Benutzer
Benutzername: 
YukBook
Wohnort: 
München

Bewertungen

Insgesamt 308 Bewertungen
Bewertung vom 07.06.2018
Bennett, Claire-Louise

Teich


gut

Was haben selbst geerntete Kartoffeln und Dicke Bohnen mit einer Liebesaffäre zu tun? Nichts könnte man meinen, doch die Schriftstellerin Claire-Louise Bennett schafft es, eine Verbindung zu schaffen. In ihrem Roman tauchen noch mehr solcher überraschenden Gedankensprünge auf. Ging es gerade noch um die Gartenarbeit in ihrem Cottage an der irischen Westküste, dreht sich das Thema auf einmal um die Brutalität der Liebe in der Literaturgeschichte.

Die Autorin hat sichtlich Spaß daran, mit dem Leser zu spielen und ihn mitunter auf die falsche Fährte zu führen. Man fragt sich ständig, ist das wichtig, was sie gerade erzählt, oder belanglos und keine größere Aufmerksamkeit wert. Bennett scheint es selbst nicht genau zu wissen oder vermittelt zumindest den Eindruck. Sie erzählt vieles im Konjunktiv und weckt den Anschein, dass sie sich gar nicht festlegen möchte. Viele Sätze leitet sie mit „Ehrlich gesagt“ ein, als sei sie bemüht, ihre wahren Gefühle offenzulegen.

So finden viele Episoden nur in ihrem Kopf statt, manche darunter durchaus humorvoll: Sie stellt sich beispielsweise vor, wie sie sich verhalten würde, wenn sie auf ihrer eigenen Party eingeladen wäre. Die Neugier, welcher schräge Gedanke oder welche ungewöhnliche Formulierung als nächstes kommen wird, trieb mich in erster Linie durch die handlungsarme Geschichte. Obwohl mir die Erzählerin bis zum Schluss unsympathisch blieb, hoffte ich doch in jedem Kapitel, etwas mehr über ihr Leben und ihr Wesen zu erfahren.

Dieser Roman zählt zu jenen, die weniger durch die Handlung als vielmehr durch die unkonventionelle Erzählweise faszinieren, doch diese Faszination ließ bei mir zum Ende hin nach. Zurück blieb ein bitterer Nachgeschmack und die verstörende Erkenntnis, was die selbst gewählte Einsamkeit mit einem Menschen anstellen kann.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.06.2018
Haig, Matt

How to Stop Time


ausgezeichnet

Wünscht sich nicht jeder Mensch insgeheim, den Alterungsprozess aufzuhalten? Dabei ist das vielleicht gar nicht so erstrebenswert, wie dieser Roman zeigt.

Der Ich-Erzähler Tom Hazard sieht aus wie 40, ist aber über 400 Jahre alt. Er altert so langsam, dass er alle acht Jahre eine neue Identität annehmen und die Regeln einer bestimmten Organisation beachten muss, um sich und sein Umfeld zu schützen. Zuletzt hat er passenderweise eine Stelle als Geschichtslehrer in London angenommen.

Mir würden ja etliche Berufe und Lebensentwürfe einfallen, die ich in solch einer großen Zeitspanne ausprobieren könnte. Doch was auf dem ersten Blick aufregend und als große Bereicherung erscheint, hat auch seine Kehrseite. Tom hat jedenfalls schon vor langer Zeit nicht nur seine geliebte Frau Rose, sondern auch seine Lebensfreude verloren, weil er einsam ist und das Gefühl hat, alles schon einmal erlebt zu haben. Sein einziger Lebensantrieb ist die Suche nach seiner verschwundenen Tochter Marion, die unter der gleichen Krankheit leidet wie er.

So spontan wie Tom seine Flashbacks erlebt, werden auch wir wie in einer Achterbahn aus der Gegenwart in vergangene Epochen und verschiedene Kontinente katapultiert. Nach und nach erfahren wir nicht nur Einzelheiten über sein persönliches Schicksal, sondern auch von Kriegen, Hexenverbrennungen, geografischen Entdeckungen und seinen Begegnungen mit prominenten Zeitgenossen wie Shakespeare, Captain Cook oder Charlie Chaplin.

