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Waterlilly
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Bayern

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Insgesamt 116 Bewertungen
Bewertung vom 27.10.2024
Hannah, Kristin

Die Frauen jenseits des Flusses


ausgezeichnet

Als ich gesehen habe, dass ein neues Buch von Kristin Hannah erscheint, habe ich mich sehr gefreut, war aber beim Thema Vietnamkrieg skeptisch.

Die junge Frankie hat gerade ihre Schwesternausbildung beendet. Da in ihrer Familie Soldaten von je her als Helden verehrt werden, beschließt sie, als Krankenschwester nach Vietnam zu gehen. Was sie dort erwartet hat nichts mit dem sterilen und geordneten Alltag amerikanischer Kliniken zu tun, sondern ist zutiefst verstörend und blutig.

Kristin Hannah beschreibt schonungslos die Brutalität und Unsinnigkeit des Vietnamkriegs. Die Detailliertheit der Verletzungen und die schrecklichen Zustände unter denen operiert und behandelt wird, gehen beim Lesen sehr unter die Haut. Die Szenen sind schwer zu ertragen und doch ist es wichtig, sie genauso zu vermitteln.
Bevor ich überhaupt 100 Seiten gelesen hatte, kam ich schon das erste Mal an den Punkt, an dem mir die Tränen in den Augen standen. Bis zum Ende des Buches sollte dies noch einige Male mehr passieren.
Frankie ist eine tolle Protagonistin, die die Bezeichnung Heldin absolut verdient hat. Umso herzzerreißender ist es deswegen anzusehen, mit welcher Verachtung und welchem Unverständnis Frankie und die anderen Schwestern nach ihrer Rückkehr in die USA behandelt werden. PTSD war damals für die meisten Ärzte noch ein Fremdwort und so muss jeder sehen, wie er mit dem erlebten Schmerz alleine klarkommt.

„Die Frauen jenseits des Flusses“ hat mich wirklich sehr berührt.
Insbesondere die Zeit in Vietnam sowie die engen Freundschaften zwischen den Schwestern und zu den Soldaten haben den Roman zu etwas Besonderem gemacht.
Frankies Leben nach ihrer Rückkehr fand ich ebenfalls sehr tragisch und authentisch, teilweise dann allerdings ein wenig in die Länge gezogen. Auch das Ende war irgendwie vorhersehbar und ein wenig zu melodramatisch.
Insgesamt war es aber ein absolut lesenswertes Buch und bekommt definitiv 5 Sterne von mir.

Bewertung vom 27.10.2024
Engman, Pascal;Selåker, Johannes

Wintersonnenwende / Wolf und Berg ermitteln Bd.2


ausgezeichnet

„Wintersonnenwende“ ist der zweite Band der Krimireihe mit Tomas Wolf und Vera Berg. „Sommersonnenwende“ habe ich kürzlich gelesen und ich finde es von Vorteil, die Reihenfolge zu beachten, da sonst viel Background fehlt und es etwas schwierig sein könnte, die Beweggründe der Protagonisten zu verstehen. Ein absolutes Muss ist es allerdings nicht und ich denke, man kommt auch ungefähr klar, wenn man „Wintersonnenwende“ als Stand-alone liest.

Der Krimi spielt Mitte der 90er Jahre und man sollte als Leser nicht unbedingt das zarteste Gemüt haben. Die Brutalität ist ziemlich hoch und der Fall führt tief in die Abgründe der Gesellschaft.

Eine junge Prostituierte belauscht den Mord an einem Freier und taucht unter. Plötzlich ist sie eine viel gesuchte Frau. Neben dem Schützen sind auch die Polizei und Journalistin Vera auf der Suche nach Lucy um sie als Zeugin zu befragen. Tomas Wolfs Weg führt ihn bis zum schlimmsten Straßenstrich Tschechiens und auch Vera Berg begibt sich mehrmals in die Gefahrenzone.
Ich finde Vera ist eine bemerkenswerte Persönlichkeit. Sie kümmert sich aufopferungsvoll um den Sohn ihres Exfreunds und bei ihren Recherchen geht es ihr nicht nur um eine gute Story sondern vor allem um Gerechtigkeit. Dabei geht geht sie oft mutig aber auch völlig leichtsinnig vor und ich konnte mich manchmal über ihr Verhalten nur wundern und war froh, dass sie immer wieder Glück im Unglück hat.

