Benutzer
Benutzername: 
LichtundSchatten

Bewertungen

Insgesamt 307 Bewertungen
Bewertung vom 07.08.2018
Sarica, Tuba

Ihr Scheinheiligen!


ausgezeichnet

Ein schockierendes, wichtiges Buch.

Man ist schockiert nach dem Lesen dieses Buches einer jungen Türkin, die der Mehrheit ihrer türkischstämmigen Mitbürger gelebte Doppelmoral und Schein-Integration vorwirft.

Tatsächlich würde eine Mehrheit ihrer türkischstämmigen Landsleute die deutsche Kultur ablehnen und sich nicht integrieren wollen.

5 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.08.2018
Cooke, Lucy

Die erstaunliche Wahrheit über Tiere


ausgezeichnet

➔ Spannend von der ersten bis zur letzten Seite. ⬅︎

Wussten Sie wie die meist diagnostizierte Krankheit bei Frauen im 19. Jahrhundert hieß? Und was häufig dagegen verschrieben wurde? Nun, die Krankheit nannte sich Hysterie und ein Riech-Sekret aus dem Hoden und den Ausscheidungen des Bibers versprach Heilung. Einfach unglaublich, wenn man die Geschichte des Bibers nachliest und jener wissenschaftlichen Vollpfosten, die sich an seiner Entdeckung abarbeiteten. Ganze Bücher wurden gefüllt mit Nonsens und Vermutungen, die zudem noch kirchlich verbrämt waren.

Ich dachte eigentlich nicht, dass mich ein derartiges Buch fesseln könnte. Tat es aber, und wie! Wir nähern uns den religiös weltanschaulich verdummten Zuständen des Mittelalters und seinen Vermutungen über Tiere. Dabei werden die Ergebnisse bis heute erklärt und lassen die anderen Geschöpfe Gottes als etwas auferstehen, das uns viel zu lange völlig fremd blieb bzw. „menschelnd“ erklärt wurde. An einigen Passagen muss man mehrmals zurücklesen, um das soeben Geschilderte zu begreifen und jene Autoren, die nichts anderes taten als einmal gefundene Dummheiten fürderhin als Wahrheit zu verkaufen. Man schrieb fleißig ab und zu.

Wo steht eigentlich das Denkmal der Schande, das wir für Tiere errichten müssten, um alle Schuld ihnen gegenüber einzugestehen? Dies ist möglicherweise auch einer Bibel geschuldet, die verlangte, das wir Tiere untertan machen und über sie herrschen. Natürlich auch auf die menschliche Jagdnotwendigkeit zurückzuführen, die z.B. in Amerika dazu führte, dass dort Faultiere ausstarben. Tatsächlich waren Menschen im Mittelalter Faultiere des Geistes, denn sie haben eines der intelligentesten Tiere, die Faultiere, auf eine Ebene nach unten durchgereicht, für die es keine Worte mehr gibt. Diese Tiere wurde so bewertet, als ob man uns Menschen unter Wasser beurteilt hätte.

Immerhin haben Faultiere seit ca. 64 Mio Jahren den Säbelzahntiger und auch das Wollhaarmammut überlebt, in ihrem Habitat sind sie das zahlenmäßig häufigste, große Säugetier, eine Art echter Überlebenskünstler. Faultiere sind das Gegenteil von faul oder dumm, sie haben Viele-Kammern-Mägen, verdauen langsamst und haben gelernt, mit wenig Kalorien gut über die Hänge-Runden zu kommen. Sie sind sehr sparsame Tiere und machen das Beste aus allem, was ihnen zur Verfügung steht, Minimalisten mithin und möglicherweise eine echtes Vorbild für zurück-wachsende Wirtschaftskreisläufe. Dies betrifft insbesondere auch die Heilung von Krankheiten, die bei Faultieren besonders ausgeprägt bzw. wirksam ist, eine Tatsache, die bis heute noch nicht wirklich wissenschaftlich auf die Ursachen nachgewiesen ist.

Spannend von der ersten bis zur letzten Seite, eines meiner Bücher des Jahres.

Bewertung vom 07.08.2018
Holiday, Ryan;Hanselman, Stephen

Der tägliche Stoiker - Das Tagebuch


ausgezeichnet

Ein Turbo zur Stärkung des stoischen Willens.

