Benutzer
Benutzername: 
Tintenwelten

Bewertungen

Insgesamt 527 Bewertungen
Bewertung vom 08.11.2021
Henry, Christina

Die Chroniken der Meerjungfrau - Der Fluch der Wellen / Die Dunklen Chroniken Bd.5


sehr gut

Einst verließ eine Meerjungfrau aus Liebe zu einem Fischer das Meer. Nachdem die Zeit sie voneinander getrennt hat, folgt sie ihrem Wunsch, die Welt zu bereisen und die Wunder der Menschheit zu entdecken. Doch schon bald muss sie feststellen, dass nicht alles Gold ist was glänzt. Der Mensch ist nicht nur egoistisch und grausam seinesgleichen, sondern vor allem dem Fremden gegenüber.

B.T. Barnum stellt in seinem Museum allerlei Kuriositäten aus. Als er die Gerüchte über die Meerjungfrau hört, ist er direkt Feuer und Flamme und möchte sie unbedingt seiner Sammlung hinzufügen. Er schickt seinen Assistenten Levy Lyman, um sie nach New York zu holen.

Die Meerjungfrau Amelia tat mir oft Leid, weil sie anfangs ziemlich naiv und unwissend ist. Sie muss sich erstmal an menschliche Gebräuche und Verhaltensweisen gewöhnen und kann diese häufig gar nicht nachvollziehen. Dennoch ist sie aber auch stark und behauptet sich gegenüber den Männern. Dies ist völlig ungewöhnlich für die damalige Zeit und Barnum und Levy können damit auch nicht besonders gut umgehen.

Ich habe bereits die vier Vorgänger gelesen, bei denen es sich um düstere und blutige Adaptionen zu Alice im Wunderland und Peter Peter handelt. Daher hatte ich eine ähnliche Erwartungshaltung an dieses Buch, zumal der Klappentext auch wieder derartiges verlauten lässt. Doch Christina Henry wählt hier eine andere Herangehensweise. Die Charaktere B.T. Barnum und Levy Lyman wurden von Persönlichkeiten inspiriert, die es im 19. Jahrhundert tatsächlich gegeben hat. Es ist also auch ein historisch angehauchtes Buch da es im Jahr 1842 spielt. Es ist eine eher langsame Erzählweise und Handlung, die beide ein wenig daher plätschern. Zwischenmenschlich passiert einiges, man kann es teilweise schon als Gesellschaftskritik sehen. "Die Chroniken der Meerjungfrau" ist allerdings überhaupt nicht mit den anderen Büchern der Autorin zu vergleichen, denn es ist nicht blutig, brutal oder schaurig. Es herrscht lediglich eine leicht bedrohliche Atmosphäre, weil man von den Menschen einfach schlimmes in Bezug auf die Meerjungfrau befürchtet. Der Schreibstil ist aber wie gewohnt metaphorisch und definitiv etwas besonderes.

Auch wenn dieser Teil leider etwas schwächer ist, freue ich mich schon auf "Die Chroniken von Rotkäppchen - Allein im tiefen, tiefen Wald" und hoffe, dass es dann wieder eher in die Richtung Alice und Peter Pan geht.

Bewertung vom 03.11.2021
Ahern, Cecelia

Sommersprossen - Nur zusammen ergeben wir Sinn


gut

Allegra ist kürzlich nach Dublin gezogen, um ihre Mutter zu finden. Dort arbeitet sie mit Leib und Seele als Hilfspolizistin. Ihr sind Ordnung, Regeln und Routinen sehr wichtig. Die kleinste Abweichung wirft sie aus der Bahn. Momentan hat sie sich an einem gelben Ferrari und dessen Besitzer festgebissen, der schon seit einigen Wochen immer wieder auf einen Fahrschein verzichtet. Während einer Auseinandersetzung konfrontiert er sie mit der Fünf-Menschen-Weisheit, die besagt, dass wir alle eine Mischung aus den fünf Menschen sind, mit denen wir die meiste Zeit verbringen. Das gibt Allegra einiges zu denken, denn wer sind eigentlich diese Menschen für sie? Und: Kann sie endlich sein wer und wie sie sein möchte, wenn sie sich mit anderen Menschen umgibt?

