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Leseigel
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Villingen

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Insgesamt 1092 Bewertungen
Bewertung vom 01.10.2023
Klinger, Christian

Die Geister von Triest


ausgezeichnet

Ein alter Fluch, eine tote Hexe und Gefühlsverwirrungen
Dies ist der 2. Fall von Gaetano Lambrecht, den ich zusammen mit ihm löse. Erneut führen die Ermittlungen durch die Gassen und über die Plätze Triest, so dass ich einen guten Eindruck der Örtlichkeit bekomme. Dabei bleibt Zeit für eine Tasse Kaffee in einem der vielen Straßenlokalen.

Der Fall ist verzwickt, denn der Tod einer alten Frau, die als Hexe verschrien war, weckt Ängste und Aberglauben. Es scheint kein Motiv zu geben. Ein Neffe der Toten kommt als Täter in Betracht. Um ihn befragen zu können, müsste Lambrecht ihn fangen , was ihm nicht gelingen will.

Je tiefer Lambrecht in den Familienangelegenheiten des Opfers gräbt, um so vielschichtiger wird der Fall. Ein alter Fluch und ein vor langer Zeit gestohlenes Artefakt der Etrusker werfen ihre Schatten auf die Gegenwart.

Wie bereits im 1. Band spielt die besondere politische Situation Triest eine interessante Nebenrolle. Wir schreiben das Jahr 1915. Der 1. Weltkrieg ist in vollem Gange. Der Widerstand der italienischen Bevölkerungsanteils gegen die Habsburger flammt auf und führt zu Zwischenfällen, um die sich Lambrecht zusätzlich kümmern soll, sehr zu seinem Leidwesen.

Und würde dies Lambrechts Leben nicht schon anstrengend genug machen, bringen die Frauen seine Gefühlswelt aus dem Gleichgewicht. Die eine ist zu seinem Leidwesen weit weg, die andere ist nicht standesgemäß und die dritte beschäftigt ihn mehr, als sie sollte.

Was mir sehr gut gefallen hat, Lambrecht bekommt es dieses Mal mit sehr selbstbewussten Frauen zu tun , was ihn etwas aus der Ruhe bringt. So war die Tote eine ledige Mutter . ohne sich um die Meinung der anderen zu scheren und die Tochter weiß sich auch zu behaupten.

Da viele Männer im Krieg sind, sind freie Stellen mit Frauen besetzt worden, so auch auf der Polizeidienststelle. Ein absolutes Novum !

Lamprecht ist mir ans Herz gewachsen. Er ist empathisch und bemüht sich um ein partnerschaftliches Verhalten gegenüber seinen Untergebenen. Er ist unbestechlich und weiterhin ein begeisterter Fahrradfahrer. Er hat ein herzliches Verhältnis zu seiner jüngeren Schwester Adina, die mich gelegentlich nervt.

Zu meinem Schreck muss Lamprecht am Ende zum Militär. Ich hoffe , er übersteht den Krieg unbeschadet, denn ich möchte noch viele packende Fälle mit ihm lösen und durch die Straßen Triests spazieren.

Bewertung vom 30.09.2023
Jähnel, Sven

Die Melodie von rotem Ahorn


sehr gut

Eine Liebesgeschichte zauberhaft wie ein Märchen
Lisa studiert in Japan. Nach einer gescheiterten Beziehung hält sie sich von Männern fern und ist doch einsam.

Nick arbeitet bei einer Kölner Firma und muss in deren Auftrag nach Japan. Nick ist wenig begeistert, sieht aber keine Möglichkeit, sich zu entziehen.

Gleich bei der Ankunft in Japan läuft Lisa Nick über den Weg. Beide spüren eine gewisse Anziehungskraft., gehen aber ihrer Wege. Kurz darauf treffen sie sich wieder zufällig und vereinbaren ein Wiedersehen, zu dem Nick zu spät kommt. Der Wunsch, den anderen näher kennenzulernen, lässt sich nicht verdrängen. Durch die Vermittlung von Nadine, Lisas Freundin, verbringen die beiden einen zauberhaften Tag. Die Tatsachen sprechen gegen ihre Liebe. Nick wird Japan in wenigen Tagen verlassen. Lisa bleibt wegen dem Studium in Japan . Eine Fernbeziehung ist für sie undenkbar. Schweren Herzens trennen sich die beiden.

