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rewa
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wien

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Insgesamt 390 Bewertungen
Bewertung vom 13.06.2020
Gogolin, Wolfgang A.

Sieben mal geplagt / Französisch von unten Bd.2


ausgezeichnet

Im kleinen verschlafenen französischen Fischerdorf Arnaud, scheint wie so oft die Zeit still zu stehen, doch die trügerische Ruhe täuscht. Auf der einen Seite schlägt sich Kater Merlin mehr recht als schlecht durch sein, wie er findet kümmerliches Leben, dank der Katzengöttin Isis, die immer noch sehr nachtragend ist und auf der anderen Seite läuft immer noch der Mörder von Bürgermeister Laval herum. Obwohl dieser nicht sehr beliebt war, ist es doch ein mulmiges Gefühl für die Bewohner in Arnaud. Da hilft es auch nicht wirklich, dass man aus Paris extra einen Ermittler schickt, der noch dazu alles andere als beliebt ist. Ebenso frustriert ist auch der Stadtbuchhalter Juste Simon, der nicht nur schwerwiegende Liebesprobleme mit seiner Freundin Blanche hat, sondern auch noch von Madame Lazar, der Bordellchefin gedrängt wird den Mörder Lavals zu finden. Doch es passiert noch ein weiterer Mord und plötzlich scheint nichts mehr so zu sein, wie es den Anschein hat.

,,Sieben mal geplagt“ ist die gelungene Fortsetzung aus der Reihe ,,Französisch von unten“, wo der Leser wieder einmal auf humorvolle Art und Weise am Leben des Kater Merlins, sowie den Bewohnern des Fischerdorfs Arnaud, teilhaben darf. Man kann zwar den Band ohne Vorkenntnisse lesen, aber ich empfehle dennoch mit dem ersten Band zu beginnen, weil es einfach mehr Spaß macht, wenn man weiß, was Merlin alles angestellt hat und wie die Dorfbewohner zueinander stehen. Dieses Mal wird Merlin von der ,,Isis- Schnepfe“, wie er sie so schön uncharmant benennt, mit sieben Plagen gestraft, ob diese helfen aus einen Machokater einen wohlerzogenen zu machen, der weiß, wie man Kätzinnen umzugehen hat, bleibt dahin gestellt. Der Autor beschreibt wunderschön und intensiv das Leben in dem kleinen Dorf. Man fühlt als Leser jede Stimmung mit und es ist ein eintauchen in eine bildhafte Geschichte. Man lebt richtig mit und man sieht und hört alles, so wie die Protagonisten. Man bekommt Spannung, humorvolle Szenen, bissige Dialoge und auch Szenen, die man einfach mit einem Augenzwinkern betrachten sollte, denn nur dann kann man sich wirklich gut amüsieren. Jede Person hat ihren eigenen unverwechselbaren Charakter, wo ich wirklich sagen kann, dass mir alle Figuren sympathisch sind. Die Dialoge sind einfach herrlich und so wie so mancher Protagonist dabei leidet, ob der Einfältigkeit und Naivität seines Gegenübers, so sehr muss ich als Leser dabei schmunzeln. Der Roman hat seinen eigenen Charme, wo man sich nicht wundern darf, wenn plötzlich der ,,Heiland“ in der Geschichte auftaucht, aber gerade diese Mischung zwischen Fantasie und Wirklichkeit macht für mich den Roman zu einem Lesevergnügen. Der Abschlussband der Trilogie wird sehnsüchtig erwartet.

Bewertung vom 07.06.2020
Falkner, Andy

Entlassen (Farbedition)


