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Wedma

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Insgesamt 549 Bewertungen
Bewertung vom 10.08.2018
Seethaler, Robert

Das Feld (MP3-Download)


ausgezeichnet

„Das Feld“ von Robert Seethaler habe ich nicht gelesen, sondern gehört. Ungekürzte Autorenlesung. Und bin restlos begeistert! Unbedingte Lese- bzw. Hörpflicht!

Klappentext beschreibt den Inhalt sehr gut: „Wenn die Toten auf ihr Leben zurückblicken könnten, wovon würden sie erzählen? Einer wurde geboren, verfiel dem Glücksspiel und starb. Ein anderer hat nun endlich verstanden, in welchem Moment sich sein Leben entschied. Eine erinnert sich daran, dass ihr Mann ein Leben lang ihre Hand in seiner gehalten hat. Eine andere hatte siebenundsechzig Männer, doch nur einen hat sie geliebt. Und einer dachte: Man müsste mal raus hier. Doch dann blieb er. In Robert Seethalers neuem Roman geht es um das, was sich nicht fassen lässt. Es ist ein Buch der Menschenleben, jedes ganz anders, jedes mit anderen verbunden. Sie fügen sich zum Roman einer kleinen Stadt und zu einem Bild menschlicher Koexistenz.“

Die toten Bewohner dieser kleinen Stadt, alle mit vollem Namen aufgeführt, erzählen ihre (Lebens-)Geschichten. Manche sind etwas länger, manche sind kurz, manche bestehen nur aus einem Wort. Und in (fast) jeder Geschichte kommt das Feld oder die Felder, in verschiedenen Kontexten, vor.

Der Charme des Ganzen entwickelt sich erst nach und nach. Tipp für Ungeduldige: Den Anfang, falls er nicht attraktiv genug vorkommen sollte, einfach durchhalten. Der Roman ist wirklich stark und absolut großartig. Spätestens nach einer Stunde, beim Hörbuch, findet man sich bestens zurecht und fühlt sich wohl, geborgen, aber auch gespannt und noch vieles mehr. Es entsteht eine Art Sog, da kann man nicht mehr aufhören, wobei Pauseneinlegen auch eine gute Idee ist, denn der Stoff ist reichhaltig und manchmal auch intensiv.

Die Vielfalt an Themen beeindruckt ungemein. Es geht um das Leben und alles, was es ausmacht: Liebe, Freundschaft, Familie mit all ihren hellen und dunklen Seiten, um Männer und Frauen, Krieg und Frieden, Wahrheiten und Lügen, um Jungsein und Altwerden, um menschliche Würde, um die Träume, und Fluch oder Segen, diese zu verwirklichen, um den richtigen oder falschen Partner, um das Leben verpfuschen, verprassen, einer Sucht anheimfallend, oder auch das Leben als ein unauffälliger Beamter verbringen, oder doch etwas wagen und am Ende nicht erreichen können uvm.

Die Vielfalt der Erzähltechniken ist ebenso spektakulär: mal kommt eine Stakkato-Etüde in kurzen, abgehackten Sätzen, mal überrascht uns der Autor mit einer Elegie. Später taucht ein spannendes längeres oder auch ein kurzes, knappes Stück. Dabei ist die Form nie ein Selbstzweck, sondern stets ein Mittel, das sein Ziel erreicht und die Leser in die Lebensgeschichten, Charaktere, die damit aufkommende Atmosphäre usw. eintauchen lässt.

Dieses Werk kommt mir wie ein großartiges, vielfältiges, von Talent und meisterhaftem Können geprägtes Musikstück vor, eine Sinfonie, die sämtliche Register des menschlichen Daseins zieht, das Ganze an die Leser/Zuhörer trägt und ihn dabei bestens unterhält.

Oder man betrachtet das als eine Portraitgalerie, bestehend meist aus einfachen Menschen: Handwerkern, Kaufleuten, Servicekräften. Der Bürgermeister ist aber auch dabei. So entsteht aus Puzzleteilchen nach und nach ein Bild. Der Gesellschaft wird Spiegel vor Augen gehalten. Dieses Gemälde macht nachdenklich: Was ist das menschliche Leben? Was ist Liebe? Was ist der Tod? Welche Bedeutung hat das alles? Uvm.

Mal musste ich aber auch auflachen, denn Humor ist genauso ein Bestandteil dieses Romans wie alles andere.

Viel kann man noch über dieses Werk schreiben, besser, man erlebt es selbst.

Robert Seethaler hat sehr gut gelesen, wie ein Profi-Sprecher. Manchmal ist es von Vorteil, wenn der Autor selbst sein Werk interpretiert, hier ist es absolut der Fall. Kann mir hier keinen besseren Erzähler vorstellen, denn so unterschiedlich die Figuren sind, so liest er sie auch.

Fazit: Unbedingt lesen/ hören. Ein literarisches Highlight dieses Sommers.