Was mir von Anfang an sehr gut gefallen hat, Lisa und Nick erzählen in der Ich-Form abwechselnd die Ereignisse aus ihrer Sicht. Besonders spannend fand ich, dass ich Einblicke in ihre Gefühlswelt bekommen habe. Welche Befürchtungen sie hatten. Manches davon hat mich zum Schmunzeln gebracht. Wie habe ich mit Lisa gelitten, als Nick nicht zur verabredeten Zeit in der Bar erschien und war gleichzeitig mit Nick in Panik, weil es immer später wurde.

Lisa und Nick sind sehr sympathisch und waren mir in kurzer Zeit so vertraut wie jemand aus meinem Freundeskreis. Ich konnte es nicht fassen, dass Nick tatsächlich zurück nach Deutschland fliegt und Lisa seine Nachrichten ignoriert. So gemein konnte das Schicksal nicht sein !

Und tatsächlich gibt es eine überraschende Wendung.

Eingebettet ist die berührende Liebesgeschichte in Beschreibungen der prachtvollen japanischen Landschaft und zu meiner Freude gibt es auch kurze Einblicke in die japanische Kultur, die gerne mehr hätten sein dürfen.

Bewertung vom 29.09.2023
Czernin, Monika;Müller, Melissa

Picassos Friseur


sehr gut

Eine ungewöhnliche Männerfreundschaft
Wer erwartet in dem Buch leichtes Friseurgeplänkel zu finden, wird überrascht sein, denn erzählt werden die Lebenswege von Arias, dem Friseur und verschiedene private Facetten Picassos.

Ich lerne Arias näher kennen und dadurch bekommt Picasso für mich schärfere Konturen. Die beiden Männer verbindet vieles, auf das sich die Verbundenheit der beiden gründet und dennoch sind sie grundverschieden.

Beide sind Exil-Spanier und fühlen sich trotz langer Jahre in Frankreich immer noch als Fremde. Beide sind Mitglieder in der spanischen Kommunistischen Partei und begeisterte Stierkampfanhänger. der Stierkampf ist für sie das Symbol für das traditionsreiche und gute Spanien.

Arias stammt aus einem kleinen Dorf bei Barcelona. Schon als Jugendlicher hat er als Friseur gearbeitet. Er war überzeugter Kommunist und hat aktiv im spanischen Bürgerkrieg gekämpft und wurde auch verwundet. Im Exil hat er die spanische KP weiterhin aktiv unterstützt.

Picasso wurde in eine wohlhabende bürgerliche Familie geboren. Er ging früh nach Paris. Er hat Francos Diktatur vehement abgelehnt und den Widerstand und die KP durch großzügige Spenden unterstützt, aber nie aktiv gekämpft.

Beide lernen sich zufällig kennen, als Picasso sich bei Arias die Haare schneiden lässt. Schnell entwickelt sich eine enge Beziehung. Sie gehen gemeinsam zum Stierkampf und schwelgen in Erinnerungen an das alte Spanien. ich kann mir nicht vorstellen, dass es eine Freundschaft zwischen den beiden gegeben hätte , hätte es nicht diese Klammer eine Verbindung geschaffen.

Ansonsten sind die beiden grundverschieden. Arias hat sich seine Existenz selbst erarbeitet. Er war mit seiner großen Liebe Simona verheiratet und ihr immer treu. er liebte seine Kinder und war stolz auf sie.

Picasso musste sich um Geld keine Sorgen machen. Er war bereits zu Lebzeiten ein gefeierter Star. Er muss über ein großes Charisma verfügt haben, denn er zog die Frauen an wie Honig die Fliegen . dabei hat er sie nach kurzer zeit gedemütigt und erniedrigt. Diese Seite Picassos kannte ich nicht und sie hat mich abgestoßen und schockiert. ich habe den Eindruck gewonnen, dass er sehr schwierig im Umgang gewesen ist. manche Angewohnheiten gehen in meinen Augen weit über das Stadium einer Marotte hinaus. Picasso war die Sonne, um die sich alles dreht. Sicher hat zum Bestand der Männerfreundschaft beigetragen, dass Arias kein Problem hatte, sich selbst zurückzunehmen und vieles hingenommen hat, ohne negativ zu werten. Das macht für mich den Charme aus, ein Blick auf den Privatmann Picasso zu bekommen und nicht auf das gefeierte Genie. Leider muss ich zugeben, dass mir Picasso dadurch nicht sympathisch wurde. Mit Arias wäre ich vielleicht sogar zum Stierkampf gegangen