Tomas Wolf ist eine tragische Figur. Ich fand es etwas wiederholend, dass wieder die Frage aufkam, ob er ein Verbrechen begangen haben könnte.

Tomas und Vera mögen sich nicht besonders. Ich könnte mir allerdings vorstellen, dass die beiden im weiteren Verlauf der Reihe ein Paar werden und würde es mir sogar wünschen.

In diesem Band habe ich außerdem Zingo ins Herz geschlossen, der weit mehr ist, als ein abgestürzter Polizist, sondern auch eine sehr hilfsbereite Seite hat.

Wie schon der Vorgänger hat mich auch dieser Teil mit durchgängiger Spannung, einer interessanten Story und ungewöhnlichen Charakteren überzeugt. Der Fall und der Täter überraschen am Schluss mit einer unvorhersehbaren Wendung.
Ich fand diesen Krimi sehr lesenswert. Hoffentlich dauert es nicht so lange, bis Band 3 in Deutschland veröffentlicht wird.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.09.2024
Winterberg, Linda

Hoffnung der Frauen / Die Berghebamme Bd.1


weniger gut

Vor ein paar Jahren hatte ich „Die verlorene Schwester“ von Linda Winterberg gelesen, was mir sehr gut gefallen hatte. Da der Klappentext von „Die Berghebamme“ wirklich interessant klang, fand ich, es wäre nun an der Zeit, endlich wieder einmal etwas von der Autorin zu lesen. Leider stellte ich bereits nach wenigen Kapiteln fest, dass mir dieses Buch nicht besonders gefällt. Es ist in sehr einfacher Sprache verfasst. Die Autorin hat zum Beispiel eine Vorliebe für das Wort „arg“. Das Brot war arg dick bestrichen. Es war arg kalt. Zudem sind die Dialoge überwiegend in bayerischem Dialekt, was mir auch nicht so zusagt.

Die Grundidee war eigentlich gut. Maria schließt als eine der Besten die Hebammenschule ab und entscheidet sich, in ihr Heimatdorf zurück zu gehen und dort als Hebamme zu arbeiten. Während die einen sie mit offenen Armen empfangen, wird sie von anderen mit Ablehnung bedacht, da Maria unehelich geboren ist. Ihr Arbeitsstil orientiert sich an den neuen medizinischen Erkenntnissen, wodurch sie bei den traditionellen Dorfbewohnern aneckt.

Das ist im Grunde der komplette Inhalt des Buches. Es reiht sich Geburt an Geburt. Ich konnte die vielen Frauen gar nicht richtig auseinander halten, weil sie einfach nur gesichtslose Namen sind.
Allgemein fand ich die Charaktere, inklusive Maria, sehr eindimensional und nicht greifbar. Maria und ihr Kindheitsfreund Max sollen füreinander schwärmen, aber bei mir kam von diesen Gefühlen nichts an. Vor allem, da sich beide als Brüderchen und Schwesterchen bezeichnen. Marias Aufregung, wenn sie Max sieht wirkte eher albern und es gibt auch nicht groß eine Erklärung, was die beiden aneinander finden. Hier hätte es geholfen, wenn es ein paar Rückblicke in die Kindheit der beiden gegeben hätte.
Die Gebräuche der damaligen Zeit und die medizinischen Standards sind prinzipiell interessant, aber die selben Informationen wiederholen sich immer wieder und alles dreht sich im Kreis. Zig mal will Maria alles hinwerfen und nach München abhauen und wird dann im letzter Sekunde wegen einer Geburt aufgehalten.
Mir war die Handlung einfach zu dünn und wegen dem bereits erwähnten simplen Schreibstil wollte es mir nicht gelingen, in die Geschichte rein zu kommen. Ich musste richtig mit mir kämpfen, den Roman nicht abzubrechen und war froh, als ich endlich am Ende angekommen war.

Bewertung vom 18.08.2024
Kuhl, Nikolas;Sandrock, Stefan

Das Dickicht / LKA Hamburg Bd.1


ausgezeichnet

„Das Dickicht“ wird damit beworben, dass Leser auf dieses Ermittlerduo gewartet hätten. Nach Beendigung des Krimis kann ich sagen: „Ja, stimmt irgendwie“.
Das Buch spielt in Hamburg und die Kommissare Lux und Juha haben einen typisch nordisch trocknen Humor. Ich musste manches Mal über ihre Sprüche lachen, mit denen sie sich die grausame Seite ihrer Arbeit erträglich machen.
Der aktuelle Fall ist nämlich ziemlich düster. Juha und Lux greifen einen eigentlich vor Jahren aufgeklärten Mord auf, da sich plötzlich Zweifel ergeben, ob der vermeintliche Mörder die Tat wirklich begangen hat.

