Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Annabell

Bewertungen

Insgesamt 457 Bewertungen
Bewertung vom 27.06.2021
Die Augenzeugin / Harriet Vesterberg Bd.1
Bagstam, Anna

Die Augenzeugin / Harriet Vesterberg Bd.1


sehr gut

Harriet Vesterberg zieht aus Stockholm zurück in ihr Heimatdorf nach Lerviken. Dort fängt sie bei der Polizei als Ermittlerin an. Nebenbei kümmert sie sich um ihren Vater, einem bekannten Jura-Professor, der schon erste Zeichen von Demenz zeigt. Als eine Frau ermordet aufgefunden wird, bekommt Harriet gleich mit einem komplexen Fall zu tun. Dabei wird sie mit ihrer eigenen Vergangenheit konfrontiert. Kennt sie den Mörder?

"Die Augenzeugin" ist der erste Band einer neuen Reihe aus Schweden mit der Ermittlerin Harriet Vesterberg.

Der Start in die Handlung war ein wenig lahm und langatmig. Hauptsächlich wurden hier die ganzen Charaktere um Harriet, ihren Kollegen und aus ihrem privaten Umfeld vorgestellt. Da es ein erster Teil ist, konnte man es noch verkraften.

Gefühlt ist die ganze Zeit nicht wirklich etwas passiert. Erst gegen Ende ist es dann aufgedreht. Teilweise war die Story auch etwas vorhersehbar. Ich hatte dann schon relativ früh eine Ahnung wo es hinführen wird. Aber durch unerwartete Wendungen und tolle Überraschungen blieb es auch für mich noch spannend bis zum Schluss.

Die Auflösung aber fand ich doch ein wenig konfus. Ich hatte dann noch ein Fragezeichen, wer es denn nun wirklich war, weil es sich ein wenig widersprochen hat und nicht klar aufgelöst wurde.

Der Schreibstil ist schön angenehm und flüssig zu lesen. Durch die Beschreibungen der Orte wird eine schöne schwedische Atmosphäre geschaffen, die auch nicht allzu düster erscheint.

Man begleitet Harriet die ganze Zeit bei ihren Ermittlungen. Es war auch ohne Perspektivwechsel interessant, hätte es aber vielleicht noch spannender gemacht.

Der große Cliffhänger zum Schluss macht neugierig auf die weitere Entwicklung. Bin gespannt auf die Fortsetzung.

Mein Fazit:
Kommt anfangs kaum in Fahrt, aber zum Ende wird es nicht langweilig. Ein relativ ruhiger Schweden-Krimi, der sich schön lesen lässt. Für einen ersten Teil super gelungen.

Bewertung vom 26.06.2021
Schwarzer Nachtschatten / Apothekerin Maja Ursinus ermittelt Bd.1
Seibold, Jürgen

Schwarzer Nachtschatten / Apothekerin Maja Ursinus ermittelt Bd.1


sehr gut

Der Chef eines Arzneimittel-Kurierdienst wurde mit Solanin vergiftet. Man kann diesen Wirkstoff aus der Pflanze "Schwarzer Nachtschatten" gewinnen, aber nur wer es weiß. Die junge Apothekerin Maja Ursinus weiß wie es geht, denn Heil- & Giftpflanzen sind ihr Spezialgebiet. Sie gerät unter Verdacht, weil sie erst vor kurzem noch eine Affäre mit dem Ermordeten hatte. Um ihre Unschuld zu beweisen, fängt Maja selbst an zu ermitteln und begibt sich damit auf gefährliches Terrain.

"Schwarzer Nachtschatten" ist der Auftakt in die Reihe mit der Apothekerin Maja Ursinus.

Mir hat der Schreibstil sehr gut gefallen. Die Handlung ließ sich sehr flüssig und angenehm lesen. Erzählt wurde die Story aus verschiedenen Perspektiven. An den Absatzenden gab es immer wieder Cliffhänger, die es noch spannender gemacht haben und man mitgerätselt hat, wer denn nun dahinter steckt.

Es war spannend bis zum Schluss, denn erst zum Schluss bekam man die endgültige Auflösung. Allerdings fand ich die Handlung etwas vorhersehbar. Ich hatte schon früh meinen Verdacht, der sich auch zum Schluss bewahrheitet hat, aber die vielen eingebauten Rätsel und unerwarteten Wendungen haben mich doch manchmal noch zweifeln lassen.