Bewertung vom 21.09.2023
Stadler, Marion

Felsenkraxler


ausgezeichnet

Tödliche Vergangenheit
Bei Bauarbeiten wird ein weibliches Skelett gefunden. Noch hofft Dorflkommissarin Mary , dass es sich um eine archäologische Entdeckung handelt. Zu ihrem Leidwesen liegt das Skelett erst seit 70 Jahren in der Erde und fällt deshalb in ihre Zuständigkeit. Doch wo soll man nach so langer Zeit noch Zeugen aufspüren und wer ist die Tote überhaupt.

Die Spur führt zurück in die 50ziger Jahre und dadurch wird der Opa zu einem wichtigen Zeitzeugen. Seine Erinnerungen bringen eine ortsansässige, reiche, aber wenig beliebte Bauernfamilie ins Spiel. Aber der Alt-Bauer leidet an Alzheimer und fällt als verlässlicher Zeuge aus. Dann wird dessen Sohn vergiftet. Zufall ? Überhaupt scheint gerade ein sehr ungesundes Klima im Dorf zu herrschen und Mary weiß nicht, wo ihr der Kopf steht.

Nun begleite ich Mary bereits das dritte Mal bei ihren Ermittlungen im beschaulichen Altmühltaler Dorf Essing. Ich habe Mary mit ihrer manchmal etwas konfusen Ermittlungsarbeit sehr ins Herz geschlossen und bewundere ihre Gelassenheit im Umgang mit der buckligen Verwandtschaft und einen nervigen Vorgesetzten. Das schöne an einer Reihe finde ich zudem ist, dass man jedes Mal auf die altbekannten Mitspieler trifft, die das Salz und der rote Faden im Krimi sind.

Marys Fall ist besonders verzwickt. Da der Mord so lange her ist, gibt es kaum Hinweise. Der Opa kann sich noch gut erinnern und trägt wesentlich zu den Ermittlungen bei. Dadurch könnte er aber auch ins Visier des Mörders geraten. Die Sorge ist nicht unbegründet, denn Todesfälle häufen sich gerade.

Die Auflösung ist überzeugend und für mich schockierend. Der Täter zeigt keinerlei Mitleid und amüsiert sich auch noch über die Opfer. Er ist ein Egoist, wie er im Buche steht und in meinen Augen ein Soziopath.

Der Krimi war unglaublich spannend und unterhaltsam. Die Idee , die beiden Fälle aus Vergangenheit und Gegenwart zu verknüpfen , fand ich gelungen und fesselnd. Ich habe wilde Theorien aufgestellt über Täter und Motiv, die ich wieder umstoßen musste und hatte viel Spaß dabei.

Packende Spannung, sympathische Figuren und die nötige Prise Humor - eine bessere Mischung kann ich mir nicht vorstellen.

Bewertung vom 18.09.2023
Martin, Amelia

Salz und Schokolade / Halloren-Saga Bd.2


ausgezeichnet

Entscheidung zwischen Pflicht und Liebe
Erneut ist die Schokoladenmanufaktur , die es heute noch unter dem Namen Halloren gibt, Dreh - und Angelpunkt der Ereignisse.

Die Autorin führt mich zurück ins Jahr 1905, als sich das Kleinunternehmen zur Fabrik entwickelt. Der Erfolg eines Unternehmens wird stark durch die Inhaber und deren Lebensläufe beeinflusst. So ist es auch hier.

Leopold Mendel konnte nach dem Tod des Mitinhabers die Mehrheit an der Fabrik erlangen. Die Erwartungen an die Söhne sind klar. Sie werden das Werk fortführen und ihr Leben in den Dienst dessen Erfolgs stellen.