sehr gut

Eigentlich sollte der Tauchausflug für Doris und ihrem Freund Gregor sowie dem befreundeten Paar Elvira und Christian eine willkommene Abwechslung sein. Besonders für Doris, deren geliebte Tante Margret auf mysteriöse Weise gestorben ist und in deren Haus einige Dinge auftauchen, für die es scheinbar keine Erklärung gibt. Auch gestaltet sich das Erbe nicht ganz einfach, da ihre verhasste Schwester Brigitte so viel Gewinn als möglich aus einem möglichen Hausverkauf herausschlagen möchte. Als auch noch Doris in einen seltsamen Autounfall verwickelt ist, wo sie sich nicht wirklich daran erinnern kann, wie es zu dem Unfall gekommen ist, ist sie dankbar für die Auszeit in Ägypten. Doch selbst der Tauchurlaub endet in einer Katastrophe und alle sind dankbar, dass nichts schlimmeres passiert ist. Mittlerweile findet Doris aber immer mehr Indizien, dass der Tod ihrer Tante kein natürlicher war und bei ihren Nachforschungen reist sie in die Vergangenheit, wo es viele Familientragödien gegeben hat, deren Nachwirkungen auch sie heute noch betreffen. In ihr reift ein nicht ungefährlicher Plan heran, der Sache bis zum Schluss auf den Grund zu gehen. Doch dafür muss sie mit Gregor nach Kroatien zum Höhlen klettern fahren, damit sie die ganze wahre Geschichte erfährt.
,,Entlassen“ ist das Erstlingswerk des Autors Andy Falkner, der seinen ,,Fotobeweisthriller“ mit persönlichen Fotos gespickt hat und dabei den Leser an teils biografischen Erlebnissen hautnah teil haben lässt. Er entführt uns nach Niederbayern, Ägypten und Kroatien wo er eine spannende und interessante Reise mit seinen Protagonisten unternimmt. Besonders gefallen haben mir auch die kurzen Rückblenden in die Vergangenheit, wo man als Leser gespannt war, wie sich die beiden verschiedenen Handlungssträngen sich mit der jetzigen Geschichte zusammen fügen, weil es zu Beginn scheinbar keine Verbindung dazu gibt.
Die Protagonisten sind ebenfalls interessant zu beobachten, da man sich als Leser kaum auf jemanden verlassen kann. Viele drehen sich in der Geschichte um 180° und der Autor überrascht dabei immer wieder mit Wendungen, die man so nicht erwartet hätte. Der Roman lässt sich flüssig lesen, wo ich denke, dass er sprachlich sicher noch ausbaufähiger wäre. Trotzdem ist er als Debütroman ob seiner interessanten Handlung eine erfrischende Geschichte. An manchen Stellen geht es zwar etwas zu tränenreich zu, was aber der Erinnerungen des Autors an diesen wirklichen Erlebnissen geschuldet ist. ,, Entlassen“ von Andy Falkner ist spannend, originell und eine interessante Geschichte zwischen Wahrheit und Fiktion.

Bewertung vom 27.05.2020
Samuel, Sarah

Der Katzenfänger und andere Grenzgänger (eBook, ePUB)


sehr gut

,, Der Katzenfänger und andere Grenzgänger“ ist eine Sammlung von 9 Kurzgeschichten. Hinter dem Autoren Pseudonym Sarah Samuel steckt ein österreichisches Autorenpaar, das in vielen Ländern der Erde gelebt hat und nun aus diesen vielfältigen Eindrücken und Erlebnissen literarische Geschichten zu Papier gebracht haben. Der Leser erhält dabei einen Einblick in Länder wie z. B. Indien oder Saudi Arabien. Dabei biete die Autorin viele Hintergrundinformationen über Land und Leute, wo man als Leser eindringen kann in Länder, die ob ihrer Bräuche, der Lebensumstände oder religiösen Gedanken völlig konträr den unseren sind. Die Kurzgeschichten beginnen zumeist wie eine langsame Einführung in ein gewisses Thema, wo man diverse Einblicke über die Protagonisten oder dem jeweiligen Land erhält. Mit der Zeit merkt man aber, dass sich eine besondere Geschichte dahinter verbirgt, die meist einen ernsten oder traurigen Hintergrund hat. Es werden viele Themen erwähnt wie scheinheilige Moral ob seiner Mitmenschen, Armut, Lebensmittelknappheit.... Dabei bedient sich die Autorin einer wohl geschliffener Sprache, die zeitweise schon einer ,,vornehmen“ Ausdrucksweise gleich kommt. Während man bei der Geschichte ,, Die Woge“ sprichwörtlich mit einem Tsunami in den Abgrund gerissen wird, wird in Saudi Arabien ,, Mein viel geliebter Freund“ der Alkohol eine nicht unbedeutende Rolle spielen . Manche Geschichten zeigen aber auch eine andere Seite der Autorin auf, wenn sie pointenreich und zugleich auch mit einem manchmal leicht zynischen Humor ihre Botschaft rüber bringen möchte. In Wien darf man beim ,,Konzert der Nächstenliebe“ bildhaft miterleben, wie der Dirigent die Zuschauer auf seine besondere Art und Weise unterhält und in einem kleinen Dorf bringt ,,Die Künschtlerei“ einen Autor mit seiner erhofften Lesereise fast schon zur Verzweiflung.
Es sind sehr abwechslungsreiche Kurzgeschichten, die exotischen Flair versprühen, die eine Botschaft auf humorvolle Art und Weise rüber bringen, die über menschliche Tragödien berichten aber auch immer wieder der Menschheit einen Spiegel vorhalten, ohne belehrend zu wirken.

