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Magda
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Köln

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Insgesamt 324 Bewertungen
Bewertung vom 18.05.2023
Weinberg, Juliana

Die Kinder der Luftbrücke


ausgezeichnet

Westberlin 1948: Drei Jahre nach Kriegsende sind Elend, Armut und Hunger allgegenwärtig. Noras Mann Joachim gilt seit Jahren als vermisst, sie lebt mit ihren Kindern Veronika und Jörg, ihrer Mutter und ihrer Schwester Hanna in einer kleinen Wohnung in der Nähe des Flughafens Tempelhof.
Am Flughafen ergattert sie eine Stelle als Übersetzerin/Sekretärin. Eines Tages stellen die Sowjets die Stromzufuhr nach Westberlin ab und blockieren alle Transportwege. Über eine Luftbrücke werden die Westberliner mit Lebensmitteln, Kohle, Medikamenten etc. versorgt. Täglich fliegen Hunderte von vollbeladenen Flugzeugen zwischen Wiesbaden und Berlin, die bald als „Rosinenbomber“ bezeichnet werden, da die Piloten kleine Päckchen, in Stofftaschentücher gewickelt und mit Rosinen und Süßigkeiten befüllt, für die Berliner Kinder abwerfen.
Nora verliebt sich in Matthew, einen der Piloten der Luftbrücke. Die aufkeimende Beziehung wird von ihrem schlechten Gewissen überschattet, da sie nicht weiß, ob Joachim nicht doch noch aus dem Krieg heimkehrt. Hinzu kommt, dass ihre 9jährige Tochter den neuen Mann in Noras Leben ablehnt.
Die Autorin beschreibt die Atmosphäre im Großraumbüro, das Konkurrenzdenken und die Streitigkeiten zwischen den Kolleginnen, die alleinstehend und auf Partnersuche sind. Die jungen Frauen sehnen sich nach einem besseren Leben mit einem Partner, die Auswahl an gutaussehenden Amerikanern ist groß, viele sind allerdings bereits vergeben.
Sehr berührt hat mich auch die Geschichte von Noras Schwester Hanna. Sie ist Krankenschwester, ihr Verlobter ist Schreiner. Nachdem die Sowjets Westberlin eingekesselt haben, verliert er seinen Arbeitsplatz, da es kein Holz mehr gibt.
Der Schreibstil der Autorin ist fesselnd und emotional. Ich konnte mich sehr gut in Nora hineinversetzen und nachvollziehen, wie schwer es für sie war, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Es war sehr interessant, so viel über die berühmte Luftbrücke zu erfahren, die sich dieses Jahr zum 75. Mal jährt. Von mir gibt es eine Leseempfehlung für alle Leser:Innen von historischen und Liebesromanen.

Bewertung vom 07.05.2023
Benedikt, Caren

Im Glanz der Macht / Club Paradies Bd.1


ausgezeichnet

Berlin, 1976 - Hanns Borchardt hatte sich aus kleinen Verhältnissen zum steinreichen Immobilienmogul hochgearbeitet. Für seine Frau Maria und die beiden erwachsenen Kinder hatte er sich nie Zeit genommen, Maria benutzt er für Repräsentationszwecke, Hanna und Holger gehen ihre eigenen Wege und distanzieren sich immer mehr vom Vater.
Neben Familie Borchardt steht Lea Stern im Mittelpunkt des Romans. Sie besitzt den Club Paradies am Ku’damm. Hanns Borchardts größter Wunsch ist, das Club-Grundstück für sein neues gigantisches Bauvorhaben zu kaufen. Um an das Grundstück zu kommen, ist ihm jedes Mittel recht, ob legal oder illegal.
Die Kapitel stellen jeweils abwechselnd die Perspektiven von Hanns, Maria, Hanna, Holger und Lea dar. Lea und Hanns sind zwei Gegensätze, auch wenn beide zielstrebig, erfolgreich und wohlhabend sind. Hanns ist ein gefühlskalter, unsympathischer Geschäftsmann, Lea, zwar auch durch und durch Geschäftsfrau, ist herzlich und empathisch. Ihr große Liebe ist in Israel zurückgeblieben ist.
Eine andere Protagonistin, die ich ins Herz geschlossen habe, ist Maria Borchardt. Sie hat eine enge Beziehung zu ihren Kindern, vor allem zu ihrer Tochter. Ihre Rolle als schmückendes Beiwerk des Ehemannes war sicherlich typisch für die damalige Zeit.

