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Insgesamt 1680 Bewertungen
Bewertung vom 03.02.2024
Ware, Ruth

Zero Days


sehr gut

Sicherheitslücken

Als Pentester checken Jack und Gabe die Sicherheitssysteme von Unternehmen. Einer dieser Einsätze geht etwas schief und Jack landet bei der Polizei. Noch schlimmer ist, dass ihr Mann mit durchgeschnittener Kehle in ihrem gemeinsamen Zuhause liegt und man Jack dafür verantwortlich macht. Als dann auch noch Indizien dafür auftauchen, dass Jack vom Tod von Gabe profitiert, bleibt ihr nur die Flucht. Doch wie will sie jetzt ihre Unschuld beweisen und vor allem Gabes Mörder entlarven?

Ich mag die Bücher von Ruth Ware sehr. Dieses hier unterscheidet sich deutlich von ihren anderen Thrillern. Es ist nicht greifbar für mich, wo der Unterschied genau liegt. Mir hat der Anfang super gut gefallen, dann gab es aber zwischendurch immer mal wieder Längen für mich. Möglich, dass es mir da zu sehr in die Technik ging und ich das Interesse verloren hatte. Ich fand aber immer wieder in den Lesefluss und hatte enorm Angst um Jack.

Ein klein wenig hat mich gestört, wie man als Leser von Jack selbst immer wieder gesagt bekam, wie schlimm die Verletzung, die sie sich zugezogen hatte, doch inzwischen ist. Klar, da ging es auch darum, wer das Rennen gewinnt: Jack, ihre Verfolger oder die Verletzung. Dennoch war das zu oft.

Die Twists, die ich an Ruth Wares Büchern so liebe, sind hier weniger ausgeprägt. Klar, es gibt Überraschungen, aber nicht im Stil, wie sie sie sonst einbaut. Es sind eher falsche Schlussfolgerungen, die doch so logisch waren, falsche Fährten und Sackgassen. Ganz nebenbei werden Themen angeschnitten, die unter die Haut gehen, aber leider nur oberflächlich behandelt werden.

Der Titel erklärt sich im Buch durch die Kapitel und die technischen Details, doch das Wortspiel selbst macht sich in der Originalsprache dann doch besser bemerkbar. Mir ist zudem Jack ein bisschen zu superheldenhaft und hatte zudem arg viel Glück. Die Nebenfiguren haben mir recht gut gefallen, besonders Jacks Schwester Hel. Insgesamt ergibt sich ein gut lesbarer Thriller, der kurzweilig ist trotz der einen oder anderen kleinen Länge. Von mir daher vier Sterne.

Bewertung vom 29.01.2024
Loll, Ronny;Wiener, Sarah;Arendholz, Hannes

Ronny Lolls Seelenfutter


sehr gut

Rezepte für das Glück auf Tellern

In der Reihe der Lese-Kochbücher sticht dieses hier besonders heraus. Es ist pickepacke voll mit lesenswerten, interessanten Geschichten der unterschiedlichsten Köche, herrlichen Fotos zu den Locations, Menschen und Gerichten und ganz besonderen Rezepten. Diese Kombination ist extrem gut gelungen und auch, wenn man wie ich ein mäkeliger Esser ist, findet man Anregungen für neue Rezepte oder neue Interpretationen, die sich auszuprobieren lohnen. Für jeden ist Seelenfutter eben etwas anderes und allein schon zu erfahren, weshalb die Speisen für den jeweiligen Erzähler Soulfood sind, ist unbeschreiblich intim.

Ronny Loll, Sarah Wiener, Hannes Arendholz, Antje de Vries, Edwin Belt, Harald Wohlfahrt, Tafelvine, Matthias Gfrörer, Rainer Sass, Stefan Wiertz, Gerd Astor, Malte Kuhn, Mora Fütterer, Lucki Maurer, Véronique Witzigmann, Andreas Opel, Meta Hiltebrand, Sascha Basler, Francesco d’Agostino, Anghie Balanta Santacruz, Marcel Stut, Sebastian Copien und Ulf Tietge lassen uns tief in ihre Seele blicken und auch in ihre Töpfe.

