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Lesefee23.05
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Stepenitztal

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Insgesamt 315 Bewertungen
Bewertung vom 13.08.2019
Kabus, Christine

Das Geheimnis der Fjordinsel


ausgezeichnet

„Das Geheimnis der Fjordinsel“ ist der sechste historische Roman von Christine Kabus. Er schien am 31.07.2019 als Taschenbuch im Bastei Lübbe Verlag und ist in sich abgeschlossen.
Ostfriesland, 1980: Als Rikes Großvater stirbt, erfährt Rike, dass ihre Großmutter, die sie immer für tot gehalten hat, vermutlich noch am Leben ist. Ihre Mutter Beate hat jedoch den Kontakt zu ihrer Mutter abgebrochen, da diese in den 50er-Jahren die Scheidung von ihrem Mann einreichte und Mann und Kind in Deutschland ließ, während sie selbst in ihr Heimatland Norwegen zurückging. Für Rike steht fest, dass sie ihre Großmutter kennenlernen und suchen möchte. Sie begibt sich also auf eine Reise in die Vergangenheit ihrer Familie und findet auf ihrem Weg nicht nur Antworten, sondern auch die große Liebe.

Christine Kabus ist mit „Das Geheimnis der Fjordinsel“ ein weiterer, wunderschöner historischer Roman gelungen. Der Leser begleitet darin die junge Rike auf der Suche nach ihrer Großmutter und der Geschichte ihrer Familie.
Rike ist eine außergewöhnliche junge Frau. Ihr sehnlichster Wunsch war es schon immer, Schlepperkapitänin zu werden. Ein Wunsch, der 1980 noch auf eher taube Ohren stieß, doch ihr wirklich liebevoller Großvater ermöglichte ihr die Ausbildung und unterstützte sie. Ein toller und großartiger Mann, der einst seine Frau verlor, und nun seine Enkelin für seine Tochter großzieht. Leider verstirbt er, hinterlässt Rike aber das gemeinsam bewohnte Haus in Ostfriesland, in dem sie nach dem Tod ihres Großvaters einen Stapel Briefe findet. Dieser gibt ihr zunächst Rätsel auf, denn sie sind von Johanne an Beate, ihre Mutter gerichtet. Der letzte Brief ist erst fünf Jahre alt. Sollte etwa ihre totgeglaubte Großmutter noch am Leben sein? Von ihrer Mutter erhält Rike leider keine Antworten auf ihre Fragen, denn ihre Mutter hat sich von ihrer Großmutter distanziert und den Kontakt abgebrochen, nachdem Johanne zurück in ihr Heimatland Norwegen gegangen ist. Für Rike steht schnell fest, dass eine Reise nach Norwegen unerlässlich ist. Sie muss ihre Großmutter finden und hofft das sie noch lebt.
Parallel zu der Geschichte von RIke in den 80er-Jahren, wird berichtet, wie Johanne 1926 nach dem Tod ihres Vaters beginnt, die Weinhandlung der Familie zu retten und sich ein eigenes Leben aufzubauen. Auch die junge Johanne ist unglaublich sympathisch. Während sie zu Beginn des Buches als „selbstlos und immer auf das Wohl der anderen bedacht“ beschrieben wird, zeigt sich während der Geschichte, dass in der zurückhaltenden jungen Frau, eine taffe und selbstbewusste Dame steckt. Johanne ist sehr wohl in der Lage Entscheidungen zu treffen und Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Zwar bricht für sie eine Welt zusammen, nachdem ihr Vater stirbt und ihr Verlobter sich ihr entsagt, doch sie ist in der Lage in die Zukunft zu blicken und ihr Schicksal selbst zu entscheiden. Sie beginnt zu erkennen, dass es nicht immer nur um die anderen geht, sondern man manchmal auch an sich selber denken muss. Sie schafft es sogar, anderen Männern die Stirn zu bieten.
Ihr Leben zur Zeit der Prohibition, unter Schmugglern und Verbrechern ist während der gesamten Handlung spannend und wahnsinnig interessant.
Beide Protagonistinnen sind authentisch gestaltet und haben als junge Frauen vieles gemeinsam. Mir hat die Geschichte von Johanne ein wenig besser gefallen, aber ich denke auch, dass dies durchaus gewollt ist. Während Rike „nur“ auf der Suche nach ihrer Großmutter ist, steht Johanne als junge Frau vor einer viel größeren Aufgabe. Sie muss das Familiengeschäft weiterführen und retten, und das zu einer Zeit, in der Frauen noch „durch den Mann versorgt“ wurden.

Mein Fazit: Mir hat „Das Geheimnis der Fjordinsel“ sehr gut gefallen. Er ist ein weiterer wundervoller Roman aus der Feder von Christine Kabus. Ich vergebe 4,5 von 5 Sternen und freue mich auf den nächsten Norwegen-Roman von Christine Kabus.

Bewertung vom 13.08.2019
Haran, Elizabeth

Der Himmel über dem Outback


ausgezeichnet

„Der Himmel über dem Outback“ ist ein historischer Roman von Elizabeth Haran und in sich abgeschlossen. Er erschien am 31.07.2019 im Bastei-Lübbe Verlag.
Melbourne, 1886: Maggie ist 21 Jahre alt, als sie den ebenso alten Patrick Shanahan kennen und lieben lernt. Da beide davon überzeugt sind, ineinander die Liebe ihres Lebens gefunden zu haben, wagen sie den Bund der Ehe ohne die Einwilligung ihrer Eltern.
Als Patricks Vater von der Hochzeit seines Sohnes erfährt, ist er entsetzt über die Gesellschaftsschicht aus der Maggie kommt. Ein Weib aus armen Verhältnissen kann es nur Patricks Vermögen abgesehen haben und ist sowieso nicht standesgemäß. Er setzt also alles daran, die junge Liebe zu zerstören. Er setzt Maggie unter Druck, sodass diese fliehen muss. Erst, als es zu spät ist, merkt sie, dass sie schwanger ist...