Statt einem üblichen Kommissar oder Ermittler ist hier eine Apothekerin in der Hauptrolle, die als Hobbyermittlerin unterwegs ist. Mit Maja Ursinus ist dem Autor ein toller Charakter gelungen. Ich fand Maja von Anfang an sehr sympathisch.

Ein bisschen schade fand ich, dass man recht wenig über die Pflanze "Schwarzer Nachtschatten" und Apothekenwissen zu lesen bekommen hat, dafür dass hier eine Apothekerin ermittelt und es um den Giftstoff der Pflanze ging.

Mein Fazit:
Ein gut gelungener Krimi mit einer Apothekerin als Hobbyermittlerin. Zwar etwas vorhersehbar, aber dennoch spannend und angenehm zu lesen.

Bewertung vom 20.06.2021
Wiener Blut / Die Totenärztin Bd.1
Anour, René

Wiener Blut / Die Totenärztin Bd.1


ausgezeichnet

Wien, 1908. Fanny Goldmann ist Ärztin geworden und arbeitet nun als Gehilfin in der Wiener Gerichtsmedizin. Eines Abends wird ein toter Obdachloser eingeliefert. Niemand schenkt ihm einen zweiten Blick, außer Fanny. Sie ist der Meinung, dass er nicht eines natürlichen Todes gestorben ist und so obduziert sie ihn heimlich nachts. Eine gefährliche Entscheidung, denn nun steckt sie mitten in einer Verschwörung um einen Dieb und den verschwundenen Diamantsternen der toten Kaiserin Sissi. Fanny fängt an auf eigene Faust zu ermitteln und ahnt nicht wie sie sich selbst damit in Gefahr begibt.

"Die Totenärztin: Wiener Blut" ist der Auftakt in eine neue historische Reihe mit der Ärztin Fanny Goldmann.

Der Charakter Fanny ist dem Autor super gelungen. Sie ist schön ausgearbeitet und wirkt sehr sympatisch. Man begleitet sie die ganze Zeit auf ihrer Mördersuche, fühlt mit ihr, bekommt Angst und denkt sich manchmal auch "oh nein - mach das nicht". Aber auch die anderen Charaktere wurden sehr gut und lebendig ausgearbeitet.

Den Schreibstil finde ich sehr schön. Er ist der zeitlichen Epoche angepasst und man hat das Gefühl als wenn man beim Lesen in die längst vergangene Zeit reist.

Die Beschreibungen von Orten und Handlungen sind sehr bildlich. Ab und an ist es vielleicht mal nicht für Zartbesaitete wenn sie während der Obduktion die Leichenteile auseinander nehmen und dann auch mal was hängen bleibt. Aber auf eine gewisse Art und Weise wird das, was normal ein wenig eklig ist, sehr amüsant rüber gebracht. Selbst in gruseliger Atmosphäre war es noch sehr humorvoll. Ich musste das ein oder andere Mal ordentlich schmunzeln.

Die Medizingeschichte und die wahren Begebenheiten wurden toll recherchiert und sehr gut in die Story mit eingeflochten. Das hat das ganze noch ein wenig aufgelockert und es war interessant zu erfahren wie die Medizin damals so wahr.

Es war spannend bis zum Schluss. Es gab viele unerwartete Wendungen und viele Cliffhänger an den Kapitelenden. Die Cliffhänger waren immer fies, so konnte ich gar nicht aufhören zu lesen. Und der große Cliffhänger ganz zum Schluss ist natürlich gemein, denn jetzt heißt es warten auf den zweiten Teil.

Mein Fazit:
Eine super Mischung aus Witz und Spannung. Das Buch ist auf jeden Fall sehr lesenswert.