Bewertung vom 07.08.2018
Spence, Charles

Gastrologik


sehr gut

„Gastrologik“ von Charles Spencer habe ich gern gelesen, einiges über die neue, „erstaunliche Wissenschaft der kulinarischen Verführung“ erfahren, und mich einfach wohl und gut unterhalten gefühlt, daher empfehle ich das Buch auch gern weiter.

Rund 310 Seiten, mit recht viel Text, sind in 14 Kapitel unterteilt. Das Ganze ist wie eine auf einander abgestimmte Mahlzeit arrangiert, sodass man unbedingt mit Amuse-Gueule, so heißt die Einführung, anfangen und sich sukzessiv durcharbeiten sollte: Schmecken (Kap.1), Riechen (Kap. 2), Sehen, Hören, Tasten. Hier wird erzählt, wie sich diese Sinne beim Essen auf die Wahrnehmung auswirken. Dass das Auge mitisst, das kennt man. Aber dass man auch zum Schmecken und Riechen z.B. das Hören und Tasten miteinbezieht, und wie das Ganze zu einem stimmigen Essen komponiert werden kann, Kap. 6, darüber soll man unbedingt selbst lesen. Charles Spencer erzählt leichtfüßig, amüsant und einfach wunderbar.

Zum Autor laut Klappentext: „Charles Spencer ist Professor für Experimentalpsychologie an der University of Oxford. Für seine Forschungen erhielt er zahlreiche Preise…“

Etwas Geschichte gibt es auch, Kap. 8, „Essen im Flugzeug“. Das war nicht immer schlecht, wie man erfährt, denn zu den Zeiten hatten die Betreiber der Fluglinien ganz andere Prioritäten. Das gute Essen sollte die Leute motivieren, ins Flugzeug zu steigen.
Ein extra Kapitel gibt es fürs personalisierte Mahl. Spannend.

Bei den Futuristen und ihrer Visionen, wie das Essen der Zukunft aussehen soll, ist Spencer am Anfang und am Ende des Buches. Dabei geht er auf die Themen wie „Essen und Big Data“ ein, „Das gesunde, nachhaltige Essen der Zukunft“ und gibt zum Schluss „Tipps für ein gesundes Leben“, die einem verraten, wie man weniger isst und das wenige mit allen Sinnen maximal genießt.

Für wen ist dieses Buch interessant? Für Gastronomen, die nach neuen Erkenntnissen suchen, um ihr Lokal und das Essen besser gestalten zu können. Auch für Marketingleute könnte es nützlich sein, denn hier werden die Erkenntnisse der Gastrophysik preisgegeben, die, wenn angewendet, was z.B. Verpackung angeht, zu höheren Absätzen führen können. Spencer erzählt von viele Experimenten, die er mit seinem Team in den angesagten Restaurants durchgeführt hat, um das Verhalten der Restaurantbesucher zu ergründen, wie sie z.B. auf schnellere oder lautere Hintergrundmusik oder auf die veränderte Beleuchtung: ganz dunkel oder in bestimmte Farben getaucht reagieren. Auch wie man das Essen wahrnimmt, wenn es auf farbigen Tellern oder Schalen oder Tablets (flache Computer) serviert wird, wie man das Essen schmeckt: süßer, salziger, knuspriger, wenn man bestimmte Klänge dabei hört, usw.

Das Buch ist hochwertig gemacht. Festeinband mit goldenen Mustern, so wie man es auf dem Cover sieht. Lesebändchen passend dazu. S/w Fotos, Diagramme, insg. 55 Abbildungen.

Weiterführende Literatur, ca. 12 S., sowie auch die Anmerkungen, ca. 11 S., sind nach Kapiteln geordnet, und stellen hpts. Fachliteratur auf Englisch dar.

Die kürzeren Unterkapitel sorgen dafür, dass man schnell fertig und immer versucht ist, ein Stück und noch paar Seiten weiter zu lesen.

Fazit: Insg. angenehm, amüsant, unterhaltsam. Man erfährt etwas Neues/Anregendes, das man anwenden kann, wenn man z.B. Freunde einladen und ein unvergessliches Mahl zubereiten möchte. Spencer spricht solche Gelegenheiten auch an mehreren Stellen explizit an. Das Buch ist also nicht nur für die Marketing- und Gastroprofies gemeint, sondern für jeden, der sich fürs gute Essen interessiert.

Gekürzt lt Anforderungen der Seite.

Bewertung vom 24.07.2018
Todd, Emmanuel

Traurige Moderne


ausgezeichnet

Mit dem Buch habe ich einige erfüllte Stunden verbracht, viel Wissenswertes erfahren. Es gibt kaum einen wichtigen Aspekt, den Todd in seine Überlegungen nicht miteinbezogen hat. Die Ausführungen sind spannend, aufschlussreich, recht spektakulär und einfach großartig. Richtig gutes Futter fürs Hirn, daher empfehle ich das Buch sehr gern weiter.