„Der Himmel über dem Outback“ ist ein wunderbarer historischer Roman aus der Feder von Elizabeth Haran! Die Protagonistin Maggie ist eine liebevolle und immer freundliche Frau, die mir sofort sympathisch war. In Patrick glaubt sie die Liebe ihres Lebens gefunden zu haben und gibt daher ihm zu Liebe den Traum auf ein gemeinsames Leben auf - Patricks Vater hatte ihr gedroht, Patrick zu ruinieren, sollte sie die Ehe nicht annullieren lassen. Ohne ein Wort verlässt sie also ihren Ehemann und begibt sich in eine ferne Stadt und ein unbekanntes Leben.
Im Laufe der Jahre hat Maggie es nicht immer leicht, eine große Portion Glück und wunderbare Menschen, die schließlich zu Freunden werden, helfen ihr dabei, sich ein eigenes und selbstständiges Leben aufzubauen. Aus der jungen Frau, die sich von ihrem Schwiegervater einschüchtern lies, wird dabei eine selbstbewusste und energische Frau, die weiß, wie sie sich durchsetzen muss. Durch ihre Freundinnen lernt sie, auch unverschämte Kommentare abzuwiegeln und zu kontern. Diese Entwicklung hat mir gut gefallen und zeigt sehr schön, wie man sich im Laufe der Jahre und durch die Erlebnisse die man erfährt, verändert und an ihnen wächst.
Schnell wird durch Maggies Geschichte deutlich, dass das 19. Jahrhundert für Frauen noch nicht allzu viel bereithielt. Nur schwer bekamen Frauen angemessen bezahlte Arbeit, eine alleinerziehende Frau mit Kind hat defacto gar keine Chancen auf eine Arbeitsstelle. Kein Wunder also, dass viele Frauen damals ihr Glück in der Prostitution suchten. Zwar war diese verboten, wurde aber in viele Städten zumindest toleriert. Die Prostitution gab diesen Frauen „das Gefühl, selbstbestimmt zu leben, weil es ihre eigene Entscheidung ist. Sie haben die Kontrolle über ihr Leben zurückgewonnen und leben jetzt nach ihren eigenen Bedingungen.“
Patrick ist ebenfalls ein besonderer Mensch. Er hat ein hohes Ehrgefühl und fühlt sich nach Maggies Weggang so schlecht, wie nie in seinem Leben. Sie bricht ihm buchstäblich das Herz und nur mühevoll kann er eine neue Frau an seiner Seite akzeptieren. Als er jedoch in das Geschäft seines Schwiegervaters miteintritt, findet er zumindest beruflich etwas, dass er mit Leidenschaft tut. Schließlich beauftragt sein Schwiegervater ihn damit, die Bergbauminen seines Unternehmens sicherer zu machen. Auch hier zeigt sich so ein Thema, dass zur damaligen Zeit einfach katastrophal war. Die Arbeitsbedingungen unter Tage waren regelrecht furchtbar. Nahezu täglich verletzten sich Arbeiter oder starben gar an den Folgen von Unfällen in den Minen, nicht weniger erkrankten an Tuberkulose, Silikose oder anderen Krankheiten.
Diese Einbindung historischer Fakten und Zustände hat mir sehr gut gefallen. Sie wirkten dabei nicht zu präsent, es wurde aber deutlich, was für Umstände damals herrschten.
Alle auftretenden Figuren sind liebevoll dargestellt und wirkten auf mich sehr authentisch. Ich habe mit Maggie mitgelitten und ihre Geschichte, sowie auch die kleinen Nebenhandlungen mit großem Interesse verfolgt. Nur schwer konnte ich das Buch beiseitelegen, da ich unbedingt wissen wollte, was geschieht. Die Spannung blieb also keinesfalls auf de

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.08.2019
Harris, Anstey

Find mich da, wo Liebe ist


ausgezeichnet

„Find mich da wo Liebe ist“ ist ein Roman von Anstey Harris. Er erschien im Juli 2019 im Ullstein Taschenbuch Verlag und ist in sich abgeschlossen.
Grace ist Geigenbauerin aus Leidenschaft. Früher wollte sie Cellistin werden, hier allerdings kam ihr das Leben in die Quere und seit dem furchtbaren Vorfall kann sie nicht mehr vor Fremden spielen. Als sie David, die Liebe ihres Lebens, kennenlernt, scheint alles perfekt. Nur ihm verrät sie, was dazu führte, dass sie nicht mehr vor anderen spielen kann, nur bei ihm fühlt sie sich vollkommen wohl, nur für ihn ist sie bereit die Rolle der Geliebten zu akzeptieren und auf eine gemeinsame Zukunft zu bauen.
Als dann aber die Realität über Grace zusammenbricht, ist sie gezwungen ihr Leben zu überdenken und einen neuen Weg einzuschlagen. Wird sie in der Lage sein ihre Ängste und ihre Verzweiflung zu überwinden?

