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LEXI
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Österreich

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Insgesamt 388 Bewertungen
Bewertung vom 06.01.2018
Fritz, Astrid

Tod im Höllental / Begine Serafina Bd.4


ausgezeichnet

Tod im Höllental

Der vierte Band um Serafina Stadlerin stellt einen Abschied, zugleich jedoch auch einen Neubeginn für die unerschrockene Freiburger Begine dar. Serafinas Abschied von den anderen Schwestern von Sankt Christoffel und ihre Hochzeit mit dem beliebten Stadtphysikus Adalbert Achaz stehen kurz bevor. Eine Schmähschrift gegen die Gemeinschaft der Beginen sowie die Hetzreden des Dominikanermönchs und Wanderpredigers Thomas bereiten der jungen Frau jedoch große Sorgen. Nachdem die junge Lämmlein-Schwester Mia ermordet aufgefunden wird, hofft die Meisterin der Schwestern zu Sankt Christoffel auf Unterstützung durch den Konstanzer Bischof und macht sich gemeinsam mit ihrer Mitschwester Hedwig von Üsenberg auf den Weg. Mutter Catharina soll Konstanz jedoch niemals erreichen. Ihre Begleiterin Hedwig wird schwer verletzt aufgefunden, Catharina bleibt verschwunden. Serafina startet gemeinsam mit dem Prior der Wilhelmiten-Mönche eine Suchaktion und folgt der Begine ins Höllental…

Obgleich mir die Vorgängerbände dieser Buchreihe nicht bekannt sind, hat mich diese Geschichte um die wunderschöne Begine mit dem dunklen Haar und den tiefblauen Augen sofort in den Bann gezogen. Serafina Stadlerin wird als unerschrockene, hart anpackende und manchmal auch vorwitzige Frau dargestellt, die ihr großes Wissen rund um die Heilkunde immer wieder unter Beweis stellt. Als Protagonistin dieses Historischen Romans sorgt sie mit ihrer impulsiven Art für Spannung und Abenteuer, während ihr Verlobter Adalbert Achaz als ruhiger, bedächtiger und zurückhaltender Mann charakterisiert wird. Der studierte Medicus und Ratsherr in Freiburg genießt ein sehr hohes Ansehen, welches er sich als Fürsprecher für die Angelegenheiten der Beginengemeinschaften zunutze machen möchte. Die Autorin bringt mit Mutter Catharina und Bruder Matthäus sehr liebenswerte Nebenfiguren in die Handlung ein. Ein junger Mann namens Vitus, Mitglied der Gauklertruppe „Straßburger Compania“, Serafinas gutherzige Freundin Grethe und eine Köhlerfamilie am Rande der Höllenschlucht spielen ebenfalls wichtige Rollen in diesem Kriminalfall. Als einer der Antagonisten dieses Buches fungiert der krankhaft ehrgeizige Ratsherr Schneehas, dem die Laienschwestern schon lange ein Dorn im Auge sind. Im vorliegenden Roman taucht immer wieder auch ein tierischer Protagonist namens Michel auf – der süße Mischlingshund ist zwar nicht immer an der Seite Serafinas, sorgt jedoch durch sein unerschrockenes Auftreten für Aufregung und Durcheinander. Die handelnden Figuren sind mir sehr rasch ans Herz gewachsen, und dank des hilfreichen Personenregisters und des Glossars konnte ich mich auch mangels Vorkenntnissen innerhalb kürzester Zeit im Buch orientieren.

Die optische Gestaltung ist dem Verlag hervorragend gelungen. Besonders hervorheben möchte ich das Personenverzeichnis - Dramatis Personae - zu Beginn, sowie das Glossar am Ende des Buches. Die Schrift für den Buchtext ist zwar ein wenig klein geraten, dies wird jedoch meiner Meinung nach durch den großzügigen Zeilenabstand kompensiert.
Der Autorin ist ein wunderschöner Schreibstil zu eigen, die gründlich recherchierten historischen Details und der durch den Kriminalfall konstant steigende Spannungsbogen bereiteten mir aufregende Lesestunden. Ich durfte tief in das Denken und Handeln der Menschen Anfang des fünfzehnten Jahrhunderts eintauchen, erfuhr eine Menge über eine faszinierende Gemeinschaft christlicher Frauen, die sich Beginen nannten, ein religiöses, eheloses Leben führten und sich der Armen, Kranken und Sterbenden annahmen. Astrid Fritz berichtet zudem von deren Verfolgung als Ketzerinnen durch die kirchliche Obrigkeit und Ratsherren, denen das unabhängige Leben dieser Frauengemeinschaften ein Dorn im Auge war.