In seinem letzten Roman „The Humans“, der mich begeistert hat, ging es um die räumliche Dimension. Nun hat sich Matt Haig die Zeitachse vorgeknöpft und erneut eine brillante Idee intelligent und unterhaltsam umgesetzt. Wie fühlt es sich wohl an, wenn ein Gegenstand oder ein Duft nicht nur eine, sondern gleich unzählige Erinnerungen hervorruft? Seine philosophische Gedanken regen dazu an, über seine eigene Lebenszeit, den Sinn des Lebens und die Liebe nachzudenken und sind auch ein Appell, sich von Ängsten, die das Umfeld in seinem eigenen Interesse bei den Menschen schürt, zu befreien.

Bewertung vom 24.05.2018

Papier


ausgezeichnet

Smartphonebesitzer brauchen keine Bordkarte mehr auszudrucken. Reisedokumente werden schon lange nicht mehr mit der Post, sondern digital verschickt. Tatsächlich verschwindet das Papier immer mehr aus unserem Alltag. Umso mehr weckt es das Material nicht nur nostalgische Gefühle, sondern wird besonders bei Liebhabern wie mir zu einem kostbaren Gut.

Diesem besonderen Zauber huldigt auch dieser aufwändig gestaltete Bildband. Er widmet sich verschiedenen Aspekten wie Papier als Material, als Medium, als Symbol oder als gedrucktes Buch und ist voll gepackt mit praktischem Wissen. Man staunt über die Vielzahl von Papiersorten, die von A bis Z aufgelistet sind, und die kulturelle Bedeutung als Arbeitsmaterial und Medium.

Zahlreiche Illustrationen veranschaulichen nicht nur die Entwicklung des Herstellungsverfahrens, sondern erzählen auch interessante Geschichten über die Notizgewohnheiten von Emily Dickinson oder die Zettelkästen von Arno Schmidt. Es sind vor allem die persönlichen Geschichten, die das Buch zu etwas Besonderem machen, zum Beispiel die eines Papierkünstlers, der das Handwerk des Papierschöpfens und die magischen Momente beim Herausheben des Schöpfsiebes beschreibt. Eine digitale Nachricht vermag eben nicht so starke Emotionen hervorzurufen wie die Ästhetik von Papier. Das gilt auch für diesen wunderschönen Band, bei dem Inhalt und Form großartig ineinandergreifen. Zum Schwelgen und Nachschlagen werde ich ihn sicher noch öfters in die Hand nehmen.

Bewertung vom 16.05.2018
Murakami, Haruki

Von Beruf Schriftsteller


sehr gut

Nur wenige japanische Schriftsteller haben es geschafft, international so bekannt zu werden wie Haruki Murakami. Wie kam dieser Mann aus Kobe zum Schreiben und wie wurde er zum gefeierten Kultautor? Antworten darauf findet man in diesem Essayband, der nun als Taschenbuch erschienen ist.

Murakami ist der Meinung, dass jeder Mensch in der Lage ist, Geschichten zu schreiben. Doch nur wenige besäßen die Beharrlichkeit und das Durchhaltevermögen, über mehrere Jahrzehnte ein Werk nach dem anderen Werk zu produzieren. Genau das macht in seinen Augen einen Berufsschriftsteller aus.

Einige Stationen aus seinem Leben hat Murakami bereits in seinen Romanen verarbeitet, zum Beispiel, dass er mit seiner Frau einen Jazz-Club leitete oder später an der Waseda-Universität studierte. In diesem Buch verrät er jedoch einige neue Details, zum Beispiel, dass er mit 29 Jahren in einem Baseball-Stadion wie aus heiterem Himmel eine Epiphanie erlebte und beschloss, einen Roman zu schreiben. Oder dass er seinen ersten Roman auf English schrieb und durch die Übersetzung ins Japanische zu seinem eigenen schnörkellosen Stil fand.