Hanna und Holger gehen ihre ersten Beziehungen ein und erleben all das, was die 1970er ausgemacht hatte: Studentenunruhen, das Wirken der Terrororganisation RAF, die sexuelle Revolution mit dem Aufkommen des „Schulmädchen-Report“ und der Pornofilmszene.
Caren Benedikt stellt authentisch und bildhaft das Leben einer westdeutschen Industriellenfamilie in den 1970er Jahren dar. Eine fesselnde und unterhaltsame Lektüre, die mit einem Cliffhanger endet. Ich kann es kaum erwarten, die Geschicke der Borchardts weiterzuverfolgen und freue mich schon sehr auf die Fortsetzung, die im Herbst erscheint!

Bewertung vom 04.05.2023
Cook, Elle

The Man I Never Met - Kann man lieben, ohne sich zu kennen? (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Es war ein Coverkauf, außerdem wollte ich auch mal ein Buch mit Farbschnitt haben, und dann auch noch in meiner Lieblingsfarbe grün. Ich habe eine Liebesgeschichte für zwischendurch erwartet, doch weit gefehlt! Ich wurde angenehm überrascht.
Vorweihnachtszeit in London: Hannah, 28, hat kein Glück mit Männern, ihre Freizeit verbringt sie mit ihrer Freundin Miranda und deren Freund Paul, trinkt am Wochenende Kaffee mit ihrer Nachbarin Joan, ansonsten trainiert sie mehr aus Pflichtgefühl als mit Begeisterung im Fitnessstudio.
Eines Tages wird sie von einer unbekannten Nummer mit amerikanischer Vorwahl angerufen. Davey hat sich verwählt, eigentlich wollte er seinen zukünftigen Arbeitgeber in London anrufen. Die beiden sind sich auf Anhieb sympathisch, aus WhatsApp-Nachrichten werden Anrufe, die schließlich in stundenlangen Videocalls resultieren. Als Davey seinen neuen Job in London antreten will, macht Hannah sich auf zum Flughafen, um ihn abholen. Doch sie wartet vergebens.
Das Schicksal meint es nicht gut mit dem frisch verliebten Paar und schlägt erbarmungslos zu, Davey kommt nicht nach London.
Die Geschichte wird hauptsächlich aus Hannahs Sicht erzählt, zwischendurch gibt es einige kurze Kapitel aus Daveys Perspektive.
Hannahs Verzweiflung und der Wunsch nach Ablenkung bringen sie mit ihrem Fitnesstrainer zusammen. Schnell stellt sich heraus, dass die beiden bis auf das Körperliche nichts verbindet.
Hannahs Beziehung mit George wurde für meinen Geschmack etwas zu ausführlich beschrieben, so dass die Geschichte etwas langatmig wurde, das Ende jedoch war wunderschön, romantisch und märchenhaft. Für einige vielleicht etwas zu kitschig und zu weit hergeholt, aber mir hat es sehr gut gefallen. Hannah war mir sehr sympathisch, genauso wie ihre Nachbarin Joan und ihre Freundin Miranda. Daveys Handlungen konnte ich überhaupt nicht nachvollziehen. Im Nachwort erklärt die Autorin, dass der Roman auf ihren eigenen Erlebnissen basiert, dadurch gewinnt er für mich noch an Authentizität. Von mir eine Leseempfehlung für alle, die gerne eine tiefgründige Liebesgeschichte mit einer guten Prise Drama und Tragik lesen wollen.