Dieser historische Roman aus der Feder von Astrid Fritz hat mir ausgezeichnet gefallen und mir aufregende und interessante Lesestunden beschert.

(gekürzte Version)

Bewertung vom 05.01.2018
Läckberg, Camilla

Die Eishexe / Erica Falck & Patrik Hedström Bd.10 (eBook, ePUB)


gut

DAS BÖSE IST ZURÜCKGEKEHRT

Als nach dem Fund einer Kinderleiche in Fjällbacka, Schweden, zwei dreizehnjährige Mädchen den Mord gestehen, ist deren gesamtes Umfeld wie gelähmt vor Schock. Weder der zurückhaltenden, schüchternen Helen Persson, Tochter aus gut situiertem und scheinbar perfektem Elternhaus, noch ihrer besten Freundin Marie Wall, hätte man eine solch grauenhafte Tat zugetraut.

Dreißig Jahre später kehrt Marie als strahlend schöne und erfolgreiche Schauspielerin zurück in ihre Heimat, um die Hauptrolle im Film ihres Lebens zu spielen. Als nur wenig später die kleine Tochter von Eva und Peter Berg vermisst und kurz darauf tot aufgefunden wird, geht ein Aufschrei durch den Ort und die Suche nach dem Mörder beginnt. Hierbei wird jedoch auch der Fall Stella neu aufgerollt und die Polizeidienststelle Tanum ermittelt in alle Richtungen.

„Die Eishexe“ ist meine erste Lektüre der Bestsellerautorin und „Königin des schwedischen Kriminalromans“ Camilla Läckberg. Ihre Neuerscheinung spielt in zwei verschiedenen Zeitebenen, sie konzentriert sich zudem auf mehrere Handlungsstränge. Die Autorin erzählt von einem tragischen Schicksal in Bohuslän im Jahre 1671, das den Part in der Vergangenheit darstellt und sich mit der Hexenverfolgung, dem Kampf gegen Zauberei und satanischer Werke beschäftigt.

Die Handlungsstränge in der Gegenwart sind allesamt sehr kurz, und gehen beinahe unmerklich in einander über. Es gibt keine Kennzeichnung beim permanenten Wechsel zwischen den verschiedenen Schauplätzen und Handlungen. Dieser stete und leider völlig übergangslose Wechsel erschwerte jedoch meinen Lesefluss erheblich. Kaum hat man sich auf eine Situation eingelassen, ist bereits eine gedankliche Neuorientierung mit anderem Schauplatz und neuen Figuren erforderlich. Die Protagonisten und Nebenfiguren wurden von der Autorin sehr gut ausgearbeitet. Abgesehen davon überforderte mich jedoch die übermäßige Anzahl der vierzig bis fünfzig verschiedenen Charaktere, die Camilla Läckberg agieren lässt. Da im Buch leider kein Personenregister vorhanden ist, musste ich mir während der Lektüre ein solches erstellen, um den Überblick zu behalten - die Figuren zuordnen zu können und deren Hintergründe sowie die wichtigsten Fakten dazu vor Augen zu haben.

Die Autorin greift in ihrem Buch verschiedene Themenbereiche auf, für meinen Geschmack ein wenig zu viele. Camilla Läckberg beschäftigt sich mit der Hexenverfolgung in der Vergangenheit, mit der Flüchtlingsproblematik und dem Fremdenhass in der der Gegenwart, dem Mobbing und der brandgefährlichen Reaktion der Jugendlichen darauf. Durch ihre Protagonisten und Nebendarsteller thematisiert sie Patchwork-Familien, gleichgeschlechtliche Beziehungen, Mutter-Tochter-, und Vater-Sohn-Beziehungen mit all den damit verbundenen Problemen, das Ableben von geliebten Ehepartnern und den Umgang mit dem gewaltsamen Tod seines Kindes.

Ich empfand den Schreibstil dieses Buches einerseits als angenehm zu lesen, die vielen abrupten Unterbrechungen durch den permanenten Szenenwechsel unterbrachen jedoch stets meinen Lesefluss. Da ich zudem Bücher mit einem gewissen Sprachniveau bevorzuge, war ich auch vom reichlichen Gebrauch der Gossensprache in diesem Krimi enttäuscht.