Der ältere der beiden Mendel-Söhne, Julius ist Chocolatier mit Leib und Seele. Neue Pralinen zu entwickeln, erfüllt ihn mit Freude, am Schreibtisch sitzen weniger. Zum Wohle der Firma soll Julius die Tochter des einstigen Mitinhabers , Cäcilie, heiraten. Die beiden könnten nicht unterschiedlicher sein. Während Cäcilie mit einen draufgängerischen Rittmeister kokettiert, hat sich Julius in die Salzwirkertochter Ida verliebt, wohlwissend, dass sein Vater dieser Verbindung keinen Segen geben wird.

Ich liebe die Bücher der Autorin, die Vergangenheit so lebendig auferstehen lassen, dass man sie wirklich erlebt. Ihre Figuren sind lebendig und realistisch, dass ich mich gut in sie hinein fühlen kann. Und die Geschichten selbst sind spannend und abwechslungsreich und ziehen mich jedes Mal in ihren Bann.

In diesem Buch habe ich mit Ida und Julius mitgelitten. Beide sind sympathisch und passen nicht in en Rahmen, der ihnen von Geburt an vorbestimmt ist.

Ida würde alles für Julius tun, sogar ihre Familie verlassen, um in der Fremde neu anzufangen. Julius ist nicht so mutig. Er fühlt die Verpflichtung für die Fabrik, die Menschen, die dort arbeiten und nicht zuletzt für die Familie schwer auf seinen Schultern ruhen. Er heiratet Cäcilie. Ida geht nach Amerika. Doch vergessen können sie einander nicht.

Es mag herzlos klingen, aber ich habe Julius Entscheidung als richtig empfunden und gleichzeitig mit Ida getrauert.

Im weiteren Verlauf schildert die Autorin in anschaulichen Episoden , wie sich die Fabrik und das Leben weiterentwickelt. Julius nimmt seine soziale Verantwortung gegenüber seiner Arbeiter wahr, auch um Unruhen zu vermeiden. All dies hat mich weiter für ihn eingenommen.

Bei Cäcilie bin ich zwiegespalten. Sie die verwöhnte Fabrikantentochter, die sich nicht um andere kümmert und das Geld mit vollen Händen ausgibt. Die Fabrik interessiert sie nicht und damit alles, was Julius wichtig ist. Ein schwerer Schicksalsschlag führt dazu, dass sie sich für die Fabrik und deren Arbeiter doch noch interessiert und dadurch hat sie sich zumindest meinen Respekt verdient.

Die Autorin hat mit ihrem Roman erneut meine Erwartungen vollauf erfüllt und mir viele schöne Lesestunden geschenkt.

Bewertung vom 14.09.2023
Kindler, Sonja

Schwarzwaldfrost


ausgezeichnet

Mord oder Selbstmord ?
November im Schwarzwald ist eine triste Angelegenheit - Nebel, Regen und niedrige Temperaturen. Die Zeit für Depressionen und so scheint der Selbstmord des Unternehmers Adrian auf einem Parkplatz in Donaueschingen nicht ungewöhnlich. Zumal seine Firma in finanziellen Schwierigkeiten steckt.

Da es einige Ungereimtheiten gibt, nehmen Kriminalhauptkommissarin Ines Sandner und ihr Team von der Villinger Kriminalpolizei trotzdem Ermittlungen auf. Brisanz erhält der Fall, als die Ermittler herausfinden, dass Adrians Ehefrau entführt wurde. Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren.

Ich mag die Krimis der Autorin ausgesprochen gern. Sie sind packend geschrieben. Die Handlung überzeugt durch Realitätssinn, unerwartete Wendungen und der sympathische Ermittlerin Ines mit einem manchmal turbulenten Familienleben. Zu meiner Freude bekommt Ines dieses Mal eine neue Ermittlerin an die Seite gestellt - Emma ! Emma ist etwas älter und sagen wir mal auch etwas speziell, was ihre Kleidung anbetrifft. Sie hat eine erstklassige Vernehmungstaktik und nichts bringt sie so schnell aus der Ruhe. Sie ist die perfekte Ergänzung zu Ines und bringt eine gute Portion trockenen Humors in die Handlung.

