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Glüxklaus
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Franken

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Insgesamt 629 Bewertungen
Bewertung vom 14.04.2022
Läckberg, Camilla;Fexeus, Henrik

Schwarzlicht / Dabiri Walder Bd.1


sehr gut

Gelungener, spannender Reihenauftakt mit interessantem Ermittlerteam

„Wenn sie bei AA eins gelernt hatte, dann, dass das Leben aus ein paar Schritten in die richtige Richtung und einem stolpernden Schritt zurück bestand. Wer etwas anderes glaubte, wurde nur enttäuscht. Sie waren Menschen und daher machten sie Fehler.“

Ein brutaler, außergewöhnlicher Mord beschäftigt die Stockholmer Kriminalkommissarin Mina Dabiri und ihre Kollegen. In einer Kiste wurde eine tote Frau aufgefunden, von Schwertern durchbohrt. Das Ganze erinnert an einen misslungenen Zaubertrick, daher bezieht Mina den Magier und Mentalisten Vincent Walder in die Ermittlungen mit ein. Anfangs gestaltet sich die Zusammenarbeit Vincents mit der Polizei noch ungewohnt und holprig. Als ein zweiter Mord geschieht, kommt es auf jede Minute an. Fieberhaft arbeitet Vincent daran, den Code, der im Zusammenhang mit den Opfern bekannt wird, zu entschlüsseln. Ob der Mörder gefasst wird?

Camilla Läckberg und Henrik Fexeus erzählen klar, flüssig und gut verständlich. Sie schildern die aktuellen Ereignisse aus der Sichtweise von Vincent, Mina und anderen Beteiligten, stellen aber auch in Rückblenden Ereignisse dar, die für das Verständnis der Handlung wichtig sind. Die Abschnitte mit den Rückblenden hätten für mich optisch noch etwas deutlicher abgesetzt werden können.
Das Cover - ein Nagel, gelber, gespannter Faden vor schwarzem Hintergrund- ist schlicht, aber wirkungsvoll. Es gibt Rätsel auf, macht neugierig.

Mina und Vincent sind ein Ermittlerduo mit ganz eigener Dynamik. Mina hat Probleme mit der körperlichen Nähe zu anderen Menschen, sie fürchtet sich vor nichts mehr als vor Keimen. Daher stellen sie viele Situationen im Alltag immer wieder vor besondere Herausforderungen. Auch Vincent ist im Umgang mit anderen nicht versiert, so ist beispielsweise die Beziehung zu seiner Frau extrem konfliktbehaftet und von Missverständnissen geprägt. Als Mentalist ist Vincent in der Lage aus wenigen, kleinen Hinweisen erstaunliche Informationen zu schließen. Diese Fähigkeit prädestiniert ihn geradezu für die Polizeiarbeit.
Dass die Figuren über Ecken und Kanten verfügen, nicht glatt sind, Schwächen, Tiefen und Geheimnisse, ja mitunter sogar Leichen im Keller verborgen haben, gestaltet die Figurenkonstellation recht interessant und reizvoll. Auch wenn es innerhalb des Ermittlerteams Animositäten zu geben scheint - vor allem Ruben feindet Vincent im Speziellen und Frauen im Allgemeinen wiederholt an und lässt dabei Respekt vermissen - halten und arbeiten die Kollegen gut zusammen, unterstützen sich gegenseitig und springen ein, wenn Hilfe nötig ist.

Als großer Fan der Fjällbacka-Reihe von Camilla Läckberg habe ich lange auf einen neuen packenden Roman der Autorin gewartet. Hier ist er. Der Kriminalfall ist raffiniert, aber logisch und gut nachvollziehbar konstruiert. Gerade zum Ende hin entwickelt sich die Handlung extrem spannend, es wird atemberaubend dramatisch. Der Anfangs- und Mittelteil hätte stellenweise durchaus etwas straffer erzählt werden können, dennoch hat mich der Roman über die meiste Zeit gut unterhalten. Zwar wirken Minas Keimphobie und Vincents Unfähigkeit im Umgang mit anderen gerade anfangs etwas befremdlich, aber im Großen und Ganzen haben mich die Figuren überzeugt. Hier agieren Menschen mit Schwächen und Fehlern, keine Maschinen. Die involvierten Charaktere machen die Geschichte authentisch und greifbar. Die Zusammenarbeit und die Beziehung zwischen diesen komplizierten Charakteren bergen großes Potential.
Für mich ist der Auftakt der Trilogie definitiv gelungen. Ich bin neugierig, was dieses vielversprechende Team noch zu bieten hat. Für alle Fans gutgemachter skandinavischer Krimis ein empfehlenswerter Roman.

Bewertung vom 11.04.2022
Städing, Sabine

Auf plüschigen Sohlen / Die Stoffis Bd.1


ausgezeichnet

Buntes, sehr ansprechend gestaltetes Vorleseabenteuer mit flauschigen Helden

Die Plüschtiere Kater und Einhorn finden sich plötzlich in einem Pappkarton am Straßenrand wieder, von ihrem früheren Eigentümer zum Verschenken freigegeben. Anstatt auf neue Besitzer zu warten, nehmen die beiden ihr Schicksal lieber selbst in die Hand, zumal sie Angst haben, von der Müllabfuhr mitgenommen zu werden. Also begeben die Zwei sich auf eine abenteuerliche Reise zu einem neuen Zuhause. Lange allein bleiben die beiden nicht. Bald schon gesellen sich weitere Reisegefährten zu ihnen. Ob sich ihr gemeinsamer Traum vom neuen Heim erfüllen wird?