„Find mich da wo Liebe ist“ hat mich zunächst hauptsächlich durch das Cover angesprochen. Erst später habe ich die Inhaltsangabe gelesen und mich entschieden, das Buch zu lesen.
Grace, die Protagonistin, ist authentisch und liebevoll gestaltet. Sie führt ein bescheidenes Leben als Geigenbauerin und hat nur wenige Freunde. Diese stehen ihr allerdings zu einhundert Prozent zur Seite, und dass, obwohl sie unterschiedlicher nicht sein könnten.
Nadia, die noch zur Schule geht und bei Grace im Laden aushilft. Es zuhause aber nicht leicht hat und eher geduldet, denn geliebt zu werden scheint. Und Mr Williams, der schon ein paar mehr Lebensjahre hinter sich hat und Grace als treuer Kunde regelmäßig im Laden besucht. Alle Figuren sind auf ihre Art einzigartig. Jeder trägt sein Päckchen mit sich und es wird deutlich, dass niemand perfekt sein kann. Jeder hat Ecken und Kanten, Probleme und Zweifel und doch ist das Leben es wert, gelebt zu werden. Man muss nur an sich glauben. Diese Botschaft wird in dem Roman mehr als deutlich. Jeder scheinbare Schicksalsschlag kann auch eine wunderbare Richtung einschlagen. Des Weiteren verdeutlicht der Roman, dass es viele Arten von Liebe gibt. Er vermittelt Toleranz und Achtsamkeit.
Unsympathisch war mir von Anfang an Grace große Liebe David, aber dies ist vermutlich auch so gewollt. Er wirkt auf mich stets leicht distanziert und gehetzt, nicht so, wie man gegenüber einer Frau, die man liebt, sein sollte…
Die Geschichte wird aus der Perspektive von Grace erzählt, es werden aber auch allwissende beziehungsweise voraussehende Kommentare eingebaut. Durch die gewählte Erzählweise werden Grace‘ Gefühle und Gedanken noch klarer und das Hineinversetzen in sie fällt dem Leser sehr leicht.
Unglaublich gut gefallen hat mir die Entwicklung von Grace. Von der eher zurückhaltenden jungen Frau, deren Leben sich hauptsächlich um David dreht, wird sie zu einer Frau, die gezwungen ist Entscheidungen für ihre Zukunft zu treffen und dieser mit offenen Armen entgegen zu treten. Sie muss sich entscheiden, ob sie einen Neuanfang wagen wird oder ob es einen Weg mit David geben kann. Nur mit der Unterstützung ihrer Freunde kann sie ihre Vergangenheit verarbeiten und fasst Mut für die Zukunft. Schließlich trifft sie Entscheidungen, die ihr Leben verändern. Diese erfordern Überwindung und Kraft, aber gerade in diesen zeigt sich, wie Grace sich verändert hat!
„Find mich da wo Liebe ist“ war mein erster Roman von Anstey Harris. Ich muss aber sagen, er hat mich begeistert. Die Autorin schafft es, große Gefühle zu transportieren und den Leser in Grace‘ Welt aufzunehmen. Man kann Grace‘ verstehen und unglaublich gut mit ihr sympathisieren, sich mit ihr identifizieren. Ich bewundere ihren Mut und bin überwältigt von der Unterstützung, die sie durch ihre Freunde erfährt. Ich vergebe 5 von 5 Sternen und freue mich unglaublich auf weitere Werke der Autorin!

Bewertung vom 07.07.2019
Carlan, Audrey

Sinnliches Verlangen / Lotus House Bd.3


gut

Kämpfe für deine Träume!
„Lotus House – Sinnliches Verlangen“ ist der dritte Band der insgesamt 7 Bände umfassenden Lotus House-Reihe von Audrey Carlan. Er erschien im Juli 2019 im Ullstein Taschenbuch Verlag.
Mila Mercados Traum ist es, mit ihrer Kunst Geld verdienen zu können. Um sich ihr Leben als Künstlerin finanzieren zu können, gibt sie Yoga-Stunden, hat nur wenig Freunde und lässt sich auch mit Männern nur auf One-Night-Stands ein. Als im Lotus House ein neuer Yoga-Lehrer eingestellt wird und Mila probeweise an einem seiner Kurse teilnehmen soll, ahnt sie nicht, wie sehr Atlas Powers sie in seinen Bann ziehen wird…
Atlas und Mila sind für mich bisher das schwächste Paar der Lotus House-Reihe. Obwohl sie beide eigentlich interessante Charaktere darstellen und bereit sind für ihre Träume und Ziele zu kämpfen und sogar alles aufzugeben, haben sie mich nicht richtig berühren können. Ich habe mich mit keinem der beiden richtig identifizieren können und es fiel mir schwer, mich in sie hineinzuversetzen. Obwohl die Themen, die beide Protagonisten beschäftigen, das erreichen ihre Ziele und ihre doch eher schwere Kindheit, definitiv keine leichten Themen sind, fehlt mir die Tiefgründigkeit im Roman. Natürlich lesen wir hier einen erotischen Liebesroman, trotzdem vermischen sich schon in der gesamten Reihe ernste Themen mit dem doch eher lockeren und flacheren Erotikthema und hier war es mir zu nun zu oberflächlich angerissen, was Mila und Atlas denken und fühlen.
Letztlich waren sie für mich nicht authentisch und vielleicht zu perfekt, zu ehrgeizig und motiviert. Darüber, dass ich mich auf diesen Teil der Buchreihe nicht völlig einlassen konnte, bin ich sehr traurig. Das Thema, dass man um seine Ziele kämpfen soll, gefällt mir nämlich eigentlich sehr gut. Ich finde es toll, wenn jemand für das kämpft, was er sich wünscht und sich nicht auf Grund äußerer Umstände davon abbringen lässt.
Ähnlich wie in Band 2 spielt der Sex nicht die Hauptrolle in diesem Band. Der Fokus liegt auf Milas Kunst, auf Atlas Träumen und dem Kampf der beiden, ob eine Beziehung möglich ist der nicht. Die Erotik bleibt hier daher, für meinen Geschmack, auch ein bisschen auf der Strecke und ein bisschen mehr hätte es wieder sein dürfen.
Auch das Yoga geriet in diesem Band etwas mehr in den Hintergrund. Nur wenig Szenen spielen im Lotus House und auch so, gibt es deutlich weniger Yoga-Aspekte als in den ersten beiden Bänden. Hauptthema ist außerdem das Nackt-Yoga, welches für mich nun wirklich eine Spur zu übertrieben ist. Ich kann mir einfach überhaupt nicht vorstellen, dass man sich dabei entspannen kann. Vielleicht geht es, wenn man sowieso FKK-affin ist. Aber in einer Yoga-Stunde erwarte ich etwas anderes. Trotzdem wird natürlich das dritte Chakra aufgegriffen und zum Hauptthema des Buches bestimmt.
Wirklich gut gefallen hat mir, dass auch in diesem Band die Protagonisten der vorherigen Bände eine Rolle spielen und auch die Hauptfiguren des nächsten Bandes bereits vorgestellt wurden. Auf Band 4 freue ich mich sehr, denn der Konflikt ist schon angedeutet worden und Milas beste Freundin Moe ist mir sehr sympathisch. Schade nur, dass die Besitzerinnen des Yoga-Studios diesmal nicht so präsent sind und nur am Anfang die Fäden ziehen.
Der Schreibstil ist wie in Band 1 und 2 locker und leicht und nur wenig bis gar nicht vulgär. Die Kapitel lesen sich flüssig und werden erneute durch kleine Erklärungen des Yogas umrahmt. Durch die wechselnde Erzählperspektive aus Sicht von Mila und Atlas wird die Geschichte der beiden aus unterschiedlichen Blickwinkeln erzählt und der Leser bekommt, wie in der gesamten Reihe, einen Einblick in die Gedanken beider Hauptfiguren.
Mein Fazit: „Sinnliches Verlangen“ ist für mich bisher der schwächste Band der Reihe. Ich vergebe daher nur 3 von 5 Sternen.