Schon in der Einführung, und oft genug im weiteren Verlauf, musste ich beim Lesen denken: Er ist wirklich gut! So unabhängig in seinem Denken, einer, der den Eliten nicht nach dem Munde redet, sondern eigene Meinung hat und diese prima zu vermitteln weiß. So messerscharf die Analysen. Echt stark! Er sieht die Dinge klar und nimmt kein Blatt vorm Mund, redet Tacheles, u.a. wenn es um Eliten und ihre Interessen geht, um die Arrangements, die diese mit der Arbeiterklasse treffen uvm. Dabei wurde in britisch-amerikanische, französische, deutsche, japanische Eliten unterschieden und ihr Verhalten basierend auf den unterliegenden Familienstrukturen erklärt.

Das Buch ließ sich insg. sehr gut lesen. Komplexe Zusammenhänge wurden verständlich, sehr zugänglich erklärt. Todd kommt sehr sympathisch rüber, auch weil er ohne Kunstgriffe auskommt, um sich beim Leser interessant zu machen. Das was er zu sagen hat, erzählt er ganz nüchtern. Und das reicht völlig aus. So fesselnd sind seine Inhalte, dass man das Buch kaum aus der Hand legen mag. Die Unterkapitel sind zudem kurz, was auch dazu verleitet, immer schön weiterzulesen.

Rund 500 Seiten sind in 18 Kapitel gegliedert, plus Vorwort der dt Ausgabe, plus „Anstoß“ und „Postskriptum“.

In der Einführung stellt Todd zunächst ein Modell vor, das in Anlehnung an Freud „Bewusstes, Unterbewusstes und Unbewusstes der Gesellschaften“ unterscheidet, was „eine geschichtliche Darstellung der menschlichen Gesellschaften und ihrer Veränderung“ möglich macht. S. 27. Weiter folgt u.a. die Familientypologie, die „reine Kernfamilie“, „Stammfamilie“, „exogame kommunitäre Familie“ usw. unterscheidet. Das wird man brauchen, um die späteren Ausführungen des Autors nachvollziehen zu können. Nach der Typologie kommt eine wohl begründete wie treffende Darstellung der Entwicklung der Menschheit aus anthropologischer und soziologischer Sicht von der Steinzeit bis heute.

Zwischendurch gibt Todd einige interessante Lesetipps und zitiert spannende Absätze aus diesen Werken, z.B. S. 333 „Closing the Collaps Gap“ von D. Orlov.

Das Beste kommt aber zum Schluss. Die Analyse der heutigen Lage, darunter die Erklärung der Wahl Trumps, Kap. 14. Die letzten etwa hundert Seiten, im Kap. 17 „Die Metamorphose Europas“, insb. „Der Triumph der Ungleichheit in Europa“, „Das postdemokratische Europa – ganz normal“ und „Postskriptum. Die Krise der westlichen Demokratie“ sind besonders aufschlussreich und lesenswert.

Im Postskriptum gibt Todd eine Art Ausblick und spricht u.a. über die postdemokratische Zukunft.

Fazit: Warum also „Traurige Moderne“ von Emmanuel Todd lesen? Viele Gründe gibt es hierfür. Z.B. um diese spannende, klare, unverstellte Sicht der Dinge kennenzulernen. Seine Erklärungen des Zeitgeschehens, die unterliegenden Muster der heutigen Entwicklung in Politik und Gesellschaft sind so plausibel und treffend, dass man sie einfach kennen MUSS. Diese Inhalte sollten zur Allgemeinbildung zählen. Das Buch gehört in jede gute Bibliothek. Schon allein all dies so klar und griffig, anhand von zahlreichen Tabellen, Grafiken, etc. präsentiert zu bekommen ist eine bereichernde und erfüllende Leseerfahrung.

5 wohl verdiente Sterne und unbedingte Lesepflicht.

Gekürzt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.07.2018
Decker, Kerstin

Franziska zu Reventlow


ausgezeichnet

Diese Biographie beschreibt auf eine feine, charmante, etwas romanenhafte Art, mit einem deutlichen philosophischen Anschlag, den Lebensweg einer bemerkenswerten, künstlerisch begabten Frau, die ihrer Zeit in Sachen persönlicher Freiheit, Frauenrechte uvm. weit voraus war.
Franziska zu Reventlow (1871-1918) wollte sich nicht in die gesellschaftlichen Konventionen ihrer Zeit zwängen lassen, die einem heute, insb. bezüglich der Rolle der Frauen, grausam wie haarsträubend erscheinen. „Das unanständigste Wort, das ein junges Mädchen um 1900 sagen konnte, hatte drei Buchstaben: Ich.“ S. 356. Franziska zu Reventlow lebte, wie es ihr richtig erschien, tat Dinge, die sie tun wollte. Natürlich musste sie dafür teuer bezahlen. Sie ließ sich aber kaum bekehren. Dazu war sie zu anders als ihre angepassten Zeitgenossen, so voller Leben, so klar und so frei im Kopf. Sie wollte erst Malerin werden. Auf jeden Fall ihre eigene Herrin sein. Sie hat früh mit dem prüden Elternhaus gebrochen und vieles ausprobiert: Unternehmertum, Schauspielerei, u.a. auch Romane aus dem Französischen übersetzt. Am Ende ist sie Schriftstellerin geworden. Und Lebenskünstlerin bis zum Ende geblieben.