Jedes Kapitel beginnt mit einer Vorstellung der Person, die uns anschließend ihre Seelenfutterrezepte verrät. Der Schreibstil ist so angenehm, dass man sofort das Gefühl hat, alle zu kennen. Natürlich tragen dazu auch die herrlichen, sehr persönlichen Fotos bei. Die Rezepte sind dann klassisch aufgebaut mit der Bezeichnung, einer kleinen Geschichte dazu, der Zutatenaufzählung und den Zubereitungsschritten. Mal gibt es nur ein Seelenfutterrezept, mal gleich mehrere. Auf Angaben zu Nährwerten und ähnliches wurde verzichtet. Wer will das bei Seelenfutter auch wirklich so genau wissen? Da will man einfach nur genießen! Angaben zu Vorbereitungs- und Kochzeit und Anzahl der Personen, die satt werden, findet man oberhalb des Rezepttitels.

Die eine oder andere Zutat mag vielleicht ein bisschen ungewöhnlicher sein, doch wirklich kompliziert zu beschaffen ist hier nichts. Die Palette ist breit gefächert und sogar international angehaucht. Hier sollte wirklich jeder etwas für sich entdecken, ob süß oder deftig. Mein Herz schlug bei den Fränkischen Karthäusern sehr hoch, denn die habe ich durch eine ganz wunderbare, liebe Bekannte einst kennen und schätzen gelernt und bei ihr schmeckten sie sogar kalt noch köstlich. Anders als bei Andreas Opel sind bei uns Arme Ritter eine andere Speise. Das macht ja aber nichts!


Meine Kritikpunkte: Manche Gerichte sind schwer zu finden. Kaninchen muss man beispielsweise unter Schmorkaninchen suchen. Da ist das Register am Ende des Buches nicht ganz optimal. Beim Schweinerollbraten aus dem Tontopf fehlt meiner Meinung nach für all jene, die zum ersten Mal mit dem Römertopf kochen, der Hinweis, dass dieser zuvor gewässert werden muss. Manche Bezeichnungen hätten für das allgemein bessere Verständnis und Auffinden vielleicht nicht nur den regionalen Namen, sondern eine Art Übersetzung vertragen. Interessant finde ich den Schneewittchenkuchen, denn den kenne ich tatsächlich völlig anders, obwohl das hier vorgestellte Rezept auch nur teilweise an eine Donauwelle erinnert.

Mir gefällt dieses Buch trotz der genannten Punkte sehr gut. Es lädt zu nostalgischen Gedankengängen ein, die dann dazu führen, sich an den Herd zu stellen und eines dieser oder ein eigenes Seelenfutter zu kochen. Daher gebe ich von Herzen vier Sterne.

Bewertung vom 24.01.2024
Ford, Olivia

Der späte Ruhm der Mrs. Quinn


sehr gut

Bewegende Geschichte

Jennifer Quinn liebt ihren Mann Bernard über alles. Sie sind fast sechzig Jahre verheiratet und Jen traut sich trotz allem nicht, ihm zu verraten, dass sie sich bei einer Backshow im TV angemeldet hat und angenommen wurde. Doch da ist noch ein weiteres Geheimnis und das wiegt sehr viel schwerer.

Die Geschichte ist relativ vorhersehbar und in einem unaufgeregten, schlichten Ton erzählt, der an manchen Stellen fast schon unangebracht ist. Zumindest empfinde ich die in kursiver Schrift erzählten Geschehnisse in Jennifers Jugendtagen als absolut dramatisch und einschneidend. Bedenkt man, dass Jennifer siebenundsiebzig Jahre alt ist, weiß man, dass zu jener Zeit diese Dinge tatsächlich ein Drama waren. Aber sechzig Jahre nicht darüber zu reden, nicht darüber reden zu können, sind eindeutig die Hölle auf Erden und sollten mehr verdienen, als diese ruhige Erzählweise.