Bewertung vom 02.07.2019
Carlan, Audrey

Sanfte Hingabe / Lotus House Bd.2


ausgezeichnet

„Meine Jungfräulichkeit würde ein Geschenk für meinen Ehemann sein. Nur er würde mich jemals komplett bekommen.“
„Lotus House – Sanfte Hingabe“ ist der zweite Band der insgesamt 7 Bände umfassenden Lotus House-Reihe von Audrey Carlan. Er erschien im Mai 2019 im Ullstein Taschenbuch Verlag.
Amber St. James ist katholisch erzogen worden und hat vor Gott und sich ein Gelübde abgelegt: „Kein Sex vor der Ehe!“. An diesem Gelübde hält sie fest, auch dann, als sie Dash Alexander, den Tantra-Guru aus dem Lotus House kennenlernt. Die beiden spüren schnell, dass zwischen ihnen eine Verbindung besteht, die über das hinausgeht, was sie aus früheren Beziehungen kennen. Dash ist bereit, mit dem Sex zu warten, bis Amber bereit dafür ist. Eine Ehe jedoch ist für ihn unvorstellbar, denn er kennt diese nur als Statistiken im Scheidungsregister und ist sich sicher, dass wahre Liebe auch ohne den offiziellen „Bund fürs Leben“ existieren kann. Wird die Beziehung der beiden an den unterschiedlichen Vorstellungen über die Ehe zerbrechen?
Audrey Carlan schreibt mit Band 2 der Lotus House-Reihe einen Roman, bei dem der Sex, wider aller Erwartungen nicht im Mittelpunkt steht. Dies hat mir sehr gut gefallen, denn permanente Bettszenen können auf Dauer doch auch langweilig werden. „Sanfte Hingabe“ legt den Fokus mehr auf die Beziehung der Hauptfiguren und beschäftigt sich mehr mit deren Schwächen, Bedenken und Zweifeln. Trotzdem ist der Autorin erneut ein unglaublich erotischer Roman gelungen. Die Leidenschaft, die zwischen den Protagonisten besteht, ist für den Leser nahezu greifbar, das Knistern zwischen Amber und Dash spürbar. Die erotischen Szenen kommen auf keinen Fall zu kurz.
Durch diesen Unterschied zu Band 1 ist „Sanftes Erwachen“ glücklicherweise kein Abklatsch und das Lesen wird trotz eines ähnlichen Themas nicht langweilig.
Der Schreibstil und die Darstellung der Figuren gefallen mir sehr gut. Dash ist kein klassischer „Bad Boy“ und doch scharf und reizvoll. Amber hingegen ist ein klassisches „Good Girl“. Schüchtern, unerfahren, niedlich, dabei aber eine Löwin und zum Kämpfen bereit, wenn es um ihre Freunde oder ihre Familie geht. Dash wird dadurch sympathisch, dass er Amber zu keiner Zeit zu etwas zwingt oder versucht zu überreden. Er akzeptiert ihre Grenzen und ist jederzeit bereit, seine eigene Lust hintenanzustellen.
Auch die Nebenfiguren sind erneut liebevoll dargestellt. Besonders die Leiterinnen des Yogastudios gefallen mir sehr gut. Ich freue mich, sie auch in den weiteren Bänden als Lehrerinnen und Ratgeberinnen zu erleben. Besonders gefallen hat mir außerdem, dass Viv und Trent, die Hauptfiguren aus Band 1 erneut auftauchen und weiterhin eine Rolle in der Buchreihe spielen.
Der Schreibstil ist erneut flüssig und die Geschichte dadurch leicht zu lesen. Die Erzählperspektive wechselt zwischen den Ich-Perspektiven von Dash und Amber und vermittelt so eingehend deren Gefühle und Gedanken.
Auch Yoga wird wieder grandios in die Handlunge eingewoben. Erst jetzt wurde mir klar, dass es vermutlich sieben Chakren gibt und jedes Buch ein Chakra zum Thema hat, passend zur Nummer des Buches in der Reihe. Diese Idee finde ich wirklich schön und auch die Erklärungen zu den Chakren und Yogastellungen zu Beginn der Kapitel haben mir wieder sehr gut gefallen.
Auch einen klassischen Spannungsbogen, in dem neben der Beziehung von Dash und Amber noch ein weiterer Konflikt verwoben wird, ist in diesem Teil der Reihe erkennbar.
Mein Fazit: „Sanfte Hingabe“ hat mir persönlich noch besser gefallen als „Lustvolles Erwachen“. Band 2 der Lotus House-Reihe ist tiefgründiger und mit einer geringeren Reduktion auf den Sex als Hauptthema abwechslungsreich zu lesen. Großartig, denn nichts ist schlimmer, als sieben Bände einer Buchreihe, die am Ende doch alle identisch, nur mit anderen Figuren, waren.
Schon Band 1 konnte mich in der Geschichte versinken lassen und Band 2 tut es erneut. Ich vergebe daher diesmal 5 von 5 Sternen.