Autorin Sabine Städing erzählt kindgemäß, anschaulich und abwechslungsreich. Dass sie dabei fast schon vergessene Ausdrücke wie „Donnerlüttchen“ oder „Stück mal ein Rück!“ verwendet, gefällt mir und meinen Mitlesen gut. Nadine Reitz bunte, drollige und liebevoll gestaltete Bilder passen perfekt zur Geschichte, sie machen neugierig und werden von den Kindern garantiert immer wieder gerne angeschaut.
Die Schrift ist angenehm groß gedruckt. Das Buch ist in fünfzehn übersichtliche Kapitel eingeteilt. Zum Buch gehört ein Stickerbogen mit den Bildern der sechs Helden. Auf der ersten Doppelseite finden sich Kreise, versehen mit den Zahlen von 1 bis 15. Für jedes beendete Kapitel dürfen die Zuhörer einen Sticker auf den entsprechend nummerierten Kreis kleben. Das motiviert und macht den Kindern großen Spaß, da sie selbst aktiv werden können.
Die Geschichte eignet sich zum Vorlesen für Mädchen und Jungen ab fünf Jahren.

Eine ziemlich bunte Truppe sind die Stoffis zweifelsohne. Einhorn Sunny Wunderfell ist manchmal etwas sehr von sich eingenommen, Kater Minnie hält Vorsicht für besser als Nachsicht, Hund Helmut wirkt auf den ersten Blick etwas brummig, ist aber ziemlich gutmütig, Seestern Sternchen ist ganz schön beharrlich, Schildkröte Melusine muss sich an die große, weite Welt erst noch gewöhnen und Teddy Rumpel sieht gefährlicher aus, als er ist. Im Laufe des Buchs werden die sechs unterschiedlichen Tiere richtig dicke Freunde und stehen füreinander ein. Jedes Kind wird hier sicherlich seinen Lieblingscharakter finden.

Vom Straßenrand, auf den Parkplatz, in den Spielzeugladen, in den Müllcontainer, mit dem Bus hinaus aufs Land. Ganz schön spannend, manchmal lustig und oft ziemlich turbulent, was die Stofftierhelden alles erleben. Die gemeinsamen Erfahrungen schweißen sie zusammen. Die Handlung zeigt anschaulich, wie weit man mit Freundschaft und gegenseitiger Unterstützung kommt. Mit diesen niedlichen, flauschigen Gesellen muss man einfach mitfiebern. Dass die Geschichte zeitlos ist -heute wie auch vor dreißig Jahren spielen könnte- macht neben den einnehmenden Figuren ihren speziellen Reiz aus. Sie verströmt einen nostalgischen, besonderen Charme beim Vorlesen, trotz aller Aufregung und Gefahren wird eine heimelige, gemütliche Atmosphäre geschaffen.
Ein buntes Vorlesebuch mit gelungenen Bildern für alle, die packende, phantasievolle Geschichten und Kuscheltiere mögen. Auch zum Vorlesen im Kindergarten prima geeignet.

Bewertung vom 08.04.2022

Wieso? Weshalb? Warum? junior AKTIV: Unsere Natur


sehr gut

Motivierend gestalteter, lehrreicher Mitmachblock mit vielen abwechslungsreichen Anregungen

In der Natur gibt es so viel zu sehen und zu lernen. Der Mitmachblock „Unsere Natur“ bietet Kindern zahlreiche verschiedene Möglichkeiten, sich mit der Umwelt auseinanderzusetzen. Mit Stift, Schere und Kleber entdecken Kinder hier die Natur. Zu jedem Thema (zum Beispiel Tiere wie Eichhörnchen oder Füchse, aber auch Pflanzen wie Bäume oder Erdbeeren) finden sich anfangs kurze Texte mit Sachinformationen, anschließend dürfen die Kinder passend zum Thema selbst aktiv werden. Da gibt es Ausmalbilder, Labyrinthe, Schattenrätsel, Aufgaben zum Verbinden und Einkreisen, Punkterätsel, aber auch Ausschneideaufgaben.
Warum quaken Frösche? Warum können Eichhörnchen gut klettern? Wie schwimmen Biber? Diese Fragen werden in knappen, kindgerechten Sätzen einfach verständlich beantwortet. Das Thema Natur ist hier recht breit gefasst, es behandelt heimische Tiere und Pflanzen genauso wie Meeresbewohner.
Der Block richtet sich an Kinder ab zwei bis vier Jahren. Gerade die Ausschneideaufgaben werden einige jüngere Kinder sicher noch überfordern. Hier müssen Erwachsene bestimmt unterstützend eingreifen.

