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Lesefee23.05
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Stepenitztal

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Insgesamt 315 Bewertungen
Bewertung vom 22.05.2019
Günak, Kristina

Glück ist meine Lieblingsfarbe


ausgezeichnet

„Herz öffnen, statt Kopf zerbrechen“

„Glück ist meine Lieblingsfarbe“ ist ein Roman von Kristina Günak. Er erscheint am 31. Mai 2019 im Bastei Lübbe Verlag und ist in sich abgeschlossen.
Juli ist Mitte 30 und hat nach Ansicht ihrer Eltern noch „nichts erreicht“ in ihrem Leben. Vor ein paar Monaten hat sie ihren gut bezahlten Job als Teamleiterin in einer Versicherung gekündigt und ist mit einem One-Way-Ticket nach La Palma geflogen. Hier lebt sie nun und hält sich mit kleineren Jobs und ihrem Ersparten über Wasser. Zu sich selbst finden, Ziele setzen, das Leben neu strukturieren ist das, was Juli sich während ihrer Zeit auf der Insel vorgenommen hat. Schnell findet sie Anschluss und wird liebevoll in den Kreis der Inselbewohner aufgenommen. Bei einer Feier lernt sie dann den unnahbar wirkenden Quinn kennen und bemerkt, dass er sehr anziehend und interessant auf sie wirkt. Verlieben möchte sich Juli aber auf keinen Fall! Als dann aber ein hilfloser Vierbeiner Julis Leben gehörig durcheinander wirbelt, beginnen sich ihre Lebenskarten neu zu mischen und Juli beginnt zu erkennen, worauf es ihr im Leben ankommt.
„Glück ist meine Lieblingsfarbe“ hat mich berührt, bewegt, zum Lachen und fast auch zum Weinen gebracht. Kristina Günak beschreibt so wundervoll, wie es einem ergehen kann, wenn man plötzlich die gesellschaftlichen Normen und Werte nicht mehr erfüllen kann und will. Wenn man den gut bezahlten „Traumjob“ aufgibt und einfach ausbricht. Ich kann mir kaum vorstellen, wie viel Mut dieser Schritt erfordert. Für sich selbst entscheiden, egal ob die Familie zu einem hält oder nicht, egal was Freunde raten oder denken. Zu sich selbst finden und zur Ruhe kommen.
Die Protagonistin Juli ist eine unglaublich sympathische und offene Frau. Sie liebt es mit Leuten zu sprechen und hat für jedes Problem ein offenes Ohr. Sie ist beliebt und für die Menschen da. Ebenso verhält es sich mit Tieren. Juli ist ein Hundemensch und kennt sich auf diesem Gebiet unglaublich gut aus. Nur einen eigenen, den traut sie sich nicht zu. Ihre Selbstzweifel sind zu groß und lassen es nicht zu, dass sie Verantwortung für ein lebendiges Wesen übernimmt. Erst während ihrer Zeit auf der Insel und als das Schicksal ihr keine Wahl mehr lässt, kann Juli sich auf einen eigenen Hund einlassen. Insgesamt entwickelt sich Juli während des Romans. Zu Beginn ist sie unsicher und zweifelt sehr an sich selbst. Sie stellt ihr Leben in Frage, lässt sich von ihren Eltern schlechtreden und traut sich wenig zu. Nach und nach beginnt sie aber festzustellen, was sie will, was ihr wichtig ist und worauf es ihr im Leben ankommt. Gesellschaftliche Normen können für einen selber gelten, müssen es aber nicht. So schafft sie es später auch, ihren Eltern ausdrücklich zu verstehen zu geben, dass sie eine Entscheidung für sich selber getroffen hat und von dieser nicht zurückweichen wird.
Auch Quinn ist liebevoll gezeichnet und dargestellt. Anfangs abweichend und unnahbar, beginnt er seine Masken fallen zu lassen und seine Mauern abzubauen, sodass Juli den wahren Quinn kennenlernen kann.
Der Schreibstil der Autorin ist wunderbar. Die Geschichte liest sich flüssig und einnehmend. Immer wieder wechseln sich locker leichte Passagen mit ernsten und nachdenklichen Passagen ab. Die Mischung erzeugt einen unglaublichen Charme, der von dem Roman ausgeht. Er zeigt auf, dass Zweifel zu jedem Lebensabschnitt dazugehören, dass man nicht den gesellschaftlichen Regeln folgen muss und dass man im Leben wert auf das legen muss, was einem selbst wichtig ist.
Mein Fazit: Der Roman hat mir Lese-Herzmomente beschert. Ich habe gelacht und fast geweint. Ich bin in der Geschichte versunken und habe mich unglaublich gut mit Juli identifizieren können. Nicht immer läuft alles im Leben nach Plan. Manchmal muss man vom Weg abweichen, um den richtigen Weg wiederzufinden; dem Herzen folgen und nicht immer nur den Verstand befragen. Ich vergebe ganz klar 5 von 5 Sternen.