Bewertung vom 23.05.2020
Bergmann, Sarah

Der Junge aus dem Trümmerland


ausgezeichnet

Eigentlich könnte es für die 6 Kinder- und Jugendlichen nichts schöneres geben, als den ganzen Tag als ,,Bande“ herumzustreifen und wilde Abenteuer zu erleben. Aber es ist das Jahr 1947 und Berlin ist zerbombt, der Lebensmittelschwarzmarkt boomt und der 13 jährige Paul hat noch immer nicht die Hoffnung aufgegeben, dass sein Vater lebend aus dem Krieg zurückkommt. Anders denkt aber seine Mutter, die mit dem afroamerikanischen Bill eine Beziehung eingegangen ist und somit eine Verräterin ist. Die 16 jährige Falke, die die Anführerin der ,,Bande“ ist lässt Paul spüren, was sie von dieser Beziehung hält und Paul setzt alles daran, notfalls auch mit Gewalt, dass seine Mutter sich von dem ,,Feind“ trennt. Er fühlt sich für seine Mutter verantwortlich und er merkt dabei gar nicht, wie sehr diese unter der angespannten Situation leidet und auch seine Freunde haben alle mit ihren eigenen traumatischen Erlebnissen zu kämpfen. Während Bill geduldig versucht Paul dazu zu bringen, dass er für die Beziehung zwischen ihm und seiner Mutter Verständnis aufbringt, ahnt noch keiner, welch dramatische Ereignisse noch auf alle zukommen werden.

,,Der Junge aus dem Trümmerland“ von Sarah Bergmann ist ein eindrucksvoller Jugendroman, der auf sehr emotionaler Art und Weise, das Leben der Kinder und Jugendlichen in der Nachkriegszeit schildert. Ich habe selten so ein zugleich herzliches und doch brutal erschreckend bildhaftes Buch gelesen. Auch wenn der Roman aus der Sicht der Kinder geschildert wird, war es für mich als Erwachsene ein Eintauchen in eine Zeit, die man nicht mehr erleben möchte. Die Autorin beschreibt sehr emotional, wie die Menschen damals in dem zerbombten Berlin zurecht kommen mussten. Wenn man sich die Szenen vor Augen hält wo die Kinder in den einsturzgefährdeten Ruinen herumtollen, wo sie Kriegsutensilien finden, mit denen sie furchtlos und völlig unbedarft damit spielen, kann man sich das heutzutage gar nicht mehr vorstellen. Dass es sogar immer wieder zu herzlichen und kleinen humorvollen Szenen kommt, verdankt der Leser der kleinen 8 jährigen Wally, die im Berliner Dialekt ihre frechen Sprüche klopft. Ihr gegenüber stehen hingegen die älteren Kinder, allen voran die Anführerin Falke, die sich rühmt im Volkssturm tatkräftig mitgewirkt zu haben. Dabei lässt die Autorin sehr intensiv die Protagonisten zu Wort kommen, die im Nazi Regime aufgewachsen sind und von Kindheit an dazu erzogen wurden, dass ihre Rasse über die der anderen steht und man den ,,Feind“ mit allen Mitteln vernichten muss, dass diese aber ebenso wie sie Menschen sind, ist dabei nicht wichtig. Es war erschütternd zu lesen, wie diese Kinder verlernt haben selbst zu denken und einfach willige Mitläufer waren. Es passiert vieles in dem Roman, wo Paul mit der Zeit merkt, dass man selbst denken und handeln muss und dass es nicht immer gut ist, wenn man ,,blind“ einem Führer folgt. Der Magellan Verlag hat mit seinem auf Nachhaltigkeit bedachten Hardcover Roman und dank der Autorin Sarah Bergmann eine wunderschöne und wirklich beeindruckende Geschichte aus der Nachkriegszeit herausgebracht. Ich war wirklich begeistert ob der einfühlsamen, emotionalen und auch traurigen Geschichte, wo mich die Autorin immer wieder überraschen konnte und jede Seite war ein Genuss, diese zu lesen.

