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Maddinliest
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Borken

Bewertungen

Insgesamt 933 Bewertungen
Bewertung vom 21.11.2021
Die Tränen der Göttin
Milewski, André

Die Tränen der Göttin


ausgezeichnet

Temperamentvoller Kriminalroman aus den 20ern

Der Archäologieprofessor Frederick Crichton macht sich im Jahre 1927 auf die Reise nach New York, um einen langgehegten Traum zu erfüllen. Er soll die Stelle des Kurators im Metropolitan Museum antreten, muss allerdings feststellen, dass der Posten trotz erfolgter Zusage bereits anderweitig vergeben wurde. Aus der Verlegenheit heraus wird ihm die Möglichkeit eingeräumt, für einen Millionär die Echtheit eines Artefakts zu überprüfen, um die Reise wenigstens finanziell lohnenswert zu machen. Crichton willigt ein, bereut den Auftrag aber auch schnell wieder, denn er steht plötzlich als Hauptverdächtiger in einem Mordfall im Fokus der Polizei.

Ich habe schon viel Gutes von der Reihe der "Geheimakte-Abenteuer" gehört und war nun gespannt, ein erstes Buch des Autors Andre Milewski zu lesen. Er erzählt die Geschichte in einem äußerst temperamentvollen und kurzweiligen Schreibstil, der mir die damalige Zeit lebendig vor Augen führte. Der Spannungsbogen wird gut aufgebaut und über die überraschenden Wendungen der Handlung, sowie die Ermittlungstätigkeiten des Hauptprotagonisten auf einem hohen Niveau gehalten. Der Fall lädt zum mit rätseln ein, dem Leser wird immer wieder die Gelegenheit gegeben, eigene Überlegungen bezüglich Täterschaft und Tathintergründe anzustellen, um im überzeugenden Finale doch noch überrascht zu werden. Besonders gut gefallen hat mir die Einbindung des historischen Hintergrunds. Mit viel Geschick baut Andre Milewski Persönlichkeiten der damaligen Zeit in die Handlung ein und lässt das Ganze dadurch noch authentischer wirken.

Insgesamt hat mir "Die Tränen der Göttin" ausgesprochen gut gefallen und für kurzweilige Lesestunden gesorgt. Das Buch hat mich nun noch neugieriger auf die "Geheimakte-Abenteuer"-Reihe gemacht, aus der das Buch ein Spin-off ist. Ich empfehle den Kriminalroman daher sehr gerne weiter und bewerte ihn mit den vollen fünf von fünf Sternen.

Bewertung vom 21.11.2021
Salonfähig
Hirschl, Elias

Salonfähig


gut

Politische Mitte

Er ist jung, er ist schön und er ist erfolgreich. Der Parteichef Julius Varga achtet mehr auf seine Äußerlichkeiten und die Wirkung seiner Präsenz, als sich mit den Problemen der Gesellschaft auseinanderzusetzen. Er begibt sich als Protagonist des Buches auf eine andere Ebene, um sich selbst zu beobachten und anzuhimmeln. Er besucht Rhetoriktrainerinnen, kämmt sich 40 mal das Haar und strebt den perfekten Menschen an, vergisst dabei aber sein persönliches Umfeld. Erfolgsverwöhnt strebt er so dem Untergang entgegen...

Der österreichische Autor Elias Hirschl hat mit "Salonfähig" aus meiner Sicht einen außergewöhnlichen Roman veröffentlicht. Er hält der Gesellschaft einen Spiegel vor, in der sie ihre eigene Oberflächlichkeit und Egozentrik erkennen kann und erzählt die Geschichte seines Protagonisten in einem provokativen und bemerkenswerten Schreibstil, der bei mir einen enormen Lesefluss aufkommen ließ. Stakkatoartig feuert er die Salven ab, die in ihrer Direktheit sicherlich anecken werden und so auch ihre Wirkung nicht verfehlen. Aber gerade der Hauptprotagonist macht es mit seiner mehr als unsympathischen Art nicht ganz einfach der Geschichte zu folgen. Die vielen Übertreibungen und ausufernden Exzesse vertiefen den Sinn des Romans, machen ihn aber auch schwerverdaulich. Im Finale war ich dann doch ein wenig enttäuscht, da ich ein Inferno großen Ausmaßes erwartet habe und dies nicht geliefert bekam.