Bewertung vom 18.05.2019
Dawson, April

Up all night Bd.1


ausgezeichnet

Sinnlich, heiß, sexy

„‘Du würdest echt deine Gefühle verleugnen, damit sie glücklich ist?‘ […] ‚Das tue ich schon mein Leben lang. […]‘“
„Up All Night“ ist der erste Band der „Up-All-Night-Reihe“ von April Dawson. Er erschien im April 2019 im Lyx-Verlag.
Taylor Jensen ist sich sicher: Einen Mann lässt sie so schnell nicht mehr an sich heran! Nachdem sie an einem Tag, wohl der schlimmste Tag in ihrem Leben, nicht nur ihren Job und ihr Auto verliert, erwischt sie zu allem Überfluss auch noch ihren Freund in flagranti mit der Nachbarin im Bett. Hals über Kopf flüchtet sie aus der Wohnung und läuft auf der Straße zufällig in die Arme ihres Schulfreundes Daniel. Diesen hat sie seit der Schulzeit aus den Augen verloren, trotzdem ist das damalige gegenseitige Vertrauen sofort wieder präsent. Als Daniel Taylor ein Zimmer in seiner WG anbietet, ist sie zunächst skeptisch, hat sie doch gerade beschlossen, keine Nähe zu einem Mann zuzulassen. Und Daniel ist… heiß!
Dann versichert Daniel ihr aber, auf Männer zu stehen und Taylor zieht dankbar in das WG-Zimmer ein. Mit ihren neuen Mitbewohnern beginnt Taylor das Leben in vollen Zügen zu genießen, die Beziehung zu Daniel entwickelt sich langsam wieder zu der Freundschaft, die sie einmal war, doch manchmal gibt es Situationen, die Taylor nicht einordnen kann. Warum fühlt sie sich plötzlich zu Daniel hingezogen? Mehr als Freundschaft kann und darf es ja einfach nicht sein… oder?

„Up All Night“ ist ein Liebesroman mit sehr sinnlichen und erotischen Szenen. Die Handlung ist aus der Ich-Perspektive geschrieben, welche zwischen den Protagonisten Taylor und Daniel wechselt. Dieser Schreibstil ermöglicht einen wundervollen Einblick in die Gedanken, Gefühle und Zweifel der beiden. Diese Darstellung wird dadurch verstärkt, dass die Autorin im Wechsel der Perspektiven manche Szenen doppelt anschneidet, sodass man die jeweilige Szene aus dem Blickwinkel beider Hauptfiguren betrachten kann, die Geschehnisse sich aber nicht direkt doppeln, sondern beim Perspektivwechsel nur kurz erneut zusammengefasst werden. Dies führt zu einem besseren Verständnis der Figuren und lässt den Leser noch besser in die Welt von Daniel und Taylor eintauchen.
Taylor ist eine tolle Frau. Sie hat ein entschlossenes und selbstbewusstes Auftreten, zeigt aber an den richtigen Stellen, dass sie auch eine andere Seite hat. An den richtigen Stellen lässt sie es zu, dass ihre Gefühle sie übermannen und auch ihre Unsicherheit verbirgt sie nicht, wenn sie mit Daniel zusammen ist. Sie hat eine offene, ehrliche und freundliche Art und zieht einen damit in ihren Bann. Durch ihr angenehmes Auftreten findet sie auch in der WG schnell Anklang und wird mehr und mehr ein Teil der Wohngemeinschaft, die mehr eine Familie, als eine Zweckgemeinschaft ist.
Auch Daniel ist absolut sympathisch. Er ist äußerlich ein klassischer Bad Boy: gutaussehend, trainiert, selbstsicher. Bei seinen Freunden und Freundinnen allerdings ist er das genaue Gegenteil. Man kann sich auf ihn verlassen, er ist für einen da und kümmert sich um die, die ihn am Herzen liegen – im Zweifel auch gegen sein eigenes Wohl. Dies erkennt und schätzt auch Taylor an ihm, für sie war er schon immer der beste Freund, den es auf der gesamten Welt geben kann. Für Gefühle ist kein Raum und eine Beziehung kommt sowieso nicht in Frage, denn erstens würde dadurch die Freundschaft womöglich gefährdet werden und zum anderen ist Daniel nun einmal schwul…
Mein Fazit: Ein Liebesroman mit unglaublich viel Gefühl und Leidenschaft, einem lockeren und witzigen Schreibstil und einer Intensität, die den Leser einsaugt. Ich habe die Spannung zwischen den Hauptfiguren nahezu knistern hören und bin begeistert von der Romantik und der liebevollen Atmosphäre die übertragen wird. Mal wieder ein Roman, in dem ich mich mit meiner romantischen und kitschigen Seite verlieren konnte… Ich vergebe 5 von 5 Sternen und freue mich unglaublich auf die Fortsetzung von „Up All Night“!