Bewertung vom 02.07.2019
Carlan, Audrey

Lustvolles Erwachen / Lotus House Bd.1


ausgezeichnet

Sinnliche und erotische Gefühle vor spiritueller Yogakulisse
„Lotus House – Lustvolles Erwachen“ ist der erste Band der insgesamt 7 Bände umfassenden Lotus House-Reihe von Audrey Carlan. Er erschien im Mai 2019 im Ullstein Taschenbuch Verlag.
Genevieve Harper musste nach dem Tod ihrer Eltern schon früh die Verantwortung für ihre beiden jüngeren Geschwistern Rowan und Mary übernehmen. Um diesen ein gutes Leben und später eine gute Ausbildung zu ermöglichen gab sie ihre Träume zunächst auf und finanziert das gemeinsame Leben nun als Yogalehrerin und durch gelegentliches Haareschneiden bei Freunden und Bekannten. Zeit für einen Mann hat sie parallel zu ihren Verpflichtungen nicht, bis Trent Fox, der bekannte Baseballspieler auf einmal in ihrem Yogakurs auftaucht und sie aus dem Konzept bringt. Trotzdem ist ihr klar: „Nein, dieser Mann ist nur ein Spieler und für Frauengeschichten bekannt.“ Eine Beziehung zu ihm kommt also niemals in Frage… Oder…?!
Die Hauptfiguren sind typisch für dieses Buchgenre. Viv ist die vernünftige und unschuldige Frau, Trent der Bad Boy, der mit den Frauen eher spielt als sie als Freundin anzusehen. Bad Boy trifft also Good Girl und es entsteht etwas mehr als das, was sie normalerweise kennen und mehr als das, was sie erwartet haben. Trotzdem finde ich beide Protagonisten gelungen dargestellt und die Entwicklung der beiden während der Geschichte ist nachvollziehbar und ohne große Schnörkel erkennbar. Ich persönlich hätte mir allerdings für die Entwicklung der Beziehung der beiden ein bisschen mehr Zeit gewünscht, gerade das rasante Ende ging für mich ein bisschen zu weit und ein wenig zu sehr in die Richtung „Friede, Freude, Eierkuchen“. Dies ist aber lediglich ein kleines Minus denn insgesamt muss ich sagen, dass ich die Beziehung von Viv und Trent sehr rührend finde. Sehr schnell wird klar, dass Viv für Trent nicht nur „irgendein“ Mädchen ist und dass er für sie gerne der Beschützer sein möchte. Diese, zugegeben recht romantische, Vorstellung hat nun doch fast jede Frau von ihrem Partner, auch wenn wir alle selbstbewusst und emanzipiert sind. Wenn einen jemand unterstützt und sagt „Alles wird gut.“ Ist es aber ja genau das, was wir von ihnen hören wollen…

Bewertung vom 30.06.2019
Winterberg, Linda

Die verlorene Schwester


ausgezeichnet

„Die verlorene Schwester“ ist ein historischer Roman von Linda Winterberg. Er erschien im November 2018 im Aufbau-Verlag und ist in sich abgeschlossen.
Bern, 1968: Lena und Marie sind 11 und 13 Jahre alt, als sie nach dem Tod ihres Vaters von der Fürsorge aus ihrem Elternhaus abgeholt werden. Ihre kranke Mutter ist nach Ansicht des Staates nicht in der Lage, sich um ihre Töchter zu kümmern. Nach der Aufnahme im Heim werden die Schwestern voneinander getrennt und in verschiedene Pflegefamilien gegeben, um dort als „Verdingkinder“ zu arbeiten. Sie versprechen sich, einander zu suchen, sobald sie erwachsen sind, doch werden sie sich wirklich jemals wiedersehen oder wiegt die Last der Vergangenheit so stark, dass ein Wiedersehen unmöglich ist?
Luzern, 2008: Anna Volkmann erfährt, dass sie von ihren Eltern adoptiert wurde und begibt sich auf der Suche nach ihrer leiblichen Mutter auf eine Reise in die Vergangenheit, welche sie an den Ort Hindelburg in der Schweiz führt.

