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Magda
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Köln

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Insgesamt 323 Bewertungen
Bewertung vom 30.03.2023
Storm, Bente

Windstärke Tod / WaPo Cuxhaven Bd.1


gut

Das Cover gefällt mir ausnehmend gut, mit der Dünenlandschaft, dem Leuchtturm und dem Boot der Wasserschutzpolizei kommt Nordseeatmosphäre auf.
Agatha, benannt nach Agatha Christie, findet in der Nordsee eine Leiche. Der Fund weckt ihre kriminalistische Ader, und sie macht sich auf die Suche nach dem Mörder, was jedoch gar nicht in ihren Zuständigkeitsbereich fällt.
Victor Carvalho, dessen Eltern ein portugiesisches Restaurant in Cuxhaven betreiben, nimmt die Ermittlungen auf. Diese führen ihn in politische Kreise, da der Ermordete Mediator beim Projekt "Windpark" in Cuxhaven war. Oberbürgermeisterin Helene Hollstein gerät in den Fokus der Ermittlungen. Es dauert nicht lange, und eine zweite Leiche taucht auf.
Der Krimi ist in sehr kurze Kapitel unterteilt, es gibt viele Charaktere, die detailliert beschrieben werden. Neben der Mordermittlung gibt es eine Nebenhandlung mit einem Drogenfund.
Meiner Meinung spielen zu viele Personen mit, es geht viel um ihr Alltagsleben, von Spannung ist wenig bis nichts zu spüren. „Windstärke Tod“ würde sich hervorragend als eine Folge von "Soko Cuxhaven" im Vorabendprogramm eignen. Viel Lokalkolorit, wenig Spannung.

Bewertung vom 29.03.2023
Fjell, Jan-Erik

Nachtjagd / Anton Brekke Bd.6


ausgezeichnet

Als großer Fan von skandinavischen Krimis und Thrillern musste ich unbedingt diesen Thriller des norwegischen Radiomoderators und erfolgreichen Krimiautors Jan-Erik Fjell lesen. Es ist der 6. Fall für Anton Brekke, aber obwohl ich die Vorgängerbände nicht kenne, war es kein Problem, in die Geschichte einzutauchen.
Anton Brekke ist ein sympathischer Kommissar im mittleren Alter, geschieden und Vater eines 15jährigen Sohnes. Zu Beginn des Buches hat er Schmerzen, die er mit Unmengen an Schmerztabletten bekämpft, bis er dann doch ins Krankenhaus muss, und die Ermittlungen teilweise seinem Partner Magnus Torp überlasst, teilweise aber auch vom Bett aus weiter ermittelt.
Der Roman ist in mehrere Handelsstränge unterteilt, die in der Gegenwart und im Jahre 1994 spielen.
Gegenwart, Norwegen: Zwei junge Frauen werden ermordet und schwer misshandelt aufgefunden. Die Vorgehensweise ähnelt sehr der des aus dem Gefängnis entflohenen Serienmörders Stig Hellum.
Gegenwart, Texas: Nathan Sudlow wartet in der Todeszelle auf die Todesspritze. In seinen letzten Stunden erzählt er einem Pater eine Geschichte, die sich 1994 in Norwegen ereignet hatte, und die er nicht vergessen kann.
1994: Nathan hat eine Mission und macht deswegen eine Kreuzfahrt in Norwegen.
Sehr lange bleibt unklar, was Nathan Sudlow mit Stig Hellum und den vor kurzem ermordeten Frauen zu tun hat.
Der Autor hat die Atmosphäre in der Todeszelle sehr authentisch dargestellt, sehr bildhaft sind seine Beschreibungen der norwegischen Landschaft und der Situation auf dem Schiff. Die Protagonisten sind überaus sympathisch, insbesondere Nathan und Anton Brekke.
Ein neuer Stern am skandinavischen Krimihimmel, Jan-Erik Fjell kann es mit Jo Nesbö aufnehmen, Anton Brekke mit Harry Hole. Von mir eine Leseempfehlung für alle Krimi- und Thrillerfans, für die es nicht allzu blutig und grausam zugehen muss.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.03.2023
Elbern, Christoph