Sachwissen und Selbermachen werden in diesem Block prima miteinander verbunden. Dass die Rätsel so vielfältig, abwechslungsreich und motivierend gestaltet sind, finde ich sehr gelungen. Die Arbeitsaufträge sind klar zu erkennen, viele davon können sich Kindern bestimmt auf Anhieb ohne zusätzliche Erklärungen selbst erschließen.
Dass sich auch Rätsel zum Thema Meer und Strand im Buch finden, empfinde ich dagegen nicht unbedingt als nötig. Übersichtlicher wäre es, wenn sich der Block nur auf den Wald oder die heimische Natur beziehen würde. Das Thema Meer ist so umfangreich, das ließe sich auch in einem eigenen Band behandeln.
Die Bindung riss leider sofort und alle Blätter waren dann lose, das ist ein Nachteil. Gerade wenn man den Block mitnehmen möchte, wäre es besser, die Bindung wäre etwas stärker und haltbarer.
Dennoch ein motivierender, abwechslungsreich gestalteter, lehrreicher Mitmachblock, der zahlreiche Beschäftigungsmöglichkeiten bietet und Kinder fordert und fördert.

Bewertung vom 07.04.2022
Kelly, Erin Entrada

Die Nelsons greifen nach den Sternen


sehr gut

Von der komplizierten Galaxie der Familie, von Enttäuschungen und neuen Hoffnungen

Im Januar 1986 soll das Space-Shuttle Challenger ins All fliegen. Lehrerin Ms. Salonga bereitet ihre Schüler auf besondere Weise auf das Großereignis vor. Sie sollen sich vorstellen, selbst Teil der Besatzung zu sein und in Gruppen entsprechende Aufträge zum Thema erledigen. Die drei Geschwister die Zwillinge Bird und Fitch und ihr älterer Bruder Cash besuchen alle die siebte Klasse, nehmen an Ms. Salongas Projekt teil. Während Bird, die sich sehr für Technik interessiert, Feuer und Flamme für das Thema ist, plagen ihre Brüder ganz andere Sorgen…

Autorin Erin Entrada Kelly erzählt klar und flüssig, abwechselnd aus der Sicht der drei Geschwister, meist in der dritten Person Vergangenheit. Der Schreibstil ist schön zu lesen, lebendig und ausdrucksstark, immer wieder greift die Autorin Bilder aus dem Thema Weltraum auf. Nach den Abschnitten, in denen Bird zu Wort kommt, sind manchmal ein paar von Birds Skizzen abgedruckt, zum Beispiel ihre Darstellung eines Videorekorders, eines Röntgengeräts, der Challenger aber auch ihr Versuch, die Familienkonstellation der Familie Thomas abzubilden.
Das Buch richtet sich an Kinder und Jugendliche ab elf Jahren, aber ist auch für Erwachsene durchaus lesenswert.

Die Familie Nelson-Thomas ist keine Vorzeigefamilie, es mangelt ihr an echtem familiärem Zusammenhalt. Bird ist die Kluge unter den Geschwister, interessiert sich für Technik und Maschinen, malt gerne Skizzen von technischen Geräten und träumt davon die erste Shuttle-Kommandatin in der Geschichte der NASA zu werden. Bird ist der Ruhepol der Familie, wirkt ausgeglichen. Sie fühlt sich allerdings im Kreise ihrer Familie oft verloren und allein. Das Mädchen leidet darunter, dass seine Eltern oft streiten und in der Familie wenig gemeinsam unternommen wird. Als Bird eine andere Familie besucht, kommt ihr die eigenen Familie wie ein Parallalleluniversum vor. Sie sehnt sich nach Trost, Übereinkunft und Gemeinschaft.
Birds Zwillingsbruder Fitch verbringt seine Freizeit in der Spielhalle. Beim Zocken ist er sehr geschickt, im Umgang mit anderen eher weniger. Seine Wut hat er oft nicht unter Kontrolle, reagiert dann impulsiv und flippt aus.
Cash bringt in der Schule schlechte Leistungen, er musste bereits die siebte Klasse wiederholen. Seine Karriere im Basketballteam scheitert ebenfalls. Cash versteckt seine wahren Gefühle, nicht gut genug zu sein, hinter gespielter Lässigkeit.
Drei völlig verschiedene Geschwister haben wenig gemein, befinden sich auf eigenen Umlaufbahnen. Die Leser werden sich mit den unterschiedlichen Figuren unterschiedlich gut identifizieren können.

Die Geschichte beschreibt eine Familie aus Individualisten, in der Gemeinschaft keine große Rolle spielt. Nicht zuletzt das Unglück um den Start der Challenger macht deutlich, dass das Leben immer wieder für Enttäuschungen sorgt. Doch gerade diese Katastrophe scheint in der „kaputten“ Familie etwas zu bewegen. Über weite Strecken wirkt die Geschichte ziemlich beklemmend. Alle Geschwister haben ihr Päckchen zu tragen, Fitch und Cash haben Probleme, Bird hält sich mit Träumen über Wasser, doch ihre Träume werden jäh zerstört. Birds Absturz lässt die Familie näher aneinanderrücken. Nicht von jetzt auf gleich, aber der erste Schritt dazu ist getan. Am Ende deutet sich für jedes Problem der Kinder eine Lösung an.
„Die Nelsons greifen nach den Sternen“ ist ein mitunter ziemlich deprimierendes Buch, aber auch eines, das zeigt, dass das Leben auch nach den größten Katastrophen und Verlusten weitergeht. Eines mit vielen kleinen Wahrheiten über die herausfordernden, komplexen Galaxien des Weltalls, des Lebens und der Familie. Eines das durchaus auch Mut macht: „Wir können uns nicht auf das beschränken, was leicht geht, sonst würden wir nie etwas entdecken.“ Auch wenn wir alle nur kleine Sandkörnchen sind, können wir mit kleinen Gesten und Taten etwas bewirken. Ms Salonga drückt es so aus: „

