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flyspy

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Insgesamt 319 Bewertungen
Bewertung vom 16.06.2021
Jensen, Svea

Nordwestzorn / Soko St. Peter-Ording Bd.2


sehr gut

Ein trauriger Vermisstenfall …

… vor der rauen Nordseekulisse im Winter.
Der zweite Band der St. Peter-Ording-Reihe von Svea Jensen knüpft an Band eins an. Die Kenntnis des ersten Bandes macht es an der einen oder anderen Stelle leichter, die Protagonisten einzuordnen, ist aber nicht unbedingt erforderlich.
Da mir bereits in Band 1 die Hauptpersonen sympathisch waren, habe ich mich auf die Fortsetzung gefreut. Schön, dass Anna Wagner, jetzt auf Dauer, zurück ist und auch wieder mit Hendrik Norberg zusammenarbeiten kann. Anna rollt einen alten Fall auf, bei dem ein neunjähriger Junge verschwand. Leider konnte der Fall damals nicht aufgeklärt werden, der Hauptverdächtige wurde freigesprochen und verließ die Region, um ins Ausland zu gehen. Jetzt taucht er wieder in seiner Heimat auf.
Neben der Handlung rund um den Fall erfährt man auch wieder einiges aus dem Privatleben der beiden Ermittler, Hendrik ist inzwischen etwas zugänglicher. Auch die übrigen Charaktere sind gut gezeichnet, man fühlt mit und kann eine Vorstellung von den Personen im Kopf entwickelt.
Vom Schreibstil her hat mir das Buch genau wie Band 1 gut gefallen, es liest sich gut. Nur dauert es leider wieder lange, bis so richtig Spannung aufkommt. Die zahlreichen Dialoge mit Bewohnern und den damaligen Ermittlern ziehen den Krimi in die Länge. Ähnlich wie im ersten Band könnte der Spannungsbogen höher sein, das hatte ich mir für Band 2 erhofft.
Daher bin ich mir auch nicht sicher, ob ich mir einen dritten Band der Serie zulegen würde.

Fazit: lesenswert, wenn man ruhigere Krimis bevorzugt

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.06.2021
Adam, Eva

FLEISCHESLUST IN UNTERFILZBACH


sehr gut

Unterhaltsam
Es geht wieder einmal rund in Unterfilzbach, der selbsternannte Bauerndetektiv Hansi Scharnagl ermittelt in dem Todesfall des zum Vegetarier mutierten ehemaligen Metzgers Max, sehr zum Ärger des örtlichen Kommissars. „Fleischeslust“ ist bereits der vierte Band aus der bayerischen Krimireihe aus Unterfilzbach, lässt sich aber auch gut lesen, wenn man die vorherigen Bücher nicht kennt. Durch überschaubare Kapitel wird es möglich, den Lesefortschritt an das eigene Tempo individuell anzupassen – wenn man sich denn vom Buch losreißen kann.
Schön beschrieben sind auch die kleinen täglichen Familienzwiste mit Diskussionen zu gesunder Lebensweise und Bewegung oder auch in Bezug auf das bisher kaum stattfindende Liebesleben des Hansi Junior. Auch die übrigen Protagonisten, Freude und weitere Dorfbewohner sind gut charakterisiert und nehmen im Kopf Gestalt an. Eva Adams Krimikomödien sprühen nur so von bayerischen Lokalkolorit, es macht Spaß das Buch zu lesen. Für Freunde von lockeren Krimis, gewürzt mit Humor, sehr zu empfehlen.