Bewertung vom 15.05.2019
Balson, Ronald H.

Hannah und ihre Brüder


ausgezeichnet

„Hannah und ihre Brüder“ ist ein historischer Roman von Ronald H. Balson, übersetzt von Gabriele Weber-Jaric. Er erscheint am 17.05.2019 im Aufbau-Verlag und ist in sich abgeschlossen. Er ist aber gleichzeitig der Auftakt zu einer Buchreihe um den Privatdetektiv Liam Taggart und die Anwältin Catherine Lockhardt.
Ben Solomon ist Jude. Er hat den Nationalsozialismus überlebt, ebenso seine Frau Hannah, aber niemand ihrer Familienangehörigen. Schwer lastet die vergangene Zeit auf ihnen, denn nicht nur die Grausamkeit an sich und den Millionen anderen Juden durch die Nationalsozialisten mussten sie ertragen, sondern zusätzlich den Verrat ihrer Familien durch Bens besten Freund Otto, der einst wie ein Bruder für ihn war.
Als Ben im Jahr 2004 durch einen Zufall erkennt, dass sein alter Freund Otto einer der geachtetsten Männer Chicago ist und sich als Jude ausgibt, beschließt er, ihn öffentlich als SS-Offizier zu beschuldigen. Aber ist Ben tatsächlich im Recht? Oder spielt seine Erinnerung ihm einen Streich und es liegt eine Verwechslung vor?
Mithilfe des Privatdetektivs Liam Taggart und der Anwältin Catherine Lockhardt begibt Ben sich auf eine nervenzehrende Beweissuche in die Vergangenheit.

Mein Fazit: Dieser Roman hat mich begeistert, verstört, fasziniert und schockiert. Er hebt sich durch die Art der Erzählung von vergleichbarer Literatur ab und fasziniert durch den flüssigen Schreibstil und seine starken Charaktere. Ich vergebe 5 von 5 Sternen und empfehle ihn jedem Liebhaber von historischen Romanen.