Es war ein bisschen random, dass in diesem Fall noch einmal ermittelt wurde und dass der Vorgesetzte zugestimmt hat, so viel Arbeitszeit zu investieren, denn dass etwas nicht stimmt, war zunächst nicht mehr als ein Bauchgefühl.
Juha und Lux befragen immer wieder den selben Personenkreis, wälzen Unterlagen und tatsächlich scheint hier etwas ganz gewaltig nicht zu stimmen.
Die beiden decken eine Tragödie auf, die schrecklicher ist, als sie es sich vorgestellt haben und bei der es um weit mehr geht, als um eine Kindesentführung.
Wenn man darüber nachdenkt, macht es traurig, welche Lawine durch einen einzigen unbedachten Moment losgetreten wurde.

Ich fand „Das Dickicht“ auf ganzer Linie gelungen. Der Fall war verzwickt, erst spät zu durchschauen und konnte mich mich überraschen.
Das Ermittlerduo war mir sehr sympathisch und die Art der beiden hat mir gut gefallen. Insbesondere Lux mit seinen Anzügen und seinen teilweise düsteren Stimmungen ist interessant und bringt Potenzial mit sich, um in einem möglichen weiteren Band genauer erörtert zu werden.
Ich würde mich über ein Wiedersehen auf jeden Fall sehr freuen.

Bewertung vom 13.08.2024
Engels, Lars

Glutmoor / Janosch Janssen ermittelt Bd.2


ausgezeichnet

Der Autor Lars Engels war mir bisher nicht bekannt, aber nun werde ich mir seinen Namen auf jeden Fall merken, denn „Glutmoor“ hat mir ausgesprochen gut gefallen.
Es handelt sich hier um einen Ermittlerkrimi, der mich in Sachen Aufbau, Spannung, Thematik und Charaktere komplett überzeugt hat.
Selbst wenn ich länger überlegen würde, könnte ich nichts negatives über dieses Buch sagen.

Lars Engels fackelt nicht lange und startet seinen Krimi mit einer Bluttat, die durch Skrupellosigkeit und Gewalt schockiert. Als Carina von der Nachtschicht kommt, findet sie ihre Eltern, ihren Bruder und ihren Neffen erschossen vor. Wer sollte einen Grund haben, diese nach außen normale Familie so sehr zu hassen?

Schnell tauchen die ersten Verdächtigen und eine breit gefächerte Variation an Szenarien auf. Verbindungen zum rechten Millieu, ein Arbeitsunfall in einem Werk in Rumänien und eine Republikflucht aus der DDR im Jahr 1983 bieten Ansatzpunkte.

„Glutmoor“ ist ein vielschichtiger Krimi, der sowohl geschichtliche als auch aktuelle Themen miteinander verknüpft. Durch die vielen Verdächtigen kommt man als Leser immer wieder ins Wanken und muss seine Theorien neu anpassen.
Die Auflösung fand ich ausgesprochen clever und schlüssig.
Auch der Ermittler Janosch Jansen und seine oft etwas ruppige Chefin Diana haben mir gut gefallen.
Gerne mehr davon!

Bewertung vom 13.08.2024
Slaughter, Karin

Letzte Lügen / Georgia Bd.12


sehr gut

Will und Sara haben geheiratet und befinden sich auf Hochzeitsreise. Diese zwei sind ein absolut süßes Paar. Der Umgang der beiden miteinander ist so liebevoll, dass einem das Herz aufgeht. Dadurch ist der Thriller eine tolle Mischung aus Liebesdrama, Familiendrama und brutaler Gewalt, die unter die Haut geht.

Will und Sara ist kein erholsamer Honeymoon vergönnt. Schon am ersten Abend stirbt Mercy – eine der Inhaberinnen der Ferienlodge – in Wills Armen. Sie wurde brutal ermordet. Ohne Frage, dass sich die Flitterwöchler sofort in den Fall einmischen. Sie scheinen die Einzigen zu sein, die tatsächlich an der Aufklärung interessiert sind, denn innerhalb Mercys Familie herrscht eine Menge Zwist und Aggression.

