasant und temporeich. Eine fulminantes Feuerwerk der Überraschungen. Und gerade als es am spannendsten wird, ist Schluss. Angesichts dieses Cliffhangers ist es für mich unmöglich, nicht weiterzulesen.
Gänzlich klischeefrei ist auch die Elfenwelt nicht. Aber darüber lässt sich ebenso wie über die fast kindische Prüderie leicht hinweglesen. Die Handlung besticht einfach. Immer mehr Verwicklungen werden aufgedeckt, die Fassade der achso makellosen Elfenwelt bekommt zunehmend Risse. Ich habe auch den vierten Band sehr gerne gelesen und freue mich schon auf den nächsten. Wer die Vorgänger mochte, wird auch von diesem Band gepackt werden. Eine spannende, actionreiche Fantasyreihe, die langsam, aber sicher süchtig macht.

Bewertung vom 19.03.2022
Laban, Barbara

Die Schule der Felidix / Mitternachtskatzen Bd.1


ausgezeichnet

Sprechende Katzen und abenteuerliche Streifzüge durchs nächtliche London - tierisch spannend und geheimnisvoll

Nova und Henry besuchen eine ganz besondere Schule im Londoner Tower. In ihre Klasse gehen nur vier weitere Schüler, im Haus wimmelt es von Katzen, Lehrer Horatio unterrichtet bisher alle Fächer und manche davon scheinbar recht unmotiviert. Eines Tages erleben die beiden sehr Merkwürdiges: Der Kater Edison spricht sie direkt an und erklärt ihnen, was es mit ihrer Schule auf sich hat. Alle Schüler sind Felidix, sie verstehen die Sprache der Katzen und sollen zu Katzenbeschützern ausgebildet werden. Doch es bleibt nicht viel Zeit, sich an die Neuigkeiten zu gewöhnen. Der erste Auftrag wartet bereits. Die schreckliche Katze Penelope hat die wahre Katzenkönigin Quinn gefangen genommen und möchte sich selbst zur Königin krönen. Die Kinder sollen dabei helfen, die echte Königin zu befreien. Ob der Auftrag nicht eine Nummer zu groß für sie ist?

Autorin Barbara Laban schreibt kindgemäß, gut verständlich und lebendig in der dritten Person in Vergangenheit. Die hübsche äußere Gestaltung fällt sofort ins Auge. Alle Seiten sind mit filigranen Ornamenten dekorativ eingerahmt, auf der ersten Seite jedes Kapitels ist in einer Vignette eine Katze zu sehen. Es finden sich einige wenige ganzseitige, abwechslungsreiche Schwarzweißillustrationen im Buch, die detailliert und aussagekräftig gezeichnet sind und bei den Lesern garantiert gut ankommen werden. Die besonderen Bilder auf dem Vorsatzpapier sind dagegen farbig und zweiseitig. Das recht umfangreiche Buch richtet sich an Mädchen und Jungen ab zehn Jahren, zum Vorlesen ist es schon für jüngere Kinder geeignet.

Die Figurenkonstellation ist sehr vielfältig. Da sind zunächst die Kinder Nova und Henry. Henrys Eltern sind als Forscher in der Weltgeschichte unterwegs. Novas Vater ist aktuell Verdächtiger bei einem Raubüberfall und wird deshalb polizeilich gesucht. Er ist es gewohnt, sich möglichst unauffällig zu verhalten, Schlösser zu knacken, sich geschickt und unbemerkt zu bewegen. In dieser Hinsicht hat er seiner Tochter Nova einiges beigebracht. Nova ist abenteuerlustig, scheut keine Gefahr und tut, was getan werden muss. Die Freundschaft zwischen Nova und Henry ist bedingungslos, die Zwei können einander vertrauen. Es spielt überhaupt keine Rolle, dass sie Junge und Mädchen sind.
Lehrer Horatio lebt zurückgezogen, wirkt ein wenig bequem und passiv, ist aber um das Wohlergehen seiner Schüler und katzischen Gäste durchaus besorgt.
Die allermeisten Charaktere sind natürlich Katzen. Da gibt es den rebellischen Edison, der sich mutig für Gerechtigkeit einsetzt, Hektor, der Nova und Henry zu ignorieren scheint, die pfiffigen, aufgeweckten Straßenkatzen Pablo und Lilia und natürlich die tapferen Mitternachtskatzen wie Shayan oder Fox, die ihrer Königin Quinn treu ergeben sind. Eine besonders böse Gegenspielerin stellt die machthungrige, niederträchtig Penelope dar, die es auszuschalten gilt. Bei der Menge an Charakteren war es mitunter schwer, die einzelnen Katzen voneinander zu unterschieden. Eine Übersicht mit Bild am Anfang des Buchs hätte uns die Unterscheidung erleichtert.