Diese Lebensgeschichte ist vom Gesichtspunkt zwischenmenschlicher Beziehungen erzählt worden. Franziskas Männergeschichten bilden den Schwerpunkt, alles andere erscheint in dieser Darstellung eher nebensächlich, als eine Art schmückendes Beiwerk. Zwischendurch hatte ich meine Zweifel, ob diese Wahl eine optimale Lösung war. In der Mitte gab es viel von zwischenmenschlichen Verwicklungen: All die Männer mit ihren Geschichten und Präferenzen, all die z.T. chaotische Zustände, eine Art Karussell, bei dem einem schon beim bloßen Hinschauen leicht schwindelig wird.

Über die Liebe wurde hier intensiv, von diversen Blickwinkeln betrachtet, nachgedacht, ob tief oder oberflächlich, ob sie sich in Singular- oder Pluralform vollzieht. Auch über das Leben, nicht nur Fannys, wurde hier philosophiert, sowie über das Sterben, den Tod, den Sex, die non-konventionelle Kindererziehung, über Selbstwerdung, den richtigen Platz im Leben suchen und finden, Geldverdienen müssen, die Arbeit, die Rolle der Frauen uvm.
Die Biographie ließ sich recht angenehm lesen: manchmal poetisch, hier und da etwas abschweifend, nachdenklich und zum Nachdenken anregend. Eine Portion Feinhumorigkeit und Ironie, die auch Franziska zu Reventlow eigen waren, rundete das Lesevergnügen ab. „Humor ist eine Art Höflichkeit des Geistes angesichts der Unvollkommenheit der Welt. Franziska zu Reventlow besaß ihn in einem staunenswerten Maße, gepaart mit einer frappierenden Urteilskraft.“ S. 357.

Oft wurde aus ihren Tagebüchern und Romanen zitiert, im Text hervorgehoben durch Kursiv, was Franziska den Lesern noch näherbringt und tiefere Einblicke in ihr Wesen ermöglicht. Viele kluge, poetische, schöne Sätze trifft man in diesem Buch, die ganze Zitatenhefte füllen können:
„Das Glück schreibt nicht, es neigt nicht zur Mitteilsamkeit, es ist. Das ist ihm genug.“ S. 99.
„Wahre Komik ist nicht das Gegenteil des Leidens, sie erwächst aus dem tiefsten Grund des Leidens, und da weilt sie nach wie vor öfter.“ S. 108.
„Ich hab‘ dem Greuel zum Abschied einen Kuss gegeben, und er zerschmolz vollständig. Ob vielleicht doch etwas Wahres hinter all dieser verlogenen Fratzenhaftigkeit steckt?“ S. 282.

Das Buch ist prima gemacht: Festeinband in einem bemerkenswerten Blau, Lesebänchen, Umschlagblatt passend dazu. Schön als Geschenk.

Fazit: Es ist keine Biographie im klassischen Sinne. Als Sachbuch kommt sie unbedingt nicht rüber, eher wie ein Roman. Diese Erzählform wirkt sich aber durchaus vorteilhaft aus und passt zu Franziska von Reventlow. Eine bereichernde Leseerfahrung war diese Biographie auf jeden Fall. Paar erfüllte Lesestunden habe ich damit verbracht. Nach einer Pause lese ich sie bestimmt nochmals. Wohl verdiente 5 Sterne gibt es von mir und eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 15.07.2018
Kruse, Tatjana

Meerjungfrauen morden besser / Konny und Kriemhild Bd.2


ausgezeichnet

Den zweiten Fall mit KuK Schwestern habe ich sehr gern gelesen und empfehle diesen lustigen Krimi auch gern weiter. Hier verbinden sich die rasante Handlung voller überraschender Wendungen mit skurrilen Figuren, das Humorige mit Lebensweisheiten und noch vieles mehr auf die beste und unterhaltsamste Art. Gute Laune ist garantiert.

Klappentext beschreibt die Folge sehr treffend: „Piraten, Meerjungfrauen und ein Schatz – Konny und Kriemhild auf einem Roadtrip in ein maritimes Abenteuer, in dem Blut und Lachtränen fließen
Drei Fremde schlagen die Pension von Konny und Kriemhild kurz und klein und verlangen von den beiden Schwestern, ihnen die Millionen auszuhändigen, die der Kommodore, Kriemhilds verstorbener Kapitänsgatte, ihnen schulde. Hat der Kommodore tatsächlich illegal einen antiken Schatz gehoben, seine Crew übers Ohr gehauen, den Schatz zu Geld gemacht und irgendwo gebunkert?
Auf der Suche nach der Wahrheit begeben sich Konny und Kriemhild – mit dem Kommodore im Handstaubsauger und Nacktkater Amenhotep in der Transportbox – auf einen Roadtrip in den hohen Norden. Dabei bekommen es die Frauen aus der Provinz mit knallharten Rockern, Hardcore-Kiffern, Hehlern und einer Frau zu tun, die behauptet, die Geliebte des Kommodore gewesen zu sein. Eine Achterbahnfahrt der Emotionen für die Schwestern und ein großes Vergnügen für die Leserinnen und Leser …“

Wer den Vorgänger „Der Gärtner war es nicht“ kennt, wird feststellen, dass dieser Fall ganz anders ausfällt. Er hat eigenen Charakter und eigenen Charme. Auch weil die Geschichte ganz woanders spielt.