Karin Slaughter hat in „Letzte Lügen“ eine Ausgangssituation erschaffen, die an Agatha Christie erinnert. Ein abseits gelegenes Feriendorf, dass nur zu Fuß zu erreichen ist, umgeben von Wäldern und Seen. Dazu erschwerter Zugang zu W-lan und Telefonempfang.
Der Thriller startet richtig stark. Der Mord passiert auf den ersten Seiten und man ist sofort mittendrin. Nach diesem packenden Einstieg musste ich zu meiner Enttäuschung feststellen, dass die Spannung nach den ersten 150 bis 200 Seiten deutlich nachlässt. Es gibt sehr viele Charaktere, die vernommen werden müssen, die auch einiges zu erzählen haben – relevantes und nebensächliches und all das zieht sich auf Dauer ganz schön in die Länge. Die Kapitel sind für meinen Geschmack auch viel zu lang, so dass ich teilweise mitten im Kapitel unterbrechen musste, da ich keine Zeit mehr zum Lesen hatte.
Als ¾ des Buches rum waren, wurde mir bewusst, dass ich im Grunde nicht viel schlauer bin, als zu Beginn.
Zum Ende hin zieht das Tempo erfreulicherweise doch nochmal an und die Autorin überrascht mit einigen Twists, die kurz aufeinander folgen. Die Enthüllung hat es wirklich in sich und ist voller erschütternder Tragik und Grausamkeit. Es macht einen sprachlos, wie ekelhaft die Familie McAlpin ist und es ist schön, dass Karin Slaughter als Gegenpol das Team vom GBI erschaffen hat, deren umsichtiger Umgang untereinander eine Wohlfühlatmosphäre schafft. Neben Will und Sara mag ich auch Faith ausgesprochen gerne.

Insgesamt war „Letzte Lügen“ ein Thriller mit auf und Abs für mich, dem ein paar Kapitel weniger gut getan hätten.

Bewertung vom 07.07.2024
Moninger, Kristina

Four Secrets to Share / Breaking Waves Bd.4


ausgezeichnet

Die vier Bände der „Breaking waves“ Reihe waren die ersten Bücher, die ich von Kristina Moninger gelesen habe und ich bin einfach begeistert vom lebendigen und mitreißenden Schreibstil der Autorin. Ihre anderen Romane werde ich mir auf jeden Fall auch einmal anschauen!

„Four secrets to share“ ist das große Finale und ich war wirklich sehr auf die Auflösung von Josies Verschwinden gespannt.
Band 4 ist Lees Geschichte. Die Freundin, die bisher abwesend war und die wir nur aus Rückblicken kennen. Über große Strecken bleibt Lee weiterhin losgelöst von den Mädels den erst im letzten Drittel kommt es zum Wiedersehen. Einerseits fand ich es toll, dass die Handlung so auf Lee fokussiert war, denn ich empfand sie als sehr interessanten und facettenreichen Charakter. Trotzdem habe ich die anderen drei vermisst, die wir in diesem Band überwiegend in der Vergangenheitshandlung treffen.

Lee hatte es nie leicht im Leben. Sie wuchs mit ihrer Mutter in einem Trailerpark auf. Armut, Verlust und Einsamkeit sind die Themen, die ihre Glücksmomente immer wieder überschatten. Nach einem Unfall scheint auch ihr Traum vom Surfen ausgeträumt.
Sie kehrt zurück nach Harbour Bridge, wo ihre große Liebe Parker noch immer lebt.

Ich finde es beeindruckend, wie es Kristina Moninger gelungen ist, eine Reihe zu schreiben, die aus vier völlig unterschiedlichen Geschichten besteht. Die Vergangenheit hat sich zwar teilweise im Kreis gedreht aber im Kontrast dazu gab es in der Gegenwart keinerlei Wiederholungen sondern sehr abwechslungsreiche Handlungen.
Auch die Liebesgeschichten könnten nicht unterschiedlicher sein. Bei Avery und Jake flogen die Fetzen. Das Buch über Isa und Preston war das Witzigste der Reihe, bei Odina und Noah ging alles von 0 auf 100 und bei Lee und Parker war es das komplette Gegenteil. Eine slow-burn Romanze voller Unsicherheiten und nicht ausgesprochenen Emotionen, die den Leser genauso schmerzt, wie die Protagonisten und deren leise Töne mich berührt haben.