Bewertung vom 28.04.2023
Ehrenhauser, Martin

Der Liebende


ausgezeichnet

„Der Liebende“ – Eine zauberhafte Liebesgeschichte mit einem wunderschönen Cover in hochwertiger Aufmachung
Monsieur Haslinger ist pensionierter katholischer Pfarrer, der seit vielen Jahren in Brüssel lebt. Er kümmert sich um deutschsprachige Gemeindemitglieder, die er vor allem dann aufsucht, wenn sie im Krankenhaus liegen.
Er lebt alleine in einer kleinen Dachgeschoßwohnung über den Dächern von Brüssel. Eines Tages lernt er Madame Janssen kennen, die er bereits vom Sehen kennt, da er vom Fenster aus auf ihre Dachterrasse schauen kann.
Madame Janssen hat für das belgische Außenministerium gearbeitet, als Botschafterin hat sie in vielen Ländern gelebt, sie ist gebildet und weltgewandt.
Langsam kommen sich die beiden näher. Sie ist in der Liebe sehr erfahren, er hat sein Leben lang zölibatär gelebt. Die beiden verlieben sich ineinander und fahren in Madame Janssens Ferienhaus in Knokke an der belgischen Küste, wo sie einander näherkommen.
Eine warmherzige Geschichte mit sympathischen Figuren, pittoresken Beschreibungen von Orten und Straßen in Brüssel und an der Nordsee, vollkommen frei von Kitsch und Blasphemie.
Ein leiser Wohlfühlroman mit einem melancholischen Unterton, zauberhaft, poetisch, berührend, einfach nur schön. Auch wenn die Geschichte ein bisschen traurig ist, so vermittelt sie doch Wohlgefühl und Zuversicht. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.04.2023
Clarke, Lucy

One of the Girls


ausgezeichnet

Anlässlich der Hochzeit von Lexi und Ed organisiert Lexis beste Freundin Bella einen Junggesellinnen-Abschied („Hen-Party“) in einer hoch über dem Meer gelegenen Villa auf einer kleinen griechischen Insel.
Die kurzen Kapitel sind jeweils abwechselnd aus der Sicht einer der sechs Frauen geschrieben, so dass ich mich immer in die jeweilige Frau hineinversetzen konnte.
Bella ist der Paradiesvogel der Truppe, schön, selbstbewusst und glücklich mit Fen liiert. Fens Tante gehört die Villa, in der die Frauen die Hen-Party feiern. Fen kennt die Villa von einem Aufenthalt sieben Jahre zuvor und verbindet damit ein Erlebnis, das sie noch immer nicht überwunden hat.
Robyn hat einen 1 ½ jährigen Sohn und hat sich gerade von ihrem Mann getrennt, sie kennt Lexi und Bella noch aus der Schulzeit.
Eleanor ist die Schwester des Bräutigams. Ihr Verlobter ist einige Monate zuvor auf tragische Weise ums Leben gekommen.
Mit Anna ist Lexi erst seit kurzem befreundet.
Jede der Frauen hat ein Geheimnis oder ein unverarbeitetes Trauma. Nach und nach kommen die Geheimnisse ans Licht, bis zur Eskalation am letzten Abend.
Ich bin von dem Roman bzw. Psychothriller begeistert, die Spannung wurde konstant gehalten, mit angehaltenem Atem habe ich die Interaktionen und die Konfrontation der Frauen untereinander verfolgt. Das Ende war grandios und absolut unvorhersehbar, und hat mich geschockt und sprachlos zurückgelassen. Ich empfehle den Roman allen Thrillerleser*innen, aber auch allen anderen, die einen spannenden Roman mit psychologischem Tiefgang lesen wollen. Ich freue mich auf weitere Bücher von Lucy Clarke.

