Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Waterlilly
Wohnort: 
Bayern

Bewertungen

Insgesamt 93 Bewertungen
Bewertung vom 18.08.2024
Das Dickicht
Kuhl, Nikolas;Sandrock, Stefan

Das Dickicht


ausgezeichnet

„Das Dickicht“ wird damit beworben, dass Leser auf dieses Ermittlerduo gewartet hätten. Nach Beendigung des Krimis kann ich sagen: „Ja, stimmt irgendwie“.
Das Buch spielt in Hamburg und die Kommissare Lux und Juha haben einen typisch nordisch trocknen Humor. Ich musste manches Mal über ihre Sprüche lachen, mit denen sie sich die grausame Seite ihrer Arbeit erträglich machen.
Der aktuelle Fall ist nämlich ziemlich düster. Juha und Lux greifen einen eigentlich vor Jahren aufgeklärten Mord auf, da sich plötzlich Zweifel ergeben, ob der vermeintliche Mörder die Tat wirklich begangen hat.

Es war ein bisschen random, dass in diesem Fall noch einmal ermittelt wurde und dass der Vorgesetzte zugestimmt hat, so viel Arbeitszeit zu investieren, denn dass etwas nicht stimmt, war zunächst nicht mehr als ein Bauchgefühl.
Juha und Lux befragen immer wieder den selben Personenkreis, wälzen Unterlagen und tatsächlich scheint hier etwas ganz gewaltig nicht zu stimmen.
Die beiden decken eine Tragödie auf, die schrecklicher ist, als sie es sich vorgestellt haben und bei der es um weit mehr geht, als um eine Kindesentführung.
Wenn man darüber nachdenkt, macht es traurig, welche Lawine durch einen einzigen unbedachten Moment losgetreten wurde.

Ich fand „Das Dickicht“ auf ganzer Linie gelungen. Der Fall war verzwickt, erst spät zu durchschauen und konnte mich mich überraschen.
Das Ermittlerduo war mir sehr sympathisch und die Art der beiden hat mir gut gefallen. Insbesondere Lux mit seinen Anzügen und seinen teilweise düsteren Stimmungen ist interessant und bringt Potenzial mit sich, um in einem möglichen weiteren Band genauer erörtert zu werden.
Ich würde mich über ein Wiedersehen auf jeden Fall sehr freuen.

Bewertung vom 13.08.2024
Glutmoor / Janosch Janssen ermittelt Bd.2
Engels, Lars

Glutmoor / Janosch Janssen ermittelt Bd.2


ausgezeichnet

Der Autor Lars Engels war mir bisher nicht bekannt, aber nun werde ich mir seinen Namen auf jeden Fall merken, denn „Glutmoor“ hat mir ausgesprochen gut gefallen.
Es handelt sich hier um einen Ermittlerkrimi, der mich in Sachen Aufbau, Spannung, Thematik und Charaktere komplett überzeugt hat.
Selbst wenn ich länger überlegen würde, könnte ich nichts negatives über dieses Buch sagen.

Lars Engels fackelt nicht lange und startet seinen Krimi mit einer Bluttat, die durch Skrupellosigkeit und Gewalt schockiert. Als Carina von der Nachtschicht kommt, findet sie ihre Eltern, ihren Bruder und ihren Neffen erschossen vor. Wer sollte einen Grund haben, diese nach außen normale Familie so sehr zu hassen?

Schnell tauchen die ersten Verdächtigen und eine breit gefächerte Variation an Szenarien auf. Verbindungen zum rechten Millieu, ein Arbeitsunfall in einem Werk in Rumänien und eine Republikflucht aus der DDR im Jahr 1983 bieten Ansatzpunkte.

„Glutmoor“ ist ein vielschichtiger Krimi, der sowohl geschichtliche als auch aktuelle Themen miteinander verknüpft. Durch die vielen Verdächtigen kommt man als Leser immer wieder ins Wanken und muss seine Theorien neu anpassen.
Die Auflösung fand ich ausgesprochen clever und schlüssig.
Auch der Ermittler Janosch Jansen und seine oft etwas ruppige Chefin Diana haben mir gut gefallen.
Gerne mehr davon!