Der andere Pluspunkt ist, die Krimis spielen in meiner Heimat. Ich habe die Autorin noch nie bei einer falschen Ortsbeschreibung oder sonstigen ärgerlichen Unstimmigkeiten ertappt.

Auch dieser Fall erfüllt meine Erwartungen vollkommen und überrascht mich zudem mit einer unerwarteten Erzählweise. Die Autorin wechselt immer wieder die Zeitebenen. Dabei schildert sie die Ereignisse, die schließlich zur Tat auf dem Parkplatz geführt haben in der Rückschau. Das fand ich fesselnd, denn ich hatte dadurch einen Wissensvorsprung und einen anderen Blick auf die laufenden Ermittlungen.

Wer nun denkt, dass die Lösung damit vorhersehbar war, irrt gewaltig. Am Ende gibt es nochmals eine dramatische Entwicklung, die erneut ein anderes Licht auf den Fall wirft

Für mich ist das Buch ein sehr guter Regio - Krimi, der sicher auch Leser in seinen Bann ziehen wird, die den Schwarzwald nicht kennen.

Bewertung vom 11.09.2023
Hartlieb, Sophia

Das Collier mit der Herzblume


sehr gut

Über allem die Liebe !
Die Autorin erzählt zwei Liebesgeschichten auf zwei verschiedenen Zeitebenen.

Die 15jährige Charlotte lebt 1943 im kleinen deutschen Ort Hangeck. Trotz Krieg hat sie eine fast unbeschwerte Zeit. Das wird von einem Tag auf den anderen alles anders. Das Nazi-Gift findet Eingang in die Dorfgemeinschaft. Charlottes Vater wird verhaftet. Ihre beste Freundin Ilse wird in die Schweiz geschickt. Und das schlimmste, Paul, Charlottes große Liebe, muss fliehen, weil er jüdische Wurzeln hat. Charlotte heiratet einen anderen, bekommt Kinder, kann Paul aber nie ganz vergessen.

Nach ihrem 90zigsten Geburtstag bittet Charlotte ihre Enkelin Hannah, mit ihr in die alte Heimat Hangeck zu reisen. Zufällig trifft Hannah dort einen jungen Mann. Beide finden sich sympathisch und tauschen Adressen aus. Die Geschichte, die 1943 in Hangeck begann, findet nach einigen Schwierigkeiten ein berührendes Ende.

Ich bin in meiner Meinung zum Roman zweigeteilt, so wie die Geschichte selbst. Charlottes Schicksal im Jahr 1943 hat mich stark berührt. Ich habe mit ihr die Schmetterlinge im Bauch gefühlt, wenn sie sich mit Paul getroffen hat. Paul musste man einfach lieben - gutaussehend, verständnisvoll, treu und fürsorglich. Ich habe mit Charlotte gelitten, als ihre Welt auf den Kopf gestellt wurde - Verlust der Freundin, Verlust der großen Liebe, ohne zu wissen, ob es ein Wiedersehen gibt, Angst um den Vater und zuletzt der Verlust der Heimat.

Das war spannend, emotional und mitreißend.

Der Teil, der in der Gegenwart spielt, erzählt erneut eine schöne Liebesgeschichte. Auch hier scheint das Schicksal in Gestalt einer missgünstigen Verlobten sich gegen die Verliebten zu stellen. Doch die Verluste von damals sind nun der Schlüssel zum Glück. Es gibt einige sehr romantische Szenen und die Beschreibungen der Schweizer Bergwelt machen Lust, sie sich einmal selbst anzusehen.

Ich fand es auch berührend, dass am Ende zusammen kommt, was zusammen gehört.

Was mich gestört hat, die Ereignisse im Jetzt waren allzu vorhersehbar. Die Vergangenheit spielte nur noch eine Nebenrolle, die die beiden Handlungsstränge verband.

Hat mich das Buch gut unterhalten ? Kann die Autorin gut erzählen ? Beide Fragen kann ich mit gutem Gewissen mit Ja beantworten.

Kurz gesagt, wer gerne eine romantische Liebesgeschichte liest, bei der die Liebe erst auf Umwegen den Sieg davon trägt, bei der sich die Handlung über mehrere Generationen erstreckt, ein wenig historisches Ambiente dazu kommt und am Ende die Liebe siegt, kann mit diesem Roman nichts falsch machen.