Bewertung vom 20.04.2023
Keerl, Inès

Die Löwin vom Tafelberg. Catharina Ustings' kühner Weg in die Freiheit


ausgezeichnet

Inès Keerl schreibt seit über 20 Jahren Drehbücher für TV-Serien und Filme. Ihren Debütroman hat sie über eine der ersten deutschen Frauen geschrieben, die sich in Kapstadt angesiedelt hatten.
Lübeck, 1641: Catharina soll mit 21 Jahren von ihrer Pflegemutter zwangsverheiratet werden. Um dem zu entgehen, schleicht sie sich in Männerkleidung auf ein Schiff, das nach Batavia (heute Jakarta) segelt. Unterwegs wird sie entdeckt, kann aber auf dem Schiff als hopelooper (Schiffsjunge) arbeiten.
Um Vorräte für die Weiterfahrt einzukaufen, legt das Schiff legt in Kapstadt an. Am Kaap de Goede Hoop leben viele Männer, aber kaum Frauen. Der Farmer Hans Ras heiratet Catharina vom Fleck weg. Das Leben am Kap der Guten Hoffnung wird von der „Compagnie“ bestimmt, sie teilt den Farmern Land zu, regelt wie viele Tiere die Siedler besitzen dürfen und ist für die Justiz und die Exekutive zuständig. Catharina hat einen Erzfeind, der ihr bereits auf dem Schiff das Leben schwer gemacht hatte, er lauert ihr überall dort auf, wo sie nicht mit ihm rechnet, sie fürchtet ihn mehr als den Teufel.
Catharina findet bald in Eva, einer Einheimischen, eine gute Freundin. Eva arbeitet als Dolmetscherin zwischen der Compagnie und den Ureinwohnern. Sowohl Catharina als auch Eva sind historische Figuren. Eva (Krotoa) gilt als Urmutter Südafrikas und Begründerin der Sprache Afrikaans, die Ureinwohner wurden zu Zeiten der Kolonialisierung Hottentotten genannt.
Catharina, Hans, Eva und die anderen Siedler erleben viele aufregende Abenteuer, Catharina erlernt das Schießen, sie erlegt ein Nashorn und hat eine unheimliche Begegnung mit einer Löwin.
Der Roman hat mir sehr gut gefallen, der Schreibstil ist bildhaft und flüssig, die Kapitel sind kurz mit vielen Dialogen. Ich empfehle dieses Buch allen Lesern von historischen Romanen, aber auch solchen, die sich für die Geschichte Südafrikas und/oder das Leben im 17. Jahrhundert interessieren, welches in dem Roman sehr eindrucksvoll geschildert wird.

Bewertung vom 20.04.2023
Harada, Hika

3000 Yen fürs Glück


sehr gut

Mein erstes Buch, das in Japan spielt. Das Cover gefällt mir sehr gut und hat mich dazu verleitet, das Buch zu lesen.
„3000 Yen fürs Glück“ ist in sechs Kapitel aufgeteilt, in jedem steht eine andere Person im Mittelpunkt. Es geht nicht ausschließlich um die Kunst des Sparens, sondern vor allem um die Lebenseinstellung von Miho, Maho, Kotoko, Tomoko und Yasuo. Für mich war es schwierig, die Namen auseinanderzuhalten, da sie so ähnlich sind und nicht erkennbar war, ob es ein weiblicher oder männlicher Name ist.
Eine weitere Schwierigkeit stellte für mich die durchgehende Angabe der Beträge in Yen dar. Es wäre einfacher gewesen, wenn die Beträge in Klammern in Euro angegeben worden wären, da ich mir z.B. unter 7 Millionen Euro nichts vorstellen konnte (es sind knapp 50.000 Euro).
Zum Inhalt: Miho ist die jüngste Tochter der Familie Mikuriya. Sie ist Berufsanfängerin, und ihr Ziel ist es, sich irgendwann eine Wohnung zu kaufen. Sie findet heraus, dass ihr neuer Freund hoch verschuldet ist. Gemeinsam mit ihrer Familie überlegt sie, ob sie ihn trotzdem heiraten und seine Schulden mit abbezahlen soll.
Maho, die ältere Tochter, ist mit einem Feuerwehrmann verheiratet und hat eine kleine Tochter. Seit der Geburt der Tochter ist sie nicht mehr berufstätig und versucht an allen Ecken und Enden zu sparen.
Tomoko ist die Mutter der beiden. Sie hat eine schwere Erkrankung mit Krankenhausaufenthalt überstanden, kämpft mit Wechseljahresbeschwerden und unterzieht ihre Ehe einer kritischen Bewertung, insbesondere nachdem ihre beste Freundin ihr verkündet hat, dass sie sich scheiden lässt.
Kotoko, die 73jährige Großmutter, macht sich Gedanken über ihre Zukunft und eine eventuelle Pflegebedürftigkeit. Sie nimmt einen Teilzeitjob an.
Yasuo ist der 40jährige Nachbar der Großmutter, er lebt in den Tag hinein, reist viel ins Ausland, wo er als Saisonarbeiter tätig ist, oder schlägt sich als Gelegenheitsarbeiter durch.
Ich habe etwas gebraucht, um mich an den nüchternen Schreibstil der Autorin zu gewöhnen, doch je weiter ich gelesen habe, desto mehr wurde mein Interesse für Familie Mikuriya geweckt. Am sympathischsten fand ich Tomoko, in die ich mich am besten hineinversetzen konnte.
Es war interessant zu erfahren, dass sich das Alltagsleben in Japan so gut wie gar nicht von dem in Deutschland unterscheidet. Es wurden einige Feiertage und Traditionen erwähnt und etliche Gerichte, die ich nicht kenne. Ich kann das Buch allen empfehlen, die an Japan interessiert sind und/oder gerne Familienromane lesen.