Bewertung vom 13.08.2024
Letzte Lügen / Georgia Bd.12
Slaughter, Karin

Letzte Lügen / Georgia Bd.12


sehr gut

Will und Sara haben geheiratet und befinden sich auf Hochzeitsreise. Diese zwei sind ein absolut süßes Paar. Der Umgang der beiden miteinander ist so liebevoll, dass einem das Herz aufgeht. Dadurch ist der Thriller eine tolle Mischung aus Liebesdrama, Familiendrama und brutaler Gewalt, die unter die Haut geht.

Will und Sara ist kein erholsamer Honeymoon vergönnt. Schon am ersten Abend stirbt Mercy – eine der Inhaberinnen der Ferienlodge – in Wills Armen. Sie wurde brutal ermordet. Ohne Frage, dass sich die Flitterwöchler sofort in den Fall einmischen. Sie scheinen die Einzigen zu sein, die tatsächlich an der Aufklärung interessiert sind, denn innerhalb Mercys Familie herrscht eine Menge Zwist und Aggression.

Karin Slaughter hat in „Letzte Lügen“ eine Ausgangssituation erschaffen, die an Agatha Christie erinnert. Ein abseits gelegenes Feriendorf, dass nur zu Fuß zu erreichen ist, umgeben von Wäldern und Seen. Dazu erschwerter Zugang zu W-lan und Telefonempfang.
Der Thriller startet richtig stark. Der Mord passiert auf den ersten Seiten und man ist sofort mittendrin. Nach diesem packenden Einstieg musste ich zu meiner Enttäuschung feststellen, dass die Spannung nach den ersten 150 bis 200 Seiten deutlich nachlässt. Es gibt sehr viele Charaktere, die vernommen werden müssen, die auch einiges zu erzählen haben – relevantes und nebensächliches und all das zieht sich auf Dauer ganz schön in die Länge. Die Kapitel sind für meinen Geschmack auch viel zu lang, so dass ich teilweise mitten im Kapitel unterbrechen musste, da ich keine Zeit mehr zum Lesen hatte.
Als ¾ des Buches rum waren, wurde mir bewusst, dass ich im Grunde nicht viel schlauer bin, als zu Beginn.
Zum Ende hin zieht das Tempo erfreulicherweise doch nochmal an und die Autorin überrascht mit einigen Twists, die kurz aufeinander folgen. Die Enthüllung hat es wirklich in sich und ist voller erschütternder Tragik und Grausamkeit. Es macht einen sprachlos, wie ekelhaft die Familie McAlpin ist und es ist schön, dass Karin Slaughter als Gegenpol das Team vom GBI erschaffen hat, deren umsichtiger Umgang untereinander eine Wohlfühlatmosphäre schafft. Neben Will und Sara mag ich auch Faith ausgesprochen gerne.

Insgesamt war „Letzte Lügen“ ein Thriller mit auf und Abs für mich, dem ein paar Kapitel weniger gut getan hätten.

Bewertung vom 07.07.2024
Four Secrets to Share / Breaking Waves Bd.4
Moninger, Kristina

Four Secrets to Share / Breaking Waves Bd.4


ausgezeichnet

Die vier Bände der „Breaking waves“ Reihe waren die ersten Bücher, die ich von Kristina Moninger gelesen habe und ich bin einfach begeistert vom lebendigen und mitreißenden Schreibstil der Autorin. Ihre anderen Romane werde ich mir auf jeden Fall auch einmal anschauen!

„Four secrets to share“ ist das große Finale und ich war wirklich sehr auf die Auflösung von Josies Verschwinden gespannt.
Band 4 ist Lees Geschichte. Die Freundin, die bisher abwesend war und die wir nur aus Rückblicken kennen. Über große Strecken bleibt Lee weiterhin losgelöst von den Mädels den erst im letzten Drittel kommt es zum Wiedersehen. Einerseits fand ich es toll, dass die Handlung so auf Lee fokussiert war, denn ich empfand sie als sehr interessanten und facettenreichen Charakter. Trotzdem habe ich die anderen drei vermisst, die wir in diesem Band überwiegend in der Vergangenheitshandlung treffen.