Insgesamt ist "Salonfähig" aus meiner Sicht ein schwer einzuordnender Roman, der polarisieren wird, aber ich denke, das war dem jungen österreichischen Autor auch klar. Sein Schreibstil lässt auf alle Fälle aufhorchen und gespannt in die Zukunft blicken, mich konnte das Buch jedoch nicht ganz überzeugen, so dass ich es mit drei von fünf Sternen bewerte.

Bewertung vom 21.11.2021
Tiefschwarze Schuld
Matiszik, Thomas

Tiefschwarze Schuld


sehr gut

Gelungener Auftakt einer neuen Thriller-Reihe

Corinna Dupont hat es ihrem ehemaligen Chef zu verdanken, dass sie ihren Polizeidienst nicht mehr ausüben darf. Aber die Kollegen wussten ihre Art und ihre Leistungen zu schätzen, so dass auf Empfehlung dieser eines Tages eine Frau vor Duponts Wohnung steht und um Hilfe bittet. Der Ehemann der Frau soll Selbstmord begangen haben, was für sie aber völlig unschlüssig ist. Dupont begibt sich privat auf die Tätersuche und taucht bei ihren Ermittlungen immer tiefer in dunkle Machenschaften ein, die auch ihr eigenes Privatleben betreffen.

Ich bin über die guten Bewertungen der Krimi-Reihe um Kommissar Peer Modrich auf das neue Werk vom Autor Thomas Matiszik aufmerksam geworden. Mit viel Vorfreude und einer hohen Erwartungshaltung bin ich in den Thriller gestartet. Matiszik erzählt die Geschichte in einem äußerst temporeichen und gut zu lesenden Schreibstil, arbeitet dabei aber auch mit vielen parallelen Handlungssträngen, die die volle Aufmerksamkeit des Lesers beanspruchen. Geschickt verwebt er diese dann zu einem immer weiter ineinandergreifenden Ganzen. Der Spannungsbogen wird mit den rätselhaften Suiziden zu Beginn des Buches gut aufgebaut und durch überraschende Wendungen, sowie interessanten Protagonisten auf einem hohen Niveau gehalten. Das fulminante und gut nachvollziehbare Finale rundet den Thriller aus meiner Sicht gelungen ab.

"Tiefschwarze Schuld" ist für mich ein gelungener Serien-Start für die zwei interessant charakterisierten Ermittler Corinna Dupont und David Schmelzer. Ein Team, welches sich sicherlich noch ein wenig finden muss, aber das macht es ja gerade interessant. Das Erzähltalent des Autors und die komplex aufgebaute Handlung lassen mich schon auf den Nachfolger hoffen. Ich empfehle das Buch daher sehr gerne weiter und bewerte es mit guten vier von fünf Sternen.

Bewertung vom 27.10.2021
Verloschen: Thriller
Shepherd, Catherine

Verloschen: Thriller


ausgezeichnet

Ein neuer packender Fall für Julia Schwarz

Die Rechtsmedizinerin Julia Schwarz wird von ihrem Freund und Kriminalkommissar Florian Kessler zu einem Tatort gerufen. Das Opfer ist eine junge Frau, die der Täter äußerst perfide drapiert hat. Ihr wurden die Ohren abgetrennt und andere angenäht. Was will der Täter mit dieser makabren Inszenierung bezwecken? Deuten die fehlenden Ohren des Opfers auf ein weiteres Opfer hin? Die Ermittlungen werden mit Hochdruck betrieben, aber selbst die Todesursache ist zunächst unklar. Die Spuren sind noch sehr dünn, als eine zweite Leiche gefunden wird, und es ist allen klar, dass es auf einen Wettlauf mit der Zeit hinausläuft...