Tödlicher Schlaf


ausgezeichnet

Mein erstes Buch des Autors und der zweite Fall für den Bakteriologen Dr. Carl-Jakob Melcher. Ich liebe historische Romane und finde die Zeit zu Beginn des 20. Jahrhunderts besonders interessant. Hamburg 1907: Carl-Jacob forscht am Hafenkrankenhaus an der Schlafkrankheit. Er ist ein großer Bewunderer von Robert Koch und seiner Arbeit in Ostafrika. Im Krankenhaus begegnet er seinem früheren Schulkameraden Ludolf, der an der Schlafkrankheit leidet und nach seiner Rückkehr aus Daressalam direkt vom Schiff ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Ludolf spricht von geheimnisvollen Unterlagen, die er aus Ostafrika mitgenommen und versteckt hatte. Darin geht es um Vorkommnisse bei den Forschungen um das Team von Robert Koch, die nicht ganz koscher waren und auf keinen Fall bekannt werden sollen. Eine interessante und charismatische Persönlichkeit ist Agatha, eine junge Sängerin aus London, die wie Carl-Jacob bei Tante Isolde in deren Villa lebt. Agatha kämpft für die Rechte der Frauen und bringt ihren Mitbewohner sogar dazu, sie und ihre Mitstreiterinnen zu unterstützen.
Mir hat dieser historische Kriminalroman sehr gut gefallen, die Schilderung der Geschehnisse aus Carl-Jacobs Sicht, seine Gefühle und Gedanken sind authentisch und nachvollziehbar. Die Personen aus seinem Umfeld – Agatha, Tante Isolde, Martin und Margot und nicht zuletzt der Ganove Siggi, dessen Bekanntschaft Carl-Jacob im Gefängnis gemacht hatte, und der afrikanische Kutscher Johannes – sind sympathisch und liebenswert.
Die Spannung wird bis zum Ende aufrechterhalten, die Auflösung hat mich überrascht, sie war nicht vorhersehbar. Ich freue mich schon auf weitere Fälle mit dem Bakteriologen und seinem Freund und Helfer Martin und bin gespannt auf die Entwicklung seiner Beziehung zu Margot, die bestimmt nicht unproblematisch sein wird.

Bewertung vom 20.03.2023
Winter, Claire

Kinder des Aufbruchs


ausgezeichnet

Es handelt sich um die Fortsetzung von „Kinder ihrer Zeit“, der Geschichte der Zwillingsschwestern Alice und Emma, die auf ihrer Flucht aus Ostpreußen getrennt wurden. Emma lebt in West-Berlin, während Alice von dem russischen Offizier Sergej aus einem brennenden Haus gerettet und in ein Waisenhaus in Brandenburg gebracht wurde. Im August 1961, am Tag des Mauerbaus, gelingt Alice mit ihrer Tochter Lisa die Flucht aus der DDR.
„Kinder des Aufbruchs“ beginnt sechs Jahre später, im Jahre 1967. Alice arbeitet als Journalistin und berichtet über die Studentenunruhen und Proteste anlässlich des Staatsbesuchs des persischen Schahs. Die Polizei geht brutal gegen die Demonstranten vor, und Alice begegnet einem jungen Mann, der ihr bekannt vorkommt. Es ist Fritz, der wegen Alice‘ Verrat in der DDR im Gefängnis war. Die BRD hat ihn freigekauft, nun wird aber seine Schwester Lore von der Stasi drangsaliert. Fritz bittet Alice, Lore bei der Flucht in den Westen zu helfen. Widerwillig erklärt Alice sich dazu bereit und nimmt Kontakt zu einer Gruppe von Studenten auf, die als Fluchthelfer agieren und über einen unterirdischen Tunnel Ostberliner Studenten in den Westen schleusen.
Emma arbeitet als Dolmetscherin und lernt bei einem Auftrag in einem Waisenhaus den 11jährigen Luca kennen, den sie schnell in ihr Herz schließt.
Auch in diesem Roman erweckt Claire Winter dank hervorragender Recherche und dem bildhaften und emotionalen Schreibstil Zeitgeschichte zum Leben und verbindet geschickt Wahrheit und Fiktion. Alice berichtet als Journalistin vom Tod Benno Ohnesorgs, ist bei dem Anschlag auf Rudi Dutschke dabei und erfährt von Fritz vom Gefangenenaustausch zwischen der BRD und der DDR. Sie agiert als Fluchthelferin und gerät zwischen die Fronten der Geheimdienste.
Ein Pageturner, den ich kaum der Hand legen konnte, zumal viele Kapitel mit einem Cliffhanger enden, und ich unbedingt wissen wollte, wie es mit den beiden Schwestern weitergeht. Auch dieses Buch von Claire Winter war ein Highlight für mich, und ich empfehle es allen, die gern historische Romane lesen.