Bewertung vom 13.06.2021
Die Stieftochter
Bach, Ildy

Die Stieftochter


gut

Vor Jahren ging ein Notruf bei der Polizeistation ein. Auf dem Familienanwesen der Gretzkys hat sich ein Unglück ereignet. Als die Beamten eintrafen, trafen sie eine Frau, blutverschmiert, auf der Schaukel an. In der Villa selbst lag der tote Mann.
Jetzt Jahre später ereignet sich wieder ein Vorfall in der Villa. Dies Mal ist die Frau das Opfer, die damals für die Mörderin gehalten wurde.Tess Gretzky, die Tochter des Ermordeten und Stieftochter der vermeintlichen Mörderin beginnt widerwillig Nachforschungen anzustellen. Warum wurde ihr Vater damals ermordet? War es wirklich ihre Stiefmutter? Und wer hat ihr nun aufgelauert? Sie beginnt in der Vergangenheit zu graben und stößt auf ein Netz aus Lügen und Intrigen.

Durch den flüssigen Schreibstil lässt sich das Buch angenehm lesen. Außerdem wurde eine tolle Atmosphäre durch die Beschreibungen der Handlungsorte geschaffen.

Die Story wurde in zwei Handlungsstränge aufgeteilt. Das hat die Spannung erhöht, weil man nicht wusste, wo es hinführen wird. Doch der zweite Handlungsstrang tauchte so urplötzlich auf, kommt dann nur mal sporadisch hoch bis dann beide erst zum Ende zusammenlaufen. Das hat mein Lesefluss etwas gestört, da ich den zweiten Strang nie wirklich einordnen konnte. Es wirkt auch recht konstruiert und sehr unglaubwürdig, auch die Aufklärung zum Schluss ist für mich recht an den Haaren herbeigezogen und auch nicht wirklich klar. So ganz verstanden habe ich die Story leider nicht.

Die Hauptprotagonisten blieb mir sehr fremd. Immer wieder war die Rede davon, dass sie beruflich irgendwelche Analysen macht und sowas wie eine Juristin bei einer Bundesbehörde ist. Leider wurde nie klar zur Sprache gebracht was sie wirklich ist. Ich finde es schade, dass daraus so ein Geheimnis gemacht wurde, ansonsten wäre ihr Verhalten und ihre Handlungen vermutlich verständlicher und glaubwürdiger angekommen.

Die ganze Handlung an sich war recht durchschaubar. Ich hatte schon früh eine Ahnung wo das Ganze enden wird. Erst zum Ende wurde es richtig spannend, ansonsten war es eher immer nur ein Dahingeplätscher mit einem sehr niedrigen Spannungsbogen.

Mein Fazit:
Ich habe hier einen tollen Psychothriller erwartet, aber wurde leider enttäuscht. Es war leider kein Nervenkitzel zu finden und die ganze Handlung ist so dahingeplätschert und war etwas konfus. Wer es lesen möchte, kann es gerne ausprobieren, nur eine klare Leseempfehlung kann ich leider nicht geben.

Bewertung vom 06.06.2021
Der Bruder / Milla Nova ermittelt Bd.3
Brand, Christine

Der Bruder / Milla Nova ermittelt Bd.3


sehr gut

Nach dem Tot ihres Vaters macht sich Irena Jundt, Rechtmedizinierin der Berner Kripo, auf den Weg in das abgelegene Bergdorf, um ihr Elternhaus zu räumen. Ihre Kindheit endete damals abrupt mit dem Verschwinden ihres Bruders Beni. Ein Kindermörder wurde für die Tat verurteilt, doch als Irena wieder in ihrem Heimatdorf ist kommen Zweifel auf. Sie merkt, dass die Dorfbewohner scheinbar etwas verbergen. Fast zeitgleich wird in Bern ein kleiner Junge als vermisst gemeldet. Sandro Bandini nimmt die Ermittlungen auf. Auch seine Freundin, die Journalistin Milla, steckt auf ihre Art ihre Nase in den Fall. Niemand ahnt, dass der Fall noch weitere Kreise ziehen wird und bis in die Vergangenheit reicht.

"Der Bruder" ist der dritte Fall für Milla Nova und Sandro Bandini. Der Fall an sich ist in sich abgeschlossen und man kann ihn ohne Vorkenntnisse lesen. Doch bei der privaten Rahmengeschichte der Protagonisten ist es empfehlenswert auch die Vorgänger zu kennen. Ich kannte diese noch nicht und habe mich bei den Protagonisten etwas verloren gefühlt.