Fazit: „Die Eishexe“ war ein interessanter, durch einen konstant hohen Spannungsbogen gekennzeichneter Kriminalroman, der sich mit längst vergangener Zeiten, aber auch mit vielen aktuellen Themenbereichen befasst. Für meinen ganz persönlichen Lesegeschmack wurde sich hierbei jedoch zu vieler verschiedener Charaktere und zu vieler verschiedener Handlungsstränge bedient, was meinen Lesefluss erheblich hemmte und das Ganze unübersichtlich machte. Ich habe hier wohl zur falschen Lektüre gegriffen und werde daher meine Bekanntschaft mit Camilla Läckbergs Werke auf dieses eine Buch beschränken.

(gekürzte Version)

Bewertung vom 03.01.2018
Mack, Cornelia

Wie deine Seele Heilung findet


ausgezeichnet

Verletzungen überwinden

Die Seelsorgerin und Buchautorin Cornelia Mack befasst sich in ihrer aktuellen Neuerscheinung mit verschiedenen Arten von Verletzungen, wie beispielsweise dem eigenen Scheitern, Schicksalsschlägen und Verlusten, aber auch willentlich oder versehentlich von Menschen zugefügten Wunden. Sie empfindet entstandene Verletzungen als Krisen und zugleich auch als Chancen im Leben eines Menschen. Mit ihrem Buch „Wie deine Seele Heilung findet“ möchte sie durch ihre Erfahrungswerte aus eigenem Erlebten und ihrer Beratungstätigkeit sowie aus Begegnungen mit verletzten Menschen dazu beitragen, anderen Mut zu machen und Heilung zu erfahren.

Nachdem die Autorin im ersten Abschnitt dieses Buches verschiedene Arten von Verletzungen anführt und analysiert, konzentriert sie sich im Anschluss daran auf die unterschiedlichen Reaktionen darauf. Hierbei unterscheidet sie zwischen „normalen“ Reaktionen und solchen, die krank machen.

In den darauffolgenden Kapiteln sind die Heilung und die Zeit, die man dazu benötigt, das zentrale Thema, ein ihrer Ansicht nach sehr wichtiger Faktor, zu dem sie auch ihre eigene Sichtweise darlegt. Letztendlich befasst Cornelia Mack sich mit der wichtigen Frage, wie wir anderen Menschen auf ihrem Weg zur Heilung zur Seite stehen und sie unterstützen können, und schließt mit einer positiven Betrachtung von Verletzungen, indem sie auf ihren oftmals erst sehr viel später erkannten Nutzen hinweist.

Die Autorin ist mir bereits aus zahlreichen anderen Büchern bekannt. Ihre theoretischen Ausführungen sind stets gut durchdacht, ausführlich und verständlich dargelegt, und darüber hinaus auch sehr gut strukturiert. Zahlreiche Bibelstellen belegen einzelne Aussagen, wobei diese zugunsten der Übersichtlichkeit kursiv dargestellt werden. Wertvolle praktische Tipps und ein reicher Erfahrungsschatz aus ihrer eigenen Tätigkeit bieten eine wertvolle Hilfestellung für den Leser.

Das Coverfoto dieses Buches mit dem kleinen, von einer Frauenhand fest umschlossenen Kaktus, empfand ich als äußerst aussagekräftig, als eine Handlung von tiefer Symbolik. Aufgrund meiner eigenen Erfahrungen mit diesen kleinen, anspruchslosen grünen Gesellen kann ich mir den schmerzhaften Kontakt der winzigen scharfen Stacheln mit der zarten Handinnenfläche sehr gut vorstellen. Bereits bei leichter Berührung bleiben sie in der Haut stecken, sind in oftmals sehr schwer zu entfernen, und können längerfristige Probleme wie Entzündungen hervorrufen… genauso wie Verletzungen und Wunden, die das Leben schlägt.

Fazit: „Wie deine Seele Heilung findet“ stellte für mich eine höchst interessante Lektüre dar, die mir an manchen Stellen sehr naheging, mich mit unbequemen Fragen konfrontierte, zur Reflektion anregte, mir jedoch auch neue Erkenntnisse und Einsichten bescherte. Der ausgewogene Wechsel zwischen Theorie und Praxis ist Cornelia Mack ausgezeichnet gelungen, und durch ihr Fachwissen und die Erlebnisberichte wurde auch dieses Buch wieder zu einem kleinen, wertvollen Lebensbegleiter, den ich in Anlassfällen gerne wieder zur Hand nehme. Ein wundervoller Ratgeber einer herausragenden christlichen Autorin, und eine uneingeschränkte Empfehlung meinerseits!