Bewertung vom 09.09.2023
Holmgren, Hanna

Blütenzauber im Casa della Flora (Verliebt in Italien)


ausgezeichnet

Manchmal macht die Liebe Umwege
Die Autorin entführt mich erneut in das kleine italienische Dorf Camaiore, wo ich zu meiner Freude viele bekannte Gesichter treffe.

Im Gegensatz zu mir, ist Lorella über ihre Rückkehr wenig begeistert, muss aber, weil die Firmung ihres Neffen ansteht. Lorella hat das Dorf vor acht Jahren verlassen, weil es ihr zu eng war und sie die Welt sehen wollte. Verlassen hat sie nicht nur das Dorf, sondern auch ihre Schwester mit Familie und ihre große Jugendliebe Pasquale.

Schnell merkt Lorella, dass sich ihre Sicht auf die Welt geändert hat. Sie fühlt sich im Dorf angekommen und möchte bleiben. Auch das Herzklopfen beim Anblick von Pasquale ist zurück. Nur ist der mit einer anderen verlobt.

Lorella steht vor der Herausforderung, für sich eine Möglichkeit zu finden, ihren Lebensunterhalt zu verdienen und alte Wunden zu schließen.

Ich habe die beiden anderen Bände der Reihe gelesen und war jedes Mal von der anrührenden Liebesgeschichte begeistert und habe das Buch mit einem Seufzer beendet. Und nicht anders war es auch jetzt.

Vielleicht war diese Geschichte noch etwas besser, weil ich Lorella so gut verstehen konnte, was ihren Weggang als junges Mädchen betrifft, als auch den Wunsch zuhause wieder Wurzeln zu schlagen. Diese Gefühlslage schildert die Autorin sehr anschaulich ohne gefühlsduselig zu werden. Mir hat imponiert, wie sich Lorella der Herausforderung stellt, ihren Platz in der Gemeinschaft und die Liebe ihres Lebens zurückzuerobern. Dabei erfährt sie Unterstützung von all den liebeswerten Dorfbewohnern, die ich bereits in den anderen Bänden ins Herz geschlossen habe.

Den Rahmen für die unterhaltsame Erzählung, bei der eine Prise Humor für manches Schmunzeln sorgt, bildet die traumhafte Landschaft der Toskana. Gelegentlich schwelgt die Autorin in so lebendigen Bildern, dass ich meinte, ich könnte den Lavendel und Thymian riechen.

Bewertung vom 08.09.2023
Menzel, Marlene

Mord beim Krimidinner


ausgezeichnet

Tödliches Krimidinner
Dies ist der 2. Band der Churchyard Crimes Reihe. Der Name erklärt sich, dass einer der Hauptcharaktere- Thea - Totengräberin ist. Nach anfänglichen Schwierigkeiten mit den verschiedenen Akteuren - hier wäre die Kenntnis des 1. Bandes eindeutig hilfreich gewesen - nahm mich der Charme der Geschichte gefangen.

Thea und ihre Freundin , die Inspectorin Myrna, werden zu einem Krimidinner eingeladen. Die Umstände sind mysteriös. Schauplatz ist ein altes leerstehendes Herrenhaus. Um die Person der Gastgeberin ranken sich Gerüchte und niemand scheint sie zu kennen. Die Gegebenheiten des Krimidinners haben mich stark an die tollen Krimis von Agatha Christie erinnert.

Zusätzlich zu Thea und Myrna sind drei weitere Personen eingeladen. Die Gastgeberin erklärt die Spielregeln, ein alter Todesfall soll untersucht werden. Bereits bei der Suppe stirbt die Gastgeberin. Nun gilt es nicht nur den alten Fall zu lösen, sondern auch den aktuellen Täter zu entlarven. Eine spannende Jagd nach möglichen Hinweisen gepaart mit ordentlich Misstrauen gegenüber jedem Teilnehmer und der drohenden Gefahr, dass der Mörder erneut zuschlägt.

Nach einigen Turbulenzen gelingt es den Mörder zu enttarnen und die Gerechtigkeit nimmt ihren Lauf.