Generell beobachtet Allegra viel, macht sich ihre Gedanken, wertet angeblich nicht, sondern „fragt sich nur“. Sie ist offensichtlich einsam, ihr Leben scheint eher trostlos. Auch wenn ich im Verlauf der Geschichte etwas wärmer mit Allegra wurde, muss ich dennoch sagen, dass sie mir eher ein Rätsel ist. Sie ist nicht der typische liebenswerte Charakter, den man sofort ins Herz schließt. Sie ist speziell, merkwürdig und handelt oft seltsam. Viele der Nebencharaktere sind dermaßen unsympathisch und schrecklich, dass mir Allegra oft sehr Leid tat. Auch die ausschweifenden Erzählungen über ihren Alltag oder ihre Arbeit waren doch meist ziemlich langatmig, da hätten gerne ein paar Passagen gekürzt werden können.

Alles in allem war es eine nette Lektüre mit einer schönen Botschaft. Allerdings habe ich trotzdem irgendwie was anderes vom Buch erwartet und muss sagen, dass es für mich auch nicht die "Cecelia Ahern Vibes" hatte, die ich sonst an der Autorin und ihren Büchern so liebe. Deshalb hat es mich auch nicht so sehr abgeholt wie erhofft. Dennoch regt die Fünf-Menschen-Weisheit zum Nachdenken an.

Bewertung vom 01.11.2021
Martineau, Maxym M.

Scherbenthron / Die Tiermagier Bd.3


sehr gut

Leenas und Nocs Geschichte begann mit einem Mordauftrag. Jetzt endet sie mit einem Krieg. Ihre Feinde drohen ein uraltes Tierwesen zu erwecken, welches das ganze Land in Schutt und Asche legen wird. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt.

Mich konnten sowohl der zweite als auch der dritte Band leider nicht so überzeugen wie der Auftakt der Trilogie. Dennoch mochte ich die Idee sehr: Tiermagier, die Tierwesen zähmen und beherrschen können sowie untote Assassine, die über Schatten befehlen. Ein Mix aus Phantastische Tierwesen, Nevernight und Pokémon. Mir war dieses Finale irgendwie zu glatt, zu einfach gelöst und insgesamt am Ende etwas too much.

Zwischenmenschlich und politisch ist viel passiert. Wie lernen einige neue Tierwesen kennen und diese sind und bleiben für mich definitiv die Highlights! Die Charaktere sind charmant, tough und haben immer einen flotten und amüsanten Spruch auf Lager. Sie sind mir allesamt sehr ans Herz gewachsen, die Nebencharaktere vielleicht sogar ein bisschen mehr als die beiden Protagonisten. Beeindruckend waren für mich außerdem die Entwicklungen, die sie durchlaufen haben. Teilweise wird es auch sehr ernst und emotional, denn es gilt eine Schlacht zu schlagen, die nicht alle überleben werden. Da ist doch das ein oder andere Tränchen geflossen. Insgesamt eine spannende und phantastische Trilogie für Romance und Fantasy-Fans!