Bewertung vom 11.05.2019
Burton, Tara Isabella

So schöne Lügen


ausgezeichnet

„So schöne Lügen“ ist ein Roman der den Leser in einen Bann zieht. Die 29-jährige Louise hat eigentlich ihre Träume verloren. Sie hat erkannt, wie die harte Wirklichlichkeit des Lebens aussieht. Sie kann damit umgehen. Irgendwie schafft sie es, hat sie es immer geschafft. Trotzdem sehnt sie sich innerlich nach mehr. Nach mehr Geld, nach mehr Freundschaft, mehr Liebe, Einzigartigkeit, Anerkennung und Beachtung, die innere Uhr tickt. Bald wird sie dreißig und hat damit das Alter erreicht, in dem man in New York verloren hat. Alles was Louise sich wünscht hat Lavinia. Sie ist jung, sie hat Geld wie Heu, sie ist überall beliebt, sie sieht gut aus und lebt ihr Leben so, wie sie es eben möchte. Dabei schafft sie es, die Menschen um sich herum von sich selbst zu überzeugen. Sie hat dieses gewisse Etwas. Eigentlich ist sie von „allem zu viel“, aber trotzdem wirkt sie anziehend, man will von ihr gemocht werden. Ebenso geht es auch Louise, um jeden Preis, möchte sie als Freundin an Lavinias großzügiger Seite bleiben. Zusammen tauchen sie ab in eine Welt der Reichen, eine Welt voll exklusiver Partys, Alkohol, Drogen. Doch eigentlich kann Louise sich dieses Leben nicht leisten. Zum Glück zahlt meistens Lavinia… Trotzdem ist Louise ständig pleite, sie beginnt ein Netz von Lügen zu spinnen, in dem sie sich mehr und mehr selbst verfängt und verliert. Belügt sie nur die anderen? Oder auch schon sich selbst? Wird es einen sanften Weg aus der Lügenfalle geben oder hat nur ein tragisches Ende die Kraft die Abwärtsspirale von Louise zu stoppen?
Mich hat die Geschichte berührt, beängstigt, schockiert und überrascht. Ich vergebe 5 von 5 Sternen für einen Roman, den ich nicht Recht in ein klassisches Buchgenre einordnen kann. Ich kann ihn auch nicht direkt einer Lesergruppe empfehlen, aber ich kann sagen: Wenn euch die Leseprobe anspricht, dann lest das Buch! Es wird sich lohnen, es wird euch fesseln und nicht mehr loslassen!

Bewertung vom 25.04.2019
Krist, Martin

Engelsgleich


sehr gut

„Du darfst die Hoffnung nie aufgeben. Niemals!“

In Berlin beginnt der vierte Fall für Hauptkommissar Paul Kalkbrenner. Auf einem Fabrikgelände werden mehrere Leichen gefunden, kurz zuvor wurde ein Selbstmordopfer in seiner Wohnung gefunden. Dass es eine Verknüpfung zwischen den Vorfällen gibt, ist eher unwahrscheinlich, daher gerät der scheinbare Selbstmord erst einmal in den Hintergrund.
Aber wer hat die Kinder auf dem Fabrikgelände entsorgt und grausam misshandelt? Und hängt auch das Verschwinden des jungen Mädchens Merle mit diesen Morden zusammen? Für Paul Kalkbrenner beginnt eine komplexe Mordermittlung, während der er sich zusätzlich um seine Familie kümmern muss.

Für mich war „Engelsgleich“ der erste Thriller von Martin Krist. Im Vorfeld habe ich mich leider wohl nicht ausreichend informiert und bin so mitten in die Krimireihe um den Hauptkommissar Kalkbrenner hineingeraten. Grundsätzlich hat dies nicht dazu geführt, dass ich die Handlung nicht verstanden hätte, ich denke aber schon, dass es sinnvoller gewesen wäre, die Reihe von Beginn an zu lesen, da mir so einiges der Vorgeschichte zum Hauptkommissar fehlte. Trotzdem gefällt er mir als Hauptermittler sehr gut. Insgesamt sind die auftretenden Figuren authentisch gestaltet und wirken wie aus dem wahren Leben gegriffen. Es gibt nicht nur schwarz und weiß, sondern auch grau dazwischen und jeder handelt so, wie er es gelernt hat, oder so, wie er es auf Grund der äußeren Umstände eben muss.
„Engelsgleich“ ist ein Thriller mit komplexen Handlungssträngen und Themen, es geht um grausam misshandelte und ermordete Kinder, die verzweifelte Suche der Pflegemutter Juli nach ihrer Tochter Merle und den Drogenhandel.
Die Spannung bleibt den gesamten Krimi über hoch und zieht sich durch die gesamte Geschichte. Der Thriller ist in sich abgeschlossen, das Ende deutet aber darauf hin, dass noch nicht alle Konflikte gelöst sind und durchaus noch in weiteren Teilen der Reihe aufgegriffen werden könnten.
Es treten viele Figuren parallel zueinander auf, deren Verbindung zunächst nicht eindeutig ist. Dies hat mit zu Beginn sehr verwirrt, denn die Fülle an Namen und den damit verbundenen Personen ist wirklich groß. Dieses Problem löste sich dann aber im Laufe der Handlung nahezu vollständig auf, da die Verknüpfungen natürlich immer größer und offensichtlicher wurden. Trotzdem fand ich den ständigen Perspektivwechsel doch recht anstrengend und hatte zu Beginn des nächsten Abschnitts zu einer Person häufig schon den Ausgang des vorherigen Abschnitts vergessen, sodass ich noch einmal nachlesen musste, womit dieser geendet hatte. Dies lässt mich von den 5 zu erreichenden Sternen einen abziehen, sodass ich 4 von 5 Sternen für einen bewegenden, brutalen und packenden Thriller vergebe!