Dadurch dass ich die Protagonisten vorher noch nicht kannte, sind sie mir etwas blass und fremd geblieben. Leider wurden nur sehr wenig notwendige Informationen in die Handlung mit eingewoben. Ich wurde leider nicht wirklich warm mit ihnen und zum Schluss wurden mir zwei auch durch ihre Handlungen miteinander etwas Unsympathisch. Ich hoffe das legt sich in den Nachfolgebänden wieder.

Auch wenn ich etwas gebraucht habe, um mich auf die Handlung zu konzentrieren und hineinzukommen, fand ich die Story sehr spannend. Die Story war aus verschiedenen Perspektiven der Hauptprotagonisten immer im Wechsel aufgebaut. Die Wechsel habe ich anfangs und auch in der Mitte noch als ziemliches Durcheinander empfunden. Mir war das ein wenig zu viel, sodass ich mich da nicht richtig auf eine Sache konzentrieren konnte. Aber die Kapitel endeten in der Regel mit einem Cliffhänger. Dazu der super flüssige Schreibstil haben den Thriller super spannend gemacht und ich konnte ihn kaum noch aus der Hand legen.

Mein Fazit:
Auch wenn die Story in der Art, mit dem Verschwinden von Beni, nichts Neues für mich war, habe ich mich trotzdem mit spannenden Stunden sehr gut unterhalten gefühlt. Einmal angefangen, kann man kaum noch aufhören zu lesen.

Bewertung vom 05.06.2021
Gefährliche Mittsommernacht / Cilla Storm Bd.1
Holst, Christoffer

Gefährliche Mittsommernacht / Cilla Storm Bd.1


sehr gut

Nach ihrer Trennung von ihrem Freund zieht es die junge Journalistin Cilla Storm nach Bullholmen. Sie hat sich ein Häuschen in einer Schrebergartenkolonie gekauft und möchte nun einfach entspannen und ihren Liebeskummer vergessen. Doch ihre Urlaubsstimmung ist schnell vorbei, als den Morgen nach der Mittsommernacht ein totes Mädchen am Wasser liegt. Ausgerechnet Cilla war es, die das Mädchen in der Nacht noch gesehen hat. Der attraktive Sohn ihrer Nachbarin leitet die Ermittlungen und weil Cilla neugierig ist, steckt auch sie ihre Nase hinein, was das Ganze aber nicht so einfach macht. Kurze Zeit später passiert auch noch ein zweiter Mord auf der idyllischen Schäreninsel.

"Gefährliche Mittsommernacht" ist der Auftakt in eine neue vierteilige Schweden-Krimi-Serie. Der Auftakt ist auf jeden Fall gelungen. Ich habe mich sehr gut unterhalten gefühlt.

Der Schreibstil ist einfach gehalten und lässt sich angenehm und locker von der Hand lesen.

Im Großen und Ganzen ist der Krimi sehr ruhig. In der ersten Hälfte passiert hier noch nicht ganz so viel. Viel mehr ist dieser Teil mit den privaten Rahmengeschichten der Protagonisten ausgeschmückt. Man lernt hier alle Protagonisten kennen und alle waren mir sehr sympathisch. Erst in der zweiten Hälfte nimmt der eigentliche Krimifall dann an Fahrt auf. Aber es wird zu keinem Zeitpunkt langweilig, man erfährt immer wieder etwas Neues.

Der größte Teil wird aus der Perspektive von Cilla geschrieben. Ihre Gedanken und Gefühle bekommt man dadurch hautnah mit und man entwickelt auch eine Bindung zu ihr. Es wurden aber auch noch andere Perspektiven eingeschoben wie die Rückblenden zur Mittsommernacht vor 10 Jahren. Hier erfährt man Stück für Stück was damals passiert ist und das Puzzle setzt sich dadurch zusammen.

Die Liebesgeschichte zwischen Cilla und Adam ist ohne viel Kitsch, einzig und allein ging es mir etwas zu schnell vonstatten, dafür dass die beiden sich gerade erst kennengelernt haben. Aber ich bin gespannt was in den Folgebänden noch passiert.

Mein Fazit:
Ein schöner ruhiger Schären-Krimi ohne großartiges Blutvergießen. Perfekt für zwischendurch oder für eine schöne laue Sommernacht.