Seneca, Epiktet und Mark Aurel sind die Hauptvertreter der Stoiker, ein Name, der auf eine Säulenhalle des Marktplatzes von Athen zurückgeht, in der Zenon von Kition um 300 v. Chr. gelehrt hat. Ganzheitliche Welterfassung auf ein in allen natürlichen Zusammenhängen waltendes universelles Prinzip, danach wird gesucht und emotionale Selbstbeherrschung, Ruhe, Gelassenheit, Weisheit, Ausgleich sind bestimmende Faktoren. Um das zu erlernen, benötigt man die Disziplinen der Wahrnehmung, des Handelns und vor allem des Willens.

Dieses Buch mit Frei-Linien für eigene Gedanken hat in der 31. Woche die Überschrift: Eine Woche ohne Klagen. Inhalt: Auf Schuldzuweisungen sollte man verzichten wie darauf sich zu beschweren. Es ist verschwendete Lebenszeit mit Fingern auf andere zu zeigen, man übernimmt stattdessen Verantwortung, klaglos, gibt sich selbst oder niemandem die Schuld. Pro Woche einige Zitate zur Einleitung auf einer Seite: sie schenken dem eigenen Willen jenen Turbo, der immer notwendig ist, um stoisch auf Dinge von außen zu reagieren. Jeder Tag hat Freiraum für Gedanken am Morgen und Gedanken am Abend, eingeleitet wird jeder Tag mit einer relevanten Lebens-Frage, z.B. „Vernachlässige ich für meinen Beruf das Privatleben?“

Was steht in meiner Macht und was nicht, so die wesentliche Grundlage allen Denkens der Stoiker. Ein Ausgangspunkt, den man leicht in den Alltag übertragen kann. Es bringt z.B. gar nichts, Flughafenmitarbeiter für Verspätungen zu beschimpfen, im notwendigen Warten aber jene Ruhe und Zeit zu erkennen, die man gerade jetzt benötigt, um neue Ideen zu entwickeln oder einfach ruhig zu werden, das ist Stoizismus. Hesse sagt es so: Wir sind um so stärker, je mehr wir das Leben anerkennen, dem mehr wir im Innersten mit dem einig sind, was uns von außen geschieht. Früher hätte ich mich z.B. über ein langsam fahrendes Auto vor mir geärgert, heute fahre ich in solchen Fällen noch langsamer, bleibe sogar oft kurz stehen. Probieren Sie es aus, die Wirkung, nicht nur auf sie, sie ist verblüffend. Stoische Ruhe, welche Erholung!

Ein außergewöhnlich durchdachtes, willens-stärkendes, nachdenkliches, kreatives Buch, meine tägliche Denk- und Schreibunterlage!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.08.2018
Hartmann, Wolf D.; Maennig, Wolfgang; Wang, Run

Chinas neue Seidenstraße: Kooperation statt Isolation - Der Rollentausch im Welthandel (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

"In der internationalen Politik geht es nie um Demokratie oder Menschenrechte. Es geht um die Interessen von Staaten. Merken Sie sich das, egal, was man Ihnen im Geschichtsunterricht erzählt." (Egon Bahr) Auch wenn diese Aussage heute weitgehend im deutschen Blätterwald verloren ging, und Deutschland die Welt zu retten hat, trifft sie nach wie vor zu. Und vor allem kennzeichnet sie das Bestreben von China. Die Kopierphase scheint vorbei und tatsächlich investiert man in diesen Jahren umfassend in Grundlagenforschung, Bildung und Technologie. Dass Amerika inzwischen sich selbst an erste Stelle setzt, war u.a. ein Ergebnis billiger chinesischer Produkte, die inzwischen auch kleinste Nischenideen liefern und geradezu Angst machen vor der Kleinteilisierung des Alltags.

Dieses Buch vermittelt die Anstrengungen Chinas der letzten Jahre in einem detailreichen, umfassenden Ansatz, ohne meinungsmachende Inhalte. Denken muss jeder selbst nach dieser Fülle an Einsichten, die gut recherchiert den Status quo spiegeln. Die Seidenstraße ist natürlich nur ein symbolischer Vergleich zu der Vorgängerin für die Wege zwischen Ost und West. Heute setzt China auf alle Transportwege, zu Wasser, der Luft, Schiene und der Straße. Vor kurzem wurden z.B. 51% Anteile am Hafen Piräus in Griechenland erworben. Die EU hatte bei der Rettung Griechenlands zur Bedingung gemacht, dass Staatsbetriebe zu privatisieren seien. Ein merkwürdiger Lauf der Geschichte, dass dann die kommunistische Partei Chinas hier eine Lücke füllt und das Containergeschäft Richtung West hauptsächlich über diesen Hafen abwickelt.