Bewertung vom 15.03.2023
Läckberg, Camilla

Kuckuckskinder / Erica Falck & Patrik Hedström Bd.11


ausgezeichnet

Vier Jahre nach „Die Eishexe“ ist Ende Dezember 2022 nun endlich Teil 11 der Reihe um die Schriftstellerin Erika Falck und ihre Familie erschienen.
Erika und Patrik sind einer Goldenen Hochzeit eingeladen. Während der Feier wird in einer nahegelegenen Galerie der berühmte Fotograf Rolf Stenklo ermordet. Einen Tag später passieren drei weitere Morde – viel zu tun für das Ermittlerteam um Patrik, Gösta, Martin, Paula und Bertil.
Erika erfährt auf der Feier von dem ungeklärten Mord an der Transfrau Lola und ihrer kleinen Tochter. Lola hatte 1980 in einer hippen Bar gearbeitet und war Teil einer Clique, zu der neben Henning und Elisabeth auch der Fotograf Rolf und seine damalige Frau gehörten. Lola und ihre Tochter sind 1980 in ihrer Wohnung umgekommen, die Polizei hat sehr nachlässig bis gar nicht ermittelt, was Erika auf Transphobie und die damalige negative Einstellung zur LSBTIQ-Community zurückführt. Rolf war dabei, eine Ausstellung vorzubereiten, die in seine Vergangenheit führt, deren Teil Lola war.
Während Patrik und sein Team in Fjällbacka bzw. auf der Insel, auf der der dreifache Mord geschehen ist, ermitteln, fährt Erika nach Stockholm und sammelt Informationen über Lola.
In „Kuckuckskinder“ hat mir die Nebenhandlung um das Leben von Erika, Patrik, Martin und Bertil besser gefallen als die Mordermittlung an sich. Die Verdächtigen waren alle unsympathisch und schon bald war für mich ersichtlich, wer die Morde begangen hatte. Die Motive und der Ablauf des Mordabends in Lolas Wohnung waren mir zu konstruiert und unrealistisch. Auch wenn „Kuckuckskinder“ in meinen Augen nicht der beste Teil der Reihe war, werde ich Erika und Patrik treu bleiben und freue mich schon auf Teil 12.