Nova und Henry erleben ein unvergleichliches Abenteuer. Für die menschlichen Hauptfiguren und ihre tierischen neuen Bekannten geht es quer durch Englands Hauptstadt, sogar in den geheimnisvollen, sagenumwobenen Untergrund. Das mysteriöse London mit seinen weltbekannten Sehenswürdigkeiten macht als Schauplatz richtig was her. Da möchte man der Stadt unbedingt einen Besuch abstatten, um die Fährten der Felidix selbst zu verfolgen. Auch die Eigenarten dieser ungewöhnlichen Katzen wollen sicher viele Leser gerne selbst erleben. Was für eine actionreiche, gefährliche, ja atemberaubende Mission! Gegen Ende wurde es so fesselnd, dass meine Mitleser keine Lesepause mehr einlegen wollten.
„Mitternachtskatzen - Die Schule der Felidix“ ist eine phantastische, originelle, packende Geschichte, die wir allen Ka

Bewertung vom 15.03.2022
Benedict, Marie

Mrs Agatha Christie / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.3


gut

Vom Verschwinden einer Frau - stimmig konstruierte Geschichte zwischen Fiktion und Biographie

Die berühmte Krimiautorin Agatha Christie verschwindet im Dezember 1926 spurlos für ganze elf Tage. Ihr Wagen wird am Ufer eines Teichs gefunden. Die aufwendige Suchaktion hält nicht nur ihren Ehemann und ihre Tochter, sondern auch ganz England in Atem. Schließlich taucht Agatha wieder auf - unter ähnlich mysteriösen Umständen wie sie verschwand. Nur Agatha Christie selbst weiß, was damals wirklich geschah.

Autorin Marie Benedict erzählt flüssig und klar in zwei Handlungssträngen. Zunächst schildert sie aus Agathas Sicht in der ersten Person, wie diese ihren späteren Ehemann Archibald Christie kennenlernt und wie sich ihre Ehe, ihr Alltag, ihr Leben danach entwickeln. Parallel dazu erfahren die Leser aber auch, was sich später während Agathas Verschwinden bei ihrem Ehemann und ihrer Familie abspielt. Es werden sukzessive die Gründe offenbart, die zu Agathas Verschwinden führen. Der Einstieg in die Geschichte erfolgt recht unvermittelt, erst nach und nach fügen sich die einzelnen Puzzleteile der Handlung zusammen und alles wird durchschaubarer.

Agatha Christie ist die Hauptfigur des Romans, auch wenn sie mitunter nicht selbst in Aktion tritt, sondern nur Gesprächsthema ist. Durchaus interessant, Agatha noch vor ihrer Schriftstellerkarriere als junge Frau mit Träumen und Hoffnungen zu erleben. Als Agatha ihrer Schwester Madge davon erzählt, dass sie gerne einmal eine Detektivgeschichte schreiben möchte und diese daraufhin antwortet: „Ich glaube nicht, dass du das kannst, Agatha. Das ist ein sehr schwieriges Unterfangen. Ich hatte auch schon mal selbst überlegt, es mal zu versuchen, es ist einfach zu knifflig.“, konnte ich nicht anders, als wissend schmunzeln. Mit ihrer dominanten, wichtigtuerischen Schwester Madge hat es Agatha nun wirklich nicht leicht. Für Agatha sehr befriedigend und absolut verdient, dass sie letztendlich ihrer Schwester und allen sonst beweist, was sie für ein großes Talent hat. An dieser Stelle habe ich mit Agatha mitgefiebert, wünschte ihr, dass sie groß rauskommen würde und ihre überhebliche Schwester in die Schranken weist. Solche Gefühle blieben aber leider die Ausnahme. Als großer Fan der Christie-Romane war für mich die Darstellung der Hauptfigur nicht hundertprozentig gelungen. Ich hätte mir mehr Passagen gewünscht, in denen ich Agatha inbrünstig verteidigen wollte, intensiver mit ihr gefühlt hätte. Stattdessen habe ich leider selten Bezug zu ihr gefunden, sie blieb mir zu blass, zeigte als Charakter für mich zu wenig Tiefe und Stärke, agierte zu passiv. Etwas enttäuscht hat mich zudem, dass Agathas Werk selbst keine größere Rolle in dem Roman einnimmt. Nicht nur Schwester Madge, auch ihr oft selbstsüchtiger, unsensibler Ehemann unterstützen Agatha nicht so, wie Agatha das gebraucht hätte. So nimmt Agatha dann der Tod ihrer überaus geliebten Mutter auch sehr mit.