Lee hatte es nie leicht im Leben. Sie wuchs mit ihrer Mutter in einem Trailerpark auf. Armut, Verlust und Einsamkeit sind die Themen, die ihre Glücksmomente immer wieder überschatten. Nach einem Unfall scheint auch ihr Traum vom Surfen ausgeträumt.
Sie kehrt zurück nach Harbour Bridge, wo ihre große Liebe Parker noch immer lebt.

Ich finde es beeindruckend, wie es Kristina Moninger gelungen ist, eine Reihe zu schreiben, die aus vier völlig unterschiedlichen Geschichten besteht. Die Vergangenheit hat sich zwar teilweise im Kreis gedreht aber im Kontrast dazu gab es in der Gegenwart keinerlei Wiederholungen sondern sehr abwechslungsreiche Handlungen.
Auch die Liebesgeschichten könnten nicht unterschiedlicher sein. Bei Avery und Jake flogen die Fetzen. Das Buch über Isa und Preston war das Witzigste der Reihe, bei Odina und Noah ging alles von 0 auf 100 und bei Lee und Parker war es das komplette Gegenteil. Eine slow-burn Romanze voller Unsicherheiten und nicht ausgesprochenen Emotionen, die den Leser genauso schmerzt, wie die Protagonisten und deren leise Töne mich berührt haben.

Das Mysterium um Josie schien auf den ersten Seiten überraschend gelöst, aber kann es nach allem plötzlich so einfach sein? Mit der Zeit kamen die vertrauten Zweifel zurück. Ist Josie noch irgendwo da draußen?
Kristina Moninger lässt sich fast bis zum letzten Augenblick Zeit, diese Frage zu beantworten. Die Reihe endet rund und unerwartet emotional, so dass ich direkt ein, zwei Tränen verdrücken musste.

Diese Bücher warens genauso schön, wie es die Cover hoffen ließen. Ich habe tolle Lesestunden verbracht und spreche gerne eine Empfehlung aus!

Bewertung vom 30.06.2024
Anna O.
Blake, Matthew

Anna O.


gut

Als ich „Anna O.“ in der Verlagsvorschau gesehen habe, hat mich der Klappentext sofort neugierig gemacht und ich hatte große Lust, dieses Buch zu lesen. Deswegen ist es schade, dass mir der Thriller deutlich weniger gefallen hat, als erwartet.
Dabei klingt der Plot außergewöhnlich und originell. Anna O. Liegt nicht im Koma, sie ist einfach nur im Tiefschlaf, dies allerdings seit 4 Jahren. Zuvor soll sie angeblich ihre beiden besten Freunde erstochen haben.
Die Geschichte entfaltet sich anders als gedacht.
In Rückblicken lernen wir Anna kennen und es ist nicht so, dass es aus dem Nichts zu dieser eventuellen Tat kam. Wir erleben eine junge Frau, die von Dämonen geplagt wird und sich schon lange mit dem Thema Schlafwandeln / Mord im Schlaf beschäftigt. So ist dem Leser eigentlich relativ schnell klar, dass es hier weniger um eine Tragödie geht, sondern in irgendeiner Form um eine Inszenierung, die es nun zu entschlüsseln gilt.

Die komplett Geschichte wirft immer wieder große Fragezeichen auf und wird mit jedem Kapitel verworrener. Während die überwiegende Mehrheit der Handlung aus Sicht des Therapeuten Ben geschrieben ist, gibt es zudem eine Vielzahl an weiteren Charakteren, die ich allesamt undurchsichtig fand.
Ben verhält sich teilweise völlig irrational und ich konnte mich nur immer wieder über ihn und seine Gedankengänge wundern.