Bewertung vom 03.01.2018
Pollard, Belinda

Verschollen in der Poison Bay: Ein Neuseeland-Krimi (Wild Crimes, #1) (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Ein atemberaubender Kampf ums Überleben in der Wildnis Neuseelands

Knapp zehn Jahre nach ihrem gemeinsamen Schulabschluss lädt der reiche Umweltschützer und erfahrene Wanderer Bryan seine ehemaligen Schulkollegen zu einer außergewöhnlichen und abenteuerlichen Wiedersehenswanderung in einem der abgelegensten Winkel Neuseelands ein. Obgleich sie das Leben in völlig unterschiedliche Richtungen verschlagen hat, nehmen ausnahmslos alle diese Einladung an – wenn auch aus verschiedenen Gründen.

Die jungenhafte Callie Brown mit dem roten Lockenkopf stammt aus Brisbane, lebt und arbeitet jedoch seit einigen Jahren als Reporterin und Fotografin in Sydney. Rachel Carpenter ist eine sehr sportliche Wissenschaftlerin, als Callies beste Freundin freut sie sich auf ein Abenteuer mit ihren alten Freunden. Durch die kleine, zierliche Erica Bonkowski stößt auch eine Krankenschwester zur Gruppe, und als vierte Frau in der Runde erscheint die sanftmütige Sharon Healy, alleinerziehende Mutter eines kleinen Sohnes, die ihren Lebensunterhalt als Friseurin verdient. Neben dem Reiseleiter Bryan Smithon übernehmen den männlichen Part der selbstsichere Anwalt und Playboy Kain Vindico, weiters der Veranstalter von Jagdsafaris namens Adam, und zu guter Letzt Jack Matcalf, ein Fotograf, der zugleich auch eine Bibelschule leitet.
Dieses exklusive und außergewöhnliche Klassentreffen soll die acht jungen Australier mitten durchs Fjordland führen, in dem sich hohe Berge, der gigantische See Lake Te Anau und ein angrenzender großer Nationalpark befinden. Die Gefahr von Lawinen, Unwettern und Sturzfluten gestaltet dieses Vorhabens nicht ganz ungefährlich, die Teilnehmer wurden jedoch bestens instruiert und von Bryan großzügig mit einer hochwertigen Ausrüstung ausgestattet.

Bereits nach wenigen Tagen kommt es zu einem tödlichen Zwischenfall, der die gesamte Gruppe aufrüttelt und verstört. Doch es bleibt nicht bei diesem einen schrecklichen Vorkommnis, und bald wird jedem einzelnen Teilnehmer dieser gefährlichen Expedition bewusst, dass sich unerkannt in ihrer Mitte ein skrupelloser Mörder befindet. Gegenseitige Verdächtigungen und großes Misstrauen dem anderen gegenüber zermürben die kleine Gemeinschaft, bis es zu weiteren Zwischenfällen kommt und der geplante Wiedersehensausflug zu einem dramatischen Kampf ums Überleben eskaliert.

Belinda Pollard erzählt in diesem atemberaubenden Roman von einer tragischen Begebenheit, die einige ihrer handelnden Figuren bereits viele Jahre lang belastet. Die Hintergründe dazu werden dem Leser erst nach und nach im Verlauf der Handlung offenbart, wobei durch die latente Bedrohung durch einen unbekannten Mörder ein hoher Spannungsfaktor entsteht.

Der einnehmende Schreibstil und die wundervolle Beschreibung der atemberaubend schönen Wildnis Neuseelands machten dieses Buch in Kombination mit der mitreißenden Handlung zu einem Lesevergnügen der ganz besonderen Art. Die Autorin verstand es geschickt, falsche Fährten zu legen, und lenkte meinen Verdacht stets auf einen anderen Teilnehmer der Expedition. Ich empfand die Protagonisten als authentisch und sehr gut dargestellt, und mit dem ermittelnden Polizeibeamten Peter Hubble und Rachels Mutter Ellen Carpenter erdachte Belinda Pollard zwei äußerst sympathische Nebenfiguren, über die ich in einer etwaigen Fortsetzung gerne mehr gelesen hätte.