Bewertung vom 05.04.2022
Pfeiffer, Boris

Das Riff der anderen / Survivors Bd.2


sehr gut

Die gefährliche, aufregende Reise geht weiter - spannende Fortsetzung des Meeresabenteuers

„Mit der Idee im Kopf wird der Weg das Ziel.“

Nachdem ihr eigenes Riff gestorben ist, suchen Zacky und der restliche Schwarm immer noch nach einer neuen Heimat. Wenn sich nicht bald eine Lösung findet, werden die Polypen in Scirs Auge nicht überleben. In der Tiefe des Meeres treffen sie auf Fuhaar, einen besonderen Fisch, der eine schwer verständliche Sprache spricht. Er ist nicht die einzige neue Bekanntschaft. Mit Fuhaar im Schlepptau erreichen die Survivors ein Riff, das laut den Bewohnern ausreichend Platz und Futter für alle Fische bietet. Sind die Freunde endlich am Ziel angelangt?

Autor Boris Pfeiffer erzählt kindgemäß, bildhaft, lebendig und klar in der ersten Vergangenheit. Eine Besonderheit der Sprache sind die aussagekräftigen Wortschöpfung, Dondon fühlt sich beispielsweise „lichtengelig“. Die Lieder der einzelnen Fische mögen anfangs ein wenig kryptisch wirken, gestalten die Geschichte aber durchaus abwechslungsreich.
Die Schrift ist normal groß gedruckt, der Zeilenabstand etwas weiter als gewöhnlich, daher lässt sich der Text recht angenehm lesen. Die Geschichte wird durch interessante, detaillierte Schwarzweißbilder aufgelockert, auf denen die Survivors in Aktion zu sehen sind. Die Kapitelzahlen am Anfang sind jeweils mit kleinen Meeresmotiven verziert.
Das Buch richtet sich an Kinder ab neun, zehn Jahren.

Ein bunter Schwarm an vielfältigen Charakteren führt durch die Geschichte. Da sind unter anderem Zacky mit den zwei verschiedenen Seiten, seine einäugige, mutige Freundin Scir, die die Verantwortung für die Polypen in ihrem Auge trägt, Hai Heuler, der permanent jammernd gegen seine Natur kämpft oder der Tiefseeriese Dondon, der wie ein Philosoph den Lichtengel in sich sucht. Diesmal wird der Schwarm durch den Mondfischsänger Fuhaar erweitert, der zunächst sehr seltsam und verwirrt scheint, aber durchaus sehr klare und hilfreiche Gedanken hat.
Da sehr viele Charaktere vorkommen, war es nicht immer einfach, die Figuren und ihre Rollen einzuordnen. Angesichts der großen Zahl an Figuren würde ich mir eine Aufstellung aller Mitwirkenden am Anfang wünschen.

Was für eine dramatische, gefährliche und spannende Reise! Zacky und seine Freunde erleben ein Abenteuer, das seinesgleichen sucht. Sie tauchen in die unbekannte Tiefe, nehmen ein Waltaxi, müssen erkennen, dass nicht alles ist, wie es scheint und erleben hautnah, was Menschen mit ihrem Handeln anrichten. Die Reihe macht aufmerksam auf das übermächtige Problem des Meeressterbens und der Rolle der Menschen dabei. Doch immer wieder blitzen auch kleine Hoffnungsschimmer auf. Beispiellos und absolut bemerkenswert, wie die Figuren nicht aufgeben und ums Überleben kämpfen. Ich bin mittlerweile von dem ungewöhnlichen Schwarm extrem beeindruckt, möchte gerne dabei sein, wenn die Truppe hoffentlich irgendwann ihr Ziel erreicht. Für mich dank des intensiveren Bezugs zu den Figuren noch besser, lebendiger, mitreißender als der erste Band, den man allerdings besser gelesen haben sollte, um die Handlung komplett erfassen zu können. Eine Reihe für Leser mit starken Nerven, die sich für Natur und Tiere interessieren.

Bewertung vom 03.04.2022
Orths, Markus

Baddabamba und die Insel der Zeit / Baddabamba Bd.1


ausgezeichnet

Außergewöhnliches Abenteuer mit viel Phantasie und ganz einzigartigen Figuren

„Die Zeit ist eine Frucht. Sie wird eines Tages reifen.“

Paula hat es satt, immer die Kleine zu sein, der nichts zugetraut wird. Als sie sich im Urlaub in Neuseeland das Kite-Board ihres Bruders stibitzt, um es heimlich auszuprobieren, passiert ein großes Unglück. Paula wird vom Wind erfasst und verliert die Kontrolle. Sie strandet auf Chronossos, der Insel der Zeit. Dort lernt sie die außergewöhnliche Oma Carissima, die coole Sau Anna Bella und den klugen Gorilla Baddabamba kennen. Die drei wollen ihr helfen, in ihre Welt zurückzukehren. Dafür ist hartes Training notwendig, denn für die Rückkehr muss sie ins Zentrum der Insel vordringen und auf Chronossos wimmelt es nur so von Gefahren. Ob Paula ihre Familie jemals wiedersehen wird?