Die Figuren, von Bernard über Jennifer selbst bis zu Azeez und den anderen Show-Beteiligten sind allesamt gelungen, mehr oder weniger sympathisch und realitätsnah. Der englische Flair ist gut eingefangen, mitsamt seiner etwas steifen Art und man könnte sich all das auch bei uns gut vorstellen.

Der Verlauf ist ein bisschen vorhersehbar, aber das schmälert nicht den Lesegenuss. Im Gegenteil, denn manchmal müssen die Dinge einfach so laufen, wie man das einschätzt, um nahe am wahren Leben zu sein und dem Leser ein wenig entgegenzukommen. Es steckt enorm viel Liebe in diesem Buch und an der einen oder anderen Stelle sollte man vielleicht ein Taschentuch griffbereit haben.

Schade, dass darauf verzichtet wurde, das eine oder andere Rezept im Anhang oder gleich zu Beginn des Kapitels zu verraten. Das hätte mir super gut gefallen und dem Buch noch mal einen besonderen Kick gegeben, zumal jedes Kapitel als Überschrift den Namen eines Gebäcks trägt. Tatsächlich kostet exakt dies einen Stern. Ich wurde gut unterhalten, auch wenn die große Überraschung ausblieb. Ich gebe vier Sterne.

Bewertung vom 20.01.2024
Watchers, Weight

Weight Watchers - der neue 4 Wochen Powerplan


gut

Nicht ganz, was ich erwartet hätte

Dieses Buch ist für all jene, die im Weight-Watchers-Programm sind, optimal nutzbar, denn nur da erfährt man, wie viele Points man persönlich täglich verbrauchen darf. Alle anderen finden hier aber auch schöne Rezepte, die beim Abnehmen oder auch einfach bei der gesunden, ausgewogenen Ernährung helfen können. Allerdings fehlen einem dann ein paar Infos.

Ganz klar, hier wird so ganz nebenbei für die Teilnahme bei den Weight-Watchers geworben. Nichts anderes habe ich erwartet. Wir bekommen Mitglieder gezeigt und dürfen die Erfolgsgeschichte von Martina lesen. Auch erfahren wir ein paar Fakten zum Thema gesunde Ernährung und dem Abnehmen. Die Legende erklärt die Abkürzungen und Piktogramme gleich am Anfang. Eine Erklärung, wie das Buch für den persönlichen vier-Wochen-Plan zu nutzen ist und ein QR-Code für einen Blankoplan zum Ausdrucken stehen vor den eigentlichen Rezepten.

Diese sind klassisch aufgebaut mit Foto, Bezeichnung, Angaben (hier zu den Points, Kennzeichnungen, Zeiten und Personenanzahl, Nährwerten, Zutatenliste, Zubereitungsschritten und ggf. Tipps. Die Kapitel sind Frühstück und Mittag- & Abendessen. Daraus baut man sich selbst den wöchentlichen Plan. Welches die 200 Zero-Point-Lebensmittel sind erfährt man nicht wirklich. Das finde ich dann ein bisschen unfein.

Da ich ein Frühstücksmuffel und zudem sehr mäkelig beim Essen bin, fallen hier einige Vorschläge bei mir total flach. Man kann mich mit Overnight Oats beispielsweise echt in die Flucht schlagen. Das bunte Frühstückssnackboard dagegen finde ich eine tolle Idee. Einige der Frühstücksvorschläge sind auch für die Snacks geeignet. Hier allerdings manchmal in Mengen, die mich eher hungriger machen. Ein Beispiel hierfür sind die Knusprigen Thunfisch-Happen. Beim Frühstück sind es sättigende acht Stück, als Snack bekommt man dürftige zwei davon. Noch größer ist der Unterschied beim Ofenpfannkuchen mit Tomaten.