Fazit: Mit „Verschollen in der Poison Bay“ durfte ich eine neue Autorin von Spannungsromanen und zugleich auch meinen ersten Neuseeland-Krimi kennenlernen. Die Lektüre hat mir ausgezeichnet gefallen. Ich kann dieses hochspannende Abenteuer in der Wildnis uneingeschränkt weiterempfehlen und freue mich bereits auf das nächste Buch aus der Feder Belinda Pollards.

Bewertung vom 02.01.2018
Ernst, Susanna

Milchkaffee - Das Glück der Liebe


ausgezeichnet

Für manche Dinge gibt es nur eine einzige Chance. Und dummerweise sind diese Dinge meist die wichtigsten im Leben.

Es ist Frühling in Erfurt, als im Jahre 1945 die Amerikaner einmarschieren und der kleine Erik trotz des strengen Verbots seiner besorgten Mutter unterwegs ist, um bei den Plünderungen Stiefel für seinen Vater zu organisieren. Eine plötzliche Detonation verletzt den neunjährigen Jungen schwer, er droht an Ort und Stelle zu verbluten. Als der afroamerikanische Soldat Samuel T. Jenkins auf ihn aufmerksam wird, bringt er Erik auf dem schnellsten Weg in ein Krankenhaus und kümmert sich auch nach der Operation um den kleinen Jungen, den niemand zu vermissen scheint. Das qualifizierte und bemühte Krankenhauspersonal kämpft um das Leben des Kindes, doch Erik hat keinen Lebensmut mehr. Der amerikanische GI versucht daraufhin mit einer ungewöhnlichen Methode, Sam aus seiner Lethargie zu reißen und bittet die kleine Soloballerina Sophie Gräf, für den Jungen zu tanzen. Der zarten kleinen Elfe mit dem hellblonden Haar, den widerspenstigen Locken und den durchdringenden grünen Augen gelingt es sofort bei ihrem ersten Besuch im Krankenhaus, zu Erik durchzudringen. Mit ihrem unbeschwerten Lachen, ihrer bezaubernden Art und der deutlich zur Schau getragenen Lebensfreude bahnt sie sich zielstrebig ihren Weg in Eriks Herz – und die beiden verbindet vom ersten Moment an eine innige Freundschaft, die ihrer beider Leben für immer verändert.

Susanna Ernst erzählt die Geschichte einer Freundschaft, die mitten in den Nachkriegswirren beginnt, und bedient sich dazu zweier Erzählebenen. Den Einstieg bildet ein Ich-Erzähler im Jahre 2017, der seine Erinnerungen für die nachfolgenden Generationen aufschreibt. Ein zweiter Erzählstrang stellt den eigentlichen Kern dieses Buches dar und befasst sich mit den Ereignissen in Erfurt ab dem Einmarsch der Amerikaner im April 1945. Die Autorin führt ihren Lesern die schreckliche Realität des Krieges und die Not der Bevölkerung vor Augen, beschreibt die Lebensmittelrationierungen, den Hunger, die Verzweiflung und die Sorge um vermisste Angehörige, Krankheiten und Tod. Ihre Protagonisten dürfen jedoch trotz alledem auch engen Zusammenhalt, familiäre Werte, Freundschaft und Glück erfahren, das in diesen schweren Zeiten oft aus Kleinigkeiten besteht. Durch die Person des afroamerikanischen Soldaten Sam wird zudem auch das Thema Rassismus in die Handlung eingebracht. Im Zentrum steht die im Klappentext erwähnte innige Freundschaft eines kleinen, verletzten Jungen zu einem zierlichen lebensfrohen Mädchen, die sich im Verlauf der Jahre zur großen Liebe seines Lebens entwickelt.

Dem einnehmende Schreibstil der Autorin ist es geschuldet, dass man sich sofort in die Handlung hineinversetzen kann. Dieser Roman bietet seinen Lesern eine Fülle von Emotionen und stellt zudem auch hinsichtlich der Thematik eine Geschichte mit großem Tiefgang dar. Die drei Protagonisten Sam, Erik und Sophie wurden sehr überzeugend charakterisiert, auch die Nebenfiguren der Handlung sind bemerkenswert gut ausgearbeitet.