Markus Orths erzählt lebendig, bildhaft, kindgemäß und abwechslungsreich. Er beweist immer wieder kreativen Umgang mit der Sprache, so beispielsweise bei der Namensgebung seiner Figuren oder der individuellen Art, wie die einzelnen Charaktere sprechen. Jeden Kapitelanfang ziert eine besondere Vignette. Die Seitenzahlangaben sind stets von der gleichen kleinen Zeichnung eingerahmt. Insgesamt drei doppelseitige Schwarzweißillustrationen stellen bedeutende Szenen der Handlung anschaulich und ausdrucksstark dar und spiegeln die Stimmung der Geschichte perfekt wieder. Auf dem Vorsatzpapier ist die Karte von Chronossos abgedruckt, so kann man sich die Insel und die Wege, die die Freunde gemeinsam zurücklegen, besser vorstellen.
Die Geschichte ist recht umfangreich, sie richtet sich an Kinder ab zehn Jahren.

Paula leidet sehr darunter, so klein zu sein. Andere trauen ihr wenig zu, sie wird häufig unterschätzt. Dabei ist sie aber sehr willensstark und zielstrebig. Was Paula sich vorgenommen hat, geht sie an. Auch wenn es weh tut oder gefährlich wird. Die Erlebnisse auf der Insel lassen Paula regelrecht über sich hinauswachsen. In Paula können sich die Leser sicher gut hineinversetzen.
Baddabamba ist Paula ein besonderer Lehrer. Er hilft dem Mädchen, ihre körperlichen Fähigkeiten und ihre Kraft zu trainieren, lehrt Paula aber auch Geduld und lässt sie an seiner Weisheit teilhaben.
Anna Bella ist ohne Frage die coolste Sau im ganzen Land. Sie macht ihr Ding, lässt sich nicht verbiegen und vermittelt Paula etwas von ihrer besonderen Gelassenheit.
Die originellste Figur des Buchs ist definitiv die Urwald-Oma Carissima, Ballaballissima, Fortissima, Intelligissima, Dormissima Tristissima Circulus von Chronossos, bei der der Name Programm ist. Sie steckt voller unglaublicher Überraschungen.
Auf der Insel bekommt es Paula mit fiesen Hubbanesen, bedrohlichen Spazierstockhaien und einer riesigen Krake zu tun. Ein Potpourri an bunten, außergewöhnlichen Figuren hat Markus Orths da zusammengestellt.

Im ersten Abschnitt geht es vergleichsweise ruhig zu, „Paula lernt das Kämpfen“ und erfährt dabei viel über sich selbst, über wahre Stärke, Freundschaft, Geduld, übers Coolsein, über das Leben, den Lauf der Dinge und die Welt. Der zweite Teil ist ein einziges Abenteuer, viele gefährliche Herausforderungen erwarten Paula, sie reist mit ihren Freunden über die Insel bis zum Uhrzeitsee zum Teufelskraken, muss dabei zeigen, was sie gelernt hat.
Chronossos ist eine einzigartige Insel, auf der sich das Leben alles andere als alltäglich gestaltet. Hier hat Zeit eine besondere Bedeutung. Alles läuft nach eigenen Regeln ab. Da verschwinden schon mal Stunden, Abläufe gehen rückwärts und Menschen verändern sich ständig und bleiben doch gleich - unberechenbar berechenbar.
Markus Orths erzählt eine absolut fesselnde, dramatische, oft atemberaubende Geschichte, der man sich einfach nicht entziehen kann. Er liefert allerhand verrückte Szenen zum Lachen, gibt aber auch viel Stoff zum Nachdenken.
„Baddabamba und die Insel der Zeit“ ist definitiv nicht wie andere Kinderbücher. Es ist ausgesprochen phantasievoll und originell, in Teilen f

Bewertung vom 30.03.2022
Givney, Rachel

Das verschlossene Zimmer


sehr gut

Das mysteriöse Verschwinden einer Mutter - packende Familiengeschichte mit großer Überraschung

„Die Menschen sahen nur das, was sie sehen wollten.“

Im Frühjahr 1939 muss Polen den Einmarsch von Hitlers Armee fürchten, was die Bewohner des Landes sehr verunsichert. Indes plagen die siebzehnjährige Krakauerin Marie ganz andere Sorgen. Sie wächst wohlbehütet bei ihrem Vater dem Arzt Dominik Karski in Krakau auf. Materiell mangelt es Marie an nichts, doch leidet sie sehr darunter, dass sie kaum etwas über ihre Mutter weiß. Also bricht sie heimlich in das stets „verschlossene Zimmer“ in der Wohnung ihres Vaters ein, wo sie Hinweise auf ihre Mutter findet. Daraufhin möchte sie das Geheimnis um ihre Mutter unbedingt lüften und setzt dabei nicht mehr zu stoppende schicksalhafte Ereignisse in Gang…

Autorin Rachel Givney formuliert klar und anschaulich in der dritten Person, ihr individueller Schreibstil lässt sich flüssig und unkompliziert lesen. Die Handlung spielt auf verschiedenen Zeitebenen. Die Leser erfahren von Maries momentaner Situationen und ihren Nachforschungen. Es werden aber auch Ereignisse aus der Vergangenheit geschildert, die zu den aktuellen Entwicklungen geführt haben. Mal nimmt die Verfasserin beim Erzählen die Sichtweise von Marie, mal die ihres Vaters oder die ihrer Mutter ein.