Die Portionsgrößen der Hauptmahlzeiten sind für meinen Hunger gern mal ein bisschen klein geraten. Zudem finden sich hier nicht wirklich viele Gerichte, die ich verwenden kann, da zu viele Zutaten verwendet werden, die ich nicht mag. Wie gesagt, ich bin ein mäkeliger Esser! Mit Ersatzprodukten, wie z.B. Veggie-Hack, hatte ich auch nicht gerechnet.

Mir sind manche Angaben ein bisschen zu vage. Beispielsweise fände ich es hilfreich, wenn bei den Brotscheiben ein Gewicht als Anhaltspunkt stehen würde. Nicht jedes Roggenvollkornbrot ist gleich groß, sodass zwei Scheiben mal echt satt machen können oder eben auch nicht.

Insgesamt ist dieses Buch für mich nicht wirklich das, was ich erwartet hatte. Die kleinen Portionsgrößen und der auffällige Verzicht auf Sättigungsbeilagen bzw. sehr wenigen davon führt natürlich zu einer Gewichtsabnahme, aber insgesamt bleibe ich dann lieber bei meiner Art zu kochen und esse da kleinere Portionen. Daher von mir an dieser Stelle drei Sterne.

Bewertung vom 19.01.2024
Schmitt, Axel

Schlank mit Brot


ausgezeichnet

So machen Kohlenhydrate satt, aber nicht dick!

Mit diesem Buch bekommt man nicht nur Brotrezepte, sondern auch unbeschreiblich viele Informationen zur Ernährung, und zwar zur gesunden Ernährung allgemein. So kann man am besten abnehmen, denn man verzichtet weder auf Genuss, noch auf Kohlenhydrate. Das macht länger satt und kurbelt, richtig gemacht, auch den Stoffwechsel an. Man lernt das richtige Essen, womit man bei ein klein wenig Disziplin seine Ernährung dauerhaft umstellt und dabei glücklich ist! Aber auch, wer nicht leichter werden möchte, erhält hier tolle Rezepte und Wissen.

Brot backen ist eine echte Kunst und gar nicht so einfach. Aber mit dem Grundwissen, das Frau Dr. Bergmann und Axel Schmitt hier liefern, ist man super gut gerüstet. Die Erklärungen zu den wichtigen Bausteinen gesunder Ernährung und dem Zusammenhang zum Brot sind erstaunlich interessant. Natürlich ist der Rezepteteil noch interessanter! Doch diese beiden Teile ergeben eben ein Buch, das helfen kann, gesund, schlank, glücklich und motiviert zu sein und das mit einem der schönsten Hobbys der Welt, dem Backen.

Die Rezepte selbst sind abwechslungsreich. Die Brote sehen alle super lecker aus, was sie auch sind. Sie schmecken nicht langweilig oder wie man sich diätgeeignete Rezepte vorstellt. Alle haben sie gemein, dass sie eine lange Teigführung erfordern. Darauf beruht ein großer Teil des Geheimnisses des Erfolges. Auf Vorreden verzichtet Axel hier komplett. Nach der Bezeichnung des Brotes finden sich direkt alles Wissenswerte zu den Nährwerten, die Größe/Menge des Brotes, die Zutatenliste und natürlich die Beschreibung der Arbeitsschritte. Bei einigen der Rezepte finden sich noch zusätzliche Tipps und Informationen in Form von „Back ma’s“, „Axels Tipp“, „Axels Backgeheimnis“ und „Axels Wissensbox“. Auch Rezepte für Brotaufstriche finden sich. Zudem gibt es elf Gastrezepte für außergewöhnliche Gerichte mit Brot von Axels Freundeskreis. An die süße Belohnung wurde auch gedacht, so als kleiner Bonus. Alle Rezepte sind mit Fotos versehen. Mir persönlich ist das immer extrem wichtig. Bei mir isst das Auge eben mit und ohne Foto gehen Rezepte bei mir automatisch unter. Hier habe ich ein paar Lieblingsrezepte, andere entsprechen meinem Geschmack wieder eher gar nicht, allerdings finde ich das völlig normal.