Bewertung vom 12.03.2023
Caspian, Hanna

Hinter dem falschen Glanz / Schloss Liebenberg Bd.2


ausgezeichnet

1907 auf Schloss Liebenberg in Brandenburg. Der Schlossherr Fürst zu Eulenburg wird wegen des Verstoßes gegen Paragraph 175 angeklagt, es kommt zum Prozess.
Die Eulenburg-Affäre wird aus der Perspektive der Dienstboten dargestellt. Adelheid Schaaf, die sich mit Fleiß und harter Arbeit zum Hausmädchen hochgearbeitet hatte, nimmt ihr hartes Leben auf der untersten Stufe der Hierarchie nicht länger als gottgegeben hin. Überraschend tut sich eine Geldquelle auf, und Adelheid greift trotz schlechten Gewissens zu. Für das Wohlergehen ihrer Familie ist ihr (fast) jedes Mittel recht. Gemeinsam mit dem Stubenmädchen Hedda Pietsch und dem Ersten Diener Viktor Novak wollen sie sich gegen die Schikanen des Butlers Oswald Opitz wehren.
Constanze Maiwald, die frühere Gouvernante der Komtessen, lebt jetzt als Gesellschafterin einer wohlhabenden älteren Dame in Berlin. Ihre neue Arbeitgeberin Ruth Maiwald ist mit dem Journalisten Maximilian Harden befreundet, der die Schmutzkampagne gegen Fürst zu Eulenburg angezettelt hatte. Über ihren Kontakt zu Hedda versorgt Constanze den Journalisten mit Informationen zum Geschehen im Schloss.
Hedda lernt Arthur kennen, der Kammerdiener in Berlin ist. Arthur ist Mitglied der Sozialistischen Partei, die für bessere Arbeitsbedingungen und bessere Bezahlung für Dienstboten kämpft.
Vom Teil 2 der Schloss-Liebenberg-Reihe bin ich genauso begeistert wie vom ersten Teil. Mit ihren bildhaften, authentischen und detailgetreuen Beschreibungen hat Hanna Caspian es wieder verstanden, mich ins Jahr 1907 ins Schloss Liebenberg zu katapultieren. Ich habe mit Adelheid, Hedda und Viktor gelitten, und Opitz vom ganzen Herzen gehasst. Ich bin sehr gespannt, wie es mit den dreien weitergeht, und ob Adelheid und Viktor im Schloss bleiben werden. Bis zum Herbst muss ich mich noch gedulden, dann erscheint der letzte Teil der Trilogie.

Bewertung vom 09.03.2023
Hauff, Kristina

In blaukalter Tiefe


ausgezeichnet

Andreas ist Partner in einer renommierten Anwaltskanzlei und hat seinen jungen Kollegen Daniel und dessen Freundin Tanja zu einem Segeltörn in den schwedischen Schären eingeladen. Seine Frau Caroline ist auch dabei, der Segeltörn ist Andreas‘ letzter Versuch, seine Ehe zu retten.
Die recht kurzen Kapitel sind jeweils aus der Sicht eines der Crewmitglieder geschrieben, nur an den Gedankengängen des Skippers Eric lässt uns die Autorin nicht teilhaben, so dass dieser bis zum Schluss geheimnisumwittert bleibt.
Kristina Hauff beschreibt sehr authentisch die Enge auf dem Boot, die mangelnde Privatsphäre und die seltsame Atmosphäre. Andreas, der selbstbewusste, arrogante Karriereanwalt, meint, über alle an Bord, insbesondere den Skipper, den er ja schließlich bezahlt, bestimmen zu können. Caroline ist von ihrem Mann genervt, seit Jahren leben sie zwar im gleichen Haus, aber jeder führt sein eigenes Leben. Daniel, dessen Karriere an einem Wendepunkt steht, bemüht sich redlich, es Andreas immer recht zu machen. Die einzige Person an Bord, die mir wirklich sympathisch war, ist Daniels Freundin Tanja. Sie tut alles, um den Urlaub, den sie Daniel zuliebe angetreten hat zu genießen, bis sie nicht mehr kann, und nur noch das Schiff verlassen und nach Hause zurückkehren will.
Es ist kein Thriller, wie ich zuerst dachte, sondern ein Roman, in dem es in erster Linie um Beziehungsprobleme geht. In der Mitte ist es etwas langatmig, zum Ende hin wird es aber sehr spannend, bis der Segeltörn ein dramatisches Ende nimmt. Von mir gibt es eine Leseempfehlung für alle, die sich für Psychologie und/oder Segeln interessieren. Das Segeln an sich wird sehr detailgetreu beschrieben, ich habe mich gewundert, dass auch die, die noch nie segeln waren, ihre Aufgaben an Bord direkt gut gemeistert haben.