„Milchkaffee“ ist meines Erachtens ein ganz großes Werk einer Autorin, das den Lesern einfach nicht unberührt lassen kann. Die tiefen Emotionen – sei es angesichts der schrecklichen Ereignisse der Nachkriegszeit, oder auch der berührenden und zu Herzen gehenden schönen Momente in diesem Roman – machen diese Lektüre zu einem wahren „pageturner“, den man nicht mehr aus der Hand legen kann. Dieses Buch hat mich begeistert, bewegt, zutiefst betroffen gemacht, und letztendlich zu Tränen gerührt – und ich empfand besonders die letzten Seiten als einen perfekten und absolut stimmigen Abschluss. Susanna Ernst katapultierte sich mit diesem Roman sofort auf der Liste meiner favorisierten Autoren – Prädikat „Ausgezeichnet“ für „Milchkaffee – Das Glück der Liebe“ und eine uneingeschränkte Leseempfehlung meinerseits!

(gekürzte Fassung)

Bewertung vom 31.12.2017
Vanek, Tereza

Die schöne Insel


ausgezeichnet

Gleich zu Beginn stellt die Autorin ihre Protagonistin Anastassia Gregorowa Nikitina vor, eine in Russland geborene Jüdin, deren Eltern jedoch nach der Geburt mit ihrer Tochter emigrierten. Tereza Vanek berichtet von Anastassias Familie, die einen Laden in der internationalen Siedlung in Shanghai führt. Der Tod ihres geliebten Vaters Gregor Ephraimowitsch Nikitin bedeutet für Anastassia einen zutiefst schmerzlichen Verlust – er hatte seine Tochter stets auf Händen getragen, ihr galt seine ganze Liebe. Anastassias Mutter möchte ohne ihren Ehemann nicht mehr in Shanghai bleiben und beschließt, mit ihrem sechzehnjährigen Sohn Aron zurück nach Russland zu gehen. Seine Schwester soll jedoch mit einem stets betrunkenen Iren verheirate und in Shanghai zurückgelassen werden. Anastassia ist tief getroffen, kann jedoch mithilfe der Unterstützung ihres Bruders Aron dieser Zwangsheirat entgehen. Als Anastassia eine bezaubernde junge Chinesin namens Ming Chun Ke aus einer gefährlichen Situation rettet, gewinnt sie in dem zerbrechlichen zarten Wesen eine sehr gute Freundin, die sie schließlich in deren Heimat Formosa – die Insel Taiwan - begleitet. Clio, wie Ming Chun Ke sich fortan nennt, möchte ihren ehemaligen Verlobten Nobu wiedersehen, den sie niemals vergessen konnte. Tatkräftige und selbstlose Unterstützung finden die beiden Frauen in dem gutherzigen und hilfsbereiten deutschen Geschäftsmann Felix Hoffmann. Doch weder Clio, noch Anastassia haben auch nur die geringste Ahnung, worauf sie sich durch ihre Reise nach Formosa eingelassen haben. Ein spannendes, und zugleich sehr gefährliches Abenteuer beginnt…

Tereza Vanek hat mich mit ihrem wunderbaren Schreibstil begeistert. Ihre lebendigen Erzählungen, ihre bildhafte Beschreibung von Schauplätzen und Ereignissen sowie die ausgezeichnet dargestellten Figuren dieser Handlung trugen zu einem unvergesslichen Lese-Erlebnis bei. Die Autorin versteht es geschickt, historische Begebenheiten mit einer spannenden Geschichte zu verbinden, die den Leser mit auf eine abenteuerliche Reise nimmt. Man erfährt sehr viel über die asiatische Lebensart, liest über die Unterschiede zwischen den einzelnen Bevölkerungsgruppen, und anhand der traditionell erzogenen Chinesin Clio auch über die Praxis des Füßebindens, der so genannten „Lotusfüße“. Tereza Vanek erzählt von einer für westliche Menschen vermutlich ziemlich unverständlichen Tradition sowie einer der Asiaten eigenen stoischen Wesensart, bei der große Gefühlsausbrüche in der Öffentlichkeit ebenso ein Tabu darstellen wie körperliche Berührungen, und sei es nur eine banale freundschaftliche Umarmung. Man tritt zudem in eine Welt ein, die geprägt ist von großem Respekt und Pflichtgefühl gegenüber den Eltern, zugunsten derer sogar auf das eigene persönliche Glück verzichtet wird.