Mir gefallen sowohl Idee als auch Umsetzung und wenn man sich an die Tipps hält, sein Leben ein klein wenig umkrempelt und den inneren Schweinehund überwindet, dann kann man tatsächlich ohne auf Genuss zu verzichten seine Ernährung resetten und gesund weitermachen. Nein, man wird nicht über Nacht superschlank. Aber wer das erwartet, wird so oder so nicht glücklich. Bequem und einfach ist auch hier nichts, aber durchaus machbar. Gutes Brot braucht Zeit, Ernährungsumstellung und Gewichtsverlust auch. Passt also alles zusammen. Fünf Sterne!

Bewertung vom 18.01.2024
KUNTH Verlag

KUNTH Bildband Unser Welterbe


sehr gut

So schön ist unsere Welt – wir müssen sie schützen!

Wow! Dieses Buch hat überwältigend viele Seiten! Da hat die UNESCO eine erstaunliche Anzahl an Orten und Gebäuden als Welterbe deklariert (bisher sagenhafte 1199), und dennoch sind viele, von denen ich es gedacht habe, gar nicht dabei. Dass weder das Heidelberger Schloss, noch die Altstadt oder auch die Alte Brücke Teil davon sind, macht mich fast schon betroffen, doch sind beeindruckende Kultur- und Naturmonumente dabei, von denen ich gar nicht wusste, dass es sie überhaupt gibt.

Dieses Buch blättert man nicht eben so mal nebenbei durch. Man kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus und versinkt in den Texten und Fotografien, auch wenn im Schnitt immer nur ein Viertel einer Seite zu einem Welterbe Text beinhaltet, ein weiteres Viertel dann ein Foto. Teils gibt es auch mehr und größere Fotos, aber kaum mehr Text. Da glaubt man, das liest sich schnell weg, doch die Faszination fesselt dermaßen, dass man immer wieder und recht lange dran bleibt.

Teils gestaltet sich das gezielte Suchen doch ein bisschen schwierig. Notre Dame beispielsweise findet man nur, wenn man nach „Seine-Ufer von Paris“ sucht. Das empfinde ich als ein bisschen unglücklich. Dafür finde ich das Farbcode-System gelungen. Für mich ist dieser dicke, schwere Wälzer definitiv ein erstaunliches Nachschlagewerk. Ich gebe vier Sterne.

Bewertung vom 17.01.2024
Pinnow, Judith

Der Schacherzähler


ausgezeichnet

Morgen machen wir es besser!

Walter hat sich seit dem Tod seiner Frau Lieschen total zurückgezogen und lebt in Routinen. Dazu gehört sein täglicher Ausflug in den Park, wo er an seinem Lieblingsplatz mit seinem Schachbrett sitzt. Janne ist auch gern im Park, da ist die Skaterrampe, auf der er seine Tricks übt. Der alte Mann fasziniert ihn und so spricht er ihn an. Das Schachbrett und die Figuren faszinieren ihn. So entsteht eine außergewöhnliche Freundschaft, die das Leben der beiden mehr verändert, als sie je für möglich gehalten hätten.

Janne ist in den Augen seiner Lehrerin ein schwieriges Kind, doch seine Mutter Malu sieht das ganz anders. Bei ihr ist Janne lebhaft, aber nicht mehr, als andere Kinder. Als Alleinerziehende fühlt sie sich immer besonders streng behandelt. Ihr berufliches Umfeld und ihre Freundin geben ihr aber den nötigen Rückhalt. Doch genau das ist in Gefahr, denn das Café Blue Hour steht vor der Insolvenz. Malu hat eine tolle Idee, wie man einen Investor finden kann und so nebenbei verändern sich noch weitere Dinge. So banal das gerade klingen mag, die Story ist nicht nur wunderschön, sondern auch aus dem Leben gegriffen. Ganz ohne mit dem Zaunpfahl zu winken zeigt und Judith Pinnow, wie viel schöner das Leben sein kann, wenn man freundlich, freundschaftlich, nett und positiv miteinander umgeht.