Ich habe das Buch mit vielen Pausen gelesen, da es mir schwer fiel, fokussiert zu bleiben. Der Schreibstil ist recht kühl und distanziert und es fühlt sich mehr wie eine Doku, als wie ein Roman an. Ich liebe grundsätzlich True Crime Podcasts und „Anna O.“ las sich, als wenn jemand einem einen besonders verrückten Fall erzählt, aber bei Thrillern bevorzuge ich, wenn die Geschichte nahbarer geschrieben ist, damit man richtig eintauchen kann.
Je länger ich las, desto absurder erschien mir die komplette Handlung. Teilweise war ich mir noch nicht mal sicher, ob ich das Buch überhaupt in irgendeiner Weise spannend finde oder ob ich einfach so maximal verwirrt bin, dass ich aus diesem Grund wissen will, wie es ausgeht.
Am Ende kamen dann zwei Twists hintereinander, die sich schon etwas vor der jeweiligen Enthüllung abgezeichnet haben und die mich darin bestätigten, dass ich dieses Buch eher doof fand.

Bewertung vom 22.06.2024
Ihr raffiniertes Spiel
Mancini, Ruth

Ihr raffiniertes Spiel


ausgezeichnet

Für Tate ist der Tag nach der Weihnachtsfeier ihrer Arbeit wenig feierlich. Sie wird Zeugin eines Selbstmords und kurz darauf als Tatverdächtige festgenommen. Auf den ersten Blick erschien mir Tate sonderbar emotionslos und dadurch verdächtig. Auch den ersten Twist meinte ich vorhergesehen zu haben.
„Ihr raffiniertes Spiel“ fand ich von Anfang an sehr fesselnd geschrieben. Mein erstes Resümee nach ca. 100 Seiten war: spannend, aber ich kann mir jetzt schon vorstellen, wohin die Geschichte führt.
Doch dann las ich weiter und stellte fest, dass ich mich in dieser Hinsicht komplett geirrt habe. In Wahrheit wusste ich überhaupt nichts und alles war völlig anders, als es zunächst schien.

Ich muss der Autorin Ruth Mancini ein großes Lob aussprechen. Sie versteht es wirklich außerordentlich gut, den Leser immer wieder aufs Glatteis zu führen. Die Handlung nahm mehrmals eine andere Richtung ein und es entpuppte sich letztendlich ein sehr schockierendes Szenario, dass mit überraschend viel Tiefgang und Emotionen überzeugt.
Die Frauencharaktere in diesem Buch mögen auf den ersten Blick oberflächlich erscheinen, aber je besser man sie kennenlernt, desto mehr stellt man fest, dass sie außerordentlich starke und mutige Personen sind, für die Gerechtigkeit an oberster Stelle steht.

Ich muss diese Rezension schreiben, ohne etwas Näheres zum Plot zu verraten, da jedes Wort ein Spoiler wäre und es wichtig ist, dass der Leser erst nach und nach versteht, was hier vor sich geht.

Als ich „Ihr raffiniertes Spiel“ begonnen habe, habe ich einfach nur einen Thriller erwartet aber dieses Buch geht aufgrund der Tragweite der Geschichte und der Ungerechtigkeit des Justizsystems wirklich unter die Haut.
Ein absolut lesenswertes Buch. Dies ist das 5. Buch von Ruth Mancini und das Erste, welches in Deutschland erscheint. Ich hoffe, dass noch weitere ihrer Bücher bei uns veröffentlicht werden!

Bewertung vom 19.05.2024
Das Baumhaus
Buck, Vera

Das Baumhaus


ausgezeichnet

Nachdem „Wolfskinder“ letztes Jahr ein Jahreshighlight war, war ich auf Vera Bucks neuen Thriller extrem gespannt. „Das Baumhaus“ trägt den Untertitel „Sie suchten die Idylle. Sie fanden einen Alptraum“, was schon mal sehr gruselig klingt. Auch der Autor Bernhard Aichner verspricht auf der Rückseite des Covers eine verstörende Geschichte. Auf solche Beschreibungen gebe ich immer nicht allzu viel, da sie Marketingzwecken dienen und ich außerdem niemand bin, der leicht zu schocken ist.
Bei „Das Baumhaus“ trifft diese Titulierung allerdings zu 100 Prozent zu! Man kann es nicht anders sagen, dieser Thriller ist wirklich verstörend und das über 400 Seiten lang.