Marie fühlt sich wie „wie ein Feuer, das sich seinen Weg durch den Wald“ brennt. Sie schließt gerade die Schule ab, ist intelligent, wissbegierig und träumt davon, einmal Ärztin werden zu können. Dass sie nichts über ihre Mutter weiß, treibt Marie um, lässt sie nicht los. Mit teilweise fragwürdigen Mitteln versucht sie die Wahrheit über ihre Mutter zu erfahren. Einige ihrer Entscheidungen wirken aus heutiger Sicht etwas naiv und leichtsinnig, aber Marie kann vermutlich die Konsequenzen der politischen Vorgänge noch nicht abschätzen und begibt sich daher unwissentlich in Gefahr.
Dass Dominik Karski vor seiner Tochter offensichtlich etwas verbirgt, lässt ihn etwas dubios wirken. Marie nennt ihn „ein tiefes Wasser“, einen „tausendjähriger See, dessen Oberfläche sich niemals kräuselt(e).“ Im Beruf zeigt er viel Einsatz, Hilfsbereitschaft und Toleranz, seinen neuen Kollegen Johnny stärkt und unterstützt er, obgleich er ihn anfangs nicht besonders leiden kann. Für seine Tochter Marie scheint er hingegen nicht immer so viel Verständnis aufzubringen. Dominik wünscht Marie mehr eine sichere Partie und materielle Absicherung als eine gute Ausbildung.
Und dann ist da ja noch Maries Mutter, deren Verbleib unbekannt ist.
Rachel Givneys Figuren werden den Lesern aufgrund ihrer besonderen Entwicklungen garantiert in Erinnerung bleiben.

Was geschah wirklich mit Maries Mutter? Welches Geheimnis verbirgt Maries Vater? Und wie sieht Maries Zukunft aus?
Politisch stehen Polen sehr schwere Zeiten bevor, die drohende Gefahr des deutschen Einmarsches ist im Roman ganz deutlich zu spüren. Maries Freund Lolek weiß schon vorher: Der Krieg wird „einen Strudel erzeugen, in dem alles möglich ist.“ Ausgerechnet am Vorabend des Krieges hat sich Marie entschieden, das Geheimnis ihrer Mutter aufzuklären. Die Umstände gestalten ihren Plan noch komplizierter.
„Das verschlossene Zimmer“ hat mich durchgehend unterhalten und gepackt. Die Geschichte wartet zum Schluss mit einer erstaunlichen Enthüllung auf, die vielleicht nicht ganz realistisch, aber auf alle Fälle unvorhersehbar und überraschend ist. Auch wenn sie ein paar Unstimmigkeiten enthalten mag, ist die Handlung nachvollziehbar aufgebaut und durch das sukzessive Auflösen der Rätsel raffiniert konstruiert. Dieses Buch, dieses außergewöhnliche Familiengeheimnis, werde ich lange nicht vergessen. Wer ungewöhnliche Familiengeschichten vor historischem Hintergrund mag, dem kann ich diese Geschichte nur empfehlen.

Bewertung vom 30.03.2022
Walder, Vanessa

Die weiße Wölfin / Das geheime Leben der Tiere - Wald Bd.1


ausgezeichnet

Eine starke Geschichte mit tapferer Heldin - sehr mitreißend und bildhaft erzählt

„Ein starker Wolf gewinnt fast jeden Kampf. Ein kluger Wolf kämpft nur den Kampf, den er gewinnen kann. Und ein weiser Wolf kennt den Unterschied.“

Während eines starken Sturms bringt Wölfin Vollmut in der Wurfhöhle vier Welpen zur Welt, völlig überraschend folgt noch ein fünfter Welpe: Fünf, sie ist ziemlich klein, hat aber einen ziemlich großen Traum. Sie möchte eines Tages die beste Jägerin des Rudels und Leitwölfin werden. Gemeinsam mit ihrem Freund dem Raben Raak versucht sie jeden Tag, ihrem Ziel ein Stückchen näher zu kommen. Als sich eine schreckliche Katastrophe ereignet, ändert sich plötzlich alles und Fünf muss eine schwere Entscheidung treffen...

Autorin Vanessa Walder schreibt sehr bildhaft, lebendig und kindgemäß. Schöne Sätze wie „Sie verstanden alle Rufe der Raben und lernten den Wind zu lesen, der immer ein Verräter war. Entweder er verriet den Wölfen, wo ihre Beute war oder der Beute, dass Wölfe in der Nähe waren. Und gerade wenn man dachte, man hätte den Wind ausgetrickst, wechselte er die Richtung.“ entfalten erst beim lauten Vorlesen ihre volle Wirkung. Vanessa Walders besonderer Sinn für Sprache zeigt sich auch in der Namenswahl der Figuren, die z.B. „Wagtes“ oder „Vollmut“ heißen.
Simona Ceccarelli hat zur Geschichte perfekt passende, hübsche, lebensechte Schwarz-Weiß-Bilder gezeichnet, die motivieren und die Phantasie anregen.
Die Schrift ist etwas größer gedruckt, der Zeilenabstand etwas weiter, dadurch ist der Text angenehm zu lesen. Das Buch richtet sich an Kinder ab acht, neun Jahren.