In den 70er Jahren war es in der Schweiz üblich, dass Waisenkinder oder Kinder aus „schlechten“ Familien vom Staat in Pflegefamilien gegeben wurden. Als sogenannte „Verdingkinder“ waren sie gesellschaftlich als niedrigste Schicht angesehen und mussten in der Regel schwer arbeiten und wurden zudem der Willkür ihrer Pflegeeltern ausgesetzt. So kam es leider auch immer wieder zu Missbrauch und Gewalt.
Das Schicksal der „Verdingkinder“ trifft auch die Schwestern Lena und Marie, nachdem ihr Vater stirbt und ihrer Mutter daran zerbricht. Als die Nachbarinnen sie als „verwahrlost“ melden, werden sie von der Fürsorge abgeholt und in Pflegefamilien gebracht.
Während Marie, die ruhigere und besonnenere der Schwestern, die Lage recht schnell akzeptiert und mit ihrer Pflegefamilie ein gutes Los gezogen zu haben scheint, versucht Lena, als die Ungestümere der Schwestern, noch lange aus der ungewollten Situation zu entkommen. Schließlich muss aber auch sie einsehen, dass es zunächst kein Entkommen aus der Pflegefamilie gibt. Beide Mädchen beginnen schließlich, ihr Schicksal zu akzeptieren und fügen sich in ihr neues Leben ein. Was bleibt, ist die Hoffnung auf ein Wiedersehen in naher oder ferner Zukunft.
Anna Volkmann erfährt mit 35 Jahren, dass sie ein Adoptivkind ist. Diese Nachricht wirft sie sehr aus der Bahn und sie beginnt nicht nur ihre leibliche Mutter zu suchen, sondern auch damit, ihr bisheriges Leben vollständig in Frage zu stellen. Wer ist sie wirklich? Was wäre gewesen, wenn sie als Regula, wie sie in ihrer Geburtsurkunde heißt, aufgewachsen wäre, nicht als Anna? Die Suche führt Anna schließlich in die Vergangenheit und macht sie auf ein Thema aufmerksam, auf das sie bisher nie geachtet hatte: Verdingkinder.
Dieses Thema ist auch das Hauptthema des Romans. Für mich war es völlig unbekannt und daher wohl noch erschreckender, denn ich hätte mir niemals vorstellen können, das noch in den 70er-Jahren Waisen- und Pflegekinder auf grausamste Art durch den Staat an Pflegefamilien vermittelt wurden und dort ebenfalls Misshandlungen, Ausnutzungen und Willkür ausgesetzt waren. Für mich scheint dies ein Thema zu sein, dass aufgearbeitet und publik gemacht werden sollte. Das erzeugte Leid sollte so gut wie möglich aufgefangen und, so weit möglich, ausgeglichen werden. Mich hat es sehr betroffen gemacht, aber auch dazu gebracht, dankbar zu sein, dass ich heute aufwachse. Mit einer geborgenen Kindheit und einer Familie, die sich immer um mich gekümmert hat. In einem Staat, der sich auch um Waisenkinder würdevoll kümmert und ihnen eine Schuldbildung ermöglicht. Ich hatte bisher von diesem Thema noch nie gehört und fand es sehr interessant, davon zu lesen. Hinzukommt, dass die Autorin das Thema ausführlich recherchiert hat und im Nachwort deutlich wird, dass einige der dargestellten Figuren, Personen aus dem realen Leben entsprechen oder zumindest nachempfunden sind.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.06.2019
Colgan, Jenny

Hochzeit in der kleinen Sommerküche am Meer / Floras Küche Bd.2


sehr gut

Niedliche Sommerlektüre

„Hochzeit in der kleinen Sommerküche am Meer“ ist der zweite Band der „Floras Küche“ Trilogie von Jenny Colgan. Er erscheint am 04. Juni 2019 als Taschenbuch im Piper Verlag.
Flora MacKenzie hat sich mittlerweile auf ihrer Heimatinsel Mure eine kleine Sommerküche aufgebaut, die sich zu einem beliebten Treffpunkt des Ortes gemausert hat. Die Versorgung der Inselbewohner und Touristen ist Floras Lebensmittelpunkt, wobei sich auch ihr ehemaliger Chef Joel mehr und mehr in den Vordergrund drängt. Mittlerweile ist er nämlich nicht mehr Floras Chef, sondern ihr Freund, wodurch sich andere Probleme auftun, den Joel ist verschlossen und lässt Flora nur selten an sich heran. Dazu ist er beruflich auch noch viel unterwegs, sodass Flora Zweifel an der gemeinsamen Zukunft bekommt und erst einiges geschehen muss, bevor auch Joel erkennt, dass er kurz davor steht, Flora wieder zu verlieren. Wird er sie halten können?