Bewertung vom 25.04.2019
Hofelich, Julia

Totwasser


ausgezeichnet

„Wasser, das zwischen den von beiden Seiten des Felsens kommenden Strömungen sozusagen eingeschlossen ist und sich nicht mehr bewegt.“

Linn, eigentlich eine grandiose Anwältin, ist durch einen Unfall vor Jahren nahezu vollständig ins berufliche „Aus“ geraten. Langsam kämpft sie sich zurück in ihr früheres Leben und steht nun vor einem kniffeligen Fall: Sie glaubt fest an die Unschuld ihrer Mandantin, obwohl diese den Mord an ihrem Mann gesteht und begibt sich auf der Suche nach dem Mörder schließlich selbst in Gefahr.
Ich vergebe 5 von 5 Sternen für einen gut durchdachten, fesselnden und unglaublich spannenden Krimi! Ein Buch außerhalb meiner Komfortzone, denn meistens lese ich Liebesromane… Trotzdem hat „Totwasser“ mich vollständig begeistert. Zu keinem Augenblick hatte ich das Gefühl mich zu langweilen oder gar eine Idee, wer der Täter wirklich sein könnte. Die Autorin Julia Hofelich webt einen Teppich aus Vermutungen, Ideen und Indizien, die sich erst zum Ende des Buches zu einem Ganzen zusammenfügen! Ich war begeistert und konnte das Buch nicht aus der Hand legen!

Bewertung vom 25.04.2019
Webb, Katherine

Das fremde Mädchen


sehr gut

Zwei Frauen, untrennbar miteinander verbunden durch ein Waisenkind und das Schicksal, durch Vergangenheit und Gegenwart, obwohl sie sich niemals persönlich begegnet sind.
Rachel heiratet aus Vernunft den Weinhändler Richard Weekes, der ihr seit einiger Zeit den Hof macht. Durch ihn lernt sie die adlige Familie Alleyn kennen und wird als Gesellschafterin für den Hausherren Jonathan eingestellt, der im Krieg und durch den Verlust seiner großen Liebe Alice ein sehr zurückgezogenes Leben führt.
Mehr und mehr gerät sie dabei in den Sog der Vergangenheit und taucht auf der Suche nach der Wahrheit tief in die Familiengeschichte ihres und die der Familie Alleyn ein. Welche Auswirkungen aber werden ihre Entdeckungen auf ihre eigene Zukunft haben…?
Katherine Webb hat wieder einen interessanten und spannenden, zugleich aber auch düsteren und teilweise bedrückenden Roman geschrieben. Vergangenheit und Zukunft werden geschickt miteinander verknüpft und die Figuren so geschildert, dass man mit ihnen mitfühlen kann.
Ich vergebe 4,5 von 5 Sternen, den Halben ziehe ich ab, da es eine Weile dauerte, bis ich die Geschichte vollends fesseln konnte. Zu Beginn plätscherte die Handlung ein wenig vor sich hin, während sie spätestens in der zweiten Buchhälfte dann rasant an Tempo zunahm und mit dazu zwang weiterzulesen!

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.03.2019
Marly, Michelle

Madame Piaf und das Lied der Liebe / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.9


ausgezeichnet

„Madame Piaf und das Lied der Liebe“ ist ein historischer Roman von Michelle Marly über das Leben der großen, kleinen Édith Piaf. Ein Roman über den Aufstieg des Straßenmädchens zu einer gefeierten und gefragten Künstlerin. Ein Leben zwischen Rausch, Freude, Liebe und Freundschaft, aber auch Verlust, Kampf und Trauer.
Édith Piaf. Ein Name, der uns allen bekannt ist. Aber wie wurde aus dem kleinen Mädchen von der Straße diese große Sängerin?