91% der Chinesen denken über das Unternehmertum positiv (71% weltweit) und vor allem das mobile Internet wird mit unzähligen Startups massiv unterstützt. In Shenzhen hat sich jeder Sechste an einem Startup beteiligt. Wenn allerdings viel zu viel Geschäfte über eigene, chinesische Plattformen abgewickelt wird, so muss man Trump Recht geben. China hat bislang nach Westen hin plagiiert und profitiert. Will es eine glaubwürdige, echte, partnerschaftliche Rolle spielen, dann muss man sich den freien Märkten im Wesen viel weiter öffnen und auch stärker Menschenrechte berücksichtigen. Ob das alles eintritt, man darf gespannt sein.

Wer noch nicht viel über China gelesen hat oder nur an der Oberfläche aktiv war, wird mit diesem Buch schockiert sein. Die Maßnahmen des Kommunismus sind längst keine mehr, sondern knallharte kapitalistische Strategien. Gib dem Chinesen eine Stück Land und er beerdigt als erstes die Ideen des Kommunismus, so könnte man heute feststellen - und er entdeckt die Lust an Innovation, Technik und Profit. Dabei werden auch Umweltgesichtspunkte immer wichtiger, alleine die dramatische Geschwindigkeit des Wachstums hat in Städten zu Atemnot geführt, im wahrsten Sinne des Wortes.

Privates Unternehmertum ist der Motor des chinesischen Booms. 2013 gab es in China 2,8 Mio US Dollar-Millionäre und 200 US Dollar-Milliardäre, der Grund dafür, dass in China einer der größten Luxusmärkte entstanden ist. Mit Reichtum umzugehen ist noch nicht wirklich verstanden in China, diese Zielgruppe handelt reichlich ungeduldig und bizarr. Man darf dabei nicht übersehen, dass 70 bis 80 Mio Menschen immer noch unterhalb der Armutsgrenze leben, ein Zustand, der aber konsequent von der Regierung angegangen und aufgelöst werden soll.

Bewertung vom 07.08.2018
König, Peter

Giambattisto Vico


ausgezeichnet

Irgendwann landet man bei Giambattista Vico und diesem Satz:
„A city divided by religion is either already in ruins or close to it.“

Selbst aus einer (armen) Buchhändlerfamilie stammend, musste er später Hab und Gut verkaufen, um den Druck seiner Werke bezahlen zu können. Giambattista Vico starb 1744 in Neapel so verkannt wie er sich zeitlebens fühlte, seine universitären Anhänger vermochten sich nicht auf ein Beerdigunsprocedere einigen, die Familie musste den Sarg wieder zurücknehmen und Vico auf eigene Kosten am nächsten Tag unter die Erde bringen. Trotz aller Widerstände (und gerade deshalb) vollbrachte er eine herausragende intellektuelle Leistung: die Begründung einer „Neuen Wissenschaft“, das Konzept der „Scienza Nuova“, wie das Werk auf Italienisch heißt. Es ist eine weit gefasste Geschichts- und Kulturtheorie vom Aufstieg und Fall von Kulturen.

Das ungewöhnliche Leben von Vico wird in diesem Buch spannend und nachvollziehbar aufgefächert, es ist eine perfekte Vorbereitung zum Lesen seines Hauptwerkes, an dem er unter großen persönlichen Opfern bis zum Schluss schrieb: Die Neue Wissenschaft.