Die Thriller der sehr erfolgreichen Autorin Catherine Shepherd begeistern mich immer wieder. So bin ich auch dieses mal wieder mit viel Vorfreude in den sechsten Fall um die Rechtsmedizinerin Julia Schwarz gestartet und nach wenigen Seiten war mir klar, dass ich nicht enttäuscht werden würde. Catherine Shepherd erzählt die Geschichte in einem von ihr gewohnten temporeichen und hervorragend zu lesenden Schreibstil, der mich schnell in den kniffligen Fall gezogen hat. Der Spannungsbogen wird mit dem ersten Opfer klassisch aufgebaut und über die ereignisreichen Ermittlungen, die von überraschenden Wendungen und vielen Verdächtigen geprägt sind, auf einem hohen Niveau gehalten. Dem Leser bieten sich immer wieder Möglichkeiten, selbst über den Täter oder die Tathintergründe zu spekulieren, um dann in dem fulminanten Finale doch noch von der clever konzipierten Auflösung überrascht zu werden. Wieder einmal ein packender Page-Turner, dessen einziger Makel ist, das er viel zu schnell wieder beendet ist,

Insgesamt ist "Verloschen" von Carherine Shepherd aus meiner Sicht die rundum gelungene Fortsetzung einer tollen Thriller-Reihe, die mit sympathischen Protagonisten, schwer durchschaubaren Fällen und dem Erzähltalent der Autorin überzeugt. Ich empfehle das Buch daher sehr gerne weiter und bewerte es mit den vollen fünf von fünf Sternen.

Bewertung vom 24.10.2021
Diese Frauen
Pochoda, Ivy

Diese Frauen


ausgezeichnet

Ein Lesehighlight

Los Angeles wird von einer Mordserie heimgesucht, die das Los Angeles Police Department aber wenig zu interessieren scheint. Die Opfer waren bis auf eine Ausnahme Prostituierte, und da hält sich das Engagement der Gesetzeshüter doch deutlich zurück. Nichts desto trotz beeindruckt es die Menschen entlang der Western Avenue, wo die Taten stattgefunden haben. Die Frauen vor Ort, deren Leben oft von Geburt an vorbestimmt war, machen sich berechtigte Sorgen. Wie können sie sich Gehör verschaffen? Wer nimmt sie ernst? Durch Zufall stößt Detective Esmeralda Perry, die eigentlich bei der "Sitte" ermittelt, auf die Spur des Täters. Sie hört sich die Stimmen auf der Western Avenue an und nimmt sie ernst...

Die amerikanische Autorin Ivy Pochoda hat aus meiner Sicht mit "Diese Frauen" einen beeindruckenden und tiefgehenden Roman geschrieben, der mich von der ersten Seite an fesseln konnte. Sie erzählt die Geschichte in einem intensiven und hervorragend zu lesenden Schreibstil, der das Buch für mich schnell zu einem Page-Turner machte. Grundsätzlich thematisiert Pochoda die klassische Tätersuche nach einem Mörder, geht dabei aber deutlich über das normale Maß hinaus und stellt die Opfer bzw. ihr Umfeld in den Vordergrund. Das Buch ist in 5 Teile gegliedert, jeweils geschildert aus der Sicht einer Frau aus dem besagten Viertel. Geschickt werden ihre Geschichten miteinander verbunden, indem sich die Wege kreuzen und so die Lösung des Ganzen immer näher kommt. Der Spannungsbogen wird auf einem ständig hohen Niveau gehalten und dies nicht allein aufgrund der Tätersuche sondern auch über die beklemmende und sehr authentisch wirkende Milieustudie, die mich auch noch im Nachgang beschäftigt hat. Es entwickelt sich eine dramatische Geschichte mit einem erschütternden und für mich zugleich überraschenden Finale, welches aus meiner Sicht passender nicht hätte sein können.

Insgesamt ist "Diese Frauen" für mich eines der Lesehighlights in diesem Jahr. Die Autorin Ivy Pochoda konnte mich mit ihrem Roman äußerst positiv überraschen, da es ihr gelungen ist, in ihrem Buch einen enormen Tiefgang mit einer spannenden und fesselnden Geschichte zu kombinieren. Für mich eine absolute Leseempfehlung, welche ich gerne mit den vollen fünf von fünf Sternen bewerte.