Ob Marie Benedicts Version der Geschichte die wahre ist?
Das Buch selbst ist zwar kein klassischer Krimi, kommt es doch ohne echten Mord und Blutvergießen aus, ist aber trotzdem krimiartig aufgebaut. Es wird zunehmend enthüllt, was hinter Agathas Verschwinden steckt. Agatha, die sonst in ihren Romanen ihre Figuren verschwinden lässt, wird zur Hauptfigur in ihrer eigenen Geschichte. Die Handlung ist schlüssig, intelligent und nachvollziehbar konstruiert, vielleicht nicht ganz so genial wie Agatha Christie es selbst geschrieben hätte. Nicht nervenaufreibend spannend, anfangs eher gemächlich und ruhig, aber gegen Ende durchaus packend. Ich hätte mir dennoch gewünscht, emotional mehr eingebunden, mehr gefesselt zu werden, Agatha blieb für mich trotz der Offenbarung ihres Innersten auf Distanz. Vielleicht störte mich auch, dass am Ende die Ursachen für ihr Verschwinden zu direkt und wiederholt von ihr selbst erläutert werden. Das alles hätte man als Leser auch ohne dezidierte Erläuterungen selbst herausfinden können. Manchmal braucht eine

Bewertung vom 09.03.2022
Voss, Sven

Champions - Sporthelden, die Geschichte schreiben


sehr gut

Vierzig besondere Sport-Champions und ihre Geschichten, mitreißend und lebendig erzählt

Ein Sportwettkampf kann durchaus spannender als ein Krimi sein, das Leben von Sportlern aufregender als ein Abenteuerroman.
Sven Voss erzählt die packenden Geschichten von 40 Sportheldinnen und Sporthelden aus aller Welt. Usain Bolt, Felix Neureuther, Dirk Nowitzki, Markus Rehm oder Serena Williams, hier sind völlig unterschiedliche Persönlichkeiten vertreten, nicht alle sind gleichermaßen bekannt. Aber jede Geschichte, jede Biographie ist einzigartig und beeindruckend.

Sven Voss schreibt klar verständlich, abwechslungsreich und sehr lebendig. Wenn er entscheidende Momente aus dem Leben der Sportler schildert, wie Usain Bolts Weltrekord am 16. August 2009, hat man beim Lesen fast das Gefühl, live dabei zu sein.
Die einzelnen Kapitel sind drei bis vier Seiten lang, erfordern also durchaus etwas Leseausdauer. Die Schrift ist normal groß gedruckt, das Buch hat ein etwas größeres Format als DIN A 5.
Illustratorin Petra Braun liefert zu jeder vorgestellten Person ein ganzseitiges, buntes Bild, das diese in Aktion zeigt. Die Bilder motivieren, auch wenn die einzelnen Athleten darauf doch recht geschönt und glatt aussehen.
Das Buch richtet sich an Kinder ab acht Jahren zum Selberlesen und jüngere zum Vorlesen, aber auch manche Erwachsene werden sich von dem Buch bestimmt angesprochen fühlen.

Freilich lässt sich über die Auswahl der Sportler streiten. Manche davon haben eine besondere Geschichte, andere sind einfach eine besondere Erscheinung. Statt der erfolgreichsten deutschen Olympionikin Birgit Fischer ist zum Beispiel Felix Neureuther enthalten, der in seiner Disziplin Alpin Ski längst nicht so große Erfolge verbuchen konnte. Sehr viele Sportler, die im Buch vorkommen, erlitten schwere Schicksalsschläge wie Radfahrerin Kristina Vogel, die nach einem schrecklichen Trainingsunfall querschnittsgelähmt wurde. Auch an Matthias Steiners Olympiasieg und die darauffolgende Siegerehrung erinnere ich mich persönlich noch sehr genau. Damals rührten mich die Fernsehbilder zu Tränen und auch als ich gemeinsam mit meinem Sohn seine Geschichte las, musste ich schlucken. Manche Sportler wie Surfer Sebastian Steudtner waren mir vorher kein Begriff, es hat sich aber durchaus gelohnt, sie näher kennenzulernen. Jeder ob bekannter Weltstar oder großer Kämpfer hat seinen Platz in diesem Buch definitiv verdient.
Es sind nicht nur die sportlichen Ereignisse, die hier fesseln und mitreißen. Es sind auch die besonderen Persönlichkeiten und ihre Geschichten, die die Sportler zu echten Champions machen.
Alle Kapitel in „Champions - Sporthelden, die Geschichte schreiben“ sind auch für Nicht-Sportfans wirklich spannend, interessant und informativ zu lesen. Geschichten, die das Leben schreibt, sind eben oft die besten.