Das Mysterium um Josie schien auf den ersten Seiten überraschend gelöst, aber kann es nach allem plötzlich so einfach sein? Mit der Zeit kamen die vertrauten Zweifel zurück. Ist Josie noch irgendwo da draußen?
Kristina Moninger lässt sich fast bis zum letzten Augenblick Zeit, diese Frage zu beantworten. Die Reihe endet rund und unerwartet emotional, so dass ich direkt ein, zwei Tränen verdrücken musste.

Diese Bücher warens genauso schön, wie es die Cover hoffen ließen. Ich habe tolle Lesestunden verbracht und spreche gerne eine Empfehlung aus!

Bewertung vom 30.06.2024
Blake, Matthew

Anna O.


gut

Als ich „Anna O.“ in der Verlagsvorschau gesehen habe, hat mich der Klappentext sofort neugierig gemacht und ich hatte große Lust, dieses Buch zu lesen. Deswegen ist es schade, dass mir der Thriller deutlich weniger gefallen hat, als erwartet.
Dabei klingt der Plot außergewöhnlich und originell. Anna O. Liegt nicht im Koma, sie ist einfach nur im Tiefschlaf, dies allerdings seit 4 Jahren. Zuvor soll sie angeblich ihre beiden besten Freunde erstochen haben.
Die Geschichte entfaltet sich anders als gedacht.
In Rückblicken lernen wir Anna kennen und es ist nicht so, dass es aus dem Nichts zu dieser eventuellen Tat kam. Wir erleben eine junge Frau, die von Dämonen geplagt wird und sich schon lange mit dem Thema Schlafwandeln / Mord im Schlaf beschäftigt. So ist dem Leser eigentlich relativ schnell klar, dass es hier weniger um eine Tragödie geht, sondern in irgendeiner Form um eine Inszenierung, die es nun zu entschlüsseln gilt.

Die komplett Geschichte wirft immer wieder große Fragezeichen auf und wird mit jedem Kapitel verworrener. Während die überwiegende Mehrheit der Handlung aus Sicht des Therapeuten Ben geschrieben ist, gibt es zudem eine Vielzahl an weiteren Charakteren, die ich allesamt undurchsichtig fand.
Ben verhält sich teilweise völlig irrational und ich konnte mich nur immer wieder über ihn und seine Gedankengänge wundern.

Ich habe das Buch mit vielen Pausen gelesen, da es mir schwer fiel, fokussiert zu bleiben. Der Schreibstil ist recht kühl und distanziert und es fühlt sich mehr wie eine Doku, als wie ein Roman an. Ich liebe grundsätzlich True Crime Podcasts und „Anna O.“ las sich, als wenn jemand einem einen besonders verrückten Fall erzählt, aber bei Thrillern bevorzuge ich, wenn die Geschichte nahbarer geschrieben ist, damit man richtig eintauchen kann.
Je länger ich las, desto absurder erschien mir die komplette Handlung. Teilweise war ich mir noch nicht mal sicher, ob ich das Buch überhaupt in irgendeiner Weise spannend finde oder ob ich einfach so maximal verwirrt bin, dass ich aus diesem Grund wissen will, wie es ausgeht.
Am Ende kamen dann zwei Twists hintereinander, die sich schon etwas vor der jeweiligen Enthüllung abgezeichnet haben und die mich darin bestätigten, dass ich dieses Buch eher doof fand.

Bewertung vom 22.06.2024
Mancini, Ruth

Ihr raffiniertes Spiel


ausgezeichnet

Für Tate ist der Tag nach der Weihnachtsfeier ihrer Arbeit wenig feierlich. Sie wird Zeugin eines Selbstmords und kurz darauf als Tatverdächtige festgenommen. Auf den ersten Blick erschien mir Tate sonderbar emotionslos und dadurch verdächtig. Auch den ersten Twist meinte ich vorhergesehen zu haben.
„Ihr raffiniertes Spiel“ fand ich von Anfang an sehr fesselnd geschrieben. Mein erstes Resümee nach ca. 100 Seiten war: spannend, aber ich kann mir jetzt schon vorstellen, wohin die Geschichte führt.
Doch dann las ich weiter und stellte fest, dass ich mich in dieser Hinsicht komplett geirrt habe. In Wahrheit wusste ich überhaupt nichts und alles war völlig anders, als es zunächst schien.