Schon der Prolog löste Gänsehaut aus, denn wir lernen gleich zu Beginn ein Kind kennen, das im Wald von einem Entführer gefangengehalten wird. Im Verlauf der Handlung gibt es immer wieder Kapitel aus dieser Perspektive und die Entwicklung des Mädchens ist auf eine abstoßende Weise faszinierend und sonderbar.

Ein weiterer Erzählstrang ist aus Sicht von Rosa, deren Hauptinteresse der Tod ist. Ihre Ansichten und Gedankengänge sind völlig morbid aber an machen Stellen haben sie auch etwas Witziges an sich. Zum Beispiel wenn sie zu dem Ergebnis kommt, dass Leute, die ohnehin gerne rumliegen keine Angst vor dem Tod haben müssen.
Erschien Rosa mir am Anfang der Geschichte noch ziemlich crazy, wurde sie mir im Verlauf der Handlung immer sympathischer. Ich würde mir direkt wünschen, dass Vera Buck einen weiteren Thriller schreibt, bei dem Rosa involviert ist.

Die letzten beiden Erzählperspektiven sind Nora und Henrick, ein deutsches Ehepaar, dass Urlaub in einem abgelegenen Ferienhaus in Schweden macht. Als der 5-jährige Sohn Fynn verschwindet, stürzt die nach außen gute Ehe ein wie ein Kartenhaus.

Diese Geschichte war ein komplett wilder Ritt. Erinnerungen, Traumsequenzen und Spinnereien verwirren den Leser konstant. Alle Personen, die in diesem Buch vorkommen, zeigen ihren Mitmenschen nur einen Teil ihrer selbst. Jeder scheint etwas zu verbergen. Ich hatte mindestens drei verschiedene Theorien, wer der geheimnisvolle Entführer sein könnte. Immer, wenn ich das Gefühl hatte, der Auflösung ein Stück näher zu sein, kam der nächste Plottwist.
Das Ende war logisch und rückblickend offensichtlich, kam für mich allerdings als Überraschung denn es war keine meiner Theorien.
„Das Baumhaus“ ist ein sensationell spannender Thriller, mit einer tollen düsteren Atmosphäre und originellen Charakteren. Großes Kino! Ich bin komplett begeistert.

Bewertung vom 03.05.2024
Zeilenflüstern / Sweet Lemon Agency Bd.1
Groh, Kyra

Zeilenflüstern / Sweet Lemon Agency Bd.1


ausgezeichnet

„Sweet Lemon Agency – Zeilenflüstern“ habe ich als Hörbuch gehört. Mit dem Duo Leonie Landa und Julian Tennstedt kann man nicht viel falsch machen. Ich schätze beide sehr für ihre Art, einer Geschichte Leben einzuhauchen und auch diesmal sind sie wieder top, was auf jeden Fall auch daran lag, dass Kyra Groh eine extrem gute Vorlage geliefert hat.

Schon als ich den Klappentext gelesen hatte, war ich von diesem Plot sehr angetan. Da ich selber gerne Hörbücher höre und Wert auf angenehme Stimmen lege, fühlte ich mich direkt angesprochen und konnte mich auch gut in die Protagonistin Klara hineinversetzen.

Klara arbeitet seit kurzem in einer Werbeagentur. Sie ist eine sehr introvertierte junge Frau, die schon oft von ihren Mitmenschen enttäuscht wurde. Als Tochter gehörloser Eltern fällt es ihr oft schwer, einen Platz im „lauten Leben“ zu finden. Trost findet sie bei den Hörbüchern der Schwingensaga, die sie immer wieder hört, da die Stimme des Sprechers Noel Carter die perfekte Alltagsflucht für sie ist.
Wie der Zufall es so will, führt ihr erster großer Job als Texterin sie ausgerechnet mit Noel zusammen. Einem erfolglosen Schauspieler, der sich mit Sprecherjobs, die er hasst, über Wasser hält.