Bewertung vom 02.03.2023
Meran, Arabella

Das Lachen der Pinguine


ausgezeichnet

Nicht zuletzt aufgrund des wunderschönen Covers bin ich auf den Debütroman von Arabella Meran gestoßen. Wow, was für eine wunderschöne Geschichte!
1931: Die 25jährige Dänin Caroline arbeitet als Sekretärin für die Reederei ihres Onkels in Frederikshavn. Sie ist das 13. von 16 Kindern. Der gutaussehende Kapitän Klarius Mikkelsen, der 20 Jahre älter als sie ist, wirbt um Caroline und nimmt sie mit nach Norwegen. Mit der strengen Schwiegermutter Nora wird sie nie wirklich warm, aber sie freundet sich mit Ingrid an, der Ehefrau des Reeders Lars Christensen. Diese erzählt ihr von ihrer Reise in die Antarktis, und Caroline schafft es, ihren Mann davon zu überzeugen, sie auf seine nächste große Walfangreise mitzunehmen.
1935: Die lange Schiffsreise auf dem Walfangschiff Thorshavn führt Caroline über den Atlantik über Gran Canaria, Dakar, den Äquator, Rio de Janeiro bis zur Drake-Passage (Meeresstraße zwischen dem Kap Hoorn und der Antarktis), wo sich der Atlantik und der Pazifik verbinden. Die Beschreibung des Walfanges ist sehr authentisch und bildhaft, ich musste schlucken, besonders als ein Walembryo einer erschossenen trächtigen Walkuh entnommen und wie Müll entsorgt wurde. Der kommerzielle Walfang ist zwar mittlerweile verboten, aber einige Länder, unter anderem Japan und Norwegen, jagen weiterhin Wale.
Caroline ist emotional sehr aufgewühlt und überglücklich, als sie mit ihrem Mann die Küste der Antarktis betreten darf. Die Faszination für Pinguine bleibt ihr ein Leben lang erhalten, was ich sehr gut nachvollziehen kann.
1995: Die australische Journalistin Jesse wird durch einen Anruf aus der Forschungsstation in der Antarktis auf Caroline Mikkelsen aufmerksam. Sie beschließt, die erste Frau, die die Antarktis betreten hat, ausfindig zu machen und fliegt nach Norwegen.
Das Buch ist in relativ kurze Kapitel gegliedert, abwechselnd wird in Rückblenden Carolines Leben in den 1930er- und 40er Jahren und Jesses Leben in der Gegenwart erzählt. Die Suche nach Caroline bringt Jesse dazu, ihr Leben zu überdenken und einiges zu ändern, woran auch Carolines Enkelsohn Erik einen Anteil hat.
In ihrem Debütroman verbindet Arabella Meran gekonnt Fakten und Fiktion. Aufgrund ihres bildhaften und flüssigen Schreibstils, detailgetreuer Beschreibungen und gründlicher Recherche ist ihr ein wunderbarer Roman gelungen, den ich jedem ans Herz legen möchte, der gern historische Romane liest.