Bewertung vom 25.10.2021
Backman, Fredrik

Eine ganz dumme Idee


ausgezeichnet

Kurz vor dem Jahreswechsel findet sich eine Gruppe Fremder zu einer Wohnungsbesichtigung zusammen. Sie staunen nicht schlecht als plötzlich ein Bankräuber samt Pistole in der Tür steht und sie kurzerhand als Geiseln nimmt. Selbst der Geiselnehmer selbst könnte nicht überraschter sein, so war das Ganze eigentlich nicht geplant. Denn all dies begann schließlich nur mit einer ganz dummen Idee…

Wie in seinen anderen Büchern erschafft Fredrik Backman wieder einige sehr verschiedene, vielschichtige und kuriose Charaktere. Der Autor wählt hier einen allwissenden Erzähler. Dadurch erleben wir die Geschichte aus mehreren Perspektiven und erfahren nach und nach die Schicksale der Protagonisten. Dabei jongliert er auch mit verschiedenen Zeitformen und -ebenen und streut noch ein paar Vernehmungsprotokolle der Geiseln ein. Sehr unterhaltsam.

Zugegeben, der Schreibstil ist ziemlich außergewöhnlich und speziell, aber ich liebe ihn und lasse mich immer sofort in seinen Bann ziehen. Auch wenn anfangs einiges wirr erscheint, zeigen sich doch bald ein paar Zusammenhänge und als ich mich erstmal eingelesen hatte, wollte ich das Buch nicht mehr beiseite legen. Es ist skurril, amüsant, aber auch tiefgründig, emotional, manchmal herzzerreißend. Es entsteht eine warmherzige Atmosphäre in einer Situation, die ja eigentlich bedrohlich ist und führt Menschen zusammen, die zwar unterschiedlich sind, aber dennoch viel voneinander lernen können.

Für mich ist „Eine ganz dumme Idee“ definitiv wieder ein Highlight!

Bewertung vom 14.10.2021
McDonnell, C. K.

The Stranger Times Bd.1


ausgezeichnet

Die britische Wochenzeitung „The Stranger Times“ befasst sich mit allerlei mysteriösen Ereignissen und Phänomenen wie beispielsweise Geistererscheinungen und Ufosichtungen. Sie ist DIE Anlaufstelle für Unerklärtes und Unerklärliches.

Kurz nach Hannahs erstem Arbeitstag kommt es jedoch zu einer Tragödie und so sehen sie und ihre neuen Kollegen sich gezwungen selber Nachforschungen anzustellen. Dabei kommen sie zu der schockierenden Erkenntnis, dass einige der Geschichten, die sie zuvor als Unsinn abgetan hatten, tatsächlich real sind.

Ich mag die Leute der Redaktion total gerne. Sie sind alle besondere Persönlichkeiten, was sie einfach liebenswert macht. Hannah ist da auf jeden Fall die normalste Person in der Truppe. Sie scheint bis dahin ziemlich vom Pech verfolgt zu werden und man fragt sich, ob sich das durch ihre neue Arbeitsstelle ändern wird. Aber okay, bei „The Stranger Times“ wird ihr garantiert nicht langweilig werden.

Auch Banecrofts Schrullen und Eigenarten finde ich überaus amüsant. Klar, die Vorstellung ihn als Chef zu haben ist natürlich nicht so prickelnd, aber eigentlich kann man sein kindisches und unverschämtes Betragen doch überhaupt nicht ernst nehmen.

Cool finde ich auch die Zeitungsartikel, die zwischendurch „eingestreut“ wurden. Diese verleihen dem Buch noch zusätzlich Pepp und Kuriosität.

CK McDonnell hat hier einen gelungen Mix aus Krimi, Fantasy und Komödie geschaffen, der mich definitiv überzeugen konnte. Mir haben Idee und Umsetzung unheimlich gut gefallen, ebenso wie die herrlich skurrilen, exzentrischen und chaotischen Charaktere, ihre Wortgefechte und ihr britischer Humor. Ich habe sie alle ins Herz geschlossen und hoffe in den beiden weiteren Teilen mehr über sie erfahren zu können.