Bewertung vom 29.05.2021
Das Buch des Totengräbers / Inspektor Leopold von Herzfeldt Bd.1
Pötzsch, Oliver

Das Buch des Totengräbers / Inspektor Leopold von Herzfeldt Bd.1


ausgezeichnet

Der Pfahlmörder
Wien, 1893 - Ein abergläubischer Serientäter schein in Wien umzugehen. Als der junge Polizeiinspektor Leopold von Herzfeldt in Wien ankommt, hört er sogleich von einer Frauenleiche am Prater. Neugierig wie er ist macht er sich so gleich auf den Weg. Nur kurze Zeit später wird erneut eine Frauenleiche am Prater gefunden. Alle wurden ermordet und brutal gepfählt. Leo sucht den schrulligen Totengräber Augustin Rothmayer auf dem Zentralfriedhof auf. Er ist eine Experte auf dem Gebiet, was Todesursachen angeht und die beiden fangen an gemeinsam zu ermitteln.

"Das Buch des Totengräbers" ist der Auftakt in eine neue Reihe mit dem Polizeiinspektor Leopold von Herzfeldt. Es ist ein historischer Krimi.

Ich habe mich anfangs recht schwer getan in das Buch hinein zukommen. Durch die historische Ausdrucksweise und dann noch der Wiener Dialekt dazwischen hat es bei mir etwas gedauert bis mir der Schreibstil geläufig war. Einige Begriffe waren mir unbekannt und ich musste Google zu Rate ziehen. Hier wäre ein kleines Glossar im Anhang sehr hilfreich gewesen.

Der Wiener Dialekt und die historische Ausdrucksweise haben aber für eine wunderschöne historische Atmosphäre in Wien gesorgt. Ich konnte mir alles sehr gut bildlich vorstellen und hatte das Gefühl ich wäre wie im Film.

Alles wurde sehr lebendig beschrieben und dadurch die Handlungsorte und die Protagonisten zum Leben erweckt. Die Figuren wirkten sehr authentisch. Den Totengräber fand ich urig aber auch einen schrulligen alten Kauz. Im Dunkeln möchte ich ihm wahrscheinlich nicht begegnen.

Leopold fand ich anfangs etwas unsympatisch. Er ist etwas schnöselig, arrogant und besserwisserisch seinen Kollegen und Vorgesetzten gegenüber aufgetreten. Erst zum Ende der Handlung hat sich das gegeben. Aber bei seinen komischen Kollegen war sein Auftreten durchaus verständlich.

Die komplette Story fand ich sehr interessant. Man erfährt hier viel über die damalige Vorgehensweise bei den Ermittlungen, die Entwicklung der kriminalistischen Methoden aber auch über den Tod und den Verwesungsprozess. Kritische Themen wie die technischen Neuerungen wie das Telefon, Fahrräder, Elektrifizierung usw. wurden hier perfekt eingeflochten.

Der Autor hat immer wieder Rätsel und kleine Hinweise auf einen möglichen Täter gegeben, die zum Mitraten einladen. Und immer wenn man denkt, man sei auf der richtigen Spur kommt eine unerwartete Wendung.

Mein Fazit:
Taucht mit "Das Buch des Totengräbers" ein ins längst vergangene Wien Ende des 19. Jahrhunderts. Genießt die tolle historische Atmosphäre und begleitet den schrulligen Totengräber und den jungen Inspektor bei ihren Ermittlungen. Klare Leseempfehlung für alle die historische Krimis lieben und 4,5 Sterne.

Bewertung vom 28.05.2021
Nordwestzorn / Soko St. Peter-Ording Bd.2
Jensen, Svea

Nordwestzorn / Soko St. Peter-Ording Bd.2


ausgezeichnet

Alter Vermisstenfall
Anna Wagner ist nun mit der neu gegründeten Vermisstenstelle nach St. Peter-Ording gezogen. Sie nimmt sich den alten Vermisstenfall des vor 15 Jahren verschwundenen Jungen aus einem Sommercamp. Seine Leiche wurde nie gefunden. Damals standen drei Männer als Tatverdächtige im Fokus der Ermittlungen. Der damalige Camp-Leiter wurde sogar angeklagt, aber freigesprochen. Weil schlecht über ihn geredet worden ist, ist er ins Ausland gezogen. Als er nun nach Jahren zurückkehrt und kurze Zeit später verschwindet ist der SOKO schnell klar, dass es mit dam alten Fall zu tun hat, den sie schnellstens lösen müssen.