Die Entwicklung der einzelnen Figuren ist nachvollziehbar und stimmig. Es geschehen keine großen Wunder, dennoch ist die Geschichte wunderbar. Die vielen kleinen Freuden machen den Zauber aus. Auch dass der eine oder andere kleinere Faden nicht abschließend geklärt wurde, ist kein Makel. Das lässt dem Leser Raum für Gedankenspiele und ermöglicht der Autorin, einen Folgeband zu schreiben. Doch auch ohne einen solchen ist die hier erzählte Geschichte rund in sich abgeschlossen.

Die weiteren Themen, die hier anklingen, überladen die Geschichte in keiner Weise, sondern würzen sie und machen sie noch spannender. Sowohl Wally als auch Janne schließt man auf Anhieb ins Herz, nicht viel langsamer Malu, Hinnerk, Liv und die anderen Figuren. Jede einzelne ist mit ihrer speziellen Art wichtig für das Gesamte. Das Gegenspiel von ungewollter Kinderlosigkeit und ungeplanter Schwangerschaft ist gekonnt gezeichnet. Ebenso ist die homosexuelle Beziehung von Hinnerk und David ohne große Aufregung eingebaut und damit herrlich normal. Noch dazu nutzt die Autorin eine wunderbare Sprache, die fast schon poetisch und philosophisch anmutet. Die Gedanken, besonders von Janne, gehen direkt ins Herz. Ich nehme für mich das Ritual von Malu und Janne mit. Und was machen wir morgen? Morgen machen wir es besser!

Zudem möchte ich die wunderbaren Illustrationen von Vivien Thiessen erwähnen, die sich im Buch finden. Sie sind liebevoll und bringen alles auf den Punkt, obwohl sie recht schlicht und schnörkellos sind. Wunderbar! Fünf Sterne!

Bewertung vom 15.01.2024
Osman, Richard

Der Donnerstagsmordclub oder Ein Teufel stirbt immer zuletzt / Die Mordclub-Serie Bd.4 (2 MP3-CDs)


ausgezeichnet

Amüsant, ideenreich, aber auch ergreifend

Der Donnerstagsmordclub hätte sich gern ein wenig von all der Aufregung erholt, doch da wird der Antiquitätenhändler Kuldesh Shamar ermordet. Dieser ist ein guter Freund von Elizabeth und ihrem Mann Stephen. Augenscheinlich war er in Drogengeschäfte verwickelt, wodurch gleich eine ganze Horde Verbrecher jeglicher Couleur auf den Plan ruft und die Ermittlungen des Clubs sehr erschwert und natürlich auch gefährlich macht. Doch die vier Spürnasen wissen sich zu helfen!

Wieder ist es Richard Osman gelungen, die Bewohner der Seniorenresidenz ihrem Alter entsprechend und doch flott und spritzig einen Mord aufklären zu lassen. Nach wie vor macht er dabei auch die typischen Gebrechen, die ein hohes Alter mit sich bringen, zum Thema. Besonders ergreifend ist für mich auch diesmal Stephens Demenz. Dass der Tod zum Leben gehört und wie man mit ihm umgehen kann, auch mit dem Älterwerden und den dazugehörenden Einschränkungen und Problemen an sich, webt er so gut in die Geschichten ein, dass es völlig unauffällig ist. Aber es hallt nach!

Mir gefallen die vielen eingestreuten humorvollen Wortgefechte. Auch die Gedankenspiele sind gelungen. Und obwohl ein paar schwermütige Momente den Humor ein bisschen bremsen, gefällt mir dieser Band bisher tatsächlich am besten. Das ist bei Serien selten, dass sie sich weiter steigern, statt zu schwächeln. Darum bin ich schon jetzt gespannt auf den nächsten Band. Den Grundstein für die Handlung im Privatleben der flotten Rentnergang wurde auf zauberhafte Weise bereits gelegt.