Bewertung vom 04.10.2021
Schuster, Annika

Von Göttern und Geistern


sehr gut

„Von Göttern und Geistern“ spielt in einer futuristischen Welt mit asiatischem Flair. Es gibt drei verschiedene Rassen: Götter und Geister haben jeweils besondere Fähigkeiten und Menschen versuchen das Fehlen von eben diesen durch körperliche Modifikationen zu kompensieren. Politische Unruhen, das Streben nach Macht und Intrigen spielen eine große Rolle, denn Götter und Geister ringen um die Herrschaft über die Stadt. Vain City ist ebenso faszinierend wie gefährlich und man muss aufpassen, um nicht zwischen die Fronten zu geraten.

Wir lernen zwei völlig gegensätzliche Charaktere kennen: Nach einem alles verändernden Ereignis erforscht Halbgöttin Mei ihre Fähigkeiten und versucht ihr Gleichgewicht wiederzufinden, während Geist Kain es liebt seine Macht zu demonstrieren und Chaos zu verbreiten. Und dennoch besteht zwischen den beiden eine Anziehungskraft, die sie nicht ignorieren können. Wahrscheinlich sollte man Kain aufgrund seines Verhaltens nicht sympathisch finden und dennoch ist es so, denn man merkt, dass da noch mehr dahinter stecken muss.

Ein Genremix aus Urban Fantasy, Science Fiction, Cyberpunk und Dark Romance. Düster, blutig und brutal. Moralisch oft ziemlich fragwürdig. Eine Liebesgeschichte, wo es eigentlich keine geben dürfte.

Außer den Protagonisten, mochte ich die Nebencharaktere sowie das Setting, den Schreibstil, die humorvollen Wortgefechte und natürlich die Story an sich sehr gerne. Ich bin gespannt auf den nächsten Teil.

Bewertung vom 29.09.2021
Pooley, Clare

Montags bei Monica


ausgezeichnet

Julian ist einsam. Und genau dies und einiges mehr schreibt der alte Herr in das grüne Notizheft, welchem er den Titel „Projekt Aufrichtigkeit“ gibt und es dann anschließend in einem Café zurücklässt. Er wirft darin aber auch Fragen auf: Was wissen wir eigentlich über unsere Nachbarn? Was geht in ihnen vor? Welche Wünsche, Ängste oder Probleme haben sie? Was wäre, wenn man seinen Mitmenschen gegenüber einfach ehrlich wäre, anstatt den Schein aufrecht zu erhalten? Monica findet das Büchlein zu spät, um es seinem Besitzer zurückzugeben. Nachdem sie dessen Inhalt gelesen hat, möchte sie Julian helfen. Außerdem hinterlässt sie ihre eigenen Gedanken im Buch und „setzt es wieder aus“. Was dann geschieht, damit hat wahrscheinlich niemand gerechnet.

Nach und nach lernen wir die sechs Protagonisten kennen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Obwohl alle am Anfang überhaupt nichts miteinander zutun haben, fügen sich ihre Schicksale zusammen, es bildet sich eine charmante und bunte Gemeinschaft. Jeder von ihnen ist auf seine Art und Weise entweder einsam, hat etwas, das ihm fehlt oder eben sonstige Probleme. Vielleicht wird man nicht mit allen warm, aber jeder wird jemanden finden, den er ins Herz schließt und mit dem er gerne mitfiebert. Mein Liebling war definitiv Julian, weil er herrlich exzentrisch, ein wenig skurril und auf seine Art und Weise mega witzig ist. Er sorgt immer wieder für ein Schmunzeln oder den ein oder anderen Lacher. Aber auch die anderen Geschichten fand ich sehr interessant. Die häufigen Perspektivenwechsel lockern den Lesefluss auf und halten die Spannung oben.

Besonders gefallen hat mir auch, dass man nach und nach erfährt, welche Texte die Protagonisten in das grüne Notizheft schreiben.

Es geht um Einsamkeit, Zusammenhalt, Freundschaft, Liebe, Geständnisse, Aufrichtigkeit, auch und vor allem sich selbst gegenüber. Was ist einem wichtig im Leben? Was macht einen glücklich? Was passiert, wenn man andere hinter seine Fassade blicken lässt? Es werden zwar auch ernste Themen behandelt, aber dennoch verbreitet dieses Buch eine Wohlfühlatmosphäre. So lesenswert!