Bewertung vom 16.06.2021
Albert, Sandrine

Mord au Vin / Claire Molinet ermittelt Bd.1


ausgezeichnet

Spannungsgeladene Story und dazu eine interessante Region

Ein Mordfall erschüttert die Weinregion rund um Bordeaux. Eine mumifizierte Leiche wird unter dem Sand der Düne von Pilat entdeckt, eine junge Frau verschwindet spurlos und zusätzlich kommt es zu Auseinandersetzungen zwischen klassischem Weinanbau mit Einsatz von Pestiziden versus Bioanbau. Hängt dies alles zusammen? Bei der Aufklärung der Fälle treffen die Privatdetektivin Claire Molinet und Commandant Raoul Chénier aufeinander und ermitteln bald gemeinsam. Erzählt wird auch ein Teil der Familiengeschichte von Claire, aber nicht alles. Davon erfahren wir sicher mehr in einem Folgeband.
Das Buch liest sich gut und flüssig, die Protagonisten sind gut gezeichnet, sowohl die auf Anhieb sympathischen als auch die weniger sympathischen Charaktere.
Der Autorin gelingt darüber hinaus auch eine anschauliche Beschreibung der Region, die Geschichte ist spannend, das Ende nicht vorhersehbar. Das Einstreuen der Französischen Ausdrücke macht das Eintauchen in das Buch authentischer. Ein Glossar hilft nichtfrankophilen Lesern die verwendeten französischen Begriffe zu verstehen. Ich fühlte mich gut unterhalten, blieb‘ an dem Buch dran und empfehle es gerne weiter.

Bewertung vom 15.06.2021
Kessel, Carola von

Weltraum / Wieso? Weshalb? Warum? - Erstleser Bd.4


ausgezeichnet

Gut und verständlich erklärt

Das Buch richtet sich an Erstleser, 2. Schuljahr und erklärt anschaulich und kindgerecht den Weltraum und alles Wichtige in diesem Zusammenhang, wie das Sonnensystem, Forschung und Raumflug. Durch die vielen Bilder und Illustrationen werden die Inhalte verständlich dargestellt. Mir gefällt auch das Farbleitsystem zu den Hauptkapiteln gut, so findet man sich schnell im Buch zurecht. Die Texte sind kurz und in großer Schrift verfasst, ein Vorteil für Erstleser (und Oma oder Opa brauchen keine Brille beim Vor- und Mitlesen).
Die Wissensvermittlung wird aufgelockert durch kleine Rätsel, ein Leselotto und Sticker zum Einkleben in eine Doppelseite. Und der kleine Astronaut, der die Erläuterungen begleitet, macht das Thema noch anschaulicher. Ein Buch, welches Spaß macht und welches ich gerne weiterempfehle. Wahrscheinlich werde ich auch weitere Bücher dieser Reihe kaufen.

Bewertung vom 25.05.2021
McGuire, Ian

Der Abstinent


gut

Archaisch
Bisher kannte ich noch kein Buch von Ian McGuire. Das Buch hat mich aufgrund der Epoche, in der die Handlung angesiedelt ist, interessiert. Die politischen Konflikte zwischen England und Irland mit der irischen Unabhängigkeitsbewegung und dem gescheiteren Aufstand der Fenier, aus der später heraus die IRA entstand, bieten genügend Zündstoff für einen spannenden Roman.
Mit den Hauptprotagonisten, dem Iren James O’Connor, der nach dem Tod seiner Frau dem Alkohol verfallen war und dem amerikanischen Kriegsveteranen mit irische Wurzeln Stephen Doyle, stehen sich zwei unerbittliche Kontrahenten gegenüber, die sich letztendlich einen Überlebenskampf liefern.
Beim Lesen war ich zwiegespalten: Der Roman spielt in einer sehr interessanten geschichtlichen Epoche, die damaligen Lebensbedingungen und die Charaktere der Gegner sind gut herausgearbeitet. Der ganz eigene Sprachstil passt zu den Figuren, beeindruckt und lässt einige Bilder im Kopfkino entstehen. Einige Passagen empfand ich als unnötige Längen, die mich fast haben verzweifeln lassen, so dass ich geneigt war, mittendrin das Buch wegzulegen. Da mich die Geschichte jedoch interessiert hatte, bin ich bis zum Schluss drangeblieben. Ob es sich gelohnt hat, muss jedoch jede Bücherratte für sich entscheiden, für geschichtlich Interessierte ist das Buch lesenswert.