Trotz des Alters der Protagonisten ist diese Buchreihe auch für jüngere Menschen geeignet. Vielleicht hilft sie sogar, dass sich die Generationen besser verstehen. Ich lache hier nicht über die Alten, ich lache mit ihnen. Und ich hab sie sehr ins Herz geschlossen. Es ist schön, wenn sich Figuren weiterentwickeln, aber es ist auch schön, wenn sie dabei nicht ihren Charakter verlieren. So bekommt die sanfte Joyce diesmal die Chance, über sich hinauszuwachsen. Sehr gelungen!

Kurz gesagt, ich hatte super viel Spaß mit den vier etwas älteren Helden. Fünf Sterne!

Bewertung vom 12.01.2024
Penner, Sarah

Die geheime Gesellschaft


gut

Ohne Herzblut

Ende des 19. Jahrhunderts wird die Wahrsagerin und Medium Vaudeline D’Allaire nach London gerufen. Ihre Fähigkeiten, mithilfe des Kontaktes zu den Toten Morde aufzuklären, werden ausgerechnet von der ausschließlich aus Männern bestehenden „Séance Society“ benötigt. Doch ein Netz aus Lügen und Intrigen bringt sie und ihre Assistentin Lenna, die zugleich auf der Suche nach dem Mörder ihrer Schwester ist, in größte Gefahr.

Die Geschichte wird aus zwei Perspektiven erzählt, die sich abwechseln. Lennas Perspektive wird aus Sicht eines Erzählers dargestellt, die von Mr. Morley in der Ich-Form. Anders, als beim ersten Buch der Autorin, Die versteckte Apotheke, gibt es hier nicht zwei Zeitebenen Vergangenheit/Gegenwart. Auch sind die Figuren zwar sehr schön gezeichnet und auch sympathisch, dennoch fiel es mir schwer, tief in die Geschichte einzutauchen. Es gibt gar keinen Grund, an dem ich das festmachen könnte, denn die Thematik finde ich schon spannend.

Irgendwie tritt die Geschichte zu sehr auf der Stelle, obwohl man durch die Perspektivwechsel Informationen erhält, die man benötigt, um die Zusammenhänge herstellen zu können. Die Nebenfiguren gefallen mir insgesamt am besten. Sie sind außergewöhnlich und tragen mehr zu den Fortschritten bei, als Lenna und Vaudeline.

Erst das letzte Drittel des Buches bietet eine Art Spannung, wobei diese jedoch auch immer wieder ein wenig in sich zusammenfällt. Sarah Penner hat hier die eine oder andere kleine Wendung zu viel eingebaut, möchte ich meinen. Die Frauen hatten zu jener Zeit keinen guten Stand, das wird gut gezeigt, jedoch finde ich das Thema gleichgeschlechtliche Liebe zu intensiv behandelt. Nicht, dass ich damit allgemein ein Problem hätte, im Gegenteil, hier passt es nur meiner Meinung nach nicht so ideal in dieser Intensität. Da kommt es mir eher so vor, als müsste das jetzt in jedem Buch thematisiert werden, egal wie.

Gut gefallen haben mir aber nach dem Ende der Geschichte die weiteren Infos über das Viktorianische Zeitalter, mitsamt Bräuchen und Rezepten. Weniger gut finde ich die vielen Fehler, die das Lektorat übersehen hat. Diese Betreffen Grammatik, Orthografie, Interpunktion und auch Datumsangaben. Dafür kann die Autorin aber nichts.

Mit einer Wertung tu ich mich diesmal sehr schwer. In der Hoffnung, dass das nächste Buch von Sarah Penner wieder mitreißender wird, gebe ich gerade noch mal so drei Sterne.