Vico beschreibt den immer wiederkehrenden, gleichbleibenden Aufstieg und Fall (Zyklen der Barbaren) von Gesellschaften/Kulturen:
„Menschen spüren zuerst die Notwendigkeit, suchen dann den Nutzen, kümmern sich dann um die Bequemlichkeit, amüsieren sich später noch gerne, werden schließlich im Luxus aufgelöst und so verrückt, ihre eigene Existenz gedankenlos wegzuwerfen.“

Bewertung vom 07.11.2016
Fuhrmann, Horst

Überall ist Mittelalter


ausgezeichnet

„Unser Leben ist ein Geschäft, das damalige war ein Dasein.“ (Jacob Burckhardt),

Wir nehmen gerne das Wort „Zustände wie im Mittelalter“ in den Mund und suggerieren uns selbst damit, alles sei weit hinter uns, irgendwie überwunden. Für uns selbst, die wir schlechte Zustände anderer anprangern wollen. Ist es aber nicht. Keinesfalls. Mit diesem Buch tauchen wir tief ein in die Gewohnheiten und Sachlagen des Mittelalters, die Einstellungen und Lebensweisen, die Kriege und Schlachten, seien diese verbaler oder echter, tötender Natur. Wir lernen die Lesarten und Interpretationen kennen, die sich in dem Fach Geschichte äußern und oft auch zerreißen. Geschichte ist vor allem auch das Erzählen von fiktiven Geschichten, die Narration hat unzählige Spielarten, von denen die jeweilige Wirklichkeit abzugrenzen ist.

Die Annäherung an das Mittelalter, unsere direkte Vorzeit, gelingt mit diesem umfassenden Buch hervorragend und sehr ausführlich, es ist in 4 Kapitel gegliedert:

Gegenwärtigkeiten (Begrüßungsrituale, Haus und Garten, Fälschungen)

Rückerinnerungen (Deutsches Ärgernis, Barbarossa, Quedlinburg)

Abwendungen (Zinsverbot, Pfarrersfrau, Verdienste, Tod)

Verwertungen und Verwerfungen (Umberto Eco, Kammeier, Kantorowicz)

Philipp Melanchthon aus Bretten, die intellektuelle rechte Hand von Martin Luther, hatte in seinem Haus in Wittenberg jene Ökonomie aufgebaut, die so typisch ist für das Mittelalter. Der Garten hinter dem Haus war Grundlage zum Überleben für die Familie und auch Studenten, die damals selbstverständlich mit der Familie Melanchtons unter einem Dach lebten. Die Frau war nicht nur die treue Ehefrau und Kindererzieherin, sondern auch jene, die für das tägliche Essen zu sorgen hatte. Das ging am schnellsten und billigsten mit einem eigenen Garten. Noch immer bin ich beeindruckt von diesem Garten hinter dem Melanchthonhaus, heute ein wunderschönes Museum mit Kräterbeeten. Der Gelehrte des Mittelalters hing am Tropf einer einzigen Bedingung: der christlich religiösen. „Im Früh- und bis weit in das Hochmittelalter hinein war es meist ein Kirchenamt, das den Gelehrten ernährte, denn Bildung und Wissenschaft lagen in den Händen der Geistlichkeit.“

„Wer hat denn die Deutschen zu Richtern über die Völker bestellt?“ Mit dieser Anklage des Johann von Salisbury (1115-1180) wird vieles deutlich, das man möglicherweise in Deutschland nicht zur Kenntnis nehmen will. Sie gipfeln auch in einer Aussage von Bismarck im Reichstag: „Wir Deutschen fürchten Gott, aber sonst nichts in der Welt.“ Es steht heute außer Frage, das Mittelalter liebte die Deutschen nicht, es baute sich mit dem näheren Kennenlernen eine Erbfeindschaft zwischen Franzosen und Deutschen auf, die Goethe im Faust in die Worte goss: „Ein echter deutscher Mann mag keinen Franzen leiden.“ Die gegenseitigen Beschimpfungen machen ein ganzes Lexikon aus und umso höher ist die Leistung von de Gaulle und Adenauer zu werten, die diese Gegnerschaft in Freundschaft umpolten. Wirklich? Muss man allerdings fragen. Sind Vorurteile, Stereotype so schnell abbaubar und verschafft sich ein rechthaberischer, andere dominieren wollender Geist vielleicht doch immer wieder die Oberhand, in Verkleidung anderer Verhaltensweisen, die von einer tiefen Überzeugung für die eigene Wahrheit ausgeht?

Man muss dieses Buch nicht in einem durchlesen, es hat faszinierende Kapitel, durchaus wissenschaftlich geschrieben, aber immer erhellend und auf das Wesentliche verweisend, vom profanen Alltag hin zu höchsten metaphysischen, komplexen Sphären.