Seine Gedanken über allgemeine Themen wie Literaturpreise oder Originalität interessierten mich nicht so sehr wie seine ganz persönliche Einstellung zum Schreiben und seine Schreibgewohnheiten. Dass er kein Notizbuch verwendet, sondern alle Beobachtungen in 'Schubladen' in seinem Kopf archiviert, wundert mich nicht. Tatsächlich wirken viele Romane besonders aus der Anfangszeit, als hätte er zusammenhanglose Erinnerungen miteinander verknüpft und zu einer surrealen Geschichte verwebt. Das Einzige, was mich bei der Lektüre störte, war die sehr schlichte Sprache, die in seinen Romanen meist durch fantasievolle Handlungen wettgemacht wird. So konnte mich dieses Buch nicht ganz so begeistern wie beispielsweise "Das Lesen und das Schreiben" von Stephen King.

Bewertung vom 13.05.2018
Baker, Jo

Ein Ire in Paris


ausgezeichnet

Über Samuel Beckett wusste ich bisher nur sehr wenig. Das einzige Theaterstück, das ich von ihm gelesen habe, ist "Warten auf Godot". An diesem Buch von Jo Baker reizte mich vor allem der Titel. Weshalb blieb Beckett nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges nicht in seiner sicheren Heimat, sondern kehrte nach Paris zurück, um mit seinen Freunden dem Krieg in Frankreich ins Auge zu blicken?

Offensichtlich fühlte er sich in seinem Elternhaus nutzlos und kreativ blockiert. In Paris konnte er immerhin an der Seite seiner großen Liebe Suzanne in literarischen Kreisen verkehren und sich von seinen Beziehungen zu James Joyce oder Marcel Duchamp inspirieren lassen. Die Tage des unbeschwerten Lebens sind jedoch gezählt. Der Kriegsausbruch zwingt ihn und Suzanne zur Flucht, zunächst nach Vichy, dann nach Arcachon. Ihre physischen und psychischen Leiden während nervenaufreibender Zugfahrten und qualvollen Fußmärschen beschreibt Jo Baker sehr plastisch und schonungslos. An keinem Ort sind die beiden sicher, und die Odyssee setzt sich immer weiter fort. Erst fiebert man mit, wann das Paar endlich in Sicherheit sein wird, später ist man gespannt zu erfahren, wie und wann die schriftstellerische Karriere beginnt. Zudem hat Samuel, der nie namentlich, sondern immer nur in der dritten Person genannt wird, zunehmend unter dem gespannten Verhältnis zu Suzanne zu leiden.

Die bewegende Romanbiografie vermittelt ein sehr eindrucksvolles Bild des irischen Schriftstellers während der Kriegsjahre. Die Bewunderung der Autorin für seine Bereitschaft, größte Opfer zu bringen, um seinen Mitmenschen zu helfen, seinen Willen zu überleben und in der Résistance und beim Wiederaufbau nach dem Krieg mitzuwirken, sind sehr deutlich zu spüren. Das Buch hat nicht nur mein Interesse für Becketts Werke geweckt, sondern wird mir sicher den Zugang und das Verständnis für seine Stücke, Figuren und seine verknappte Sprache erleichtern.

Bewertung vom 07.05.2018
Eagleman, David;Brandt, Anthony

Kreativität


ausgezeichnet

Das Thema Kreativität scheint unsere Kreativität regelrecht zu beflügeln. Warum sonst wurden schon so viele Bücher darüber geschrieben? Bemerkenswert ist jedoch, wie unterschiedlich die Ansätze sind. Hirnforscher David Eagleman und Musikprofessor Anthony Brandt stellen in ihrem aktuellen Buch eine Verbindung zwischen Neurowissenschaften und Kunst her. Sie erläutern das kreative Denken sehr anschaulich und zwar anhand von drei Fähigkeiten des Gehirns: biegen, brechen und verbinden. Kann es wirklich so einfach sein? Die zahlreichen Beispiele, die beschrieben und reich bebildert werden, sprechen für sich.