Bewertung vom 26.09.2021
Letzter Knödel / Gasperlmaier Bd.9
Dutzler, Herbert

Letzter Knödel / Gasperlmaier Bd.9


sehr gut

Neue Ermittlungen am Altaussee

Der neue Fall von Franz Gasperlmaier und seine Frau Doktor hat es in sich. Es wird die Leiche einer jungen Frau in einem Catering-Zelt gefunden. Scheinbar wurde sie spontan erschlagen und die Ermittlungen gestalten sich zunächst sehr schwierig, da keiner das Opfer so richtig zu kennen scheint. Im Verlauf stellen sich auch immer mehr Lösungsansätze dar, die die Tätersuche nicht gerade einfacher macht. Um das Rätsel zu lösen stürzen sich Gasperlmaier und Frau Doktor in die Welt der Großkopferten und der Politik und wirbeln scheinbar eine Menge Staub auf, denn plötzlich geraten selbst die Angehörigen er Beiden in Gefahr. Eine Situation, die Gasperlmaier gar nicht akzeptieren kann...

"Letzter Knödel" ist bereits der neunte Band der Reihe um den sympathischen und gemütlichen Ermittler aus Österreich. In den ersten acht Fällen konnte er bereits eine große Fangemeinde um sich scharen, so dass ich mit viel Vorfreude und einer entsprechenden Erwartungshaltung in das neue Abenteuer gestartet bin. Der erfolgreiche österreichische Autor Herbert Dutzler erzählt die Geschichte in einem äußerst unterhaltsamen und sehr gut zu lesenden Schreibstil. Der Spannungsbogen wird mit dem Mord an der jungen Frau zu Beginn des Buches klassisch aufgebaut und über die aus meiner Sicht unterhaltsamen und ereignisreichen Ermittlungen auf einem hohen Niveau gehalten. Es entwickelt sich ein komplexer Fall, der viele Verdächtige parat hält und somit dem Leser immer wieder die Möglichkeit gibt, eigene Überlegungen bezüglich des Täters und der Tathintergründe anzustellen. Die beiden Hauptprotagonisten machen das Buch zu einem besonderen Kriminalroman mit viel Charme und einem wohldosierten Lokalkolorit.

Insgesamt ist für mich der neunte Band die gelungene Fortsetzung einer besonderen Krimi-Reihe, die immer wieder mit den Protagonisten, einem raffiniert konzipierten Fall und dem Erzähltalent des Autors zu überzeugen weiß. Ich empfehle das Buch daher sehr gerne weiter und bewerte es mit guten vier von fünf Sternen.

Bewertung vom 25.09.2021
Wellenflug
Neumann, Constanze

Wellenflug


sehr gut

Lebendige Familienchronik

Anna wird mit vier Geschwistern in die Familie eines Tuchhändlers geboren. Ihr Schicksal wird in erster Linie von den Eltern bestimmt, die in einer strengen Gesellschaftsordnung leben und sich auch auf die Suche nach einem passenden Mann fürs Leben ihrer Tochter machen. So heiratet Anna in die sehr vermögende und auch angesehene Familie Reichenheim ein. Die erste Ehe wird aber schnell durch den plötzlichen Tod ihres Gatten beendet und sie heiratet kurze Zeit später den Bruder. Eines ihrer Kinder macht ihnen im heranwachsenden Alter Probleme. Er will sich nicht seinem vorbestimmten Leben beugen und findet gefallen am ausschweifenden Nachtleben. Er wird nach Amerika verbannt, wo auch er die tiefe Liebe zu einer Frau findet, Maria. Die beiden führen ein zunächst sorgenfreies aber bewegtes Leben, bis die Bedrohung durch den aufkommenden Nationalsozialismus für die jüdische Familie Reichenheim immer größer wird...

Die Autorin Constanze Neumann hat mit "Wellenflug" eine aus meiner Sicht sehr bewegende Familienchronik geschrieben, die auf reale Figuren und Ereignisse zurückgreift. Sie erzählt die Geschichte in einem bildreichen und sehr flüssig zu lesenden Schreibstil, der die damalige Zeit lebendig vor Augen führt. Im Mittelpunkt der Familienchronik steht das Leben der angesehenen Familie Reichenheim, die aufgrund der Judenverfolgung in den Jahren des Nationalsozialismus zerschlagen wurde. Die Autorin hat versucht das Leben der Protagonisten anhand von Dokumenten, Zeitungsartikeln und einem Auftragswerk, welches im Jahre 1936 verfasst wurde, nachzubilden, ohne aber zu viel Augenmerk auf den genauen historischen Ablauf zu legen, sondern die beiden so unterschiedlichen Frauen Anna und Maria Reichenheim in den Fokus zu nehmen. Beide haben in die Familie eingeheiratet, hatten aber einen völlig konträren Stand bei den Reichenheims und damit auch in der Gesellschaft. Spannend dabei war, dass das Wohl der einen von dem der anderen abhängig war. Es war für mich sehr spannend das bewegende Leben der ganzen Familie, aber in erster Linie das der beiden auf ihre Art sehr starken Frauen nachzuempfinden.