"Nordwestzorn" ist der zweite Fall für die SOKO St. Peter-Ording. Er kann auch ohne Vorkenntnisse gelesen werden, doch es empfiehlt sich mit Band 1 zu beginnen, da auch die persönliche Geschichte der Ermittler auf einander aufbaut. Falls man den ersten Teil noch nicht kennt, bekommt man alle notwendigen Informationen zu den Protagonisten in die Handlung eingewoben, ohne dass der Lesefluss gestört wird.

Die Story an sich ist sehr ruhig. Es passiert kaum etwas. Die SOKO nimmt den Fall des vermissten Florians wieder auf und geht die alten Ermittlungen durch und führen nochmals Befragungen mit den damaligen Beteiligten. Erst als der ehemalige Tatverdächtige verschwindet, nimmt es ein wenig Fahrt auf und die Spannung steigt auch durch unerwartete Wendungen.

Die Umgebung und die Atmosphäre wurde wirklich toll beschrieben. Ich hatte gleich wieder Bilder aus meinen letzten Urlauben vor Augen und wusste an welchem Ort die Handlung gerade gespielt hat.

Die Diaologe zwischen den Protagonisten waren sehr lebendig. Ich hatte immer das Gefühl, als wenn ich daneben stehe und es hautnah mit ansehe.

Auch die Protagonisten wirken durch ihre ganz eigene Geschichte sehr lebendig und authentisch. Durch ihre ganz persönliche Geschichte sind sie dem Leser ganz nah. Ich finde es schön, dass die Protagonisten ihre ganz eigene Geschichten haben, die sich stetig weiterentwickelt und nicht nur stocksteife Figuren in der Handlung sind. Die Hauptprotagonisten Anna Wagner und Hendrik Norberg und seine Famile habe ich jedenfalls in mein Herz geschlossen.

Mein Fazit:
Ein ruhiger, aber dennoch sehr lebendiger Cold Case-Fall. Schöner Schreibstil und tolle Umgebungsbeschreibungen. Ich bin schon gespannt auf weitere Teile mit der tollen SOKO SPO.

Bewertung vom 27.05.2021
Ich will dir nah sein
Nisi, Sarah

Ich will dir nah sein


sehr gut

Lester Sharp arbeitet in London in einem Fundbüro des öffentlichen Nahverkehrs. Hier katalogisiert er alle verlorenen Fundstücke wie Handys, Schlüssel, Geldbörsen. Alle seine Fundstücke bekommen auch eine Note seines persönlichen Interesses. Besonders gern hat er Kleidungsstücke und medizinische Geräte. In seinem privaten Leben hat er auch ein Hang zum Sammler und er ist etwas sonderbar. Er tut sich mit Frauen und zwischenmenschlichen Beziehungen etwas schwer. Als in der Wohnung nebenan die junge Erin einzieht, weiß er zunächst nicht wie er sich verhalten soll. Doch schon bald kommt er ihr nah, näher als er es eigentlich sollte.

Die Handlung wird in der personellen Erzählperspektive erzählt und ist aus drei unterschiedlichen Perspektiven der drei Protagonisten aufgebaut. Durch diese wechselnden Perspektiven konnte der Spannungsbogen bis zum Schluss gehalten werden. Wenn eine Perspektive vorbei war und die nächste kam, musste man automatisch weiterlesen, wel man immer wissen wollte was noch passiert bzw. wie es ausgeht.

Die Auflösung zum Schluss war sehr schlüssig und es gab sogar noch eine unerwartete Wendung, mit der ich so gar nicht gerechnet hatte.

Der Hauptprotagonist Lester Sharp war mir sehr gruselig und teilweise auch recht eklig. Ein richtiger Psychopath. Aber er wurde sehr glaubhaft und authentisch rüber. Nur der Grund warum er so ekelerregend und ein Psychopath fehlte. Gab es mal ein einschneidenes Erlebnis in seiner Kindheit oder ähnliches? Das wurde leider nicht erwähnt. Stattdessen wurde es einfach so dahingestellt. Dadurch blieb die Person dennoch sehr blass, genau wie die anderen beiden auch. Man hat kaum Gefühle der Personen gespürt und ich konnte deswegen auch keine Bindung aufbauen.