Bewertung vom 10.05.2020
Puffpaff, Ellen

Fatale Folgen (eBook, ePUB)


sehr gut

Eigentlich könnte Alexandra Zipres jetzt mit ihrem Leben zufrieden sein. Getrennt von ihrem Mann Marc lebt sie mit ihrem kleinen Sohn Jonas in Hamburg und gerade hat sie ihren Debütroman veröffentlicht. Doch der Frieden dauert nicht lange an, denn plötzlich erhält sie mitten in der Nacht Anrufe, geheimnisvolle und unschöne Dinge passieren und ihr Arbeitskollege Nils zeigt sich sehr um sie bemüht, fast schon aufdringlich. Als Alex merkt, dass die grausame Dinge die geschehen, Ähnlichkeiten aufweisen wie in ihrem Roman beschrieben, ist ihr klar, dass sie es mit einem Stalker zu hat. Da ihr Ex Mann Marc sie für verrückt hält und ihr sogar droht das Sorgerecht für Jonas zu entziehen weiß Alex, dass sie unbedingt Hilfe braucht, die sie plötzlich von ihrem ehemaligen Schulkollegen Sebastian der jetzt Kommissar ist ,bekommt. Doch trotz polizeilicher Ermittlungen gibt es keinen Hinweis auf den geheimnisvollen Stalker, im Gegenteil, er schlägt noch brutaler zu und Alexandra weiß plötzlich nicht mehr, wem sie überhaupt noch trauen kann.

In dem Roman ,,Fatale Folgen“ nimmt die Autorin Ellen Puffpaff den Leser mit auf eine abenteuerliche und nervenaufreibende Reise in der ein Stalker ein perfides Katz- und Mausspiel mit der Protagonistin Alexandra spielt. Die Autorin lässt dabei dem Leser kaum die Möglichkeit einmal richtig Luft zu holen, weil ständig etwas passiert. Als Leser schwankt man ständig zwischen den Verdächtigen hin und her, weil es scheinbar immer Indizien gibt, die auf den einen und dann gleich wieder auf den anderen Protagonisten hinweisen. Die Ich- Erzählerin Alex lebt dabei ständig in Angst, da ihr Stalker ,,nette“ gruselige und auch blutige Geschenke für sie parat hat. Die Autorin Ellen Puffpaff schreibt flüssig und erzeugt an den richtigen Stellen Spannung. Trotzdem muss ich einen Stern abziehen, da mich Alex und Marc genervt haben. Alex hat fast bis zum Ende ständig weiche Knie gehabt, wenn ihr Ex vor ihr gestanden ist und selbst wenn er ekelhaft zu ihr war, spürte sie trotzdem noch immer Herzklopfen wegen ihm. Marc selbst war ein richtiges Ekelpaket und sogar als bereits die Polizei ermittelt hat und es Beweise für einen Stalker gegeben hat, hat er Alexandra immer noch als verrückt angesehen. Deshalb haben mich die beiden immer wieder an den Rand eines ,,Nervenzusammenbruches“ gebracht. Die Geschichte selbst ist gut aufgebaut und es gibt immer wieder Überraschungselemente. Die Auflösung ist gut gelungen und selbst das etwas traurige Ende ist sogar passend. Alles in allem ist es ein spannender und gut unterhaltender Roman, wo man als Leser bei dem Psychothriller voll auf seine Kosten kommt.

Bewertung vom 06.05.2020
Achenbach, Edgar

Tod im Kontinuum


sehr gut

Eigentlich hat sich Alina den ersten Schultag an ihrer neuen Schule ganz anders vorgestellt. Niemand hätte ahnen können, dass brutale, bewaffnete Männer ihre Klasse als Geisel nehmen werden. Doch das Schlimmste ist, dass scheinbar durch ihre Schuld ihre Mitschülerin Sarah erschossen wird. Selbst ein Jahr später kann sich Alina immer noch nicht mit dem Gedanken anfreunden, dass es an ihr gelegen ist, dass Sarah getötet wurde. Dass sie sich nicht mehr bei Sarah entschuldigen kann, weiß Alina, als es aber zu brutalen Morden in ihrem Freunden – und Bekanntenkreis kommt spürt sie, dass der Täter ein perfides Katz- und Mausspiel mit ihr spielt. Und plötzlich muss Alina unschöne Situationen immer und immer wieder erleben die sie oft an ihre Grenzen bringen wird und die man mit seinem Verstand im Grunde gar nicht wirklich erfassen kann.