Jenny Colgan schreibt mit „Hochzeit in der kleinen Sommerküche am Meer“ einen niedlichen und insgesamt gut zu lesenden Roman.
Die Protagonistin Flora wird dem Leser dabei schnell sehr sympathisch.
Gedanken, Gefühle und Handlungen der Figuren sind durch den allwissenden Erzähler, welcher in Form der Autorin selbst auftritt, zu jeder Zeit eindrucksvoll und ausführlich beschrieben, Kommentare und Erklärungen werden nur an wenigen Stellen angebracht. Insgesamt agiert der allwissende Erzähler in seiner Rolle nur selten als „allwissend“ und berichtet meistens aus der Perspektive einer der Romanfiguren.
Auch die Nebenfiguren spielen in dem Roman eine große Rolle. So ist die Beziehung von Floras Bruder Fintan das genaue Gegenteil zu der Beziehung Floras. Dieser schwebt mit seinem Verlobten Colton nämlich auf Wolke 7 und ist dadurch im täglichen Umgang manchmal nur schwer zu ertragen, wobei man den Verliebten die ungewöhnliche Liebe von Herzen gönnt. Diese Verliebtheit stellt Jenny Colgan auf eine charmante und amüsante Art dar, sodass ich einige Male dachte, Fintan und Colton würden vor mir stehen und ich könnte sie beobachten.
Durch die Liebe der beiden Männer zueinander bindet die Autorin ein wichtiges Thema mit in den Roman hinein und zeigt, wie die Homosexualität in der Gesellschaft akzeptiert werden kann. Denn obwohl Mure eine so kleine Insel ist, freuen sich alle aufrichtig für das schwule Pärchen.
Ebenso verhält es sich mit dem Arzt der Insel, Saif. Dieser ist Flüchtling aus Damaskus und als er seine Kinder endlich nachholen kann, steht die gesamte Bevölkerung der Insel mit offenen Armen hinter ihm, um ihn zu unterstützen.
Durch diese Themen wird der als Liebesroman wirkende Roman zu einem Liebesroman mit deutlich tiefgreifenderen Aspekten, welches mit wirklich gut gefallen hat.
Insgesamt sind es aber viele Nebenhandlungen, die Flora und Joel als Hauptfiguren in den Schatten stellen und man sich als Leser fragt, um wen es eigentlich letztendlich geht. Die Geschichten der Inselbewohner sind zwar interessant, hätten aber durchaus auch eine kleine Rolle spielen können, da man eigentlich etwas anderes erwartet.
Mein Fazit: „Hochzeit in der kleinen Sommerküche am Meer“ ist ein niedlicher Roman für leichte und lockere Unterhaltung. Die Autorin hat einen schönen Schreibstil und die Geschichte lässt sich problemlos in einem Zug lesen. Leider fehlte mir Band 1 der Reihe, sodass ich insgesamt das Gefühl hatte, nicht die komplette Geschichte verstehen zu können. Möglicherweise liegt es daran, dass der Roman mich nicht völlig greifen konnte, vielleicht hätte er mich aber auch so nicht vollständig von den Füßen gerissen. Ich vergebe 4 von 5 Sternen
Und empfehle den Roman Leser*innen, die eine unterhaltsame, nicht allzu anspruchsvolle Sommerlektüre suchen!

Bewertung vom 31.05.2019
Leciejewski, Barbara

Solange sie tanzen


ausgezeichnet

Barbara Leciejewski schreibt mit „Solange sie tanzen“ einen ungewöhnlichen Liebesroman. Ada Friedberg ist mittlerweile über 80 und hat ihr Leben stets so gelebt, wie sie es wollte. Ihr Motto dabei war: „[…] wenn man immer von Vernunft gebremst wird, verpasst man etwas im Leben.“ Mit Anfang 20 lernte sie ihren Mann Hans kennen, entgegen dem Willen der Eltern, heirateten die beiden und führten ein gemeinsames Leben, dass meistens dem Bild entsprach, das sich beide für sich gewünscht hatten. Natürlich gibt es in einer Ehe gute und schlechte Zeiten und auch bei Ada und Hans kehrte irgendwann ein eher ungeliebter Alltag ein, in welchem das Miteinander manchmal auf der Strecke blieb. Trotzdem blieben die Liebe und die Zuneigung zwischen den beiden stets bestehen und nun, da Hans nicht mehr lebt, blickt Ada sehnsuchtsvoll auf die gemeinsamen Momente zurück…
Diese Momente sind jene, an die sie sich genau erinnern kann. Glückliche Momente der Vergangenheit, der Jugend, der Zeit als Eltern, der Zeit als Großeltern. Nur die gerade geschehenen Momente scheinen mehr und mehr zu verblassen, die Tage verschwimmen und nur ihr Boxer Hemingway gibt dem Alltag von Ada Struktur.
Im Verlauf der Geschichte nimmt Adas Verwirrtheit zu und aus der offensichtlich gut im Alltag zurechtkommenden Dame wird eine eher zerstreute Frau, die Hilfe benötigt. Die Autorin schafft es mit einem bewegenden Schreibstil, dem Leser den gesundheitlichen Verfall der Dame nahe zu bringen und ihre eigene Angst vor dem Vergessen zu vermitteln. Der Roman berührt sehr und ist wirklich ergreifend.
Ada ist eine liebenswerte und sympathische alte Dame, gleichzeitig war sie immer eine starke und selbstbewusste Frau. Sie hat eine große Lebensweisheit und ist auch im Alter nicht verbittert, sondern sehr offengeblieben. Der Leser begleitet Ada ein Stück ihres Lebenswegs und erfährt durch Rückblicke und Erzählungen aus Adas Perspektive, wie ihr Leben bis zu diesem Punkt verlief. Hierbei wird deutlich, mit welcher Intensität Ada das Leben liebt und wie sehr sie ihren Hans geliebt hat. „In guten wie in schlechten Zeiten“ traf auf diese Beziehung eindeutig zu und es war wunderschön zu lesen, wie eine so lange Beziehung immer so harmonisch und liebevoll bleiben kann.
Auch die Nebenfiguren sind liebevoll beschrieben und authentisch dargestellt, sodass sie einem direkt sympathisch oder eben unsympathisch sind. Eine Hausgemeinschaft wie die in Adas Wohngebäude ist eigentlich sehr wünschenswert. Eine solche Hilfe und Unterstützung wünscht sich eigentlich jeder in unser doch anonymen Zeit…
Die Idee des Buches ist durchaus originell. Der Leser liest nicht nur davon, wie Hans und Ada sich kennenlernen und verlieben, sondern beginnt am Ende der Beziehung und erhält so eine völlig andere Sicht als in anderen Liebesromanen. Er reflektiert das Leben von Ada und zeigt auf, dass man sein Leben so gestalten sollte, wie man es sich selber wünscht, nicht so, wie andere es sich wünschen. Der Titel des Buches ist großartig gewählt und wird ebenso gut aufgeriffen. Das Tanzen hat in Adas Leben immer eine große Rolle gespielt, sie und Hans haben viel miteinander getanzt. Das junge Paar in dem alten Haus erinnert Ada an diese Zeit und gibt ihr eine innere Ruhe, die ihr manchmal fehlt, wenn die Gedanken kreisen. „Solange sie tanzen“ ist demnach alles in Ordnung.