„Zeilenflüstern“ ist eine bittersüße Geschichte voller Melancholie, voller Sackgassen und auch voller Chancen und neuer Hoffnungen. Klara und Noel sind beide auf ihre Art desillusioniert und voller Selbstzweifel und dennoch haben beide den Mut noch nicht vollständig verloren und hoffen auf die Erfüllung ihrer Träume. Es war sehr mitreißend zu verfolgen, wie sich beide weiterentwickeln. Wie Klara nach und nach aus ihrem Schneckenhaus kommt, in ihren Kollegen neue Freunde findet und sich immer mehr öffnet.
Die Liebesgeschichte von Klara und Noel ist so voller Gefühl und trotzdem auch voller Schmerz. Kann eine Liebe, die begann, während sich beide auf einem emotionalen Tiefpunkt befanden auch den Wechsel zur Sonnenseite bestehen?
Ich habe wirklich jedes Detail dieser Geschichte geliebt. Ernste Themen und lustige Momente wechseln sich ab und es ist genau die richtige Mischung aus Wohlfühlroman und Drama.
Kyra Groh schreibt so mitreißend und voller Gefühl – einfach toll!
Ich freue mich sehr auf den nächsten Band aus der „Sweet Lemon Agency“.

Bewertung vom 14.04.2024
Frühlingsgeheimnisse / Season Sisters Bd.1
Helford, Anna

Frühlingsgeheimnisse / Season Sisters Bd.1


gut

„Season Sisters“ ist eine vierteilige Reihe um die Schwestern der Familie Season. Diese heißen Spring, Summer, Autumn und Winter. Lustig und lächerlich gleichzeitig. Schande über die Eltern, die ihren Kindern so alberne Namen verpasst haben.
Band 1 „Frühlingsgeheimnisse“ handelt – wie man sich denken kann – um Spring Season.

In der Gegenwart begleiten wir Spring, wie sie sich mit der Seniorin Sophia anfreundet und deren Familiengeheimnisse lüftet. Dabei trifft Spring auf ihre Jugendliebe Ethan. Mit der Gegenwartshandlung habe ich mir schwer getan. Der Schreibstil ist sehr theatralisch, die ganze Handlung kam mir vor wie ein Kammerspiel, dass völlig überzogen ist. Augen werden weit aufgerissen, Tränen rinnen über die Wangen und alle sind übertrieben verständnisvoll und großzügig. Niemand würde sich im richtigen Leben so verhalten und sei die erste Verliebtheit noch so groß. Wer investiert mal eben ein paar Millionen, nur weil er seinen Jugendschwarm wieder getroffen hat.

Deutlich besser gefallen hat mir die Vergangenheitshandlung. Die ist zwar genauso überspannt, aber zu einer Geschichte, die um 1870 spielt, passt der Schreibstil besser. Bridgerton Fans kommen hier auf jeden Fall auf ihre Kosten. Ein herrschaftliches Anwesen, eine große Liebesgeschichte, eine arme Krankenschwester und intrigante, zu allem entschlossene Widersacher. Ich fand die Geschichte um Daphne und Frederic sehr spannend, eigentlich sogar 5 Sterne (und die Gegenwart 3 Sterne) aber gegen Ende wird es wirklich so dermaßen übertrieben, selbst wenn man alle Augen zudrückt, kann man sich so etwas nicht mal annähernd vorstellen.

Ich habe noch nicht abschließend entschieden, ob ich die Reihe weiterlese. Die Klappentexte klingen gut, aber eine Leseprobe am Ende des Buches verrät bereits, dass der Schreibstil wieder genauso unnatürlich ist. Dafür muss ich in der richtigen Stimmung sein.