In dem Roman ,, Tod im Kontinuum“ von Edgar Achenbach, wird der Leser in einen besondere Strudel des Horrors hineingezogen, in dem die jugendlichen Protagonisten einiges an seelischen und körperlichen Schmerzen erleiden müssen. Der Plot Twist überrascht den Leser ständig und man weiß nie wirklich, was auf einen zukommt. Die Jugendliche bedienen sich immer wieder einer leicht flapsigen Ausdrucksweise, trotzdem ist der Roman flüssig zu lesen. Man ist als Leser teilweise ein wenig geschockt, ob der Tötungsarten, die die Protagonisten erleiden müssen. Wie der Autor das umgesetzt hat war originell und spannend und der Leser wird dabei gefordert, nicht den Überblick zu verlieren, wenn Alina ihren Schicksalstag immer wieder auf eine andere Art und Weise erleben muss. Spannung von Beginn bis zum Ende ist garantiert.

Bewertung vom 02.05.2020
Trofusha, Tetiana

Coming Home (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Ji weiß nicht, was plötzlich mit ihr los ist. Seit sie als Model vor einem Jahr auf dem Laufsteg gestürzt ist und sie sich seither nicht mehr aus dem Haus traut, hört sie Stimmen in ihrem Kopf und das Schlimmste ist, sie hat Schnittverletzungen, ohne dass sie sich daran erinnern kann wie sie dazu gekommen ist. Ihr Mann Adan, der in einem Neurotechnologie- Unternehmen arbeitet, weiß langsam aber sicher auch nicht mehr, wie er ihr helfen kann. Aber zum Glück gibt es Lani, die Kollegin von Adan, die Ji die Augen öffnet. Doch was Ji dabei erfährt, hätte sie im Traum nie vermutet.
Die Novelle ,, Coming Home“ ist die erste Veröffentlichung der Autorin Tetiana Trofusha und ich kann zu dem kleinen Büchlein mit den 112 einfach nur – Bravo- sagen.
Ein tolles, düsteres und auf die Geschichte abgestimmtes Cover macht den Leser schon einmal auf den Inhalt neugierig. Die 12 Kapitel fliegen nur so dahin und man ist als Leser von Beginn weg in der Geschichte gefangen. Da die Autorin ihren Roman selbst als ,,Einstiegshilfe“ für SF bezeichnet, kann ich dem gerne beipflichten. Sie hat eine interessante Story rund um Ji entwickelt, wo ihre Agoraphobie, in viele Szenen seht bildhaft und intensiv beschrieben wird. Tetiana Trofusha hat es auch geschafft, mich immer wieder zu überraschen und meine Antipathie und Sympathie zu den Protagonisten um 180° drehen zu lassen. Ein gut gelungenes Erstlingswerk, das mich nicht enttäuscht hat.

Bewertung vom 27.04.2020
Frauchiger, René

Riesen sind nur große Menschen


gut

Der Pizzabäcker Achilles, der mit einer witzigen und besonderen Gabe ausgestattet ist, lernt Lulu kennen, die aber von einem Tag auf den anderen verschwindet, weil sie entführt wurde. Die Spur führt nach Runzlingen, wo der Lehrer Paul lebt und schon bald, ohne es zu bemerken, von seinen Schülern ob seiner Gutmütigkeit missbraucht wird, da er ihnen den richtigen Weg für eine angebliche Bärenjagd zeigen soll. Auch wenn Achilles nicht mehr daran glaubt Lulu zu finden, macht er sich auf die Suche nach ihr. Gemeinsam mit Paul macht er dabei die Bekanntschaft mit der Grenzwacht, die ihre eigenen Ziele verfolgen und dabei auch auf Gewalt zurückgreifen.