Bewertung vom 22.05.2021
Nestmeyer, Ralf

Languedoc-Roussillon Reiseführer Michael Müller Verlag


ausgezeichnet

Gut strukturierter Reiseführer
Ralf Nestmeyer ist ein lesenswerter und hilfreicher Reiseführer gelungen. Sehr umfangreich und dabei von der Größe her so, dass man ihn ständig dabeihaben kann. Eine klare und durchdachte Gliederung hilft bei der Orientierung. Viele kleinere, in den Reiseführer integrierte Karten und die zusätzliche, herausnehmbare Faltkarte sorgen dafür, dass man sich gut zurechtfindet. Ergänzt wird der Reiseführer mit einem informativen Nachschlageteil, Vorschläge für Wandertouren und in den Reiseführer eingestreuten Infoblöcken, die auch ungewöhnliche und amüsante Einblicke geben.
Viele Restauranttipps, Übernachtungsvorschläge und Informationen zu Markttagen und Museen der Region ergänzen die Schilderungen zu den einzelnen Orten.
Und alles liest sich sehr gut. Sachlich und informativ, wo es erforderlich ist. Aber nicht trocken, wenn es um Geschichte und Geschichtchen geht.
Ich selbst war schon oft im Languedoc unterwegs und kenne insbesondere das Aude und Hérault gut. In dem Reiseführer fand ich vieles Bekannte wieder und dazu auch Neues, was sich zu entdecken lohnt. Für Reisevorbereitung und -begleitung kann ich den aktuellen Reiseführer uneingeschränkt empfehlen.

Bewertung vom 15.05.2021
Pechstein, Gerd

Sonne im Glas


sehr gut

Ein unvergesslicher Sommer am Plattensee
Gerd Pechstein schildert in diesem Roman die Erlebnisse des 19jährigen Peter, der zum ersten Mal in seinem Leben nach Ungarn, an den Balaton, fährt und dort zwei erlebnisreiche Wochen mit seiner Brieffreundin Maria und deren Familie verbringt. Anfang der 60iger Jahre war es für die damaligen DDR-Bürger etwas Besonderes, ausreisen zu dürfen und schon alleine die Fahrt mit der Bahn war lang und kompliziert. Peter lernt nicht nur viele Menschen kennen, er erfährt auch einiges über die kulturellen Unterschiede, über fremde Essgewohnheiten und verschiedenartige Lebensentwürfe. Eingerahmt wird die Geschichte von der Planung des nunmehr Rentners Peter und seiner Frau, die langjährigen Freunde am Balaton zu besuchen. So werden bei ihm die Erinnerungen an seine erste Reise wach.
Der Roman zeigt unverkennbar autobiographische Züge und der Schreibstil wirkt auf mich, als wenn die Erinnerungen an die Reise für die Familie festgehalten würden. Vielen Schilderungen und Beschreibungen würden dabei etwas mehr Lebendigkeit guttun, es gelingt mir auch nicht immer, mir die Orte der Handlung bildlich vorzustellen. Es entsteht eine gewisse Distanz zum Leser, der Leser wird stellenweise nicht so richtig mitgenommen auf die Reise.
Was das Buch für mich auch interessant machte, war das Wieder-Bewusstwerden, wie schwierig Lebensumstände für DDR-Bürger sein konnten. Auch wenn Zweige meiner eigenen Familie noch heute in Thüringen und in der Ostseeregion leben und wir „damals“ aus dem Westen viele Weihnachtspäckchen gepackt haben, gerät dies leicht in Vergessenheit. Den Wert von Zigaretten oder Seidenstrümpfen als Tauschartikel kann man heute kaum noch ermessen.
Wichtigste Botschaft des Buches für mich war jedoch der Wert der Freundschaft. Eine Freundschaft, die Jahrzehnte hält und die auch auf die nachfolgenden Generationen wirkt, ist etwas Besonderes und umso schöner, wenn sie gepflegt wird. Und hierbei spürt man die Sonne sowohl im Glas als auch im Herzen. Und das macht das Lesen lohnend.

Bewertung vom 12.05.2021
Tesson, Sylvain

Der Schneeleopard


ausgezeichnet

Ein Buch zum „Herunterkommen“
Wer hier eine spannende Tiergeschichte erwartet, wird enttäuscht sein. Sylvain Tesson nimmt uns mit auf eine leise Reise in die Stille der Natur. Es ist ein ruhiges Buch, eines was beim Lesen entspannt und den Blick öffnet für eine andere Welt. Ein Buch, welches mit seinen Bildern die Augen für den Wert unserer Tierwelt und der fragilen Lebensräume weitet und welches berührt. Die Geduld, die dabei ein Tierfotograf mitbringen muss, ist unerschöpflich und bewundernswert. Die Gedanken, an denen uns Sylvain Tesson teilhaben lässt, können als philosophisch bezeichnet werden und heben uns auf eine metaphysische Ebene, in der man die ganze Poesie der Natur erfühlt. Ich lese viele Krimis und Thriller, freue mich aber auch über ganz andere Buchgenres, so wie dieses, welches mich aus dem Krimitrubel herausholt und die Sinne ganz anders anspricht. Eine wunderbare Lektüre, bei der keine Zeile langweilig wurde und die ich gerne weiterempfehle.