Die Pension ist unbewohnbar. Konny und Kriemhild nehmen es gefasst und fahren nach Hamburg. Sie versuchen dort ihr Glück in Sachen Schatzsuche, denn die drei finsteren Typen, die ihre Pension verwüstet haben, fordern ihren Anteil an Diamanten, die der Kommodore angeblich irgendwo versteckt hatte.

Mit den drei Schlägern auf den Fersen gestalten sich die Abenteuer in der norddeutschen Großstadt sehr ereignisreich, auch weil man die einschlägigen Adressen in Hamburg aufsucht. Und auch weil der Nacktkater Amenhotep, Konnys Liebling, dabei ist. Später kommt noch ein exotischer Vertreter des Tierreiches dazu und klopft seine Sprüche, ähnlich wie der Gärtner im letzten Fall, was das Ganze noch unterhaltsamer macht.

Die Schwestern schnüffeln mal wieder. Ihnen bleibt auch keine andere Wahl. Die Übertäter drohen mit Mord, wenn sie nicht alsbald ihren Anteil bekommen. Als diese dann nach und nach nackt und tot in der Nähe der Schwestern aufgefunden werden, da weiß keiner mehr, was er dazu denken soll. Und der wahre Mörder lauert in der Nähe.
Die Figuren, es gibt viele neue, sind so skurril wie köstlich, toll in Szene gesetzt. Diesen zu begegnen und in Aktion zu erleben macht echt Spaß.

Die Geschichte ist, wie man es von der Krimi-Queen Tatjana Kruse gewohnt ist, einfach toll geschrieben. Gerade in Komödien wie dieser sieht man das wahre Können.

Fazit: Perfekte Sommerlektüre. Sehr gelungen. Den Krimi habe ich fast in einem Rutsch ausgelesen. Er ist sehr unterhaltsam, rasant, spannend, voller Situationskomik: Schmunzler und Auflacher sind garantiert. Überraschende Wendungen, mit denen man nun wirklich nicht rechnet; wer hinter den Morden steckt, weiß man bis zu Schluss nicht; tolle Figuren; flotte Art zu erzählen uvm. fesseln an die Geschichte und lassen nicht los, bis die letzte Seite umgeblättert ist.
Ich bleibe auf die weiteren Fälle mit KuK Schwester gespannt und vergebe gern 5 voll verdiente Sterne und eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 12.07.2018
Nestmeyer, Ralf

Languedoc-Roussillon Reiseführer, m. 1 Karte


ausgezeichnet

Den Languedoc-Roussillon Reiseführer von Ralf Nestmeyer auf dem Müller Verlag finde ich ausgesprochen gut: informativ, prima gegliedert, mit einigen nützlichen Extras versehen. Einen kleinen Wanderführer mit 15 Wanderungen, „Etwas Französisch“ mit Übersetzung ins Deutsche und die Karte der Region mit Maßstab 1:500.000. Alles griffig, kurz und klar beschrieben.

Ganz zu Anfang bekommt man den großen Überblick und allgemeine Informationen wie „Klima und Reisezeit“ S. 20, „Wirtschaft und Bevölkerung“ S. 28, „Brauchtum, Feste und kulturelle Veranstaltungen“ S. 32, auch „Geschichte“, „Übernachten“, „Outdoor, Sport und Strände“, „Wissenswertes A bis Z“, „Geschichte“, „Literaturtipps“, „Anreise“ sind da. Jedes Thema ist voller Tipps, die man bei der Reiseplanung und Ausführung gut gebrauchen kann. Praktisch ist auch, dass die passenden Phrasen auf Französisch und die richtigen Bezeichnungen gleich mit dabei sind, sodass man, wenn man kein spruchreifes Französisch spricht, sich doch besser orientieren und den guten Willen zeigen kann, sich in der lokalen Sprache verständigen zu wollen, was bei den Einheimischen meist sehr gut ankommt.