Mein Fazit: Ein Frauenroman mit einer tollen Idee und gewaltigen Umsetzung. Ein etwas anderer Liebesroman, der nicht unbedingt die Leserinnen in meinem Alter anspricht, sondern vielleicht eher an etwas ältere Leserinnen gerichtet ist. Er zeigt viel Herz und Gefühl und auch mich hat er dazu gebracht über das nachzudenken, was man eigentlich im Leben erreichen möchte und auf welche Zeit ich wohl in 50 Jahren gerne zurückblicke… Mehr als einmal musste ich schlucken und über das gelesene nachdenken.
Ich vergebe 5 von 5 Sternen für einen zu Herzen gehenden Roman!

Bewertung vom 27.05.2019
Fields, Ella

Suddenly Forbidden / Gray Springs University Bd.1


sehr gut

Emotional, dramatisch, ehrlich

„Suddenly forbidden“ ist ein New Age Roman von Ella Field. Er erschien im Mai 2019 im Forever Verlag und ist der Auftakt der „Gray Springs University“-Trilogie.
Daisy hat das, was sich jeder Teenager wünscht: Einen besten Freund, der sie schon ihr gesamtes Leben lang begleitet und für den sie nun, als Jugendliche, mehr als nur „eine“ Freundin ist. Er ist ihre erste Liebe und die Verbindung zwischen ihnen scheint einzigartig. Doch der plötzliche Umzug Daisys zerstört alles, was Quinn und sie sich aufgebaut hatten. Getrennt durch mehrere Flugstunden, zerbrechen Freundschaft und Liebe, doch Daisy gibt nicht auf und hält an dem gemeinsamen Versprechen fest: „Wir treffen uns auf dem Gray Springs College“. Dort angekommen trifft sie dann allerdings die grausame Wahrheit. Während sie auf Quinn gewartet hat und ihre Gefühle für ihn noch so sind, wie vor zwei Jahren, hat er Daisy scheinbar vergessen und hat eine neue Freundin. Alexis. Daisys ehemalige beste Freundin. Wird Daisy über den Schock, die Trauer und den Verlust von Quinn hinwegkommen? Für ihn kämpfen wird sie nicht, denn er ist vergeben und damit „suddenly forbidden“, doch ihr Herz kann ihn nicht vergessen…!

Ella Fields schreibt mit „Suddenly forbidden“ einen berührenden und ehrlichen New Age oder Coming of Age-Roman. Sie thematisiert die erste große Liebe, die wohl jeder kennt. Sie beschreibt, wie nahe sie einem gehen kann und wie sehr man auf einem in jungen Jahren gegebenen Versprechen bauen kann. Sie beschreibt aber auch, wie die Distanz und das Schweigen Freundschaften und Gefühle zerbrechen kann.
Die Beziehung zwischen Daisy und Quinn scheint einmalig. Schon als Kinder sind sie unzertrennbar und aus der innigen Freundschaft wird plötzlich Liebe. Eine Liebe, die tiefer zu gehen scheint und die auf einer anderen Ebene stattzufinden scheint, als andere Beziehungen. Trotzdem ist sie dem Umzug von Daisy nicht gewachsen und zerbricht. Die Trennung wirft sowohl Quinn als auch Daisy vollständig aus der Bahn und nur mühsam können sie zurück in den Alltag finden. Das Wiedersehen im College wirft dann die alten Gefühle wieder an die Oberfläche und für Daisy ist die Nachricht, dass Quinn und Alexis nun ein Paar sind, ein regelrechter Verrat, der eigentlich niemals wiedergutgemacht werden kann. Schon gar nicht, nachdem Quinn zugibt, Alexis zu lieben…
Die Handlung ist in einem flüssigen Schreibstil beschrieben, die Perspektive wechselt zwischen der Ich-Perspektive von Quinn und von Daisy und springt zwischen Gegenwart und Jugend- / Kinderalter der beiden. Durch diese Perspektivwechsel bekommt man Eindrücke von der Handlung, die durch eine einzige Perspektive nicht oder nur schwer darstellbar wären. Ella Fields verleiht der Geschichte daher durch den Perspektivwechsel mehr Tiefgang und Dynamik, wobei der Wechsel für mich an manchen Stellen zu Verwirrung führte, da ich in der Regel irgendwie davon ausging, dass Daisy „ich“ ist und ich manchmal durcheinanderkam.
Die Autorin wirft in ihrem Roman große Gefühle auf und beschäftigt sich mit der Frage, ob es „die eine“ Liebe geben kann, oder ob man auch mehrere Personen auf verschiedene Weise lieben kann. Die Handlung ist zu keiner Zeit langweilig oder langatmig und war für mich auch nicht eindeutig vorhersehbar. Bis zum Ende war mir nicht klar, ob es für Daisy ein Happy End geben würde oder nicht.
Der Titel des Buches ist großartig gewählt. Quinn, der für Daisy immer derjenige war, durch den sie „vollständig“ war, hat sich eine andere Partnerin gesucht und scheint nun urplötzlich unerreichbar – „suddenly forbidden“.
Mein Fazit: Ein New Age-Liebesroman ohne viele Schnörkel, aber mit viel Gefühl und großen Emotionen. Ich habe „Suddenly forbidden“ sehr gerne gelesen und bin gespannt auf die nächsten Bände der Reihe! Ich vergebe 4,5 von 5 Sternen für einen schönen, geradlinigen Coming-of-Age Roman, der mir Spaß gemacht hat. Er hat mich dabei allerdings nicht so vom Hocker gehauen wie andere Bücher die