Schirme beispielsweise gibt es schon seit Urzeiten und dennoch sei die Entwicklung noch nicht zu Ende. Durch Veränderung von Größe, Form, Material, Geschwindigkeit etc. biete das Biegen eine unendliche Vielzahl von Möglichkeiten. Als typisches Beispiel für das Brechen nennen die Autoren kubistische Gemälde oder die unsichtbare Zerstückelung der digitalen Verarbeitung. Dass sie stets beide Bereiche, die Kunst und moderne Technologien gegenüberstellen, und den Unterschied zwischen sichtbarer und unsichtbarer Kreativität herausstellen, faszinierte mich besonders.

Ich habe schon viele Bücher über Kreativität gelesen und konnte dennoch viele neue Informationen und inspirierende Denkanstöße mitnehmen: zum Beispiel dass Computer – soweit die Künstliche Intelligenz auch fortgeschritten ist – in ihrer Kreativität eingeschränkt sind, da sie im Gegensatz zum Menschen nicht pausenlos daran arbeiten, sich gegenseitig zu beeindrucken. Oder dass man so viele Optionen wie möglich schaffen sollte, um sich dann von dem meisten Ideen wieder zu verabschieden.

Eagleman und Brandt zeigen auf informative und beeindruckende Weise, über welch wertvolles Potenzial der Mensch im Gegensatz zu Tieren verfügt, nämlich sich eine Vielzahl von alternativen Szenarien vorstellen zu können und eine Balance zwischen der Ausnutzung von Erlebtem und der Suche nach Neuem zu schaffen. Die Autoren beschränken sich nicht darauf, die Methoden des kreativen Denkens praxisnah zu erklären, sondern geben viele Anregungen, wie man sie in Schulen und Unternehmen fördern kann und sprechen damit eine sehr breite Leserschaft an.

Bewertung vom 04.05.2018
Schuster, Stephanie

Der Augenblick der Zeit


sehr gut

Was verbindet die Suche der Galeristin Ina Kosmos nach einem Gemälde mit Georg Tannstetters Aufenthalt am Mailänder Hof 500 Jahre zuvor? Diese Frage zieht sich wie ein roter Faden durch diesen Roman von Stephanie Schuster.

Ina ist überzeugt, dass das Frauenporträt, das sie auf einer Auktion in London entdeckte, von Leonardo da Vinci stammt. Während ihre Freunde sie dazu ermuntern, ihre frühere Leidenschaft, die Malerei, wieder aufzunehmen, ist Ina regelrecht besessen davon, die Herkunft des Gemäldes, das sie aus verschiedenen Gründen fasziniert, herauszufinden.

Parallel verfolgen wir die Geschichte von Georg Tannstetter, Sterndeuter und Leibarzt von Kaiser Maximilian I. Er wird nach Mailand an den Hof des Herzogs Ludovico Sforza gesandt und lernt dort den Hofkünstler Leonardo da Vinci kennen. Lebendig und bildreich beschreibt Stephanie Schuster die Atmosphäre in den Mailänder Straßen und Gassen und das dekadente Leben am Hofe.

Die beiden Erzählstränge werden geschickt miteinander verwoben und steuern auf eine interessante Auflösung zu. Auch sprachlich passt sich Stephanie Schuster der jeweiligen Zeit an und macht die Handlung dadurch noch authentischer. Dabei gibt sie nicht nur einen Einblick in das vielseitige Talent und Schaffen da Vincis, sondern weckt auch das Interesse für die Entstehung eines Kunstwerks. Dieses Thema kombiniert die Autorin elegant mit der Geschichte einer Galeristin, deren Leidenschaft für die Malerei und Farben neu entfacht wird. Lediglich Inas Romanze mit dem Lichtgestalter Oliver bremst die Handlung ein wenig aus.

Bewertung vom 28.04.2018
Blondel, Jean-Philippe

Direkter Zugang zum Strand


sehr gut

Verbringt man seinen Urlaub eine Zeit lang am Strand, entsteht dort schnell ein kleiner Kosmos mit wiederkehrenden Figuren. Man sieht die gleichen Kinder im Sand spielen und hört das gleiche Paar lautstark streiten. So ähnlich fühlte ich mich bei der Lektüre dieses Romans. Der erste, der die Bühne betritt, ist der kleine Philippe, der mit seiner Familie jeden Sommer zwei Wochen in Capbreton verbringt. Statt sich mit seinen Eltern und Natascha, der Freundin der Mutter, zu langweilen, würde er viel lieber wissen, was er im Mickey Mouse Club verpasst.