Bewertung vom 18.04.2023
Glattauer, Daniel

Die spürst du nicht


gut

Das Cover mit dem türkisfarbenen Wasser im Schwimmbad gefällt mir sehr gut, und es passt gut zu der Geschichte.
Zwei gutsituierte österreichische Ehepaare mit ihren Kindern machen Urlaub in der Toskana. Die 14jährige Sophie Luise hat es geschafft, ihre Eltern zu überreden, ihre Freundin Aayana in den Urlaub mitzunehmen. Aayana ist das Kind somalischer Flüchtlinge. Am ersten Abend ertrinkt Aayana, die in dem Urlaub Sophie Luise zufolge schwimmen lernen wollte.
Wie viel ist ein Menschenleben wert? Um diese Frage geht es in dem Prozess, bei dem die somalische Familie die Anklage vertritt. Der Anwalt der österreichischen Familie bietet „Trauerschmerzensgeld“ an, er fängt bei 2.000 Euro an…
Sehr ausführlich wird Sophie Luises Leben zurück in Österreich beschrieben. Es werden etliche Kommentare von beliebigen Social-Media-Usern zum Prozess wiedergegeben, die meiner Meinung nach überflüssig sind, zumindest in der Menge.
Viel zu kurz kommt die somalische Familie. Erst gegen Ende erfahren wir von ihrem traurigen Schicksal und den Verlusten, die sie schon vor Aayanas Tod erleiden mussten.
Ich habe mir von dem Buch mehr versprochen, es hätte mir besser gefallen, wenn die Flüchtlingsfamilie im Mittelpunkt gestanden hätte. Wie der Titel „Die spürst du nicht“ schon sagt, war das aber nicht vom Autor beabsichtigt. Die österreichischen Familienmitglieder waren mir alle unsympathisch, und ich konnte ihre Gefühle und Handlungen nicht nachvollziehen. Ein Buch, das man nicht unbedingt lesen muss.