Bewertung vom 27.09.2021
Popescu, Adriana

Wie ein Schatten im Sommer


ausgezeichnet

Einen Neuanfang, neue Freunde, ein unkompliziertes Abschlussjahr und die jüngste unschöne Vergangenheit hinter sich lassen - das ist es, was Vio sich wünscht als sie mit ihren Eltern von München nach Walddorf zieht. Dort trifft sie auf Konstantin, den attraktiven und witzigen Jungen aus der Nachbarschaft. Der Sommer könnte so schön werden, voller Badetage, Radtouren, Partys und der ersten großen Liebe. Doch die fremdenfeindlichen Äußerungen der Clique von Konstantins großem Bruder Robin werfen ihre Schatten. Gut, dass Konstantin nichts mit denen am Hut hat. Oder?

Vio habe ich auf Anhieb ins Herz geschlossen, weil sie so tough, mutig, offen und humorvoll ist. Sie hat eine klare Meinung, die sie auch vertritt. Man erfährt recht schnell, dass der Umzug für sie eher einer Flucht gleichkommt. In München ist offenbar irgendwas vorgefallen und man rätselt die ganze Zeit, was das sein könnte.

Auch Konstantin war mir anfangs sehr sympathisch, doch das hat sich leider immer mehr gewandelt und ich wurde ihm gegenüber immer skeptischer. Obwohl er die Mädels scheinbar magisch anzieht und er durchaus seine charmanten Züge hat, handelt er oft einfach merkwürdig. Er hat das Gefühl nirgendwo dazuzugehören, fühlt sich nutzlos und unsichtbar. Generell ist er eher der schweigsame Typ und behält seine Meinung gerne für sich, wenn er denn überhaupt eine hat. Auf mich wirkt er manchmal ein wenig naiv. Ich finde seine Charakterentwicklung echt ziemlich krass..

Dementsprechend kann ich auch Vios Zwiespalt ihm gegenüber mehr als nachvollziehen. Denn einerseits findet sie ihn ganz toll, andererseits ist sein Verhalten dann wieder mehr als fragwürdig.

Walddorf ist ein kleines Dorf und wird sehr authentisch dargestellt. Jeder kennt Jeden, alle beobachten alles mit Argusaugen und die Klatschpresse funktioniert bestens. Allerdings zeichnen sich einige Menschen auch durch das Hegen und Pflegen von Vorurteilen und Schubladen-Denken aus. Was oder wen man nicht kennt, wird erstmal mit Misstrauen bedacht. Aber natürlich gilt das alles nur für die anderen, nicht für einen selber, denn man ist ja schließlich absolut nicht fremdenfeindlich!

Und hier sind wir bei den großen und wichtigen Themen des Buches: Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Homophobie. Es zeigt wie einfach es sein kann in die rechte Szene abzurutschen und macht deutlich, was Enttäuschung, Beeinflussung und Gruppenzwang auslösen können. Aber es geht auch (und vor allem) um Freundschaft, Liebe, Loyalität und Zivilcourage. Eine erschreckende und aufreibende Geschichte, die zum Nachdenken anregt und aufgrund der aktuellen Problematik auch sehr gut als Schullektüre geeignet wäre!

Bewertung vom 22.09.2021
Podrick Pike

Täuschung - Abels erstes Abenteuer


sehr gut

Abel lebt in einem Dorf in Afrika, das durch den Hirseanbau relativ wohlhabend geworden ist. Eines Tages widerfährt den Bewohnern großes Leid, was nicht nur die Menschen komplett aus der Bahn wirft, sondern auch deren Existenz akut bedroht. Abel versucht seine Familie und seine Heimat zu beschützen und erlebt dadurch gleich mehrere Abenteuer.