Parallel dazu gibt es fesselnde Entwicklungen im Haus von Thea, das vom jüngsten Churchyard Crimes- Mitglied Callan gehütet wird, da dort in der Vergangenheit schon mal eingebrochen wurde. Tatsächlich verschaffen sich zwei dunkle Gestalten Zutritt und betreten durch eine Geheimtür im Haus ein unterirdisches Labyrinth . Und Callan hinterher.

Zu meinem Bedauern bleibt das Rätsel der unterirdischen Gänge ungelöst. Das scheint der Rote Faden zu sein, der die Bände der Reihe verbindet. Definitiv ein überzeugender Grund den nächsten Fall von Churchyard Crimes wieder mit zu lösen.

Die Autorin erzählt einen gelungenen Cosy Crime mit allen Zutaten, die dieses Genre ausmachen und zu einem vergnüglichen Leseerlebnis verhelfen. Angefangen bei den beiden sympathischen Ermittlerinnen über skurrile Dorfbewohner und Geistergeschichten bis hin zu einem packenden und überzeugenden Krimifall.

Bewertung vom 07.09.2023
Rimpach, Elisa

Glanz der Zukunft (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

2 Schwestern - 2 unterschiedliche Lebensentwürfe
Isolde träumt von Reisen in fremde Länder. So steckt sie ihre Nase jede freie Minute in Bücher, am liebsten Reiseberichte. Sie sieht ihre Zukunft nicht in den engen Grenzen einer Ehe.

Ganz anders ihre jüngere Schwester Elas, die sich herausputz, kokettiert und auf der Suche nach einem Ehemann ist. Ein Offizier soll es sein, mit Schmiss und von Adel, um ihr ein Leben in Luxus und in den höheren Kreisen Münchens zu ermöglichen.

Der plötzliche Tod des Vaters und damit einher gehend der Ruin des Unternehmens ist ein einschneidendes Erlebnis für beide Schwestern. Für Isolde ist es bei aller Trauer eine Befreiung, da sie niemand mehr zur Ehe drängt. Sie beginnt eine Ausbildung und hofft in ferner Zukunft, ihren Traum vom Reisen verwirklichen zu können.

Für Elsa wird eine standesgemäße Ehe zur einzig möglichen Rettung vor dem sozialen Abstieg. Ein schwieriges Unterfangen, denn viele Türen der besseren Gesellschaft sind ihr nun verschlossen.

Ich gestehe , mir war Isolde bedeutend sympathischer als Elsa. Wahrscheinlich liegt es daran , dass Isoldes Lebensziele auch gut in die heutige Zeit passen. Ich habe Isolde für ihre Haltung bewundert. Sie hält an Überzeugungen fest, auch wenn der Weg dadurch steiniger ist. So schlägt sie eine vorteilhafte Ehe aus, die materielle Sicherheit, aber das Ende ihrer Träume bedeutet hätte. Durch Isolde erfahre ich, wie schwierig es war und wie wenig Möglichkeiten es für eine Frau gab, eine Ausbildung zu machen, um ihren eigenen Lebensunterhalt zu sichern.

Elsa ist der Gegenentwurf zu Isolde und ihre Lebenseinstellung war mir aus heutiger Sicht fremd. Ich habe sie als oberflächlich, egoistisch und naiv empfunden. Nach dem Verlust des väterlichen Vermögens badet sie in Selbstmitleid und ist der festen Ansicht, andere wären für ihr Glück verantwortlich. Trotzdem musste ich ihre Zielstrebigkeit bei dem Unternehmen, einen ihren Ansprüchen genügenden Ehemann zu angeln, bewundern. Am Ende hatte ich sogar Mitleid mit ihr.

Der Roman liest sich sehr unterhaltsam und vermittelt ganz nebenbei ein informatives Bild der damaligen Münchner Gesellschaft. Mit den Schwestern stellt die Autorin die beiden möglichen Lebenswege für Frauen gegenüber. Der 1. Band der München-Saga endet an einem Scheideweg der beiden Schwestern. Ich bin gespannt, wie sich ihr Leben weiter gestaltet und freue mich auf die Fortsetzung.