Bewertung vom 05.04.2024
Was die Dünen verheißen / Die St.-Peter-Ording-Saga Bd.2
Janz, Tanja

Was die Dünen verheißen / Die St.-Peter-Ording-Saga Bd.2


gut

„Was die Dünen verheißen“ ist der zweite Band der Sankt-Peter-Ording Reihe von Tanja Janz. Die Bücher sind unabhängig von einander lesbar, da sie in unterschiedlichen Jahrzehnten spielen und andere Familienmitglieder im Zentrum stehen.Trotzdem trifft man auf bekannte Charaktere. Ich habe Teil eins auch gelesen und fand es deswegen witzig, Sabine und Tom als seriöse Erwachsene mit 17-jährigen Zwillingen zu sehen. Insbesondere Tom, der als Jugendlicher selbst allerhand wilde Träume hatte, ist ein richtiger Spießer geworden. Seine Tochter Julia muss unbedingt Abitur machen und eine Bewerbung bei der Lufthansa kommt schon gleich gar nicht in Frage.

Das Buch wird hauptsächlich aus der Sicht von Julia erzählt. Obwohl sie erst 17 ist, hilft sie pflichtbewusst ihren Eltern im Strandcafé. Wenn es nach ihrem Vater ginge, soll sie schon bald die Leitung übernehmen.
Julia träumt allerdings davon, Sankt-Peter-Ording zu verlassen und die große weite Welt zu bereisen. Eine Ausbildung zur Flugbegleiterin klingt für sie sehr verlockend. Zunächst einmal verschlägt es sie jedoch nach Gelsenkirchen, wo sie ein Praktikum im Reisebüro ihrer Tante macht.

Tanja Janz gelingt auch diesmal gut die Grätsche zwischen Strand und Ruhrgebiet. Sie fängt die jeweilige Stimmung authentisch ein und stellt die Beschaulichkeit der Küste mit dem Gewusel der Stadt gegenüber. Das Buch spielt Ende der 70er Jahre, kurz, bevor ich geboren wurde, und es ist lustig, daran erinnert zu werden, wie umständlich es war, ohne Google Maps einen Weg von A nach B zu finden oder an die Adresse eines Menschen zu kommen. In meiner Kindheit war es auch nicht anders und so fand ich es nostalgisch, über Telefonbücher, Kaufhausnamen und Kirmes zu lesen.

Insgesamt hat mir „Was die Dünen verheißen“ meistens ganz gut gefallen. Ich fühlte mich gut unterhalten, auch wenn es mir negativ aufgefallen ist, dass es öfters in aufeinander folgenden Sätzen Wortwiederholungen gibt und dass die Dialoge oft recht hölzern wirken. Auch hieß der Eurovision Songcontest damals noch nicht so.

Julia ist eine sympathische Protagonistin. Natürlich ist sie aufgrund ihres jungen Alters noch sehr flatterhaft und begeistert sich heute für dies und morgen für das.
Eigentlich wollte ich dem Roman 4 Sterne geben. Gegen Ende entwickelt sich die Geschichte allerdings äußert sonderbar, so dass ich letztendlich doch nur 3 Sterne gebe. Wir haben Julia als modernes Mädchen voller Träume kennengelernt. Sie hat so viele Optionen, was sie mit anfangen könnte und es enttäuscht mich, dass sich die Autorin entschieden hat, Julias Leben vor die Wand zu fahren. Es ist traurig, was mit ihr passiert und das Verrückteste ist, ihre Familie feiert sie dafür total und ist glücklich, dass aus ihrer Tochter nun quasi nichts wird. Die Eltern Tom und Sabine finde ich ohnehin äußerst sonderbar. Tom begegnet Julia mit relativ viel Strenge aber auf der anderen Seite ist es völlig in Ordnung für ihn, dass sein ebenfalls erst 17-jähriger Sohn bereits eine schwangere Verlobte hat. Kinderkriegen scheint in dieser Familie einfach das Größte zu sein. Ob dies Ende der 70er noch so zeitgemäß war, sei dahingestellt.
Es ging mir auch tierisch auf die Nerven, dass sowohl Julias beste Freundin als auch ihre Mutter immer wieder betonen müssen, sie würden sich die Dinge, die Julia macht, nicht trauen. Dabei geht es um Sachen wie einen Brief schreiben oder eine Bewerbung.
Es fiel mir oft schwer, mich in das hier gezeichnete Frauenbild hineinzudenken.