Nach dem Allgemeinteil werden die 8 Regionen näher beschrieben: „Ardèche und Cèze“, „Im Tal der Rhône“, „Petite Camargue“, „Rund um Nîmes und Uzès“, „Cevennen“, „Hérault“, „Aude“, „Roussillon und Pyrenäen“. Alle mit zahlreichen Karten versehen, im größeren und kleineren Maßstab, sodass man sich auch hier sehr gut orientieren und die ersten Eindrücke sammeln kann. Weitere Infos wie Verbindungen des öffentlichen Verkehrs, Adressen und Tel Nr. der Offices de Tourisme, Fahrradverleih, Markttage, Veranstaltungen, Übernachten und Essen, Sehenswertes, Eintrittspreise, Camping, etwas Geschichte, Umgebung sind auch da und lassen oft keine Frage offen.
Praktisch auch, dass die Hinweise auf die hinten beschriebenen Wanderungen in die Beschreibungen der Regionen integriert sind. Wenn man z.B. über die Nordcevennen liest und auf S. 235 auf „Les Menhirs“ stößt, darunter gibt es gut sichtbar, ein in Grün hinterlegter Hinweis auf die entsprechende Wanderung 2 auf S. 533.
Viele Farbfotos begleiten die Ausführungen, sodass man sich die beschriebenen Sehenswürdigkeiten besser vorstellen kann. Nach paar Seiten bekommt man Fernweh und will unbedingt das alles mit eigenen Augen sehen.

Fazit: Ein sehr guter Reiseführer voller aktueller Infos und hilfreicher Tipps, prima gegliedert und reichlich bebildert, in einer knappen und aussagestärken Sprache verfasst. Wenn man eine Reise in Richtung Languedoc-Roussillon plant, oder bereits dort vor Ort ist und nach Anregungen, praktischen Informationen, Karten der Region sucht, ist man hier sehr richtig. Man wird in diesem Reiseführer sehr gut bedient.

Auf dem Umschlag findet man unter Pressestimmen folgende Worte der Rhein-Neckar-Zeitung, die mir treffend erscheinen: „Im neuen Reiseführer ‚Languedoc-Roussillon‘ gelingt es Ralf Nestmeyer einmal mehr, dem Benutzer auf schnörkellose Weise eine Fülle von anregenden Informationen mit auf den Weg zu geben, die kaum eine Frage offen lassen. Ob es die pointierten kleinen Stadtportraits sind, die historischen Einsprengsel zu diesem oder jedem Ort, man liest mir Freude und Gewinn.“

Bewertung vom 11.07.2018

Wenn Maschinen Meinung machen


sehr gut

Das Buch besteht aus 15 ca. 10-15 Seiten langen Beiträgen der jungen Journalisten, Jahrgangsdurchschnitt 1991, die in Dortmund Journalistik in Master- Studiengängen studieren, plus Vorwort der Herausgeber.
Die Sicht der jungen Generation der Journalisten auf die Gegenwart und auch die Zukunft ihres Berufes wurde hier den Lesern präsentiert.
Besonders gelungen fand ich den Beitrag von Dominik Speck, der ganz zum Schluss kommt. „Die Gatekeeper sind weg – eine Welt ohne Journalismus“, der zwei kurze Dystopien darbietet, die zeigen, wie es in der Welt ohne den Qualitätsjournalismus der 4.ten Gewalt ausschauen könnte, die Erläuterungen des Autors kommen im Anschluss. Gekonnt erzählt, ironisch- humorig, zum Nachdenken anregend, nimmt er die heutigen Tendenzen auf und entwickelt sie weiter. So entsteht das Bild der Zukunft, das gar nicht so unrealistisch oder gar abwegig erscheint.
Auch den Beitrag „Warum die Massenmedien am Ende sind – ein persönlicher Abschied“ von Maike Knorre fand ich gut gelungen. Darin skizziert sie nicht nur die Präferenzen ihrer Generation, was Versorgung mit Informationen angeht. Sie erklärt, warum die Massenmedien in der seit Jahrzehnten gewohnten Form ihrer Meinung nach am Ende sind. Mit dem Aufruf „… mehr Mut zur Veränderung!“ beendet sie ihren reichhaltigen und unterhaltsamen Artikel. Infotainment beherrscht sie sehr gut.

Bei manchen anderen Beiträgen konnte ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Titel etwas mehr versprachen, als die Inhalte dann lieferten: Mir erschienen die Texte zwar gut geschrieben, aber in der Argumentation etwas zu politisch korrekt, zu weichgespült, was dem Ganzen das Flair von Mittelmäßigkeit und Oberflächlichkeit verlieh, u.a. z.B. in dem Artikel, in dem es um die Glaubwürdigkeit ging. An manchen Beiträgen fehlten mir arg die Quellen, z.B. bei „Social Bots und Manipulationen“. Ohne blieben die ganzen Behauptungen eher auf dem Hören-Sagen Niveau. Hier wurde mMn den Leitmedien nachgeeifert und die Vorgehensweise wiederholt, die diesen den allseits bekannten Titel „Lügenpresse“ eingespielt haben. Bei „Privatsphäre im Netz“ war mir, dass die Autorin sich darin gefiel, ihre Leser durchwegs zu belehren. Dabei erzählte sie wohl bekannte Dinge, die ich aus anderen Quellen kenne und mich fragen musste, warum auch hier in die Fußstapfen der Leitmedien geraten wurde. Das täte beim Weitem nicht Not.