Durch eine längere Episode während eines Aufenthalts bei dem kanadischen Missionar George Mackay und dessen Familie erlebt Anastassia ein Dasein abseits vorgegebener Normen. Tereza Vanek schreibt hier über den ersten Missionar der Presbyterianischen Kirche Kanadas, der in Tamsui eine Missionsstation betrieb, Schulen und Krankenhäuser bauen ließ und sich immer wieder aufmachte, um die Ureinwohner zu missionieren. In einem Nachwort der Autorin am Ende des Buches gibt es ausführliche Details zum historischen Hintergrund und Erläuterungen dazu, welche Ereignisse fiktiv, welche jedoch auf tatsächlichen Begebenheiten basieren.

Dem Leser werden auf sehr eindringliche Art und Weise die Schwierigkeiten zwischen den Chinesen, den Japanern und den Einheimischen-Stämmen wie beispielsweise der Ami oder der Paiwan vor Augen geführt. Letztendlich gibt es, wie bereits im Klappentext angedeutet, in die Handlung eingebaute Liebesgeschichten, die den romantischen Part im Buch darstellen. „Die schöne Insel“ ist eine hervorragende Geschichte, die ich Fans von spannenden Liebesromanen mit historischem Hintergrund ans Herz legen kann.

(gekürzte Fassung)

Bewertung vom 28.12.2017
Meuser, Bernhard

Am Ende des Tages


ausgezeichnet

Gesammelte, kraftvolle Weisheiten

Ich durfte Bernhard Meuser bereits als Autor mehrere Sachbücher kennen- und schätzen lernen und meine Vorfreude auf seine aktuelle Neuerscheinung „Am Ende des Tages“ war entsprechend groß. Die im Buch befindlichen 365 Gebete und Impulse konnten zu keinem geeigneteren Zeitpunkt den Weg zu mir finden. Passend zum Beginn des neuen Jahres in wenigen Tagen werden „diese zusammengetragenen Gedanken, dieser jahrealter, lieb gewordener Schatz gesammelter Weisheiten“, wie Bernhard Meuser es in seinem Vorwort nennt, Raum in meiner täglichen Stillen Zeit finden. Die Zitate, Gedanken und Gebete der einzelnen Tage weisen zwar keine Länge, jedoch große Tiefe auf. Sie lediglich zu „lesen“ ist nicht genug – man sollte sich Zeit nehmen, zur Ruhe kommen, sich auf Bernhard Meusers Worte einlassen und versuchen, sich auch in sie hinein zu versetzen.

Für Menschen, die dieses Buch nicht nur als tägliche Abendandacht in chronologischer Reihenfolge verwenden möchten, sondern gezielt nach ganz bestimmten Themenbereichen oder nach Autoren bestimmter Zitate und Weisheiten suchen, stellen Stichwort- und Namensregister im Anhang dieses Buches eine wertvolle Hilfe dar.

Die optische Aufmachung und die Gestaltung des Buchcovers gefallen mir ausnehmend gut. Der dunkle Hintergrund symbolisiert den Anbruch der Nacht („Am Ende des Tages“), das beeindruckende Farbspiel der untergehenden Sonne und die Bergformation im Vordergrund stellen einen faszinierenden Blickfang dar. Die zarte, in dezent gehaltenen Farben gedruckten Lettern vermitteln dem Betrachter den Namen des Autors, den Titel und den Untertitel, sowie den Namen des Verlages. Ein schlichtes, perfekt gelungenes Bild, das mir bereits beim ersten Anblick Ruhe und Harmonie vermittelte.

Fazit: „Am Ende des Tages“ ist ein Geschenk des Autors an seine Leser, indem er sie an seiner wertvollen Sammlung von Gedanken und Weisheiten teilhaben lässt. Dieses Buch wird mich im neuen Jahr 2018 täglich begleiten und bietet mir die Möglichkeit, mich zum Abschluss eines Tages darin zu vertiefen, die Begegnung und das Gespräch mit Gott zu suchen. Ein kleines Lesebändchen als willkommene Aufwertung und nützliche Lesehilfe suchte ich leider vergeblich in diesem Buch – sie stellen besonders im täglichen Gebrauch unentbehrliche Markierungshilfen dar, da sie im Gegensatz zu lose zwischen die Buchseiten eingelegte Lesezeichen niemals verloren gehen und zudem sehr gut aussehen.