Bevor ich den Roman gelesen habe, wusste ich von Édith Piaf nicht viel. Lediglich, den ein oder anderen Chanson kannte ich von ihr und mir war natürlich klar, dass sie früher eine große und bekannte Sängerin gewesen ist und dies eigentlich auch noch bis heute ist. Aber wer genau diese Frau war, wie sie gelebt hat und wie oder wann sie gestorben ist, war mir nicht klar. Aber genau aus diesem Grund hat mich der Roman so gereizt. Ich bin ein Fan dieser Art Romane, die ein echtes Leben in Romanform beschreiben. Natürlich bleibt ein bisschen Fiktion, literarischer Spielraum und selbstverständlich der eigene Stil der Autorin nicht aus, aber trotzdem hat man das Gefühl, etwas wirklich Geschehenes mitzuerleben und zu begreifen. In einer Zeit, die wir niemals erleben werden und durch eine echte Lebensgeschichte ein Gefühl dafür bekommen können.
Édith Piaf also, ein Mädchen von der Straße. Aufgewachsen ohne Mutter, von ihrem Vater ausgenutzt. Ein Mädchen, das durch das Singen auf der Straße, mithilfe von Freunden, Liebhabern und Protegés ein Star werden konnte.
Dabei blieb sie stets wie sie war. Lebensfroh, leicht exzentrisch, eher herrisch und chaotisch. Eine Frau mit einem großen Herzen. Ihre echten Freunde blieben stets an ihrer Seite und unterstützten sie, so gut sie es vermochten. Sie ertrugen die schlechten Seiten und ergaben sich dem Charisma ihrer „Môme“.
Michelle Marly schafft es, aus der Perspektive von Édith Piaf, deren Aufstieg zu ihren größten Erfolgen zu schildern. Ihre „Absturz“ nach dem Verlust ihrer großen Liebe lässt sie dabei bewusst aus und konzentriert sich auf die besseren Zeiten in Piafs Leben.
Der Leser taucht dabei ein in eine Welt vor, während und nach dem zweiten Weltkrieg. In ein Paris voller Elend und Entbehrungen, in Musik, die den Menschen Hoffnung gibt. Sie schildert anschaulich, wie Édith Piaf andere Künstler zu Ruhm verhilft, wie sie sie unterstützt und wie sie einen ihrer größten Erfolge, das Lied „La vie en rose“ komponiert.

Ich habe das Buch sehr gern gelesen und mich im Anschluss dazu inspiriert gefühlt, ein bisschen mehr über diese großartige Künstlerin zu lesen und mir bewusst einige ihrer Lieder anzuhören. „Non, je ne regrette rien“ beschreibt für mich am Besten das Leben von Édith Piaf. Sie lebt so, wie sie es für richtig hält. Sie legt keinen Wert auf Besitz, auf Sicherheiten, auf Geld. Sie feiert Feste, wie sie kommen. Sie unterstützt die ihren und verliert manchmal den Blick für das Wesentliche. Sie ist das, was ich mir unter einer großen Sängerin vorstelle und ich finde es interessant, dass schon in den 1930/40er-Jahren Frauen so selbstständig sein konnten.

Ich empfehle den historischen Roman über Édith Piaf jedem, der an ihrer Lebensgeschichte interessiert ist oder etwas über sie erfahren möchte ohne ganze Bibliografien oder Berichte zu lesen.
Michelle Marly hat ein tolles Buch über Piafs Leben geschrieben und schafft es den Leser in ein anderes Jahrhundert und in ein anderes, wahres Leben zu entführen.
Im Nachwort beschreibt sie ihre eigenen Beweggründe für bestimmte Handlungsorte und gewisse Handlungsabfolgen. Dies rundet den Roman ab und zeigt dem Leser klar auf, wo historische Lücken bestehen und wie sie gefüllt wurden.
5 von 5 Sternen von mir für den historischen Roman über die große Sängerin Édith Piaf!