,,Riesen sind nur große Menschen“ ist der Debütroman von Rene Frauchinger, der dabei seinen Lesern einiges abverlangt. Man wird gleich zu Beginn in eine besondere Erzählperspektive entführt, die ich bisher noch nie gekannt habe. Am Anfang blickt man noch nicht ganz durch, wenn die Figuren, selbst wenn sie an einem anderen Ort und in einer anderen Zeit sind, plötzlich miteinander kommunizieren. Bis der ,,Erzähler“ auftaucht, der ebenfalls seine Ansichten kund tut. Es war ein humorvoller Einfall des Autors, wie sich alle miteinander unterhalten und merken, dass sie selbst Teil einer Geschichte sind und sich sogar über den Erzähler ärgern, wenn ihnen etwas nicht an der Handlung gefällt oder ihm interessiert zuhören, wenn er von den anderen Protagonisten berichtet. Auch war Achilles eine besondere Figur, die einen gewissen Unterhaltungswert geboten hat. Die Geschichte an sich entwickelt sich mit der Zeit zu einer Mischung aus skurrilen Szenen, originellen Handlungen und vielen Fragezeichen, die bei mir am Ende des Romans übergeblieben sind. Es hat eine Zeit gedauert bis klar wurde, dass sich die Geschichte auf und im Körper des liegenden Riesen Hephaistos abspielt. Dabei gibt es dann Andeutungen, wo sich jemand befindet, wenn von der Stirnstadt oder dem Schnauzwald erzählt wird. Die Handlungen im Körper selbst, sei es die Flucht durch die Speiseröhre oder in den Magen, wird so plastisch beschrieben, dass man dabei nicht unbedingt dabei sein möchte, wenn Körpersäfte und ähnliche Flüssigkeiten sich mit den Protagonisten verbinden. Der Autor greift in seiner Geschichte viele Themen auf, die humorvoll verpackt sind, aber doch einen ernsten Hintergrund haben. Es geht um Korruption, Macht oder Ausgrenzung andersartigen. Der Roman ist sicher nicht leicht zu lesen und den Durchblick zu behalten, wo sich gerade jemand befindet ist ebenfalls eine gewisse Herausforderung. Insgesamt ist es ein ungewöhnlicher Roman mit originellen Handlungen und auch die Erzählperspektive ist erfrischend anders. Für mich war es ein wenig zu verwirrend und anstrengend zu lesen, wo man sich einfach darauf einlassen muss auf eine Geschichte mit einem Riesen und vielen kleinen Menschen, die sich im und auf ihm befinden.

Bewertung vom 22.04.2020
Bünnig, Jenny

Meine fremde Freundin


gut

Was gibt es schöneres, als eine tiefe Freundschaft von Kindheit an? So ist es mit Inken und Josephine, die stets zusammen waren und alles miteinander geteilt haben. Doch nun, mit Anfang 30, zieht Josephine nur mit ihrem Rucksack und einem Zelt umher. Sie wandert alleine, hofft, dass wildfremde Menschen sie in ihrem Garten kampieren lassen und denkt an die Zeit mit Inken nach und auch darüber, warum ihre Freundschaft nicht mehr besteht.
,, Meine fremde Freundin“ von Jenny Bünnig erzählt in einer emotionalen und ruhigen Art und Weise die Freundschaft zwischen Inken und Josephine, die, so wie es jeder gedacht hat, nichts und niemand auseinander bringen könnte. Es ist eine Geschichte die von der Zuneigung zweier Frauen berichtet, die von Kindheit an bestanden hat. Die Autorin hat dabei viele Szenen beschrieben wo man gespürt hat, wie sich die beiden bei Sorgen und Problemen gegenseitig unterstützt haben, wie sie fast schon wie Geschwister waren, die sich alles erzählen konnten und die auch gedacht haben, dass diese tiefe Verbundenheit für immer bestehen würde. Aber wie das Leben so spielt kommt vieles anders, als man denkt. Auf Josephines Reise trifft sie viele Menschen, die ihr helfen wollen, aber auch auf Menschen, die in ihrem Leben eine große Rolle gespielt haben. Mir sind dabei ein wenig zu viele Namen aufgetaucht, wo ich manchmal nicht mehr genau wusste, wo ich sie zuordnen soll. Der Roman ist zwar tiefsinnig, aber für mich auch zu sprunghaft aufgebaut. Die Szenen aus der Vergangenheit wechseln oft übergangslos in die Gegenwart und auch sonstige Zeitsprünge lassen dabei keinen roten Faden erkennen. Der Schreibstil ist flüssig und es sind schöne Gedankengänge dabei. Obwohl Inken und Josephine vom Charakter her völlig verschieden sind, haben beide zueinander gefunden. Dass man aber trotzdem nie sein Gegenüber wirklich kennen kann, hat Josephine in dem Roman erfahren müssen und der Leser hat sie bei ihrer Selbstfindungsreise begleiten können. Der Roman war zwar berührend, aber leider konnte bei mir der Funke nicht überspringen, weil mir der Handlungsaufbau einfach zu sprunghaft und teilweise auch verwirrend war ob der Personen, die plötzlich aufgetaucht und ebenso schnell wieder verschwunden waren.