Insgesamt ist "Wellenflug" eine aus meiner Sicht wirklich fesselnde Reise durch knapp einhundert Jahre Zeitgeschichte, die mich mit spannenden Protagonisten und dem Erzähltalent der Autorin überzeugen konnte. Ein lesenswerter Roman, den ich gerne weiterempfehle und mit guten vier von fünf Sternen bewerte.

Bewertung vom 25.09.2021
Simsons Füchse
Kerr, Arno

Simsons Füchse


ausgezeichnet

Spannender Kriminalfall aus dem Münsterland

Im Umkreis von Münster treibt ein Brandstifter sein Unwesen. Jeweils am Mitsommertag brennt ein Bauernhof, oft aber so, dass die Feuerwehr noch Schlimmeres verhindern kann. Beim jüngsten Brandanschlag wird allerdings die verkohlte Leiche einer Frau gefunden. Die Obduktion ergibt, dass das Opfer bereits vor dem Brand ermordet wurde, so dass Friedrich von Coes mit seinem Team den Fall übernimmt. Die Ermittlungen verlaufen zunächst sehr schleppend und führen dann in die Politik und die weiter zurückliegende Vergangenheit. Das Ganze entwickelt sich zu einem sehr persönlichen Fall für den Hauptkommissar Friedrich von Coes...

"Simsons Füchse" ist bereits der dritte Band um den sympathischen Ermittler aus dem Münsterland. Der Autor Arno Kerr konnte mich bereits mit einigen seiner Kriminalromane begeistern, so dass ich mit viel Vorfreude und einer hohen Erwartungshaltung in sein neues Werk gestartet bin. Er erzählt die Geschichte in einem lebendigen und hervorragend zu lesenden Schreibstil, der von vielen Dialogen geprägt ist und somit auch durchaus Konzentration beim Lesen erfordert. Der Spannungsbogen wird mit dem Brandanschlag und den damit verbundenen Tod der älteren Frau gut aufgebaut und über die Ermittlungen auf einem hohen Niveau gehalten. Die Geschichte entwickelt sich zu einem raffiniert konzipierten Fall, der immer mehr an Komplexität gewinnt. Einen zusätzlichen Charme erhält der Regio-Krimi über seine Protagonisten, die mit ihrem Leben und dem Miteinander für zusätzliche Spannung und Atmosphäre sorgen.

Insgesamt ist "Simsons Füchse" eine aus meiner Sicht sehr gelungene Fortsetzung einer tollen Krimi-Reihe, die mit interessant charakterisierten Protagonisten, einem wohldosierten Anteil Lokalkolorit und dem Erzähltalent des Autors überzeugen kann. Ich freue mich bereits auf weitere Fälle im Münsterland und empfehle das Buch sehr gerne weiter. Meine Bewertung fällt mit den vollen fünf von fünf Sternen entsprechend positiv aus.

Bewertung vom 25.09.2021
Der Panzer des Hummers
Minor, Caroline Albertine

Der Panzer des Hummers


gut

Kein wirklicher roter Faden

Das Leben hat die Geschwister Sidsel, Niels und Ea in unterschiedliche Welten getrieben. Alle sind mehr oder weniger nicht wirklich glücklich und zufrieden mit ihrem Dasein. Nach dem Tod der Mutter beginnen sich ihre Schicksale wieder miteinander zu verbinden, aber auf einem sehr tönernen Weg. Wird es ihnen gelingen, die alten Hüllen zu überwinden und wieder aufeinander zuzugehen?