Mit Fünf hat anfangs niemand gerechnet. Aber sie ist eine ganz außergewöhnliche tierische Heldin, die allen wiederholt zeigt, dass man immer mit ihr rechnen muss. Von Beginn an erweist sie sich als große Kämpferin. Sie ist willensstark und durchsetzungsfähig und lässt sich von Rückschlägen nicht entmutigen. Jeden Tag lernt Fünf Neues, die Leser verfolgen ihre erstaunliche Entwicklung hautnah. Der freche Rabe Raak stellt Fünfs „Augen der Lüfte“ dar und wird für sie ein ganz wichtiger Begleiter. Einer, auf den sie sich verlassen kann und der sie mit seinem Wissen und seinen Fähigkeiten unterstützt. Eine sehr ungewöhnliche und wirklich beeindruckende Freundschaft!

Dass ein Buch über eine Wölfin derart mitreißen kann, hätte ich vorher niemals erwartet. Mit jedem Kapitel wächst einem Fünf mehr als Herz. Wir haben beim Lesen mit ihr gefiebert, gehofft, gebangt, getrauert, gelitten, gelacht und geweint. Ihre besondere Geschichte hat uns bewegt. Sie erzählt nicht nur von Wölfen und ihren Regeln, dem Jagen, dem Überleben in der Natur, von Freund- und Feindschaften, von langgehegten Träumen, sondern vor allem vom Leben mit all seinen Höhen und Tiefen, seinen Freuden und den oft grausamen Ungerechtigkeiten. Die Leser nehmen durchgehend die Perspektive eines Tieres ein und bekommen dabei ganz nebenbei und wie selbstverständlich viel Sachwissen vermittelt. Die Regeln der Wölfe mögen anfangs nicht fair erscheinen, werden aber sehr einleuchtend erläutert. Und plötzlich ist es die Wölfin, für die die Leser Partei ergreifen und nicht mehr ihr unschuldiges Opfer. Auch wenn sie Jägerin ist und fürs Überleben andere Tiere töten muss, ist Fünf nämlich eine echt beeindruckende Heldin. „Die weiße Wölfin“ aus der Reihe „Das geheime Leben der Tiere -Wald“ ist eine absolut lesenswerte, packende, zeitlose, authentische und wichtige Geschichte, die aufrüttelt, zum Nachdenken über den Umgang mit der Natur bringt und für uns durchaus das Zeug hat zum Klassiker zu werden.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.03.2022
Thorogood, Robert

Mrs Potts' Mordclub und der tote Nachbar / Mord ist Potts' Hobby Bd.1


sehr gut

Kurzweiliger englischer Krimispaß mit unterhaltsamen Ermittlerinnen

„Der Punkt ist: Wenn man erst weiß, wie man den Hinweis entschlüsselt, dann ergibt er absolut Sinn. Aber bis dahin erscheint er total sinnlos.“

Judith Potts ist 77 Jahre alt und bewohnt im englischen Marlow ein in die Jahre gekommenes Herrenhaus. Als sie eines Tages einen Schuss in der Nachbarschaft hört, ist ihre Neugier geweckt. Kurz darauf findet sie die Leiche ihres Nachbarn Stefan Dunwoody. Weil die Polizei im Dunkeln zu tappen scheint, entschließt sich Judith, den Ermittlern unter die Arme zu greifen und arbeitet selbst auf Hochtouren, um das Verbrechen aufzuklären. Bei ihren Nachforschungen lernt sie die Pfarrersgattin Becks Starling und die Hundesitterin Suzie kennen, die ihr helfen wollen, den Täter zu entlarven. Diese Unterstützung ist auch dringend nötig, denn die Verwicklungen werden immer komplizierter und der nächste Mord wartet schon…

Robert Thorogood erzählt seine Geschichte anschaulich, lebendig und humorvoll in der dritten Person und in der Vergangenheit. Der Autor schildert chronologisch was passiert und begleitet Mrs. Potts und alle an den Ermittlungen beteiligten Personen bei der Aufklärung des Falls.

Ein bisschen exzentrisch ist Protagonistin Judith Potts schon. So nimmt sie sich beispielsweise die Freiheit heraus, völlig nackt in der Themse zu schwimmen. Judith ist es gewohnt, um die Ecke zu denken, erfindet sie doch beruflich knifflige Kreuzworträtsel. Dabei geht sie mit der Zeit -wenn auch ungern- und nutzt dafür ein Tablett. Mrs. Potts ist scharfsinnig und fackelt nicht lange. Sie greift beherzt ein, wenn sie es für notwendig erachtet. Die ältere Frau hat eine Schwäche für Whiskey, Schokolade und natürlich für Verbrechen.
Der Umstand, wie Judith Potts Becks Starling kennenlernt, spricht Bände. Bei ihrem ersten Aufeinandertreffen versteckt sich Becks nämlich in einem Schrank. Die perfekt organisierte Pfarrersgattin ist definitiv nur eine Seite von Becks, sie hat durchaus noch viel mehr zu bieten. Komplettiert wird Mrs. Potts‘ Mordclub durch die bodenständige Hundesitterin Suzie Harris, die über so manches nützliche Insiderwissen verfügt.
Detective Sergeant Tanika Malik, die offiziell für die Aufklärung des Falls zuständig ist, zeigt sich anfangs wenig angetan von den Aktionen der drei Hobby-Detektivinnen, doch schon bald ändert sich ihre Meinung.