Mir hat gefallen, dass Abel so mutig, neugierig und loyal ist und bestimmte Dinge hinterfragt. Allerdings ist nicht nur er manchmal reichlich naiv und unvernünftig in seinen Handlungsweisen. Dabei zeigen sich leider zwei Seiten der Medaille: einerseits scheint der Alltag der Dorfbewohner recht fortschrittlich zu sein, was ihre Denkweise und ihre Traditionen angeht sind sie aber eher rückschrittlich und leicht zu beeinflussen.

Die Geschichte ist flüssig geschrieben, immer wieder spannend und es kommt zu einigen unerwarteten Wendungen. Man kann teilweise schon von Fantasyelementen sprechen, denn direkt zu Anfang ist klar: Irgendetwas geht hier nicht mit rechten Dingen zu. Es ist mysteriös, manchmal düster und man weiß nie woran man ist: sind Dinge real, sind sie Einbildung oder spielt gar Magie eine Rolle? All das könnte zutreffen… oder man erklärt es sich anders. Interessant gemacht. Am Ende sind noch einige Fragen offen, laut Autor wird es wahrscheinlich einen zweiten Teil geben.

Auch die Beschreibungen der Landschaft Afrikas, der Flora und Fauna fand ich sehr schön und stimmungsvoll. Man merkt wie sehr Abel all das liebt und sich wünscht, dass der Mensch seine Umwelt mehr zu schätzen und zu schützen lernt!

Bewertung vom 22.09.2021
Sanders, Anne

Für immer und ein Wort


sehr gut

Annie ist am Boden zerstört: der Mann mit dem sie ihr Leben verbringen wollte, heiratet eine andere. Deswegen versucht ihre Freundin sie mit einer Wanderung ins Dartmoor auf andere Gedanken zu bringen. Das klappt auch ganz wunderbar, denn Annie findet dort in einer der berühmten Letterboxen ein Notizbuch, dessen Inhalt nur für sie geschrieben zu sein scheint. Sie fühlt sich verstanden und ist sehr gerührt von den Worten des Autors. Als sie dann auch noch dessen Adresse erfährt, gibt es kein Halten mehr. Doch Jack ist ganz anders als erwartet: wortkarg, melancholisch, in sich gekehrt… und dennoch geht er ihr irgendwie unter die Haut.

Das Buch ist aus den Perspektiven der beiden Protagonisten geschrieben und ich muss zugeben, dass ich Annie teilweise ziemlich anstrengend fand. Grade zu Anfang ist ihre Geschichte und die darin transportierte Stimmung gradezu niederschmetternd und ziemlich bedrückend. Sie selber ist ganz schön weinerlich und dramatisch, ehrlich gesagt leider auch eher egoistisch und nervig. Man muss ihr zugutehalten, dass sich das im Verlauf etwas gibt, aber so richtig warm wurde ich mir ihr leider nicht. Das liegt vor allem auch daran, dass sie für mich meist unverständliche Entscheidungen trifft.

Das komplette Gegenteil stellt Jack dar, ihn mochte ich nämlich sehr. Er hat ebenfalls einige Probleme: er hat seinen Bruder verloren, seine Ehe ist gescheitert und er sieht seine kleine Tochter eindeutig viel zu selten. Er zieht sich zurück, kompensiert seine Schuldgefühle, Ängste und Zweifel durch die geliebte Heimwerkerei und ist dementsprechend nicht immer der unterhaltsamste und fröhlichste Gesprächspartner. Ich konnte seine Gedanken- und Gefühlswelt viel besser nachvollziehen als die von Annie. Er wirkte auf mich sehr authentisch und sympathisch.

Besonders gefallen hat mir, dass immer wieder Textstellen aus dem Notizbuch auftauchen. Das waren oft sehr berührende und tiefgründige Worte, die nochmal ein ganz anderes Licht auf die Geschichte und einige Personen geworfen haben.