In der gesamten Story wurde wenig Platz für Nebensächlichkeiten gelassen. Zum einem fand ich das toll, weil man sich dann voll und ganz auf die Story konzentrieren konnte. Aber dann war eben auch das Problem, dass die Protagonisten recht blass blieben und sich keine Umgebungsbilder aufbauen wollten.

Bei einigen Schilderungen von Lesters Handlungen lief es mir schon kalt den Rücken runter, aber dennoch fehlte mir der letzte Kick. Für einen richtig guten Psychothriller fehlten mir hier einfach die Psychospielchen und das Gänsehautfeeling mit Herzklopfen. Es ging nicht so tief unter die Haut wie andere Psychothriller.

Der Appell, dass man bei einer neuen Wohnung als erstes das Schloss austauschen sollte, ist der Autorin gut gelungen. Echt beängstigend und gruselig sich vorzustellen, wenn jemand in meiner Abwesenheit durch die eigene Wohnung streift.

Mein Fazit:
Mit "Ich will dir nah sein" hat Sarah Nisi ein gelungenes Debüt hingelegt. Spannung bis zum Schluss. Allerdings hat mir noch das Gänsehautfeeling gefehlt. Aber das ist sicher noch ausbaufähig.

Bewertung vom 26.05.2021
Dunkelkammer / David Bronski Bd.1
Aichner, Bernhard

Dunkelkammer / David Bronski Bd.1


ausgezeichnet

Im winterlichen Innsbruck rettet sich ein Obdachloser in eine seit längerem leerstehende Wohnung. Dort macht er eine unglaubliche Entdeckung. Im Schlafzimmer liegt seit 20 Jahren eine Leiche, mumifiziert. Das perfekte Fressen für Pressefotograf David Bronski. Er liebt das Fotografieren von Toten und zieht sich mit den Fotos in seine Dunkelkammer zurück. Gemeinsam mit seiner Kollegin Svenja Spielmann vom Tatort bereicht. Allerdings verschweigt er etwas, nämlich dass auch der Fall auch ihn betrifft...

"Dunkelkammer" ist der erste Band einer neuen Reihe mit dem Pressefotografen David Bronski.

Vor allem der besondere Schreibstil des Autors sticht hier raus. Viele kurze Sätze wurden aneinander gereiht,dazu noch kurze Kapitel und immer wieder unvorhersehbare Wendungen haben ein sehr hohes Tempo und Spannung auf einem sehr hohem Niveau erzeugt. Für mich war es total fesselnd und ich konnte mich nur schwer wieder loslösen.

Die Handlung wurde in verschiedenen Perspektiven erzählt. Es gab zwei unterschiedliche Arten, die "normalen" Kapitel und die Dialoge. Die normalen Kapitel waren immer aus unterschiedlicher Sichtweise erzählt, wobei aber am Kapitelanfang nicht erwähnt wurde, welcher Protagonist gerade handelt. Es hat sich aber immer sehr schnell erschlossen, weil es sich meist auf das vorangegangene Dialogkapitel bezogen hat.

Die Dialoge wurden mit Spiegelstrichen geschrieben. Auch recht ungewöhnlich, aber besser als wenn immer die sprechende Person vor dem Gesagten stehen würde. Als Leser hatte ich hier das Gefühl, dass ich direkt beim Gespräch dabei sein würde und immer zwischen den sprechenden Personen hin und her schauen würde. Das war ein bisschen wie ein Ping-Pong Spiel.

Als der Autor sich selbst in die Handlung mit einbrachte, musste ich sogar ein wenig schmunzeln.

Die Charaktere waren ungewöhnlich und wirkten originell und authentisch. Allerdings waren sie mir noch etwas blass. Ich konnte noch nicht so wirklich eine Bindung aufbauen, aber vielleicht kommt das noch in den Folgebänden. Bronski ist hier durch seine Leidenschaft des Fotografierens von Toten der speziellste Charakter.

Mein Fazit:
Ein super Auftakt. Hohes Tempo. Fesselnd. Für mich war es eher ein Psychothriller statt einem Krimi, aber egal, ich fand es trotzdem klasse, möchte gerne mehr davon haben und dann die Charaktere bitte auch nicht mehr so blass und unnahbar. So gibt es erstmal 4,5 Sterne und eine klare Leseempfehlung.