Es gibt ihn noch, den guten alten englischen Krimi mit der so typischen Atmosphäre. Im beschaulichen Städtchen Marlow geht es nicht ganz so idyllisch und harmonisch zu, wie der äußere Eindruck erwarten lässt. Zum Glück tritt Mrs. Potts auf den Plan, die mit ihren neuen Freundinnen den Verbrechern den Kampf ansagt. Das tut sie auf herrlich unkonventionelle und höchst amüsante Weise.
Der Plot um den Mordfall ist verständlich und stimmig konstruiert, zwingt die Leser einfach zum Miträtseln. Anfangs entwickelt sich die Geschichte recht gemächlich, zum Ende hin steigert sich das Tempo aber gewaltig und die Spannung ist kaum auszuhalten.
Die schräg-skurrilen Figuren machen „Mrs. Potts‘ Mordclub und der tote Nachbar“ zu einem absoluten Lesevergnügen: die etwas spröde trockene Art so mancher Briten trifft hier auf drollige, liebenswerte Verrücktheit. Bestimmt hätte auch die berühmt-berüchtigte Miss Marple ihre wahre Freude an dieser neuen Krimireihe gehabt.

Bewertung vom 28.03.2022
Maly, Beate

Die Frauen von Schönbrunn / Schönbrunn-Saga Bd.1


sehr gut

Was Tiere und Menschen in schweren Zeiten brauchen - angenehm leicht zu lesender, kurzweiliger Schmöker

„Alle Geschöpfe Gottes haben ein Recht auf ein würdevolles Dasein. Es liegt an uns Menschen, darauf zu achten, dass die Würde nicht verloren geht.“

1914 tritt Emma ihre Stelle als Tierpflegerin im Zoo von Schönbrunn an. Die junge Frau hat ein Herz für Tiere und setzt sich bei ihrer Arbeit engagiert dafür ein, dass es ihren Schützlingen gutgeht. Als der Erste Weltkrieg ausbricht, müssen viele Männer in den Krieg ziehen. Frauen wie Emma übernehmen zwangsläufig mehr Verantwortung. Doch die Ressourcen werden immer knapper, nicht alle Tiere des Tiergartens werden überleben können. Gemeinsam mit Tierarzt Julius gibt Emma alles, um möglichst viele der Tiere zu retten. Auch privat gibt es für Emma große Herausforderungen zu bewältigen: Ihre Schwester Greta ist schwanger, Gretas Mann, der als Soldat im Krieg kämpfte, wird vermisst. Den Schwestern fehlt es an allen Ecken und Enden an Geld…

Autorin Beate Maly schreibt in klaren, gut verständlichen Sätzen. Die Geschichte lässt sich absolut unkompliziert und flüssig lesen. Möglicherweise mag die Sprache nicht hundertprozentig authentisch und für die damalige Zeit passend sein, dafür hatte ich vom ersten Satz an keinerlei Schwierigkeiten, mich in die Handlung hineinzufinden.

Hauptfigur Emma weiß genau, was sie will. Sie träumt davon, einmal Tierärztin zu werden. Emma liebt Tiere über alles. Dass Tiere über eine eigene Persönlichkeit und Verstand verfügen, davon ist Emma überzeugt. Vor allem zu der Orang-Utan-Dame Fanny, entwickelt sie eine besondere Beziehung. Emma ist sich sicher, dass man Tiere fördern kann: „Wir können den Tieren nicht genug zu fressen geben. Aber wir können die Käfige so herrichten, dass sie sich wohlfühlen.“ erklärt sie im Gespräch mit Julius. Nicht nur um die Tiere kümmert sich Emma mit viel Einsatz. Auch Schwester Greta kann sich auf Emma verlassen. Emma hat ein großes Herz. Einer solchen Protagonistin wünscht man natürlich nur das Beste.
Tierarzt Julius wirkt anfangs etwas verloren, seine Erlebnisse im Krieg haben bei ihm tiefe Wunden hinterlassen. Doch langsam beginnt er sich Emma gegenüber zu öffnen.
Für beide steht das Wohl der Tiere an erster Stelle, doch nicht alle Angestellten des Tiergartens haben dasselbe Interesse…

Schwere Zeiten sind die Jahre des Ersten Weltkriegs. Autorin Beate Maly entführt die Leser in das Wien vor über hundert Jahren, erzählt anhand Emmas Geschichte, was die Menschen damals bewegt hat. Männer litten weit weg an der Front, riskierten ihr Leben. Frauen mussten sich zu Hause in völlig neue Rollen einfinden, gewannen dabei vielleicht sogar ein Stück Freiheit, aber dafür mussten sie einen hohen Preis zahlen. Die Menschen kämpften damals auf ganz verschiedene Arten ums Überleben. Die Welt befand sich im Wandel.
Die Hauptfiguren sind keine besonders tiefgründigen Charaktere, die Handlung entwickelt sich recht vorhersehbar. Dennoch ist „Die Frauen von Schönbrunn- ein Leben für das Wohl der Tiere“ ein leicht und angenehm zu lesender Schmöker mit interessantem Schauplatz, der mir genau das lieferte, was ich erwartet habe: Kurzweilige, leichte Unterhaltung mit einer Portion Romantik zum Abschalten und Entspannen.