Wer sich hinter der Figur Natascha verbirgt, erfahren wir im zweiten Kapitel – eine Frau, die eigentlich Danièle Girard heißt, sich gern auftakelt und einen Mann nach dem anderen erobert. Das ist ihre Art, ein tragisches Erlebnis zu verarbeiten. Und so setzt sich der Reigen fort. In jedem Kapitel wird aus einer neuen Perspektive erzählt und wir tauchen in verschiedenste Gedanken, Überzeugungen und Gefühlswelten ein. Der eine liebt die Wellen, der andere wäre viel lieber in den Bergen, ein dritter träumt von der Welt weit hinter dem Atlantik und plant, nach USA zu reisen.

Der Autor versteht es wieder einmal, leicht und luftig Szenerien zu skizzieren und sogar dramatische Umstände in schwerelose Sätze zu verpacken. Manche Episoden gingen mir richtig nahe, zum Beispiel wie eine brave Tochter sich als einzige in der Familie traut, ihrem ungerechten und nervenden Vater Paroli zu bieten.

So formt sich aus den einzelnen Puzzleteilen allmählich ein Gesamtbild. Blondels Idee und Vorgehensweise sind originell, doch ich tat mich schwer, bei den vielen Figuren den Überblick zu behalten. Als dann auch noch ein dreifacher Zeitwechsel ins Spiel kam, musste ich häufig zurückblättern, um die Zusammenhänge zu verstehen. Ich hätte gern gewusst, was jeweils in den übersprungenen zehn Jahren passiert ist und wie und warum sich die Figuren so entwickelt haben. Das gäbe genügend Stoff für weitere Erzählungen.

Bewertung vom 24.04.2018
Grout, Pam

Entfessle deine Kreativität


ausgezeichnet

„Bin ich kreativ genug, um mich künstlerisch zu betätigen?“ Der Abenteuerin und Autorin Pam Grout stellt sich diese Frage erst gar nicht. Sie ist überzeugt, dass das kreative Potenzial in uns jedem steckt und dass es unser tiefster Impuls ist, etwas zu erschaffen. Wie wir dieses Potenzial nutzen können, zeigt sie in diesem Buch.

Darin stellt sie ein 52-Wochen-Projekt vor, das Kurzessays, Anekdoten über Künstler, Kreativitätsübungen und verspielte Ideen für den Alltag beinhaltet. Sie sollen uns in dem Prozess begleiten, uns selbst kennenzulernen, Hemmungen zu überwinden und einfach „Sachen zu machen“ ohne jeglichen Druck. Manche Übungen fand ich so inspirierend, dass ich mich sofort auf sie stürzen wollte, wie eine Idee für eine Talkshow zu entwickeln oder den Umschlag meiner Memoiren zu entwerfen. Für andere hingegen wie kostümiert ins Kino zu gehen oder an einem öffentlichen Ort Jodeln zu lernen wird mir wohl der Mut fehlen.

Mir gefällt ihre Metapher, dass jeder von uns mit einem Kreativitätspackage ausgestattet ist, das wir nur anzuklicken brauchen wie eine App. Die Meinung, dass man Geld brauche, um Kunst zu machen, lässt sie nicht gelten, denn jeder sei in der Lage, sich kreatives Kapital einfallen zu lassen. Sie entlarvt noch so manch andere Mythen, die uns im Weg stehen könnten.

Viele Gedanken und Überzeugungen kannte ich bereits aus Büchern von Elizabeth Gilbert, Seth Godin oder Julia Cameron, doch Pam Grout stellt sie in einen neuen Kontext, drückt dem ganzen ihren eigenen Stempel auf und schreibt so unterhaltsam und mitreißend, dass ihr Buch – nachdem ich es durchgeackert habe – einen Ehrenplatz in meiner Bibliothek inspirierender Bücher bekommt.