Bewertung vom 12.05.2021
Lucas, Rachael

Die kleine Bücherei in der Church Lane


sehr gut

Liebenswerter Roman
Lucy ist eine Lehrerin, die dringend eine Auszeit braucht und sich entschließt, für ein halbes Jahr in ein kleines Cottage in einem Dorf umzuziehen. Mit ihrem kleinen Terrier trifft sie in Little Maudley ein und schafft es bald, sich in das Dorfleben zu integrieren. Sogar ihre alte Nachbarin, die zunächst sehr unzugänglich erscheint, gewinnt sie als Freundin.
Der Roman hat neben einer sich anbahnenden Romanze noch mehr zu bieten. Man erfährt einiges aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs, in dem viele junge Frauen rekrutiert und auf das Land versetzt wurden, um die britische Spionageabwehr zu unterstützen. Das Dorfleben wird so beschrieben, wie man es auch aus verschiedenen englischen Serien kennt und das örtliche Projekt mit dem Umbau einer alten Telefonzelle zu einer kleinen Bücherei ist sympathisch. Die verschiedenen Tiere, die im Buch auftreten, passen auch gut zur Geschichte.
Das Buch liest sich flüssig und es macht Spaß, der Handlung zu folgen. Ich bin kein Fan von reinen Liebesromanen und würde das Buch auch nicht unbedingt in diese Kategorie einordnen. Es ist einfach ein nettes Buch, eine unterhaltsame Sommerlektüre, mit der man gut einige Stunden auf dem Balkon verbringen kann.

Bewertung vom 12.05.2021
Casagrande, Romina

Als wir uns die Welt versprachen


sehr gut

Das Lesen lohnt, mit einem „ja aber“…

Lohnt sich das Lesen dieses Buches? Ja, es lohnt sich, allein wegen der historischen Passagen, in der Romina Casagrande die Erlebnisse von Edna aus ihrer Kindheit erzählt. Die Geschichten um die sogenannten Schwabenkinder, die als billige Arbeitskräfte von ihren armen Familien an Bauern vermittelt wurden, war mir bekannt und war auch der Grund, warum mich das Buch interessierte. Dieser Teil der Erzählung ist bewegend und dramatisch zugleich. Die Schwabenkinder hatten ein schweres Leben, in so jungen Jahren hart arbeiten zu müssen. wurden dabei drangsaliert. Dennoch entsteht zwischen dem Leid eine besondere Freundschaft zu Jacob, die noch lange im Leben Ednas nachhallt.
Während der historische Teil berührt, ist es schwierig zu der alten Edna einen persönlichen Zugang zu finden. Es fängt damit an, dass ich nicht glauben kann, dass eine beschwerliche Reise von Südtirol über die Alpen bis nach Ravensburg – überwiegend zu Fuß - für eine Neunzigjährige „mit Papagei im Käfig“ realistisch ist. Edna hat zwar einen starken Willen, ist aber nicht so fit, dass ich es ihr zutrauen würde. Unterwegs hat sie einige – teils kuriose Begegnungen – die durchaus auch witzig beim Lesen wirken. Was sich mir gar nicht erschlossen hat, ist der Handlungsstrang um Adele und ihre Familie. Das fand ich einfach unnötig für das Buch an sich. Beim Lesen war ich versucht, diese Passagen nur zu überfliegen.
Dadurch wirkt die Erzählung auch seltsam zerrissen, fast wie von zwei Autorinnen verfasst. Der historische Teil wirkt gut recherchiert und wühlt auf, dem Teil, der im „heute“ spielt fehlt es an Substanz. Dreieinhalb Sterne wäre meine Bewertung, vier Sterne mit Wohlwollen, weil die Geschichte der Schwabenkinder es wert ist, dass sie so erzählt wird.