Ich muss der Autorin Ruth Mancini ein großes Lob aussprechen. Sie versteht es wirklich außerordentlich gut, den Leser immer wieder aufs Glatteis zu führen. Die Handlung nahm mehrmals eine andere Richtung ein und es entpuppte sich letztendlich ein sehr schockierendes Szenario, dass mit überraschend viel Tiefgang und Emotionen überzeugt.
Die Frauencharaktere in diesem Buch mögen auf den ersten Blick oberflächlich erscheinen, aber je besser man sie kennenlernt, desto mehr stellt man fest, dass sie außerordentlich starke und mutige Personen sind, für die Gerechtigkeit an oberster Stelle steht.

Ich muss diese Rezension schreiben, ohne etwas Näheres zum Plot zu verraten, da jedes Wort ein Spoiler wäre und es wichtig ist, dass der Leser erst nach und nach versteht, was hier vor sich geht.

Als ich „Ihr raffiniertes Spiel“ begonnen habe, habe ich einfach nur einen Thriller erwartet aber dieses Buch geht aufgrund der Tragweite der Geschichte und der Ungerechtigkeit des Justizsystems wirklich unter die Haut.
Ein absolut lesenswertes Buch. Dies ist das 5. Buch von Ruth Mancini und das Erste, welches in Deutschland erscheint. Ich hoffe, dass noch weitere ihrer Bücher bei uns veröffentlicht werden!

Bewertung vom 19.05.2024
Buck, Vera

Das Baumhaus


ausgezeichnet

Nachdem „Wolfskinder“ letztes Jahr ein Jahreshighlight war, war ich auf Vera Bucks neuen Thriller extrem gespannt. „Das Baumhaus“ trägt den Untertitel „Sie suchten die Idylle. Sie fanden einen Alptraum“, was schon mal sehr gruselig klingt. Auch der Autor Bernhard Aichner verspricht auf der Rückseite des Covers eine verstörende Geschichte. Auf solche Beschreibungen gebe ich immer nicht allzu viel, da sie Marketingzwecken dienen und ich außerdem niemand bin, der leicht zu schocken ist.
Bei „Das Baumhaus“ trifft diese Titulierung allerdings zu 100 Prozent zu! Man kann es nicht anders sagen, dieser Thriller ist wirklich verstörend und das über 400 Seiten lang.

Schon der Prolog löste Gänsehaut aus, denn wir lernen gleich zu Beginn ein Kind kennen, das im Wald von einem Entführer gefangengehalten wird. Im Verlauf der Handlung gibt es immer wieder Kapitel aus dieser Perspektive und die Entwicklung des Mädchens ist auf eine abstoßende Weise faszinierend und sonderbar.

Ein weiterer Erzählstrang ist aus Sicht von Rosa, deren Hauptinteresse der Tod ist. Ihre Ansichten und Gedankengänge sind völlig morbid aber an machen Stellen haben sie auch etwas Witziges an sich. Zum Beispiel wenn sie zu dem Ergebnis kommt, dass Leute, die ohnehin gerne rumliegen keine Angst vor dem Tod haben müssen.
Erschien Rosa mir am Anfang der Geschichte noch ziemlich crazy, wurde sie mir im Verlauf der Handlung immer sympathischer. Ich würde mir direkt wünschen, dass Vera Buck einen weiteren Thriller schreibt, bei dem Rosa involviert ist.

Die letzten beiden Erzählperspektiven sind Nora und Henrick, ein deutsches Ehepaar, dass Urlaub in einem abgelegenen Ferienhaus in Schweden macht. Als der 5-jährige Sohn Fynn verschwindet, stürzt die nach außen gute Ehe ein wie ein Kartenhaus.

Diese Geschichte war ein komplett wilder Ritt. Erinnerungen, Traumsequenzen und Spinnereien verwirren den Leser konstant. Alle Personen, die in diesem Buch vorkommen, zeigen ihren Mitmenschen nur einen Teil ihrer selbst. Jeder scheint etwas zu verbergen. Ich hatte mindestens drei verschiedene Theorien, wer der geheimnisvolle Entführer sein könnte. Immer, wenn ich das Gefühl hatte, der Auflösung ein Stück näher zu sein, kam der nächste Plottwist.
Das Ende war logisch und rückblickend offensichtlich, kam für mich allerdings als Überraschung denn es war keine meiner Theorien.
„Das Baumhaus“ ist ein sensationell spannender Thriller, mit einer tollen düsteren Atmosphäre und originellen Charakteren. Großes Kino! Ich bin komplett begeistert.