Bewertung vom 07.04.2023
Fuchs, Katharina

Der Traum vom Leben


ausgezeichnet

Katharina Fuchs gehört zu meinen Lieblingsautorinnen. Die Idee zum Roman „Der Traum vom Leben“ kam ihr beim Friseur, als dieser ihr von einer Kollegin erzählte, die in den 1990er Jahren als Model in Paris gearbeitet hatte. So entstand die Geschichte der Dorffriseurin Luise Jensen, die zum Topmodel „Belle Lou“ aufgestiegen ist.
Zu Beginn des Romans wird das Leben der 17jährigen Luise auf einem kleinen Bauernhof in Ostfriesland beschrieben. Um 5 Uhr steht sie auf, um Kühe zu melken, anschließend arbeitet sie als Lehrling im örtlichen Friseursalon. Einen Sommer lang erlebt sie ihre erste Liebe mit Nils, dem Sohn eines reichen Großbauern. Bei einem Friseurwettbewerb wird der bekannte Friseur Udo Hammer auf sie aufmerksam, er bietet Luise an, ihm als Stylistin auf der Fashion Week in Paris zu assistieren.
Aufgrund ihrer langen Beine und ihrer Größe von 186 cm passt Luise perfekt in die Modelwelt. Als ein Mädchen nicht zur Show erscheint, springt Luise ein und ihr kometenhafter Aufstieg beginnt. Die lange Narbe auf der Wade, die sie seit einem Unfall im Stall hat, wird zu ihrem Markenzeichen, die Designer reißen sich um sie, sie beschreitet die Laufstege der Prêt-à-Porter-Shows mit Naomi Campbell, Claudia Schiffer, Cindy Crawford und Linda Evangelista, und wird sogar auf Haute-Couture-Shows eingesetzt, für die nur die besten Models gebucht werden.
Die detailreichen Beschreibungen der Kleider, Frisuren, Designer und der Models haben mich beim Lesen direkt vom Sofa nach Paris hineinkatapultiert, gespannt habe ich Lous Weg nach oben verfolgt. Sehr gefallen hat mir, dass die Autorin mehrfach Sätze auf Französisch eingestreut hat (mit Übersetzung). Sehr schön fand ich auch die Passagen mit dem marokkanischen Restaurantbesitzer Aydin und seinem Freund Jean-Luc, Lous besten Freunden in Paris. Luise fand ich sehr sympathisch und bodenständig.
Die Atmosphäre und die Sehenswürdigkeiten der Stadt der Mode werden liebevoll und bildhaft beschrieben: Notre-Dame, Centre Pompidou, die Seine mit ihren bateaux mouches und den bouquinistes, bei denen sie eine signierte Erstausgabe von Marcel Proust „La recherche du temps perdu“ erwirbt. Man merkt, dass die Autorin die Stadt gut kennt und liebt.
Der Roman ist eine Hommage an Paris und die Welt der Mode, von mir eine Leseempfehlung und 5/5 Sternen.

Bewertung vom 05.04.2023
Jardin, Izabelle

Helden der Stille


ausgezeichnet

Teil 2 der Achenthal-Saga beginnt 1845 und schließt unmittelbar an den ersten Teil „Zwischen zwei Welten“ an. Ich empfehle, den ersten Teil zuerst zu lesen, um Elises Vorgeschichte zu kennen.

Elise ist die älteste Tochter eines schlesischen Tuchfabrikanten und einer französischen Industriellentochter. Bei einer Fahrt nach England lernt sie den Fabrikantensohn Fletcher Cunnigham kennen. Ihr Herz hat sie in Schlesien an Konrad von Radenau verloren.

Um mit Fletchers Geld bessere Arbeits- und Lebensbedingungen für die schlesischen Weber zu finanzieren, heiratet sie ihn. Die Hochzeitsreise machen sie nach Charleston, eine Reise, die Fletcher auch aus geschäftlichen Gründen unternimmt, da er an die Plantagenbesitzer Maschinen verkauft. In Charleston erklärt Fletcher ihr seine Einstellung zu den Arbeitern auf den Plantagen: „Die schwarzen Sklaven erweisen sich als besonders robust, man kann ihnen viel zumuten, ohne dass sie aufbegehren, sie sind nichts als leicht austauchbares Menschenmaterial.“ Elises Hund bekommt von ihm ein diamantenbesetztes Halsband, das den Wert einen männlichen Arbeitssklaven hat.

Bereits auf der Hochzeitsreise wird Fletcher Elises überdrüssig, er kauft sich eine junge Sklavin als Gespielin und nimmt sie mit nach London. Elise wird ins Bride’s House auf dem Land abgeschoben. Auch nach der Geburt ihrer Tochter besucht er sie kaum, bis eines Tages am Bride’s House eine Kutsche mit Besuch vorfährt…

Der Roman endet mit Elises Heimfahrt nach Schlesien, es bleibt offen, ob sie nach England zurückkehrt und ob sie gedenkt, die Farce ihrer Ehe fortzuführen. Ich bin schon sehr gespannt auf die Fortsetzung.

Ich empfehle die Achenthal-Saga Leser*innen von historischen Romanen und Geschichtsinteressierten, aber auch Tierfreunden, denn die Liebe zu Pferden und Hunden nimmt in den beiden Romanen viel Raum ein. Ihre Hündin Fides begleitet Elise sowohl nach England als auch nach Amerika, ihre geliebte Stute Amabilé muss sie in Schlesien zurücklassen, in ihrem Exil auf dem Landgut reitet sie den schwarzen Hengst „Diabolo“. Alle ihre Tiere haben zurecht Angst vor Fletcher.