Fazit: Ein recht interessantes Kompendium, dessen Beiträge stellenweise etwas oberflächlich erscheinen und weniger liefern, als der Titel andeutet.

Wer schon mal „Lügen die Medien?“ von Jens Wernicke (Hrsg.), auch von Westend Verlag, gelesen hat, was inhaltlich um paar Etagen höher angesiedelt ist, der wird hier vermutlich etwas sparsam schauen.

Alles in allem: gute Idee, gute Umsetzung. Für Einsteiger auf dem Gebiet eine recht unterhaltsame und doch informative Lektüre.

Bewertung vom 09.07.2018
Mullet, Melinda

Whisky mit Mord / Abigail Logan ermittelt Bd.1 (eBook, ePUB)


sehr gut

Den Krimi habe ich gern gelesen. Dabei viel über die Herstellung von Whisky erfahren.
Klappentext beschreibt den Fall sehr gut: „Hochprozentig kriminell.

Abigal Logan, erfolgreiche Fotojournalistin Anfang dreißig, hätte nie gedacht, dass sie einmal eine Whisky-Destillerie in Schottland erben würde. Und eine Frau als Eigentümerin eines solchen Kleinods? Als sie mit ihrem Kollegen Patrick, einem Whisky-Kenner, und ihrem Terrier Liam dort ankommt, macht man ihr sehr deutlich klar, dass man sie nicht haben will. Es gibt Sabotageakte in der Destillerie, man bedroht sie, und dann findet man einen ihrer Angestellten tot im Whisky-Bottich.

Ein Krimi aus den schottischen Highlands mit viel Whisky und Flair.“

Abi ist eine wahre Heldin. Sie ist eine gefeierte Fotografin, deren Arbeiten aus der Presse und Ausstellungen bekannt sind, und auf die ihr Onkel sehr stolz war. Nun hat er ihr sein Lieblingskind, die Whisky-Destillerie hinterlassen. Um herauszufinden, ob sie das Erbe antreten will, reist Abi nach Schottland. Bald ist es mit Sabotageakten, die bereits bei ihr zu Hause in London angefangen haben, nicht getan. Ein junger Mann, den Abis Onkel fast wie einen Sohn behandelte, wurde in einem Whisky-Bottich aufgefunden. Nun fängt Abi zu ermitteln an. Sie will wissen, wer hinter all dem steckt, und v.a. warum. Was hat das alles zu bedeuten, auch für die Zukunft der Destillerie. Die Sabotageaktionen, mit jedem Mal etwas dreister, gehen weiter. Abi ist aber nicht leicht einzuschüchtern. Sie nimmt diese als Ansporn für ihre Ermittlungen und gräbt immer tiefer bis in die Vergangenheit.
Viel Interessantes zum Thema Whisky erfährt man hier, ganz nett verpackt, denn Abi will für sich herausfinden, inwiefern sie als Erbin der Destillerie geeignet ist. Es wird viel Whisky getrunken und verkostet. Besonders alte, wertvolle Sorten treten auf den Plan. Auch der Wein ist der ständige Begleiter. Da musste ich mich schon nicht schlecht wundern, wie viel Alkohol hier konsumiert wurde.
Auch andere Figuren fand ich recht gelungen, jede mit ihrer eigenen Geschichte, in der es womöglich auch der Grund zu Mord zu suchen ist. Abi fühlt sich zu Glenn hingezogen, der eine wichtige Rolle bei der Whiskyherstellung spielt. Aber sie verdächtigt ihn auch, denn genug Gründe hätte er. Ihrer Meinung nach.
Süß war ihr Hund Liam, der mir so lebendig vorm inneren Auge stand und auch eine große Rolle im Ganzen gespielt hat.
Recht atmosphärisch ist das Ganze. Die Landschaft und Wetter Schottlands spielen auch eine nicht unerhebliche Rolle.
Der Krimi ließ sich flott lesen. Den Schreibstil empfand ich als leicht, angenehm und packend. Einige Fettnäpfchen gab es allerdings auch. Stellenweise, wie im Kap. 11, gab es eine unverzeihliche Anhäufung von „war“ in Kombination mit „hatte“, was sehr gut vermeidbar wäre und auch in einem Krimi nicht nötig ist. Im letzten Viertel zog sich die Handlung leider in die Länge. Dieses sich ständig wiederholende Muster aus: noch ein Sabotage Akt, weitere Ermittlungen von Abi, wieder kein Ergebnis usw. ermüdete auf Dauer und ließ das Ende herbeisehnen. Die Auflösung erschien zwar spektakulär und überraschend, lies aber einen schalen Beigeschmack zurück, da dem Leser kaum die Chance eingeräumt wurde, selbst dahinter zu kommen, wer es war und warum. Diese Person samt ihren Motiven wurde dann am Ende quasi auf dem silbernen Tablett präsentiert. Etwas veräppelt fühlt man sich bei solcher Handhabe aber schon.
Fazit: Ein netter Whisky-Krimi aus Schottland, der sich flott lesen lässt und viel über Whisky verrät. Als Feierabend- oder Wochenendlektüre prima geeignet.