Der Klappentext von "Der Panzer des Hummers" hatte mich angesprochen und nachdem die dänische Autorin Caroline Albertine Minor bereits schon mehrere renommierte Preise für ihre Kurzgeschichten erhalten hatte, bin ich mit einer hohen Erwartungshaltung in den Roman gestartet. Der Schreibstil gefällt mir ausgesprochen gut. Er liest sich sehr flüssig und wirkt, wie aus dem Leben gegriffen. Inhaltlich habe ich mich allerdings ein wenig schwer getan, da der Leser für fünf Tage in das Leben der drei Geschwister geworfen wird, ohne dass aus meiner Sicht ein erkennbarer Zusammenhang entstand. Der fehlende rote Faden erforderte manchmal mein Durchhaltevermögen, um das Buch zu beenden. Im Anhang erklärt die Autorin, dass sie eine Familie beschreiben wollte, die ihren Kern verloren hat, was ihr anhand der Einzelschicksale dann auch stilistisch gut gelungen ist, mich dann aber leider nicht abholen konnte. Sicherlich stellt sie die Familie in den Fokus und nicht immer funktioniert dieses Konstrukt, wie man es sich wünscht, aber ich hätte mir mehr Konfrontation der Protagonisten gewünscht.

Insgesamt hat mich zwar der Roman "Der Panzer des Hummers" nicht überzeugen können, aber der Schreibstil der Autorin ist es aus meiner Sicht wert, ein weiteres Buch von ihr zu lesen. Die Geschichte scheint auch ein wenig zu polarisieren, da die Bewertungen recht unterschiedlich ausfallen, ich konnte mich nur zu drei von fünf Sternen durchringen.

Bewertung vom 25.09.2021
Der Puppenmacher / Landjäger Caminada Bd.1
Gurt, Philipp

Der Puppenmacher / Landjäger Caminada Bd.1


ausgezeichnet

Der Künstler des Todes

Der neue Fall für Landjäger Walter Camina und seinem Kompagnon Peter Marugg wirft viele Fragen auf. Das erste Opfer ist eine junge Frau, die vom Täter kunstvoll drapiert wurde. Ihr Gesicht wurde mit einer täuschend natürlichen Puppenmaske bedeckt, deren Ausführung selbst dem Leichenbeschauer einen ordentlichen Respekt abverlangt. Was wollte der Täter mit dieser Zur-Schau-Stellung bezwecken? Die Ermittlungen gestalten sich sehr schwierig, da es kaum Spuren gibt und selbst die Todesursache bleibt lange ein Geheimnis. Es mehren sich nun die Opfer, die scheinbar dem gleichen Täter zuzuordnen sind und die Recherchen verlagern sich in die Vergangenheit, wo die Taten anscheinend ihren Ursprung haben...

"Der Puppenmacher" ist mittlerweile der dritte Band um den schweizerischen Landjäger Walter Camina. Ich bin mit diesem Teil in die Reihe gestartet und hatte keinerlei Verständnisprobleme. Der Autor Philipp Gurt erzählt die Geschichte in einem bildreichen und zugleich fesselnden Schreibstil, in dem er viel Dialekt der Region einfließen lässt und somit die Authentizität dieses Regionalkrimis deutlich erhöht. Gerade die Dialoge erforderten dann schon ein wenig mehr Konzentration, verleihen dem Kriminalroman auf diesem Wege aber einen besonderen Charme. Der Spannungsbogen wird mit dem rätselhaften Leichenfund direkt zu Beginn des Buches gut aufgebaut und über die nicht ganz einfachen Ermittlungsarbeiten auf einem hohen Niveau gehalten. Philipp Gurt beschreibt aus meiner Sicht das karge Leben der Bergbewohner zur damaligen Zeit sehr treffend und erzeugt über gefühlvoll beschriebene Charaktere eine Tiefe, die mich als Leser ergriffen hat. Das Finale konnte mich mit einer gut nachvollziehbaren, aber dann doch auch überraschenden Auflösung überzeugen.

Insgesamt ist "Der Puppenmacher " aus meiner Sicht ein sehr gut gelungener Regionalkrimi, der mit interessanten Protagonisten, einem angenehmen und sehr authentischen Lokalkolorit und dem Erzähltalent des Autors überzeugen kann. Ich empfehle das Buch daher sehr gerne weiter und bewerte es mit den vollen fünf von fünf Sternen.