Bewertung vom 27.02.2023
Teige, Trude

Als Großmutter im Regen tanzte


ausgezeichnet

Norwegen: Bei der Auflösung des Haustandes ihrer kürzlich verstorbenen Mutter findet Juni ein Hochzeitsfoto, das 1946 aufgenommen wurde. Es zeigt ihre Großmutter Tekla mit einem jungen deutschen Soldaten. Junis Großvater Konrad ist Norweger und seit 1947 mit Tekla verheiratet. Juni fällt auf, dass ihre Mutter Lilla vor der Hochzeit Teklas mit Konrad geboren wurde.
In Rückblenden wird erzählt wie Tekla während des Krieges den jungen Soldaten Otto Adler kennen- und lieben lernte. Sie ging mit ihm nach Deutschland, obwohl sie deswegen von ihrer Familie verstoßen wurde und ihr die norwegische Staatsbürgerschaft aberkannt wurde.
Juni folgt Teklas Spuren und reist nach Demmin, wo Ottos Familie gelebt hatte. Demmin liegt in Ostdeutschland, welches nach dem Krieg in der russischen Besatzungszone lag. In Demmin erfährt Juni von Zeitzeugen von dem Massenselbstmord von Frauen und Kindern, nachdem russische Soldaten 1945 in die Stadt eingefallen sind. Auch in den Jahren nach dem Krieg ist den Bewohnern Demmins unter den Besatzern Schlimmes widerfahren. Tekla und Otto wollten weg, in den Westen.
Der Roman ist hochemotional, durch die detaillierte Darstellung von Tekla und Juni habe ich mit den beiden Frauen gelitten und getrauert. Ich habe mich gefreut, dass Tekla trotz ihrer traumatischen Erlebnisse doch noch ein schönes Leben mit einem liebevollen Ehemann und Juni Antworten auf ihre Fragen und sogar eine neue Liebe gefunden hatte. Ein Buch, das ich kaum aus der Hand legen konnte, und das mir noch lange im Gedächtnis bleiben wird.

Bewertung vom 20.02.2023
Miller, Mark

Uns bleibt immer New York


ausgezeichnet

Bei dem Buch handelt es sich um das Debüt von Mark Miller. Er schreibt auf Französisch und hat eine Affinität für New York. Die Locations, in denen sich Lorraine und Leo bewegen, wecken die Sehnsucht nach Manhattan, Brooklyn und Queens.
Lorraine hat bis zu ihrem siebten Lebensjahr in New York gelebt. Nachdem ihr Vater, ein berühmter Galerist und Kunstkenner, erschossen wurde, kehrte sie mit ihrer Mutter und dem kleinen Bruder nach Paris zurück. Der Mörder ihres Vaters wurde nie gefasst. Über zwanzig Jahre später eröffnet Lorraine in New York eine eigene Galerie. Nach einer Versteigerung, bei der sie für mehrere Millionen Dollar das Gemälde „La Sentinelle“ gekauft hatte, wird sie im Central Park überfallen. Der junge Maler Léo Van Meegeren eilt ihr zu Hilfe.
Léo war im Gefängnis, da er Gemälde berühmter Maler gefälscht hatte. Dadurch kam er mit der New Yorker Unterwelt in Berührung und wird von dieser bedroht.
Lorraine bekommt seit einiger Zeit Drohnachrichten, die erste lautete „Ich habe deinen Vater umgebracht und werde auch dich töten“.
Leo und Lorraine wollen gemeinsam herausfinden, wer Lorraines Vater umgebracht hatte und jetzt seine Tochter bedroht.
New York-Fans und Kenner kommen auf ihre Kosten, so macht Lorraine mit ihrem Bruder eine Tour durch New Yorks Filmschauplätze, zur Terrasse des Empire State Buildings, wo „Schlaflos in Seattle“ gedreht wurde, zur Prince Street („Ghost – Nachricht von Sam“) und zum berühmten Juwelier an der Ecke Fifth Avenue/57th Street („Frühstück bei Tiffany’s“).
Die Kapitel sind relativ kurz und jeweils mit einem Song über New York überschrieben, die gesamte Playlist findet man am Ende. Mark Miller versteht es, die Spannung kontinuierlich aufzubauen, Action und Emotionen wechseln sich ab. Das Ende ist unvorhersehbar und ergreifend, ich empfehle, Taschentücher bereitzulegen. Diese wunderschöne Liebesgeschichte mit Krimi- und Actionelementen werde ich nicht so schnell wieder vergessen. Von mir gibt es eine Leseempfehlung sowohl für Leser*innen von Liebes- als auch von Kriminalromanen und vor allem auch für alle New York Begeisterten.