Bewertung vom 28.12.2017
Herren, Evelyne Ruth

Ich wünsche dir ...


ausgezeichnet

Eine Liebeserklärung an die Katzen

Als eines schönen Tages ein kleines, verletztes Kätzchen namens Lumi in den Garten und in die Herzen der Hobbyfotografin Evelyne Ruth Herren und ihres Katers Blacky spazierte, wurde der Grundstein für das vorliegende Büchlein „Ich wünsche dir…“ gelegt. In diesem Bildband in Kleinformat mit weichem Buchcover dominieren ausgezeichnete Portraits dieses kleinen und lebensfrohen Kätzchens, dem man trotz aller Schmerzen und Einschränkungen aufgrund der Verletzung die Lebensfreude anmerkt. Die Autorin stellte ihrer Protagonistin Lumi zudem zwei bezaubernde Nebenfiguren zur Seite – ihre beiden Kater Mutzli und Blacky.

Die Fotografien sind von ausgezeichneter Qualität, und als Dosenöffnerin und Mitbewohnerin von zwei Katzen kann ich bestätigen, dass es Evelyne Ruth Herren gelungen ist, absolut typische Posen festzuhalten. Die bestechend schönen und aussagekräftigen Bilder befinden sich jeweils auf der rechten Seite dieses Buches und werden von lieben Wünschen „ich wünsche dir…“ auf der linken Seite kommentiert. Die farbliche Gestaltung und der schlicht gehaltene Text harmonieren perfekt und es war eine Freude, die einzelnen Bilder und Gedanken zu betrachten.

„Ich wünsche dir…“ ist ein harmonisches, angesichts Lumis Tapferkeit und Lebensfreude überaus berührendes kleines Kunstwerk, das besonders aufgrund der frappierenden Ähnlichkeit der Protagonistin mit einer meiner Fellnasen ganz zielstrebig den Weg in mein Herz gefunden hat. Diese kleine „Perle“ wird einen Ehrenplatz in meinem Regal erhalten und ich bin überzeugt, dass ich es noch sehr oft zur Hand nehmen und mich daran erfreuen werde.

Ich möchte mich ganz herzlich bei der Autorin bedanken, die mir „ich wünsche dir…“ im Zuge einer Buchverlosung zum Geschenk machte.

Bewertung vom 27.12.2017
Vaßen, Ariane

Tim Brenners Schulabenteuer


ausgezeichnet

Tim Brenners Schulabenteuer

Der kleine Tim wird eingeschult, er hat seinen ersten Schultag vor sich. Er weiß nicht, was in dieser fremden Umgebung und mit all den fremden Kindern auf ihn zukommen wird, er ist ein wenig ängstlich und macht sich Sorgen. Seine Mutter versucht ihn zu beruhigen, und gemeinsam bringen sie Tims Ängste im Gebet vor Jesus. Und siehe da – der erste Schultag beschert Tim nicht nur ein positives Erlebnis, er darf zudem auch einen neuen Freund kennenlernen – seinen Sitznachbarn Linus. Und plötzlich freut Tim sich auf die Schule. Doch es gibt auch Jungen, mit denen Tim nicht so gut klarkommt, die ihn auslachen und schikanieren. Tim muss in seiner neuen Umgebung auch den Umgang mit Gewissenskonflikten und Lügen lernen, muss zwischen guten und schlechten Geheimnissen unterscheiden, und erkennt mit Hilfe seiner Mutter, dass alles einfacher ist, wenn man mit Jesus darüber spricht, ihm von seinen Problemen erzählt und ihn um seine Hilfe bittet.

Dieses Kinderbuch ist aufgrund der erstklassigen Illustratorin Tanja Husmann nicht nur in optischer Hinsicht ein absoluter Blickfang. Abgesehen von den großartigen Zeichnungen, die auf dem Buchcover in Farbe, und auf insgesamt neun Innenseiten in Schwarz-Weiß gedruckt wurden und das Buch perfekt ergänzen, stellt auch der Inhalt eine richtige Perle dar. Kindern wird hierbei durch die Beschreibung des Schulalltags und der kleinen Probleme im Zusammensein mit ihren Mitschülern der christliche Glaube nahegebracht, die Hilfe und Unterstützung durch Jesus Christus. Sie lernen, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden, all ihre Gedanken, Hoffnungen, Wünsche, aber auch Probleme und die Bitte um Unterstützung in schwierigen Situationen im Gebet vor Jesus zu bringen und ihm für seine Hilfe auch zu danken. Die große, lesefreundliche Schrift und die übersichtliche Gliederung durch viele Absätze im Text machen dieses Erstlesebuch zu einem richtigen Geheimtipp. Ich würde es jedem Kind im Alter von sechs Jahren, durchaus aber auch als Vorlese-Buch im Vorschulalter empfehlen.