Bewertung vom 09.07.2018
Betancourt, Michael

Kritik des digitalen Kapitalismus


sehr gut

„Kritik des digitalen Kapitalismus“ ist spannendes und aufschlussreiches Werk, das u.a. auch gute Lesetipps gibt. Es ist schon fast ein Fach- als ein Sachbuch. Auf den Faktor Unterhaltsamkeit, sowie auf die damit einhergehende mögliche Anpassung an die interessierte Sachbücherleserschaft, wurde weitestgehend verzichtet.
Das Vorwort des Übersetzers fasst das Ganze kurz und klar zusammen.
Das Buch, rund 235 S. der Texte des Autors, plus 6 S. Vorwort des Übersetzers, besteht aus 10 Aufsätzen, die in diversen akademischen Zeitschriften zwischen 2004 und 2014 erschienen sind, wobei Kap. 10 „Über Immaterialismus“ ein abgeänderter Vortrag aus dem Jahr 2010 ist.
Die Einführung beschreibt die Kapitel sehr treffend wie folgt: „Sie haben gemeinsam, dass es in ihnen um die Ausarbeitung und Entwicklung einer Kritik des Kapitalismus geht, wie er sich durch die Erfindung digitaler Technologien verändert bzw. daran angepasst hat. Insbesondere geht es um die neuen Formen der Produktion, die für die technisch möglich gewordenen, automatischen und sich selbst steuernden Systeme charakteristisch sind.“, S. 15.
Zum Autor: „Michael Betancourt ist kritischer Theoretiker, Historiker und Künstler im Spannungsfeld der digitalen Technologien und der Kapitalismuskritik. Seine Werke wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt und seine Kunstwerke werden weltweit ausgestellt.“, so Klappentext.
Die Aufsätze sind aufeinander abgestimmt, bzw. auf einander aufbauend im Buch geordnet. In den späteren Kapiteln wurde auf die Ausführungen der früheren eingegangen, z. B. Kapitel 9 „Die Knappheit von Kapitel“ greift auf „Die Aura des Digitalen“ (Kap. 3) und auf die Fiat/Kryptowährungen aus dem Kapitel 4 „Der immaterielle Vermögenwert“. Bezeichnend war u.a. im Kap. 9, dass auf Karl Marx und seine Sicht des Kapitals eingegangen wurde. Auch im Kap. 2 „Das Aufkommen der immateriellen Physikalität“, in dem der Autor vom Gesetz der „Ideologie der Automation“ spricht: „Alles, was automatisiert werden kann, wird automatisiert“ S. 56, ist die Rede von Marx und dem Klassenkampf. Einerseits ist klar, dass man bei diesen Themen an Marx denkt, zeigt aber auch, wie aktuell und lebendig Marx‘ Ideen nach wie vor sind.
Philologie spielt für den Autor eine große Rolle. Insb. die Konzepte und Interpretationen von Umberto Eco wurden oft in den Ausführungen herangezogen, s. z.B. Kapitel 5 „Die Aufwertung des Autors“.
Kapitel 8 aus dem Jahr 2014 „Die Forderung der Agnotologie/Überwachung“, fand ich besonders spannend. Hier gibt es u.a. aufschlussreiche Zitate, wie z.B. die Worte des NSA-Beraters Baker, der gesagt haben soll: „Metadaten sagen einem absolut über das Leben eines Menschen. Wenn man über genügend Metadaten verfügt. Braucht man keine inhaltlichen Daten.“ S. 191. Auch hier zitiert Betancourt Marx, da es um „Systemversagen“ und „Krisen“ des Kapitalismus geht und sagt weiter: „Allerdings sind Momente des ‚Systemversagens‘ keine Anzeichen dafür, dass der Kapitalismus implodieren wird; stattdessen ist dasjenige, was geschieht, eine Einschränkung, die eine Expansion der kapitalistischen Prozesse in neue Bereiche zur Folge hat, in dem, was die Journalistin Naomi Klein als ‚Desaster-Kapitalismus‘ bezeichnet hat.“ S. 199. Weiter folgt das Zitat aus ihrem gleichnamigen Buch. Hier und an einigen anderen Stellen sind Werke anderen Autoren aufgeführt, die eine weitere spannende und aufschlussreiche Lektüre versprechen. In den Quellen und Anmerkungen sind sie feinsäuberlich aufgeführt worden.

Fazit: Ein lesenswertes, aufschlussreiches Werk. Philosophiestunden und einfach diejenigen, die mal gern Anspruchsvolles und Reichhaltiges lesen, sind hier richtig.Ich habe auf etwas aktuellere Beiträge, die etwa bis 2017 gehen, gehofft, denn gerade die späteren Aufsätze sind besonders aufschlussreich und haben für das Verständnis der heutigen Situation eine größere Bedeutung.